Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Der Fluch der Hexe
Der Fluch der Hexe
Im Prolog bringt Isidora von der Sippe der Imhoteps einen Sohn zur Welt. Das geschient im Geheimen, denn sie ist auf der Flucht vor dem Dämon Zepar, der ihre Sippe ausrotten will. Den Vater des Kindes hat er schon umgebracht.
Ich-Erzähler Eric Weber geht es eigentlich ganz gut. Er leitet die kürzlich von seinem Vater geerbte Lederwarenfabrik, hat eine schöne Freundin namens Irene und ein paar Rennpferde. Und dann geht alles schief. Sein Pferd stürzt beim Rennen. Im Auto liegt ein anonymer Brief, der ihn vor schrecklichen Gefahren und einem mysteriösen Feind warnt und sich dann in Luft auflöst. Seine Freundin scheint ihn plötzlich zu betrügen. Und dann brennt auch noch die Fabrik nieder. Kein guter Tag für Eric.
Aber es kommt noch schlimmer. Nach einem handfesten Streit mit seiner Freundin Irene hat Eric einen Blackout. Als er wieder zu sich kommt, liegt Irene erschlagen im Bett und die Polizei steht schon vor der Tür. Eric landet in Haft. Man wirft ihm Mord und Brandstiftung vor. Jeder seiner Freunde belastet ihn schwer und verdreht Dinge, die Eric ganz anders in Erinnerung hat. Er versteht die Welt nicht mehr.
Da erhält er Besuch von einer unbekannten Frau, die sich als seine Anwältin ausgibt. Iduna sieht aus wie ein Model und enthüllt ihm, dass sie eine Hexe ist. Es gibt Dämonen auf der Welt. Die teilen sich in zwei Gruppen. Gute Dämonen und böse Dämonen. Eine Sippe fungiert als Schiedsrichter. Die Sippe der Imhoteps. Und Eric ist einer von ihnen.
Er ist der Sohn von Isidora und Karol Imhotep, der bei Adoptiveltern aufwuchs. Und jetzt hat ihn die böse Sippe der Vanessas aufgespürt und seine Existenz vernichtet. Denn nur er kann das Grab von Pharao Imhotep finden und betreten. Und dessen magisches Erbe antreten.
Zuerst hält Eric die Frau, die ihn befreien will, für verrückt. Aber ihre Geschichte erklärt so viel. Seine ungewöhnlichen Körperkräfte, das Interesse für das alte Ägypten. Die Fähigkeit der Xenoglossie, vorher unbekannte Sprachen automatisch verstehen zu können. Als dann auch noch ein Dolch in seiner Zelle materialisiert und Eric umbringen will, glaubt er alles. Er folgt Idunas Anweisungen, springt aus dem Fenster und schwebt wie eine Feder zu Boden.
Die Flucht geht nach Süden. Iduna zeigt ein paar magische Tricks und weiß Eric auszubremsen, der unbedingt mit ihr schlafen will. Sie werden von Vanessas erwischt, aber Idunas Bruder Baldur kommt dazu und rettet den Tag. Eine Jacht bringt sie nach Ägypten, und endlich lässt Iduna Eric ran. Nun ist er ihr verfallen.
In Alexandrien angekommen enthüllt Iduna, dass Eric Imhoteps Grab suchen soll. Sie bringt ihn mit ihrem Vater zusammen. Sein Name ist Zepar.
Eric soll das Grab aufspüren, Imhoteps Seele und damit auch die gewaltigen magischen Kräfte und das Wissen des toten Pharaos in sich aufnehmen. Sollte das misslingen, werden die bösen Vanessas die Oberhand gewinnen und einen Krieg anzetteln. Sie haben im Laufe der Zeit alle Imhoteps getötet und das Grab magisch abgesperrt. Eric ist der letzte Imhotep und muss diesen Bannkreis durchbrechen.
Auf einem Friedhof in Sakkarra stolpert Eric in ein magisches Zwischenreich, wo er die Prüfung des Totengotts Anubis über sich ergehen lassen muss und dann Imhotep persönlich gegenübersteht. Sein Urahn teilt ihm mit, dass er eigentlich Sonte heißen sollte und ein Naivling ist, denn Iduna hat ihn verarscht. Imhotep lässt ihn durch Magie sehen, wie Zepar und dessen Kinder beschließen, Eric für ihre Zwecke zu benutzen. Dazu müssen sie nur seine Existenz zerstören. Eric glaubt das erst, als er sich anhören darf, dass sich Iduna vor ihm und seiner sexuellen Gier ekelt.
Da Eric gegen seine Feinde keine Chance hat, folgt er Imhoteps Plan. Er lockt Zepar und Iduna in das Grab. Iduna will ihn gerade töten, als Imhotep erscheint und alle mit einer magischen Zeitreise ins alte Ägypten befördert. Imhotep nimmt Eric/Sonte in sein Haus auf und verspricht ihm, ihn in der Magie zu unterweisen. Die in der Stadt ausgesetzten Zepar und Iduna klauen in einem Tempel etwas zu essen und werden darum von der erbosten Menge verbrannt.
Eric wird zurückgeschickt in die Gegenwart, um Baldur zu besiegen. Der Geist Imhoteps begleitet ihn. Er bestraft Baldur, indem er ihn mit Lepra infiziert. Außerdem schickt er ihn zur Polizei, wo er den Mord an Erics Freundin gesteht. Dann verschwindet er. Eric regelt seine Dinge und kehrt nach Ägypten zurück, um dort durch das Grab zu seinem Urahn zurückzukehren.
Nach Ernst Vlcek vor zwei Monaten kommt nun Kurt Luif mit einem eigenen Roman dran. Das Thema der ägyptischen Mythologie hat ihn offenbar interessiert. Für den Dämonenkiller schrieb er den Zweiteiler "Das Geheimnis der Mumie" und "Die Rache der Mumie", für den Vampir-Horrorroman verfasste er 1976 "Die sanften Bestien", wo es auch um Mumien und Reinkarnation ging. Da dürfte er genug Material gehabt haben.
Als wirklich innovativ kann man Luifs eigene Plots nicht bezeichnen. Seine Romane waren besser, wenn er eine Vorgabe hatte, mit der er arbeiten konnte. Bei diesem Roman hat er sich dann auch kräftig beim Dämonenkiller bedient. Die Geschichte von den Dämonensippen, die eigentlich nur Magier sind – das mit den Dämonen ist Unsinn und wird auch nicht wirklich erklärt - , erinnert an das DK-Universum. Nur ist das alles zu sehr dem Plot unterworfen; Dinge geschehen, weil es die Geschichte erfordert und nicht, weil es Sinn ergibt. Am Anfang können die Bösen dank ihrer Magie fliegen und Menschen mühelos hypnotisieren, am Ende sind sie völlig unfähig, sich im alten Ägypten bei den Primitiven zu behaupten. Das Konzept wird so hingebogen wie nötig. Das Gleiche gilt für Imhotep. Vom Geist, der Jahrhunderte eingesperrt in einem verschollenen Grab rumspukt zum Übermagier, der über Zeit und Raum gebietet und seinen Nachkommen gleich auf die Technikolorzeitreise mitnimmt.
Wie bis jetzt meistens in den deutschen Romanen der Reihe sind Horrorelemente nicht vorhanden; auch wenn gezaubert wird, ist das letztlich doch mehr Fantasy. Finstere Dinge passieren stets zwischen den Kapiteln, und der Ich-Erzähler muss am Ende nicht mal mehr Augenzeuge sein, wenn man seine Ex-Geliebte und ihren Vater verbrennt. Auch die Beschreibung von Baldurs Leprafluch bleibt dezent und der Leserphantasie überlassen.
Aber auch wenn der Plot eher frei von jeder Logik ist, ist er immerhin kompetent erzählt. Anfangs mehr Krimi als Gruselroman, ist das bis zu einem gewissen Punkt spannend gemacht. Solange der Leser nicht vergessen hat, dass der böse Zepar im Prolog erwähnt wurde, ist die Wendung, dass der arme Eric die ganze Zeit von seinen Feinden an der Nase und am Penis herumgeführt wird, ganz nett in Szene gesetzt. Obwohl auch das Letzere nicht wirklich zu überzeugen mag; zwar bemüht sich Luif, der Sex-Thematik relativ viele Seiten zu widmen, aber das bleibt zu sehr in eindimensionaler Heftromandarstellung hängen, wo komplizierte Dinge immer nur behauptet und nie entwickelt oder gar gezeigt werden.
Stilistisch ist das ein typischer Luif. Alle Frauen sind schön und haben große, feste Brüste, die Männer sind Machos, und es gibt Pferderennen. Das ist knapp und temporeich erzählt. Der realistische Teil, wie Erics Leben in kürzester Zeit den Bach runtergeht und die Aussagen seiner hypnotisierten Freunde ihn in die Zelle bringen, ist der Teil des Romans, der Spaß macht. Der Teil mit Ägypten und seiner Mystik bleibt trotz der vielen eingebauten Fakten überraschend leblos und beliebig.
Außer dass der Held eine Disco besucht, fällt hier nichts ins Auge. Der Schauplatz scheint wieder Wien zu sein, aber auch das wird nicht weiter thematisiert.
Das Titelbild ist von einem unbekannten Künstler. Ich spekuliere jetzt mal wild drauf los und behaupte, es könnte ein Günter König sein. Da ist schon eine gewisse Ähnlichkeit mit den kommenden Bänden 44 und 45, und drei Bilder vom selben Künstler hintereinander zu bringen macht schon Sinn. Davon abgesehen ist es – wie alle Königs beim DK – doch sehr beliebig. Erst recht, wenn man es mit seinen ikonischen Westernbildern vergleicht.
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Kommentare
Das Titelbild finde ich gar nicht mal so schlecht. Zumindest verursachen die Farben diesmal keinen Augenkrebs. Schöner Artikel.