Eine wahrhaft königliche Fabel - »Spencer«
Eine wahrhaft königliche Fabel
»Spencer«
Besonderen Fokus wird dabei auf die tragische Figur der Princess Diana gelegt. Da wäre etwa der Dokumentarfilm „The Princess“ von Ed Perkins, der durch bislang unveröffentlichtes Archivmaterial einen ganz neuen Blick auf Lady Di gewährt. Durch die Tatsache, dass der Dokumentarfilm stets die Perspektive der Paparazzi beibehält, wird der Zuseher selbst zum Voyeur und dürfte bei so manch intimer Aufnahme zu Recht ein mulmiges Gefühl bekommen. Gegen Ende des Jahres erscheint mit der sechsten Staffel der gefeierten Netflix-Hitserie „The Crown“ ein Streaming-Projekt, welches ebenso die von Elizabeth Debicki verkörperte Diana in den Fokus rückt.
Bereits im Februar ist der vom chilenischen Regisseur Pablo Larrain inszenierte „Spencer“ in den Kinos gestartet, in dem Kristen Stewart als Princess Diana brillierte. Stewart musste sich bei der letztjährigen Oscar-Verleihung ja bekanntlich Jessica Chastain für deren Darstellung der Tammy Faye Bakker in „The Eyes of Tammy Faye“ geschlagen geben, stellt aber dennoch das mit Abstand größte Asset des Films dar, da sie vollkommen in der Rolle aufgeht und Princess Diana mit einer darstellerischen Wucht verkörpert, die man der ehemaligen „Twilight“-Darstellerin in dieser Form mitunter gar nicht zugetraut hätte. Leider kann das Drumherum des Films in keiner Weise mit der Qualität von Kristen Stewarts Performance mithalten. Zwar schwelgt Regisseur Larrain in verschwenderischen Bildern und einer schönen Ausstattung, allerdings vermag die erzählte Geschichte kaum zu fesseln. Die Dialoge wirken oftmals redundant und dienen kaum der narrativen Weiterentwicklung der Story. Abgesehen von Diana und dem von Timothy Spall verkörperten Majordomus Alistar Gregory bleiben die Figuren blass und unterentwickelt. Zudem wird der grundsätzlich interessante Aspekt, die Geschichte als modernes Märchen zu erzählen, nur sporadisch wirklich ausgeführt, wodurch viel interessantes Potenzial ungenutzt bleibt.
Auch die damit im Zusammenhang stehende Symbolik wirkt oftmals eher verwirrend oder geradezu grotesk (etwa am großen royalen Weihnachts-Essen, in der Diana im Rahmen einer Halluzination als metaphorische Erbin von Anne Boleyn auftritt, der zweiten Frau von König Heinrich VIII. und Königin von England, welche ja bekanntermaßen unter fadenscheinigen Anschuldigungen enthauptet wurde. Diana erhält dabei eine Perlenkette von Charles, zerstört diese und verspeist sie in einer eindrücklichen und beinahe schon an einen Horrorfilm erinnernden Sequenz mit ihrer Suppe). Solche Szenen laden zwar zur Interpretation ein, können aber im Endeffekt auch nicht über die Belanglosigkeit des Plots hinwegtäuschen, welcher definitiv das größte Manko von „Spencer“ darstellt.
Fazit:
Kristen Stewart setzt sich mit ihrer grandiosen Performance als Princess Diana ein filmisches Denkmal, vermag es allerdings dennoch nicht über die belanglose Erzählung des Films hinwegzutäuschen, der zwar durch seine opulente Optik schön anzusehen, inhaltlich aber deutlich zu dünn geraten ist. Dann lieber nochmal „The Crown“ rewatchen und sich auf Staffel 6 freuen.
Spencer