Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 57

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (57. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Für seinen Wiener Autorenkollegen Neal Davenport schrieb Ernst Vlcek am 14. November 1975 das Dämonenkiller-Exposé Nr. 83 und Kurt Luif hatte das Vergnügen ein Vergangenheitsabenteuer des Dämonenkillers zu schildern.
Viel Spaß beim Lesen ...


81BLUTIGE ERDE
DER GOLEM
DER KOLOSS
Dämonenkiller 83
Schauplatz: Prag ‑
Zeit: 1584 - Gegenwart: Anfang Juni
Termin: 17.12.75
Autor: Luif-Davenport

Titelbild (Beschreibung Fr. Illfeld):
Unheimlicher Mann mit hochgezogenem Schädel. In seiner Stirn stecken drei Klammern.
!!Fotovorlage geht an Autor!!

Vorbemerkungen:
Als am Ende von Band 82 Dorian die Stimme des H.T. hört, muß er sich fragen, ob der Dreimalgrößte nicht schon damals Arbues de  Arrabell, der Alraune zum Leben erweckte, und den Rabbi Juda Loew ben Besalel, der den Golem schuf, bestrafte, weil sie ihm nacheiferten.
Dies sollte in die Handlung gebracht werden, weil es ein guter Übergang in die Vergangenheit, ins Jahr 1584, ist, in dem der DK als Michele da Mosto bei Rudolf II. im Hradschin in Prag zu Gast war. Dort machte er wieder einmal eine (traurige) Erfahrung mit einem künstlich erschaffenen Wesen.
Der Autor hat alle erforderlichen Unterlagen über diese Zeit und zur Person, deshalb finden sich hier nur stichwortartige Daten als Information für die anderen Autoren, die ja über dieses Thema ohnehin nicht zu schreiben brauchen.
Rudolf II, 1572 König von Ungarn, 1575 König von Böhmen, 1576 römischer König und deutscher Kaiser, interessierte sich jedoch mehr für Alchimie und Astrologie als für Politik.
Zeitweilig sollen sich bis zu 200 Alchimisten an Rudolfs Hof aufgehalten haben. Der Mediziner, Mathematiker, Alchimist, Astrologe und Astronom Thaddäus Hajek, der sich Hagecius nannte, hatte die Aufgabe, Neuankömmlinge auf ihre Fähigkeiten zu prüfen. Rudolf hatte auch mit Rabbi Loew Kontakt, dem die Legende die Erschaffung des Golems zuschreibt.
1584 kam der Alchimist Dr. John Dee mit seinem Adepten Edward Kelly nach Prag. Dee war vorher Astrologe der englischen Königin gewesen.
In diesem Jahre 1584 lassen wir auch Michele da Mosto nach Prag kommen. Er wäre nicht der Forscher als den wir ihn hinstel­len wollen, hätte er nicht versucht, sich Zutritt in Rudolfs Alchimistenkreis zu verschaffen.
Was Michele in den letzten zwölf Jahren getrieben hat, kann der Autor frei erfinden - Michele hat seit seinem Erlebnis in der Bartholomäusnacht von Paris jedenfalls weitere Informationen gesammelt und glaubt, sich mit allem berühmten Alchimisten messen zu können.

Achtung: Er hat auch versucht, die Teufelsinsel zu finden, wo er die Mumie des Hermes Trismegistos wähnt und wo das Geheimnis des "Stein der Weisen" liegen muß, doch seiner Suche, die einer Irrfahrt glich, war kein Erfolg beschieden. Obwohl all diese Jahre gute Storys hergeben würden, überspringen wir sie, um bald (spätestens bei Band 100) zum 5. Leben des DK überleiten können.
Soviel vorerst zur Vergangenheit.

Die Gegenwartssituation geht aus dem vorangegangenen Band hervor. Weitere Aussagen, die in diesem Band gebracht werden müssen:
Dorian will etwas für Don Chapman tun, weil er vermutet, daß dieser einer Krise zustrebt. Der Puppenmann hat durch die Magie des Homunkulus (diese Schreibweise bitte) Fernel seine normale Größe zurückbekommen. Ihn also so schildern wie in Band 3 (s. Exposé). Chapman ist aber über sein Wachstum nicht so recht glücklich, denn dadurch ist Dula, die fußgroß bleibt, verloren, obwohl er sie endlich, nach einem halben Jahr, gefunden hat.
Es stimmt also einiges nicht mit Don Chapman.

Vergangenheit:
Michele reist nach Prag. Er hat von Hagecius eine Einladung bekommen, was heißt, daß er ein anerkannter Alchimist ist. Die Nacht ist hereingebrochen, als kluger Mann hätte er in irgendeinem Gasthof absteigen sollen. Doch er tut es nicht. Prag ist nahe, er verlangt vom Kutscher, daß er die Nacht durchfahren soll.
Da scheuen auf einmal die Pferde, bäumen sich auf, die Kutsche kippt um. Michele traut seinen Augen nicht, als er ins Freie gelangt. Der Koloß vom Titelbild mit dem geklammerten Hochschädel stemmt gerade eines der Rösser in die Höhe und schmettert es gegen einen Baum. Die anderen Pferde haben sich losgerissen, fliehen. Der Koloß wendet sich einem bewußtlosen Mädchen zu, das er neben einem Gebüsch abgelegt hat und setzt sich mit ihr (in den Armen) in den Bewegung: er hat nur die Kutsche weggeräumt, die ihm im Wege stand. So könnte man seine Handlungsweise interpretieren.
Michele folgt dem Koloß ein Stück, hört bald eine Stimme, die anscheinend kabbalistische Worte von sich gibt und so den Koloß ruft.
Micheles Bein schmerzt. Er muß die Verfolgung abbrechen. Der Kutscher hat einen eingeschlagenen Schädel. Tot. Michele muß den Weg nach Prag zu Fuß fortsetzen.

Gegenwart:
Armand Melville (der Autor hat ihn selbst in den Bänden 14 und 56 charakterisiert) hat wieder einmal von Dorian Hunter einen Auftrag bekommen. Er soll sich zu den Räumlichkeiten der Magischen Bruderschaft von Paris begeben. Der Tempel liegt in einem Vorort von Paris. Dazu sei gesagt, daß Melville von der M.B. gehört hat, aber nichts davon hielt, ihr beizutreten. Nun hat Dorian telefonisch von ihm verlangt, sich den Tempel mal anzusehen, denn da der Homunkulus Fernel dort Großmeister war, ist bestimmt nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Melville wird von Dorian gewarnt, er soll aushalten und alle Entdeckungen dem DK berichten, bis dieser selbst eintrifft.
Melville beschränkt sich aber nicht aufs Beobachten, er dringt in den Tempel ein. Hier sieht es aus, als hätten die Vandalen gehaust, aber man kann noch leicht erkennen, daß Fernel hier eher einen Satanstempel als einen der M.B. eingerichtet hat. Eine Alchimistenküche fehlt auch nicht. Wer hat das alles zerstört? Der Autor kann die Gegebenheiten frei schildern. Plötzlich entdeckt Melville, daß er nicht allein hier ist. Er glaubt, für einen Moment in einer Gestalt Magnus Gunnarsson erkannt zu haben. Melville kennt ihn genau. Denn er erhielt von Sullivan aus London ein Fernschreiben, in dem er gebeten wurde, ihm einen Bericht über Gunnarsson zu schicken, der sich für einige Tage in okkultem Kreis in Paris aufhielt. Melville hat sogar persönlich mit ihm gesprochen.
Gunnarsson scheint ihn nicht entdeckt zu haben. Melville will ihm folgen. Da gerät Melville in eine magische Falle.
So findet ihn Dorian, der mit Coco und Chapman - der Dula mit sich spazieren trägt - hier eintrifft. Melville ist steif wie eine Statue. Coco versetzt sich in einen langsameren Zeitab­lauf und merkt so, daß auch Melville in einem solchen gefangen ist. Sie entreißt ihn der Zeitlupe. Melville scheint aber seine Erinnerung an die letzte Stunde, bevor er in die magische Falle geriet, verloren zu haben. Durch hypnotische Zusammenarbeit gelingt es Dorian und Coco, Melville die Erinnerung in etwa zurück­zugeben. Jedenfalls sagt er aus, er glaube Magnus Gunnarsson ge­sehen zu haben. Ist sich aber nicht sicher.
Jetzt ist diese Persönlichkeit, mit der ihn Sullivan schon eine Weile gelöchert hat, auch für den DK interessant.
Bitte rückblickend schildern, daß der DK und seine Begleiter mit dem Hubschrauber von Castillo Basajaun (s. Daten) nach Frank­reich geflogen sind und vom nächsten Flugplatz mit einem gemieteten Flugzeug nach Paris. Der Tempel sollte in der Nähe des Flugplatzes sein.
Chapman hat immer noch seine normale Größe, verändert sich im Augenblick nicht weiter (aber die Frage ist aktuell: Verformt er sich in ein Monstrum?), obwohl seit den Geschehnissen in Band 82 immerhin mehr als 24 Stunden vergangen sind. Dula hängt an ihm, Dorian verdächtigt sie nicht mehr, eine Sklavin Hekates zu sein.
Was hat Gunnarsson hier zu suchen gehabt? Hat er Fernels Unterlagen an sich gebracht? Dorian will nun unbedingt wissen, wer dieser Isländer ist. Erkundigungen (ein Anruf in der Redaktion des France-Soir?) ergibt, daß Gunnarsson mit dem Ziel Reykjavik abgeflogen ist.
Man folgt ihm. Man tut dies nur wegen Don, bei dem man eine Krise befürchtet. Coco sagt, daß seine Ausstrahlung ihr Angst macht. Irgendetwas Furchtbares wird bestimmt mit ihm geschehen. Aber das verrät man Chapman nicht.
Als man in Reykjavik aus dem Flugzeug steigt, stellt Chapman fest, daß er bereits um gut zehn Zentimeter größer ist als Dorian. Das versetzt den ehemaligen Puppenmann in solche Panik, daß er flieht - mit Dula im Täschchen, versteht sich.
Zwischendurch einige Daten, die für diesen Band ausreichen, über
Magnus Gunnarsson:
Obwohl sein Name durch die Weltpresse geht und im gleichen Atemzug mit hohen Politikern und anderen prominenten Persönlichkeiten genannt wird, weiß die Öffentlichkeit relativ wenig über ihn.
Vom Typ her (anthropologisch:) nordig. Etwa 1,90 groß, schlank, grobknochig, langköpfig, schmalgesichtig, gerade Nase, etwas große, leicht abstehende Ohren, hohe, schmale Stirn, aus­ladender Hinterkopf. Goldblondes Haar, gepflegter, blonder Schnurr­bart, gerade Nase, tiefblaue Augen - "tief und blau wie die Gletscherseen Islands" - weiß-rosige Haut, viele Sommersprossen, spricht verhältnismäßig langsam, überlegt, kein Wort zu viel, eher zu wenig. Ist höflich (Manieren eines Weltmannes), aber bestimmt. Gut gekleidet, aber nicht modisch.
Es wird gesagt, daß er der Astrologe mancher bekannten Per­sönlichkeit ist. Manchmal verschwindet er mit seinen "Klienten" tagelang, und es wäre denkbar, daß er Geschäftsleute und Politiker mit seinen Weissagungen in seinem Sinne beeinflußt. Es wird auch gesagt, daß er bei Seancen Tote beschwört, wenn seine "Klienten" deren Rat einholen wollen.
Was Gunnarsson anfaßt, wird zu "Gold". Ihm gelingt alles. Er spielt Instrumente wie ein Gott, kann jede Frau der Welt haben und würde, wollte er malen, Picasso ausstechen. Das wissen alles die Klatschspalten zu berichten. Er reist viel in der Welt­geschichte und ist oft tage-, Wochen- und monatelang unauffindbar - und dann stellt es sich heraus, daß er sich auf sein kleines Gut in Island zurückgezogen hat, wo er freundlichen Kontakt mit der einfachen, abergläubischen Bevölkerung hat. Das ist über­haupt ein Kapitel für sich: die Isländer sehen in ihm einen Gott... aber nicht, daß sie ihn wirklich anbeten oder solchen Kult mit ihm treiben... aber wer weiß. Es dringt ja nichts Konkretes über ihn an die Öffentlichkeit.
Ist er der Wolf (Satan schlechthin?) im Schafspelz?
Auf allen Kontinenten ist er der Weltmann, nur auf seinem Gut gibt er sich als einfacher Bauer.
Wie auch immer, eine faszinierende Persönlichkeit. Das bestätigt ein jeder, der ihn persönlich kennengelernt hat. Unvor­stellbar, welche Ausstrahlung dieser Mann hat.

Achtung: Das alles braucht der Autor nicht auszusagen. Im Gegenteil, er soll zurückhaltend mit Daten über Gunnarsson sein, aber er muß wissen, über was für ein Phänomen er da überhaupt schreibt.

Vergangenheit:
Michele in Prag. Er wohnt einer Transmutation bei, bei der in Ferdinands Anwesenheit Gold erschaffen wird. Der Kaiser ist beeindruckt, ebenso die anwesende Prominenz, zu der auch John Dee und sein Schüler Kelly gehören.
Dee hat dem Kaiser einen Zauberspiegel vermacht, mit dem man wundersame Dinge vollbringen können sollte. Daß Ferdinand dem Engländer so viel Aufmerksamkeit schenkt, paßt einigen anderen nicht. Die Geschichte berichtet, daß es am des Kaisers Hof viele gegeneinander intrigierende Cliquen gab.
Und wir sagen, daß sie sich hauptsächlich mit magischen Mitteln bekämpften. Da macht der eine eine Bildbeschwörung, damit sein Rivale irgendeine schreckliche Krankheit bekommt. Einer wird von seinem Neider mit einem Liebeszauber belegt, so daß er sich zum ungünstigsten Zeitpunkt ins Gemach der Favoritin des Kaisers wagt - just in dem Moment, als auch Ferdinand, von Begierde übermannt, diese aufsucht.
Der gefürchtetste von allen Intriganten aber ist Gebhard Stampfer von Vierort. Er hat dem Kaiser versprochen, ihm aus der Alchimistenretorte eine Venus zu erschaffen, so schön, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat. Aber obwohl er noch nicht mal einen Grashüpfer hervorgebracht hat, verstand er es eben durch Intrigen - und indem er dem Kaiser astrologische Weissagungen machte, die ihn ins rechte Licht stellten und seine Rivalen ins schlechte.
Als Michele mit John Dee und Kelly zu einer Totenbeschwörung geht, bekommt der von Vierort Wind davon und bestellt einige Zeugen. In Wirklichkeit beschwört Dee aber nur eine Scheintote, die sofort quicklebendig ist. Aber die Wachen machen das arme Mädel nieder. Dee - und auch da Mosto - ist in der Gunst Ferdinands gesunken.
Michele macht nun die Bekanntschaft des Rabbi Loew, sie fachsimpeln über den Stein der Weisen. Loew hält nichts von Kolben und anderen Methoden zur Lebenserschaffung. Er sagt, Gottes Methode sei die einzig wahre - Adam wurde aus Lehm geschaffen, also müsse auch der Alchimist sein Geschöpf aus Lehm formen und durch das göttliche Wort beleben. Loew hat zu Michele Vertrauen, er führt ihn zu seinem Golem.
Michele trifft fast der Schlag, als er dem vier Meter großen Spitzkopf aus der Anfangsepisode gegenübersteht. Obwohl die Beweise gegen Loew erdrückend sind, kann er nicht glauben, daß der Rabbi von seinem Golem Mädchen entführen und andere töten läßt.
Hier muß etwas anderes dahinterstecken. Als Autoreninforma­tion sei vorweggenommen, daß der von Vierort dem Rabbi neidisch ist, weil er selbst noch keine "Venus" erschaffen konnte; und da er das Geheimnis kennt (hat Loew beobachtet), wie man den Golem ins Leben ruft, tut er es insgeheim und befiehlt ihm Untaten.
Aber das findet Michele erst später heraus.
Eines Nachts in den Straßen von Prag, ist der entfesselte Golem wieder einmal unterwegs, der Vierort hat ihn ausgeschickt, junge Mädchen zu holen, mit denen sich der Intrigant vergnügen kann.
Nun kann der Autor den spitzköpfigen Golem-Koloß nach Belieben wüten lassen. Er terrorisiert die ganze Stadt. Der von Vierort kann ihn nicht mehr unter Kontrolle bringen. Vielleicht will er daß auch gar nicht, damit es so aussieht, daß der Rabbi an dem ganzen Unheil schuld ist.
Aber der wandelnde Lehmklumpen, obwohl er nicht reden kann und auch sonst ein eher primitiver Roboter ist, findet immer den Weg zu seinem "Meister" zurück. Darunter versteht er denjenigen, der ihn gerade auf die Wanderschaft geschickt hat - und das ist diesmal der von Vierort.
Also dringt der Golem, nachdem er halb Prag verwüstet hat in dessen Haus ein, tritt die Türen oder Wände ein, hinter denen sich der angstschlotternde Intrigant verschanzt hat.
Michele und Loew sind dem Golem auf den Fersen. Dieser scheint Gefallen am Zerstören gefunden zu haben, auch hat er einen Knacks abbekommen, weil der von Vierort ihn zum Töten angestiftet hat. Auch daran hat er Gefallen gefunden. Doch nun rückt er dem Intriganten auf den Pelz.

Achtung: Wir halten uns ungefähr an die Überlieferung. Es heißt, daß der aus Lehm geschaffene Golem zum Leben gelangt, wenn man ihm das Wort "Emeth" auf die Stirn schreibt. Streicht man aber  das "E" das jüdische Aleph - von "Emeth", so bleibt nur noch "Meth" zurück, und das heißt "tot", woraufhin der Golem sofort wieder leblos wird. Damit kein Unbefugter mit dem Golem seinen Spaß treiben kann, hat er die drei Klammern auf der Stirn (s. Titelbild), die verhindern, daß ein anderer als der, der ihn zum Leben erweckt hat, ihm an die Stirn greifen kann. Obwohl also Rabbi Loew sein Erschaffer ist, kann er ihn nicht zum Still­stand bringen, weil Vierort den Golem auf die Reise geschickt hat.

Weiter im Stoff:
Vierort wird vom Golem bedrängt. Er erreicht aber nicht des­sen Stirn, weil der Golem aufrecht viel zu groß ist. Michele rät zu einer List. Er rät Vierort, den Golem unter einem Vorwand dazu zu bringen, auf die Knie zu gehen, oder sich zu bücken (er könnte ja den Golem bitten, ihn kniend zu töten, oder Ähnliches).
Vierort bringt den Golem tatsächlich dazu, daß er sich bückt, so daß er das "E" auf seiner Stirn löschen kann. Der Golem wird augenblicklich leblos. Er verliert aber das Gleichgewicht, stürzt auf Vierort, begräbt ihn mit seinem tonnenschweren Lehmkörper unter sich, und beide fallen sie über die Treppe oder aus dem Fenster in die Tiefe. Vierort wurde regelrecht zermalmt, der Golem birst durch den Aufprall. Rabbi Loew schwört, daß er sich nie mehr darin versuchen wird, Leben zu erschaffen.

Gegenwart:
An diese Geschehnisse erinnert sich der DK, weil er fürchtet, der unaufhaltsam wachsende Don Chapman könne auch zu einem solchen "durchdrehenden" Golem werden.
Und tatsächlich scheint sich Chapman zu einem Ungeheuer zu mausern. Er wächst und wächst. Bauern belichten, daß sie einen Riesen von vier Metern Größe gesehen haben. Kurz darauf trifft eine Meldung ein, daß ein Riese von sechs Meter Größe einen Bauernhof verwüstet habe: er sei schnurstracks darauf zugegangen und habe das Gehöft niedergewalzt. Immer phantastischere Nachrichten treffen ein. Nach neuesten Meldungen soll Chapman bereits zehn Meter groß sein. Die isländische Armee rüstet sich zur Jagd auf das Monstrum.
Dorians Erkenntnis: Die Dämonen haben Chapman nur zum Wachsen gebracht, daß er allgemein für eine Gefahr gehalten wird und von Dorian selbst getötet werden soll. Und Dorian scheint tatsächlich keine andere Wahl zu haben, als Don zu vernichten, wenn er keine Möglichkeit findet, sein Wachstum zu stoppen und eine rückläufige Entwicklung zu erreichen - ihn also wieder zu "verkleinern".
In Episoden Chapmans unheilvolles Wirken aufzeigen. Don hat sich gestaltsmäßig nicht verändert, er ist proportional gewachsen, wie er ehemals zum Puppenmann geschrumpft ist.

Achtung: Der Autor sollte alle Möglichkeiten ausschöpfen, die sich durch einen solchen wandelnden Koloß anbieten. Richtig in die vollen gehen!

Chapman ist bereits fünfzehn Meter groß - und wächst und wächst und wächst. Das Denken fällt ihm immer schwerer. Sein Gehirn ist inzwischen zentnerschwer (?), aber er hat den Ver­stand einer Eintagsfliege. Sein Hunger wächst ebenfalls ins Gigantische. Er reißt herdenweise Schafe. Die Schäfer, die sich ihm in den Weg stellen und auf ihn feuern, darf er aber nicht töten. Sein Instinkt sagt ihm, daß er unschuldige Menschen nicht morden darf. Dennoch gilt er allein durch seine Erscheinung als Ungeheuer bei den Isländern.
Chapman wandert durch die Lavalandschaft Islands, schreitet wie blind durch die Geysire etc. Da wird er von einem Hubschrauber aus angegriffen. Chapman, zwanzig Meter groß, machte erschrockene Handbewegungen. Der Sog der Luft trifft den Helikopter, so daß dieser abstürzt und an einem Felsen zerschellt. Natürlich wollte Chapman das nicht. Aber wer - außer seinen Freunden - glaubt das schon? Jetzt wird der Chapman-Koloß zum Abschuß freigegeben.

Umblenden (nach Belieben) zu Dorian:
In Reykjavik oder Umgebung trifft Dorian mit Magnus Gunnarsson zusammen. Er beschwört den Isländer, seinen Einfluß geltend zu machen. Gunnarsson ist zurückhaltend. Dorian darf aus ihm nicht klug werden - Coco ist von diesem Mann angetan. Bitte ruhig aussagen, daß auch sie eine Frau ist, die Gefallen an einem außer­gewöhnlichen Mann finden kann. Dorian verlangt, daß Gunnarsson die Armee zurückpfeift, der DK argumentiert, daß Chapman kein solches Scheusal ist, für das man ihn hält.
Gunnarsson sagt, er fühle sich von Dorians Vertrauen geschmeichelt, aber er so mächtig sei er nicht. Gunnarsson unter­treibt zweifellos. Er will sich nicht in die Karten blicken lassen, gibt sich undurchschaubar. Erst als Coco mit ihm spricht, will er sehen, was er tun kann.
Gunnarsson erreicht bei der Armee tatsächlich einen Aufschub und bekommt einen Hubschrauber. Darin fliegt er mit dem DK und Coco in das Gebiet, in dem Chapman - groß wie ein vierstöckiges Haus - zuletzt gesichtet wurde. Die Artillerie steht bereit, um das Feuer auf ihn zu eröffnen. Nach eigenem Wollen ausschmücken!

Achtung: Wenn der Autor will, kann er selbstverständlich Armand Melville mit von der Partie sein lassen.

Man erreicht mit dem Helikopter das Zielgebiet. Vom Hubschrauber aus ruft Dorian Chapman über ein Megaphon an. Jetzt kommt sich Dorian ihm gegenüber wie ein Puppenmann vor, nur ist er viel kleiner, als Chapman dies früher im Verhältnis zu ihm war.
Chapman weiß sich in seiner Riesengestalt nichts anzufangen. Er ist ungeschickt - und allein das macht ihn gefährlich. Er kann kaum mehr sprechen, jeder Laut von ihm ist wie Donnergrollen. Der Wind der Rotoren spielt in seinem graumelierten Haar, das auf einmal - durch den Wachstumschock? - schneeweiß wird!
Eine Nebensächlichkeit, ich weiß, aber wir wollen sie festhalten.
Chapman macht eine Abwehrbewegung, dadurch trudelt der Helikopter ab. Bruchlandung. Die Insassen bleiben unverletzt. das wissen aber die Soldaten nicht. Sie glauben, der Versuch, sich mit dem Koloß zu einigen, sind gescheitert.
Sie eröffnen das Feuer!
In dem Inferno aus explodierenden Granaten versucht Dorian, an Chapman heranzukommen. Er sieht Gunnarsson zwischen Feuer und Rauch verschwinden. Da geschieht ein Wunder, Dorian sieht es wegen der Explosionen nur undeutlich: Chapman beginnt zu schrumpfen.
Und auf einmal wird auch das Feuer eingestellt. Der Pilot hat über Funk gemeldet, daß sie unverletzt sind.
Als wieder Ruhe und Frieden in der Kraterlandschaft herrscht - ist Chapman verschwunden. Gunnarsson steht da, er erin­nert Dorian an einen Wikinger, oder an einen der nordischen Götter, an einen Asen oder sonst was.
Als Dorian zu ihm geht und ihm sagt, daß er das fein gemacht habe, wie er Chapman schrumpfen ließ, behauptet Gunnarsson habe überhaupt nichts gemacht. Wie könnte er? Chapman wurde ganz von selbst kleiner und immer kleiner - er wird wohl wieder zu Fußgröße geschrumpft sein.
Dorian glaubt nicht, daß Gunnarsson nichts dazu beigetragen hat. Dieser Mann scheint große Macht und wahrscheinlich auch magische Fähigkeiten zu besitzen. Aber er leugnet standhaft. Er sei doch ein Niemand...
Dorian muß sich vorerst damit zufrieden geben, aber er nimmt sich jetzt schon vor, Magnus Gunnarsson in Zukunft auf die Finger zu sehen. Er ist viel wichtiger, als bisher selbst Sullivan geahnt hat.
Und Don Chapman?
Man findet ihn nicht, obwohl Dorian eine ausgedehnte Such­aktion unternimmt.

Ausklang:
Unbedingt abschließend aus Chapmans Warte einen kurzen Epilog bringen. Er versteckt sich zusammen mit Dula - die ja die ganze Zeit über bei ihm war - hinter einem Felsen.
Chapman will nicht mehr zu den Menschen zurück. Das sagt er Dula, als Dorian keine zwei Meter an ihm vorbeigeht und sie Don fragt, ob er denn nicht in seine heile, sichere Welt zurück­kehren wolle.
Chapman schüttelt den Kopf. Er sagt, daß Dula recht gehabt habe, als sie meinte, sie müßten sich eine eigene Welt schaffen. Vielleicht ergibt es sich eines Tages, daß Don wieder mit Dorian in Verbindung tritt... wer weiß... aber jetzt möchte er einmal an Dulas Seite sein eigenes Leben führen - natürlich nur, wenn sie will.
Und ob sie will!
Hand in Hand verlassen sie ihr Versteck und suchen sich ihren Weg über Moose und Lavagestein und schlagen sich durch Graswild­nis und gehen ihrer Zukunft in einer Welt entgegen, in der die einfachen Bewohner noch an Feen und Trolle glauben.
Hier wird es sich für die beiden Zwerge trotz des rauhen Klimas leben lassen. Sie fühlen sich als die Pioniere eines neuen Menschengeschlechts.
Dies ruhig ein wenig (aber nur ein wenig!) im Sinne von Pioniergeist, Herz-Schmerz und Schmalz, Tränendrüsendruck und Heimatschnulzenatmosphäre schildern.
Der Leser muß Chapman seine Freiheit gönnen, auch wenn er ihn für eine Weile im DK missen muß. Aber der Puppenmann kommt bestimmt wieder, dies in seiner Aussage andeuten, daß er irgend­wann vielleicht wieder Kontakt mit Dorian haben wird. Aber dann wird er trotz seiner Winzigkeit ein ganzer Mann sein.

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2014-04-22 11:39
...und nachdem Island für seine ertragreichen Obstgärten und unendlichen Felder berühmt ist, hat sich die Frage nach den Primärbedürfnissen für Don und Dula natürlich erledigt.

Der Roman selbst ist bis zum Besuch auf Island ein ganz feines Teil.
#2 Earl Warren 2014-04-22 16:20
Tja, das ist lange her. Von dem Hauptteam lebe nur ich noch - Earl Warren, und soooooooo alt bin ich nun nicht.
Der Ernst Vlcek hat viel recherchiert - doch wg. Island, Island hat 320.000 Einwohner - 120.000 davon leben in der Hauptstadt Rejkjavik.
Die Isländer reden sich grundsätzlich alle mit Vornamen und per Du an. Im Telefonbuch der Haupstadt - und überhaupt dort im Telefonbuch - stehen sie nach Vornamen alphabetisch geordnet.
Da muss ich in einem Roberta-Lee-Roman von mir etwas umschreiben (wird nicht so viel Arbeit sein), denn das weiß ich auch erst seit zwei oder drei Jahren.
Der Ernst war mit seiner Recherche immer sehr sorgfältig und hat einem eins auf den Deckel gegeben, wenn man nicht mitgezogen hat.
Aber alles kann man nun nicht wissen, weiß keiner, und vor 40 Jahren gab es noch lange kein Internet, hast du Reiseführer und Bücher wälzen müssen.
Hete verbindet mich mit dem DäKi nicht mehr viel - ich habe etliche davon geschrieben, und das wechselvolle Schicksal von dem DäKi verfolge ich natürlich schon.
Herzliche Grüße
Earl Warren
#3 Schnabel 2014-04-22 17:28
zitiere Thomas Mühlbauer:
...und nachdem Island für seine ertragreichen Obstgärten und unendlichen Felder berühmt ist, hat sich die Frage nach den Primärbedürfnissen für Don und Dula natürlich erledigt.

Der Roman selbst ist bis zum Besuch auf Island ein ganz feines Teil.

Naja, Dula und Don finden doch Unterschlupf bei M.G. Elfenhof...
#4 Thomas Mühlbauer 2014-04-22 18:53
zitiere Schnabel:
Naja, Dula und Don finden doch Unterschlupf bei M.G. Elfenhof...


Das natürlich, aber im Roman zeichnet sich davon noch nichts ab. Da werden die beiden einfach in den heißen Geysir geworfen und recht blauäugig sowie "nackt und bloß" sich selbst überlassen. Gunnarsson fliegt aktuell mit Dorian und Coco wieder ab und keiner kümmert sich zeitnah um den Puppenmann und das Alraunenmädchen. Ein Polarfuchs würde da schon reichen... Ein ziemllich sorgloser Umgang mit diesen beiden Charakteren, und erst Der steinerne Gott gibt über das weitere Schicksal von Don und Dula Auskunft.
#5 Andreas Decker 2014-04-23 10:19
Attack of the 50 Foot Woman?

Die beiden Ebenen sind doch recht willkürlich miteinander verbunden. Den Golem im damals kommunistischen Prag wieder auferstehen zu lassen, das wäre interessant gewesen. Obwohl, jüdische Gegenwartsthematik in den 70ern im deutschen Heft? Wohl eher nicht :D

Natürlich ist es auch ein weiteres Bausteinchen im Trend, das Dämonenkonzept immer öffentlicher zu gestalten. Das ist natürlich Geschmacksache, ich kann damit wenig anfangen.

Ich will nicht behaupten, dass man Hunters nächstes Leben schlecht geregelt hätte - sicher eine der wenigen gelungenen Ideen der Zeit nach Hundert. Trotzdem war es eine Schande, da Mosto so ohne Not wegzuwerfen. was hätte man da noch alles mit ihm machen können. Diese Geschichten hätten sich nun wirklich von allein geschrieben.

Don und Dula - heute hat das Konzept irgendwie einen Beigeschmack ;-)

Mit der ganzen Basajaun-Crew konnte ich schon damals wenig anfangen. Das Ganze war schlecht eingeführt und im Kontext der Serie so blah. Wochenend-Okkultisten, die plötzlich im Schützengraben stehen. Das ist schon arg Heftchenlogik. Und so viele Figuren auf einen Schlag verwässerten das Ganze nur noch mehr.
#6 Ingo Kirchhof 2014-04-23 14:46
Ich habe mich gefreut von Earl Warren hier zu lesen, schön das er die Chronik hier auch verfolgt. Mich, als Fan, würden Kommentare vom Walter sehr interessieren, da er über Insiderwissen verfügt und wenn wir glück haben auch ein paar Infos zum besten gibt.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles