Wenn Leseratten auf Piraten treffen - Marc Hamacher (Hrsg.) Yo-Ho Piraten
Wenn Leseratten auf Piraten treffen
Marc Hamacher (Hrsg.) Yo-Ho Piraten
Der Leseratten-Verlag verfügt über ein gerütteltes Maß an Selbstvertrauen. Die neue Veröffentlichung wird folgendermaßen promotet:
"Die Anthologie des Jahres 2017 mit dem Titel "Yo-Ho Piraten" erscheint am 22. April 2017 am Horizont des Buchhandels. Das eBook nur eine Woche später. Nach der Funtastik im letzten Jahr hat sich wieder die Elite der fantastischen Autoren zusammen gefunden, um sich zum Thema Piraten auszulassen. Das Ergebnis sind 13 unterhaltsame Kurzgeschichten in einem netten Buch... also:
Willkommen an Bord bei unseren Piraten!"
(Verlagsankündigung)
Hinter dieser selbstbewussten Ankündigung stehen folgende Autoren und Titel:
Mir sagen dabei vor allem die Namen Torsten Low, Erik Schreiber etwas. Beide haben sich einen Namen als Verleger gemacht. Im Verlag Torsten Low erschienen etliche Anthologien z.B. von Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser sowie die Arkland-Romane von Holger M. Pohl. In Erik Schreibers Verlag Saphir im Stahl u. a. Zwielicht und Michael Schenks Pferdelords sowie seine SF-Serie Sky-Troopers. Dazu dann noch Jürgen Höreth, der ja quasi ein Zauberspiegel-Kollege ist...
Die Geschichten
Die Geschichten sprechen ganz unterschiedliche Altersgruppen an. "Der kleine Pirat Paul feiert Geburtstag" etwa ist kindgerecht, eigentlich sogar so eine Art Anleitung für einen Kindergeburtstag. Torsten Lows "Der Tod im Pelz" könnte dagegen problemlos in einer für Erwachsene gemachten Anthologie Platz finden. Vanessa Hirth, Thomas Heidemann und Jürgen Höreth liefern Klamauk und lustige Geschichten. Der Pirat Goldzahn Murphy beschließt auf seine alten Tage Gutes zu tun, Shlomo Sorgsam wird von einem durchgeknallten Computer unverhofft zum Kommandanten eines Raumschiffs ernannt und Käpt'n Jackson Kirby adoptiert ein Baby. Marc Zoellner und Kim Rylee setzen eher auf eine düstere Grundstimmung. Russsische Matrosen vertreiben sich die Zeit mit Seemannsgarn und es gibt eine geisterhafte Erscheinung auf dem Meer. Nachdenklich machen die Beiträge von Tanja Kummer, Jürgen Nabel und Patricia Rieger. Da geht es um einen Opa, der immer Piratengeschichten erzählt und heimlich seinen früheren Arbeitsplatz aufsucht, um einen Fremdenführer, der über Störtebecker erzählt, und um Piraten im Paradies. Die Schauplätze sind weit gestreut. Das reicht von der Karibik über die Ostsee bis in den Weltraum. Trotz der unterschiedlichen Ansätze stehen Witz und Ironie irgendwie im Mittelpunkt der Anthologie. Marc Hamacher knüpft damit nahtlos an seine Anthologie "Funtastik" an. Und tatsächlich sind auch einige der dort vertretenen Autoren wieder mit dabei. Ja, eine Geschichte wie Thomas Heidemanns "Das Feuersturm-Inferno2: Käptn Bad Axe - Geißel der Galaxis" ist gewissermaßen eine Fortsetzung einer Story aus Funtastik.
Zitate
"Ich habe lediglich die periphere Technik deiner Suite einem routinemäßigen Stresstest unterzogen und dabei ... äh ... gegähnt."
(Thomas Heidemann, S.13)
"Ein langsam verfliegender Rum-Kater durchpflügte noch seine Gehirnwindungen und die Ungeheuerlichkeiten des räuberischen Hafenbüros machte ihm auch noch zu schaffen, dennoch konnte er es verhindern beim Überschreiten der Ladenschwelle über mich, beziehungsweise den Korb, in dem ich ruhte und pflegte meinen Darm zu erleichtern, zu stolpern."
(Jürgen Höreth, S. 114)
"Bier und Braten also und Backpfeifen gibt's als Nachtisch, wenn der Herr darauf besteht."
(Vanessa Hirth, S.97)
Im übrigen versteht der Herausgeber Marc Hamacher sein Handwerk. Sein launiges Vorwort stimmt den Leser auf die Geschichten ein. Vor jede Geschichte hat er einige biografische Angaben zu dem jeweiligen Autoren gesetzt. Und am Ende gibt er dem Leser auch noch einige Kommas "zum Ausschneiden und Einkleben" an die Hand.
Fazit
Eine schöne Anthologie, die unterhaltsam ist und gute Laune macht. Für ältere und junge Leser zu empfehlen.
Zur Leseprobe
- Yo-Ho Piraten