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Der Schrecken und die Sterne - Die Einflüsse des Horrors in der SF

Die Einflüsse des Horrors in der SFDer Schrecken und die Sterne
Die Einflüsse des Horrors in der SF

Die Beeinflussung der klassischen, rationalen Technik-SF durch Horroreffekte ist ja immens, nicht erst seit  dem Alien-Film oder der  Ixtl-Erzählung.

Horroreffekte bieten sich hier wegen des Gruseleffektes an, schaudernd steht der gerade gelandete Astronaut im Marskrater vor dem Schlangententakelmonster. Ist es intelligent? Dann wird das SF.


Ernst VlcekIst es ein Ungeheuer? Dann schlägt der Horroreffekt zu. Die Grundlage dazu liegt nicht nur im Fremden, im Unbekannten, sondern in der Erfindung des BEM, des Bug-Eye-Monsters durch us-amerikanische Pulpmagazine in den dreißiger-Jahren des 20 Jahrhunderts.

In Deutschland /Österreich finden wir Horreffekte natürlich herüberschwappend bei Ernst Vlcek, dessen mimmermüde krude ausgebildete, abartige Fantasie viele solche Effekte und Begriffe vom Dämonenkiller in den Perry Rhodan hereingezogen hat. Nicht nur erfindet er hier handlungstechnisch die buntesten Monster, auch verwendet er irrationale Begriffe in der klassischen Technik-SF („Planet des Satans“ o.ä). das ist immer phantasievoll...aber nicht immer gut...

Gruseleffkete in der SF sind also nichts Neues. Wichtig ist nur, dass, etwa wie im Film Event Horizon, das rationale als Hintergrund gewahrt bleibt und nur dargestellt wird, wie das Fremde als Irrational-Gefühltes, Bedrohliches psychisch herüberkommt. Aber das Paradigma der erzählten Naturwissenschaft sollte gewahrt bleiben, denn sonst kippt der Erzählrahmen in irrationalen  Horror um (wie bei einigen Büchern von Peter Hamilton) und der Leser erhält eine Mogelpackung. Er erwartet SF und erhält Horror. Bleibt hingegen der rationale Rahmen gewahrt, wie etwa im Alien-Film, so ist der Gruseleffekt sachlich einordnungsbar und der SF-Leser/Zuschauer kann ihn logisch sinnvoll verarbeiten, da hier die Fremdheit der Wesen und ihre Bedrohungen auf vernünftiger Ebene erklärt werden. Das nimmt den  Horror-Effekt keineswegs weg, denn niemand möchte einen Schleimbeutel ins Gesicht gekrallt bekommen, der ein Ei in einem ausbrütet...

Solange ein SF-Autor/Regisseur, der auch solche erzählen möchte, die Kurve bekommt, indem er diese irrational wirkenden Begriffe des „Bösen“ rational einfangen und sinnvoll in der Handlung begründen kann, ist nichts einzuwenden gegen die Anwendung solcher Effekte.Nur darf die Logik des Paradigmas nicht zwischendrin umkippen, es sei denn man schreibt eine Komödie oder Parodie, die in ihren Irrwitz natürlich mit den Erwartungen spielen darf, weil ohnehin niemand die Handlung ernst nimmt.. (Beispiele dafür, allerdings ohne Horroreffekte sind Star-Crash oder der erste Band der Scheibenwelt).

Ansonsten wünsche ich allerdings, dass, wenn SF draufsteht, auch welche drin ist, rationale, technische, naturwissenschaftlich begründete Erzählweise, und die Horroreffekte nur untermalend und begleitend sind. Heutzutage vermischen sich die Genres zusehend...der Autor muss also, um überzeugend zu bleiben, sehen, auf welcher Schiene welchen Paradigmas er fahren möchte...und sollte innerhalb der Erzählung dabei bleiben, sonst enttäuscht er die Erwartungen der Leser.Horror-SF ist eben nicht SF-Horror, um das kurz zu sagen...

© 2016 by H. Döring

Kommentare  

#1 Larandil 2016-05-11 12:06
"Heutzutage vermischen sich die Genres zusehends"?
H.P. Lovecrafts Geschichte "Die Berge des Wahnsinns" beschreibt das Schicksal einer geologischen Expedition, die in der Antarktis eine folgenreiche Entdeckung macht. C.A. Smith ließ in "Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis" eine Gruppe Archäologen auf dem Mars ins Verderben laufen. C.L. Moore führte ihren SF-Helden Northwest Smith in "Shambleau" mit einem Wesen zusammen, an das sich die griechische Mythologie mit Schaudern erinnert.
#2 AARN MUNRO 2016-05-11 12:53
Zitat:
Larandil 2016-05-11 12:06 "Heutzutage vermischen sich die Genres zusehends"? H.P. Lovecrafts Geschichte "Die Berge des Wahnsinns" beschreibt das Schicksal einer geologischen Expedition, die in der Antarktis eine folgenreiche Entdeckung macht. C.A. Smith ließ in "Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis" eine Gruppe Archäologen auf dem Mars ins Verderben laufen. C.L. Moore führte ihren SF-Helden Northwest Smith in "Shambleau" mit einem Wesen zusammen, an das sich die griechische Mythologie mit Schaudern erinnert. Zitieren
Man muss ja wissen, was man will beim Schreiben...Horrorerzählung im Irrationalen mit SF "Umgebungsambiente" aber eben nur den äußeren Rahmen...SF-Horror oder rationaler Hintergrund mit dem Fremden, Unbekannten, das dann nur als "böse" interpretiert wird, weil als bizarr-bedrohlich empfunden...Horror-SF. Entweder oder...aber wenn ich den Teufel in einem Genetik-Labor materialisieren lasse, weil er die Seele des Wissenschaftlers will, nachdem ich vorher lange über DNA-Spleißung gelabert habe, weiss ich nicht mehr, worauf der Autor hinauswill: das ist heute sehr oft dargestellt: die unklare Mischung der beiden Genres ohne klar aufzuzeigen, zu welcher Kategorie die Erzählung gehören soll. sowohl Smith als auch Lovevraft sind hier für mich beide Schreiber vom Irrationalen im Rationalen, also Horror-Sf. Da halten sie sich klar an die Spielregeln des Genres...heute wird nicht immer klar, welche Hintergrundansichten in der Handlung denn nun gelten sollen:sie werden innerhalb der Handlung gemischt...und das tut der Story oft gar nicht gut...
#3 Andreas Decker 2016-05-11 16:20
Die angesprochenen "Berge des Wahnsinns" oder "Der Schatten aus der Zeit" haben nicht ein übernatürliches Element, da die Aliens hier der Kern der Handlung ist. Und die "SF" ist im Grunde weniger Handwedeln als in jedem PR heutzutage.

Zitat:
In Deutschland /Österreich finden wir Horreffekte natürlich herüberschwappend bei Ernst Vlcek, dessen mimmermüde krude ausgebildete, abartige Fantasie viele solche Effekte und Begriffe vom Dämonenkiller in den Perry Rhodan hereingezogen hat. Nicht nur erfindet er hier handlungstechnisch die buntesten Monster, auch verwendet er irrationale Begriffe in der klassischen Technik-SF („Planet des Satans“ o.ä).
Da dichtest du Vlcek aber etwas an. Mal davon abgesehen, dass man selbst bei den überschaubaren Planetenromanen nicht mal eine Handvoll Titel zusammenbekommt, die "horrormäßig" klingen, findet sich so etwas auch im Inhalt nicht. In "Satans Universum" - den Titel "Planet des Satans" gibt es nicht bei Vlcek, ich glaube nicht mal beim gesamten PR - geht es um eine Seuche und einen Verbrecher, der sich Satan nennt. Das hat nun wirklich nichts mit dem Übernatürlichen oder dem Dämonenkiller zu tun.

Es denn natürlich, der Titel "Das Grauen" reicht schon, dass die Leute SF-Horror denken. Aber das ist dann eher ein Problem des Alters und der mangelnden Information. ;-)
#4 Laurin 2016-05-11 18:01
Na ja, ich weiß was du mit dem Titel meinst, auch wenn mich die Beispiele auch nicht wirklich überzeugen. Zum Beispiel wann ist ein Monster Horror? Optisch usw. mag ein fremdes Wesen uns entsprechend beängstigen, kann aber der evolutionären Entwicklung folgend eigentlich nichts für sein Aussehen, seine Handlungsweise oder seinen Fähigkeiten. Der "Horror" speist sich also aus der Fremdheit des Wesens für uns. Oder nehmen wir mal Mutationen mit Fähigkeiten wie Telekinese. Wer einen gewissen wissenschaftlichen Hintergrund nicht besitzt (z.B. der Mensch im 18. Jahrhundert) dürfte dies schlicht als Teufelswerk betrachten. Dies mal nur so als Grundbeispiele um zu zeigen, dass man manchmal nur recht schwer klare Trennungslinien ziehen kann. Andererseits haben gerade viele deutsche Autoren so ihre Probleme, wenn sie nicht kräftig die Genre mischen können. Sieh dir nur mal den PROFESSOR ZAMORRA an wo du schlicht alles wiederfindest. Oder aber nimm PERRY RHODAN, da hat schon das Zwiebelschalenmodel und die damit verbundenen übergeordneten "Hohen Mächte" nichts mehr mit SF zu tun, die wirklich "rational, technisch und naturwissenschaftlich" begründet sind, sondern ist eine überaus Spirituell bezogene Erzählweise, die man vereinfacht auch als ausgeschmückte Religionsvorstellung bezeichnen kann (Kosmokraten = Gott; göttlich; positiv und Chaotarchen = Teufel; teuflisch; negativ). Und dann haben wir da auch vielleicht mal einen guten Autoren, der einen SF-Roman* schreibt, der voll deinen Erwartungen vom Inhalt entspricht, in der Form die Handlung allerdings so gut ausreizt, dass dir (oder uns) die Gesamtsituation als "horrormäßig" vorkommt.
Na ja, sollten keine Kritik aber mal ein paar Beispiele sein, wo man dran sehen kann, dass klare Trennstriche vielleicht gerne gesehen, aber dann doch manchmal schwer umsetzbar sind (*Beispiel: Roman BLACKOUT von Tim Curran, keine übernatürlichen Elemente in der SF und trotzdem in seiner Konsequenz Horror pur). ;-)
#5 AARN MUNRO 2016-05-12 09:45
Wahr ist, der Titel von Vlceks Perry-Band war "Satans Universum", und da haben wir die Problematik auch schon: Irrationale Religionsbegriffe werden in eine Serie eingebracht, die einen gewissen rationalen, und zumindest pseudonaturwissenschaftlichen Anspruch hatte...(Man beachte bei einer Zitat-Kritik aber bitte auch das o.ä.!!!, das andeuten sollte, das mir der genaue Name nicht mehr so geläufig war, also cum grano salis zu nehmen) ...Horror in der SF bezieht sich nicht auf antike und veraltete Weltbilder aus der Vor-Industrialisierungszeit...insofern ist meine Kritik an Vlceks Sprachbegriffen hier berechtigt...der Artikel entstand übrigens, als ich mich neulich so über eine blöde Sorte von Monstern in einem Atlanband geärgert hatte...da musste er wohl gerade vorher einen Paul-Wolf-Roman abgeliefert haben...Nee, das wars' eben nicht...deshalb schrieb ich mir den Frust in diesem Artikel herunter (das ist keine! Rechtfertigung). Aber der Herr Vlcek konnte die Kategorien eben nicht immer so gut trennen...bei aller Fantasie, die er hatte...ich persönlich möchte ein einheitliches Weltbild in Romanen, das ja auch mal erschüttert/erweitert werden kann...aber entweder es gibt "böse Dämonen" oder ich definiere sie als "Fremdwesen aus anderen Dimensionen". Das sind eben zwei vollständig verschiedenenParadigma-Ansätze...und die sollten eben nicht gemischt werden...meines Erachtens...und übrigens: Allegorien, die verkleidet vorkommen wie KK/CT als gut-böse Relevanz sind ja in Ordnung, solange sie logisch in den Erzählrahmen eingegliedert werden...aber das Paradigma sollte nicht gebrochen werden (da gab es ja auch noch zwei TBs im Perryversum, die einen Planeten mit Magie beschrieben, der sich dann völlig aus dem P-versum abschottete, Griese oder Terrid...sehr ärgerliche Bände wegen der fehlenden Rahmenlogik (die innere war vorhanden) im P-Versum...bzw. dem Ausbrechen aus dieser Rahmenlogik in Richtung Fantasy...zum Glück war das eine Eintagsfliege...). Das waren echte Mogelpackungen im Perryversum, hätte ich den Inhalt vorher gekannt, hätte ichs damals nicht gekauft...

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