Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Die Hexe Clarissa
Die Hexe Clarissa
London. Millionär Bryan Cormick schwimmt ein paar Bahnen in seinem Pool und wütet in Gedanken gegen seine Verlobte Clarissa. Er will die Hexe umbringen. Da schwimmt plötzlich ein großer Fisch im Becken und zerreißt seine Kehle.
Die hübsche Clarissa Laughton hält sich gerade bei ihrem reichen Freund Ken Wittacker auf, einem Sportsegler. Ken will unbedingt bei ihr landen. Clarissa lässt ihn abblitzen, hat Bryan doch viel mehr Geld. Trotzdem ist sie froh über das Alibi, das ihr Ken gibt, als Inspektor Caldwey vom Yard anruft und sie über den Tod ihres Verlobten informiert.
Ken wittert sofort seine Chancen. Aber Clarissa lacht ihn aus und verspottet ihn als impotent. Wutentbrannt will sich Ken ihr beweisen und versagt natürlich im Bett. Als er daraufhin Mordpläne schmiedet und ein Bad nimmt, wird er von einem Fisch totgebissen.
In der Zwischenzeit entdeckt der arbeitslose Alkoholiker Albert Marvin, dass der Urzeitfisch aus dem Trödelladen, der in einem Glaskasten an der Wand hängt, zwischendurch verschwindet und plötzlich ein blutiges Maul hat. Beim zweiten Mal ertappt er den mysteriösen Dieb, der den Fisch erneut zurückbringt. Aber der Mann schlägt ihn nieder.
Als Nächstes verdirbt es sich Clarissa mit dem Adligen Derek Webster, der seine Schulden bei ihr nicht begleichen kann und ihr dummerweise als Sicherheit seinen Stammsitz überschrieb. Als er Clarissa erstechen will, hat er plötzlich den Urfisch am Hals hängen. Clarissa verfolgt den Mord irgendwie begeistert und verschwindet dann einfach. Albert Marvin beobachtet alles, weil er den mysteriösen Einbrecher mit dem Mordfisch bis in ihre Wohnung verfolgt hat.
Ihm bleibt das Pech treu, denn plötzlich steht Inspektor Caldwey vor der Tür. Voller Panik ergreift Albert ungesehen die Flucht. In der Nähe seiner Wohnung stellt er den Dieb, der noch immer den Kasten mit dem Fisch durch die Gegend schleppt. Er will ihn der Polizei ausliefern, aber der Mann ist unüberwindlich und schlägt ihn erneut nieder.
Kurz darauf liest der besagte Mann die umherirrende Clarissa auf und stellt sich ihr als Globan vor. Globan steht im Dienst des Dämons Zurru und erklärt ihr, dass sie kurz vor einer Existenzumwandlung zur echten Hexe steht. Da sie jetzt wegen drei Morden im Mittelpunkt einer Untersuchung steht, will Globan die Morde dem armen Marvin anhängen.
Also behauptet Clarissa, dass Albert den armen Derek mit einem Enterhaken umgebracht hat. Dazu liefert sie ein genaues Phantombild, das in der Zeitung erscheint. Am Ende sitzt Albert in einer Zelle und erzählt seine verrückte Geschichte von dem Fisch. Mittlerweile hat er sich zusammengereimt, dass der Fisch ein Dämonenfisch ist. Der Inspektor lässt Albert bei einem Ortstermin entkommen, weil er der Theorie insgeheim nicht abgeneigt ist. Albert beschattet Clarissa. Versteckt im Dienstbotenzimmer ihrer Wohnung bekommt er mit, wie sie mit Laura Cormick aneinandergerät, der Schwester des toten Bryan. Ihm wird klar, dass Laura nun in Gefahr schwebt und belabert sie. Sie glaubt ihm, als plötzlich der Mann mit dem Koffer vor der Tür steht.
Albert belauscht Clarissa und Globan erneut beim Pläneschmieden und setzt sich mit Laura zusammen. Die hat sich mittlerweile geweihte Kugeln besorgt. Als Globan mit seinem Fisch erneut vorbeikommt, erschießen die beiden ihn. Er zerfällt zu einer stinkenden Masse. Nun sind sie zwar den Dämon los, haben aber auch keinen Beweis für Alberts Unschuld mehr.
Laura besucht Clarissa und erlebt mit, wie sie sich endgültig in eine Hexe verwandelt. Dummerweise steht sie waffenlos vor ihr, weil Albert die Waffe genommen hat. Und so beißt ihr Clarissa die Kehle durch, bevor Albert mit seinen geweihten Kugeln ankommt und die böse Clarissa in einen Schleimhaufen verwandelt. Laura kann Albert noch ihre Liebe gestehen und stirbt. Der Inspektor kommt dazu. Die beiden Männer lassen das Wasser aus dem Fischkasten in Globans Koffer, was den Dämonenfisch killt.
Hans Ködelpeter begann seine Autorenkarriere als Verfasser von Krimi-Leihbüchern. Später schrieb er Hunderte Beiträge für Heftromanserien aller Verlage, ob nun Jerry Cotton oder Gaslicht, Kommissar X oder Franco Solo, anonym oder unter den verschiedensten Pseudonymen wie Fay Stanhope, Guy Brent oder Rex Gordon. Zwischen 1977 und 1981 schrieb er diverse Vampir-Horrorromane als Cedric Balmore, vor allem in der Zeit, in der man die Reihe den kulturellen Realitäten anpasste und auf familienfreundlichen Softgrusel umstellte.
Als Autor hat er eine Fangemeinde. Stilistisch war er zweifellos vielen Heftkollegen weit voraus. Unbestritten wusste er eine Geschichte zu erzählen, mit oft überdurchschnittlichen Charakterisierungen und vielen Wendungen.
Was den Inhalt seiner Gruselromane angeht ... Nun ja. Das ist Geschmacksache. Ködelpeter lieferte Geschichten, die die Redaktion wünschte. Man kann ihm nicht zum Vorwurf machen, dass es Horror Light ist. Persönlich konnte ich mit ihm als Gruselautor nie etwas anfangen, und sein einziges Dämonenkiller-Taschenbuch macht mich auch nicht zum Fan.
Der Plot ist abstrus, der Gegner schlichtweg albern. Da lebt Globan "so lange er denken kann" unter den Menschen und ist angeblich ein mächtiger Dämonendiener, muss aber ständig einbrechen, um sich den Dämonenfisch aus Albert Wohnung zu holen. (Wozu in aller Welt bringt er ihn wieder zurück? Wen interessiert es, ob jemand Trödel aus der Wohnung eines Säufers stiehlt?) Da erzählt er Clarissa von seinen bösen Taten und seinem Dämonenmeister in anderen Dimensionen, kriegt aber nicht mit, dass sich Albert in der Besenkammer versteckt und sie belauscht. Und am Ende reicht eine geweihte Kugel, um ihn in einen Haufen Matsch zu verwandeln. Und beim unsterblichen Mordfisch, der sich nach seiner Regeneration in einen Menschen verwandeln soll, muss man nur das Wasser aus dem Aquarium lassen, um ihn zu vernichten. Das ist alles so widersprüchlich und schrecklich lahm. Es lässt jede Gruselatmosphäre vermissen.
Das fällt besonders deshalb ins Auge, da die Charakterisierungen der Hauptfiguren zumindest anfangs durchaus Biss haben. Das ist dann betont realistisch geschrieben, was den Gegensatz zu den an den Haaren herbeigezogenen übernatürlichen Elementen so in den Vordergrund rückt. Wie Clarissa ihre Männer demütigt und sich daran ergötzt, ist schon beeindruckend erzählt. Vor allem die Passage mit dem armen Ken in der Vor-Viagra-Epoche ist herrlich böse. Was dann so gar nicht zum Grusel-Rest passt. Die guten Ideen gehen in der Ausführung unter. Ein auf Taschenbuchlänge gestrecktes Horrorheft.
Die Handlung spielt in England, weist aber kein besonderes Lokalkolorit auf. Alles ist betont Zeitgeistfrei gehalten, Anspielungen jeglicher Art kommen nicht vor. Ein typisches deutsches Fließbandprodukt.
Ein typischer Lutohin, der immerhin Motive der Handlung wiedergibt. Anatomisch korrekte Akte konnte er zweifelsohne darstellen, auch wenn ihnen die morbide Erotik eines Thole völlig abgehen.
Copyright © by Andreas Decker
Kommentare
Bei dem Namen Ködelpeter weiß man, warum es Pseudonyme gibt.
Danke, wie immer, für den Einblick in die Dämonenkiller-Taschenbücher.
Wenn du es so ausdrückst, klingt es fast schon wieder gut