(K)Eine Frage des Geldes - »Triangle of Sadness«
(K)Eine Frage des Geldes
»Triangle of Sadness«
Schon „Involuntary“, Ruben Östlunds zweiter Langfilm, feierte seine Uraufführung 2008 auf dem Filmfestival von Cannes, wo er in der Nebensektion „Un certain regard“ lief. Nach einem ersten Preis auf dem renommierten A-Festival drei Jahre später für „Play – Nur ein Spiel“, setzte sich Östlunds Cannes-Siegeszug 2014 mit „Höhere Gewalt“ fort, für den er den Jurypreis von „Un certain regard“ erhielt und der mittlerweile mit „Downhill“ ein nur mäßig gelungenes US-Remake von Nat Faxon und Jim Rash (mit Julia Louis-Dreyfus und Will Ferrell in den Hauptrollen) spendiert bekam. In die Königsklasse schaffte es Östlund dann 2017 mit „The Square“, für den er zum ersten Mal die Goldene Palme erhielt und als bester „nicht-englischsprachiger Film“ für den Oscar nominiert wurde. Der Film über einen Stockholmer Museumskurator (Claes Bang), der mit allerhand Problemen zu kämpfen hat, erreichte hierzulande fast eine Viertelmillion Zuschauer, was für einen Arthousefilm durchaus beachtlich ist. Diese Zahlen konnte „Triangle of Sadness“ trotz der komplizierteren Corona-Situation im vergangenen Herbst noch toppen. Kurz vor dem deutschen Kinostart hatte Östlund für sein neuestes Werk abermals die Goldene Palme in Empfang nehmen dürfen. Der Film hatte darüber hinaus auch auf traurige Weise für Schlagzeilen gesorgt, denn Hauptdarstellerin Charlbi Dean war nur drei Monate nach der umjubelten Cannes-Premiere mit nur 32 Jahren an einer bakteriellen Sepsis gestorben.
Yaya (Charlbi Dean) und Carl (Harris Dickinson) haben ihr gutes Aussehen zu ihrem Beruf gemacht. Das junge Paar verdient sein Geld als Models, wobei er aufgrund seines Geschlechts in diesem Fall mit halb so viel Einkommen auskommen muss wie sie. In einem feinen Restaurant kommt es deswegen zwischen den beiden zu einem Streit über Geschlechterrollen und Abhängigkeiten, der in seiner Authentizität an die Substanz geht. Wenig später haben sich die beiden wieder versöhnt und treten gemeinsam eine Reise auf einer Luxusyacht an, die sie Yayas Status als Social-Media-Influencerin zu verdanken haben. An Bord tummeln sich die unterschiedlichsten Großverdiener aller Herren Länder, vom russischen Oligarchen mit seiner Frau (Zlatko Buric und Sunnyi Melles), einem britischen Waffenproduzentenpaar im Seniorenalter (Amanda Walker und Oliver Ford Davies) über einen skandinavischen High-Tech-Emporkömmling (Henrik Dorsin) bis hin zu einer nach einem Schlaganfall stark eingeschränkten deutschen Industriellengattin (Iris Berben). Der Kapitän (Woody Harrelson) macht sich rar an Deck, weil er sich lieber in seiner Kabine dem Alkohol hingibt und die Bücher von Karl Marx zum x-ten Male liest. Als Piraten das Schiff entern, gerät die Situation völlig außer Kontrolle, und plötzlich ist die bisherige Putzfrau Abigail (Dolly de Leon) durch ihr Können die wichtigste Person der bunt zusammengewürfelten Truppe.
Ruben Östlunds Film ist in drei Kapitel untergliedert, die thematisch und stilistisch ganz unterschiedlich gestaltet sind. Nach dem eher dialoglastigen ersten Teil, in dem die Beziehung eines jungen Paares messerscharf seziert wird, wandelt sich der Film mit der Verlagerung auf die Yacht zu einer bitterbösen Gesellschaftssatire, die zur Mitte des Films ihren Slapstick-Höhepunkt erreicht und den Zuschauern aufgrund von Östlunds herrlichem Talent für visuelle Komik die Tränen in die Augen treibt. Der dritte Teil auf einer einsamen Insel ist dann wieder ruhiger ausgefallen, bleibt aber eine gallige Satire auf menschliches Fehlverhalten, das ein hohes Fremdschämpotenzial aufweist. Insgesamt ist „Triangle of Sadness“ ein kurzweiliges und tiefschürfendes Zerrbild unserer Gesellschaft, das zum Nachdenken anregt und dabei ausgesprochen gut zu unterhalten versteht. Die BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein exzellentes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) und einen nicht zu beanstandenden Ton (Deutsch im DTS HD Master Audio 5.1, als deutsche Audiodeskriptionsfassung im DTS HD Master Audio 2.0 sowie in der englischen Originalfassung in Dolby Atmos, optional mit deutschen Untertiteln oder deutschen Untertiteln für Hörgeschädigte). Zu den Extras gehören der deutsche Trailer zum Film, Interviews vom Filmfestival in Cannes mit Regisseur Ruben Östlund (12 Minuten) und Darstellerin Dolly de Leon (8 Minuten) sowie weitere Interviews mit Östlund (8 Minuten) und den deutschen Darstellerinnen Sunnyi Melles (17 Minuten) und Iris Berben (14 Minuten).