»Tony Ballard« revisited - Teil 8: Die Augen überall…
»Tony Ballard« revisited
Teil 8: Die Augen überall…
Wenn man sich in der Frühzeit der Tony Ballard Serie auf eines verlassen konnte, dann wohl darauf, dass die im Titel und / oder auf dem Titelbild erscheinenden Gegner fast immer erst ganz am Ende des Romans persönlich in Erscheinung traten - und dann meistens auch sehr schnell abserviert wurden. Der bietet da keine Ausnahme von dieser Regel, und so bekommen unsere Helden es auch hier zunächst einmal mit dem Dienergefolge des Obergegners zu tun - einer Zyklopensekte, deren Mitglieder mithilfe ihrer „Zyklopenhand“ für ihren Herrn und Meister fleißig Morde begehen. Diese Sonderausstattung hat es wirklich in sich, nicht nur dass man damit ein fliegendes „Zyklopenantlitz“ entstehen lassen kann, welches dem Opfer das Gesicht weg brennt, nein, die armen Schweine haben hinterher auch nur noch ein Auge. Und als wäre das noch nicht unfreiwillig komisch genug, stoßen die Sektierer dabei auch noch den Namen ihres Herrn - Zakatta! - wie eine Art Kampfschrei aus…
Etwas weniger unglaublich wenn auch durchaus typisch erscheint einem dann der Umstand, unter dem der Held ins Geschehen gebracht wird: Er begleitet seinen Partner uns Sponsor Tucker Peckinpah - einfach nur so, ohne besonderen Grund auf einer Geschäftsreise, die ihn natürlich genau dorthin führt, wo der Zyklop gerade aktiv ist. Dass Peckinpah hier wieder selbst in die Bredouille gerät und von seinem Partner rausgehauen werden muss, versteht sich von selbst. Der Schlusskampf gegen den Zyklop ist dann aber - selbst im Vergleich mit dem Hexer von Sumatra und dem Plastiktüten-Dämon aus dem Meer - doch ziemlich enttäuschend. Man beharkt ihn halt ein paar mal mit brennenden Pfeilen - wobei nicht einmal, wie man es eigentlich bei so einem Gegner erwartet hätte, auf das Auge gezielt wird - und der Zyklop ist Geschichte. Eine doch sehr schwache Vorstellung, vor allem, wenn man bedenkt, wie vergleichsweise stark und wehrhaft dagegen die Diener dargestellt werden.
Wo wir gerade von einer schwachen Vorstellung sprechen: Eine solche lieferte ja auch der in Rufus Diensten stehende Esram Bannon zwei Bände zuvor mit seinem fehlgeschlagenen Erpressungsversuch. Nun hätte man diese blasse Figur einfach in der Versenkung verschwinden lassen können - oder… man macht einen etwas ernstzunehmenderen Gegner aus ihr. So geschehen im
Als dann jedoch nach einigem Hin und Her Tony Ballard und Mr. Silver in dem Wachsfigurenkabinett auftauchen, nimmt die Handlung einen doch recht abstrusen Verlauf. Da fehlen dann plötzlich die „Augen“ des Dr. Schock und der Held vermutet, dass Bannon sie geklaut hat, um damit Schindluder zu treiben. Dass es sich nur um eine Nachbildung aus Wachs handelt, und die Augen somit auch aus Wachs bestehen müssten, scheint er in dem Moment wohl verdrängt zu haben. Doch es kommt noch besser: Von einem Hobby - Detektiv, der in den Fall verwickelt ist, wird ein Wachsduplikat erstellt, was die Helden offenbar derart verwirrt, dass sie sich im Keller einsperren lassen, nachdem man zuvor noch einen gemütlichen Rundgang durchs Kabinett gemacht hat, anstatt ernsthaft nach Bannon zu suchen. Auch die Tatsache, dass die Gegner immer wieder mal gerne über scheinbar willkürlich und je nach Situation passende Fähigkeiten verfügen, trägt nicht dazu bei, das Geschehen nachvollziehen zu können.
Nachdem wir schon Ghouls erlebt haben, die Zombies erschaffen können, gibt es nun also auch Zombies, die mit Wachsfiguren verschmelzen und dann selbst Wachsfiguren herstellen können. Das mag sehr praktisch sein, wirkt aber unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen. Und da der Gegner schon einmal dabei ist, lässt er dann auch noch ein paar - diesmal lebende - Duplikate von Ballard und Silver entstehen, damit diese wenigstens ein bisschen was zu tun bekommen. Dass man Wachsfiguren auch mit Feuer bekämpfen könnte, fällt dem Helden natürlich erst ein, als es gegen Bannon selbst geht…
Wie schon im vorangegangenen Band muss man leider sagen, dass auch hier wieder die Anfangszene, in der man darüber diskutiert, wie und wo Silver seine Fähigkeiten zurückerlangen könnte, ganz deutlich die besten oder vielmehr die einzig lesbaren Szenen sind. Abgesehen vielleicht von dem Hinweis auf der Leserseite auf ein Magazin namens »Zauberspiegel«…
In diesem bislang mit Abstand schlechtesten Roman der Serie dürfen wir nachlesen, wie aus dem Toten Esram Bannon durch die Magie des im Band 13 zerstörten Kristalls eine Art Zombie wird, welcher - weil das allein natürlich zu profan wäre - anschließend noch mit einer Wachsfigur aus einem Gruselkabinett verschmilzt. Natürlich nicht mit irgendeiner Wachsfigur, sondern mit der des „Dr. Schock“, welcher die Menschen zu Lebzeiten mit seinem Blick seinen Willen aufzuzwingen vermochte. Soweit so logisch nachvollziehbar.
Deine Mutter hat kein Gesicht mehr. Es ist weg. Ihr Antlitz ist total verbrannt. Aber das Schreckliche ist… dass sie nur noch ein Auge hat.
(TB 14/S.21)
Mein Blick turnte an ihm hoch und erreichte sein Gesicht mit dem Kinnbart
(TB 14/S.22)