Monstrula - Kelters Schauer-Shocker: Band 14: Henkersfrist bis Mitternacht
Band 14
Henkersfrist bis Mitternacht
Als sie vor den Gästen leicht unwirsch auf einen Spruch ihres Mannes reagiert, bittet er sie, ihm etwas aus ihrem Schlafzimmer in der ersten Etage zu holen. Ihr entsetzter Aufschrei lässt alle Gäste herbeistürmen, und ihnen bietet sich ein Bild des Grauens. Im Schlafzimmer gab es Blutbad, eine aufgeschlitzte Frau liegt im Bett.
Aber die stellt sich als Puppe heraus. Brookland tönt herum, seiner lieben Frau, die ihn seit zwei Jahren mit ihrer angeblichen Furchtlosigkeit in den Wahnsinn treibt, eine Lektion erteilen zu wollen. Und so war die Puppe nur der Anfang. Das Penthouse ist nur durch einen Expresslift erreichbar, und Brookland hat ihn mit Spezialschlüsseln auf halbem Weg angehalten. Er hat auch jede Telefonleitung gekappt. Die Schlüssel liegen einem versteckten Safe, der sich um Mitternacht öffnen wird. Der eigentliche Scherz hingegen ist, dass die Schlüssel an einer giftigen Kobra hängen. Die Gäste sind irritiert, nehmen alles aber nicht so ernst.
Einige glauben Brookland jedoch jedes Wort. Kam doch bei einer seiner Partys ein junges Mädchen auf geheimnisvolle Weise ums Leben. Angeblich ein Unfall. Callum bemerkt, dass Brookland trotz seines Geniestreiches besorgt erscheint. Und da ist etwas Seltsames. Er hat das vermeintliche Mordzimmer selbst inszeniert – aber den blutigen Fußabdruck eines Ungeheuers hat er nicht gemacht.
Callum ist beunruhigt. Hat er es wieder mit einem Geist zu tun? Da hoppelt ein Hase zur Belustigung der Gäste am Buffet vorbei ins Obergeschoss. Callums sechster Sinn schlägt an! Eine ältere Dame sieht das Tier in ein Badezimmer laufen und bricht zusammen. Die Dame hat einen schweren Herzanfall – und die blutigen Einzelteile des Hasen liegen im Raum verstreut herum.
Nun ist Callum sicher, dass hier ein Dämon am Werk ist. Er will Brookland zwingen, den Safe zu öffnen, um die alte Frau ins Krankenhaus zu schaffen. Am liebsten würde Callum den Mann verprügeln, aber er stellt sich dann doch schützend vor ihn, als die anderen Gäste auf die gleiche Idee kommen. Aber der Safe hat ein Zeitschloss. Da ist nichts zu machen. Ein Mann will sich am Buffet bedienen – Stress macht hungrig -, und der so schön drapierte Hummer erwacht plötzlich zum Leben und trennt ihm mit der Schere die Hand ab.
Man beschließt, ein Feuer auf der Terrasse zu entzünden, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein Windstoß löscht es. Ein tapferer Gast will die Feuerleiter herunterklettern und stürzt ab. Callum bringt seine Theorie vom Rachegeist vor, die natürlich niemand glaubt. Eine junge Frau starrt Brookland besonders hasserfüllt an, und er bricht bewusstlos zusammen. Die Frau löst sich auf. Sie ist der Geist.
Als Brookland wieder zu sich kommt, beichtet er dem Reporter die Geschichte. Seine heimliche Geliebte Maggie hat sich auf einer Party zu Tode erschreckt. Dummerweise hört Brooklands Frau das Geständnis und prügelt auf ihren Göttergatten ein. Genau wie kurz darauf die Gäste, die genug haben. Dummerweise öffnet sich in wenigen Minuten der Safe mit der Kobra, und Brookland kann nichts mehr sagen. Beinahe hat Callum Glück und kann die Schlange töten, aber der Geist erscheint und hindert ihn daran, sorgt dann dafür, dass die Schlüssel von der Terrasse fallen. Die Kobra tötet drei Gäste, bevor Callum sie zur Strecke bringt.
Der Geisterseher versucht mit dem Dämon Kontakt aufzunehmen und entdeckt, dass Elinor Curtis, die ältere Dame mit dem Herzanfall, in Wirklichkeit wie er ein Medium ist und den Anfall nur vortäuschte. Nun hat er eine Verbündete. Die braucht er auch. Der nächste Gast stirbt, als er den Aufzugschacht herunterklettern will. Die Gäste werden zum Mob, schlagen die Einrichtung kurz und klein und werfen alles von der Terrasse, um Passanten aufmerksam zu machen. Aber der Dämon lässt alles Straßen weiter landen.
Callum und Elinor können den Rachegeist beschwören. Der Geisterseher geht sogar soweit, dem Geist vorzuschlagen, sich nur an Brookland zu rächen und die anderen laufen zu lassen, aber der Dämon will alle töten. Beim nächsten Fluchtversuch klettert ein Mann in den Müllschlucker – und wird in zwei Hälften geschnitten. Während Callum ein Medaillon sucht, das eine Locke der toten Maggie enthält, stellt Elinor den Dämon allein und wird von ihm zerfleischt. Als Callum das Medaillon endlich findet, sind die Gäste damit beschäftigt, Brookland totzuprügeln. Da wendet sich der Dämon an die Gäste und verspricht sie freizulassen, falls sie den Geisterseher beseitigen. Aber mithilfe der Haarlocke kann Callum den Dämon stellen und vernichten. Das bricht den Bann, und alle können das Penthouse verlassen.
DIE MEINUNG
Die Handlung spielt in wenigen Stunden an einem begrenzten Ort. Im Grunde eine ganz simple Geschichte, die Richard Wunderer hier nicht zum ersten Mal erzählt. Ein Haufen Fremder sind an einem unzugänglichen Ort eingesperrt, ein Dämon will seine Rache und hetzt die Leute gegeneinander, wenn er sie nicht gleich selbst auf spektakuläre Weise umbringt.
Es gibt diverse Parallelen zu Monstrula Nr.3, einige der Ideen werden hier noch einmal benutzt. Offensichtlich hat der Autor Spaß an seinem Szenario gehabt, denn alles läuft präzise. Die Charakterisierungen sind auf den Punkt gebracht, die Dialoge knapp und gelungen. Es ist interessant zu lesen, wie Brooklands leidgeprüften Ehefrau der Geduldsfaden reißt und sie ihn zuerst hasserfüllt verbal fertigmacht. Nur eine kleine Nebenhandlung, aber gelungen. Callum muss wie immer hart arbeiten, um gegen den Dämon zu bestehen, und das Böse ist nicht zimperlich. Wie immer muss man den Einfallsreichtum des Autors bewundern, das Böse wüten zu lassen. Szenen wie die mit dem geschlachteten Hoppelhasen, dem zubeißenden Müllschlucker oder dem amputierenden Hummer kommen auch heute noch gut. Das ist alles recht blutig und makaber.
Wieder einmal ist Wunderer recht großzügig, was das Ableben neuer Figuren angeht. Andere Autoren hätten eine Figur wie das ältere Medium Elinor Poole zur Stammbesetzung hinzugefügt und ewig mitgeschleppt, aber hier wird sie eingeführt und gleich wieder entsorgt.
Wenig überraschend ist, dass der tragische Tod von Callums Freundin Alexandra im Vorroman mit keinem Wort erwähnt wird. Diese Art von Kontinuität hat im Monstrula-Universum keinen Platz. Nach heutigem Geschmack würden derartige Ereignisse gerade in Dramaserien Stoff für etliche Folgen bieten und Callum mindestens ein Dutzend Besuche bei einer Therapeutin absolvieren. Oder er würde den nächsten Verdächtigen vom Dach stürzen wollen, wenn wieder alles hochkommt. Aber hier gibt es den guten alten Resetknopf des gnädigen Heftromanschicksals, der sich in Jahrzehnten nicht sehr verändert hat.
Davon abgesehen ist das ein spannend und flüssig geschriebener Roman mit einer netten klaustrophobischen Geschichte, die komplexer als so manches Konkurrenzprodukt aus der Zeit ist.
JACKS SWINGING SEVENTIES
Keine neue Freundin diese Woche. Aber Jack darf kurz mit der eiskalten Mrs. Brookland herumknutschen. Leider ist das nur ein Ablenkungsmanöver, um den Mob daran zu hindern, ihren Ehemann zu finden, der dabei unter dem Bett liegt. Witzigerweise ist Jack enttäuscht, als sich Mrs. Brookland nach dem Clinch kühl die Frisur richtet und ihn mit Nichtbeachtung straft. "Es verletzte seinen männlichen Stolz, dass sie keinerlei Wirkung zeigte, so unsinnig das in dieser Situation auch war." Was Frauen angeht, ist unser Jack schon sehr von sich überzeugt.
DAS TITELBILD
Wieder ein Olof Feindt, aber das Motiv ist relativ beliebig.
DIE MONSTRÖSE KONKURRENZ
In diesen Wochen erschienen unter anderem am Kiosk: