Die Novelization - Der Roman zum Film: Klappe zu, Affe tot
King Kong (King Kong)
Gedreht 1932, veröffentlicht im März 1933 gehört dieser Film zu den absoluten Klassikern des Horrorfilms. Regie führten Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack, die sich mit David O. Selznick auch die Produktion teilten. Nach einigen Wirrungen die das Drehbuch betrafen (ein Entwurf von Edgar Wallace wurde von Cooper abgelehnt)übernahmen Ruth Rose und James Creelman das Skript.
Gedreht wurde hauptsächlich in den RKO-Studios. Kong, sowie die anderen Urzeitwesen wurden von Willis O´Brien in der von ihm entwickelten Stop-Motion Technik zum Leben erweckt. O´Brien drehte zuvor lediglich einige Kurzfilme, sowie den Stummfilm The lost World. Eine Tonversion des Stoffes unter dem Arbeitstitel Creation wurde begonnen, aber nicht mehr realisiert. Lediglich 20 Minuten Film wurden davon gedreht.
King Kong wurde ein Riesenerfolg und rettete das RKO Studio vor dem Ruin. Ein direkter Nachfolger kam unter dem Titel Son of Kong im Dezember des Jahres 1933 in die Kinos. Weitere Fortsetzungen folgten unter anderem aus den japanischen TOHO-Studios, wo der Riesenaffe gegen das Hausmonster Godzilla antreten musste. 1976 drehte John Guillermin ein wenig erfolgreiches Remake, Peter Jackson versuchte sich 2005 noch einmal an dem Stoff. Für 2017 geht eine weitere Verfilmung des Themas an den Start: Kong: Skull Island. 3 Jahre später soll er dann gegen Godzilla antreten.
Eine ausführliche Besprechung gibt´s von Kollege Konrad Wolfram im Zauberspiegel: Schädelinsel, blonde Schönheit und die Affenliebe und von Friedhelm Hippen unter dem Titel Monsters - The Origins: Delos W. Lovelace: King Kong.
P.S.: Die mir vorliegende DVD ist eine koreanische DVD im Schuber, die den ungekürzten und restaurierten Film zeigt. Natürlich fehlt aber auch hier die Spider-Pit-Sequenz. Allerdings sind die Szenen mit dem bösen Kong enthalten, wie er beispielsweise Eingeborene zerkaut oder sie zertritt.
Die Story:
Eine Expedition unter Leitung des exzentrischen Carl Denham landet auf der legendären Schädelinsel und macht Bekanntschaft mit einem Eingeborenenstamm und dessen Urwaldgottheit, der sichtlich Gefallen an der mitgekommenen blonden Schönheit findet, was ihm letzten Endes dann zum Verhängnis werden soll: in seiner Heimat ein Gott – in der Welt der Weißen nur ein zur Schau gestelltes wildes Tier!
Die Romanfassung:
Als der Film im Dezember 1932 fertig gestellt war, wurde der Autor Delos W. Lovelace von Merian C. Cooper mit dem Schreiben des dazugehörigen Roman auf der Basis des Drehbuchs beauftragt. Viel Zeit stand dem Freund des Produzenten nicht zur Verfügung, denn das Buch erschien bereits am 27. Dezember des gleichen Jahres, also nur einige Monate vor der Filmpremiere. Das Buch war Teil einer cleveren Marketingkampagne: einerseits warb es vorab für den Film, andererseits bekam der Streifen dadurch einen etwas anspruchsvolleren Touch. Immerhin sah es ja so aus, als ob King Kong tatsächlich auf einem Roman basierte! Zudem wurde auch der wohlklingende Name des Edgar Wallace auf dem Cover als Kaufanreiz verwendet. Wallace hatte allerdings, wenn überhaupt, nur sehr wenig mit King Kong zu tun. Cooper selbst sagte: „Wallace schrieb nicht ein einziges Wort für Kong“. Tatsächlich verfasste er lediglich einen ersten Entwurf für Kong, mit dem Cooper aber überhaupt nicht zufrieden war. Wie auch immer, Wallace verstarb im Februar 1932 an eine Lungenentzündung. Im Roman finden sich einige Abweichungen vom Film, die aber nicht der Phantasie des Autors entsprungen sind, denn die Erzählung folgt der Filmhandlung ansonsten exakt und linear.
Im Buch gibt es eine zusätzliche Dinosaurier-Episode, unmittelbar vor der dramatischen Szene an der Schlucht. Einige gehörnte Saurier greifen die Schar mutiger Männer an und treiben sie zu der Schlucht, so dass ihnen nur der Weg über den Abgrund bleibt, an dessen gegenüberliegender Seite aber schon der Riesenaffe wartet. Diese Szene befand sich im Drehbuch, wurde aber nicht gefilmt, da Cooper der Ansicht war, dies würde die Handlung in die Länge ziehen und zudem auch mehr Kosten verursachen. Eine Probeaufnahme einer Szene findet sich für den leider nicht realisierten Film „Creation“: ein wütender Triceratops tötet einen Seemann, nachdem er dessen Junges erschossen hat. In der Fortsetzung „Son of Kong“ kam die Idee dann doch noch zum Einsatz: (ein ebenfalls gehörnter) Styracosaurus treibt die Männer in eine Höhle.
Eine weitere Abweichung ist die legendäre „Spider Pit Scene“. Nachdem Kong die Männer von ihrem Baumstamm geschüttelt hat, stürzen sie in die Tiefe. Im Film folgt hier ein Schnitt, im Buch wird erzählt was mit den Unglücklichen geschieht: Hungrige Insekten stürzen sich auf sie und die sich verzweifelt wehrenden werden aufgefressen. Diese Sequenz wurde tatsächlich gedreht, aber wieder herausgeschnitten, da sie dem Produktionsteam als zu schockierend für das Publikum erschien. Wahrscheinlich fürchtete man auch Probleme mit der Zensur. Die Sequenz gilt seit damals als verschollen, niemand weiß, wie umfangreich sie tatsächlich war. Es existieren lediglich noch einige Standfotos von ihr.
Die Urversion des Films zeigte Kong übrigens auch von seiner bösen Seite, die auch im Film angedeutet wird: so zerbeißt er bei seinem Angriff auf das Eingeborenendorf einige der Bewohner oder zertritt sie auf dem Boden. Ähnlich bissig ist er dann auch gegen Ende des Films in New York: auch hier landet ein New Yorker im Maul des Riesenaffen.
Zurück zur Novelization. Im Jahr 1933 erschien in den USA auch eine zweiteilige Serialization in einem Pulp-magazin, verfasst von Walter F. Rippberger. In Great Britain hingegen erschien der Stoff gleich in zwei verschiedenen Magazinen: Einmal ohne Angaben zum Verfasser in der Jugendzeitschrift Boy´s Magazine, sowie in Cinema Weekly, hier wurde als Autor Draycott Montagu Dell angegeben. Diese Version erschien 1988 in dem von Peter Haining herausgegebenen Buch Movie Monsters. Das Buch ist leider nie auf Deutsch erschienen.
Zum 1976-Remake erschien dann ein weiteres Buch, das aber keine Novelization ist, unter dem Titel The Dino De Laurentiis Production of King Kong, auf Deutsch Der neue King Kong. Als Verfasser wird Bruce Bahrenburg angegeben. Tatsächlich handelt es sich bei dieser wenig interessanten Veröffentlichung um ein Buch mit Hintergrundinformationen zum Film. Sehr werbewirksam, aber der Streifen floppte dennoch.
Zur 2005-Version von Peter Jackson gab es dann wieder eine echte Novelization: Christopher Golden´s King Kong, From the Story Conceived by Edgar Wallace & Merian C. Cooper.
Auf Deutsch erschien Lovelace´s Buch mehrmals, mir liegen 2 Versionen vor. Zum einen die 1976 Ausgabe des Krüger Verlags Der Original King Kong, übersetzt von Helmut Kossodo. Zum anderen die 2012 erschienene gebundene Ausgabe des Walde & Graf Verlags, neu übersetzt von Simone Salitter und Gunter Blank.
Der Roman ist in einer sehr einfachen Sprache geschrieben und leicht zu lesen. Fast hat man den Eindruck, ein Jugendbuch in den Händen zu halten. Die Neuübersetzung liest sich besser und auch flüssiger, überhaupt ist diese Ausgabe die schönere. Ich ziehe ein gebundenes Buch einem Taschenbuch allemal vor. Auch gibt es hier einige sehr schöne und detailreiche Illustrationen des Schweizer Künstlers Chrigel Farner. Störend ist in beiden Fällen allerdings die Nennung von Edgar Wallace, sowie die Textgestaltung auf dem Cover der Walde & Graf Ausgabe. Das Buch ist übrigens zum unschlagbaren Preis von knapp 5,00€ erhältlich!
Zum Cover der deutschen Ausgaben:
Stammt lt. Impressum einer Illustration vom Grossett & Dunlap Verlag. Das Bild dürfte aber von Richard Powers stammen und zierte das Cover von The illustrated King Kong. Passt sehr gut zum Stoff.
Stammt von Chrigel Farner, einem Schweizer Künstler der heute in Berlin lebt. Das stimmungsvolle und detailliert gemalte Bild gibt die Atmosphäre des Romans hervorragend wieder. Leider ist das Cover etwas zu sehr vom Text überladen, bzw. zugespamt. Diese Gestaltung und das Layout sind eher dilettantisch und wirken störend.
Bewertung:
Gelungene Umsetzung des Films, ein gepflegter Lesegenuss für 2 Abende. Ich vergebe 5 von 5 gestohlenen Äpfeln.
Kommentare
King Kong (1933): The Lost Spider Pit Sequence - Peter Jackson Recreation oder King Kong 1933 Body Count.
Nur die Bildqualität ist hier ziemlich miserabel.