Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.
Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 69, das Ernst Vlcek am 24. Juli 1975 für Günter Dönges alias Gay D. Carson geschrieben hat.
Viel Spaß beim Lesen ...
DER VAMPIR VON VENEDIG
DIE GONDEL DES VAMPIRS
Dämonenkiller 69
Schauplatz: Venedig
Zeit: Anfang September
Autor: Dönges-Carson
Termin: 17.9.75
Titelbild: (BOADA - 385 TE)
Offene Holztür in altem Gemäuer, darin steht klassische Vampirgestalt mit schwarzem Umhang, innen rot gefüttert. Arme etwas erhoben, breitet sie gerade aus, den Kopf gereckt, das Gebiß gefletscht, die blutgeäderten Augen weit aufgerissen. Schmaler Oberlippenbart, am Kinn schmalen, senkrechten Bartansatz. Im Raum hinter ihm wallender Nebel. Im Vordergrund knusprige, dunkelhaarige Schöne im Unterkleid, läuft mit leidendem Gesicht vor ihm davon.
Vorbemerkungen:
Wie die Autoren von Fr. Illfeld sicher schon erfahren haben, soll der Begriff "Okkult. Freimaurer" im DK nicht mehr erwähnt werden. Wir werden uns für diesen Geheimbund, dem der DK angehört, einen anderen Namen einfallen lassen (vielleicht: Magische Bruderschaft) und diesen Männerbund dann dafür stärker ins Geschehen bringen.
Es sei wieder einmal darauf hingewiesen, daß Beschreibungen von Grausamkeiten unterlassen werden müssen, daß bei Sabbaten und Schwarzen Messen keine Menschenopfer dargebracht werden dürfen und daß Sex und Horror nicht kombiniert werden dürfen etc. etc.
Anfangsepisode:
An irgendeinem der düsteren Kanäle wird eine Leiche aus dem Wasser gefischt. Morgengrauen. Und zwar wird die Leiche von Bewohnern dieses Bezirks geborgen. Man erkennt in der Leiche Stefano Grassi. Die Familie Grassi stammt aus diesem Bezirk. Großes Lamento. Der bei allen geschätzte junge, hilfsbereite, höfliche Bursche Stefano hat keine Merkmale einer Wasserleiche, aber man erkennt, daß er ziemlich blutleer ist. Und am Hals hat er zwei bläulich verfärbte Wunden wie von einem Biß. Man bekreuzigt sich. Man will die Polizei nicht einschalten, doch leider hat ein Fremder, der zufällig vorbeikam diese bereits verständigt.
Stefano Grassi wird ins Haus seiner Familie gebracht. Das Zimmer abgedunkelt. Man betet rund um den Aufgebahrten. Bitte nicht aussagen, ob die Leute wiesen, daß der Bursche von einem Vampir gebissen wurde. Das Nichts-Aussagen steigert den Reiz der Atmosphäre.
Unten wird an die Haustür gepocht. Polizei! Aufmachen! Niemand rührt sich. Die Haustür wurde verbarrikadiert. Klageweiber jammern. Der Aufgebahrte wird mit Weihwasser besprengt. Wo die Tropfen hinfallen vernarbt sich seine Haut. Man schiebt ihm Knoblauchzehen zwischen die steifen Finger. Die Hände werden schwarz.
Und auf einmal kommt ein Gurgeln aus seiner Kehle. Der Kopf ruckt etwas hoch. Der Familienälteste steht mit Fleischschlegel und Eichenpfahl bereit. Die Polizei hat unten das Tor gewaltsam aufgesprengt. Eilende Schritte nähern sich. Der Aufgebahrte richtet sich auf. Seine Metamorphose zum Vampir ist abgeschlossen. Er bleckt das Gebiß, zeigt die beiden Vampirzähne, faucht die Umstehenden an…
...den Polizisten, die ins Zimmer stürmen, bietet sich eine unheimliche, mittelalterlich anmutende Szene. Mit den Worten "Gott möge mir verzeihen!" pfählt der Familienälteste Stefano Grassi, ehe es die Polizisten verhindern können. Das gepfählte Vampiropfer wird unter den Tageslichtstrahlen (die Klageweiber reiben die Vorhänge zur Seite) zu Staub - aber nicht in Sekundenschnelle.
Damit ist die Anfangsepisode abgeschlossen.
Achtung: An anderer Stelle soll eine Zeitungsmeldung gebracht werden, die sich mit diesem Fall beschäftigt. Darin steht, daß in Venedig eine Familie Grassi an einem ihrer Mitglieder einen Ritualmord begangen hat. Und zwar behaupten die Grassis, daß es sich um ein Vampiropfer gehandelt hat. Das erweckt den Unglauben der Behörde.
Die Mordanklage muß aber fallengelassen werden, weil die Leiche "unter mysteriösen" Umständen verschwunden ist. Angeblich, und das haben sogar die Polizisten ausgesagt, was von der Zeitung spöttisch vermerkt wird, hat sie sich in Luft, bzw. Staub aufgelöst. Der Staub wurde von den Familienmitglieder in einer Urne verwahrt.
Diese Zeitungsmeldung bekommt der DK zu lesen, nimmt sie ernst, und sie veranlaßt ihn schließlich zum Trip nach Venedig. Solo.
Wir rollen den Fall aber anders auf, weil es auf die Dauer langweilig wird, wenn jedesmal Sullivan dem DK eine Zeitungsmeldung unter die Nase reibt und seinen Senf dazu gibt. Diesen Vorgang kennt der Leser und wir wollen ihn nur sparsam wiederholen.
Die Anfangsepisode spielt nur ein oder zwei Wochen vor der Haupthandlung, darum nämlich, daß das Wirken des Vampirs noch keine krassen Formen angenommen haben kann.
Die Bewohner des betreffenden Bezirkes (Sestiere) bitte als verschworene Gemeinschaft schildern.
Haupthandlung: Christiane (Christa) und Siegfried Gruber, 20 und 24 Jahre, frischvermählte Deutsche, wollen in Venedig ihre Flitterwochen verbringen. Sie sehen aber ein, daß sie einen zu frühen Zeitpunkt gewählt haben, denn auf dem Markusplatz wimmelt es immer noch so von Touristen, daß man nicht sieht, ob man auf eine Taube oder in Hundekot tritt. Aber was soll's, die beiden haben sich und sind glücklich. Und Venedig ist schön und geheimnisvoll, wenn frühmorgens vorherbstliche Nebel über den Kanälen liegen.
Aber ihre Stimmung wird bald getrübt, nicht durch den Nebel, sondern durch einige seltsame Vorfälle, die den beiden zuerst nur Ärger, in weiterer Folge Todesangst machen.
Achtung: Im Zuge der Entbrutalisierung kann der Autor hier den Versuch machen - und nach den bisherigen Leistungen bin ich sicher, daß ihm das gelingt -, Spannung nicht durch blutige Action zu erzeugen, sondern durch Aneinanderreihung seltsamer Zwischenfälle und zuerst sparsam gesetzter Höhepunkte den Nervenkitzel auf die Spitze zu treiben.
Damit beginnen, wie unsere Frischvermählten in einer Trattoria bei Spaghetti con vongoldl (mit Muscheln) sitzen. Friedl entdeckt einen unrasierten Typ am Fenster, der sie beobachtet. Er glaubt, daß er ihnen schon eine ganze Weile nachstellt, obwohl er seiner jungen Frau nichts davon sagt, kommt sie zu der gleichen Ansicht.
Es ist Abend, als man das Lokal verläßt. Der Typ bleibt ihnen auf den Fersen. Christa bekommt es leicht mit der Angst. Ihr Mann entschließt sich nach einer Weile, den Verfolger zu stellen. Als er sich dem unrasierten Einheimischen zuwendet, ergreift dieser plötzlich die Initiative. Er spricht leidlich Deutsch und rechtfertigt seine Bespitzelung auf seltsame Art.
Seine Schwester erwarte ein Baby, und es bedeute Glück, vor der Niederkunft frischvermählte Fremde - sie sind doch ein Brautpaar, eben, das habe er sofort gesehen - ins Haus zu laden, sie zu bewirten und sie zu Freunden zu machen.
Christa lacht befreit. Es würde auch sie glücklich machen... Die Gondel wartet schon. Der Gondoliere ist eine finstere Gestalt, als er das Brautpaar durch finstere, unheimliche Kanäle rudert, singt er nicht schmalzig von Liebe, sondern von Tod und Leid und dem Strom des Blutes. Siegfried kann Italienisch genug, um das zu verstehen - er versteht aber nicht den Dialekt der Venetier.
Als man an einem düsteren Palazzo vorbeifährt - der Gondoliere rudert besonders langsam -, ist Christa, als werde sie aus einem der hohen Fenster von einer großen, schlanken, grauen Gestalt beobachtet...
... die Gondel bringt sie in ein unbekanntes Venedig. Christas Ängste verfliegen, als man tatsächlich in ein Haus kommt, wo ein schwangeres Mädel Gastgeberin ist. Die Stimmung ist aber gedrückt. Und unsere beiden Flitterwöchner sind froh, als sie sich verabschieden können. Doch nun beschleicht sie erst recht Unbehagen.
Die Gondel ist weg. Ein kleiner Junge wird beauftragt, die beiden Gäste zurück in ein belebteres Viertel zu führen, von wo sie dann selbst zu ihrem Hotel finden.
Doch schon einige Gassen oder Kanäle weiter ist der Junge auf einmal verschwunden. Christas Angst bricht nun durch. Sie hat das Gefühl, daß sie verfolgt werden. Und sie fühlt sich auf einmal so müde, ihr schwindelt. Und da nähert sich auf dem Kanal neben dem Gehsteig lautlos eine schwarze Beerdigungsgondel, statt von einem silbernen Engel wird sie von einer rotleuchtenden Schauergestalt geziert.
Siegfried ergeht es kaum anders als seiner Frau. Er versucht sich zu wehren, als plötzlich ein dämonisch wirkender Fremder auftaucht, der zwar versichert, daß er ihnen nur helfen will, der aber nicht gerade sanft mit ihnen umgeht. Als die Benommenheit etwas von Siegfried weicht, findet er sich in einem belebteren Viertel wieder, in einer Gondel. Der Dämonische stellt sich als Dorian Hunter vor, verspricht, unser Brautpaar zu seinem Hotel fahren zu lassen. Dorian will wissen, was los war. Siegfried sagt es ihm, beschreibt das Haus und die Leute. Dorian warnt ihn - ohne Genaues zu sagen - vor zudringlichen und allzu gastfreundlichen Einheimischen. Siegfried findet das nun, rückblickend, lächerlich - ebenso wie den Verdacht, der ihm kurz gekommen war, daß man ihm und seiner Frau ein Betäubungsmittel ins Essen gegeben habe.
Nun aus Dorians Warte weitererzählen.
Dorian war deshalb zur Stelle, als das Brautpaar in Schwierigkeiten zu kommen schien, weil er in diesem Bezirk Nachforschungen anstellen wollte. Es ist nämlich jener Bezirk, in dem das Vampiropfer Stefano Grassi aufgetaucht ist.
Nachdem Dorian das Brautpaar im Hotel abgeliefert hat, will er doch noch die Familie Grassi aufsuchen. Jetzt einstreuen, daß Dorian aufgrund des Zeitungsberichtes nach Venedig kam. Er glaubt, daß ein Vampir hier sein Unwesen treibt. Durch seine Beziehungen erhielt er die Adresse der Familie Grassi.
Er kommt hin - spricht perfekt italienisch - man zeigt ihm die kalte Schulter. Die Leute sind abweisend. Ängstlich. Und er findet auch den Gondoliere vor, dessen Beschreibung ihm Siegfried gegeben hat. Als Dorian ihn zur Rede stellt, flüchtet er. Die ganze Familie wendet sich nun gegen Dorian, selbst die Alten hämmern mit ihren Gichtfäusten auf ihn ein. Dorian muß den Rückzug antreten.
In einer finsteren Gasse lauern ihm zwei Männer auf, die er in der Dunkelheit nicht erkennen kann. Ihre Absicht ist klar.
Sie wollen ihm einen Sack überstülpen und ihn in einer Gondel entführen. Vampire sind die beiden keine. In höchster Not kommt ihm ein junger, kräftiger Mann zu Hilfe. Es ist Emilio Grassi, der Bruder von Stefano.
Bei einem Chianti in einem Lokal kommen der DK und Emilio ins Gespräch. Was Dorian hier wolle, fragt der junge Mann mißtrauisch. Dorian sagt: Er habe erkannt, daß alle Bewohner dieses Bezirks Angst haben. Er könnte ihnen helfen, nur Emilio hat keine Angst. Emilio sagt, er will seinen Bruder rächen. Als Dorian geradeheraus von einem Vampir spricht, schweigt Emilio. Klar, er will sich dem Fremden nicht anvertrauen, will aber mit ihm in Kontakt bleiben.
Hier umblenden. Der Autor kann immer wieder das Schicksal von ahnungslosen Touristen aufzeigen, sollte dabei jedoch Linie bewahren. Etwa:
Ein junges, mittelloses Paar, das in einem Anfall von Romantik nach Venedig trampte, kann sein Glück nicht fassen. Sie machten die Bekanntschaft eines vornehmen Venetiers, der scheinbar so gerührt von ihnen war, daß er ihnen seine Gondel zur Verfügung stellt und ihnen in seinem Palazzo Unterkunft gewähren will.
Die Gondel ist prunkvoll, doch eigenartig. Sie sieht einer Begräbniegondel nicht unähnlich, der Gondoliere singt keinen Schmachtfetzen, sondern ein unheimlich klingendes Lied. Er macht auch einen sehr verhärmt und betrübten Eindruck. Man kommt in einen verlassen wirkenden Stadtteil. Der Kanal zweigt durch einen Torbogen ab und führt geradewegs in einen verfallen wirkenden Palazzo.
Nun ist den beiden jungen Leuten nicht mehr ganz wohl. Vielleicht ist der Besitzer des Palazzos ein Perverser, der sich von ihnen was erwartet? Sie steigen aus der Gondel, werden in durch düstere nur von Kerzen beleuchteten Gängen in ein Obergeschoß geführt, in ein stilvoll eingerichtetes, verstaubt wirkendes Zimmer. Modergeruch. Man fühlt sich einige Jahrhunderte zurückversetzt.
Man wird allein gelassen, schläft trotz eines mulmigen Gefühls irgendwann ein.
Das Mädel erwacht durch die Zärtlichkeiten ihres Partners - wie sie denkt. Doch als sie die Augen öffnet, o Schreck, ist ein Fremder über sie gebeugt. Er hebt kurz den Kopf, glühende Augen, ein schreckliches, gefletsches Gebiß, blutbesudelt, Blut tropft ihm vom Kinn - ihr Blut! Aber sie kann sich nicht wehren, sie ist so müde. Als letztes sieht sie, daß ihr Partner steif und blaß neben ihr liegt - leergesaugt...
... im Morgengrauen treiben zwei Körper in den Kanal hinaus. Einheimische holen sie mit Haken aus dem Wasser, bahren sie in einer Wohnung unter Gebeten und Wehklagen auf, pfählen sie - und dann fährt eine Gondel durch den Kanal, der liturgisch singende Mann im Bug streut die staubigen Überreste der beiden Vampiropfer ins Wasser... Im Palazzo legt sich der gesättigte Vampir in seinen Sarg, bis zur nächsten oder übernächsten Nacht.
Achtung: Diese Episode kann in Abschnitten gebracht werden. Man erkennt sofort die Parallele zu dem Schicksal, das Christa und Siegfried zugedacht ist. Und der Leser ahnt, daß der Vampir sich auf das Blut junger Pärchen spezialisiert hat. Solange in Venedig Saison ist, wird es an Nachschub nicht mangeln.
Autoreninformation:
Hier sei die Erklärung vorweggenommen, die der Autor aber erst später an entsprechender Stelle bringen soll.
In diesem Stadtteil Venedigs geht seit langem die Sage, daß hier einst ein Vampir gehaust hat. Als man Stefano Grassi findet, weiß man sofort, daß der Vampir wieder aktiv geworden ist. Die natürliche Angst vor dem Vampir läßt die Alten das Falsche tun. Damit der Vampir ihre eigenen Kinder verschont, arrangieren sie sich mit ihm, versprechen, ihm Touristen zuzuführen, deren Verschwinden ohnehin niemand auffällt. Die Gebissenen werden dann aber von den Einheimischen gepfählt - aus Selbsterhaltungstrieb. Denn jedes Vampiropfer braucht für sein Untotenleben das Blut Lebender, und das würde die Existenz der Einheimischen erst recht wieder gefährden. Eine Kettenreaktion würde die Folge sein, Venedig bald nur noch von Vampiren bevölkert sein.
Als wartet man, wie bei Stefano Grassi, bis die Metamorphose der Opfer abgeschlossen ist, dann pfählt man sie, betet für sie und verstreut den Staub, zu dem sie geworden sind, in den Kanälen, was einem halbwegs christlichen Begräbnis gleichkommen soll.
Nur einer hat den Mut, sich gegen den Vampir zu stellen - Emilio Grassi. Deshalb verstößt ihn seine Familie, verheimlicht ihm alle Angaben über den Vampir. Emilio kämpft auf eigene Faust, auch gegen seine Familie - aber nur um ihr zu helfen. Doch man glaubt nicht, daß er Erfolg hat.
Diese Erklärungen aber erst später bringen - vorerst bieten sich noch einige effektvoll-unerklärliche Erlebnisse für unsere Flitterwöchner.
Dorian sagt ihnen nichts von einem Vampir, bringt sie aber dazu, mit ihm in jenen Stadtteil zu fahren. Sie sollen ihm das Haus zeigen, in das sie geladen wurden. Doch eines sieht aus wie das andere – Abenddämmerung, damit die gleichen Bedingungen herrschen – und sie erkennen auch nicht den Palazzo wieder, von dessen einem Fenster Christa beobachtet wurde.
Diesmal steht der Vampir wieder am Fenster. Er erkennt Christa wieder - wird bei ihrem Anblick fast Wahnsinnig vor Blutgier. Dieses Mädchen muß er haben. Er wollte sie schon vom ersten Augenblick an - als man sie ihm in der Gondel vorführte.
Dorian läßt Siegfried und Christa allein, er trifft sich mit Emilio. Emilio hat Neuigkeiten. Seine Leute, die dem Vampir dienen, um selbst verschont zu bleiben, planen irgendetwas. Das hat er herausgefunden. Die Begräbnisgondel wird um Mitternacht bei einem bestimmten Platz anlegen, um ihn Opfer zu befördern. Emilio will Dorian hinführen und vereinbart mit ihm einen Treffpunkt.
Gleich darauf einblenden, wie Emilio von seinen eigenen Leuten verfolgt und in die Enge getrieben wird. Bevor sie ihn überwältigen und ihn mit einem chloroformierten Wattebausch betäuben, sagen sie, daß es sein muß - zu seiner und ihrer aller Sicherheit. Er schimpft sie noch Feiglinge. Dann hat er Mattscheibe.
Umblenden zu unseren Flitterwöchnern:
Jetzt beginnt für sie der Horror. Sie wagen sich nicht mehr aus dem Zimmer. Selbst der Zimmerkellner ist ihnen verdächtig, seit Dorian ihnen den Ernst der Lage klarzumachen versuchte (ohne von einem Vampir zu sprechen).
Dann kommt ein Mann in einer Polizistenuniform. Hunter hat ihn geschickt, sagt er. (Er hat sich in Wirklichkeit verkleidet. Hunters Namen hat er von Emilio durch Zufall erfahren) Hunter, sagt er weiter, habe die Polizei eingeschaltet und angeordnet, daß sie an einen anderen Ort gebracht werden, weil sie hier nicht mehr sicher seien. Siegfried traut aber nicht einmal dem Polizisten ganz. Dennoch packt er, folgt ihm in die Halle hinunter. Man meldet sich im Hotel ab. Dort sind zwei weitere Polizisten. Siegfried findet keine Möglichkeit, sich aus der Affäre zu ziehen. Er und Christa werden scharf bewacht. Christa schafft es aber unter einem Vorwand, die Telefonzelle aufzusuchen, die neben der Toilette liegt.
Sie ruft Dorian im Hotel an, von dem erfährt sie, daß er mit den Polizisten nichts zu tun hat. Es müssen verkleidete Entführer sein. Christa und Siegfried dürfen nicht mit ihnen gehen.
Ganz weich in den Knien, käsig, kehrt Christa zu ihrem Mann zurück. Der erkennt sofort, was es geschlagen hat. Als die beiden ins Freie kommen, sehen sie die Begräbnisgondel. Da flüchten sie. Die als Polizisten verkleideten Verfolger hinter ihnen her. Es gelingt ihnen auf ein gerade abfahrendes Vaporetto zu springen.
Sie wollen in Hunters Hotel. Dach einer ihrer Verfolger ist ebenfalls an Bord gekommen. Er scheint den Steuermann zu kennen, unterhält sich mit ihm. Das Vaporetto nimmt einen anderen Kurs.
Die Fahrgäste, die das erkennen und sich aufregen, werden von dem "Polizisten" beruhigt - es handle sich um eine Notwendigkeit, sagt er und sieht dabei seine Opfer traurig aber bezeichnend an.
Als das Vaporatto anlogt, setzen unsere Flitterwöchner ihre Flucht fort (im Roman bitte an spannenden Stellen zum DK umblenden). Aber ihre Häscher sind verständigt, erwarten sie bereits. Die Flucht effektvoll in eigener Regie schildern. Es kommt darauf hinaus, daß die beiden Opfer in den Palazzo des Vampirs getrieben werden. Und zwar ohne es zu wissen! Als sie sich in die Enge getrieben sehen, öffnet sich in der Sackgasse ein Tor und ein hilfreicher Signore bietet ihnen Unterschlupf an. Er will nicht wissen, vor wem sie davonlaufen, er hilft allen bedrängten. Er ist einsam, sagt er und lädt sie ein, das Abendbrot mit ihm einzunehmen. Es ist für drei gedeckt - und es stehen genügend Zimmer leer, von denen sich seine Gäste eines aussuchen können.
Nein, nein, sie wollen weiter, widerspricht Siegfried, aber als er aus dem Fenster blickt und die Begräbnisgondel sieht, ändert er seinen Entschluß. Er leistet keinen Widerstand mehr. Er weiß, daß sie in der Falle sitzen - denn die Gondel des Vampirs fährt durch einen Tunnel in den Palazzo ein.
Sie sind im Palazzo des Vampirs.
Dorian ist inzwischen nicht untätig geblieben. Er weiß, daß es keinen Sinn hat, Venedig nach den Flitterwöchnern zu durchsuchen. Er geht geradewegs zur Familie Grassi, entschlossen, sich die benötigten Informationen auch mit Gewalt zu verschaffen. Er hat sich keinen Plan zurechtgelegt, will improvisieren. Er dringt ziemlich ungestüm ein - aus einem Nebenzimmer ertönt Emilios Stimme. Dorian findet ihn gefesselt vor. Seine eigene Familie hat ihn mattgesetzt. Wozu hat die Angst diese Leute nur getrieben. Dorian befreit Emilio und warnt die Leute davor, ihn am Verlassen des Hauses zu hindern. Als sie ins Freie kommen werden sie von einer großen Menschenmenge erwartet, alles Bewohner der umliegenden Häuser.
Emilio bezeichnet sie als Mörder, denn haben sie nicht alle die Opfer des Vampirs auf dem Gewissen? Haben sie wirklich geglaubt, ihre Probleme auf diese Weise lösen zu können? Und schuldig sind auch die Passiven, die das Treiben der anderen stillschweigend geduldet haben.
In diesem dramatischen Augenblick in den Palazzo umblenden.
Achtung: Der Autor sollte sich den Stoff gut einteilen, damit die Schlußszenen nicht zu kurz ausfallen.
Unser Vampir hat sich den Flitterwöchnern zu erkennen gegeben.
Eine wilde Jagd durch den Palazzo beginnt. Das bitte schön ausschlachten. Als unser Pärchen in die Enge getrieben scheint, kommt es zu einem unerwarteten und rettenden Zwischenfall.
Einer der früheren Handlanger des Vampirs tritt durch eine Tür. Der erregte Vampir will ihn verscheuchen. Doch da tauchen weitere Männer auf. Sie sind entschlossen. Jeder von ihnen hat einen meterlangen, vorne zugespitzten Holzpfahl in der Hand. Damit treiben den Vampir vor sich her. Sie haben große Schuld auf sich geladen, erklären sie. Aber vielleicht ist es für ihr Seelenheil noch nicht zu spät. Sie wollen das Übel an der Wurzel anfassen.
Sie treiben den Vampir an ein Fenster. Darunter führt der Kanal vorbei. Vielleicht hat unser Vampir nie die Fähigkeit gehabt, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, oder aber er wurde von den zugespitzten Pflöcken verletzt - die Verletzung würde schnell wieder zuheilen, aber sie nimmt ihm die Fähigkeit zur Verwandlung, solange die Wunde offen ist.
Der Vampir sieht seine einzige Rettung darin, in den Kanal hinunter zuspringen. Und er tut es. Dem Aufprall seines Körpers folgt ein animalischer Schrei: Dorian ist unten mit der Begräbnisgondel vorgefahren - und der Vampir hat sich auf der forcola (so heißt die Spezialdolle, die es dem Gondoliere ermöglicht, die Gondel mit einem einzigen Ruder zu bewegen und präzise zu manövrieren) aufgespießt.
Die Gondel wird mit Fackeln angezündet und treibt brennend den Kanal hinunter.
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Kommentare
Anhand des holländischen Pärchens zeigt sich wieder einmal, wie man mit einer völlig unnötigen und wenig interessanten Nebenhandlung Zeilen schinden und einen Roman auf den nötigen Umfang strecken kann.
Wer mag sich denn da beschwert haben?
Hmm ...
Wenn ich mir diese steifärschigen Kapriolen der Tugendschützer betrachte, kommt es mir wie ein Wunder vor, dass wir in den siebziger Jahren doch noch so viel Spaß hatten.
In den siebzigern Jahren hatte man noch die Qual der Wahl was die Gruselromane angeht. Man konnte sich die Juwelen heraussuchen.
Heute nach über vierzig Jahren gedenkt man seiner Lieblingsserie.
So ändern sich die Zeiten
Das gleiche PRoblem hatte Jason Dark ja mit Sinclair. Die Mordliga musste abgeschafft werden, weil sie zu sehr an Terroristen erinnerte, über Ninjas durfte er nicht zu sehr in die Eeinzelheiten gehen. Dann wird es immer schwerer gute Gruselromane zu schreiben.