Inhaltlich überzeugend - Volk der Finsternis
Inhaltlich überzeugend
»Volk der Finsternis«
Leider schied Howard viel zu früh freiwillig aus dem Leben. Dies ist nun der erste von den fünf Bänden und erschien erstmals 2012 im Festa-Verlag. Das Buch ist gebunden mit Schutzumschlag in Lederoptik und hat ein schwarzes Lesebändchen.
Die in diesem Band enthaltenen Erzählungen gehören zwar nicht alle – wie im Klappentext angegeben - unbedingt in das Horror-Genre, wissen aber dennoch zu überzeugen. Mit Ausnahme von einzelnen Texten handelt es sich auch durchaus um Gruselgeschichten, wenngleich einzelne Beiträge eher dem Bereich der Fantasy oder gar der Abenteuergeschichte zugehörig sind. Zuletzt genannte Stories sind denn auch recht actiongeladen und bieten zudem die genreübliche Portion Romanze. Ein Kuriosum stellt die erste und auch titelgebende Erzählung dar. Was erst wie eine ganz simple Horrorgeschichte mit leichtem Lovecraft-Touch beginnt, wandelt sich abrupt nach einigen Seiten zu einer packenden Fantasy-Story die einen äußerst bekannten Cimmerier als Handlungsträger präsentiert.
Schaufelt mir kein Grab kam mir beim Lesen seltsam bekannt vor und löste eine Art Deja Vu aus. Bis mir dann einfiel, dass ich diese Story vor gefühlten Äonen in einem alten Williams Horror Comic gelesen hatte.
Es handelt sich bei dieser Geschichte auch tatsächlich um eine lupenreiche Horror-Story, die den Leser Seite um Seite mehr und mehr in seinen Bann schlägt, und ihn ob ihrer grauenhaften Auflösung auf der letzten Seiten verstört zurück lässt.
Zu „Wolfsgesicht“ – in anderer Übersetzung bereits im Vampir Horror Taschenbuch Nr. 52 erschienen – existiert noch eine Art Vorgeschichte namens „Im Wald von Villefère“, die in diesem Band aber leider fehlt. Was sehr schade ist, denn dieser Text wäre eine vorzügliche Ergänzung zu genannter Story gewesen.
Weiter geht es dann mit gemischten Erzählungen die vordergründig dem Abenteuer-Genre zuzuordnen sind, sich dann aber überraschend und meisterhaft in blanken Horror verwandeln. Sogar die an sich reinen und unverfälschten Adventures (z.B. Speer und Reißzähne, Der schwarze Bär schlägt zu, Der Mond von Zambebwei, stören nicht beim Lesen in Erwartung der Schubladisierung „Horrorgeschichten“. Zu spannend sind sie nämlich, zu sehr wissen sie den Leser zu fesseln. Dies ist aber nun nicht dem Verlag geschuldet, der uns Leser nicht gehaltenes verspricht, sondern ausschließlich dem Autor. Howard war ein wahrer Meister des Wortes und der Kunst des Geschichtenerzählens. Ein gar würdiger Vorfahr eines Stephen King, dem man nachsagt, er könnte seine Einkaufsliste veröffentlichen und die Leser sogar noch damit fesseln. Howard könnte man genau dasselbe andichten, allerdings sind seine Geschichten immer um einen leisen Tick geradliniger und überraschend gut recherchiert. Howard war ein sehr gebildeter und belesener Mann mit vielseitigen Interessen, die man zeitweise und unterschwellig in seinen Geschichten erahnen kann. Seinen Stories wohnt eine Kraft inne, die die Grenzen des herkömmlichen und per se engstirnigen Schubladendenken sprengt und gänzlich neue Horizonte setzt. Nicht unbedingt allein die Erzählung ist es, die uns anspricht und das Zahnrad des Gefallens im Hirn einklicken lässt, nein, das Erzählen selbst ist es.
Es scheint fast unglaublich, dass dieser Autor in seinen knapp 30 Lebensjahren eine derartige Menge an lesbarem und faszinierendem Material verfasst hat. Robert E. Howard ist leider viel zu früh aus dem Leben geschieden, er hinterlässt uns in diesem ersten Band seiner gesammelten Erzählungen aber ein bewegendes Zeugnis seiner Genialität. Howard war Lovecraft´s Werk durchaus zugetan, wich in Erzähltechnik und – Stil aber sehr von diesem ab. Er schuf aber, was ansonsten sehr selten gelingt, ein ureigenes und sehr persönliches Werk, das sich auch nach mehreren Generationen durchaus zu lesen lohnt.
Der vorliegende Band VOLK DER FINSTERNIS hat mich inhaltlich genauso überzeugt wie seine Aufmachung. Frau Doris Hummel – der die Ehre der Übersetzung obliegt – hat hier ganze Arbeit geleistet. Sie hat nicht nur Howards Texte ins Deutsche übertragen, sie hat sich auch sehr eng an den Quelltext gehalten und den Stories nichts ihrer Originalität genommen, sondern sie den Lesern gekonnt und wortgewandt auf Deutsch zugänglich gemacht.
Fazit:
Eine klare und eindeutige Kauf- & Leseempfehlung, ein Buch das zu lesen wirklich Freude gemacht hat. Ich vergebe insgesamt aber dennoch nur 4 von 5 Bronzeäxten, alternativ 4 von 5 behuften Dingen aufgrund der nicht korrekten Klassifizierung als Horrorstorys.
Volk der Finsternis
Kommentare
"Schaufelt mir kein Grab" gehört auch zu meinen Lieblingen. Ich habe die Story auch zuerst als comic-Fassung gelesen. Das war eine Marvel-Produktion von Roy Thomas und Gil Kane. Kann man sich hier thehorrorsofitall.blogspot.de/2009/02/dig-me-no-grave.html ansehen.
Ich mag auch noch "Fluch des Meeres" und seine Fortsetzung. Das ist ein nettes Konzept, schade dass Howard nicht mehr daraus gemacht hat. Offenbar kam es nicht so gut an, dass sich eine Fortsetzung für ihn gelohnt hätte.