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The Wheel of Time - The Eye of the World

Robert Jordans Wheel Of TimeThe Wheel of Time –
The Eye of the World

Das wohl größte Fantasyabenteuer aller Zeiten beginnt...

„The Wheel of Time turns, and Ages come and pass, leaving memories that become legend. Legend fades to myth, and even myth is long forgotten when the Age that gave it birth comes again. In one Age, called the Third Age by some, an Age yet to come, an Age long past, a wind rose in the Mountains of Mist. The wind was not the beginning. There are neither beginnings nor endings to the turning of the Wheel of Time. But it was a beginning.“

Mit diesen Worten beginnt eine epische Fantasysaga, die zu den erfolgreichsten Reihen aller Zeiten gehört: »The Wheel of Time«, das atemberaubende Meisterwerk des leider viel zu früh von uns gegangenen Robert Jordan. 

Fantasyromane gibt es viele, gute wie schlechte. So mancher Roman erweist sich schon nach wenigen Seiten als echter Rohkrepierer, andere hingegen, etwa Tolkiens »Der Herr der Ringe«, Williams »Die Saga vom Osten Ard« oder Martins »Das Lied von Eis und Feuer«, schlagen Millionen von Lesern weltweit in ihren Bann und entführen sie in phantastische Reiche weit jenseits unserer Realität.

Keine Frage, trotz jeder Menge Schund, auf die man unter dem Label „Fantasyliteratur“ stößt, ist das Genre reich an erstklassigen Werken, die man am liebsten nie wieder aus der Hand legen möchte. Doch so hochwertig und mitreißend diese Romane auch alle sein mögen, keiner von ihnen kann es mit den Büchern aus Jordans »The Wheel of Time«-Reihe aufnehmen. In meinen Augen sind die Abenteuer um den Wiedergeborenen Drachen die wohl beeindruckendsten und faszinierendsten, die in Sachen Fantasy jemals geschaffen wurden. Kaum ein anderer Roman hatte so viel Einfluss auf das, was ich bis heute gerne lese und sehe, wie die Werke von Robert Jordan.

Aus diesem Grund habe ich beschlossen, den elf (demnächst, wenn endlich der Abschlussband aus der Feder Brandon Sandersons erscheint, zwölf) Bänden der Reihe in den kommenden Wochen und Monaten einige Artikel auf dem Zauberspiegel zu widmen. Artikel, die hoffentlich dazu beitragen, dass noch viele neue Leser den Weg in eines der unglaublichsten und großartigsten Abenteuer aller Zeiten finden.

The Eye of the World The Eye of the World
»The Eye of the World«, auf deutsch »Die Suche nach dem Auge der Welt« (erschienen im Piper Verlag), ist der Auftaktband zu Jordans umfangreichem Meisterwerk. Hier trifft der Leser zum ersten Mal auf Rand al'Thor, Mat Cauthon und Perrin Aybara, die drei jungen Männer, die im Zentrum der Saga stehen.

Die ganze Geschichte beginnt auf einer Straße kurz vor dem kleinen, abgeschieden liegenden Ort Emond's Field, einen Tag, bevor das Bel Tine-Fest gefeiert wird. Rand al'Thor, ein ganz gewöhnlicher, wenn auch hoch aufgeschossener Bauernjunge, und sein Vater Tam befinden sich auf dem Weg ins Dorf, wo sie einige Utensilien für die kommenden Feierlichkeiten abgeben und dann das Fest im Kreise ihrer Freunde und Bekannten genießen wollen. Sehr zum Feiern ist den beiden Waldbauern allerdings nicht zu Mute. Der Winter hält sich in diesem Jahr besonders lange, die neue Saat geht nicht an und zudem machen hungrige Wölfe die Gegend unsicher.

Doch so schwer die Zeiten auch sein mögen, unterkriegen lassen wollen sich Vater und Sohn davon nicht. So befinden sie sich an diesem Tag auf dem Waldweg, der ihren Hof mit dem Dorf verbindet, als Rand mit einem Mal eine unheimliche, schwarz gewandte Gestalt erblickt, die ihn anzustarren scheint. Erschrocken macht Rand seinen Vater auf den Unbekannten aufmerksam, doch als Tam sich herumdreht, ist der mysteriöse Schatten spurlos verschwunden.

Haben ihm seine Nerven lediglich einen Streich gespielt? Sollte er sich den Vorfall nur eingebildet haben? Rand ist sich nicht sicher, was er von der rätselhaften Erscheinung halten soll. Mit einem unguten Gefühl im Magen setzt er den Weg nach Emond's Field fort, wo er erfährt, dass auch andere, darunter seine Freunde Mat, ein unverbesserlicher Kindskopf, und Perrin, der muskelbepackte, immer ein wenig nachdenklich wirkende Schmiedgehilfe, den finsteren Reiter gesehen haben.

Nun wird auch Tam ein wenig mulmig im zumute. Aus Angst, ihr Hof könnte einer Räuberbande zum Opfer fallen, machen sich er und sein Sohn noch am gleichen Tag auf den Rückweg zum heimischen Gut. Eine Entscheidung, die sich beinahe als fatal erweist, denn auf dem Hof erwarten die beiden keine gewöhnlichen Diebe, sondern eine Horde mordgieriger Trollocs!

Nur mit Mühe gelingt es Rand und Tam, den Bestien zu entkommen. Zurück in Emond's Field müssen sie feststellen, dass auch das Dorf von den halb tierischen, halb menschlichen Ungeheuern heimgesucht wurde. Für die Bewohner des Ortes ist das Ganze ein Albtraum, galten Trollocs doch bislang als Gestalten aus Sagen und Legenden, mit denen man kleinen Kinder einen Schrecken einjagen kann. Wahrhaft schrecklich ist dieser Überfall jedoch für Rand, Mat und Perrin, denn wie es aussieht waren die Kreaturen hinter ihnen her!

Für die drei Jungen aus Emond's Field beginnt damit ein Abenteuer, wie es phantastischer nicht sein könnte. Begleitet von der Aes Sedai Moiraine, dem Hüter Lan, dem Gaukler Thom Merrilin und der Tochter des Bürgermeisters, Egwene al'Vere, machen sie sich auf nach Tar Valon, zur Hochburg der Aes Sedai. Hier erhoffen sie sich Hilfe. Die haben sie auch bitter nötig, denn die Trollocs haben nicht aus freiem Willen gehandelt. Sie wurden gezielt ausgesandt: Von Ba'alzamon, dem Dunklen Herrscher, der seit Jahrtausenden in seinem Gefängnis harrt und darauf wartet, die Welt erneut mit Angst und Schrecken zu überziehen. Dieser Zeitpunkt scheint gekommen, und die drei Jungen aus Emond's Field spielen dabei eine entscheidende Rolle...

Was »The Wheel of Time« so faszinierend macht
...lässt sich gar nicht so einfach beschreiben. »The Eye of the World« ist eines jener raren Bücher, bei denen einfach alles stimmt. Von der ersten Seite an lässt einen der Roman nicht mehr los, und je weiter die Handlung voranschreitet, umso fesselnder wird die Geschichte.

Wenn man versucht, möglichst knapp zu schildern, was genau dieses „gewisse Etwas“ ausmacht, das Jordans Werk über so viele andere, sehr gute, wenn nicht sogar exzellente Fantasyromane hinaus erhebt, dann kann man daran eigentlich nur scheitern. Trotzdem will ich einmal versuchen, meine Begeisterung für die Reihe zum Ausdruck zu bringen und hoffe, dass die folgenden Absätze zumindest eine Ahnung davon aufkommen lassen, warum mich »The Wheel of Time« gefesselt hat wie noch keine andere Fantasyserie zuvor (und glaubt mir, ich habe schon eine Menge aus diesem Genre gelesen...).

Also: Warum sollte man »The Eye of the World« unbedingt lesen? Was macht »The Wheel of Time« zu der außergewöhnlichen Serie, die die Reihe letztlich ist? Die Antwort darauf ist, wie schon erwähnt, vielfältig.

  • Die Story
    ...ist schlichtweg episch! Übermächtige Feinde, abenteuerliche Questen, ungewöhnliche Freundschaften, faszinierende Gesellschaften und Völker – »The Wheel of Time« ist ein Traum für jeden High Fantasy-Fan. Auf originelle Art und Weise verbindet Jordan bekannte Elemente des Genres mit einer Vielzahl neuartiger Storylines und überraschenden Geschehnissen und erschafft damit eine Geschichte, bei der ein Handlungsbogen bemerkenswerter ist als der nächste und bei der das Ganze so viel mehr noch ist als die Summe seiner Teile

  • Die Figuren
    Mal sympathisch, mal seltsam, mal erschreckend, mal geheimnisvoll. »The Wheel of Time« verfügt über ein schier endloses Reservoir an unverwechselbaren, liebevoll charakterisierten Figuren, die einem umgehend ans Herz wachsen. Dank glaubhafter Entwicklungen wirken die Charaktere ungemein lebendig, und selbst solche Figuren, die nur in ein oder zwei Szenen auftauchen, sind sorgfältig gezeichnet und alles andere als beliebig austauschbar.

  • Der Detailreichtum
    Man kann es durchaus als Schwäche auslegen: »The Wheel of Time« besteht aus einem Dutzend dicker Schinken, von denen selbst der dünnste mehr als 600 eng beschriebene Seiten umfasst. Es ist eine Menge Holz, die da zu lesen ist, will man wissen, wie die Saga endet. Andererseits hat dieser ungeheure Umfang einen Menge Vorteile. Jordan kann sich Zeit lassen bei allem, was er beschreiben und seine Figuren tun lassen will. Und genau das macht er auch: Ohne jemals in endlose, langweilige Beschreibungen unwesentlicher Einzelheiten zu verfallen, nimmt er sich ausreichend Platz und Raum um Figuren zu charakterisieren, Abenteuer von statten gehen zu lassen und seine Welt in einem sagenhaften Detailreichtum aufzubauen.

  • Die Völker und Gesellschaften
    Bestien, die teils Mensch, teils Tier sind. Ein uralter Feind, dessen Boten verschiedener nicht sein könnten. Eine Zauberkraft, deren männliche Hälfte vom Bösen verseucht ist. Eine Gesellschaft von Zauberinnen, die in einem geheimnisvollen Kastensystem existiert. Wüstenkrieger, Schattenfreunde, Menschen, die mit Wölfen reden. Dies sind nur einige von den vielen Völkern, Gesellschaften und Kreaturen, auf die man bei der Lektüre von Jordans Saga trifft. Wer an Fantasy also gerade die Vielfalt exotischer Kulturen mag, der liegt mit »The Wheel of Time« goldrichtig.

  • Der Sense of Wonder
    Ein großes Übel droht, die bekannte Welt im Schatten versinken zu lassen. Doch bis es soweit ist und die verheißenen Helden gegen den Dunklen Herrscher ins Feld ziehen können, muss noch einiges geschehen. Die ganze Geschichte beginnt in dem kleinen Dorf Emond's Field, von wo aus Rand und seine Freunde die Welt, ihre Wunder und Gefahren, eines nach dem anderen kennen lernen – und mit ihnen der Leser. Von Kapitel zu Kapitel warten neue, faszinierende Entdeckungen und überraschende Wendungen auf einen. Mehr Sense of Wonder geht wirklich nicht.

  • Die Welt
    Die Welt aus »The Wheel of Time« ist groß – gewaltig groß. Man mag noch so viele Orte an der Seite von Rand, Mat, Perrin und ihren Gefährten besucht haben, immer gibt es ein weiteres Fleckchen, das man noch nicht gesehen hat und in dem neue, bislang unentdeckte Dinge warten. Und, so viel sei verraten: Jordan beschränkt sich keineswegs auf den gewaltigen Kontinent, auf dem die Saga ihren Anfang nimmt...

  • »The Eye of the World«
    Der Auftakt einer Reihe gehört mit zum Wichtigsten, was ein Autor jemals zu seiner Serie abliefern muss. Mit »The Eye of the World« liefert Jordan einen Beginn, wie er besser nicht sein könnte. Schon die ersten Kapitel reißen den Leser unwiderstehlich mit. Man merkt dem Autor die Freude an, die er beim Eintauchen in seine Welt hatte; sie überträgt sich mühelos auf den Leser. »The Eye of the World« ist einer jener Romane, die man einfach nicht mehr aus der Hand legen möchte. Ein Meisterwerk, wie es dem Auftakt einer großartigen Fantasysaga nicht angemessener sein könnte.

Lange Rede, kurzer Sinn
»The Wheel of Time« ist eine der interessantesten, vielschichtigsten und mitreißendsten Fantasyserien, die jemals geschrieben wurde. »The Eye of the World« öffnet dem Leser das Tor in ein Abenteuer, das er nie wieder vergessen wird.

Bevor ich endgültig in endlose Schwärmerei verfalle (auch wenn es dafür genau genommen ein wenig zu spät ist, ich weiß...), sollte der Fairnesskeit halber gesagt werden, dass Jordans Epos durchaus seine Schwächen hat. Doch zum einen verblassen diese im Angesicht der Stärken, die bei Weitem überwiegen, und zum anderen soll dieser Artikel ja gerade zeigen, warum es sich auf alle Fälle lohnt, den Romanen trotz ihrer einschüchternden Länge eine Chance zu geben.

Um es kurz zu machen: Auf die Schwächen soll an anderer Stelle noch eingegangen werden. Für den Moment gilt eigentlich nur festzuhalten, dass schwache Moment in der Reihe allenfalls die Ausnahme sind und die Lesefreude nicht wirklich trüben können.

»The Wheel of Time« ist ein Fest, das sich kein Freund epischer Fantasy entgehen lassen sollte; eine andere Serie zu benennen, die derart durchdacht ist und über einen so langen Zeitraum hinweg nichts an ihrer Faszination verliert, ist mir nicht möglich. Wer Fantasyliteratur liebt, der kommt an Jordans Romanen nicht vorbei. Und für alle anderen gilt: Spätestens nach der Lektüre des ersten Buchs will man mehr von dem Genre lesen...

Kommentare  

#1 Cartwing 2008-11-11 07:19
Ja, doch... das hat mich wirklich neugierig gemacht. Zumal ich momentan wieder auf der Suche nach wirklich gutem Lesestoff bin. Habe gerade Kings "Liseys Story" angefangen und nach 150 Seiten reichte es dann auch schon.
Otherland Band 3: Langweilig...
Dann werde ich gleich mal bei ebay nachschauen!

Übrigens: Es gab vor fast 10 Jahren mal ein PC - spiel, das auf dem Werk basierte. Hat mir nicht gefallen, was aber eher daran lag, dass es sich wie ein Ego-Shooter spielte. Heute würde man daraus definitiv ein Rollenspiel machen.
#2 Mainstream 2008-11-11 18:57
-
Na Cartwing,
wieder mal Glück gehabt. Die ersten 150 Seiten von
'Liseys Story' waren noch die Aufregendsten.
#3 Gabriel Adams 2008-11-12 16:40
@ Cartwing

Tja, dann hab ich mein Ziel wohl erreicht :D
Nee, ganz im Ernst: Die Lektüre lohnt sich wirklich. "The Eye of the World" ist ein phantastisches Buch, das man sich als Fan von High Fantasy echt nicht entgehen lassen sollte.
#4 Torshavn 2009-05-05 15:32
Ich hatte mit der Serie lange Zeit so meine Schwierigkeiten. Bin immer wieder am Beginn von Unterzyklen eingestiegen. Und habe schnell wieder aufgehört. Jordan erzählt sehr ausufernd und verzweigt seine Geschichte extrem weit. Erst als wir die Reihe im vorigen Jahr im Literaturkreis besprochen haben, begann ich mit Band 1+2 der deutschen Ausgabe. Und siehe da, seit dem lese ich immer einmal 2-3 Bände am Stück, je nachdem in wieviele Teile ein engl. Roman geteilt wurde. Aber ich kann mich immer noch nicht dazu durchringen alle am Stück zu lesen. 31 Romane sind verdammt viel. Und ich denke daran wird der Zyklus auch auf Dauer scheitern. Und irgendwann sogar vom deutschen Markt verschwinden. Eine Auflage in schönen Hardcoverbänden wäre schön.
#5 Gabriel Adams 2009-05-07 18:20
@ Torshavn

Ich geb's gerne zu: Auch ich hatte anfangs so meine liebe Not mit der Reihe. Die ersten beiden Bände haben mich gefesselt, danach war die Luft raus. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich mit der (späteren) Serie warm wurde. Und ich kann dich in noch einer Hinsicht verstehen: An einem Stück möchte ich die Reihe auch nicht lesen. In Etappen, mit (nicht zu langen, aber dennoch vorhandenen) Pausen , ja gerne, aber nicht auf einen Rutsch.

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