»Tony Ballard« revisited - Teil 4: Gar nicht mal so untot ...
»Tony Ballard« revisited
Teil 4: Gar nicht mal so untot ...
Dass die Unverwundbarkeit eines Helden nicht immer ein Vorteil und vor allem der Spannung nicht immer zuträglich sein muss, dürften selbst die größten Heldenverehrer unter den Tony Ballard - Fans eingesehen und somit nichts dagegen gehabt haben, als der Autor sich entschied, seine Hauptfigur wieder etwas angreifbarer und somit menschlicher zu machen. Einer Äußerung auf der Leserseite kann man entnehmen, dass es sich dabei ohnehin nur um eine Art „Gag“ handelte, der von Anfang an nicht als Dauereinrichtung geplant war. Warum nun ausgerechnet die flüssigen „Innereien“ eines doch eher lächerlich erscheinenden Schwarzblütlers (wir erinnern uns an die wandelnde Plastiktüte) die Wirkung des Drachenbluts aufzuheben vermögen, darüber muss man sich nicht den Kopf zerbrechen. Es ist halt einfach so, und nachdem der Held im letzten Band noch nichts vom Ende seiner Unverwundbarkeit ahnte, trifft ihn die Erkenntnis nun im um so härter, wenn er auch von Glück reden kann, dass er sich „nur“ an einem zerbrochenen Glas schneidet, anstatt sich etwa mit einem wissenden Lächeln in den Kugelhagel einer Gangsterbande zu stellen. Mit denen hat er es aber ohnehin erst im nächsten Band zu tun, während er sich in dem vorliegenden Roman zunächst noch mit ein paar Peitschen schwingenden „Teufelsmönchen“ herumschlagen muss, welche im Auftrag eines Teufelsbeschwörers die Gegend unsicher machen. Nachdem dieser nämlich die Gunst des Teufels erlangt hat, stattet er den Mönchen, von deren Schandtaten er bereits gehört hat - ebenso wie unsere Helden, welche aber noch keine Zeit hatten, sich um sie zu kümmern - einen Besuch ab und lässt sie wissen, dass er in der Hackordnung über ihnen steht, und sie somit nach seiner Pfeife zu tanzen haben. Und was stellt man nun mit sieben Teufelsmönchen am besten an? Richtig, man schickt sie erstmal auf einen zünftigen Raubzug, damit man etwas weniger mittellos dasteht, worauf die Teufelsmönche sich tatsächlich zu einem Juwelier begeben…
Dann gibt es da aber noch Tony Ballard und Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, welche sich ihnen in den Weg stellen und sie nach und nach dezimieren, was eigentlich schon gleich zu Beginn des Romans hätte passieren können. Das geht aus nachvollziehbaren Gründen natürlich nicht, also stellt Roxane sich noch etwas tölpelhaft an, während sie am Ende dann relativ problemlos mit den vermummten Gesellen aufräumt. Schließlich muss man natürlich noch den Teufelsbeschwörer dingfest machen, und wie findet man so jemanden am besten? Nun, man wirft einfach einen Blick ins Telefonbuch. Am Ende darf der Held dann auch den letzten Teufelsmönch zur Strecke bringen - lautlos versteht sich, man will ja die Leute nicht aufwecken…
Der Rezensent ist dagegen noch hellwach, was zum einen daran liegt, dass dieser Roman, trotz der erwähnten Merkwürdigkeiten, doch eine leichte Steigerung zu den Vorgängern aufweist, was Tempo und Spannung betrifft - und zum anderen daran, dass auf ihn bereits der wartet. Dieser tritt allerdings, wie wir es von den Gegnern ja inzwischen gewohnt sind, zunächst noch nicht allzu häufig in Erscheinung, stattdessen erleben wir einen Tony Ballard, der sich - aufgrund eines im letzten Band gegebenen Versprechens - mit einem stadtbekannten Gangster und dessen Schergen anlegt, um diesem ein Mädchen, das sich nicht ganz freiwillig in seiner „Obhut“ befindet, wieder abzujagen. Wie es der Zufall will, hat eben jener Gangsterboss gerade die Bekanntschaft mit unserem satanischen Bogenschützen gemacht, welcher ihm von niemand geringerem als dem Oberschurken Rufus zur Seite gestellt wurde. Allerdings nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, um ihn gegen seinen Erzfeind Ballard zu unterstützen, sondern einfach nur so. Und tatsächlich erweist sich der Bogenschütze dann auch als ziemlich hilfsbereit und bietet dem Gangsterboss an, alle seine Feinde ins Jenseits zu befördern. Besser gesagt deren Seelen. Die Körper der von den Pfeilen des Bogenschützen getroffenen Opfer wandeln - wer hätte das gedacht - als Zombies umher. Nun, zumindest nennt der Autor die armen Geschöpfe im weiteren Handlungsverlauf so, obwohl sie sich - ähnlich wie schon in Band 1 - nicht wirklich wie Zombies verhalten.
Sie fallen eigentlich kaum auf und können sich ganz normal artikulieren, nur die Augen verraten, dass es sich um Untote handelt. Das geht soweit, dass einer dieser „Zombies“, der in eine Fahrzeugkontrolle gerät, zwar eine Rüge wegen eines defekten Scheinwerfers bekommt, dann aber einfach weiterfahren darf, während Mr. Silver sich sogar nach dem Namen und Beruf erkundigt… Bevor Yercell, wie sich der satanische Bogenschütze schimpft, dann noch weitere dieser überaus lebendig und normal erscheinenden Zombies erschaffen kann, wird ihm zum Glück das Handwerk gelegt, indem man ihn mit seiner eigenen Waffe erschießt. Und da ein dämonisches Wesen nun mal nicht zu einem Untoten werden kann, dreht er sich dann auch ein paar mal um die eigene Achse und vergeht ebenso schnell, wie die Erinnerung des Rezensenten an diesen Roman…
Durch meine Eingeweide wühlte sich eine heiße Wut.
(TB 6 / S. 25)
Seine neugierigen Zähne schimmerten mir entgegen
(TB 7 / S. 16)
Plötzlich vernahmen wir das böse Kläffen einer Maschinenpistole.
(TB 7 / S. 21)
Wir fischten uns ein Girl. Ich steckte ihr einen Geldschein zu, der sie high machte
(TB 7 / S. 21)
Der Diamondback brüllte dem Zombie das Ende ins Gesicht.
(TB 7 / S. 62)
Kommentare
Aber wehe, die Handlung zog sich wie Kaugummi, dann sprangen einem solche lustigen Satzkreationen gleich ins Auge.
Was die "kläffende" Maschinenpistole angeht, kann ich mich durchaus recht gut daran erinnern, dass in nicht wenigen anderen Romanen die Maschinenpistolen "bellten". Vielleicht sind die "Kläffer" ja etwas kleiner und handlicher als die "bellenden".
Dafür waren die Gangster immer unsägliche Klischeefiguren, die nur Unsinn laberten.
davon abgesehen sollen die Stilblüten ja nicht den geringen literarischen Anspruch aufzuzeigen, sondern nur witzig sein. Wobei - kläffende MPis gehen ja noch. Aber ein Colt, der dem "Zombie das Ende ins Gesicht brüllt", sowas findet man heute nicht mehr, auch nicht in Heftromanen