Gutes kommt wieder - Charles Dickens: »Die Geschichte zweier Städte«
Gutes kommt wieder
Charles Dickens: »Die Geschichte zweier Städte«
Dickens- zweigeteilt
Dieses zweiteilige Hörspiel ist irgendwann in den späten 70er oder frühen 80er-Jahren als Vinyl-Platten bei MARITIM erschienen. Das Hamburger Label setzte damals Produktionen für Kinder und Jugendliche als Hörspiele um und war so etwas wie die direkte Konkurrenz zu dem ebenfalls in Hamburg ansässigen Studio Miller International (EUROPA). MARITIM gehörte damals zum Verlagshaus Gruner & Jahr. Wann genau diese beiden Platten erschienen sind, war für den Verfasser dieser Zeilen nicht zu eruieren.
Die ALL ERAS GmbH, die seit einigen Jahren einige der bekannten und weniger bekannten Einzelhörspiele früherer Tage herausbringt und dabei mit den heutigen Vertreibern des Labels MARITIM zusammenarbeitet - nämlich Highscore Music GmbH - brachte den Zweiteiler 2020 erneut als Streaming auf den Markt.
Was wir mit der Charles Dickens-Geschichte da hören ist mitnichten ein Kinderhörspiel. Dafür ist der Stoff doch allzu streng und auch wenig interessant für ein junges Publikum. Auch das farbenfrohe Cover kann letzten Endes nicht darüber hinwegtäuschen. Es geht um Schuld und Sühne, es geht um Leidenschaft und Liebe und es geht um Unschuld und Gerechtigkeit. All das erzählt Dickens in einer Geschichte zweier Städte, in denen Menschen aufeinandertreffen und deren Schicksale sich auf eigentümliche Art und Weise miteinander verbinden. Ein wenig, wie Johannes Mario Simmel oder H.G. Konsalik liefert diese Geschichte Stoff für Erwachsene mit Hang zur Dramatik, und zwar ganz und gar trivial. Nur eben in einer sehr viel früheren Zeit.
Grandiose Besetzungsliste
Grandios ist die Besetzung und gerade zu der Zeit damals ist die Besetzung auch bemerkenswert. In einer er Hauptrollen ist Alexander Welbat zu hören. Der Vater von Douglas Welbat klingt in späten Jahren genauso oder wenigstens fast genauso wie sein Sohn. Ist schon bemerkenswert. Ferner sind bekannte Stimmen an Bord, die man aus vielen Hörspielen der 70er und 80er-Jahre kennt. Rüdiger Schulzki zum Beispiel, der nicht nur als X-RAY 1 in den Larry Brent-Hörspielen eine gute Figur machte. Daneben Franz-Josef Steffens, Paul Edwin Roth und Henry König. Letzterer prägte für mich den Satz "Gutes kommt wieder", nachdem er um einen Kommentar zur Rückkehr der Larry Brent-Serie (2002) gebeten wurde und dessen Satz titelgebend für diese Artikelreihe wurde. König sprach dort den Iwan Kunaretschew.
Ein Zweiteiler mit großartigen Sprechern und guter Musik, dem allerdings auch ein Erzähler fehlt, da es hier viele Szenen und Zeitenwechsel gibt. Auch wenn der Stoff etwas schwerer verdaulich ist und Tempo und Spannung hier und da auf der Strecke bleibt, überzeugt das Werk durch seine präzise Inszenierung und überrascht als Hörspiel für Erwachsene, einem Untergenre, welches im kommerziellen Bereich damals so noch nicht üblich war.
Regisseur und Produzenten sind leider unbekannt.
Charles Dickens - Die Geschichte zweier Städte
(1) = Klappentext
(c) by author