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Inhaltlich überzeugend - Volk der Finsternis

Volk der FinsternisInhaltlich überzeugend
»Volk der Finsternis«

Der Festa-Verlag  veröffentlicht in 5 Bänden  die unheimlichen Geschichten Robert E. Howards, unter  denen  einige zu H. P. Lovecrafts »Cthulhu-Mythos« gezählt werden können.

Das Bonusmaterial bilden Briefe zwischen H. P. Lovecraft und Robert E. Howard sowie Essays zu Leben und Werk des Texaners.

Volk der FinsternisLeider schied Howard viel zu früh freiwillig aus dem Leben. Dies ist nun der erste von den fünf Bänden und erschien erstmals 2012 im Festa-Verlag. Das Buch ist gebunden mit Schutzumschlag in Lederoptik und hat ein schwarzes Lesebändchen.

  • Inhalt:
    Volk der Finsternis
    Schaufelt mir kein Grab
    Wolfsgesicht
    Das Feuer von Asshurbanipal
    Der Schatten der Bestie
    Die Kobra aus dem Traum
    Die Hyäne
    Das kleine Volk
    Der Fluch des Meeres
    Aus der Tiefe
    Speer und Reißzähne
    Die Traumschlange
    Die Kreatur mit den Hufen
    Der Schwarze Bär schlägt zu
    Das Grauen aus dem Hügelgrab
    Der Mond von Zambebwei

  • Anhang:
    Brief von R. E. Howard an WEIRD TALES
    Brief von H. P. Lovecraft an R. E. Howard
    Brief von R. E. Howard an H. P. Lovecraft

Die in diesem Band enthaltenen Erzählungen gehören zwar nicht alle – wie im Klappentext angegeben - unbedingt in das Horror-Genre, wissen aber dennoch zu überzeugen. Mit Ausnahme von einzelnen Texten  handelt es sich auch durchaus um Gruselgeschichten, wenngleich einzelne Beiträge eher dem Bereich der Fantasy oder gar der Abenteuergeschichte zugehörig sind. Zuletzt genannte Stories sind denn auch recht actiongeladen und bieten zudem die genreübliche Portion Romanze. Ein Kuriosum stellt die erste und auch titelgebende Erzählung dar. Was erst wie eine ganz simple Horrorgeschichte mit leichtem Lovecraft-Touch beginnt, wandelt sich abrupt nach einigen Seiten zu einer packenden Fantasy-Story die einen äußerst bekannten Cimmerier  als Handlungsträger präsentiert.

Schaufelt mir kein Grab kam mir beim Lesen seltsam bekannt vor und löste eine Art Deja Vu aus. Bis mir dann einfiel, dass ich diese Story vor gefühlten Äonen in einem alten Williams Horror Comic gelesen hatte.

Es handelt sich bei dieser Geschichte auch tatsächlich um eine lupenreiche Horror-Story, die den Leser Seite um Seite mehr und mehr in seinen Bann schlägt, und ihn ob ihrer grauenhaften Auflösung auf der letzten Seiten verstört zurück lässt.

Zu „Wolfsgesicht“ – in anderer Übersetzung bereits im Vampir Horror Taschenbuch Nr. 52 erschienen – existiert noch eine Art Vorgeschichte namens „Im Wald von Villefère“, die in diesem Band aber leider fehlt. Was sehr schade ist, denn dieser Text wäre eine vorzügliche Ergänzung zu genannter Story gewesen.

Weiter geht es dann mit gemischten Erzählungen die vordergründig dem Abenteuer-Genre zuzuordnen sind, sich dann aber überraschend und meisterhaft in blanken Horror verwandeln. Sogar die an sich reinen und unverfälschten Adventures (z.B. Speer und Reißzähne, Der schwarze Bär schlägt zu, Der Mond von Zambebwei, stören nicht beim Lesen in Erwartung der Schubladisierung „Horrorgeschichten“. Zu spannend sind sie nämlich, zu sehr wissen sie den Leser zu fesseln. Dies ist aber nun nicht dem Verlag geschuldet, der uns Leser nicht gehaltenes verspricht, sondern ausschließlich dem Autor. Howard war ein wahrer Meister des Wortes und der Kunst des Geschichtenerzählens. Ein gar würdiger Vorfahr eines  Stephen King, dem man nachsagt, er könnte seine Einkaufsliste veröffentlichen und die Leser sogar noch damit fesseln.  Howard könnte man genau dasselbe andichten, allerdings sind seine Geschichten immer um einen leisen Tick geradliniger und überraschend gut recherchiert. Howard war ein sehr gebildeter und belesener Mann mit vielseitigen Interessen, die man zeitweise und unterschwellig in seinen Geschichten erahnen kann. Seinen Stories  wohnt eine Kraft inne, die die Grenzen des  herkömmlichen und per se engstirnigen   Schubladendenken sprengt und gänzlich neue Horizonte setzt. Nicht unbedingt allein die Erzählung ist es, die uns anspricht und das Zahnrad des Gefallens im Hirn einklicken lässt, nein, das Erzählen selbst ist es.

Es scheint fast  unglaublich, dass dieser  Autor in seinen  knapp 30 Lebensjahren eine derartige Menge an lesbarem und faszinierendem Material verfasst hat. Robert E. Howard ist leider viel zu früh aus dem Leben geschieden,  er hinterlässt uns in diesem ersten Band seiner gesammelten Erzählungen aber ein bewegendes Zeugnis seiner Genialität. Howard war Lovecraft´s Werk  durchaus zugetan, wich in Erzähltechnik und – Stil aber sehr von diesem ab. Er schuf aber, was ansonsten sehr selten gelingt, ein ureigenes und sehr persönliches Werk, das sich auch  nach mehreren Generationen durchaus  zu lesen lohnt.

Der vorliegende Band VOLK DER FINSTERNIS hat mich inhaltlich genauso überzeugt wie seine Aufmachung. Frau Doris  Hummel – der die Ehre der Übersetzung obliegt – hat hier ganze  Arbeit geleistet. Sie hat nicht nur Howards Texte ins Deutsche übertragen, sie hat sich auch sehr  eng an den Quelltext gehalten und den Stories nichts ihrer Originalität genommen, sondern sie den Lesern gekonnt und wortgewandt auf Deutsch zugänglich gemacht.

Fazit:
Eine klare und eindeutige Kauf- & Leseempfehlung, ein Buch das zu lesen wirklich Freude gemacht hat. Ich vergebe insgesamt aber dennoch nur 4 von 5 Bronzeäxten, alternativ 4 von 5 behuften Dingen aufgrund der nicht korrekten Klassifizierung als Horrorstorys.
Volk der Finsternis
Volk der Finsternis
von Robert E. Howard
H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens Band 23
Originalausgabe
352 Seiten
Gebunden, mit Schutzumschlag in Lederoptik und Leseban
ISBN:    978-3-86552-062-3
Übersetzung von:    Doris Hummel
Festa Verlag

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-04-14 19:34
Eigentlich sind das Stories aus der zweiten Reihe für Howard, aber ein paar sind durchaus gelungen.

"Schaufelt mir kein Grab" gehört auch zu meinen Lieblingen. Ich habe die Story auch zuerst als comic-Fassung gelesen. Das war eine Marvel-Produktion von Roy Thomas und Gil Kane. Kann man sich hier thehorrorsofitall.blogspot.de/2009/02/dig-me-no-grave.html ansehen.

Ich mag auch noch "Fluch des Meeres" und seine Fortsetzung. Das ist ein nettes Konzept, schade dass Howard nicht mehr daraus gemacht hat. Offenbar kam es nicht so gut an, dass sich eine Fortsetzung für ihn gelohnt hätte.
#2 Ringo Hienstorfer 2018-04-14 21:11
Jaja, Howard und seine "Kirowans" ;)
#3 Matzekaether 2018-04-18 11:39
Eine tolle Edition. Ein bißchen doof finde ich, das alles wie Kraut und rüben durcheinandergeht, chronologisch wäre sinnvoller gewesen, aber andererseits langweilt man sich so nie. Manches ist wirklich schaurig schön. Einer der besten Stilisten im Pulp-Genre, und toll, dass es mal was andres ist und nicht immer nur (der ansonsten großartige) conan. Den gibts übrigens auch bei Festa, in einer tollen 6bändigen Gesamtausgabe.

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