Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Coco und die Druiden
Coco und die Druiden
Coco und die Druiden
Asmodis, der Herr der Finsternis, will mal wieder Coco Zamis umbringen, weil die ihm im Vorband ein falsches Pfand untergejubelt hat. Und da er ein unglaubwürdiger Nichtstuer sein muss, heckt er wie immer einen komplizierten Plan aus, statt sie einfach zum Freak zu machen. Immerhin hat Zakum die Hexe bei ihrem Gespräch mit Oirbsen belauscht. Nun wissen alle, dass sie auf der Suche nach den Sieben Siegeln ist, um Merlin zu befreien. Zakum will sie mithilfe eines Doppelgängerdämons in eine Falle locken und in einen Zeitschacht werfen.
Coco ist in der Zwischenzeit unterwegs nach England zu ihrer Freundin Rebecca, der braven Vampirin. Auf dem Weg realisiert Coco, dass der Signatstern – Siegel Nr.1 - ihr die Fähigkeit verleiht, jede Sprache zu verstehen. Und so versteht sie auch plötzlich die Sprache von Rebeccas Fledermaussklaven.
Oirbsen kommt vorbei und gibt ihr die Adresse eines Schlosses in Irland, wo das zweite Siegel wartet. Coco und Rebecca fahren hin. Unterwegs informieren sie sich über Irland und dessen Feenwesen. Und über den mythischen Helden Manannan mac Lir, den Druiden der Tuatha De Danan. So nannte sich auch Oirbsen. Ist er derselbe, nur verwandelt? Das Schloss ist verlassen und gruselig, es sitzen Skelette an einem Tisch. Sie werden von einem Gasdämon angegriffen, den Coco souverän ausschaltet. Oirbsen taucht auf und will gemeinsam mit Coco in die Vergangenheit, um dort das zweite Siegel zu holen. Dann stößt er sie einfach in den Schacht.
Unsere brave Hexe landet also nackt in der Vergangenheit. Ihre Magie scheint nicht zu funktionieren. Sie begegnet zwei Kriegern zu Pferde, die sie erst einmal K.O. schlägt. Sie erfährt, dass sie irgendwann vor Christi Geburt gelandet ist. Der Signatstern führt sie zu dem alten Druiden Catbath. Der wartet schon auf sie und soll sie für Merlin ausbilden.
Catbath verleiht ihr den Namen Caillech und bringt ihr erst einmal bei, ihre in dieser Zeit brachliegenden Kräfte zu wecken. Sie erfährt einiges über die Druiden. Die müssen asketisch leben und dürfen nicht die Freundschaft der Lenden einer Frau genießen, wie man bei den Kelten so nett sagt. Außerdem kennen sie keine Schrift. Dämonen gibt es keine, jedenfalls nicht in Form der organisierten Gegenwartsdämonen. Und es ist 250 vor Christus. Als Coco zwei Wochen später aufbricht, scheint sich Catbath in Merlin zu verwandeln, bevor er verschwindet.
Coco reitet zu Burg Almhuin, um dort Mannanan zu suchen. Sie findet den attraktiven Krieger und Druiden auch, aber der ist gerade in eine Sippenfehde verwickelt. Coco hilft ihm, gemeinsam besiegen sie den von einem schwarzen Druiden unterstützen Feind, während die keltischen Clankrieger nackt aufeinander losgehen. Mannanan weiß eine Menge über die Zeitreise in den Schächten, er erklärt Coco, dass sie, egal wie viele Jahre sie bleibt, bei ihrer Rückkehr wieder ihr Startalter hat. Sie könnte also 30 Jahre bleiben und wäre zurück in ihrer Zeit wieder 18. Mannanan soll sie nach Dyfed/Wales bringen, dort liegt das zweite Siegel in einer Höhle.
Also reisen sie mit einem Magischen Tor nach Wales. Dort killen sie ein paar Werwölfe, dann findet Coco in der besagten Höhle einen magischen Armreif, mit dem sie zielgenau durch die Zeitschächte reisen kann. Die Werwölfe sind Leute des schwarzen Druiden Sgathan, der Mannanans Freunde in Dyfed umbringen will. Coco vögelt Mannanan, der keine Ahnung hat, ob er mal zu Oirbsen wird oder nicht, dann hilft sie ihm, Sgathan auszuschalten.
Sie reisen zurück zum Schacht. Coco ist wirklich traurig, weil ihr Irland und Mannanan wirklich gefallen haben. Sie reist zurück in die Gegenwart und kommt eine Sekunde später nach ihrem Sturz wieder an. Sie überwältigt den falschen Oirbsen, eine Sekunde später kommt der echte Oirbsen zufällig dazu. Der Doppelgängerdämon gibt seinen Auftraggeber Zakum Preis und springt dann lieber in den Zeitschacht, als getötet zu werden. Und Oirbsen schickt Coco nach London, dort soll sie die nächste Information bekommen.
Kurt Luif alias Neal Davenport macht mit dem Merlin-Zyklus weiter. Wie schon im Exposé schön so treffend steht, handelt es sich um "Horror-Fantasy". Das Horror ist lauer Grusel, die Fantasy stimmt. Also verschlägt es unsere Heldin ins Land der frühen Kelten, wo sie ihre Schnitzeljagd nach den Sieben Siegeln weiterführt.
Über die Druiden gibt es wenig eindeutige historische Quellen. Ob es nun im Wald hausende verdreckte Männer mit zu großem Appetit auf bestimmte Pilze und Hang zu Menschenopfern oder gebildete Rechtsgelehrte und Religionsführer in der weißen Toga waren, wird man nie genau erfahren. Der gute Cäsar benutzte die Propaganda von den heidnischen Unheilspriestern – heidnisch im Sinne der vorchristlichen Römer, wohlgemerkt –, die in Weidenmännern Gefangene verbrennen, wenn sie nicht gerade Jungfrauen aufschlitzen, und ließ sie so gut wie ausrotten, um die politischen Oppositionsführer auszumerzen. Vermutlich hat er sich da was zusammengelogen, aber das hat frühe Historiker nicht besonders gestört. Die Neudeutung zum spirituellen Naturversteher kam erst später.
Die deutschen Heftautoren ließen sich – aus verständlichen, jugendschutzkonformen Gründen - da weniger von Cäsar und mehr von den netten Asterix-Druiden inspirieren, und die frühmittelalterliche Merlin-Sage und vor allem Thomas Mallory, Mark Twain und Walt Disney waren da eine vor allem kostenlose Fundgrube. Und so ist es eher folgerichtig, dass Merlin auch beim Dämonenkiller der nette alte Herr im weißen Flattergewand und den Birkenstocksandalen ist, der durch die Zeiten wandelt.
Vermutlich sind es die zeitliche Distanz, zu viele englische Horrorroman, in denen der Druide nicht der Öko von nebenan ist, und zu viele Filme und Dokus über die Kelten Britanniens und Irland, dass die Schilderung des vorchristlichen Irland und Wales hier nicht mehr zünden mag. Kurt Luif hatte genau wie sein Freund Vlcek eigentlich immer ein Händchen für Historisches – im Gegensatz zu vielen Kollegen, wo so etwas immer genauso farblos wie ihr Edgar Wallace-England blieb -, und er hat hier wie immer solide recherchiert. Aber es bleibt blass. Ehrlich gesagt wundert es, dass man ihm die dargestellte Keltensitte, den Feinden die Köpfe abzuschlagen, nicht rausgestrichen hat. Andererseits outet sich der Keltendruide Mannanan als zivilisierter Mann und versichert Coco, dass er dieses Töten hasst. Statt epochegerecht nur mit den Schultern zu zucken und es für richtig zu befinden. Also ist alles gut.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Geschichte wenig spannend ist. Das haben Zeitreisegeschichten so an sich, auch wenn zur Entstehungszeit und im Fantasygenre die Helden niemals darüber grübeln, ob sie die Zukunft verändern, wenn sie auf den falschen Schmetterling treten. Was zugegeben erfrischend ist. Und so agiert Coco unbefangen vor sich hin. Aber die Story ist doch sehr geradlinig. Coco reist von A nach B, unterwegs passieren Sachen, die aber nichts mit dem eigentlichen Auftrag zu tun haben. Der ist dann so aufregend wie ein Besuch beim Bankschließfach. Und am Ende fliegen wir halt zurück.
Ein paar Ungereimtheiten verbucht man am Besten unter amüsant. Wie gesagt, die Zeitreiseproblematik kann man ausblenden, aber warum es im vorchristlichen Irland/England keine "richtigen" Dämonen gegeben haben soll, wie unser Hüne Mannanan behauptet, ist im Dämonenkilleruniversum nicht so ganz einleuchtend. Hat sich die Schwarze Familie erst beim Ersten Konzil von Konstantinopel gegründet? (Hm, hängen wir ein © dran, wir wollen hier ja keine Plotideen in die Welt setzen.) Und das mittlerweile ermüdende Rumgeeiere mit Asmodis ist den Serienzwängen geschuldet. Das ständige Gejammer, dass er die Zamis nicht direkt angreifen kann, wird langweilig. Man fragt sich, wie Vlcek das wohl gelöst hätte, wäre die Serie noch weitergegangen.
Die Unterschiede zwischen Exposé und Roman sind teilweise beträchtlich. Vernünftig ausgearbeitet ist nur das erste Drittel, die Vergangenheitsebene durfte der Autor größtenteils selbst entwickeln. Wirklich große Mühe hat sich Ernst Vlcek hier nicht gerade gegeben. Vermutlich war in der Woche gerade Abgabetermin für zwei Perry Rhodan-Hefte und ein Taschenbuch. Luifs Anmerkungen bringen die Schwäche des Konzepts genau auf den Punkt. Bald hätte man eine Super-Coco rumlaufen gehabt. Wie es dann ja auch geschah.
Wie im Exposé deutlich steht, spielt das Ganze 1968, was aber nicht erwähnt werden soll. Und selbst wenn man es erwähnen würde, gäbe es keinen Aha-Effekt. Cocos böse Schwester Lydia, die einen Kurzauftritt auf, trägt weder einen Minirock noch Couture von Dior. Und ist auch nicht Ari-Safari unterwegs zur Millionärsparty nach Monaco, um dort Unheil zu stiften. Hier gibt es nichts, was die Geschichte datieren würde.
Ein grimmig blickender Merlin zwischen ein paar Menhiren und eine ernst dreinblickende Coco im Hintergrund. Themenbezogen, wenn auch eher unspektakulär.
Copyright © by Andreas Decker
Kommentare
Irgendwie könnte man denken, dass den Autoren eigentlich nix mehr eingefallen ist, weshalb sie irgendwann den Genre-Mix eingeläutet haben und diesen Zauberer fürs Grobe aus dem Filzhut zogen. Und an dieser Schraube des Niedergang der Spannung hatte wahrlich fasst jeder deutsche Autor schon mal gedreht.
Da schwächelte wohl einiges in Sachen guter Ideen, weshalb man da auch noch eine kindgerechte Schnitzeljagd samt Zeitreise bemühen musste.
Wie mochten sich die Römer gefühlt haben, wenn sie von Frauen mit nackten Brüsten verdroschen wurden. Eigentlich keine schlechte Art den Löffel abzugeben.
Weiß eigentlich jemand hier, warum man keine Mail mehr an Horst schicken kann? Kriege den neuen Artikel nicht versendet.
Nachtrag: Scheint wieder zu klappen. Lag wohl wieder mal an Yahoo selbst.
Ich bringe mal das Original und dann die Taschenbuchversion.
Originalmanuskript TB 56:
Mein Schwert hatte ich schon lange abgelegt, und auch aus dem Mantel war ich geschlüpft, da es immer wärmer in der Halle wurde.
Einige Frauen hatten sich zu den Kriegern gesellt und manche rauhe Zärtlichkeit wurde ausgetauscht. Die Männer betasteten ziemlich ungeniert die Brüste der Frauen und fuhren ihnen unter die Röcke. Aber die Frauen waren auch nicht gerade zimperlich. Ich sah einige, die vergnügt kichernd ihre Hände in den Hosen der Krieger versenkten und gelegentlich verschwand auch ein gelockter Frauenkopf unter der Tischplatte, und das heftige Keuchen und Stöhnen der Helden sprach eine deutliche Sprache.
Der Hüne an meiner Seite warf mir feurige Blicke zu, die mir nicht unangenehm waren, ich regierte aber nicht auf seine Blicke, und ich schob ihn aber auch nicht zur Seite, als er immer näher rückte und seinen mächtigen Körper gegen den meinen drückte.
Dämonenkiller-Taschenbuch Nr. 56
Seite 94, 2. + 3. Absatz
Mein Schwert hatte ich schon lange abgelegt, und auch aus dem Mantel war ich geschlüpft, da es immer wärmer in der Halle wurde.
Der Hüne an meiner Seite warf mir feurige Blicke zu, die mir nicht unangenehm waren, ich regierte aber nicht auf seine Blicke, und ich schob ihn aber auch nicht zur Seite, als er immer näher rückte und seinen mächtigen Körper gegen den meinen drückte.
Originalmanuskript TB 56:
„Ich habe schon viel schlimmeres gesehen“, meinte ich. Wenn ich da so an die Auseinandersetzungen innerhalb der Schwarzen Familie dachte... Da ging es oft recht grausam zu. Aber so weit mußte ich gar nicht gehen. Ich erinnerte mich an das Foto, das ein SS-Mann bei sich gehabt hatte. Es hatte einen breit grinsenden Offizier gezeigt, der neben einem Mann gestanden war, der an den Hoden angebunden gewesen war und der Kopf des Unglücklichen hatte fast den Boden berührt, während die Beine im Geäst eines Baumes verschwanden. Dieser SS-Bruder hatte so selbstzufrieden wie ein Jäger ausgesehen, der eben ein prachtvollen Hirschen erlegt hatte. Und ein anderes Foto hatte diesen gleichen SS-Mörder gezeigt, wie er ein kleines Kind liebevoll auf seinen Knien geschaukelt hatte. Der gleiche Mann, und wie verschieden er doch war. Und seit ich diese Bilder gesehen hatte, waren mir die Menschen so richtig unheimlich geworden. Oft waren sie viel schlimmer als die bösesten Dämonen.
Dämonenkiller-Taschenbuch Nr. 56
Seite 107, 3. Absatz
„Ich habe schon viel schlimmeres gesehen“, meinte ich. Wenn ich da so an die Auseinandersetzungen innerhalb der Schwarzen Familie dachte... Da ging es oft recht grausam zu.
Klingt wie eine Spiel. Mal sehen, was man durchschmuggeln kann