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»Tony Ballard« revisited - Teil 6: Die lieben Verwandten…

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 6: Die lieben Verwandten…

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.


In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Die weiße HexeWäre man gemein und zynisch - Eigenschaften, die dem Rezensenten natürlich völlig fremd sind - so könnte man glatt behaupten, dass es sich bei dem TONY BALLARD Band 10 “Die weiße Hexe” eigentlich um den wahren ersten Band der Serie handelt. Denken wir uns also die Null einfach mal weg und wenden uns dem Inhalt dieses Romans zu, welcher sicher auch nicht ganz ohne Grund als erster Band der eigenständigen Serie vertont wurde. Wie schon im vorangegangenen Roman angedeutet, tauchen hier wieder unsere beiden Schatzsucher auf, welche diesmal sogar fündig werden, allerdings handelt es sich bei diesem Fund nicht um einen materiellen Schatz, sondern um Oda, eine weiße Hexe, die sich auf der Flucht vor Mago und seinen Schergen befindet und gerne zu Roxane gebracht werden möchte.

Da man unsere Dämonenjäger kaum leichter ins Spiel bringen könnte, tun die beiden Abenteurer ihr den Gefallen, wodurch der Jäger der abtrünnigen Hexen natürlich leider auch auf Roxanes Spur gebracht wird. Warum die beiden Schatzsucher sich nach den Ereignissen um die rivalisierenden Dämonensippen überhaupt noch in der Nähe der Ruine aufhalten, anstatt schnellstens das Weite zu suchen, fragen wir uns lieber gar nicht und verkneifen uns bei der Gelegenheit auch die Frage, wie sie es am Ende schaffen, auch dieses - noch eine Spur gefährlichere Abenteuer ohne einen Kratzer zu überstehen bzw. zu überleben. Denn dass mit Mago nicht gut Kirschen essen ist, wird spätestens in dem Moment deutlich, als er eine Gruppe von Menschen in einer Halle einschließt und dem ersten aufmüpfigen, der zu fliehen versucht, mal eben den Kopf zerplatzen lässt. Da vergisst man doch schnell wieder den etwas lächerlich anmutenden Auftritt, bei dem er sich selbst als “Mago, der Schwarzmagier” vorstellt, ähnlich wie sich auch Kollege Rufus selbst als “Dämon mit den vielen Gesichtern” titulierte. Auch die an die Menge gestellte Frage “Ist eine Hexe unter euch?” trägt noch nicht dazu bei, die Figur ernst zu nehmen. Das tut man erst nach seiner kleinen Machtdemonstration, spätestens aber als es dem Schwarzmagier dann tatsächlich gelingt, sowohl Oda als auch Roxane in seine Gewalt zu bringen.

Während allerdings ein Mr. Silver seine übernatürlichen Kräfte verliert, nachdem er Bekanntschaft mit der Peitsche eines von Magos Schergen gemacht hat und Oda noch zu geschwächt ist, um sich zu wehren, scheint Roxane ihre magischen Fähigkeiten wohl einfach vergessen zu haben und landet ohne große Gegenwehr mit ihrer neuen Freundin zusammen auf Magos Scheiterhaufen. Da Ballard noch von Magos Schergen aufgehalten wird und Silver auf dem Zahnfleisch kriecht, sieht die Lage dann doch wirklich ziemlich aussichtslos für die beiden Frauen aus. Doch da sind ja noch unsere beiden unerschrockenen Abenteurer, welche die grandiose Idee haben, die Polizei zu rufen, welche auch tatsächlich anrückt und es schafft, Mago kurzfristig abzulenken. Dass unsere beiden Hexen die ganze Zeit munter vor sich hin brennen während Ballard noch mit den Schergen beschäftigt ist und Silver sich mit der magischen Streitaxt Zugang zu dem schwarzmagisch verschlossenen Gebäude verschafft, scheint dem Autor an der Stelle entgangen zu sein, aber es ist ja immerhin auch ein magisches Feuer und Hexen sind ja nun mal hart im Nehmen. Während Ballard dann die Idee hat, Feuer mit Feuer zu bekämpfen - die passende Waffe hat er natürlich dabei - stürzt Silver sich todesmutig auf den schwarzen Hexenjäger.

Da dieser noch keinen Schimmer hat, dass sein Kontrahent nicht mehr über seine übersinnlichen Fähigkeiten verfügt, zieht er es vor zu fliehen - was durchaus nachvollziehbar und glaubwürdig erscheint. Und wenn es auch in diesem Roman wieder ein paar Ungereimtheiten gab, so war es doch der erste Beitrag der Serie, der dem Rezensenten wirklich Spaß gemacht hat. Spannung, Action, Tempo, das sind die Zutaten, die der Autor hier durchaus gekonnt unter einen Hut bringt. Dazu kommen noch die Einführung einer neuen Figur und der Verlust von Silvers Fähigkeiten, welche er ja - wie wir ja bereits wissen, so schnell nicht wiedererlangt.

Die Mühle des UnheilsSo kann es weitergehen und so geht es auch tatsächlich weiter - allerdings erst, nachdem man den TONY BALLARD Band 11 “Die Mühle des Unheils” hinter sich gebracht hat, bei dem es sich wieder um einen eher unspektakulären “Fall der Woche” handelt, wenn man einmal davon absieht, dass auch hier wieder eine Figur auftaucht, von der man später noch hören wird. Bevor diese jedoch auf den Plan tritt, haben wir es zunächst, wie schon so oft, mit deren Dienerkreaturen zu tun, welche sich unter anderem darum zu kümmern haben, dass in der “Mühle des Unheils” das geplante “Krematorium des Grauens” untergebracht und in Betrieb genommen werden kann. Und zwar tut man dies nicht etwa, indem man die verlassene Mühle einfach in Beschlag nimmt, nein, man wendet sich ganz offiziell an den entsprechenden Makler (!), um sie zu kaufen…

Nachdem man diese lästige Formalität über die Bühne gebracht hat, wird das Krematorium dann auch recht schnell eingeweiht, es gibt die ersten Todesopfer, welche zunächst mit dem Seelendolch unserer noch unbekannten Gegnerin dahingemeuchelt werden, worauf ihre Seelen dann von dem Höllenfeuer “gefressen” werden, wie es da heißt. Als die Herren Dämonenjäger auf den Plan treten, vermuten sie zunächst, es mit ihrer neuen Bekannten Oda zu tun zu haben, da die Frau mit dem Seelendolch ihr zum verwechseln ähnlich sieht, doch dann stellt sich schnell heraus, dass es sich vielmehr um deren Zwillingsschwester Yora handelt, welche sich im Gegensatz zu ihrer Schwester dem Bösen verschrieben hat und sich nun offiziell “Totenpriesterin” schimpfen darf. Ein Aspekt der die bis dahin noch recht blasse und unscheinbare Figur Oda durchaus aufwertet. Und auch wenn die Auseinandersetzung mit Yora mit einem fast schon “märchenhaften” Ende in ihrem eigenen Krematorium endet, so weiß der Rezensent natürlich, dass es mit dieser Figur noch ein Wiedersehen geben wird, wobei die finale Begegnung mit Yora hier auch etwas gestaucht erscheint und erst sehr spät stattfindet, da man sich vorher noch mit einem “Todesbaum” herumschlagen muss. Etwas unangenehm fällt hier auch die Angewohnheit des Autors auf, Ballards Überlegungen immer wieder in unzähligen aufeinanderfolgenden Fragen zu schildern. Beispiel:

Wann würde das wohl sein? Und würden wir vollzählig sein? Wenn jemand fehlte - wer würde das wohl sein? Vicky? Mr. Silver? Ich? Jede Variante war möglich.

Ebenso wird die augenscheinliche Ähnlichkeit Yoras mit Oda so oft erwähnt, dass selbst dem begriffsstutzigsten Leser irgendwann aufgehen muss, dass es sich bei der Geheimnisvollen Frau im Blutornat wohl eher doch nicht um Oda handelt…

Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten hat der Autor hier aber einen durchaus unterhaltsamen Roman abgeliefert, der zwar nicht an den Vorgänger heranreicht, im Vergleich mit den ersten 7 Bänden aber deutlich besser abschneidet.

Kleine Zitate - Grosser MeisterReihenfolge variabel…
Ich besaß einen magischen Flammenwerfer (…) Man konnte damit Zigaretten anzünden und… Dämonen vernichten
(TB 10/S.62)

Doch lieber abgewöhnen…?
Mein Flammenstrahl biss und schnappte ebenso um sich, wie es das schwarzmagische Feuer machte.
(TB 10/S.62)

Mit leichtem Gepäck…
Waren es Geister? Waren sie in die Mühle des Unheils eingezogen?
(TB 11 / S.25)
 

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