»Tony Ballard« revisited - Teil 9: Kommen, sehen, siegen…
»Tony Ballard« revisited
Teil 9: Kommen, sehen, siegen…
Auch wenn der gute A.F Morland mit dem nach eigenem Bekunden auf die zahlreichen Wünsche der Leser einging, welche unbedingt mal wieder einen Werwolf - Roman lesen wollten, und die auf dem Cover abgebildete Kreatur auch tatsächlich den Anschein eines solchen Wesens macht, so wird der Inhalt des vorliegenden Bandes der Thematik letztlich doch nur im Ansatz gerecht. Oder anders ausgedrückt: Ein Werwolf im klassischen Sinne kommt hier gar nicht vor. Stattdessen haben wir es mit einem zunächst noch ganz normalen, menschlichen Sträfling zu tun, welcher unschuldig im Knast sitzt, und auf Rache an jenen sinnt, die dafür gesorgt haben, dass er dort landete. Zu diesem Zweck hat er sich - wie man eher nebenbei erfährt - mit dem Satan verbündet, oder besser gesagt hofft er einfach mal auf dessen Hilfe, und tatsächlich wird diese ihm auch zuteil.
Der Satan befreit ihn aber nicht nur aus dem Knast, er stattet ihn auch mit besonderen Parafähigkeiten aus, was man ebenfalls eher nebenbei erfährt, als er diese einsetzt. Zusätzlich gewährt er ihm auch noch die Gabe, Kraft seiner Gedanken zu töten und - an der Stelle wird es dann interessant für alle Werwolf - Fans - mit einem Wolf zu verschmelzen, indem er sozusagen mit ihm kollidiert… Unterm Strich erleben wir also, wie aus einem gewöhnlichen Sträfling ein schwarzmagisches Wesen wird, das zwar nur als „Günstling“ der Hölle bezeichnet wird, tatsächlich aber über schwarzmagische Kräfte verfügt, die so manchen gestandenen Dämon vor Neid erblassen ließen.
Da das Ganze in Gelsenkirchen stattfindet, nicht gerade der übliche Einsatzort für unseren Helden, dieser aber aus dramaturgischen Gründen dort ankommen muss, bevor der Satanswolf überhaupt aktiv wird, lässt der Autor ihn halt eine Detektiv - Tagung besuchen, die ausgerechnet in Deutschland stattfindet, und ihn dort ein „Referat“ über die Dämonenbekämpfung halten, als ginge es um etwas ganz Alltägliches… Nachdem er dann auf den Fall aufmerksam geworden ist, wendet er sich zwecks Informationsbeschaffung zunächst an den Zellengenossen, des ehemaligen Sträflings. Dieser hat zwar bei der Befreiung Bekanntschaft mit dessen Höllenkräften gemacht, kommt aber, nachdem Ballard ihn mit seinem Ring (das Äquivalent zu Sinclairs Kreuz) berührt hat, wieder zur Besinnung und kann daraufhin sämtliche Namen, die sein Zellennachbar ihm im Zusammenhang mit seinen Racheplänen genannt hat, aus dem Effeff aufsagen…
Unser Satanswolf hat inzwischen ein paar Wölfe um sich geschart, die er aufgrund der bereits erwähnten Kräfte eigentlich nicht bräuchte, welche aber natürlich als Kanonenfutter für unseren Helden dienen sollen, und macht sich auf den Weg zu seinen Opfern, um seine Rachepläne in die Tat umzusetzen. Allerdings war Ballard in der Zwischenzeit auch nicht ganz untätig und hatte die schlaue Idee, alle Personen, die auf der Rachliste stehen, an einem Ort zu versammeln, was natürlich furchtbar nach hinten losgeht, und einigen von ihnen das Leben kostet. Als der Satanswolf sich nach dem Verlust seiner tierischen Begleiter dann auch noch als Totenbeschwörer betätigt, gerät die merkwürdige Handlung, die irgendwie so gar nichts mit einer klassischen Werwolf - Geschichte gemein hat, völlig aus dem Ruder. Wie schon in den Bänden zuvor, schien der Autor hier einfach willkürlich alles, was ihm gerade in den Sinn kam, möglich gemacht zu haben. Nun haben wir also neben den Ghouls auch noch einen Satanswolf, der einen Zombie erschaffen kann… (allerdings hilft ihm das dann am Ende nicht, da er vor ein paar einfachen Silberkugeln und einem gezielten Schuss aus der Weihwasserpistole letztlich doch kapitulieren muss).
Fehlt eigentlich nur noch ein Dämon, der sich in einen riesigen Geier verwandeln und ein ganzes Dorf magisch beeinflussen und unter seine geistige Kontrolle bringen kann. Wie zum Beispiel Ammorgh, der Bösewicht aus dem . Wer bei der Verwandlung in einen gefiederten Aasfresser spontan an die Zeichentrickserie „Dr. Snuggles“ denken muss, dem sei dies nicht verübelt, auch dem Rezensenten ging es so, und so wie Professor Smaragd über einen verwandlungsfähigen Gehilfen verfügte, stehen auch Ammorgh ein paar „einfache“ Geier zur Verfügung, die er unseren Helden schon einmal auf den Hals hetzen kann, bevor diese ihm auf seinem Schloss einen Besuch abstatten, um ihm das Höllenschwert abzunehmen. Dieses möchte Mr. Silver nämlich unbedingt in seinen Besitz bringen, da er gehört hat, dass es ihm auf seinem Weg durch den „Tunnel der Kraft“ gute Dienste leisten könnte.
Wir erinnern uns, dass er diesen ja demnächst zu durchschreiten gedenkt, um seine magischen Fähigkeiten wiederzuerlangen. Eigentlich eine spannende Sache und ein Grund zur Vorfreude auf die kommende Trilogie, wäre das Ganze - selbst für jene, welche den Handlungsverlauf noch nicht kennen - nicht so vorhersehbar. Man zweifelt keine Sekunde daran, dass der Silbermann das Höllenschwert - obschon dieses einen eigenen Willen hat und sich nicht von jedem führen lässt - ebenso mühelos in seinen Besitz bringen wird, wie er am Ende seiner Reise durch den Tunnel der Kraft seine magischen Fähigkeiten zurückerhält. Es scheint teilweise so, als würde der Autor für jedes Problem einen Zauber aus dem Hut parat haben, bei dem schon zu Anfang feststeht, dass er auch funktioniert. Im Falle des Höllenschwerts wäre es z.B. wesentlich spannender gewesen, wenn Silver noch keine Ahnung von der Existenz der Waffe gehabt hätte und sich ihr völlig ahnungslos hätte stellen müssen.
Aber nein, man erfährt halt genau zum richtigen Zeitpunkt von einem Tunnel der Kraft, und kurz bevor man diesen aufsucht, erfährt man noch, dass es eine dazu passende, starke Waffe gibt. Man beschließt, diese in seinen Besitz zu bringen und so geschieht es dann auch. Doch auch abgesehen von dem Aspekt der Vorhersehbarkeit kann dieser Roman nicht wirklich überzeugen. Dass die Helden wieder mal erst auf den letzten drei Seiten dem „Endgegner“ gegenüberstehen, wäre dabei nicht weiter tragisch, wenn denn etwas mehr passieren würde, als dass man sich nur mit ein paar Geiern und den beeinflussten Dorfbewohnern herumschlagen muss. Der Rest des Romans geht dann für die eher unspannende Nebenhandlung drauf. Da hat der gute Tony sogar Zeit, sich ein paar „ernsthafte“ Gedanken zu machen: Er will sich demnächst um das Geheimnis der Wiedererweckung kümmern, da es seiner Meinung nach nicht angehen kann, dass nur der Gegner die Möglichkeit hat, die Gefallenen wiederauferstehen zu lassen…
Dass der „Geierdämon“ dann am Ende mit dem inzwischen von Silver geführten Höllenschwert zur Strecke gebracht wird, überrascht den Leser dann ebenso wenig, wie die Tatsache, dass die Eroberung der ach so eigenwilligen Waffe kein nennenswertes Problem für den - wohlgemerkt noch nicht wieder erstarkten Silberdämon darstellt.
Unterm Strich ein durch und durch schwacher Roman - schade um die durchaus interessante Idee mit dem „lebenden“ Schwert…
Für mich bedeutete das, dass Werner Hassel durch Berührung das Böse unter die Haut gekriegt hatte, das ihn daraufhin unsagbar zu quälen anfing.
(TB 16/S.17)
Sein gefährlicher Wille hieb eine Tür auf.
(TB 16/S.52)
So große Geier gab es normalerweise nicht. Dieses Tier musste von satanischen Kräften aufgepumpt worden sein.
(TB 174/S. 7)
Kommentare
Aus heutiger Sicht wäre er zumindest bei mir als Einstiegsband keine gute Wahl - aus den oben genannten Gründen.
Aber es wird besser, wie man in Teil 10 wird nachlesen können...