Keine simple Gruselgeschichte - Lovecrafts Berge des Wahnsinns
Keine simple Gruselgeschichte
Lovecrafts Berge des Wahnsinns
Lovecraft schildert die Geschehnisse meisterhaft und anschaulich. Was zunächst wie ein simpler Abenteuerroman beginnt, entwickelt sich sehr schnell zu einer wahrhaft phantastischen Erzählung kosmischen Ausmaßes. Gekonnt setzt der Autor hier und da Andeutungen ein, um den Spannungsbogen immer weiter zu spannen.
Wer aber eine simple Gruselgeschichte erwartet, sieht sich aber getäuscht. Lovecraft benützt den Rahmen der Geschichte nämlich dazu, seinen ganzen Mythos des Kosmischen Grauens in eine neue Perspektive zu setzen. Er schildert uns anhand der Darstellungen auf vorzeitlichen Reliefs, wie vor Äonen die Großen Alten von den Sternen auf die Erde herabsickerten und nebenbei das irdische Leben – zum Spaß oder aus Versehen – erschufen. Im weiteren Verlauf dieser Erzählung-in-der-Erzählung geben sich auch Cthulhu und seinesgleichen die Ehre, und es wird klar, welche Rolle sie in diesem kosmischen Puzzle spielen. Lovecraft entmystifiziert seinen kompletten Mythos allerdings weitgehend und nimmt ihm dadurch seine Aura des Übernatürlichen und Unnennbaren. Der Kosmos der Großen Alten wird objektiviert und aufgeräumt. Der Kosmische Schrecken kommt so zu seiner eigentlichen Bedeutung: er ist eben rein kosmisch, wie der Name schon sagt.
Dass Lovecraft ein Bewunderer Edgar Allan Poe´s war, kommt durch das zitierte ULALUME, sowie der Erwähnung des rätselhaften ARTHUR GORDON PYM zum Ausdruck, der gegen Ende ja ebenfalls in der Antarktis spielt (und übrigens auch Jules Verne beeinflusste. Schrieb dieser mit DIE EISSPHINX ja eine Quasi-Fortsetzung)
Kommen wir nun aber zum Büchlein selbst. Wie eingangs bereits erwähnt, ist es sehr schön aufgemacht und mit 6,99€ auch günstig. Die Übersetzerin Dr. Hannelore Eisenhöfer hat auch gute Arbeit geleistet, allerdings hat sie die Sprache des Quelltextes teilweise sehr vereinfacht. Die Ausdrucksweise wirkt recht modern, die Sätze sind selten ausufernd und kaum verschachtelt. Die Größenangaben in Fuß wurden- im Gegensatz zur Festa-Ausgabe - beibehalten. Gekürzt wurde nicht, soweit ich dies beurteilen kann. Vergleiche ich diese Übersetzung mit der der Suhrkamp-Ausgabe, erscheint mir letztere in all ihrer geschraubten und leicht angestaubten Altertümlichkeit dennoch quirliger und dadurch auch dem Urtext angemessener und somit passender.
Eisenhöfers Version liest sich insgesamt aber sehr flüssig und gibt auch die Atmosphäre sehr gut wieder, allerdings gibt es dann doch einen Wermutstropfen, nämlich das Lektorat.
Das lässt nämlich zu wünschen übrig. Der Textfluss wird durch einige Setzfehler, falsche Kommasetzung und ärgerliche Das/Dass Verwechslungen gehemmt. Zwar werden Inhalt und Aussage des Textes dadurch nicht entstellt, allerdings stört es das Auge – zumindest meins – beim Lesen.
Aber eigentlich ist das schon Wohlstandsjammern, drücken wir also ruhig ein rudimentäres Auge zu.
Ich vergebe 4 von 5 Sternsteinen (für die Story selbst 5 von 5)
Berge des Wahnsinns
Kommentare
Das ist schon eine radikale Umgestaltung des Konzepts. Aus Griechischen Göttern wird sozusagen Erich von Däniken, und der Höhepunkt der Demystifizierung ist der Augenblick, an dem unser Erzähler doch tatsächlich Mitleid mit den armen Mohrübenmännern hat, die der Blob gefressen hat. Aber HPL sah das alles nicht so eng wie seine Nachfolger. Ich persönlich bevorzuge die Wesenheiten-Version, Cthulhu als kleines Krakenmonster, das man wie in den späteren Versionen mit dem richtigen Werkzeug in seine Schranken verweisen kann, ist mir zu phantasielos und klein gedacht.
zitiere Estrangain:
Ja, das glaube ich auch. Im Grunde hat del Toro ja viele der visuellen Konzepte bereits in Hellboy umgesetzt; am Ende wäre die Heldin vermutlich wie Ripley von Monstern durch irgendwelche Korridore gejagt worden. Was keiner braucht.
Ist wie bei K´naan und K´nyan.
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