Fiktiv und Historisch - Alexander Röder "Der Mönch in Weimar
Fiktiv und Historisch
Alexander Röder »Der Mönch in Weimar«
Alexander Röder wurde 1969 geboren und studierte Literaturwissenschaften und Kulturforschung. Heute lebt er in Marburg. Dem Zauberspiegel gegenüber bezeichnet er sich als Phantasten und beantwortete er hier ein paar Fragen. Sein Debutroman erschien 2013 im Verlag Feder und Schwert und befand sich 2014 auf der Shortlist für den SERAPH. Wie er zum Verfassen von "Der Mönch in Weimar" kam, beschreibt er selbst so:
"Schon 1986 hatte ich den "Mönch" von Lewis gelesen, und im Nachwort erfuhr man von dessen Reise nach Weimar. Ich wollte darüber eine "goethische Novelle" schreiben, aber es ergab sich nicht und ich vergaß es, bis ich Jahre später wieder auf die Verbindung von Lewis und Goethe stieß. Da hatte ich mittlerweile viel mehr Goethe gelesen, auch Wieland und klassische Schauerromane ohnehin, und Weimar besucht. Und dann ermutigte mich Thomas Le Blanc von der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, den ich seit einem Seminar im Studium kannte, und für den ich auch Geschichten im Rahmen einer Publikationsreihe verfasst hatte, diesen Stoff in einem Roman zu behandeln."
(Interview mit dem Zauberspiegel)
Und für einen Erstling hat er eine Fülle von Themen in seinem Roman behandelt. Das fängt damit an, dass er mit Matthew Gregory Lewis einen der einflussreichsten Schriftsteller der sogenannten Schauerromane zur Hauptperson gemacht hat. Der "Schauerroman" war zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine ungemein erfolgreiche Erscheinung in der Literatur in England und Deutschland. Hier als Geister- und Spukgeschichte oder Schauerromantik, dort als Gothic Novel. Sie widmete sich der düsteren Seite des Menschen und der Natur, die sich jeder rationalen Erkenntnis entzog. Mitte des Jahrhunderts war diese literarische Gattung in Deutschland allerdings weitgehend verschwunden. Kirche und Pädagogen hatten sich gegen diese vermeintlich verderbliche Lektüre gewandt, die angeblich den Aberglauben förderte. Heute zählt man sie zu den Vorläufern des Horrors.
"The Monk" von Lewis erschien 1796 und steht in einer Reihe beispielsweise mit "The Castle Otranto" von Horace Walpole und "Frankenstein" von Mary Shelley. Der Roman erschien zunächst anonym und geriet wegen seiner sexuell expliziten Darstellung, gewaltätigen und blasphemischen Passagen in die Kritik. Andererseits war vermutlich gerade dieser schlechte Ruf ein Grund für seinen Erfolg. In dem Buch geht es um einen Mönch, der von einer Hexe verführt einen Pakt mit dem Teufel schließt, um eine Minderjährige in seine Gewalt zu bringen. Mit Hilfe magischer Mittel gelingt ihm dies schließlich auch, doch vorher tötet er ihre Mutter um der Entdeckung zu entgehen. Er vergeht sich an dem Mädchen und erdolcht es als die Inqusition ihm auf den Fersen ist. Später muss er erkennen, dass es sich bei den Ermordeten um seine Mutter und seine Schwester gehandelt hat.
M.G. Lewis (1775-1818) selbst ist nun eine überaus interessante Persönlichkeit. Sein Vater war Staatssekretär im britischen Kriegsministerium. Die Mutter verließ die Familie als er sechs Jahre alt war. Das Parlament verweigerte den Eheleuten allerdings die damals notwendige Erlaubnis zur Scheidung. Lewis ging in den diplomatischen Dienst, besuchte zur Vorbereitung einige europäische Länder, darunter auch das revolutionäre Frankreich und Weimar. Später wurde er Parlamentsabgeordneter. Die Familie besaß Güter und Sklaven auf Jamaica.
Lewis war befreundet mit Gorge Gordon Byron und Mary Shelley. In Deutschland hatte er Kontakte zu Goethe, Herder, Schiller, Wiland und Kotzebue.
Der Mönch in Weimar behandelt nun eben jene Zeit 1792/93, die Lewis in Weimar verbracht hat. Alexander Röder liefert also einen historischen Roman ab. Im Nachwort schreibt er dazu:
"Auch wenn dieser Roman eine fiktive Geschichte erzählt, so basiert sie doch zu größeren Teilen auf der historischen Wirklichkeit als man zunächst glauben mag."
(S.571)
Teil 2 folgt ...