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Die Novelization - Der Roman zum Film: Geisterfahrer

Die Novelization - Der Roman zum FilmGeisterfahrer

Üblicherweise entsteht ein Film nach einer Vorlage, sei es nun ein Buch, ein Comic oder gar ein Spiel. Meist handelt es sich aber um literarische Vorlagen, also ein Buch oder eine Erzählung. Manchmal aber ist es genau umgekehrt: Nicht die Henne war zuerst da, sondern das Ei, sprich: der Film. War dieser erfolgreich, folgte posthum oft eine literarische Fassung. Das nennt man dann eine Novelization. In dieser Reihe stelle ich in loser Folge einige Nacherzählungen aus dem phantastischen Genre vor.


Der Teufel auf Rädern (The Car)Der Teufel auf Rädern (The Car)
von Dennis Shryack (1936-2016) & Michael Butler
Über den Film:
Dieser 1977 veröffentlichte und inzwischen fast vergessene US-Streifen ist ein sehr klischeehafter Horrorfilm mit aufgesetztem, unglaubwürdigem Teufelsspuk. Die Drehbuchautoren orientierten sich offensichtlich an Steven Spielbergs frühem Meisterwerk Duell, ohne dessen Qualität zu erreichen. So wirkt der mysteriöse schwarze Wagen mit seinem infernalischen Gehupe keineswegs mehr originell. Die Inszenierung von Elliot Silverstein ist uninspiriert, die Darsteller agieren leblos, unglaubwürdig und hölzern. An der Qualität der Schauspieler lag das aber wohl nicht unbedingt, immerhin war mit James Brolin (Amityville Horror) ein durchaus bekannter Profi mit dabei. Auch die Spezialeffekte und die Actionszenen sind miserabel.

Der im Film zu sehende Teufelswagen existierte in 4-facher Ausführung: 3 Stück für Action- und Stuntszenen, einer für Nahaufnahmen. Zu diesem Zweck wurden vier Lincoln Continental Mark III von George Barris umgebaut, der unter anderem für das Batmobile aus der Batman-Fernsehserie, sowie für den Drag-U-La, das Auto der Munsters verantwortlich war. Verglichen mit den beiden genannten Kreationen ist das Design des Teufelswagens stümperhaft und völlig misslungen.

 In den Credtis wird übrigens der Gründer der First Church of Satan, Anton LaVey, als Technischer Ratgeber angegeben, was auch immer damit gemeint sein soll. Im Vorspann ist auch ein schwülstiges Zitat von ihm zu lesen. Bei Publikum und Kritikern kam der Film übrigens ganz schlecht weg. Immerhin fand das Machwerk einen Ehrenplatz unter den 100 Filmen in Enjoying the Best of Hollywood's Worst, einem Buch des Goldene-Himbeere-Erfinders John Wilson. Ehre, wem Ehre gebührt!

Der Teufel auf Rädern (The Car)Die Story:
Wie aus dem Nichts taucht ein geheimnisvoller schwarzer Wagen in einer US-Kleinstadt auf und tötet wahllos und ohne Motiv Menschen. Die verängstigten Bürger werden sich zunehmends unsicher, was die Identität des Autos betrifft: ist es ein Wahnsinniger oder sind übernatürliche Mächte am Werk? Eine murmelnde und nuschelnde alte Indianerin will sogar wissen, dass in dem Auto kein Fahrer sei! Als der alte, rauhbeinige Sheriff dem motorisierten Bösewicht zum Opfer fällt, stellt sich sein beherzter Nachfolger Wade dem Mörder entgegen. Aber auch er ist erst skeptisch und glaubt nicht an die Existenz des Bösen (Alles Unsinn!, wird aber auf tragische Art und Weise eines besseren belehrt. In der Wüste kommt es dann zur finalen Konfrontation und zum Showdown. Die Überlebenden sind sich sicher: es ist vorbei…
P.S.: Wer noch genug Kraft hat und den Nachspann über sich ergehen lässt, wird feststellen, dass der Teufelsspuk scheinbar keineswegs zu Ende ist. Man wollte sich wohl ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen halten, zu der es aber gottseidank nicht mehr gekommen ist.

Den Film gibt´s im Original auf DVD und Blue-ray in sehr guter Qualität, allerdings nur in 2.0. Auf Deutsch erschienen ist er nicht. Irgendwann lief er aber mal auf Kabel1. Irgendwann….

Der Teufel auf Rädern (The Car)Die Romanfassung:
Die Drehbuchautoren selbst durften auf Betreiben der Universal-Studios die Romanfassung schreiben, was sie auch ausgezeichnet erledigten. Als Dritter am Drehbuch, aber nicht an der Novelization beteiligt war Lane Slate. Universal verfolgte mit dem Roman zum Film wohl auch Marketingzwecke, was aber mißlang. Der Film wurde dadurch werde besser, geschweige denn ein Kassenschlager. Shryack wurde später durch seine Drehbücher zu Pale-Rider (mit Clint Eastwood)und Cusack der Schweigsame (mit Chuck Norris) bekannt. Butler schrieb hauptsächlich für´s Fernsehen, z.B. Drehbücher zu Serien wie Nakia, der Indianersheriff, Der Chef, Joe Dancer.

Das US-Taschenbuch erschien 1977 zeitgleich zum Film und hatte 235 Seiten Umfang. Eine deutsche Ausgabe wurde 1978 vom Bastei-Verlag in seiner Reihe Horror-Bibliothek veröffentlicht, und zwar als Band 5. Übersetzer war Peter Pape. Diese Ausgabe hatte im Vergleich zum Original nur 174 Seiten. Offenbar wurde ein wenig daran herumlektoriert, wie man so schön euphemistisch sagt.

Wer auf derlei Stories steht, bzw. abfährt, dem sei Peter Haining´s thematische Anthologie Death on Wheels (1999) empfohlen.

Der Teufel auf Rädern (The Car)Im Gegensatz zum Film, der ein echter, dämlicher Langweiler ist, liest sich das Buch erfreulicherweise weitaus besser. Die Autoren haben nämlich aus ihrer Drehbuchvorlage ein besseres Produkt gebastelt, als der Regisseur. „Da gehört auch nicht viel dazu“, könnte man nun bissig meinen, aber das wäre unfair. Die Figuren bekommen im Roman ein wenig mehr Glaubwürdigkeit und Leben, die Handlung ist präziser aufgebaut und aufeinander abgestimmt. Sie folgt natürlich dem Film fast 1:1, wird aber um einige Sequenzen und Elemente, die der Story mehr Tiefe verleihen, ergänzt. So finden sich im Roman beispielsweise Szenen mit den Angehörigen der zu Anfangs getöteten, was zu mehr Spannung und Emotionalität verhilft. Auch der neue Sheriff Wade bekommt einige Steine in den Weg gelegt, und zwar in Form eines klischeehaften Bürgermeisters („Ich persönlich habe nichts gegen Dich, Wade“), sowie aufgebrachten Bürgern, die eine Bürgerwehr gründen wollen.

Was auffällt, ist, dass der Beginn des Romans dem Film etwas vorausgreift: so sind die beiden Teenager im Film gleich auf ihren Rädern unterwegs, im Roman aber vergnügen sie sich an- und miteinander erstmal in der freien Natur. Dies ist aber vermutlich der germanischen Schere zum Opfer gefallen, denn der Originalfilm ist im Vergleich zur Deutschen Fassung 20 Minuten länger. Der Wagen selbst wird nur undeutlich – schwarz mit bernsteinfarbenen Scheiben – beschrieben, auch ein Blick ins Innere erfolgt nur sehr zaghaft und angedeutet. Im Film ist dies leider anders, denn das Design des Teufelsautos ist, wie bereits erwähnt, unter aller Kanone. Das Ende des Buches ist identisch mit dem Film, allerdings fehlt dort die unsinnige Möglichkeit einer Fortsetzung. Die Autoren werden schon gewusst haben, warum.

Der Teufel auf Rädern (The Car)Zum Cover der deutschen Ausgabe:
Bastei hatte sich für seine Reihe - die durchaus einige gute Bücher herausbrachte - das wohl grottigste, überhaupt denkbare Design ausgesucht. Auch das Cover dieser Ausgabe war eher dazu geeignet, potentielle Leser vom Kauf abzuhalten. Sieht mehr nach einem Kinder- oder Jugendbuch aus.

Bewertung:
Solider, aber schlichter Oldschool-Gruselroman mit einigen Spannungsmomenten, aber auch Längen. Lässt sich bequem an 2 Abenden konsumieren. Zwar besser als der Film, aber auch kein Meilenstein. Ist zu sehr abgekupfert, das gab´s schon mal besser!

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Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2017-01-22 07:54
Dem unachtsamen Fußgänger kann geholfen werden:

www.youtube.com/watch?v=qYzTcMSKGV8

Der Film ist aber buchstäblich cut... ;-)
#2 Ringo Hienstorfer 2017-01-22 11:00
Wäre auch ein Kandidat für SchleFaZ.
#3 Laurin 2017-01-22 12:09
Hört sich ein wenig an wie Stephen Kings CHRISTINE. Irgendwie mögen die US-Amerikaner es, ein Statussymbol (wie ein Auto oder einen Truck wie bei RHEA M) mal in "teuflische Hände" zu geben.

Den Film selbst habe ich aber noch nicht gesehen, weshalb ich mal dem Link von Thomas Mühlbauer gefolgt bin. Sorry, habe mich da mal nur durch den Film durchgeklickt und mir einige Szenen angeschaut, was wirklich schon gereicht hat. Wenn da der Roman besser ist als der Film, dann hat es ja zumindest an einer Stelle noch ein Happy End gegeben. ;-)
#4 Andreas Decker 2017-01-22 14:00
Die Horror-Bibliothek von Bastei wäre vielleicht rezensierungswürdig. Da wurde auch viel gestrichen, teils sogar richtig heftig auf Länge.

Der Film ist schrecklich, leider nur öde schrecklich.
Was eigentlich merkwürdig ist, da die anderen Gemeinschaftsproduktionen der beiden doch eine Weile richtig große Erfolge waren.

Ja, CHRISTINE... Da fragt man sich, ob das nicht die Inspiration war ;-)
#5 Thomas Mühlbauer 2017-01-22 14:17
Die Horror-Bibliothek ist auf alle Fälle einer näheren Betrachtung wert (vielleicht als Nachfolger der laufenden Artikelreihe über das DK-Taschenbuch... ;-) . Damals hatte ich ja die Hoffnung, dass hier Romane von Randa, Bruss und all der gekürzten VHR-Prominenz in zumindest vollständigeren Fassungen veröffentlicht würden, nachdem der Verlag "mit unglaublichen Romanen aus England, Frankreich und Amerika" geworben hatte. Zumindest Frankreich kam nicht zum Zuge, und ehe man sich so richtig an die Reihe gewöhnt hatte, war sie auch schon wieder weg. Neben viel Überflüssigem gab es auch interessantes Material wie die Anthologien oder die Lovecraft-Derleth-Kollaboration.
#6 Mainstream 2017-01-22 16:19
-
CHRISTINE erschien erst 6 Jahre später, und ist thematisch
schon ganz anders angelehnt. Aber als Inspiration könnte
THE CAR durchaus gedient haben.

Ich habe den Film als eine zwanzigminütige Zusammenfassung
auf Super-8, und selbst da, ist es nicht sehr aufregend.
#7 Ringo Hienstorfer 2017-01-22 19:39
Die 8 Minuten-Zusammenfassung (kommentiert) macht auch nicht unbedingt Lust auf Mehr:
www.youtube.com/watch?v=vSsgyz8CCB4
#8 AARN MUNRO 2017-01-24 10:47
Solche Filme habe ich noch nie gemocht...obwohl: falls mal die Effekte, die Phantasie und die Schauspieler stimmen sollten...dann ruft mich... ;-)

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