John Sinclair revisited: Die 400 - Beginn einer neuen Ära Teil 24 - Der Würgreflex ...
Die 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 24 - Der Würgreflex …
Das würde schließlich implizieren, dass nur jene Verstorbenen, die aus welchem Grund auch immer dort landeten, die zweifelhafte Ehre haben, als Zombie zurückzukehren und auf Erden zu wandeln.
Während man aber wohl davon ausgehen darf, dass George A. Romero bei der Herkunft seiner lebenden Toten nicht wirklich an die Hölle gedacht hat, ebenso wenig wie das in der Serie “The Walking Dead” der Fall ist, so verhält es sich bei Sinclair und anderen Heftserien tatsächlich so. Zombies kommen aus der Hölle, sie sind böse und nicht einfach nur arme Schweine, die (siehe “The Walking Dead“) von einer Seuche dahingerafft wurden, welche zwar den Körper tötet, das Gehirn aber mit einer Art Impuls belebt bzw. “aktiviert“, welcher den Körper wandeln lässt und mit einer (zwar völlig unsinnigen aber wohl unumgänglichen) Fressgier ausstattet.
Die Ironie dabei ist, dass sich die wirklich bösen Zombies, mit denen es unser Geisterjäger tagtäglich zu tun bekommt, gegen die Exemplare aus der “Walking Dead” - Serie wie zahme Schoßhündchen ausnehmen, was ihre Angriffs - Taktik betrifft. Denn während die "modernen" Zombies in ihrer ungestümen Fressgier alles zerreißen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, so begnügte der Sinclair-Zombie sich - zumindest zu Zeiten der 400er - noch damit, sein Opfer “nur” zu würgen. Warum das so war, liegt natürlich ganz klar auf der Hand: Die Hefte mussten nun mal weitestgehend jugendfrei sein (die damaligen Auflagen waren wesentlich strenger als heute), und Menschen fressende Zombies passten da nicht ganz ins Bild, zumal der Autor damals auch gar keine übertriebene Gewalt darstellen wollte.
Doch sei es wie es sei, dem Geisterjäger kann es jedenfalls nur Recht sein, dass die Gegner in dem ihm “nur” den Hals umdrehen wollen. Zumal er sich am Ende dieses doch recht handlungsarmen Romans, in dem Zombies mit dem Zug “abgeholt” werden, um in die Hölle gebracht zu werden (wobei man sich natürlich die Frage stellt, warum zum Teufel man das verhindern sollte ...), noch mit einem ganz anderen Gegner zu tun bekommt: Mit Beelzebub, dem Flammenteufel, welcher den Zug lenkt und welcher, wie der staunende Leser erfährt, Teil eines Dreibundes ist. Dieser besteht aus Beelzebub, Baphomet und Asmodis, wobei alle drei zusammen wiederum Luzifer bilden. Wer da einen Widerspruch zu früheren Darstellungen erkennt, sollte sich nicht allzu sehr darüber wundern.
Ebenso wie der Rezensent sich nicht darüber wundert, dass am Ende, als der Zug tatsächlich an seinem Bestimmungsort ankommt (wobei nicht ganz klar ist, ob es sich dabei nun wirklich um die Hölle handelt), wieder einmal die übermächtige Kreuzformel zitiert wird, um den Fall zu lösen, bzw. den Helden aus einer eigentlich ausweglosen Situation zu befreien. Immerhin lässt der Autor noch den Seher eingreifen, weil der ja auch einen Dreibund darstellt. Woraus dieser besteht, verschweigt er uns jedoch dieses Mal, wofür der Rezensent ihm überaus dankbar ist ...
Was den nachfolgenden angeht, so hält sich die Dankbarkeit, mal abgesehen von dem erlösenden Wort “Ende”, dann allerdings wieder in Grenzen.
In diesem Roman hat der Autor das auf dem Höhepunkt des kalten Krieges stattfindende Treffen der Mächtigen (Reagan und Gorbatschow) in Island zum Anlass genommen, den damaligen Ort des Geschehens als Schauplatz für eine unausgegorene Agentenstory zu wählen, die er mit einer Prise “Ghoul” würzen wollte. Aber da diese beiden Themen natürlich nur schwer unter einen Hut zu bekommen sind, hat er sich etwas ganz besonderes ausgedacht: Er lässt die Russen unsichtbare Ghouls als Geheimwaffe gegen den CIA einsetzen ...
Wenn man bis hierhin noch annehmen könnte, dass die Idee doch gar nicht so übel klingt, so wird man spätestens in dem Moment eines besseren belehrt, als das erste Exemplar dieser “Geheimwaffe Ghoul” auf den Plan tritt. Nun nämlich wird offensichtlich, warum es eine doch eher schlechte Idee war, ausgerechnet die schleimigen Leichenfresser unsichtbar agieren zu lassen. Denn wenn man sie auch nicht sehen kann, so kann man sie doch riechen. Wie gut und vor allem wie oft man das kann, wird in der ersten Hälfte des Romans dann auf eine derart penetrante Weise geschildert, (das Wort “riechen” taucht bis zu sechs mal in einer Spalte auf ...) dass einem bereits übel wird, noch bevor die eigentliche Handlung das ihrige dazu beiträgt. Da reißt auch der Auftritt des ebenfalls unsichtbaren Kollegen “Mark Baxter (einst ein Held mit eigener Serie) nichts mehr raus, zumal der Autor das Thema Unsichtbarkeit damit eher noch auf die Spitze treibt, anstatt es wohldosiert einzusetzen.
Da freut sich der Rezensent doch schon fast auf den nächsten Roman, in dem es weder um Ghouls noch um Unsichtbare geht, und versucht, die Tatsache, dass es sich um den ersten Teil eines “Umwelthorror - Doppelbandes” handelt, vorerst auszublenden …
“Den Teufel gibt es nicht.”
“Wer wagt es, dies zu behaupten? Natürlich gibt es den Teufel. Es gibt ihn einmal und trotzdem dreimal.”
(JS Band 458 / S. 45)
Es war schwer zu erklären. Wahrscheinlich konnte man das als Mensch nicht begreifen, ich jedoch war durch meinen Job gezwungen, darüber nachzudenken.
(JS Band 458 / S. 47)
Das dumpfe Geräusch drang mir durch Mark und Beine.
(JS Band 458 / S. 50)
Wo ich mich aufhielt, wuchs kein Grashalm.
(JS Band 459 / S. 4)
So rochen Leichen, wenn sie zu lange über der Erde gestanden hatten.
(JS Band 459 / S. 5)
“Sind dir die Ghouls in dieser Zeit schon mal begegnet?”
“Nein.”
“Du hast sie auch nicht gerochen?”
“Ebenefalls nein.”
“Aber ich, Mark. Ich habe diese verfluchten Ghouls gerochen.”
(JS Band 459 / S. 10)
Mark Baxter dachte jetzt wie ein Polizist. “Dass uns dieses verfluchte Wesen gefunden hat, lässt auf eine Entdeckung unsererseits durch die Gegenseite schließen.”
(JS Band 459 / S. 19)
Kommentare
@G.Walt
Das Problem ist eher, dass dieser Stil von jungen Autoren als Vorbild genommen wird. Da wird dann der schundigste Heftchenstil reproduziert und als erstrebenswert empfunden. Stattdessen sollten sie mal lieber studieren, was anerkannte Autoren wie Evan Hunter oder Elmore Leonard über das Handwerk zu sagen hat.
Aber wozu, wenn man sein Werk auch so veröffentlichen kann. Im Zusammenhang mit der Flut des selbstveröffentlichen Ebook habe ich letztens ein nettes Zitat von Stephen Jones gelesen, einem der letzten erfolgreichen Anthologieherausgeber. "Es gab mal die Ansicht, dass jeder ein Buch in sich hat. Aber das haben sie nicht. Ehrlich nicht."
Wenn sich der Profi nach ein paar hundert Heftromanen gehen läßt, ist das nicht das Gleiche wie wenn Amateure sich gar nicht erst zusammenreissen.
Oh, sowas darfst Du hier aber nicht laut sagen, da kriegst Du sofort eins in die Fresse wegen zu hoher Ansprüche, die ein Heftroman sowieso nicht erfüllen will...
Sehe ich genauso. Ich glaube schon, dass jeder schreiben kann - aber nicht jeder kann gut schreiben und nur die wenigsten schreiben gut und erfolgreich...
Na ja,dennoch gleichen sich gewisse 'Amatuere' und 'Profis' doch in einem Punkt: egal wie 'mies' sie schreiben, sie schreiben weiter auch wenn es (dem Leser) weh tut.
Klingonische Opern und vogonische Lyrik sind halt nicht jedermanns Ding.
Zitat: Wow, jetzt mutiert der gute John Sinclair auch noch zu Chuck Norris.