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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 97

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (97. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Ernst Vlcek schrieb das DK-Exposé 122 für seinen Autorenkollegen Holger Friedrichs, der den zehnten Teil des Malkuth-Zyklus verfassen durfte. Viel Spaß beim Lesen…


122FRIEDHOF DER MORDENDEN TOTEN
DER GRABRÄUBER/LEICHENFLEDDERER
Dämonenkiller 122
Schauplatz: wechselt
Zeit: etwa ein halbes Jahr vor Handlungszeit bis November (Handlungszeit)
Autor: Friedrichs-Palmer
Termin: 15.9.76

Titelbild: BALLESTAR - 809 TE
Friedhofsszene. Grab mit schiefem, verwittertem Grabstein im Vordergrund. Dort kauert Schauergestalt in Lumpen, zerfressenes Gesicht, eingefallene Lippen, Gebiß sichtbar, sieht den Betrachter aus blutunterlaufenen Augen an. Gestalt ist männlich, greift mit Rechter in den offenen Grabschacht, aus dem Sarg ragt. Der Sargdeckel ist zersplittert, Schauer­gestalt langt also in den Sarg hinein.

Situation:
Dieser Roman hat Fred Archers Suche nach Jeff Parker zum Inhalt. Bekanntlich (so wurde ausgesagt) verschwand Jeff kurz nachdem bekannt wurde, daß Coco den Dämonenkiller tötete. Man vermutet, daß sich Jeff aus Gram über den Verlust des Freundes zurückgezogen hat. Er ist spurlos verschwunden, hat nirgends eine Nachricht über seinen Aufenthalt hinterlassen. Seine Freunde sind in Sorge.
Deshalb wurde Fred Archer ausgeschickt, ihn zu suchen. Das war Anfang August.
In Exposé 113 wurde ausgesagt, daß Archer kreuz und quer durch die Welt reiste - vergeblich.
Aber Archer ist hartnäckig, und er ist ein zäher, geduldiger Detektiv, der sich in eine Sache verbeißt und nicht eher ruht, als bis er einen Fall gelöst hat.
Der Autor kann Archers Suche beliebig ausschlachten und ihn dabei auch Abenteuer mit Dämonen der Schwarzen Familie bestehen lassen - er hat freie Hand, weil er als einziger Autor dieses Thema behandelt.
Archer horcht Jeffs Freunde und Bekannte in aller Welt aus. Er sucht die Büros auf, die Jeff in vielen Großstädten unterhält. Aber auch seine vielen intimen Sekretärinnen wissen nichts über seine Absichten. Es kommt nur heraus, daß Jeff verfügte, daß Castillo Basajaun, die Mystery Press und die gesamte Dämonenkiller­clique weiterhin finanziell unterstützt werden. Das scheint auch darauf hinzuweisen, daß er sich für immer zurückziehen wollte.
Archer erkennt bald, daß Jeffs frühere Freunde keinen Kontakt mehr zu ihm haben. Jeff muß sich also einen neuen Bekanntenkreis gesucht haben, denn selbst wenn er die Absicht hatte, ein Eremitendasein zu führen, muß er auf seinem Weg in eine Ermitage mit Leuten zusammengekommen sein.
Archer findet schließlich heraus, daß Parker zuletzt in den USA gesehen wurde. Und zwar in San Franzisco. Er hat sich dort mit Hippies und Ausgeflippten abgegeben, sich anscheinend dem Suff und Drogen ergeben, er muß schon sehr verzweifelt gewesen sein.
Es existiert ein Foto aus dieser Zeit. Ein Reporter einer große Zeitung hat bei einer Ausschreitung ein Foto geschossen, auf dem Parker - ein Schatten seiner selbst - zu sehen ist. Jeder Irrtum ist ausgeschlossen: es handelt sich um Parker.
Nun sucht Archer in mühevoller Kleinarbeit alle jene auf, die damals an den Ausschreitungen teilgenommen haben. Er horcht die Leute in Gefängnissen, in Kommunen, in den Slums und sogar im Irrenhaus aus - aber niemand weiß, was aus Jeff geworden ist.
Es kristallisiert sich nur heraus, daß Jeff damals psychisch am Ende war. Er hat allen gegenüber zum Ausdruck gebracht, daß nun nichts mehr einen Sinn hat. Archer interpretiert das so, daß Jeff keinen Sinn mehr im Kampf gegen die Dämonen sah, nachdem der Dämonenkiller getötet wurde.
Das alles hat mit Horror nichts zu tun, und der Autor sollte die Angelegenheit nur streifen. Wir steigen mit der Handlung ein, wo's spannend wird.
Archer hat inzwischen erfahren, daß man in Castillo Basajaun "Geisterfotos" von Jeff geschossen hat. (Band 116). Darauf ist er mit kahlrasiertem Kopf zu sehen.
Dieser Umstand bringt Archer auf die Idee, sich bei den unzähligen obskuren Sekten herum zuhören. Warum soll Jeff nicht nach seiner Saufperiode den Drang verspürt haben, sich zu ver­innerlichen? Leute in seinem Zustand sind leichte Opfer für solche Sekten.
Archer läßt sich von Mystery Press ein Geisterfoto von Parker nach Frisco schicken und klappert damit die Sekten der Reihe nach ab.

Handlung:
Archer hat ein Lokal entdeckt, in dem sich die obskursten Gestalten ein Stelldichein treffen. Hier kehrt er immer ein, wenn er Kontakt mit dem Underground, der Subkultur von Frisco sucht. Seine wichtigsten Informationen und Adressen hat er von hier. Aber alle Sekten, die er bisher heimgesucht hat, erwiesen sich als Nieten. Kein Hinweis auf Parker.
An diesem Abend erhält er vom Barkeeper einen Tip. Er deutet auf einen jungen Mann mit kahlrasiertem Schädel, der was Indisches an sich hat und sich in einer Nische mit einem Alten unterhält, der überhaupt nicht hierher paßt: Er hat die vornehme Noblesse und die Kleidung eines Butlers. Der Keeper sagt, daß der Glatzkopf einer Sekte angehört, die sich hohe Ziele gesteckt hat und praktisch keine Reklame für sich macht. Man nimmt nur sorgsam ausgesuchte Leute auf. Nach welchen Kriterien die Leute ausgesucht werden, erfährt Archer nicht. Der Keeper kann überhaupt nur An­deutungen machen. Aber der Glatzkopf ist für Archer interessant.
Er wartet, bis er das Lokal verläßt - der Alte bleibt noch zurück - und folgt ihm. Da wird Archer Zeuge eines unheimlichen Zwischenfalles. Eine Schreckensgestalt stürzt sich auf den Glatz­kopf. Archer, der in der Dämonenkillerclique ein gutes Auge für alles Dämonische bekommen hat, glaubt, einen Untoten zu erkennen. Eine Pyrophorpistole hat er einstecken, also schießt er und läßt den Untoten in Flammen aufgehen.
Der Glatzkopf ist überrascht, aber anscheinend mehr durch Archers Eingreifen als durch das Auftauchen des Untoten. Er be­dankt sich höflich. Archer zeigt ihm Parkers Foto, der Glatzkopf zeigt kein Erkennen, rät Archer nur, die Finger von der Sache zu lassen. Als Archer der Sache auf den Grund gehen will, taucht der Alte in der Tür auf. Diesen Augenblick nutzt der Glatzkopf und ver­schwindet.
Archer hält sich nun an den Alten, der von dem Glatzkopf Edward genannt wurde, und zeigt ihm das Foto. Der Alte zeigt Er­kennen, murmelt etwas, daß es sich um ihn handeln könnte... wenn man sich Haare auf sein Haupt denkt. Aber als Archer tiefer dringen will, zeigt sich der Alte zugeknöpft. Er warnt Archer, dann macht er sich zu Fuß davon.
Archer schleicht dem Alten nach, sieht ihn in einem großen Herrschaftshaus verschwinden. Archer geht an die Tür, die statt einer elektrischen Klingel einen Türklopfer hat; darauf ist Bacchus zu sehen, wie er gerade herzhaft in ein Knäblein beißt.
Archer klopft, der Alte öffnet, wird blaß. Er fleht Archer an, endlich zu verschwinden, wenn ihm sein Leben lieb ist.
Doch zu spät. Aus dem Haus ertönt eine rauchige Frauenstimme. Der Diener des Hauses kann Archer noch zuraunen, daß er um alles in der Welt nicht verraten soll, mit wem er sich in dem Lokal getroffen hat, dann wünscht die Herrin des Hauses den Besucher zu sehen. Und der Diener raunt ihm auch noch zu, Jeff Parker nicht zu erwähnen. Diese Warnung schlägt Archer jedoch in den Wind; er traut dem alten Edward nicht.
Archer wird von einer betörend schönen Frau in den Salon ge­beten. Sie heißt Alexandra Constantini. Er sagt, daß er Edward in dem Lokal angesprochen habe und ihm hierher gefolgt sei, als er bei Vorzeigen des Fotos Erkennen in seinen Augen gelesen habe.
Die Frau verlangt das Foto zu sehen, betrachtet es lange und abwägend und ihr Gesichtsausdruck verhärtet sich dabei etwas. Sie meint überlegend, daß es schon möglich sei, daß dieser Mann schon einmal in ihrem Club gewesen sei. Sie könne sich in ihrem Bekanntenkreis umhören...
Archer spürt die seltsame Ausstrahlung der Frau, denkt sich aber nichts weiter dabei. Irgendwie findet er sich alsbald in ihren Armen, er fühlt sich wie von ihr verhext, und im Handumdrehen ist er ihr Liebhaber und Gast in ihrem Haus.
Archer erfährt, daß Alexandra Constantini eine Sekte anführt, die sich die Bacchanten nennt, sie ist die Oberste Bacchantin. Die Mitglieder gehören der obersten Gesellschaftsschicht von Frisco an.
Was die Bacchanten treiben, das ahnt Archer nicht. Aber der Diener Edward warnt ihn wiederholt. Er rät ihm zur Flucht, bevor es zu spät ist. Archer sagt klipp und klar, daß er solange hierbleiben wird, bis er Gewißheit über Parkers Schicksal hat.
Edward verrät ihm, daß Parker in diesem Haus gewohnt habe, daß er aber seit einem Monat fort sei. Wenn er etwas über sein weite­res Schicksal wissen wolle, dann müsse er sich an ein Mädchen namens Angelina Garvin wenden. So, mehr könne er, Edward nicht verraten, und Archer solle endlich machen, daß er aus diesem Haus kommt bevor Sandra (die Hausherrin) endgültig in ihre Gewalt bekommt.
Archer kann sich untertags frei bewegen, wenn aber die Dunkelheit hereinbricht, muß er in das Haus von Sandra Constantini zurückkehren. Das zeigt ihm, daß er in ihrem Bann steht, er kommt von ihr nicht los. Vorerst läßt sie ihn aber ihre Macht nicht spü­ren, sondern spielt nur mit ihm.
Archer forscht nach Angelina Garvin. Er findet heraus, wo sie zuletzt gewohnt hat. Dort lebt sie aber nicht mehr. Die Nachbarn sagen sogar, es könne sein, daß sie tot ist. In letzter Zeit war sie ganz komisch, hat sich das Haupt scheren lassen, als sei sie einer indischen Sekte beigetreten. Sie habe mal einem ihrer Freunde eine Art Gottheit namens Padma erwähnt und gesagt, dies sei der im Lotus geborene.
Die Dämmerung bricht herein, Archer muß ins Haus der Bacchanten zurück. Er überwindet sich aber und dringt unter größter Willensanstrengung in die frühere Wohnung von Angelina Garvin ein.
Er hört Geräusche und überrascht im Zimmer eine Schauergestalt, die gerade in einer Kommode wühlt, als suche sie etwas. Es handelt sich dabei zweifelsfrei um einen Untoten. Archer hätte ihn kurzerhand mit einer Pyrphorkugel in Brand gesetzt, wenn der Untote nicht mit seiner krächzenden Stimme gesagt hätte: Du suchst Angie? Ich kann dich zu ihr führen. Sei morgen um diese Zeit bei dem und dem Friedhof. Dort wird sie dich erwarten.
Dann verschwindet der Untote.
Archer muß ins Haus der Bacchanten.
Sandra eröffnet ihm, daß er heute ihre Freunde kennenlernen wird. Er müsse sich aber umkleiden, und sie verpaßt ihm einen Kapu­zenmantel; er wird mit stinkendem Zeug gesalbt, beträufelt und besprengt. Dann geht es in den Festsaal, der wie ein heidnischer Tempel ausgestattet ist.
Etwa zehn Personen sind anwesend. Alle tragen sie Kapuzenmän­tel wie er. Sandra stellt sie nicht mit ihren wirklichen Namen vor, sondern sie klingen wie Decknamen. Einer bleibt besonders in Archers Gedächtnis haften: Erichtho. Sandra stellt ihn als ihren speziellen Freund vor. Archer erkundigt sich nach Jeff Parker.
Keiner der Vermummten sagt, daß er Parker nicht kenne, aber andererseits gibt auch niemand über Parker Auskunft. Sie weichen ihm aus, und Archer bekommt den Eindruck, als hätte für die An­wesenden der Name Parker etwas Anrüchiges.
Ein kleines Fest wird veranstaltet, das immer ausgelassener Formen annimmt; teuflisch wird es, als plötzlich eine Gestalt in die Mitte genommen wird und von allen Anwesenden traktiert wird. Schließlich reißt sich die Person den Kapuzenmantel vom Leib.
Zum Vorschein kommt ein nacktes Mädchen mit kahlrasiertem Schädel. Es lobpreist Padma - und wird daraufhin von den Vermummten noch mehr traktiert. Als Archer dem kahlgeschorenen Mädchen zu Hilfe kommen will, bringt Sandra ihn mit hypnotischer Gewalt auf sein Zimmer. Sie sagt unergründlich, er sei noch nicht soweit, um am Bacchanal teilzunehmen...
Archer sagt ihr nun klipp und klar ins Gesicht, er wisse, daß Parker in ihrem Haus gewohnt habe. Da redet Sandra endlich:
Sie erzählt, daß sie Parker in der Gosse aufgelesen habe. Sie ließ ihn in ihrem Haus wohnen, nahm ihn in den Club auf und, wie sie behauptet, sie verliebte sich in ihn. Doch eines Tages verließ er sie ohne Abschied - und seid damals hat sie nichts mehr von ihm gehört. Sie glaubt, daß er mit einer anderen namens Angelina Garvin durchgegangen ist.
Archer verfällt sofort in einen tiefen Schlaf, kaum daß Sandra ihn alleingelassen hat. Am nächsten Morgen findet er im Festsaal eine beispiellose Unordnung vor. Edward ist gerade dabei, alles aufzuräumen. Archer merkt, daß er vor ihm ein weißes Laken versteckt, das blutgetränkt ist. Edward will Archer nicht verraten was das zu bedeuten hat, rät ihm nur wieder zur Flucht.
Obwohl es noch nicht Abend ist, begibt sich Archer zu dem Friedhof, den der Untote ihm genannt hat. Es stellt sich heraus, daß der Friedhof völlig verwahrlost ist. Der Friedhofswärter ist ein wunderlicher Alter, der aussagt, daß sich außer ihm und dem Leichenbestatter niemand um den Friedhof kümmert. Es ist ein Privatfriedhof, der dem Leichenbestatter Sam Conway gehört und der hier nur die Toten seiner Kunden bestatten läßt.
Der wunderliche Friedhofswärter sagt, daß er oft mit den Toten spricht und ihnen Trost vermittelt; es seien Verdammte, die keine Hoffnung auf Erlösung hätten, aber sein Zuspruch hilft ihnen. Unter anderen Umständen hätte Archer den Alten für verrückt gehal­ten, so fragt er ihn jedoch, ob ihm der Name Angelina Garvin etwas sagt. 0 ja, meint der Alte, ich werde Sie zu ihr führen.
Und er führt ihn an ein Grab, auf dem der Name des Mädchens steht. Auf dem Stein steht auch, daß sie etwa vor einem Monat verstarb.
Nun sucht Archer den Leichenbestatter Sam Conway auf. Als er den Friedhof verläßt, sieht er den Glatzkopf, dem er in dem Lokal das Leben rettete. Der Sektierer will sich davonmachen, doch Archer stellt ihn. Er will Auskunft über Jeff Parker. Der Glatz­kopf heißt Mohanda und ist Inder. Er sagt, Parker habe sich der­selben Sekte wie er angeschlossen und sei vom Padma, vom Lotus Geborenen abberufen worden. Archer solle die Finger davon lassen, sonst könne das schlimme Folgen haben. Archer läßt sich nicht einschüchtern, doch als er grob werden will, blickt ihn Mohanda nur an, und Archer ist wie gelähmt. Er muß Mohanda ziehen lassen.
Erst als der Inder außer Sichtweite ist, kann er sich wieder bewegen.
Nun begibt er sich zum Bestattungsunternehmen von Sam Conway. Bevor er das düstere Gebäude betritt, hört er sich in der Gegend um. Niemand aus diesem Bezirk beauftragt bei einem Todesfall Conway, dennoch hat er genügend zu tun. Denn an manchen Tagen werden bis zu einem halben Dutzend Särge gebracht. Sein Geschäft floriert.
Am Tag ist sein Haus leer. Er scheint keine Angestellten zu haben. Nur nachts hat man bemerkt, daß im Haus reges Treiben herrscht. Dann scheint dort fieberhaft gearbeitet zu werden.
Archer betritt das Haus. Niemand erscheint. Er sieht sich um. Findet einen offenen Sarg. Blickt hinein. Sieht darin die auf­gebahrte Leiche des kahlrasierten Mädchens, das bei Sandras Bacchanal traktiert wurde.
Plötzlich taucht lautlos ein Mann auf. Er gibt sich als Sam Conway aus. Archer fragt ihn nach Angelina Garvin. Ja, er habe das junge Mädchen bestattet, Ruhe das arme Ding in Frieden.
Archer ist wie benommen, als er Sam Conways Stimme als die von Erichtho erkennt, den ihm Sandra zu Beginn des Bacchanals vorgestellt hat. Was hat das alles zu bedeuten? In welche Schlan­gengrube ist er geraten?
Archers Gnostische Gemme läßt Sam Conways dämonische Ausstrah­lung deutlich werden. Da macht Archer kurzen Prozess, hält dem Leichenbestatter die Gemme hin, um ihn zu bannen. Da zeigt Conway sein wahres Gesicht. Als Archer ihn jedoch mit der Pyrophorpistole bedroht, verspricht er ihm die Wahrheit zu sagen. Sandra habe das Mädchen von vergangener Nacht auf dem Gewissen, ebenso wie Angelina Garvin. Sie sei eine wahre Hexe, zwinge ihn, die Opfer ihrer Bacchanale zu beseitigen.
In diesem Augenblick wird es im Haus lebendig. Plötzlich kommen aus dem Hintergrund Untote und beginnen mit ihrer Arbeit.
Untote sind also die Helfer des Leichenbestatters. Einige kümmern sich um die aufgebahrte Leiche, waschen und schminken sie - und andere stürzen sich auf Conways, alias Erichthos Befehls auf Archer. Unter ihnen auch der Untote, den Archer in Angelinas Wohnung gesehen hat. Archer wäre verloren gewesen, aber ausgerechnet dieser Untote hilft ihm zu fliehen.
Der Untote strebt dem Friedhof zu, verliert beim Laufen ein Foto. Es zeigt ein hübsches Mädchen. Der Untote sagt, es sei Angelina, er habe es letzte Nacht aus ihrer Wohnung geholt.
Und auf dem Friedhof abgekommen, erzählt der Untote die Geschichte von Parker und Angelina. Sie sei Angehörige der Padma-Sekte gewesen und habe die Vollkommenheit angestrebt, um zu einer Erleuchteten zu werden. Die Mitglieder der Padma-Sekte wollen die Macht des Geistes vervollkommnen, denn die Lehren des Padma sagen, daß man mit dem Geist allein alles erreichen kann.
PSI-Fähigkeiten? fragte Archer. Ja, ist die Antwort, so könne man es auch nennen. Und die Padma-Leute suchten diskret nach neuen Talenten. Manche waren bereits soweit erleuchtet, daß sie an der Ausstrahlung von Menschen spüren konnten, daß sie parapsychisches Talent besaßen.
So erging es Angelina, sie spürte Jeffs Ausstrahlung im Hause der Bacchanten und nahm Kontakt zu ihm auf. Zwischen den beiden entspannen sich tiefere Gefühle, Liebe. So kam Parker von Sandra los und schloß sich der Padma-Sekte an. Sandra konnte das nicht verwinden. Sie jagte Angelina und tötete sie und übergab ihre Leiche Sam Conway alias Erichtho, der sie bestattete. Aber wissen Sie, sagt der Untote, was man vorher mit ihr tat? Wissen Sie, was auf einem Bacchanal gespeist und getrunken wird? Archer hat genügend Phantasie, um es sich vorzustellen. Der Untote sagt es trotzdem: von den Opfern bleibt nur die Hülle zurück, die er für das Dasein als Untoter braucht.
Und aus Rache jagt Sandra nun die Padma-Sekte, läßt von Erichtho alle zu Untoten machen, deren sie habhaft wird.
Archer hat einen Kloß in der Kehle: Ist der Untote vor ihm, der sich Angelinas Bild aus ihrer Wohnung etwa Parker, der sich das Bild zur Erinnerung holte? Ist ein Untoter solcher Sentimentali­täten überhaupt fähig? Der Untote aber führt ihn zu Angelinas Grab und sagt, daß darin gar nicht ihr Körper begraben sei, der ruhe tagsüber in Erichthos Gruft. Und der Untote deutet auf ein Foto und sagt: so habe ich früher ausgesehen. Der Untote ist also Angelina, die sekundären Geschlechtsmerkmale sind längst verwest.
Angelina habe gehört (auch Dämonen unterhalten sich über solche Dinge, oder aber Sandra hat es ihr gesagt, um sie zu quälen), daß er, Archer, nach Parker forsche, deshalb habe sie sich an ihn heran gemacht. Sie selbst weiß auch nichts über Parkers Schicksal, aber sie will ihm gerne den Unterschlupf der Padma-Sekte zeigen. Er müsse ihr aber über Jeff Berichten, wenn er ihn findet, und sie dann von ihrem Untotendasein erlösen.
Archer verspricht es. Die Untote vermummt sich und führt ihn zur Sitz der Sekte. Zu dieser fortgeschrittenen Zeit wird Archer aber bereits von Sandra gerufen. Die Untote jedoch verhindert mit Gewalt, daß er ausreißt. Sie bringt ihn zu einem Haus, sagt, daß er nicht daran gehindert werde, es zu betreten, wenn er rein sei. Und siehe da, kaum betritt Archer das Haus, ist Sandras Bann von ihm abgefallen.
Archer kommt in einen Saal, in dem zwanzig Kahlköpfe im Kreis zusammensitzen. Sie meditieren, vollführen in der Konzentration ein telekinetisches Kunststück - lassen einen der ihren in der Mitte schweben.
Archers Auftauchen stört die Meditation. Der Schwebende stürzt herab. Mohanda kommt zu Archer. Er zeigt sich unwirsch über Archers Hartnäckigkeit. Archer will alles über Parker wissen.
Endlich zeigt sich Mohanda bereit. Aber er will eine Gegen­leistung. Mohanda traut Archer, weil er in dieses Haus kommen konnte, wo dem Bösen der Zutritt versagt ist. Mohanda sagt also, daß er heute Nacht ins Bacchanten-Haus eindringen wird und sich dann Archer zu erkennen gibt. Archer müsse mit ihm zusammenarbeiten damit sie gemeinsam Sandra zur Strecke bringen. Archer stimmt dem zu. Gut, sagt Mohanda, nach vollbrachter Tat, darfst du mit Jeff Parker sprechen.
Archer kehrt ins Bacchanten-Haus zurück. Den Diener Edward trifft der Schlag, er warnt eindringlich: Heute Nacht soll Archer am Bacchanal teilnehmen und anschließend geopfert werden. Archer beruhigt den Diener.
Sandra nimmt sich sofort Archers an, kleidet ihn wieder für das Fest ein. Dabei verhext sie ihn und erfährt so alles von ihm. Nämlich, daß Edward zu ihm hält und daß Mohanda sich unter die Gäste mischen will. Archer ist willenlos, er ist der Hexe ver­fallen. Sandra meint, sie wisse längst, daß Edward mit den Padmas
gemeinsame Sache mache. Sie hat ihn bisher nur nicht dafür bestraft, weil sie über ihn leichter an Opfer aus der Padma-Sekte herankam. Sandra verspricht Archer ein unvergeßliches Schauspiel.
Das Bacchanal beginnt. Alle Teilnehmer sind vermummt. Das Fest steigert sich zu einer Orgie. Archer wird mitgerissen, be­kommt abscheuliches Zeug zum Trinken und Ekliges zum runterwürgen
Einer der Gäste lüftet vor Archer kurz die Maske und gibt sich als Mohanda zu erkennen. Archer ist nicht in der Lage, ihn zu warnen. Er steht in Sandras Bann. Mohanda scheint ahnungslos, gibt sich zuversichtlich. Dann ist er im Reigen der Gäste verschwunden.
Archer sucht verzweifelt nach ihm, reißt einem Bacchanten nach dem anderen die Kapuze vom Kopf, doch nur fremde Gesichter -Dämonenfratzen - starren ihn an. Ja, alle Gäste des Bacchanals sind Dämonen der Schwarzen Familie. Und Archer weiß auf einmal, daß sie alle Kannibalen sind. Sie lassen von ihren Opfern nur die äußere Hülle übrig, aus der Erichtho seine magisch belebten Untoten erstehen läßt.
Der Höhepunkt des Festes ist erreicht. Eine Bahre wird herein gefahren, unter einem großen, blütenweißen Leinentuch zeichnet sich eine menschliche Gestalt ab. Die Bacchantin fordert Archer auf, unter das Leinen zu kriechen und das Bacchanal zu eröffnen.
Archer wird allein bei diesem Gedanken übel, doch er muß ge­horchen. Als er unter das Leichentuch schlüpft, sieht er Mohanda aufgebahrt. Sandras Befehl ist unmißverständlich und nicht zu ignorieren: Delektiere dich an ihm!
Mohanda, der völlig reglos daliegt, sagt plötzlich, ohne die Lippen zu bewegen: Nur Mut, mein Freund, iss mich. Und Archer hat tatsächlich die ekelhafte Vorstellung, als würde er sich an dem Opfer vergreifen.
Sandra empfängt ebenfalls diese Vision aus seinen Gedanken und stürzt sich nun ebenfalls auf das Opfer. Archer sucht angewi­dert das Weite, als sich alle Dämonen unter das Laken begeben, das sich gleich darauf blutrot färbt.
Archer zieht sich in dem allgemeinen Durcheinander wie benommen zurück. Beim Ausgang stößt er auf einen der Gäste. Der lüftet kurz die Kapuze - es ist Mohanda. Und Archer erkennt: Die Dämonen fressen ihre Oberste Bacchantin auf, ohne es zu merken.
Da ein Schrei - die Dämonen haben erkannt, was sie anrichteten Erichtho ordnet sofort an, daß man die verstümmelte Leiche in seine Aufbahrungshalle bringt, wo er sie wenigstens zu einer Untoten machen kann.
Mohanda flieht mit Archer. In der Halle finden sie die verstümmelte Leiche von Edward; Sandra hat ihn für seinen Verrat bestraft.
Statt in dem Tempel der Padma-Sekte führt Mohanda Archer jedoch in Erichthos Domizil, wo sie bereits von den Sektenmitgliedern erwartet werden.
Zwischendurch erfährt Archer, daß Parker längst nicht mehr in Frisco weilt. Er sei vom Padma abberufen worden, der alle seine Jünger zu sich ruft, weil er ihre Hilfe gegen einen über­mächtigen Gegner benötigt. Aber nicht alle können dem Ruf folgen, sondern nur jene, die im Geiste stark genug sind. Manche haben es aus eigener Kraft geschafft - andere nicht einmal mit der Hilfe ihrer Kameraden.
Die Padmas schließen einen Kreis, in den sich auch Archer einordnen darf. Die Meditation beginnt. Archer kann selbst die geistige Kraft spüren, die von diesen Gläubigen Menschen ausgeht.
Und auf einmal kann er Jeff Parkers Stimme hören und sich mit ihm unterhalten. Parker sagt nicht, wo er sich befindet, er sagt, der Ort sei unwichtig, aber er befinde sich beim Padma, der in arge Bedrängnis geraten sei. Archer solle versuchen, eben­falls zu ihm zu gelangen. Wenn er sich nur stark genug darauf konzentriert, dann gelingt es ihm vielleicht.
Archer sieht ein uralt wirkendes Gemäuer vor sich und hat das Gefühl, selbst dort zu sein. Aber irgendwie ahnt er, daß er noch nicht körperlich da ist. Parker - scheinbar zum Greifen nahe - sagt, er solle sich nicht sträuben - was halte ihn denn zurück?
Archer erinnert sich an das Versprechen, das er Angie gegeben hat. Und als Parker erfährt, daß Angie eine Untote ist, da holt er Archer nicht zu sich, sondern erscheint auf einmal in dem Bestattungsunternehmen.
Und er ist wahrhaftig körperlich hier.
In diesem Augenblick treffen die Dämonen, allen voran Erichtho ein, Sandras Leiche haben sie dabei. Die Padmas werden von den Untoten umzingelt. Nur Angie nimmt keine drohende Haltung ein.
Sie geht zu Parker, er umarmt sie - und in seinen Armen zerfällt sie zu Staub. Archer erledigt Erichtho durch eine Flammenkugel aus seiner Spezialpistole, die Untoten zerfallen daraufhin alle zu Staub, die anderen Dämonen nehmen Reißaus.
Damit ist der Fall noch nicht erledigt. Archer hat Parker zwar gefunden, doch Parker will nicht mit ihm kommen. Im Gegen­teil, er fordert Archer auf, mit ihm zu gehen. Denn: Padma braucht die Hilfe eines jeden Gutgesinnten.
Archer versucht Parker umzustimmen, indem er ihm sagt, daß der Dämonenkiller gar nicht tot ist; somit hätte Jeff gar keinen Grund mehr, in Askese zu leben.
Parker zeigt sich zwar erfreut, daß Dorian lebt, doch, so sagt er, dies hat er bereits vom Hermaphroditen Phillip und dem Zyklopenjungen Tirso erfahren, die ihm erschienen seien und nun ebenfalls den Padma unterstützen (in Band 121 sind die beiden bekanntlich vor Abis und Kiwibins Augen verschwunden).
Parkers neugewonnene Einstellung ändert sich jedenfalls nicht augenblicklich und grundlegend. Sicher wird er wieder einmal das sonnige Gemüt werden, als das wir ihn kennen, aber vorerst bleibt er an der Seite des Padma. Er stellt nur in Aussicht, daß auch Dorian - wenn die Möglichkeit besteht - von ihm abberufen wird. Parker fühlt sich aber in erster Linie dem Padma verpflich­tet, dessen Lehren ihn zu einem Erleuchteten gemacht haben.
Abschließend schildern, wie die Sektenmitglieder einen Kreis bilden, in den auch Archer eingeschlossen ist. Vor Archers Augen wird es bald darauf dunkel. Er fühlt nur, daß Parker, Mohanda und noch drei Jünger in seiner Nähe sind.
Und er weiß, daß er das Wunder der Telekinese am eigenen Leib erfährt.
Noch aussagen, daß er am Ziel herauskommt: Er findet sich zusammen mit den obengenannten in dem uralten Gemäuer wieder, das er bei der Kontaktaufnahme mit Jeff visionär gesehen hat.
Und er sieht sich Phillip und Tirso gegenüber.
Keine weiteren Aussagen machen.

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Walter Appel/Earl Warren 2014-11-26 19:25
Die Titelbilder von damals waren nicht das Gelbe vom Ei. Heutzutage könnte man das keinem mehr anbieten bzw. unterjubeln. Als AutorIn ist man an den Covern gänzlich unschuldig gewesen.
MfG
Walter
#2 Walter Appel/Earl Warren 2014-11-26 19:27
Die Fantasie von dem Ernst Vlcek habe ich immer bewundert, und ich habe viel von ihm gelernt.
W.
#3 Thomas Mühlbauer 2014-11-26 22:02
Da gab es aber wahrlich unansehnlichere Titelbilder als dieses von Ballestar.
#4 Schnabel 2014-11-26 22:04
zitiere Walter Appel/Earl Warren:
Die Fantasie von dem Ernst Vlcek habe ich immer bewundert, und ich habe viel von ihm gelernt.
W.

Mir haben die Ausarbeitung der drei Hauptautoren der Vlcekschen Exposes zum grössten Teil sehr gut gefallen.
#5 Andreas Decker 2014-11-27 11:08
zitiere Walter Appel/Earl Warren:
Die Titelbilder von damals waren nicht das Gelbe vom Ei. Heutzutage könnte man das keinem mehr anbieten bzw. unterjubeln. Als AutorIn ist man an den Covern gänzlich unschuldig gewesen.
MfG
Walter



Ernsthaft? Verglichen mit dem Schrott auf den heutigen Selfpublishing-E-Books oder den unsäglichen Photoshopcoverschmieden ist das hier aber noch echte Kunst. Und für die heutige Gestaltung sind in der Tat die Autoren verantwortlich.
#6 Carn 2014-11-27 13:25
Da kann ich Andreas nur zustimmen. Was heutzutage auf dem Computer erzeugt wird muß nicht unbedingt qualitätsvoller/künstlerisch wertvoller als die gemalten Sachen von damals sein. Mir haben die Titel von den spanischen Künstlern dieser Ära im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Highlights waren natürlich wenn Cover von Sanjulian oder Enrich zu finden waren.

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