Die Novelization - Der Roman zum Film: Bärte im Weltraum
Dark Star (Dark Star)
Der zum Kultfilm avancierte Streifen entstand bereits 1970 als 45 Minuten langes Studentenprojekt und lief dann ab 1973 in einer erweiterten Version auf mehreren Filmfestivals. Ein findiger Produzent, der das Potential des Films erkannte, ließ Dark Star dann um ca. 10 Minuten verlängern, um ihn in den Kinos zeigen zu können. Mit 70 Minuten war er dafür anscheinend zu kurz. Kurzerhand mussten also Szenen neu gedreht werden, unter anderem war dies die Schlafraumszene. Ähnlich war es übrigens mit Spielberg´s Duel: auch für diesen Film wurden Szenen neu gedreht, damit er für die Kinos tauglich war.
Carpenter – der zuvor lediglich einige Kurzfilme gedreht hat – verfasste zusammen mit Dan O´Bannon das Drehbuch, führte Regie und war auch größtenteils für die Musik verantwortlich. O´Bannon wiederum war Produktionsdesigner, war für Special Effects verantwortlich, schnitt den Film, und, als sei das nicht schon genug, spielte er auch den verwirrten und selbstmitleidigen Sgt. Pinback. Der vielfältige O´Bannon verfasste einige Jahre später auch das Drehbuch zu Alien, in dem sich einige Elemente aus Dark Star wieder finden. Zu diesem zeitpunkt war er übrigens mittel- und Wohnungslos, verursacht durch eine geplatztes Großprojekt: Dune. Ein weiterer bekannter Film von ihm ist die Schwarze Komödie Verdammt, die Zombies kommen!, einer Art Fortsetzung von Die Nacht der Lebenden Toten. Zurück zum Thema.
Trotz des geringen Budgets von knapp 60.000 US $ wirkt der Film professionell und keineswegs billig. Am „Exoten“ wird es aber sehr deutlich: es handelte sich einfach um einen aufgeblasenen Wasserball mit daran angebrachten Krallenfüßen. Der „Exote“, wie er in der deutschen Fassung heiß, wurde übrigens von Nick Castle „dargestellt“, der einige Jahre später erneut mit Carpenter zusammenarbeitete: als Michael Myers/The Shape in Halloween.
Dark Star wurde im Laufe der Jahre zum Klassiker und Kultfilm, was nicht zuletzt an dem originellen Szenario, sowie den vielen verrückten Einfällen der Drehbuchautoren lag. Absoluter Höhepunkt ist wohl die Diskussion mit der eigenwilligen, größenwahnsinnigen und philosophischen Bombe Nr. 20.
Das Ende ist übrigens an Ray Bradbury´s Story Caleidoscope angelehnt: auch hier wird ein Raumfahrer von einem geheimnisvollen Schwarm mitgenommen, während der andere in der Atmosphäre eines Planeten verglüht.
Dark Star war für Carpenter der Beginn einer großen Filmkarriere. Es folgten weitere Klassiker wie Halloween, Nebel des Grauens, Die Klapperschlange, etc.
Leider hat die Qualität seiner Filme ab den Neunzigern stetig abgenommen.
Die Story:
5 Raumfahrer, zusammengepfercht in der Enge des Raumschiffs Dark Star sind unterwegs, um instabile Planeten zu eliminieren. Eine eintönige, langweilige und an den Nerven zehrende Aufgabe! Kein Wunder also, dass in zunehmendem Maße die Disziplin zu wünschen übrig lässt: Die Raumfahrer vernachlässigen ihr Äußeres, werden launisch und spleenig. Aber nicht nur diese, wie sich zeigen wird. Zu allem Überfluß befindet sich nämlich auch noch ein störrischer Außerirdischer an Bord, der einem aus der Gruppe fast zum Verhängnis wird. Aber das Schlimmste soll erst noch geschehen: was tut man, wenn eine der Bomben an Bord plötzlich nicht so will, wie seine Herren es wünschen, und sie ein exzentrisches Eigenleben entwickelt?
Die Romanfassung:
Mit der Nacherzählung wurde 1974 Alan Dean Foster, ein sehr talentierter Autor beauftragt. Die Novelization entstand auf der Basis des Drehbuchs von John Carpenter und Dan O´Bannon, der auch für den Schnitt des Films verantwortlich zeichnete. Foster verfasste ein paar Jahre später die Romane zu Alien 1-3, die sich millionenfach verkauften. Nebenbei erwähnt sei hier auch, dass er im Jahre 1974 auch die Novelization zum italienischen Streifen Luana schrieb. Der Film, der eine Art weiblichen Tarzan als Hauptfigur hatte, wurde aber nie realisiert. Foster war überhaupt recht fleissig als Novelizator. Er verfasste unter anderem Das Schwarze Loch, Das Ding aus einer anderen Welt, Krull, diverse Star Trek Romane, etc.
Aber auch seine ureigenen Romane und Erzählungen waren erfolgreich. So erschuf er beispielsweise mit dem Homanx-Commonwealth ein wahrhaft episches Universum.
Der Bastei Verlag veröffentlichte im Jahre 1980 den Roman in der Übersetzung von Jürgen Perkeo in der Science Fiction Special Reihe. Titel: Dark Star (Reiseziel Ewigkeit). Garniert ist das Büchlein mit 10 teils farbigen Bildern aus dem Film. Mit 196 Seiten ist die deutsche Fassung etwa genau so lang wie das Original.
Das Buch erschien übrigens zuvor schon 1977 in einer anderen Aufmachung im gleichen Verlag.
Keine leichte Aufgabe, den satirischen und teils auch anarchischen Charakter des Films in einer Erzählung wieder zu gebe. Foster ist dies leidlich gut gelungen. Das Buch liest sich überwiegend flüssig und gibt Atmosphäre und Stimmung des Films sehr gut wieder. Allerdings stimmt das Timing der Erzählung teilweise nicht mit dem des Films überein. Einen etwas zu breiten Raum nimmt Pinbacks Auseinandersetzung mit dem Exoten (im Buch: „Der Fremde“)ein, während sich die Ereignisse zum Schluß etwas überschlagen. Pinbacks wahre Identität sowie sein Video-Tagebuch werden leider gar nicht berücksichtigt. Ein weiteres, und zwar grundlegendes Manko aber hat die Erzählung: was visuell im Film hervorragend funktioniert - ich meine den leicht episodenhaften und oberflächlich etwas zusammenhanglos wirkenden Inhalt, der über weite Strecken eher eine Art Stimmungsgemälde ist - lässt sich nicht so ohne weiteres in einem Roman widergeben. Kennt man den Film nicht, sondern liest zuerst das Buch, fragt man sich womöglich: „Was ist das jetzt bitte?“. Ebenso lassen sich die Situationskomik und der teils slapstickartige Humor nicht so ohne weiteres schriftlich darstellen; das wirkt einfach nur spontan und auch nur im Bild, ohne dass es sich erst in der Vorstellung des Lesers entwickeln muß. Der Humor des Films basiert schließlich nicht auf Wortwitz. Ein anderes Beispiel ist die Musik: Der Song „Benson Arizona“ entfaltet sein Potential nur auf der Leinwand: unvermittelt leitet dieser kitschige und für einen SF-Film eigentlich völlig unpassende Country-Song den Vorspann ein. Ein gelungenes Überraschungsmoment, denn gerade weil des Song unpassend ist, ist der Zuschauer verblüfft und findet es witzig, obwohl es das gar nicht ist. Im Buch kann man so etwas natürlich nicht umsetzen, es wird nur kurz erwähnt, dass ein Song mit diesem Titel gespielt wird. In diesen Fällen wäre es besser gewesen, der Autor hätte versucht, den Humor des Films nur andeutungsweise und symbolisch wiederzugeben.
Das bedeutet jetzt nicht, dass der Roman etwa nicht gelungen wäre, im Gegenteil: Foster hat in seinem Rahmen das bestmögliche herausgeholt. Aber Filme dieser Art passen nicht unbedingt in die Romanform.
Genauso wie sich manche Stoffe auch nicht zum Verfilmen eignen.
Zum Cover der deutschen Ausgaben:
Zeigt eine Szene aus dem Film: Doolittle surft auf einem Wrackteil der Dark Star der Sonne entgegen. Passt gut, könnte aber besser sein.
Bewertung:
Insgesamt ein netter und kurzweiliger Lesespaß, weitgehend gelungen, aber ein wenig zäh. Der Humor wirkt oft ein wenig aufgesetzt und gekünstelt.
Ich vergebe dennoch nur 3 von 5 Phoenix-Asteroiden
Kommentare
An "Luana" ist kaum ranzukommen. Dafür werden absolute Mondpreise verlangt.
Und Foster ist immer noch im Geschäft. Er hat den Roman zum neuen Alien:Covenant geschrieben. Nicht schlecht für einen 71jährigen.
www.youtube.com/watch?v=W2F0dHVZAm8