Geld regiert die Welt - »The Magic Christian«
Geld regiert die Welt
»The Magic Christian«
Terry Southern (1924-1995) hatte zuvor beispielsweise auch das Drehbuch zu Stanley Kubricks „Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gesehenes-mainmenu-150/39267-alarmstufe-rot-dr-seltsam-oder-wie-ich-lernte-die-bombe-zu-lieben), in dem Sellers mal wieder drei verschiedene Rollen spielte, verfasst. Auch am Drehbuch zur ersten, parodistisch gemeinten Verfilmung von „Casino Royale“ war Southern beteiligt, mit Dennis Hopper und Peter Fonda schrieb er die Vorlage zu „Easy Rider“. Wie die Southern-Werke „Candy“ und „Barbarella“ sind das alles typische Zeitgeist-Filme der 1960er Jahre, die in psychedelischen Farben ziemlich wirre Geschichten erzählen und oftmals mit handverlesenen Starbesetzungen aufwarten können. Auch „The Magic Christian“, der hierzulande für die Kinoauswertung den Untertitel „Ein Beatle im Paradies“ verpasst bekam, bildet da keine Ausnahme. Terry Southern hatte die gesellschaftskritische Romanvorlage geschrieben und gemeinsam mit dem Regisseur Joseph McGrath („Trau keinem über 30“) auch das Drehbuch verfasst, das von Peter Sellers, Graham Chapman und John Cleese (die fast zeitgleich mit „Monty Python’s Flying Circus“ weltbekannt werden sollten) um einige zusätzliche Gags angereichert wurde. Vor der Kamera versammelten sich unzählige Stars und Sternchen, teilweise in nur sekundenkurzen Gastauftritten.
Der Milliardär Sir Guy Grand (Peter Sellers) hat alles, was man sich nur wünschen kann – außer einem Stammhalter. Da er auch nicht mehr der Jüngste ist, entschließt er sich eines Tages dazu, im Park einen jungen Hippie-Gammler (Sir Ringo Starr) aufzulesen und zu seinem Adoptivsohn zu machen. Zusammen mit Guys ebenfalls kinderlosen Schwestern Agnes (Isabel Jeans) und Esther (Caroline Blakiston) macht sich das Gespann auf eine Rundreise durch England, um Grand Junior zu beweisen, dass man mit Geld einfach alles kaufen kann. Weder an der traditionellen englischen Fasanenjagd oder bei einem Besuch im Theater noch bei den Ruderwettkämpfen zwischen den Eliteuniversitäten wird dabei ein gutes Haar gelassen. Selbst ein Besuch bei einer Versteigerung bei Sotheby’s lässt den Direktor (John Cleese) am Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Das Ganze gipfelt mit einer Kreuzfahrt auf der „Magic Christian“. An Bord tummeln sich nicht nur glatzköpfige Transvestiten (Yul Brynner) und die Priesterin der Peitsche (Raquel Welch), sondern auch noch Graf Dracula höchstpersönlich (Sir Christopher Lee).
Auf schrill-überzogene Weise kritisiert der Film das dekadente britische Klassensystem, zeigt die Gier und Unersättlichkeit des Establishments auf und konterkariert das Ganze mit dem Laissez-Faire der Blumenkinder. Gelungen sind auch der von Paul McCartney komponierte Titelsong „Come and Get It“ (gesungen von Bad Finger) und einige ziemlich schräge Gastauftrítte, allen voran Yul Brynner in Frauenkleidern und mit Damenperücke. Trotzdem fehlt es an einem roten Faden und einer strafferen Inszenierung, weswegen hier in erster Linie Fans von Skurrilitäten auf ihre Kosten kommen werden. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films wurde von einem brandneuen 2K-Master gezogen, was man dem sehr überzeugenden Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ansieht. Zwar ist gelegentlich das Filmkorn erkennbar, aber Schärfe und Farben können sich wahrlich sehen lassen. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Als Extras gibt es den britischen Kinotrailer, den „Trailer from Hell“ mit Mick Garris sowie eine hübsche animierte Bildergalerie zum Film zu bewundern.