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Bob Barring's Abenteuer - Österreichs Antwort auf Rolf Torring

Bob barringBob Barring's Abenteuer
Österreichs Antwort auf Rolf Torring

In den letzten Wochen hat mich das Thema Abenteurroman umgetrieben. Ausgehend von Kelters Abenteuerroman bin ich schließlich bei Rolf Torring gelandet. Im Vorfeld des Interviews zu den neuen Hörbüchern machte mich Alfred Wallon auf die Serie Bob Barring's Abenteuer aufmerksam, die ich vorher als kurzzeitige österreichische Randerscheinung eingeordnet hatte. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es dort einiges zu entdecken. Wenn man die Serie allerdings lesen will, muss man heute trotz einiger Nachdrucke tief in die Tasche greifen. Bei Ebay kann man schon mal locker 25 Euro pro Heft hinblättern.

Der wweiße JaguarWer ist Bob Barring?
Den Zeitungslesern aller Länder der Erde ist der Name Bob Barring schon lange geläufig. Bob Barring ist Sensationsreporter einer großen amerikanischen Wochenzeitung. Hunderttausende verschlingen an jedem Wochenende die atemberaubenden Abenteuer, die sensationellen Geschehnisse, in die Bob Barring stets verwickelt ist. Über deren Verlauf berichten in glänzend geschilderten Artikeln die Spalten seines Blattes, das, nicht zuletzt dieser Berichte halber, den Kolporteuren förmlich aus den Händen gerissen wird. In der U-Bahn, im Bus, auf dem Wege zum Arbeitsplatz, in einer kurzen Ruhepause, am Abend beim Schein eines Leselämpchens, verschlingt jung und alt diese Artikel, die nichts weniger tun, als den Beweis liefern, daß das Abenteuer und die Romantik seltsamer Geschehnisse auch in unserem nüchternen zwanzigsten Jahrhundert noch nicht ausgestorben sind, und daß man nur mit offenen Augen zu sehen braucht, um zu erleben.
„Sensationen abseits vom Alltag” betitelt sich die Artikelserie Bob Barrings, die an jedem Wochenende zum Tagesgespräch wird. „Abseits vom Alltag” - diese Bezeichnung ist treffend. Denn Bob Barring berichtet häufig über ausgefallene Begebenheiten, die nicht in den Rahmen unserer „Gebrauchs”-Vorstellungswelt von den Dingen unseres Daseins auf diesem Planeten passen wollen.
Bob Barring ist gebürtiger Engländer; vielleicht ist darin eine der Ursachen dafür zu suchen, daß er gelegentlich einen Hang zur Metaphysik erkennen läßt - ohne allerdings etwa Spiritist zu sein, und daß er Dinge und Geschehnisse auf seine Art zu erklären sucht, für die es gemeinhin keine stichhaltige Erklärung geben kann, weil sie über den Rahmen unseres Begriffsvermögens und über den unserer gegenwärtigen Erkenntnisse hinausreichen.
Seit Jahren verbindet mich, den gebürtigen Österreicher, mit Bob Barring eine tiefe und innige Freundschaft, die durch die gemeinsam durchgestandenen Gefahren (ich begleitete Bob auf allen seinen Fahrten) nur immer enger geschmiedet wird. Ich habe es deshalb unternommen, auch den Lesern meiner Heimat Bob Barring vorzustellen und ihnen seine Erlebnisse näherzubringen. Ich bin sicher, sie so mit einem Mann bekanntzumachen, der auch ihr weitestgehendes Interesse verdient. An spannenden, atemberaubenden Momenten reich, ist jeder dieser Berichte nicht nur eine Entspannung bildende Lektüre, sondern wird durch hochinteressante kulturhistorische und geographische Schilderungen auch für ausgesprochen anspruchsvolle und verwöhnte Leser bald beliebter Lesestoff sein. Denn es ist unmöglich, sich dem Zauber der Persönlichkeit Bob Barrings zu entziehen - jenes aufrechten, prächtigen Mannes, der stets und überall auf der Welt für die Gerechtigkeit eintritt und deshalb nur bei einer einzigen Klasse unserer Zeitgenossen unbeliebt ist: nämlich bei den lichtscheuen Elementen.
Rolf Shark (Vorwort am Beginn aller Romane, zitiert nach Readersplanet)

Bob Barring's Abenteuer erschienen ursprünglich zwischen 1948 und 1952. Zuerst  im Maximilian Kraemer Verlag in Wien, zuletzt im Verlag Albert Kaltschmid. Dort wurde eine Wochenzeitschrift mit Namen "Welt der Abenteuer" verlegt. Inhaltlich gab es hier Kurzgeschichten, Fortsetzungsromane und vermischte Beiträge. Zusätzlich dazu erschienen Sonderhefte mit abgeschlossenen Einzelromanen. Innerhalb dieser Sonderhefte schlug die Geburtsstunde von Bob Barring. Bald wurden die Romane auch äußerlich als Subserie mit eigenständiger Nummerierung ausgewiesen. 

Der Umfang der Hefte betrug 48 Seiten, die Auflage soll 60 000 (nur für Österreich) betragen haben. Hinter dem Pseudonym Rolf Shark verbarg sich der Autor Karl Hans Koizar (3.11.1922-13.11.2005). Die "Bob Barring"-Romane werden ähnlich wie bei Rolf Torring aus der Sicht seines Begleiters, hier Rolf Shark, geschildert.

Die Serie bestand aus lauter Kurzzyklen, die nachfolgend aufgelistet werden:

  • 1) Die Suche nach einer im Wüstensand verborgenen altägyptischen Stadt; Nr. 1-12
  • 2) London und Schloss Cunarmoore werden von einem geheimnisvollen Mann mit Totenschädel unsicher gemacht; Nr. 13-16
  • 3) Südamerikaabenteuer; Nr. 17-24
  • 4) Südseeabenteuer; Nr. 25-28
  • 5) Kampf gegen den Schrecken Hollywoods, den Schlingenmörder; Nr. 29-32
  • 6) Nordpolabenteuer; Nr. 33-40
  • 7) Sektenabenteuer in Indien und auf den malaischen Inseln; Nr. 41-49
  • 8) Himalaya und Wüste Gobi; Nr. 50-51

Nächte am NilMan erkennt unschwer die geradezu klassische Mischung des Abenteuerromans. Exotische Schauplätze in aller Welt, ein wenig Mystik und eine Prise Kriminalroman. Der letzte Zyklus um den Himalaya und Tibet wurde nicht mehr abgeschlossen. Doch das Ende der Serie war eigentlich schon vorher gekommen. Die Nummer 47 war nämlich im Rahmen des "Kampfes gegen Schmutz und Schund in Österreich" für ein Jahr "verbreitungsbeschränkt" worden, was ein Verkaufsverbot am Kiosk bedeutete. Die reguläre Nummer 48 ist denn auch nie erschienen. Einige Monate später wurde aber versucht, die Serie unter neuem Titel nunmehr im Verlag Albert Kaltschmid fortzuführen. Dabei wurde die Titelseite, die besonderen Anstoß erregt hatte, zeitweise unter einem unscheinbaren Deckblatt verborgen.

Erst Jahrzehnte später wurde die Serie in Kleinauflage fortgeführt. Ab 1985 erschienen im Verlag Pollischansky neue Romane, darunter auch die damals nicht mehr erschienene ursprüngliche Nr. 48 als Nr. 47a. Dabei konnte man zunächst noch alte Originalmanuskripte von Koizar und teilweise auch alte Titelbilder verwenden. So wurde der letzte Zyklus mit den neuen Nummern 52-54 abgeschlossen. Danach ging es zu neuen Abenteuern. Pollischansky vertrieb auch Nachdrucke der alten Romane, zumindest von einigen davon (41-49).

Inzwischen hat der Verlag die Serie mit Band 92 eingestellt. Eine Anfrage auf der Webseite des Verlages blieb bisher ohne Antwort. Dort geht die Titelübersicht auch nur bis Nummer 88. Der Verkaufspreis für die Neuausgaben lag bei 7,90 Euro. Der Autor Koizar ist 2005 verstorben, vielleicht ist die Serie auch deshalb eingestellt worden. Auf der Homepage heißt es:

"Wir alle können uns an sie erinnern - die Romanhefte der Nachkriegszeit, als das Fernsehen noch weit entfernt war und uns die kleinen Heftchen regelmäßig Spannung, Abenteuer und Romantik ins Haus brachten.

Die meisten davon erscheinen heute nicht mehr - anders Rolf Shark: Der gleiche Autor wie seinerzeit, schrieb noch bis vor kurzem seine Erlebnisse zusammen mit dem Sensationsreporter Bob Barring für uns nieder." 

Karl Hans Koizar, Autor, Journalist, Filmhistoriker und Archivar, hat in den Sechzigern unter dem Pseudonym Charles de Clermont auch die Heftserie "Torgo, Prinz von Atlantis" verfasst, die von manchen als erste deutschsprachige Fantasy-Serie angesehen wird. Er hat in den Siebzigern aber auch viele Kriegsromane geschrieben. Etwa "Die Hölle von Monte Cassino" (1979), Todeskommando El Alamain (1976), "Stahlgewitter Stalingrad" (1976), "U 91 - Satan der Tiefe" (1979) oder "Nacht über Narvik" (1980).

Die Nummern 93-100, die die Serie auch zu einem Abschluss bringen, sind vom "Verein der Freunde der Volksliteratur" als unverkäufliche Sonderausgabe für seine Mitglieder publiziert worden.

Ach ja, und eine Möglichkeit habe ich doch noch entdeckt, wie man etwas über Bob Barring lesen kann, ohne allzu tief in die Tasche zu greifen. Bei Readersplanet werden drei Ebooks angeboten, zu Preisen von 0,99 bis 1,99 Euro. Dabei handelt es sich vermutlich um neue Abenteuer aus den Nummern 55-92. Es sieht so aus, als ob jeweils mehrere Hefte zu einem Buch zusammgefasst wurden und mit einem neuen Titel versehen worden sind. Mit den Titeln der Heftserie stimmen sie jedenfalls nicht überein. Auch die Danksagung an den Pollischansky-Verlag könnte so erklärt werden.

Bob Barring ist ein Phänomen. Da wird eine Serie, die nur wenig mehr als zwei Jahre am Kiosk war, nach mehr als dreißig Jahren fortgesetzt, zwar nur in Kleinauflage, aber immerhin. Und dann läuft das Ganze länger als ein Jahrzehnt! Ansonsten zeigt sich an der Serie sehr deutlich, wie der Abenteuerroman in seiner Hochzeit zwischen 1930 und 1950 ausgesehen hat. Exotische Schauplätze in den früheren Kolonialgebieten, reißerische Titelbilder, ein wenig Krimi, eine Prise Mystik und Phantastik. Und das Ganze mit Auflagenzahlen, bei denen man sich heute nur noch die Augen reiben kann. Ein englisch-amerikanischer Protagonist entsprach in den ersten Nachkriegsjahren sicherlich der damaligen 'political correctness'. Und das Aus der Serie war natürlich dem Verbot geschuldet. Es ist aber die große Frage, ob sie sich ansonsten gegen die übermächtige Konkurrenz der Anfang der fünfziger Jahre aus Deutschland kommenden Romane hätte behaupten können. Im Bereich der SF jedenfalls konnte keine österreichische Serie oder Reihe über längere Zeit mithalten.

Die Fährte der KopfjägerErscheinungsdaten:

  • 1948-1950 Verlag Maximilian Kraemer, Welt der Abenteuer Sonderhefte, Subserie Bob Barring innerhalb der Welt der Abenteuer (zuletzt Weite Welt), eigene Nummern 1-47

  • 1952 Verlag Albert Kaltschmid, eigene Serie, Welt der Abenteuer. Die Erlebnisse von Bob Barring, Nr. 48-51

  • 1985-2005 (?) Verlag Pollischansky, eigene Serie, Bob Barring. Abenteuer, Nr. 47a, Nr. 52-92

  • 2007 Verein der Freunde der Volksliteratur, Nr. 93-100, nur für Mitglieder

Mein herzlicher Dank gilt Wolfgang Rath, der den Artikel vorab gelesen hat und mir noch einige zusätzliche Informationen gegeben hat. Er wird sich am Mittwoch und Donnerstag hier im Zauberspiegel der Serie noch weiter annehmen!

 

Quellen:

 

Weitere Artikel über Bob Barring auf dem Zauberspiegel:

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