Die Novelization - Der Roman zum Film: Geisterfahrer
Der Teufel auf Rädern (The Car)
Dieser 1977 veröffentlichte und inzwischen fast vergessene US-Streifen ist ein sehr klischeehafter Horrorfilm mit aufgesetztem, unglaubwürdigem Teufelsspuk. Die Drehbuchautoren orientierten sich offensichtlich an Steven Spielbergs frühem Meisterwerk Duell, ohne dessen Qualität zu erreichen. So wirkt der mysteriöse schwarze Wagen mit seinem infernalischen Gehupe keineswegs mehr originell. Die Inszenierung von Elliot Silverstein ist uninspiriert, die Darsteller agieren leblos, unglaubwürdig und hölzern. An der Qualität der Schauspieler lag das aber wohl nicht unbedingt, immerhin war mit James Brolin (Amityville Horror) ein durchaus bekannter Profi mit dabei. Auch die Spezialeffekte und die Actionszenen sind miserabel.
Der im Film zu sehende Teufelswagen existierte in 4-facher Ausführung: 3 Stück für Action- und Stuntszenen, einer für Nahaufnahmen. Zu diesem Zweck wurden vier Lincoln Continental Mark III von George Barris umgebaut, der unter anderem für das Batmobile aus der Batman-Fernsehserie, sowie für den Drag-U-La, das Auto der Munsters verantwortlich war. Verglichen mit den beiden genannten Kreationen ist das Design des Teufelswagens stümperhaft und völlig misslungen.
In den Credtis wird übrigens der Gründer der First Church of Satan, Anton LaVey, als Technischer Ratgeber angegeben, was auch immer damit gemeint sein soll. Im Vorspann ist auch ein schwülstiges Zitat von ihm zu lesen. Bei Publikum und Kritikern kam der Film übrigens ganz schlecht weg. Immerhin fand das Machwerk einen Ehrenplatz unter den 100 Filmen in Enjoying the Best of Hollywood's Worst, einem Buch des Goldene-Himbeere-Erfinders John Wilson. Ehre, wem Ehre gebührt!
Die Story:
Wie aus dem Nichts taucht ein geheimnisvoller schwarzer Wagen in einer US-Kleinstadt auf und tötet wahllos und ohne Motiv Menschen. Die verängstigten Bürger werden sich zunehmends unsicher, was die Identität des Autos betrifft: ist es ein Wahnsinniger oder sind übernatürliche Mächte am Werk? Eine murmelnde und nuschelnde alte Indianerin will sogar wissen, dass in dem Auto kein Fahrer sei! Als der alte, rauhbeinige Sheriff dem motorisierten Bösewicht zum Opfer fällt, stellt sich sein beherzter Nachfolger Wade dem Mörder entgegen. Aber auch er ist erst skeptisch und glaubt nicht an die Existenz des Bösen (Alles Unsinn!, wird aber auf tragische Art und Weise eines besseren belehrt. In der Wüste kommt es dann zur finalen Konfrontation und zum Showdown. Die Überlebenden sind sich sicher: es ist vorbei…
P.S.: Wer noch genug Kraft hat und den Nachspann über sich ergehen lässt, wird feststellen, dass der Teufelsspuk scheinbar keineswegs zu Ende ist. Man wollte sich wohl ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen halten, zu der es aber gottseidank nicht mehr gekommen ist.
Den Film gibt´s im Original auf DVD und Blue-ray in sehr guter Qualität, allerdings nur in 2.0. Auf Deutsch erschienen ist er nicht. Irgendwann lief er aber mal auf Kabel1. Irgendwann….
Die Romanfassung:
Die Drehbuchautoren selbst durften auf Betreiben der Universal-Studios die Romanfassung schreiben, was sie auch ausgezeichnet erledigten. Als Dritter am Drehbuch, aber nicht an der Novelization beteiligt war Lane Slate. Universal verfolgte mit dem Roman zum Film wohl auch Marketingzwecke, was aber mißlang. Der Film wurde dadurch werde besser, geschweige denn ein Kassenschlager. Shryack wurde später durch seine Drehbücher zu Pale-Rider (mit Clint Eastwood)und Cusack der Schweigsame (mit Chuck Norris) bekannt. Butler schrieb hauptsächlich für´s Fernsehen, z.B. Drehbücher zu Serien wie Nakia, der Indianersheriff, Der Chef, Joe Dancer.
Das US-Taschenbuch erschien 1977 zeitgleich zum Film und hatte 235 Seiten Umfang. Eine deutsche Ausgabe wurde 1978 vom Bastei-Verlag in seiner Reihe Horror-Bibliothek veröffentlicht, und zwar als Band 5. Übersetzer war Peter Pape. Diese Ausgabe hatte im Vergleich zum Original nur 174 Seiten. Offenbar wurde ein wenig daran herumlektoriert, wie man so schön euphemistisch sagt.
Wer auf derlei Stories steht, bzw. abfährt, dem sei Peter Haining´s thematische Anthologie Death on Wheels (1999) empfohlen.
Im Gegensatz zum Film, der ein echter, dämlicher Langweiler ist, liest sich das Buch erfreulicherweise weitaus besser. Die Autoren haben nämlich aus ihrer Drehbuchvorlage ein besseres Produkt gebastelt, als der Regisseur. „Da gehört auch nicht viel dazu“, könnte man nun bissig meinen, aber das wäre unfair. Die Figuren bekommen im Roman ein wenig mehr Glaubwürdigkeit und Leben, die Handlung ist präziser aufgebaut und aufeinander abgestimmt. Sie folgt natürlich dem Film fast 1:1, wird aber um einige Sequenzen und Elemente, die der Story mehr Tiefe verleihen, ergänzt. So finden sich im Roman beispielsweise Szenen mit den Angehörigen der zu Anfangs getöteten, was zu mehr Spannung und Emotionalität verhilft. Auch der neue Sheriff Wade bekommt einige Steine in den Weg gelegt, und zwar in Form eines klischeehaften Bürgermeisters („Ich persönlich habe nichts gegen Dich, Wade“), sowie aufgebrachten Bürgern, die eine Bürgerwehr gründen wollen.
Was auffällt, ist, dass der Beginn des Romans dem Film etwas vorausgreift: so sind die beiden Teenager im Film gleich auf ihren Rädern unterwegs, im Roman aber vergnügen sie sich an- und miteinander erstmal in der freien Natur. Dies ist aber vermutlich der germanischen Schere zum Opfer gefallen, denn der Originalfilm ist im Vergleich zur Deutschen Fassung 20 Minuten länger. Der Wagen selbst wird nur undeutlich – schwarz mit bernsteinfarbenen Scheiben – beschrieben, auch ein Blick ins Innere erfolgt nur sehr zaghaft und angedeutet. Im Film ist dies leider anders, denn das Design des Teufelsautos ist, wie bereits erwähnt, unter aller Kanone. Das Ende des Buches ist identisch mit dem Film, allerdings fehlt dort die unsinnige Möglichkeit einer Fortsetzung. Die Autoren werden schon gewusst haben, warum.
Zum Cover der deutschen Ausgabe:
Bastei hatte sich für seine Reihe - die durchaus einige gute Bücher herausbrachte - das wohl grottigste, überhaupt denkbare Design ausgesucht. Auch das Cover dieser Ausgabe war eher dazu geeignet, potentielle Leser vom Kauf abzuhalten. Sieht mehr nach einem Kinder- oder Jugendbuch aus.
Bewertung:
Solider, aber schlichter Oldschool-Gruselroman mit einigen Spannungsmomenten, aber auch Längen. Lässt sich bequem an 2 Abenden konsumieren. Zwar besser als der Film, aber auch kein Meilenstein. Ist zu sehr abgekupfert, das gab´s schon mal besser!
Ich vergebe 3 von 5 Verteilerfingern
Kommentare
www.youtube.com/watch?v=qYzTcMSKGV8
Der Film ist aber buchstäblich cut...
Den Film selbst habe ich aber noch nicht gesehen, weshalb ich mal dem Link von Thomas Mühlbauer gefolgt bin. Sorry, habe mich da mal nur durch den Film durchgeklickt und mir einige Szenen angeschaut, was wirklich schon gereicht hat. Wenn da der Roman besser ist als der Film, dann hat es ja zumindest an einer Stelle noch ein Happy End gegeben.
Der Film ist schrecklich, leider nur öde schrecklich.
Was eigentlich merkwürdig ist, da die anderen Gemeinschaftsproduktionen der beiden doch eine Weile richtig große Erfolge waren.
Ja, CHRISTINE... Da fragt man sich, ob das nicht die Inspiration war
CHRISTINE erschien erst 6 Jahre später, und ist thematisch
schon ganz anders angelehnt. Aber als Inspiration könnte
THE CAR durchaus gedient haben.
Ich habe den Film als eine zwanzigminütige Zusammenfassung
auf Super-8, und selbst da, ist es nicht sehr aufregend.
www.youtube.com/watch?v=vSsgyz8CCB4