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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Ich, der Vampir

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Ich, der Vampir

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?


Ich, der VampirIch, der Vampir
von Hugh Walker

Vampir Horror-Roman Nr. 22
Juli 1973 / DM 1,-

Pabel Verlag
Völlig übermüdet und noch Stunden von seinem Ziel entfernt kommt der Schriftsteller Vick Danner zu der Erkenntnis, dass weiterfahren keinen Zweck mehr hat. Eigentlich wollte er noch an diesem Abend in München ankommen, aber so lebensmüde ist er dann doch nicht und steuert seinen Manta auf die nächste Ausfahrt, irgendwo zwischen Stuttgart und Pforzheim, zu. Sicher wird er schon eine günstige Übernachtungsmöglichkeit mit einem gemütlichen Bett finden.

Ein Hinweisschild lenkt ihn zu Max-Autoservice, wo es zumindest schon mal einen Kaffee gibt. Nach kurzem Gespräch mit Max, dem Besitzer, macht der ihm einen Schlafplatz klar. Nicht weit entfernt gibt es ein Haus, das ab und an mal junge Gäste aufnimmt. Danner soll abgeholt werden und mit seinem Wagen dann hinterher fahren. Nach ein paar Minuten taucht ein zweiter Wagen auf, dessen Fahrerin ebenfalls ein Bett für die Nacht sucht. Der scheinbar neben sich stehende Max rät ihr zur Weiterfahrt, da das letzte Bett schon vergeben ist. Pech gehabt. Schließlich erscheint eine junge Frau in Dienstmädchenkleidung, die Danner zur Unterkunft bringen soll. Weil ihm die junge Frau an der Raststätte leid tut, fragt er diese nach einem zweiten Bett. Sauer steigt sie aus und liest dem sichtbar eingeschüchterten Max die Leviten. Natürlich gibt es noch einen Schlafplatz, aber warum hat Max versucht abzublocken? Und warum müssen die Gäste jung sein? Hier scheint etwas nicht zu stimmen, doch Danner ist heute Abend eh alles egal.

Nach einer kurzen Fahrt durch die Dunkelheit Tal abwärts, kommen sie durch einen verschlafenen, dunklen Ort und schließlich endet die Fahrt vor einem herrschaftlichen alten Haus, das sich seit seiner Erbauung wohl nicht mehr verändert hat. Eine seltsame junge Frau, die sich als Katalin vorstellt, nimmt sie in Empfang und führt sie auf, mit teuren Antiquitäten eingerichtete Zimmer. Überhaupt ist sie eine merkwürdige Erscheinung, die schon fast zu schön ist um wahr zu sein. Zudem macht sie Vick Danner eindeutige Avancen und verspricht ihn bald zu besuchen. Danner ist gespannt, bekommt aber vorher noch Besuch von seiner Begleiterin aus der Raststätte. Sie stellt sich als Marion Schneider vor und ist fest davon überzeugt, dass Max Panik vor der Angestellten des Hauses hatte. Zudem gesteht sie, dass sie Angst vor der alten Hausherrin hat und die Nacht nicht allein auf ihrem Zimmer verbringen möchte. Alt? Vick sah eine knackige, etwas altbackene 25 jährige, die ihn gleich aufsuchen möchte. Er vertröstet Marion und schickt sie auf ihr Zimmer. Morgen früh, wenn alle ausgeschlafen haben, sieht die Welt bestimmt schon wieder fröhlicher aus.

Etwas später betritt Katalin sein Zimmer und zuerst unterhalten sie sich ein wenig. Beiläufig erzählt sie ihm, dass sie das Haus noch nie verlassen hat und die Zeit keine Bedeutung für sie hat. Vick Danner kommt das sehr seltsam vor aber ihre Verführungskünste siegen. Wie im Rausch nimmt er das Gewitter draußen nur undeutlich wahr und befindet sich schließlich allein im Raum. Katalin ist verschwunden. Bei jedem Donner vernimmt er angstvolle Stimmen, die scheinbar aus dem alten Gemäuer kommen. Zudem ist die Tür verschlossen und das Licht ist erloschen. Das Zimmer scheint ihn gefangen zu halten. Dann taucht Marion an seiner Tür auf. Sie hört die Stimmen ebenfalls. Da er ihr nicht helfen kann rät er ihr, sich in ihrem Zimmer zu verbarrikadieren. Seltsamerweise sind ihre Uhren  beim betreten des Hauses stehen geblieben. In der Folgezeit verliert Vick das Gefühl für Tag und Nacht, aber er meint irgendwo den Schrei einer Frau zu hören.

Nach diesen fieberartigen Zuständen erwacht er endlich aus seiner Lethargie und macht sich das erste mal wieder Gedanken über das Ziel der Reise. Er wollte nach München um einen Vertrag zu unterschreiben. Ein Verleger aus Salzburg wartet um eine bestimmte Zeit in dem Büro seines Agenten Vandermann. Als er ihn anruft, erfährt er von dem aufgebrachten Mann am anderen Ende der Leitung, dass der Termin bereits seit zwei Tagen geplatzt ist. Warum hat er nicht gemerkt, dass er so lange hier war? Er stellt seine Gastgeberin zur Rede und sie erklärt ihm, dass er krank gewesen sei und sie ihn gepflegt hat. Zwischendurch haben sie sich geliebt und Marion sei schon gefahren. Eigentlich will sie ihn gar nicht mehr fortlassen, ist aber der Überzeugung, dass er eh wiederkommen wird. Ihr letzter Tipp, er soll sich vor der Sonne hüten.

Es ist schon spät am Abend, als er den Vertrag  unterschreibt. Vandermann ist zufrieden und Vick Danner hatte endlich wieder seine Ruhe. Da er noch nicht müde ist, bestellte er sich etwas zu Essen auf sein Zimmer. Ein seltsamer, nie gekannter Hunger überfällt ihn plötzlich, der aber nichts mit normaler Nahrungsaufnahme zu tun hat. Seltsamerweise zieht es ihn zu Menschen und an einer Bushaltestelle fällt er beinahe über eine etwas abseits stehende Frau her. Im letzten Moment kann es sich bremsen. Eine paar Straßen weiter sieht es anders aus. Ein verliebtes Pärchen kommt ihm entgegen und er verpasst dem Mann einen Schlag ins Genick. Dem Mädchen beißt er in den Hals und er trinkt ihr Blut.Als der Mann ihn angreift fällt er auch ihn an und macht sich anschließend aus dem Staub. Allerdings ist jetzt ein Streifenwagen hinter ihm her und er wird zweimal angeschossen, was ihn aber nicht sonderlich stört. Endlich weiß er was mit ihm nicht stimmt: Er ist zu einem Vampir geworden. Alle Anzeichen stimmen, auch wenn er selber nicht so recht daran glauben mag. Er ist davon überzeugt, dass Katalin etwas mit seiner Verwandlung zu tun hat,  sich aber immer weniger dagegen wehren kann. Er ist ihr verfallen.

In der Dunkelheit des noch frühen Morgens steuert er seinen Wagen wieder in Richtung dem Kaff, wo er das Haus vermutet. Eine genaue Adresse hat er nicht, aber Max Autoservice wird er wohl wiederfinden. Dann überrascht ihn die aufgehende Sonne auf der Autobahn. Unter großen Schmerzen und einer seltsamen Starre lenkt er seinen Wagen von der Autobahn in ein Waldstück. Wie gelähmt verbringt er den Tag in dieser relativen Dunkelheit und bekommt erst spät mit, die Sonne geht bereits wieder unter, dass in seiner nähe ein Mädchen vergewaltigt wird. Ihre Bitten und Schreie bringen ihn wieder etwas ins Leben zurück. Als die Geschundene junge Frau auf sein Auto zu taumelt und zusammenbricht, trinkt er noch schnell von ihrem Blut und macht sich wieder auf den Weg zu Katalin.

Mit pochendem Herzen liegt er schließlich wieder in ihren Armen. So tot kann er noch gar nicht sein, denn erstens schlägt sein Herz noch und zweitens hat er ein großes Verlangen nach ihren Berührungen. Katalin erklärt ihm, dass seine Skrupel bald aufhören würden und er dann kein Problem mehr mit dem trinken von Blut hätte. Die nächsten Stunden oder Tage (?) verbringt er wieder im Fieberwahn und stärkt sich am Lebenssaft junger Frauen. Irgendwann vernimmt er die Stimme von Vandermann, der in seinem Zimmer eingeschlossen ist. Wie kommt der denn hierher? Egal, denn plötzlich überkommt ihn wieder dieser Blutdurst und Vandermann wird sein nächstes Opfer, obwohl er ihn nicht ganz tötet. Als er schließlich satt ist, überkommt ihn wieder dieses schlechte Gewissen und er beschließt Vandermann zu helfen. Heimlich bringt er seinen Agenten in den Wald und lässt ihn dort liegen. Vielleicht kann er sich ja retten.

Am nächsten Abend, als der Hunger wiederkommt, bereut er diese „gute Tat“ und beichtet Katalin, was er getan hat. Sie Versteht ihn und versucht, mit Hilfe des involvierten Dienstmädchens, ein neues Opfer heranzuschaffen. Zusammen mit ihr stoppt er auf der Landstraße einen Wagen und fällt über die Insassen, ein Mann und eine Frau, her. Die Frau überlebt den Angriff nicht, aber der Mann kann flüchten. Das könnte ein Fehler gewesen sein, denn jetzt gibt es schon zwei Zeugen. Allerdings bleibt ihm nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn der Morgen macht sich bereits bemerkbar. Es wird Zeit, wieder in die schützende Dunkelheit des Hauses zu gelangen. Im Dorf bricht er zusammen und kann sich gerade noch in eins der Häuser retten. Benommen hört die vielen Stimmen, denn Vandermann ist wieder da und  hat Verstärkung mitgebracht. Er weiß von Katalin, dass der Ort und ihr Haus nur im Dunkeln für andere zu sehen ist, am Tage aber unsichtbar bleibt.

Doch Vandermann und sein Trupp aus Polizisten und Ortsansässigen bleibt hartnäckig und in der Dunkelheit entdecken sie schließlich das Herrenhaus. Da niemand auf ihre Rufe reagiert dringen sie in das Haus ein und sitzen in der Falle. Hinter der Tür in seinem Zimmer vernimmt Vick die panischen Schrei der Eindringlinge. Die Männer die draußen warteten versuchen zu flüchten, werden aber von den Menschen aus den Häusern aufgehalten.

Katalin hat durch den Angriff nun genug Opfer für Vick, die im Keller des großen Hauses eingesperrt sind. Einige Zeit ist er nun mit Blut versorgt und muss nicht mehr auf die Jagd gehen.
Am Ende der Woche sind allerdings nur noch zwei Gefangene am Leben, Vandermann und ein Polizist. Alles scheint sich zu beruhigen, doch dann ruft Max an und berichtet von einem Großaufgebot von Polizisten, das sich auf den Weg ins Tal macht. Der Mann, dessen Frau er getötet hat, ist mit etlichen Beamten auf dem Weg und will Rache nehmen.

Über hundert Beamte schlagen schließlich ihr Lager vor dem Haus auf. Den Anwohnern des Ortes stellen sie ein Ultimatum sich zu ergeben. Als sie nach einiger Zeit nicht darauf antworten, fackeln sie die Gebäude einfach ab. Dann nehmen sie Katalins Haus ins Visier, die mittlerweile ihr Ende kommen sieht. Die Menschen von heute sind wohl anders geworden und wissen sich zu helfen. Damit hat sie nicht gerechnet. Als die Polizisten nun mit Fackeln und Flammenwerfern anrücken, holen sie Vandermann aus dem Keller.  Er soll als letztes Druckmittel dienen, kann sich aber befreien und stürzt sich in die Tiefe. Jetzt gibt es kein halten mehr und kurze Zeit später brennt das ganze Haus. Erst jetzt erkennt Vick Danner die Wahrheit. Das Haus und Katalin sind eine Person und wenn der alte Kasten stirbt, stirbt auch sie.  Weil das Haus sich in ihn verliebt hat, machte sie ihn zum Vampir und hoffte auf sein Wiederkommen. Mit Hilfe des Hauses/Katalin schafft er es noch zu entkommen, doch auf der Flucht wird er von dem abergläubischen Mob umstellt und festgehalten. Sein letztes Opfer hat ihn wiedererkannt und sinnt jetzt nach Rache, denn schließlich musste seine Frau sterben. Da man in Vick Danner jetzt eindeutig einen Vampir erkannt hat, treibt man ihm auf einer Lichtung einen angespitzten Holzpflock ins Herz. So aufgespießt stirbt Vick nicht sofort, sondern spürt noch seinen langsamen Zerfall...

Dirk und sein SenfMein Senf
Häusern wird ja oft ein Eigenleben nachgesagt. Sie sollen die guten, aber auch die schlechten Taten der Menschen, die in ihnen wohnten aufgesogen haben und erhielten dadurch ihren Charakter. Ein windschiefer alter Kasten mit Fledermäusen im Hintergrund  muss also nicht unbedingt böse sein, wenn die Bewohner immer recht fröhlich waren, und andersrum kann eine weiß gestrichene, romantisch anmutende Südstaaten-Villa ein Arschloch sein. Anders sieht es bei den sogenannten Horror-Häusern aus, die mitunter ihren Namen von uns Menschen auf die Dachschindeln gestempelt bekommen haben und immer mal wieder in der Presse auftauchen. In ihnen wurden grausige Morde begangen, gefoltert oder man sperrte Menschen jahrelang in ihnen ein. Was da die Mauern aufgesogen haben möchte ich gar nicht so genau wissen. Obwohl, der ein oder andere Roman oder auch Film wäre ohne diese Bad-Houses echt aufgeschmissen.

 Die Sache mit den Gruselbuden hört sich erst einmal sehr spuki an, doch wenn man mal genauer drüber nachdenkt, kennt wohl jeder so alte Kästen in seiner näheren Umgebung. Vielleicht nicht mehr so in den  Zentren mit ihrem Bauboom, aber in irgendeiner finsteren Ecke der Stadt steht bestimmt so ein Ungeheuer aus alten Tagen herum und wartet auf neue Mieter oder Besitzer (oder Kinder, die in ihnen spielen...). Häuser können also die Schwingungen oder sonstwas von bösen Taten speichern und ihnen anschließend eine Gestalt geben. Das können real wirkende Personen sein oder auch Tiere wie Katzen (meist einäugig), die sich den Lebenden mitteilen wollen. Wenn man die Suchmaschine mit „gibt’s Häuser mit Seele“ füttert, landet man auch unweigerlich auf diversen Esoterik-Seiten, die sich liebevoll um solche Dinge kümmern. Die dort wirklich plausibel und in Not vorgebrachten Probleme und Fragen handeln u.a. davon, dass merkwürdige Dinge in Häusern oder Wohnungen passieren und die Menschen dort oftmals die Geister von Toten sehen oder spüren. Ein Zusammenleben ist oftmals nicht möglich und auch nicht erwünscht. Was soll man also tun, wenn sich die Traumimmobilie in ein bösartiges Monster verwandelt? In Filmen hilft oft abfackeln, im wahren Leben weiterverkaufen und den Banken, bei noch laufender Finanzierung,  damit eine Freude machen.

Nun, Hubert Straßl bevorzugte die Abfackel-Variante und ließ nur ein Häufchen Asche übrig. Der Protagonist teilte dann, in Liebe verbunden, dass gleiche Schicksal auf der Lichtung, nur dass er langsam gefressen wurde und anschließen zu Staub zerfiel. Ein schön/schauriges Ende, bei dem meinerseits sogar ein wenig Mitgefühl aufkam und der Autor wieder einen seiner „Denk mal drüber nach Momente“ ins Spiel brachte. Warum ihn das Haus/Katalin unbedingt zum Vampir machen musste war mir nicht ganz klar, denn sie war ja selber kein Blutsauger. Und wer bekam die anderen Opfer, die Max und Konsorten so vermittelte. Die Anwohner des Dorfes? Ihre Diener, das Haus selber? Hier ließ Hugh Walker ein paar interessante Fragen offen, aber dies ist halt Heftroman like.
Der Kern der Story war diesmal die Liebe zwischen einem Menschen und einer höheren Macht. So etwas funktionierte schon in den Mythologien verschiedener Kulturen oder bei der „kleinen Meerjungfrau“. Wenn sich das Jenseitige mal verknallt hat, gibt es meist kein halten mehr und unbescholtene Mitmenschen wachen schon mal als Untote auf.

 Manchmal braucht man ja nur ein paar Seiten bis man geschnallt hat, um welchen Unhold oder Monster es  geht. Nun, er machte es den Kaufinteressenten diesmal noch einfacher und gab bereits beim Titel des Romans den entscheidenden Hinweis. Es geht um Vampire! Oder doch nicht, denn eigentlich passierte ja noch eine Menge mehr als dieses oft eintönige in-den-Hals-beißen  mit anschließender Verwandlung. Selbst 1973 dürften die Menschen schon etwas abgestumpft gewesen sein, was Graf Dracula und Konsorten anbelangte. In den Kinos mussten die Filmemacher jetzt sogar auf die oft dürftigen erotischen Elemente hinweisen, damit der Streifen zeitgemäß wirkte und zur freien Liebe der  immer noch nachwirkenden  Hippie Bewegung passte. Äußerst brutal beschrieb Straßl eine Vergewaltigung im Wald, wo zwei Männer einem „sehr jungen Mädchen“ böse Dinge antaten und Vick Danner in seiner Vampir-Starre (tagsüber) nichts machen konnte. Das ging über mehrere Seiten und ich hätte am liebsten dazwischen gehauen. Diese Schweine. Am Ende hat unser Blutsauger, als das Mädchen aufs Auto zu taumelte, noch ihr Blut getrunken. Von freier Liebe keine Spur.  Die Verbrecher sind entkommen, aber hier konfrontierte Straßl den Leser mit der Frage, wer die größere Bestie ist: Mensch oder Monster.
Klasse fand ich auch den nächtlichen Ausflug durch München mit anschließenden Einkaufstrip, weil Vick Danner ein frisches Hemd brauchte. Da ging zwar eine Seite für drauf, aber gerade solche Nebensächlichkeiten konnte Straßl unheimlich gut mit in die Story einbauen, ohne dass es sofort langweilig wurde.  Irgendwie schaffte er es immer, den Leser bei der Stange zu halten und eine seltsame Gemütlichkeit aufkommen zu lassen. Banalität des Horrors?  Diese Vermischung von Realität und Gruselstory hatte Walker echt gut drauf.  Das ist auch ein Grund warum ich nach etwas längerer Zeit die Dinger nochmals lese. Gut, das Gefühl ist ein anderes, aber wenn es mal etwas ruhiger wird bei uns und das Wetter mal matschiger ist als sonst, kommt ein klein wenig von dieser Gemütlichkeit zurück...Bis einem vom sitzen oder liegen der Rücken weh tut! Damals habe ich länger in den unmöglichsten Positionen ausgehalten.

Hubert Strassl aka Hugh WalkerWas soll man sagen? Eigentlich habe ich bis jetzt noch keinen schlechten Roman von Hugh Walker gelesen. Klar, wenn man wie früher drei (oder noch mehr) Romane in der Woche liest, kann das schon mal zu einer Übersättigung führen oder die ein oder andere geniale Idee eines Autoren geht einfach mal unter. Da hilft nur nochmals lesen und das Risiko eingehen, dass einem der Roman diesmal nicht so gefällt. Bei manchen Serien hatte ich öfter das Gefühl, den Roman aus versehen schon mal gelesen zu haben. Hinterher machte ich mir sogar kleine Kreuze mit Bleistift auf Seite drei um die Gelesenen zu markieren. Bei Straßl konnte mir das nicht so schnell passieren, denn seine Geschichten kamen doch immer sehr individuell daher und seine Schreibe hatte einen hohen Wiedererkennungswert. An seine Romane kann ich mich nach 30 Jahren am meisten erinnern.

In einer Sache hat mich H.S. überrascht, denn diesmal spielte die Geschichte nicht in der Ich-Form. Eigentlich finde ich diese Form für seine Romane genau richtig, da er ja oft mit der Zerrissenheit und den Zweifeln seiner Prota/Antigonisten spielt. Von Vick Danners Innenleben erfuhr man aber auch so noch genug. Zuerst wunderte er sich über seine Gelüste nach Blut und nachdem er satt war, bekam er einen regelrechten Ekel vor sich selber. Ein überzeugter Blutsauger denkt anders.

Sympathisch machte ihn die Tatsache, dass er wohl auf Opel stand und deshalb einen Manta fuhr. Opel war zu meiner Zeit, als ich noch die Straßen mit einem frischen“Lappen“ in der Tasche unsicher machte, eine angesagte Marke. Wenn ich an meinen Ascona B 2.0 S denke komme ich heute noch ins schwärmen. Den habe ich mir damals von meinem Verlegungsgeld (von einer Zeche zur anderen) für heftige 4500 DM gekauft und abgöttisch geliebt.  Das waren  schöne Zeiten für Opel, als man die Autos noch auf der Straße gewaschen hat, zumindest bei uns im Revier.

Was gab es sonst noch?
Spielt der Roman doch in den Südstaaten? Zumindest sieht mir das Haus im Hintergrund ganz stark danach aus. Eigentlich sollte es nicht so hell und freundlich sein sondern eher die Marke alter Kasten, der nur Nachts auftaucht. Kurz, das Titelbild schießt diesmal am Inhalt vorbei und der Gepfählte wirkt ein wenig so, als hätte er sich in letzter Sekunde aufs Bild geschleppt.. Wenn man nicht richtig hinsieht, kann man sogar den Holzpflock, der einzige Hinweis auf einen Gruselroman, übersehen. Trotzdem wieder ein schöner Thole der wohl eher auf die Liebe zwischen Katalin und Vick Danner Bezug nimmt.

VAMPIR INFORMIERT ging in die zweite Runde und Manfred Knorr gab Tipps und kurze (sehr kurze) Empfehlungen zu Filmen, von denen ich die Hälfte noch nicht einmal vom Namen her kenne. Ich gebe zu, ich gehe gern ins Kino und habe auch den ein oder anderen Gruselfilm auf  Leinwand gesehen, aber speziell nur solche Filme bringen es dann auch nicht. Beim Bild zu „Das Schreckenscabinett des Dr.Phibes“ habe ich gedacht: Boah ist die Maske Scheiße – obwohl es bestimmt noch schlechter ging und viele Leute das ganz anders sehen. Auch die Maskenbildner haben dazu gelernt, aber damals setzte man wohl eher auf Latex. Das gruselige Hütchen der Dame war dagegen echte Kunst.  Damals haben mich solche Fotos noch echt geschockt, aber auch fasziniert. Manchmal bin ich nur zum Kino gegangen um zu sehen was es bei den Erwachsenen gab und  dann an den Gruselfilmen hängen geblieben, deren Bilder manchmal im gleichen Schaukasten hingen wie Dick und Doof. 

Auch ALFONS griff das Thema Vampir auf. Igor, der Bucklige, bringt die tägliche Blutration  zu Draculas Friedhofsadresse. Haha, es gibt sicher lustigere Cartoons aber die Figuren sind klasse gezeichnet und waren auf ihre Art der eigentliche Lacher.

Übrigens! Irgendwo zwischen Pforzheim und Stuttgart, auf dem Weg nach München, müssen ganz schlimme Leute wohnen. Zumindest  würde ich, aus eigener Erfahrung niemanden raten in dieser Ecke die Autobahn zu verlassen. In den 90ern habe ich mal über die Caritas mit meiner damaligen Freundin  in Darching/Kaspermühle für drei Wochen  Kinder betreut (die Armen). Da ich mit meinem eigenen Wagen gefahren bin und Mitten in der Nacht irgendwie den Weg verpeilt hatte, hielt ich an einer Tankstelle irgendwo weit vor München. Statt mir nur kurz den Weg zu beschreiben sagte  der freundliche Mitarbeiter, ich solle doch mal den Falk fragen. Ich dachte Falk wäre sein Kumpel der gleich kommt. Diese Burschen haben ja manchmal so seltsame Namen. Aber Pustekuchen. Irgendwann habe ich geschnallt wer Falk war und das es sich dabei um die Straßenkarte für 15 DM handelt. Bei Max hat es wenigstens Kaffee gegeben, aber trotzdem gut, dass ich kein Zimmer brauchte. Vielleicht lag es auch ein wenig an mir, denn mit dem Essener Ruhrpott Platt in breitester Form konnte man schon mal anecken. Besonders bei den Leuten, die sich für meine Ohren mit gutturalen Grunzlauten verständigen und deren Theaterstücke Untertitel brauchen. Nein, ist schon klasse mit den Dialekten. Wer hat sich sowas bloß ausgedacht?

Jetzt muss ich noch was in eigener Sache loswerden. Um etwas Luft bei meiner Lesereise zu gewinnen und schneller voranzukommen habe ich mich dazu entschlossen, die Dämonenkiller Romane links liegen zu lassen. Da ich die Geschichten um Dorian Hunter damals geliebt habe, ist mir die Entscheidung nicht leicht gefallen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass schon genug und zudem kenntnisreicher über die DK-Serie berichtet wurde. An diesen Denkmälern möchte ich mit meiner „Lesereise“ nicht rütteln, auch wenn es ein wenig nach fauler Ausrede klingt. Mir geht es eigentlich darum etwas über Romane der Vampir-Horror Serie zu schreiben, die noch nicht so oft unter die Lupe genommen wurden. Natürlich weiß ich, dass in den vergangenen Jahren auch über den VHR das ein oder andere geschrieben wurde, aber über den Dämonenkiller halt noch mehr.

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Kommentare  

#1 Schnabel 2016-06-08 09:10
Ich hätte schon gern deine Kommentare zu den Dämonenkiller-Romanen innerhalb der Vampir-Horror-Roman-Reihe gelesen...
#2 Thomas Mühlbauer 2016-06-08 14:09
Finde ich auch, denn so kunstfertig aufbereitet will ich auch den ersten Dämonen-Killer-Roman lesen.
#3 Toni 2016-06-08 19:24
...das wußte ich ja nicht... ich hatte ja keine Ahnung :-)

Nein, Scherz beiseite. Das wäre jetzt das 2 1/2 mal, dass ich den Däki lese. Letzte mal angefangen hatte vor zwei Jahren. Bei den Vampiren kenne ich sogar einige gar nicht (ist mir im Nachhinein aufgefallen) und deshalb sind sie bei mir z.Z. angesagter. Vielleicht mache ich die Dämonenkiller mal zwischendurch...
#4 Laurin 2016-06-08 21:14
ICH, DER VAMPIR muss ich auch noch lesen. Habe ja die Bände von Hugh Walker von Emmerich Books & Media alle hier.
Die Rezi hier macht jedenfalls schon mal Bock aufs reinblättern.
#5 Andreas Decker 2016-06-10 10:42
Straßl hatte damals einen Lauf. Kann man nicht anders sagen. Vor allem seine Enden war eigentlich immer stark.

Southern Gothic in Niederbayern ... :lol: Ist eigentlich gar nicht so weit hergeholt.

Was den Däki angeht, bin ich etwas hin- und hergerissen. Einerseits würde es mich auch interessieren, was du davon hältst, andererseits habe ich mich auch noch nicht entschieden, ob ich bei den Däki-Tbs jeden einzelnen der Coco-Romane bespreche oder nicht. Spätestens nach dem zweiten steht zu befürchten, dass man sich nur noch wiederholt.

Und du hast recht, es kommen noch genug interessante Vampirs. Zu der Zeit gab es ja noch inhaltliche Vielfalt.
#6 Toni 2016-06-10 16:23
Das stimmt leider Andreas. Irgendwie hat man immer ein wenig das Gefühl, dass man sich wiederholt. Klar, kommt immer darauf an, was man aus dem Wortschatz von 25o Wörtern (sind es bei mir überhaupt so viel :D ) herausholt um was brauchbares abzuliefern, aber wenn das Kernthema (DK-Serie) immer das selbe ist, kann es arg kurz oder öde werden. Bei den Vampiren freue ich mich immer über Einzelromane und neue Autoren - auch wenn die Bekannten klasse sind. Und wie gesagt, über den Däki wurde hier schon eine Menge veröffentlicht und da waren richtig gute Sachen dabei (Gelle Thomas und Uwe)! Vielleicht mache ich ja noch was in die Richtung... (obwohl ich jetzt schon mal an meine Grenzen stoße und oft denke, ob man das Geschreibsel auf die Leser des Zauberspiegels loslassen kann :sigh: )

Das mit den Menschen aus dem Süden von Deutschland ist natürlich nicht böse gemeint... nicht das sich jemand beleidigt fühlt. Ich sitze mit meinem Slang ja selber im Glashaus.
#7 Paul J Hauswald 2017-02-01 15:42
Dieser Roman hätte sicher in der ausgehende Collection "Angoisse" gut getan...
Limat hatte ein Roman der genau das selbe hiess: "Moi, vampire", aber nicht zuvergleichen mit Hugh Walker's. Bei Limat fing es auch mit einer Autoreise an, aber folgte mit einem Unfall, eine Blutübertragung und nachdem aufkommende vampirismus Symptome...Verano bekümmerte sich um die Sache. Eine Liebesgeschichte Opfer/Vampir entwickelte sich auch...Der Roman war interessant aber nicht überzeugent.
#9 Paul J Hauswald 2017-02-01 18:36
Danke für den Hinweis und die Links, Thomas. Ich kannte diese serie "Horror Expert" vom Luther Verlag, habe aber den Vampir von Limat übersehen.
Eigentlich shade das in dieser serie vom Luther Verlag die Dominique Arly Romanen auch nicht zu seinen besten zählen...

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