Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Komplott der toten Mörder
Der Vampir-Horror-Roman
Komplott der toten Mörder
Komplott der toten Mörder
Mein Senf
Was, schon wieder eine von diesen unzähligen „Jack the Ripper“ Geschichten, die einem hier und da schon mal begegnen und auf die man locker verzichten kann? Nein, denn diesmal ist Jack nur einer von vielen Serienmördern, die sich über die Jahrhunderte hinweg einen Namen machten. Und warum habe ich nach den ca. 60 Seiten dieses seltsame Gefühl, dass die Geschichte um Hassan Marfadra auch nach über vierzig Jahren noch sehr aktuell rüber kommt? Liegt es daran, dass der Protagonist aus einem der nordafrikanischen Länder angereist war, deren Menschen sich immer noch aufmachen um in Europa eine neue Heimat zu finden? Oder einfach daran, dass Steinberg einen unglaublich gekonnten und zeitlosen Schreibstil an den Tag legte, der für einen Heftroman fast schon etwas zu vergeudet wirkte und einige gesellschaftskritische Anspielungen mit sich zog.
Wer den Film „Angst essen Seele auf“ von Rainer Werner Fassbinder kennt, kann sich vielleicht einen Reim darauf machen, warum der Autor dieses Thema wählte. Hier ging es ebenfalls um einen Marokkaner der seine liebe Not mit den Gebräuchen und dem Misstrauen seiner europäischen (deutschen) Mitmenschen hatte. Seltsamerweise stammt auch dieser Film, wie Steinbergs Beitrag zum VHR, aus dem Jahr 1974. Hat er Fassbinder einfach in einen Gruselroman gepackt, kräftig geschüttelt und dann eingereicht? Irgendetwas wird sich der Autor schon dabei gedacht haben. Vielleicht hat er dabei auch etwas zu den Tramp-Geschichten mit Einwanderungscharakter von Charles Chaplin rübergeschielt - LICHTER DER GROSSSTADT würde hier wegen der Neonreklame wunderbar passen. Dass die grelle Leuchtwerbung der Auslöser für eine Massenerweckung von toten Mördern sein kann, war schon irgendwie unglaubwürdig, aber seltsamerweise habe ich es geschluckt. Teufel, Dämonen und verrückte Wissenschaftler hatten Pause und wurden auch nicht vermisst.
Hassan M. landete zunächst in Paris, wo er sich sofort ausweisen musste (er machte einen verwirrten Eindruck und sah halt anders aus), fuhr dann mit dem Zug nach Düsseldorf um schließlich in London zu landen. Mehr Europa geht eigentlich nicht, wenn man auf Arbeitsuche ist. In London lebte auch sein Bruder Mohammed, der sich als Kellner mehr schlecht als recht über Wasser hielt. In Deutschland war das „Wirtschaftswunder“ schon wieder etwas abgeflacht und die einheimischen Arbeitnehmer beäugten Zugereiste kritischer als in den Jahren, wo es noch besser lief. Als sehr religiös bezeichnete sich Marfadra zwar selber nicht, aber man merkte ihm sein Hadern mit der modernen Welt recht schnell an. Kurz, er war an allen Ecken und Kanten überfordert, was dann wieder an den Fassbinder Film denken ließ. Zudem prallten hier drei Religionen aufeinander, denn man darf die jüdische Reporterin Rachel Halwi nicht vergessen, die sich als einzige aufopferungsvoll um Hassan bemühte und später sogar selbst drauf ging.
Sehr rasant schnetzelten sich die Frauenmörder durch die Handlung und hinterließen eine Schneise des Grauens. Steinberg schaffte es irgendwie - ohne ins „ganz“ grobe Detail zugehen - die brutalen Foltermorde lebhaft zu schildern. Trotzdem konnte man schon von ungewöhnlich (für einen Heftroman) starkem Tobak sprechen, der an manchen Stellen mitunter sehr direkt auf die Leser einprasselte:
Gleich darauf sprang er wieder vor, riß ihre beiden Knie in seine linke Armbeuge und gab ihr einen heftig klatschenden Schlag auf die Unterseite der Schenkel.
...sie boten einen so schlimmen Anblick, das sich zwei Mitglieder der Mordkommission übergeben mussten.
Waren Landru und Kürten schon keine Sonntagskinder, setzte Jack the Ripper noch einen drauf. Er hatte bei seinem ersten Auftauchen ein kleines Mädchen als Sidekick an der Hand, die ihm neugierig Fragen über das Leben stellte und der er wenig kindgerechte Geschichten erzählte:
„Also, da war ein Kind, das lebte mit Vater, Mutter und sechs Geschwistern auf einem Bauernhof, so wie du. Eines stockdunklen und feuchtkalten Abends schlich es sich im Haus von Tür zu Tür, riegelte überall zu und steckte rostige Nägel in die Riegel, so daß sie nicht mehr aufgingen. Es sprang durch ein Fenster hinaus und stemmte von außen lange Stangen und Hölzer gegen die verschlossenen Fensterläden, damit die Fenster auch nicht mehr aufgingen. Zum Schluss nahm es ein ganz kleines Streichholz, hielt die Flamme an das Strohdach – und was glaubst du, wie groß so ein Flämmchen werden kann?“
„Wie groß denn?“
„Das mußt du selbst entdecken, Mary-Magdalene. Wunderschön sieht das aus! Ja, und dann lauschte das kleine Mädchen, wer von seiner Familie am lautesten schreien konnte...“
Wie man sieht, konnte „Jack“ gut mit Kindern.
Die flotten Ortswechsel waren ein weiteres Plus des Romans und erinnerte ein wenig an die „Drei-Wetter-Taft“ Werbung der 70er. London – Paris – Düsseldorf... oder so . Hassan und sein unsichtbarer Anhang kamen ganz schön herum. Am meisten verblüfft hat mich dann der Besuch auf der Rheinwiese bei Düsseldorf und der anschließende Altbiertrip durch die Altstadt. Gelegentlich steuere ich mit meinem Schwiegervater auf Besuch (er lebt jetzt in Finnland) wohl die gleichen Kneipen/Brauhäuser an wie Marfadra/Kürten. Schumacher, Füchschen oder Uerige sind mal eine Abwechslung zum Standardpils. Danach noch einen Killepitsch und ein Spießbraten-Brötchen vom Schweine Janes...
...öhem, zurück zum Roman. Wie schon erwähnt, war der Schreibstil von Steinberg recht ansprechend und gekonnt. Selbst die nachdenklichen Passagen waren spannend erzählt und von richtigen Längen keine Spur zu finden. Die Zwiegespräche zwischen Marfadra und seinen Besetzern waren teilweise sehr erfrischend unterhaltsam und tropften vor Sarkasmus. Da gab es Autoren/Schlaftherapeuten, die selbst noch auf 60 Seiten den Leser mehrmals zum Einnicken bringen konnten. Fritz Steinberg gehörte nicht dazu. Das Thema reale Serienmörder war auch nicht alltäglich, zumal es die wiedererweckten Toten direkt aus der Unterwelt in Marfadra versetzt hatte. Sie konnten es selber kaum glauben und nutzten die Gunst der Stunde. Jack the Ripper erzählte nebenbei Schwänke aus der Hölle, wo er mit seinen „Kameraden gleichen Geistes“ wohl so eine Art WG führte. Nähere Beschreibungen wollte er nicht abgeben, das hätte ihm Luzi wohl krummgenommen. Die anderen Besetzter von Marfadra standen dem Ripper aber in nichts nach. Peter Kürten, auch der Vampir von Düsseldorf genannt, lebte von 1883 bis 1931 im Rheinland und beging, neben den Morden auch so manch schreckliche Missetat an Tieren. Henri Desire Landru (1869-1922) war eher der gepflegte Einschmeichler und schrieb seinen Opfern vorher Liebesbriefe. Er plante seine Morde wohl sehr präzise und pedantisch. Gekonnt flocht Steinberg den Plot um diese „Berühmtheiten“ und ließ sie nochmals auferstehen.
Die Auflösung der Geschichte wirkte alles andere als beiläufig erdacht, sondern hielt noch ein paar Wendungen parat. Vielleicht ein wenig zu zackig, aber plausibel. Zumindest die Polizei war überfordert und ließ den Falschen wieder laufen. Eigentlich war ja eh alles egal, denn der Keim war bereits übergesprungen. Dass sich die toten Mörder anschließend wie eine Epidemie verbreiteten, war schon ein prima Cliffhanger – nur leider kam nichts mehr von Steinberg.
Fritz Steinberg ist eigentlich durch seine Terra-Nova SF-Taschenbücher (Moewig) und diverse Übersetzungen bekannt und wie es scheint, hat er auch schon mal im Duett geschrieben. Seltsamerweise hören sich seine Titel recht spuky an: Die Welt der Gespenster, Der Ring oder Unternehmen Alptraum. Bei Pabels Vampiren blieb es leider nur bei dieser Nummer, was ich ein wenig schade finde. Ähnlich wie bei Jens Lindberg ( DAS BLUTMAL VHR 15) hätten ruhig noch ein paar Romane folgen können.
Ich kann mir schon vorstellen, dass der KOMPLOTT DER TOTEN MÖRDER nicht jeden gefällt, aber gerade weil er nicht unbedingt die Norm eines üblichen Gruselromans erfüllt, war er für mich so interessant. Die Monster der Woche holen einen eh wieder ein.
Was gab es sonst noch?
Tholes Titelbild wirkte mal wieder schön schaurig und alptraumhaft... aber die Reval „ohne“ Werbung auf der Rückseite, in Nikotingelb und Bluthochdruckrot gehalten, war auch nicht ungruselig. Könnte von Franz Berthold sein.
VAMPIR-INFORMIERT war mir bei diesem warmen Wetter einfach zu hoch. Es wurde wieder parapsychologisch. Wann kommt Manfred Knorr aus dem Urlaub wieder? So wie es aussieht, hat er sich völlig abgesetzt.
So langsam wird es immer deutlicher, die Zeichen werden eindeutiger: DER DÄMONEN-KILLER BEKOMMT SEINE EIGENE SERIE. Nach dem Preisausschreiben in einer der letzten Nummern jetzt eine spaßig/heroisch klingende Werbung (die ich überhaupt noch nicht kannte) über eine ganze Seite. Leider hat sich der Autor nicht geoutet. Sehr „verkleinert“ stand da zu lesen
Dämonen – gibt es die?
Ihre Antwort wird ein kategorisches „Nein“ sein. Aber sind sie wirklich so sicher?
Hand aufs Herz, es ist ihnen sicher irgendwann selbst schon einmal so ergangen, daß Sie plötzlich in der Dunkelheit Geräusche gehört haben, und wenn sie dann angestrengt lauschten, rumorte es auf einmal in allen Winkeln und Ecken. Man bekommt dabei ein recht mulmiges Gefühl. Warum eigentlich, wenn man nicht an Gespenster glaubt?
Der Gedanke, in einem abgelegenen, einsamen Haus eine Nacht zu verbringen, ist einigermaßen erschreckend. Auch reißt sich niemand darum, auf einem Friedhof zu nächtigen, und ich selbst gehe keine Wette ein, daß ich es eine Nacht lang zusammen mit einer Leiche in einem abgeschlossenen Raum aushalte. Ein erschreckender Gedanke, nicht wahr, obwohl man doch sagt, daß Tote einem nichts mehr zuleide tun können. Aber daran glaubt offenbar niemand so recht. Etwa, weil man die Untoten vom Hörensagen her kennt?
Doch lassen wir die Untoten, wir wollen sie um Himmelswillen nicht wecken. Es genügt, sich in seiner nächsten Umgebung umzusehen.
Ihr Nachbar, z.B., der bei Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus geht und vor Sonnenaufgang wieder kommt – der mit den dünnen, blutleeren Lippen und der unnatürlichen Blässe im Gesicht, der nie seine Zähne zeigt. Er mag sie verbergen, weil sie schlecht sind, und vielleicht arbeitet er in der Nachtschicht und kommt deshalb nie an die Sonne. Vielleicht aber...werden sie eines Nachts ein Geheimnis erfahren. Dann, wenn er ihnen die Zähne zeigt und Sie sie fühlen läßt, dort am Hals, wo die Schlagader pulst und das für ihn lebensnotwendige Blut sprudelt.
Und der Adonis, dem Sie als Frau am Strand begegnet sind, dessen Lächeln, bei dem er sein Prachtgebiss zeigte, ihr Herz zum Flattern brachte, der mit dem starken Bartwuchs und der Matratze auf der Brust. Wünschen Sie sich lieber keinen Mondscheinspaziergang mit ihm, denn bei Vollmond wachsen ihm noch mehr Haare, überall, am ganzen Körper, und seine Zähne werden zu den stattlichen Fängen eines Werwolfs.
Zugegeben, man soll nicht alle Mädchen als Hexen verurteilen, die Männer den Kopf verdrehen und sie um den Finger wickeln. Aber Vorsicht bei „Liebe auf den ersten Blick“! Wenn man den Bund fürs Leben erst geschlossen hat und feststellt, daß man immer mehr verfällt und bald nur noch dahinsiecht, während der Partner immer mehr erblüht, dann kommt jede Reue zu spät. Sehen sie sich vor, denn das Unheimliche existiert, das Böse ist überall!
Doch der DÄMONEN-KILLER spürt sie alle auf – er entlarft die Hexen in der Maske braver Hausmütterchen und im knappen Bikini, die Werwölfe im Schafspelz, die Vampire im Smoking, die blutsaugenden Biedermänner und die heuchlerischen Ghoule. Der DÄMONEN-KILLER bringt sie alle zur Strecke, pfählt , köpft, verbrennt sie.
Folgen Sie dem DÄMONEN-KILLER auf seinem unheimlichen Weg durch das Weltreich der Schwarzen Magie – damit sie für den Ernstfall gewappnet sind.
Vertrauen Sie dem DÄMONEN-KILLER, denn er wird nicht eher ruhen, als bis alle Heerscharen der Finsternis vertilgt sind. Damit auch sie keine schlaflosen Nächte mehr zu haben brauchen.
Na dann auf ein fröhliches Pfählen, Köpfen und Verbrennen mit Dorian Hunter im nächsten Artikel...
Kommentare
Also mir hat dieser Text die Augen geöffnet.
Ich weiß nicht, was der Dämonenkiller gerade so treibt. Ich habe mir jedenfalls eben auf dem Schwarzmarkt das ein oder andere Utensil zugelegt.
Ich sitze nicht mehr länger untätig rum.
Hier ist nun ein Mann, der seine Nachbarn besucht.....bevor die IHN besuchen.
Als erstes werde ich dem Mann im Haus nebenan einen Besuch abstatten. Dieser blasse Typ mit dem starken Bartwuchs war mir schon von Anfang an verdächtig ......und da gibt es noch eine Mädchen-WG ....ein paar Häuser die Straße rauf. Glauben diese hübschen Biester allen Enstes, sie könnten mir weiterhin etwas vormachen......?
Also wenn ich mir deinen Kommentar so durchlese, dann könntest du das geschriebene sogar als Auftakt zu einer recht interessanten Geschichte nutzen.
Irgendwie hat das was, was neugierig auf mehr macht und damit meine ich nicht nur die Stelle mit der Mädchen-WG.