Abenteuer ohne Ende - Bob Barring wird fortgesetzt
Abenteuer ohne Ende
Bob Barring wird fortgesetzt
Er starb im Jahre 2005 und das Ende der Serie schien besiegelt. In Kleinstauflage erschienen bis 2007 beim Verein für Volksliteratur aber noch ein paar Geschichten aus seiner Feder. Band 100 war anscheinend der Abschlussband. Doch jetzt hat ein anderer Autor den Reporter unter seine Fittiche genommen.
Rückblick:
Von 1948 bis 1952 erschien Bob Barring in einer Auflagenhöhe von über 50.000 Exemplaren. Alleiniger Autor war Karl Hans Koizar (1922-2005). Die Originalserie verband Elemente des Abenteuerromans mit denen des Kriminalromans. Dazu kamen jeweils eine kleine Prise Grusel und Fantasy. Die Abenteuer spielten in der nordafrikanischen Wüste, in England, Indien, Südamerika, der Südsee, den USA und am Nordpol. Die Fortschreibung von 1985 bis 2005 mit einer Auflage von etwa 500 Exemplaren legte dagegen den Schwerpunkt eindeutig auf die Kriminalistik garniert mit ein wenig Abenteuer.
So spielten diese Romane denn auch zu einem großen Teil nicht mehr in exotischen Weltgegenden, sondern in London. Alleiniger Autor war weiter Koizar. Ein Markenzeichen der frühen Romane waren die Zeichnungen von Franz Plachy (1896-1968), die mit ihrer eindringlichen, reißerischen Art zum Erfolg der Serie beigetragen haben, aber auch zur Indizierung und damit zum Untergang der Serie führten. Die Fortschreibung setzte seit den 60er Bänden nicht mehr auf einfarbige, sondern auf bunte Titelbilder, von denen etliche von Wolfgang Grasse (1930-2008) stammten, der auch für die Neuausgaben von Rolf Torring tätig war.
Die letzten Romane ab Band 93 wurden nach dem Tode Koizars in Kleinstauflage für den Verein für Volksliteratur gedruckt. Es handelte sich dabei um bisher unveröffentlichte Titel aus Koizars Feder. Die Aufmachung der Neuausgaben wurde dabei übernommen, die Cover stammten von Erich Sokol (1933-2003). Zusätzlich gab es auch einige Romane um Phil Barring, den in den 60er Romanen aufgetauchten Sohn von Bob Barring. Diese wurden in einer Reihe mit eigenständiger Zählung gebracht. Alle Romane haben die in den fünfziger Jahren übliche Länge von circa 48 Seiten.
Der neue Autor:
Gustav Feichtinger schreibt seit 2015 neue Romane für die Serie. Feichtinger, Jahrgang 1940, von Haus aus Mathematiker und Statistiker, war in seiner Jugend selbst Leser der Bob-Barring-Serie. Er hat in den letzten Jahren einige Veröffentlichungen im Abenteuerbereich vorgelegt. "Die Blumen des Himmels", "Das Erbe der Vier", "Eifersucht", "Der Quipu", "Die Huaqueros" und "Die Geschichte des Petrolero". Dazu kommen noch einige Märchen und zwei Artikel über die Bob-Barring-Serie: "Was ist charakteristisch an Bob Barring und Rolf Shark" und "Bob Barring: Abenteuerromane oder Krimis?". Beide sind in den Blättern für Volksliteratur erschienen (1/2013 u. 4/2015).
Die neuen Romane:
Werfen wir doch einmal einen Blick auf die neuen Romane. Band 122 wird beispielsweise so angekündigt:
"Bisher galt es als sicher, dass die Zwergmenschen auf den Sunda-Inseln längst ausgestorben sind. Die Nachricht, dass im Regenwald weit oben im Gebirge von Sumatra noch welche leben sollen, schlägt wie eine Bombe ein. Bob Barrings Boss verspricht sich von einem Bericht über den 'Homo Sumatrensis' eine Hammerstory. Aber auch die Konkurrenz schläft nicht: dunkle Elemente sind hinter den kleinen Ureinwohnern her ... Sind die seltsamen Gestalten, die nächtens in der sagenumwobenen Tempelstadt ihr Unwesen treiben, die Gesuchten? Oder handelt es sich nur um Orangs? Und was sollen die merkwürdig monotonen Flötentöne, die deren Erscheinen im Mondschein begleiten?
Der Malaie Makenwang jagt mit Rolf Shark nicht nur Nashörner manchmal befreien die beiden auch gemeinsam mit Bob Zwerge.
Spätestens in einem Sumpfloch, in welches die beiden geraten sind und zu verderben drohen, macht sich das bezahlt. Sie werden von den kleinen Menschen gerettet. Ihre Feinde behandeln die Zwerge allerdings nicht so gut - sie essen deren Herzen und andere Innereien. Da Bob und Rolf dem Kannibalismus abhold sind, warnen sie die Bedrohten.
Aber da setzt wieder die seltsame Flötenmusik ein ..."
(Text zu Bob Barring 122 Die Zwerge von Sumatra)
Die Erzählungen ab Band 105 handeln in exotischen Weltgegenden: im Hochland von Peru, auf abgelegenen Südseeinseln, in Feuerland, auf Madagaskar sowie im Amazonasurwald. Der Schwerpunkt liegt damit wieder auf dem Abenteuerbereich wie in der Anfangszeit der Serie. Zwei der Titel haben auch etwas mit dem Weltraum zu tun. Dem Leser wird eine Vielzahl von Informationen zu Geschichte und Geografie der aufgesuchten Orte präsentiert.
In Band 121 beispielsweise erkunden die Abenteuer die abseits gelegene Pazifikinsel Más a Tierra. Dort war einst der Schotte Alexander Selkirk ausgesetzt, dessen Erlebnisse Inspiration für das bekannte Robinson Crusoe Buch waren. Auf der gleichen Insel wurde im Ersten Weltkrieg der deutsche Kreuzer Dresden angegriffen und versenkt. Barring, Shark und ein weiterer Begleiter begeben sich auf die Spuren der historischen Ereignisse. Dazu unternehmen sie Fußmärsche über die gesamte Insel, es gibt eine Bergbesteigung und eine Segeltour. Das kapriziöse Wetter macht den Protagonisten zu schaffen. Wiederholt geraten sie in Unwetter und erleiden sogar Schiffbruch.
"Nun bekamen wir erstmals einen Eindruck von der Unwegsamkeit der Insel.
Steile Rinnen, in denen sich bei Regen wohl das Wasser sammelte und zu Tal schoss, zerfurchten die Berghänge. Wir querten Bergurwälder mit Palmen und anderen großen Bäumen, deren Arten mir völlig unbekannt waren.
Modernde Stämme und abgebrochene Äste versperrten uns den Weg, falls man überhaupt von einem solchen sprechen konnte. Ohne unseren CONAF-Führer wäre ein gezieltes Vorwärtskommen unmöglich gewesen.
Ungewohnt waren auch die Geräusche, welche uns begleiteten. Der Wind, der nahezu während unseres gesamten Inselaufenthaltes wehte, ließ die Baumäste laut krachen. Ihr Aneinanderreiben verursachte charakteristische Töne, die ab und an von kanonenschussartigen Lauten unterbrochen wurden.
Einmal brach direkt hinter uns ein Ast und sauste mit einem Todessignal zu Boden.
Neben diesen Geräuschen bildete das Geschrei der Robben, die auf den Klippen und Bänken vor der Küste lagen, einen permanenten Lärmpegel.
Untermischt mit dem Gekreisch der Seevögel und dem Donnern der Brandung war das in Küstennähe so laut, dass man oft sein eigenes Wort nicht verstehen konnte."
(Nr.121, S.24)
Fazit:
Mit Gustav Feichtinger hat ein Kenner und Fan der Serie um den Reporter Bob Barring und seinen österreichischen Freund Rolf Shark die Serie fortgeführt. Innerhalb kurzer Zeit hat er eine beachtliche Zahl an Romanen vorgelegt. Dabei hat er den Schwerpunkt weg von der Kriminalistik wieder aufs Abenteuer gelegt. Ist das nun so etwas wie Fanfiktion? Es bleibt abzuwarten, wieviel Leser und welche Leser sich davon angesprochen fühlen.
Wird es gelingen den Kreis der Käufer über den immer kleiner werdenden Kreis der Nostalgiker auszudehnen, die Bob Barrings Abenteuer schon in ihrer Jugend verschlungen haben? Es gibt dabei wenig Konkurrenz, denn das Angebot an Abenteuerromanen ist ja durchaus überschaubar. Wie groß ist im Zeitalter des Internets der Bedarf nach Literatur über entlegene Gegenden, wo doch das Traumschiff die Zuschauer in einer bunten gestochen scharfen Bilderflut in die ganze Welt mitnimmt?
Mich persönlich hat der packende Stil des Autors angesprochen. Ich kann seinen Abenteuern in exotischen Gegenden mehr abgewinnen als den Kriminalgeschichten, die seinerzeit bei Pollischansky erschienen sind.
Bezug
Gustav Feichtinger, Corvinusgasse 6/4/5, A-1230 Wien/Österreich, Tel.: 0043 1 888 32 77 e-mail: gustav(at)eos.tuwien.ac.at
Titellisten
Kommentare
BOB BARRING ist eine Serie aus Österreich. Damit fallen die deutschen (älteren) Leser als Käufer weg.
Neue Konsumenten kommen kaum dazu. Ich gebe der Reihe wenig Chancen auf dem deutschen Markt.
Ich habe mal im EBAY nach BOB BARRING gesucht.
Einige Hefte werden zu horrenden Preisen angeboten, aber der Verkauf geht gegen Null.
Ich hätte gerne was anderes ausgesagt, aber...
Am Einfachsten, man kauft nicht!
Einen Preis zu verlangen ist einfach, das Objekt zum gewünschten Preis zu verkaufen ist ein anderes Ding.