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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Bestien der Nacht

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherBestien der Nacht

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Bestien der NachtBestien der Nacht
von Hugh Walker
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 24
Januar 1977

Der Roman:
Friederich von Lund ist 35 und besitzt mehrere Mietshäuser. Sein Leben kommt ihm manchmal wie ein Traum vor. Das Treffen mit einer neuen Mieterin verläuft seltsam. Sie will unbedingt in das uralte Haus in der Steingasse ziehen. Fritz kennt es nicht einmal persönlich. Hier wohnen nur ein altes Ehepaar, eine alte Frau und der alte Schriftsteller Franz Laudmann. Michaela, die neue Mieterin, entpuppt sich als schönes Mädchen von 25. Fritz verspürt sofort Sympathie für sie. Michaela ruft ihn an, weil sie seltsame Geräusche gehört haben will. Sie durchsuchen das Haus und begegnen Laudmann. Die Begegnung ist so unwirklich, dass Fritz und Michaela zu dem Schluss kommen, dass sie Geister sind, die nur von Laudmann gesehen werden können. Aufzeichnungen des alten Schriftstellers scheinen das zu bestätigen. Die beiden entdecken, dass sie durch Wände gehen können. Sie haben nur sich und schlafen zusammen.

Plötzlich erwacht Fritz in Gegenwart des Geistersehers Hans Feller. Es stellt sich heraus, dass alles ein bewusst hervorgerufener Traum war. Tatsächlich ist er in der Realität nur Immobilienmakler und auch kein "von". Seine Freundin Michaela Weiss ist seit fast einem Monat verschwunden. Die Polizei ist ratlos. Verzweifelt greift Fritz nach jedem Strohhalm. Darum auch Feller. Fritz hält das Ganze jedoch für einen Fehlschlag; Feller erscheint ihm nun erst recht als Scharlatan. Michaelas Bruder Karl, der wohlhabend ist, hat für seine Bemühungen wenig übrig. Außerdem mag er Fritz sowieso nicht. Trotzdem gibt er Fritz' Drängen nach, unter seinen Immobilien nach dem Haus aus dem Traum zu suchen.

Tatsächlich existiert es. Der einzige Mieter führt sie herum, der sich als Laudmann entpuppt. Er ist angeblich eine Art Magier. Er bietet Fritz an, für ihn eine Beschwörung durchzuführen, um Michaela zu suchen. Dazu benutzt er ein altes Zauberbuch namens SORCIS D'AGAII. Michaela erscheint als Geist und zeigt schreckliche Wunden. Das Erlebnis erschüttert Fritz. Laudmann landet im Krankenhaus, weil er die Beschwörung mit seinem Blut durchführt.

Fritz holt Feller zu Hilfe, der mit dem Medium Klara Miletti und zwei Männern namens Vlatschek und Wenzel ankommt. Für ihn ist Laudmann kein Magier, sondern ein Scharlatan, und Fritz' Erlebnis Hypnose. In Trance trägt Klara eine mysteriöse Wunde davon. Als sie den Keller verlassen, wird Fritz von den anderen getrennt und glaubt einen Geist zu spüren. Er hört Stimmen, wird von unsichtbaren Krallen verletzt. Die Geister, die sich als Ungeheuer manifestieren, treiben ihn in einen Raum, wo er Michaelas verstümmelte Leiche findet. Die Dämonen fressen von ihr.

Gefangen in einem Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit sieht Fritz sowohl die geisterhafte Michaela wie auch die Tote. Schließlich findet ihn ein Polizist, der von den Dämonen schwer verletzt wird. Trotzdem kann Fritz befreit werden. Nach einer Weile im Krankenhaus kehrt er nach Hause zurück. Der Mord an Michaela bleibt ungeklärt, Laudmann ist verschwunden. Auch Feller und Miletti haben nur vage Erklärungen anzubieten.

Auf dem Friedhof begegnet Fritz dem verschollenen Laudmann, der ihm verspricht, Michaela wiederzubringen. Angeblich beherrscht er nun seine Magie. Fritz hält ihn für verrückt. Plötzlich steht Michaela vor der Tür. An die vergangene Zeit hat sie nicht die geringste Erinnerung. Fritz und Bruder Karl sind überglücklich, verheimlichen ihre Rückkehr aber den Behörden. Im Laufe der nächsten Tage wird Fritz misstrauisch, ob es sich bei der Frau tatsächlich um Michaela handelt.

Als Fritz zusammen mit einem Polizisten noch einmal das alte Haus durchsucht, taucht plötzlich Laudmann als Geist auf. Er enthüllt, dass Michaela nur eine von ihm erschaffene Konstruktion aus den Erinnerungen von Fritz und ihrem Bruder darstellt. Irgendwann wird sie vergehen. Fritz ist entsetzt; er kann sich nicht entschließen, ob er über ihre Gegenwart froh oder angewidert sein soll. Er flieht mit ihr aus dem Haus, obwohl der Polizist plötzlich verschwunden ist.

Er konfrontiert Michaela mit dem Wissen, die tatsächlich so etwas wie ein Geist ist. Sie behauptet aber, neue Kräfte gefunden zu haben und nun ewig existieren zu können. Weil Fritz sie liebt, beschließt er, alle Bedenken über Bord zu werfen. Bruder Karl ist weniger angetan von der Idee. Er will Fritz nicht decken und die Behörden informieren. Da saugt Michaela ihm das Leben aus, wie zuvor dem Polizisten. So ernährt sie sich nun.

Fritz und seine Geliebte ergreifen die Flucht. Das Leben nimmt für ihn traumhafte Züge an, aber Michaelas Liebe reicht ihm. In einem kleinen Dorf im Süden geraten sie jedoch nach einem Mord mit den Einwohnern aneinander. Die brennen das Haus nieder. Michaela vergeht, während Fritz die Flucht ergreifen kann. Sein weiteres Schicksal ist ungewiss. Er weiß nun, dass es andere Welten und Dimensionen gibt und wünscht sich, die Welt wie Laudmann vor ihm verlassen zu können.

Bewertung:
In diesem Roman verknüpft der Autor seine beiden Konzeptwelten und benutzt Figuren aus dem Vampir Horror Roman wie auch aus seinem Fantasyzyklus Magira. Das wird direkt im Vorwort erklärt.

Liest man den Roman aus der heutigen Perspektive, kommt man nicht um den Eindruck umhin, dass Hubert Straßl zum Zeitpunkt der Entstehung eigentlich bereits alles zu dem Thema gesagt hatte. Die Geschichte von Fritz und Michaela ist von Längen geplagt; der Leser braucht Geduld, bis der Roman erst im letzten Drittel zu seinem eigentlichen Thema kommt. Letztlich passiert nicht viel. Dafür bleibt zu vieles vage. Die Liebesgeschichte, die den Kern der Handlung bietet, ist schwachbrüstig entwickelt. Der Leser erfährt so gut wie nichts über die Beziehung der beiden vor Michaelas Verschwinden, was Fritz' Verhalten nicht unbedingt glaubwürdiger macht.

Dafür fangen die diversen Diskussionen mit Feller und Laudmann über Magie und Spiritismus schnell an zu langweilen. Der Versuch, das Thema Mystik auf einer pseudowissenschaftlichen Ebene abzuarbeiten, liest sich ziemlich banal und widersprüchlich, das ohnehin schwer fassliche Konzept von Magira und seiner ominösen Finsternis, dessen Idee immer besser als seine Ausfertigung war, sorgt mehr für Verwirrung als für Dramatik. Das Ende hingegen ist hektisch und mit zu groben Strichen gezeichnet. Es ist ein typisches Straßl-Ende, wie man es bereits zur Genüge aus den VHRs kennt.

Leider endet die Geschichte genau da, wo sie erst interessant wird. Die Frage, ob man die zurückgekehrten Toten wirklich weiter lieben kann, egal was für Konsequenzen das mit sich bringt – oder in diesem Fall eine Art künstlich erschaffener Ersatz-Mensch -, ist spannend und hat Potenzial. Eine durchaus abgründige und zeitlose Frage. Was man daraus alles machen kann, hat erst kürzlich wieder eine Fernsehserie wie "Les Revenantes" (The Returned) eindrucksvoll bewiesen. Natürlich kann eine auf einen festen Umfang angelegte Reihe von Gruselromanen so ein Thema nicht adäquat behandeln; wenn man ehrlich ist, hätten das die damaligen Leser auch kaum zu schätzen gewusst.

Dieses grundsätzliche Problem zeigt mal wieder eines der frustrierensten Dinge dieser Ära, was vor allem die deutschen Autoren angeht. Das Korsett des Formats mit all seinen Regulierungen und Vorgaben hat jede – zugegeben sich selten ergebende - Möglichkeit erstickt, die Trivialität des Ganzen hinter sich zu lassen. Andererseits fallen nur wenige Autoren ein, die unter anderen Voraussetzungen zumindest das Potenzial gehabt hätten, das Ghetto des Heftromans zu verlassen, um der deutschen Phantastik einen neuen Auftrieb zu geben, auf den sie bis heute vergeblich wartet. (Ob sie überhaupt daran interessiert gewesen wären, ist eine andere Frage.) Hubert Straßl war einer von ihnen. Und auch wenn der Roman eher unentschlossen und misslungen erscheint, hat er zumindest interessante Ansätze.

Life on Mars
Die Idee, seinen Freund "Vlatschek", den "kräftigen Mittdreissiger mit dem Bildrecorder", in einem Roman auftreten zu lassen, ist immerhin ein Schmunzeln wert. Vermutlich ist "Wenzel" ebenfalls ein Vertreter des damals so aktiven Fandoms.

Das Titelbild
Jim Burns hat viele unvergessene SF-Titelbilder geschaffen. Auch seine für ihn untypische erotische Monsterfrau schmückte zuerst einen Roman von Philip Jose Farmer. "The Image of the Beast".

Copyright © by Andreas Decker 2016

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Kommentare  

#1 Thomas Mühbauer 2016-01-20 11:56
Das war leider das Problem mit Straßls Romanen ab "Die gelbe Villa der Selbstmörder", der einen Übergang vom reinen Grusel zu esoterischen Themen markiert. Das gab es im Ansatz natürlich auch schon vorher (zum Bespiel in "Die Tochter der Hexe"), aber ab VHR 100 hat sich die Gewichtung verlagert.

Hubert Straßl hat gerne Freunde/Kollegen in seine Romane eingebaut. So tritt auf in VHR 190 "Paul Davenport, ein stämmiger Dreißiger mit Brille"; oder manchmal auch subtiler verpackt wie in VHR 261, in dem Frank Urban, Angestellter des Antiquariates Eck seinen Chef Hermann am Telefon verlangt (= Hermann Urbanek).

Und weil man das Burn-Titelbild schon mal im Haus hatte, wurde es noch einmal für den VHR 425 verwendet.
#2 Toni 2016-01-20 20:42
Ich weiß was du mit den Längen meinst. Habe gerade DAS HAUS DER BÖSEN PUPPEN hinter mir und da gab es auch so eine gewisse Stelle wo er über mehrere Seiten den Saft abdrehte und ins plaudern geriet. Es gab bei anderen Autoren aber schlimmere Eigenarten...

Jason Dark auch, zum spätern Zeitpunkt bekannte Namen des dam,aligen Fandoms verwurstet. Am längsten gehalten hat sich glaube ich Yacup Yalcinkaya (hoffentlich richtig geschrieben). Ich habe auch mal mitgespielt, allerdings als Berens. Den vollständigen Namen hätte ihm damals keiner abgekauft :lol: Auf Seite 5 oder so bin ich dann gemeuchelt worden. Also nix mit Nebenheld...

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