Der Macher - »Die Wilsheimer«
Claus Peter Witt, der „Die Wilsheimer“ schließlich inszenieren sollte, hatte bereits zuvor mit „Diese Drombuschs“ einen Serienklassiker auf die Bahn gebracht, der in Hessen (Darmstadt) angesiedelt war und es insgesamt auf eine Laufzeit von zehn Jahren brachte. Auch Horst Pillau hatte als Autor von Erfolgsserien wie „Unter einem Dach“ und „Es muss nicht immer Kaviar sein“ bereits publikumswirksame Straßenfeger verantwortet. Für die Hauptrolle war es den Machern von „Die Wilsheimer“ gelungen, keinen geringeren als den deutschen Nachkriegsstar („Wir Wunderkinder“, „Buddenbrooks“) Hansjörg Felmy zu verpflichten, der auch schon für Alfred Hitchcock („Der zerrissene Vorhang“) und als „Tatort“-Kommissar vor den Kameras gestanden hatte. Die sechsteilige Serie erwies sich ebenfalls als Erfolg und ist nun erstmals auf DVD in einer Box aus zwei Scheiben erschienen.
Jean Ziegler (Hansjörg Felmy) ist ein wichtiger Bauunternehmer in der kleinen Gemeinde Wilsheim. In zweiter Ehe ist er glücklich mit Lilo (Gila von Weitershausen) verheiratet und Vater der fast erwachsenen Anni (Ulrike Stürzbecher) und des kleinen Andi (Axel Jörg). In Wilsheim wird gerade darüber diskutiert, ob die anstehende Eingemeindung zu Frankfurt am Main ein Fluch oder ein Segen ist. Ziegler unterstützt den Plan, weil er sich dadurch lukrative neue Bauvorhaben verspricht. Sein bester Freund, der Bürgermeister Friedrich Erlemann (Dieter Kirchlechner), vertritt jedoch die Meinung vieler Wilsheimer, die lieber eigenständig bleiben möchten. Privat kommt es im Verlauf der Handlung auch zu zahlreichen Turbulenzen, weil Playboy Ziegler nichts anbrennen lässt und Lilo befürchtet, dass er sie mit Gudrun Idstein (Iris Berben), der Frau des hauseigenen Anwalts (Knut Hinz), hintergeht. Anni, die gerade den Führerschein und das Abitur macht, hat sich derweil in Erlemanns Sohn Michael (Tilman Madaus) verliebt, was zu weiteren Problemen führt.
Vor dem recht realistisch und detailreich gezeichneten Hintergrund von kleinbürgerlichen Querelen in der Bundesrepublik der späten 1980er Jahre erzählen Horst Pillau und Bernt Rhotert eine unterhaltsame und kurzweilige Familiengeschichte, die kaum etwas von ihrem Charme eingebüßt hat. Claus Peter Witt erweist sich einmal mehr als effizienter und talentierter Regisseur, bei dem keine Szene zu lange gerät und ohne Umschweife erzählt wird. Einige Dramatisierungen in der Geschichte wirken zwar etwas bemüht und am Ende auch mal konstruiert, aber es gibt genügend Schauwerte (wie beispielsweise einige Außenaufnahmen in Marokko) und ein wunderbares Ensemble aus beliebten und bekannten Schauspielern, die über dieses kleinere Manko hinwegsehen lassen. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert uns die sechsstündige Miniserie auf zwei Silberlingen in angemessener Bildqualität (im Vollbildformat 4:3), die nur gelegentlich (und insbesondere in Folge 3) durch MAZ-Artefakte getrübt wird. Der Ton liegt auf Deutsch in Dolby Digital 2.0 Mono vor und ist nicht zu beanstanden. Extras sind keine vorhanden.