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Ein Roman für alle Nominierungen - Andreas Brandhorst Das Kosmotop

Das Kosmotop - Andreas BrandhorstEin Roman für alle Nominierungen
Das Kosmotop

Als ich mich unlängst mit den SF/Phantastik-Preisen in Deutschland befasste, fiel mir ein Titel auf, der es geschafft hat, praktisch überall aufzutauchen. Es handelt sich um "Das Kosmotop" von Andreas Brandhorst.

Der Roman findet sich auf der Shortlist für den SERAPH, für den Deutschen Science Fiction Preis und für den Kurd Laßwitz Preis.


Andreas BrandhorstBrandhorst war schon in den achtziger Jahren eine wichtige Persönlichkeit in der deutschen SF-Szene, man denke nur an seine Rolle bei die Terranauten.  Aber erst im neuen Jahrtausend hat er im deutschen Buchmarkt eine herausragende Stellung erreicht.

Angefangen hat es mit den beiden Kantaki-Trilogien in den Jahren 2004-2008. Danach kamen mittlerweile sieben Einzeltitel aus den Bereichen SF und Mystery, die allesamt bei Heyne erschienen sind.

  • Äon (2009), ISBN 978-345353385-1
  • Kinder der Ewigkeit (2010), ISBN 978-3-453-52610-5
  • Die Stadt (2011), ISBN 978-345352764-5
  • Das Artefakt (2012), ISBN 978-3-453-52865-9
  • Seelenfänger (2012), ISBN 978-3-453-52970-0
  • Der letzte Regent (2013), ISBN 978-3-453-52971-7
  • Das Kosmotop (2014), ISBN 978-345-331544-0

"Das Artefakt" erhielt 2013 den Deutschen Science Fiction Preis. Kaum ein anderer deutscher SF-Autor hat in den Jahren nach 2000 eine vergleichbare Anzahl von Einzeltiteln geschrieben und bei großen etablierten Verlagen unterbringen können.

Das Kosmotop - Andreas BrandhorstHauptperson in "Das Kosmotop" ist der Pazifikator Corwain 18Tallmaster. Die 18 steht dafür, dass Tallmaster in seinem 18. Clon lebt. Die letzten Menschen, zu denen er gehört, können sich nämlich nicht mehr fortplanzen. Sie leben tausende von Jahren in immer wieder neu gezüchteten Clonkörpern. Im Rückenmark tragen sie eine Nadel, in der ihr Bewusstsein gespeichert wird. Stirbt ein Clon, wird die Nadel in den nächsten Clon verpflanzt. Die Zahl der letzten Menschen schrumpft allerdings langsam, durch Unfälle und dadurch, dass einige von ihnen des scheinbar endlosen Lebens allmählich überdrüssig werden und auf eine Wiedergeburt verzichten. Aktuell sind es noch 14 722. Tallmaster versucht im Auftrag der Kompetenz bei Streitigkeiten zu schlichten und den Frieden zu erhalten. Die Kompetenz ist ein Zusammenschluss von 29 hochentwickelten Zivilisationen, die den Frieden erhalten wollen. Noch mächtiger ist der Zusammenschluss der Maschinenintelligenzen, genannt die Koryphäen, die im Zentrum der Milchstraße ihre Heimat gefunden haben. Sie arbeiten locker mit der Kompetenz zusammen. Es gibt auch Völker, die gegen den aus ihrer Sicht erzwungenen Frieden arbeiten. Die Mahé z.B. versuchen junge aufstrebenden Zivilisationen durch Handelsverträge an sich zu binden und zu abhängigen Vasallen zu machen. Und dann gibt es noch die Incera, ein uraltes, ehemals mächtiges Volk, das nach drei verlorenen Kriegen einen unauslöschlichen Hass gegen die letzten Menschen hegt und ihre Vernichtung zum Ziel hat. Auch bei den Maschinenzivilisationen gibt es Abtrünnige, die alles biologische Leben untergehen lassen wollen.

In diese Situation bricht aus heiterem Himmel das Kosmotop. Dabei handelt es sich um eine Art Arche, die kreuz und quer durch das Universum fliegt und überall interessante Dinge wie Städte, Kunstwerke oder gleich ganze Planeten sammelt. Hinter einem Ereignishorizont nahezu unangreifbar mischt es die Situation in der Milchstraße gehörig auf. Jeder möchte von der überlegenen Technologie eine Scheibe für sich abzweigen und die eigene Position stärken. Ein Abgesandter der Koryphäen verschwindet hinter dem Ereignishorizont um Verhandlungen zu führen. Stop!


17 Jahre später befindet sich Tallmaster im Auftrag der Kompetenz auf dem Planeten Harvinga. Die dortigen drei Spezies lebten bislang friedlich nebeneinander. Doch seit einiger Zeit schüren die Mahé Streitigkeiten und liefern Waffen an die Konfliktparteien. Sie wollen eine Art Protektorat über den Planeten errichten. Tallmaster und seine Lebensgefährtin Solace tun alles, um die dunklen Machenschaften aufzudecken. Sie haben Erfolg und die Mahé werden von den Einheimischen aufgefordert, den Planeten zu verlassen. Ihre Abgesandten wollen das nicht akzeptieren und planen ein Attentat auf die Sängerin, das gemeinsame planetare Oberhaupt. Wieder gelingt es Tallmaster dies zu verhindern, doch als er persönlich mit den Attentätern kämpft, tötet er eine der Mahé. Dies trägt ihm die Blutrache ihrer Familie ein. Da auch die Sängerin im Verlauf des Kampfes ums Leben kommt, müssen auch die Vertreter der Kompetenz den Planeten verlassen.  Es kommt aber noch schlimmer, alle Mahés stellen sich nun hinter die Sippe der Bluträcher.

Danach gibt es immer neue Verwicklungen, die Tallmaster und Solace zu Spielbällen der galaktischen Entwicklung inner- und außerhalb des Kosmotops machen. Solace ist dabei eine überaus interessante Protagonistin. Sie gehört einer gezüchteten Mischung aus Menschen und einer vogelartigen Gattung an. Ihr Körper ist mit zartem Pflaum bedeckt und sie hat die Fähigkeit, sich in Trance zu versetzen und dann zukünftige Entwicklungen zu erahnen.

Der SERAPH und auch der Deutsche Science Fiction Preis sind inzwischen vergeben, mit dem Kurd Laßwitz Preis und dem Deutschen Phantastik Preis bleiben noch zwei Chancen auf eine Würdigung. Aber egal ob Preis oder nicht, "Das Kosmotop" ist Unterhaltung auf hohem Niveau. Alle Brandhorst Liebhaber dürfen wieder zum Buch greifen, alle Freunde spannender temporeicher SF ebenso. Mir hat der Roman auf jeden Fall gefallen. Und ich fand es auch angenehm nur einen Band zu lesen und keine Trilogie zu bekommen.

Der Kosmotop spielt übrigens im gleichen Universum wie "Kinder der Ewigkeit", allerdings Jahrtausende später.

Und ein neuer Roman von Andreas Brandhorst ist unlängst für den Herbst bei Piper angekündigt worden. Der als "erfolgreichste deutsche SF-Autor" beworbene legt dort "Das Schiff" vor.

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