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»Tony Ballard« revisited - Teil 13: Klappe zu - Affe tot…

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 13: Klappe zu - Affe tot…

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.


In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Ich jagte das rote SkelettNach dem etwas dürftigen und nicht wirklich spannenden Doppelband um das Ende des Erzgegners Rufus - wir erinnern uns an den verräterisch aussagekräftigen Titel - widmet sich der Autor in dem TONY BALLARD Band 26 „Ich jagte das rote Skelett“ dem noch offenen Handlungsstrang um den „Sarg der tausend Tode“. Doch wer vermutet hat, dass es nach den recht turbulenten Ereignissen des letzten Falles nun etwas ruhiger zugeht, der hat nicht mit dem Tatendrang eines AF Morland gerechnet, der hier eher noch eine Schippe drauflegt, zumindest was die serienübergreifende Handlung betrifft. So führt er in diesem Roman nicht nur ein weiteres Mitglied des „Weißen Kreises“ ein, er spendiert dieser Vereinigung auch noch eine Art „Frühwarnsystem“ für schwarzmagische Aktivitäten: Yuums Auge, welches natürlich bei der Vorführung gleich etwas anzeigt.

Man könnte nun sagen, es läge eine gewisse Ironie darin, dass diese Erfindung, welche den in letzter Zeit doch etwas überstrapazierten Kommissar Zufall etwas entlasten könnte, ganz zufällig zur richtigen Zeit anschlägt, womit man dieser durchaus sinnvollen Einrichtung aber unrecht täte. Etwas weniger sinnvoll erscheint die Idee, ausgerechnet Anthony Ballard, den Ahnen unseres Helden, aus dem Totenreich zu holen, da man nun einmal dringend Mitglieder für den „Weißen Kreis„ benötigt. Auf die berechtigte Frage Tonys, ob es sich bei seinem „alten Herrn“ denn nun um einen Geist oder einen Menschen handele, erhält man dann auch nur eine eher ausweichende Antwort („Er ist so hier, wie er auch im Totenreich existierte“).

Doch das ist noch nicht die einzige Merkwürdigkeit an diesem Roman. Denn so brauchbar auch die Idee erscheint, die Zauberin Arma als rot glühendes Skelett aus dem Sarg der tausend Tode steigen zu lassen (warum es rot glüht - nun, wollen wir uns darüber den Kopf zerbrechen?) so hanebüchen kommt einem der Plan der Zauberin vor. Diese möchte nämlich gern ihren alten Körper wiederhaben. Und was tut man in so einem Fall? Nimmt man einfach das frühere Aussehen an, da man ja magiebegabt ist? Nein, man wandelt durch die Gegend und macht sich auf die Suche nach einzelnen Körperteilen (!), die der alten Physiognomie möglichst täuschend ähneln. Da fallen einem dann so brauchbare Dinge wie Haare oder Augen auf, die man den armen Opfer „stiehlt“ um sie dem rotglühenden Skelett einzuverleiben. Und - ja, das liest sich genauso unfreiwillig komisch, wie es klingt. (siehe Zitate).

Zwar schafft Arma es letztlich nicht, sich außer einem hübschen Paar Augen weitere passende Körperteile zu besorgen, diese aber stehen ihr recht gut und bleiben auch unversehrt, während ansonsten alles, was das glühende Skelett berührt, sofort wegschmilzt oder verbrennt… Und um dem noch die Krone aufzusetzen, erkennt ein Tony Ballard die Augen dann auf einem Foto (!) des Opfers wieder…

Ein kleiner Lichtblick ist dann das Auftauchen Magos in Ballards Wohnung, wenn es auch etwas unverständlich erscheint, warum man das von ihm bekannterweise so heiß begehrte Höllenschwert einfach dort herumliegen lässt. So nimmt der Gegner es halt einfach mal mit und lässt sogar die weiße Hexe Oda am Leben, hinter der man doch her war, wie der Teufel hinter der armen Seele und verschont natürlich auch deren Lover Lance Selby, damit dieser bei seinen Freunden Meldung machen kann…

Die arme Arma bekommt es dafür am Ende gleich mit dem gesamten Ballard Team zu tun und beschließt angesichts dieser Übermacht, doch lieber wieder in den Sarg der tausend Tode zurückzuklettern. Dieses Vorhaben scheitert allerdings, da sie kurz zuvor vernichtet wird, aber da die Helden schon mal vor Ort sind, macht man dann natürlich auch gleich kurzen Prozess mit dem Sarg, bevor man noch mal auf so eine schlaue Idee kommt, ihn von einem ganz normalen Streifenpolizisten bewachen zu lassen. Zu diesem Zweck „füttert“ man ihn - da er gerade offen steht, um sich den Gnom Cruv einzuverleiben - mit dem Dämonendiskus, welcher für erhebliche „Verdauungsstörungen“ sorgt.

Im Tempel der schwarzen ChimäreNun, aus der Idee mit dem Sarg und dem roten Skelett hätte man durchaus etwas machen können. Aber diese verzweifelte Suche nach passenden Körperteilen lässt den Roman dann eher in die Kategorie „Ganz schnell wieder vergessen“ rutschen. Da reißen dann auch die vielen neuen Entwicklungen, Figuren etc. nicht mehr wirklich etwas raus. Das gilt auch für den TONY BALLARD Band 27 „Im Tempel der schwarzen Chimäre“, in dem mit Pater Severin eine weitere neue Figur auftaucht. Der sympathische „Don Camillo“ - Verschnitt, der seine Schäfchen gern mal mit Androhung von Gewalt in die Kirche scheucht, darf trotz dieser offensichtlichen Anleihen durchaus als Bereicherung für das Figuren Ensemble gewertet werden. Und auch das „Reich der grünen Schatten“ erfreute sich damals großer Beliebtheit bei den Lesern.

Was allerdings weniger an der Originalität dieses exotischen Schauplatzes, sondern wohl eher an der generellen Lust der Leserschaft auf eben solche gelegen haben wird. Anders als die Prä - Welt Coor gab es das Reich der grünen Schatten allerdings schon zu Gespenster Krimi Zeiten. Somit waren unsere Helden an dem Frieden, der dort gegenwärtig herrscht nicht ganz unbeteiligt. Dass ein solcher Zustand aber nicht von Dauer sein kann, dürfte jedem einleuchten. Vor allem dem Magier - Dämon Thoran von den „Grausamen 5“, dem die Prä Welt Coor als Betätigungsfeld anscheinend nicht ausreicht, ist dieser Frieden aus nachvollziehbaren Gründen ein Dorn im Auge. Also lässt er einen Tempel bauen und stiftet dazu noch eine gefräßige Chimäre, die am „liebsten“ Jungfrauen frisst, wie man erfährt. Diese werden entführt und dem hungrigen Viech zugeworfen, wobei man natürlich auch vor der für den Frieden verantwortlichen Prinzessin nicht halt macht…

Da man mit dieser doch recht dünnen Handlung keinen Roman füllen kann, lässt der Autor seinen Helden zunächst noch in eine andere Richtung ermitteln: Der ehemalige Freund und jetzige Todfeind Frank Esslin, welcher immer noch mit den Höllenpillen unterwegs ist, scheint aufgetaucht zu sein und Ballard macht sich sofort auf den Weg, um ihn dingfest zu machen. Allerdings wird dem Leser hier viel schneller als dem Helden klar, dass es sich nur um eine Verwechslung handelt und man sich diesen Abschnitt somit hätte sparen können. Zumal es natürlich auch im grünen Schattenreich eine Nebenhandlung gibt, in welcher ein junger Mann sich aufmacht, um seine Schwester zu befreien.

Zwar kann er am Ende nicht verhindern, dass sie der Chimäre zum Opfer fällt, dass die junge Prinzessin und Friedensstifterin dieses Schicksal teilt, wird dann aber niemand mehr ernsthaft geglaubt haben. Zumal unsere Helden auch pünktlich zur Stelle sind, um das Schlimmste zu verhindern. Wie man so schnell in das Reich der grünen Schatten gelangt? Nun man muss nur wissen, wo sich ein Dimensionstor befindet und natürlich muss man den richtigen Spruch aufsagen: „Fuah eg Mases“ in diesem Fall, was übersetzt (oder vielmehr rückwärts gelesen) so viel bedeutet wie „Sesam geh auf“…

Kleine Zitate - Grosser MeisterSpiegel verhängen!
Schwarze Magie hatte das Gerippe mit Höllenglut aufgeladen. Und so hatten Armas Geist und ihr Skelett überlebt. Aber sie war nicht mehr schön.
(TB 26/S. 5)

Sehschwäche ...
Aufgewühlt suchten meine Augen das rote Skelett.
(TB 26/S. 29)

Meine Frisur gehört mir ...
Das Skelett lockte mich herein. Es… es wollte meine Haare haben.
(TB 26/S. 33)

Pfui! Aus!
Wir wälzten uns über den Boden. Wir verbissen uns geradezu ineinander.
(TB 25/S. 22)

Grau(schleimig)e Zellen…
Die Ghouls griffen organisiert an - so als wenn sie logisch denken könnten.
(TB 27/S. 65)

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