Die Novelization - Der Roman zum Film: Schief gewickelt
Die Mumie (The Mummy)
Gedreht 1932 unter der Regie von Karl Freund, dem Kameramann von Dracula. Da Boris Karloff mit seiner Paraderolle in Frankenstein berühmt und der Film ein Kassenschlager wurde, war man auf der Suche nach einem neuen Stoff für ihn. Zuerst war gar eine ganz andere Figur für die Story der Jahrhunderte überdauernden Liebe vorgesehen: Cagliostro. Daraus wurde aber nichts, und man verlegte die Rahmenhandlung ins alte Ägypten, das zur damaligen Zeit wohl gerade sehr in war.
Die männliche Hauptrolle spielte „Karloff the uncanny“, den weiblichen Part übernahm die aus Ungarin stammende Actress Zita Johann, die für die Rolle prädestiniert war - hatte sie doch einen ausgeprägten Hang zum Esoterischen und Mystischen. Die Dreharbeiten waren äusserst mühsam, und Karloff musste gewaltige Strapazen beim Anlegen und Abnehmen der Maske durch Jack Pierce erdulden. Das Drehbuch stammt von Nina Wilcox Putnam, Richard Schayer und John L. Balderston. Letzterer war unter anderem auch an Frankenstein, Frankensteins Braut und Draculas Tochter beteiligt.
Das zentrale Thema sind Liebe, die Jahrhunderte überdauert, sowie Wiedergeburt. Ursprünglich gab es weitere Szenen, in denen Reinkarnationen von Ardath Bey´s Geliebter gezeigt wurden. So drehte man kurze Episoden, die sie in der Römerzeit, im Reich der Wikinger (typisch klischeehaft mit Hörnerhelmen), in der Zeit der Kreuzzüge und im Rokoko und zeigten. Übrig davon blieb allerdings nur erst genannte Sequenz: Zita Johann wird als Märtyrerin den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Aber leider fiel auch dieser Teil im letzten Moment der Schere zum Opfer. Karl Freund entscheid, dass die Reinkarnations-Szenen den Fluss der Handlung störten. Ein Hinweis auf diese nicht gezeigten Teile ist Die Angabe von Henry Victor als Sächsischer Krieger in den Credits.
Von den gedrehten und verworfenen Wiedergeburten existieren lediglich Standfotos, die aber Beweis genug sind, dass die Szenen tatsächlich gedreht wurden. Erwähnenswert ist auch die Besetzung einer Nebenrolle. Noble Johnson ist in der Rolle des Nubischen Dieners Ardath Beys zu sehen. 2 Jahre später sollte er den Eingeborenenhäuptling in King Kong verkörpern. Johnson war übrigens ein Leben lang eng befreundet mit Lon Chaney Sr., dessen Sohn später die Rolle der Mumie Kharis in weiteren Fortsetzungen übernahm. 1959 starteten die Britische Hammer Production´s eine eigene Mumien-reihe, die aber nicht auch dem Original basierte, sondern sich an die erste Fortsetzung anlehnte. So hieß die von Christopher Lee dargestellte Mumie dann auch Kharis. 1999 folgte ein weiteres Remake, das aber fast nichts mehr mit dem Original zu tun hat.
Die Mumie ist übrigens bis heute noch nicht auf Deutsch synchronisiert worden.
P.S.: Die mir vorliegende DVD stammt aus der „The Monster Legacy Box“ mit 18 Filmen und sehr viel Bonusmaterial.
Die schöne Halbägypterin Helen Grosvenor gerät zunehmends in den Bann des geheimnisvollen Ardath Bey, hinter dem sich ein uralter, wieder zu unheiligem Leben erwachter Nekromant verbirgt. Vor 3700 Jahren wurde er für den Frevel, seine verstorbene Geliebte Anck-es-en-Amun wieder zum Leben zu erwecken, grausam bestraft: lebend einbalsamiert und mumifiziert überdauerte er die Jahrtausende, bis er im Jahre 1921 im Zuge einer bislang erfolglosen Expedition zusammen mit einer geheimnisvollen Schriftrolle aus dem ewigen Sand befreit wurde…
Dieser Roman wurde diesmal von einem dritten Autor unter dem Pseudonym Carl Dreadstone verfasst. Wer sich dahinter verbirgt ist leider unbekannt. Die deutsche Ausgabe erschien 1978 als Vampir Horror Roman Taschenbuch Nr. 63, übersetzt von Eva Maisch. Das Taschenbuch ist mit seinen 161 Seiten fast genauso lang wie das Original. Leider wird es völlig überteuert im Handel angeboten. Wer das Büchlein gerne sein eigen nennen möchte, sollte sich also etwas in Geduld üben!
2006 erschien eine neue Romanfassung unter dem Titel The Mummy: Dark Resurrection, geschrieben von Michael Paine. Erschienen ist der Roman bei Dark Horse. Erwähnenswert ist die sehr schöne Covergestaltung. Das Buch ist leider nicht auf Deutsch erschienen.
Zu dem 1999er Remake gibst es ebenfalls eine Novelization, verfasst von Max Allan Collins, einem US Autor der bei uns unbekannt ist.
Flott geschrieben und der Handlung folgend ist Dreadstones Romanfassung. Gut verständlich ist der Bezug der jungen Helen zum rätselhaften Ardath Bey. Geschickt wird dieser bereits in der Einleitung, die zeitlich 11 Jahre vor der eigentlichen Handlung spielt, hergestellt.
Der Autor bringt auch ein wenig Humor, bzw. Sarkasmus mit ins Spiel, der zwar leidlich gut passt, die Akteure aber stellenweise lächerlich erscheinen lässt. Gegen Ende werden auch Helens Reinkarnationen geschildert, die im Film der Schere zum Opfer fielen. Allerdings nimmt die Spannung nach knapp der Hälfte rapide ab und der Roman verfällt zunehmends in langatmiges, bedeutungsloses Geschwafel. Ich hatte den Eindruck, der Autor ist beim Tippen selbst fast eingeschlafen.
Ein sehr gelungenes Bild von Nikolai Lutohin, da er sich bei der Farbwahl ausnahmsweise Mal sehr zurück hält. Das Motiv ist gut gewählt und passt zum Roman: der Künstler hat sich Boris Karloff in seiner Maske als Vorbild genommen, was man am Gesicht erkennen kann.
Ich vergebe 3 von 5 Mullbinden.
Kommentare
Ich mag den Film. Karloff ist wirklich außergewöhnlich gut hier, und Zita Johann war hübsch. Eigentlich schade, dass ihre Karriere so kurz war. Das mit den Inkarnationsszenen war mir neu. Freund hatte recht. Das hätte wirklich nur gestört.
Und die Story hat so gut wie jeder Mumienfilm nachgeäfft, egal in welcher Dekade. Mumie - Reinkarnation - Jagd auf das Mädel, das zufällig in der Nähe ist. Stalking durch die Jahrhunderte
Und das mit MAC kann nur ein Vertipper sein
In diesem Fall eben nicht ;) Dreadstone war ein Verlagspseudonym das er sich mit Walter Harris teilte. Der "Dreadstone" hinter der Mumie ist bis heute unbekannt geblieben.
Du hast natürlich recht. Sorry, da war ich wohl "schief gewickelt".
Macht nix, das war ja auch der Leitgedanke ;)
Der Dreadstone in all seinen Inkarnationen ist ja auch nicht gerade leicht zu durchschauen...