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Barbara Büchner, Holmes und der Höllenbischof - Fabylon setzt Reihe "Meisterdetektive" fort

Sherlock Holmes - Die RückkehrBarbara Büchner, Holmes und der Höllenbischof
Fabylon setzt Reihe »Meisterdetektive« fort

»Das britische Empire droht in die Gewalt des 'Höllenbischofs' zu geraten, und ein alter Feind will den Meisterdetektiv in einen hirnlosen Zombie verwandeln. Sherlock Holmes muss fürchten, dem übermächtigen Gegner zu erliegen. Oder findet sein brillanter Verstand noch einen Ausweg?«

(Klappentext)


Alisha BiondaDie Reihe Meisterdetektive

Im Jahre 2012 startete im Fabylon Verlag eine neue Reihe. Von Verlagsseite hieß es dazu:

"Diese Reihe bietet Krimis (Romane und Kurzgeschichtensammlungen) rund um "Meisterdetektive" - mit sowohl klassisch belegten, als auch neuen und ebenso phantastischen Plots."

Als Herausgeberinnen sollten Alisha Bionda und Uschi Zietsch fungieren. Dabei war Alisha Bionda für die klassischen Detektive und Uschi Zietsch für die neuen Spürnasen zuständig. Anlässlich des 125ten Jahrestag von Sherlock Holmes eröffnete die neue Reihe mit einer Anthologie über den Briten. Drei weitere Holmesbände wurden für 2012/13 angekündigt.

Im Vorwort zum ersten Band "Sherlock Holmes und das Druidengrab" schreibt Alisha Bionda:

"Schon etliche Jahre hegte ich den Wunsch eine Reihe mit neuen und klassischen Werken bekannter Meisterdetektive - allen voran Sherlock Holmes - herauszugeben.

(S.7)

Tatsächlich verfügte Alisha Biond damals schon über einige Erfahrung im Umgang mit Sherlock Holmes Pastiches. Im Jahre 2011 hatte sie bei Voodoo Press eine zweibändige Anthologie (Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel, Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel) über den Meisterdektiv herausgegeben. Mit von der Partie waren damals so renomierte Autoren wie Christoph Marzi, Klaus-Peter Walter, Arthur Gordon Wolf, Christian Endres, Antje Ippensen und Sören Prescher. Dazu gehörten auch Florian Hilleberg, Oliver Plaschka und ... Barbara Büchner. Im Vorwort zu "Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel" umriss die Herausgeberin ihre Agenda:

"Was könnte für eine Herausgeberin reizvoller sein, als den genialen Meisterdektiv Sherlock Holmes mit seinem messerscharfen analytischen Verstand in einen mystischen Fall zu verwickeln, gar paranormalen Wesen und scheinbar unerklärlichen Begebenheiten entgegenzusetzen. Ich bin wieder einmal das Wagnis eingegangen, die konservativen Holmes-Pfade zu verlassen, denn er selbst hätte das wohl am ehesten erwünscht. Das Unerforschte hätte seinen Geist erst zu Höchstform animiert."

(S.7)

Einige Jahre vorher, 2006, hatte Alisha Bionda im Blitz Verlag die "Sherlock Holmes Criminal Bibliothek" redaktionell betreut. Ihre damals erschienene erste Anthologie über Sherlock Holmes "Das Geheimnis des Geigers" war gespickt mit bekannten Autoren wie Andreas Gruber, Artur Gordon Wolf, Klaus-Peter Walter, Christian Endres, Markus Kastenholz und Martin Barkawitz. Und auch hier gab es bereits Anklänge an den "phantastischen" Holmes.

Nun es kam bekanntlich ein wenig anders als geplant. "Der Höllenbischof" von Barbara Büchner ist bereits der siebte Band der Reihe. Bisher behandeln aber alle Titel Sherlock Holmes, die denn auch schon mal von Fabylon-Verlegerin Uschi Zietsch als Holmes-Reihe bezeichnet wird (Interview mit Michael Marcus Thurner).
Bisher erschienen dort zwei Anthologien und fünf Romane, von denen allein drei von Barbara Büchner stammen.

  • 1 Alisha Bionda (Hrsg.), Sherlock Holmes und das Druidengrab, 2012
  • 2 Tobias Bachmann/Sören Prescher, Sherlock Holmes taucht ab, 2012
  • 3 Alisha Bionda (Hrsg.), Sherlock Holmes und die Tochter des Henkers, 2012
  • 4 Barbara Büchner, Sherlock Holmes und das verschwundene Dorf, 2013
  • 5 Barbara Büchner, Sherlock Holmes und die seltsamen Särge, 2014
  • 6 Desirée Hoese, Sherlock Holmes und die Loge der Wiederkehr, 2015

Sherlock Holmes und der HöllenbischofDie Handlung

"Es war an einem dieser Novembertage, an denen man in London kaum die Tür zu öffnen wagte, weil sofort eine graugelbe Nebelwolke von der Konsistenz dicker Erbsensuppe hereinquoll und sich mit ihrem feuchten, rußigen Geruch im Haus breitmachte. auf den Straßen war es kaum besser. Das Licht der Gaslaternen, die den ganzen Tag brannten, blinzelte kümmerlich durch die Nebelschwaden. Die erleuchteten Fenster waren bloße, schmierige, bräunlich-gelbe Flecken im Dunkel der Hauswände."

(S.9)

So beginnt der neue Roman von Barbara Büchner. Im Gegensatz zu "Sherlock Holmes und die seltsamen Särge" handelt es sich diesmal nicht um einen Episodenroman, sondern es gibt eine durchgängige Handlung. Am Anfang steht ein Attentat auf Sherlock Holmes. Im grauen Novembernebel wird er mit einer vergifteten Nadel attackiert. Zum Glück scheitert das Vorhaben. Schnell kristallisiert sich heraus, dass Khurat Khan/Bart Mosley dahintersteckt. Dieser Halunke hatte seinen ersten Auftritt in "Sherlock Holmes und die seltsamen Särge". Ziel des Anschlags war jedoch nicht die Ermordung des Meisterdetektivs, sondern er sollte zu einem willen- und hirnlosen Zombie gemacht werden. Ein weiterer Anschlag mit in einer Puppe versteckten tropischen hochgiftigen Riesenameisen folgt bald darauf.

Es kommt jedoch noch schlimmer für Holmes und Watson. Sie müssen machtlos zusehen wie Khurat Khan im Gefolge eines osteuropäischen Fürsten nach London kommt. Prinz Walentin sucht nämlich in Großbritannien eine Braut. Er wird begleitet von Erzbischof Bogumil Swarovski, hinter dem sich niemand anderes als Bart Mosley verbirgt. Im Schutze dieser diplomatischen Immunität gelingt es dem Schurken sogar, das Ohr von Königin Victoria zu erreichen. Die Königin kann den Tod ihres Mannes Prinz Albert nicht verwinden und versucht schon seit geraumer Zeit, mittels von Okkultisten und Spiritisten Kontakt mit dem Verstorbenen aufzunehmen. Diese Entwicklung ruft dann sogar Mycroft Holmes auf den Plan. Plötzlich heiligt der Zweck die Mittel und Khurat Khan muss selbst um sein Leben fürchten.

Barbara BüchnerStimmungsbilder
Barbara Büchner liefert ohne sich auf die genaue Jahreszahl festzulegen, ein stimmiges Bild der letzten Regierungsjahre von Queen Victoria. Sie würzt ihre Erzählung mit historischen Persönlichkeiten wie John Brown, den königlichen Diener, der ein besonders enges Verhältnis zur Königin hatte.

Zu den Stärken des Bandes  gehören umfangreiche Beschreibungen der Art wie "wandelnde Leichname" damals im Rahmen der Jahrmärkte zur Schau gestellt wurden. Freakshows mit Krüppeln und entstellten Personen waren damals fester Bestandteils dieser Veranstaltungen und erhielten großen Zulauf. Büchner führt speziell die "wandelnden Leichname" auf eine Kombination von Vodoogiften und Hynose zurück.

Ein weiteres näher beschriebenes Feld sind spiritistische Sitzungen und die Art wie damals gerade in der englischen Oberschicht mit Geisterbeschwörungen umgegangen wurde. Selbst bei Hofe genossen Okkultisten, die eine gute Show abliefen konnten, hohes Ansehen. Barbara Büchner beschreibt ein paar damals gebräuchlicher Tricks mit denen dem Publikum mediale Kräfte vorgetäuscht wurden.

Aufmachung
Wie in der Reihe Meisterdetektive üblich wird auch dieser Band durch Innenillustrationen von Mark Freier visuell verschönert. Freier hat auch das Cover geschaffen, das einen Pfeife rauchenden Holmes zeigt. Weiters gibt es zum Schluß einen Anmerkungsapparat, in dem Näheres über die Charaktere und die früheren Geschichten zu finden ist.

Meine Meinung
Barbara Büchner hat einen Roman mit viel Zeitkolorit vorgelegt. Ihre Geschichte ist sorgfältig ausgearbeitet und in sich stimmig. Sie arbeitet mit altbekannten Charakteren aus den Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle, bindet aber auch Figuren aus ihren bisherigen Romanen ein. Ein wenig ungewohnt ist es, dass Holmes und Watson mehr passiv reagieren als dass sie aktiv die Handlung voran treiben. Nach der Identifizierung des Giftes und der eigentlich eher zufälligen Enttarnung des Schurken sind im Grunde fast alle Rätsel gelöst, die sonst im Mittelpunkt der Handlung stehen. Stattdessen sind Holmes und Watson mehr oder weniger machtlose Zuschauer bei den Ereignissen. Da Täter und Absicht bekannt sind, entfallen die sonst üblichen Deduktionen des Meisterdetektivs. Spannend bleibt aber bis zum Ende die Frage, ob der Höllenbischof tatsächlich übernatürliche Kräfte ins Feld führen kann oder lediglich ein geschickter Betrüger ist.
<span class="header20_neu">Sherlock Holmes und der Höllenbischof

Sherlock Holmes und der Höllenbischof
Meisterdetektive Band 7
von Barbara Büchner
Cover und Illustrationen: Mark Freier
211 Seiten
ISBN 978-3-943570-80-9
Euro 14,90
Fabylon 2017

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