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»Tony Ballard« revisited - Teil 38 - Die Peckinpah-Trilogie

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 38 - Die Peckinpah-Trilogie

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.

In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Der KörperdiebNach einigen eher mittelmäßigen Einzelromanen startet mit dem TONY BALLARD Band 79 “Der Körperdieb” wieder eine Trilogie, in der es um nichts geringeres als die längst überfällige Befreiung Tucker Peckinpahs aus der Hölle gehen soll. Nachdem im Heft zuvor bereits erste Vorbereitungen getroffen wurden und man den Aufenthaltsort des verschollenen Großindustriellen in etwa kennt (irgendwo in der siebenten Hölle halt…) beschließt man nun, Nägel mit Köpfen zu machen und ihn dort rauszuholen. Ein ehrenhafter Gedanke, der allerdings etwas zu spät kommt, da dem guten Mann inzwischen selbst die Flucht aus der Hölle gelungen ist. Wie genau der korpulente, ältere Herr das geschafft hat, scheint der Autor auch nicht so genau zu wissen, zumindest deutet er nur an, dass Peckinpah es halt irgendwie geschafft hat, indem er etwa die Wachen des Höllentores “austricksen” konnte.

Doch wie unglaubwürdig diese erfolgreiche Flucht auch sein mag, so steht relativ schnell fest, dass es sich bei dem wieder Aufgetauchten tatsächlich um Peckinpah und nicht etwa um einen Doppelgänger handelt, wie Cruv vermutet, als er ihm in seinem Haus begegnet. Dort kann der alte Herr allerdings nicht lange bleiben, da ihm inzwischen ein Höllenwesen auf den Fersen ist: Kanutto, der Körperdieb, welcher seinem Namen hier alle Ehre macht und fleißig die Körper diverser Personen übernimmt, was etwa zwei Drittel des Romans beansprucht. Trotz dieser Tatsache verweigert der Entfleuchte jedoch jede Unterstützung durch das Ballard Team und taucht wieder unter.

Immerhin kriegt man raus, dass er sich in seiner Jagdhütte verstecken will - was auch immer er sich davon verspricht - wo er dann erst mal in aller Seelenruhe eine Zigarre pafft, während sich Kanutto und das halbe Ballard - Team ebenfalls auf den Weg dorthin begeben. Natürlich schafft der höllische Verfolger es, vor den anderen dort zu sein und unser Tony rennt wieder einmal in sein Verderben, besser gesagt spaziert er einfach in die Jagdhütte hinein, um dann direkt in eine von Kanutto gestellte Falle zu tappen.

Am Tor zur HölleAn der Stelle könnte es nun zu einem actionlastigen Showdown kommen, wie es bei Ballard meistens am Ende üblich ist, doch der Roman endet ziemlich abrupt mit einem Cliffhanger und man erfährt erst in dem TONY BALLARD Band 80 “Am Tor zur Hölle”, wie es weitergeht. Vor allem erfährt man hier, warum Peckinpah überhaupt die Flucht gelungen ist, besser gesagt erschließt sich einem zunächst überhaupt der Sinn dieses kurzen Abstechers. Dieser liegt nämlich schlicht und ergreifend darin, dass die Ereignisse aus dem letzten Band zu einer Handlungsebene führen sollen, in der Ballard zusammen mit Peckinpah in der Hölle unterwegs ist.

Nun hätte man die Helden einfach dorthin aufbrechen lassen können, um ihn dann irgendwie, irgendwann mit viel Glück und noch mehr Zufällen zu finden, der Autor hat sich aber dann doch für diese Variante entschieden, was insofern Sinn macht, als es natürlich leichter ist, auf der Erde seiner Spur zu folgen. Die Frage, wie wahrscheinlich ein Ausbruch aus der Hölle ist, scheint ihm dann aber doch Kopfzerbrechen bereitet zu haben, also reicht er am Ende dieses zweiten Teils eine sehr ausführliche und einigermaßen nachvollziehbare Erklärung nach, welche letztlich darauf hinausläuft, dass der bereits erwähnte mit einem Dreizack bewaffnete Torwächter die “Geschwindigkeit des Wassers nicht richtig berechnete”, als er unter Wasser Jagd auf Peckinpah machte, so dass diesem schließlich die Flucht gelang…


Auch Silver und Roxane verschlägt es, obwohl sie zu spät kommen um ihre Gefährten zu retten, natürlich ebenfalls in die Höllenklüfte, wo sie auf ein paar “friedliche” Teufel stoßen, von denen einer ihnen seine Lebensgeschichte erzählt. Dieser Abschnitt nimmt dann mal eben ein Drittel des Romans in Anspruch und wird ebenfalls in der Ich - Form geschildert, was etwas verwirrend wirkt. Andererseits gibt die Handlung um Peckinpah und Ballard auch nicht sehr viel her, da man sich - wie in Morlands Mehrteilern üblich - hauptsächlich durch das buntgemischte Höllengekreuch kämpft, was nicht sehr spannend ist, da nach all den Strapazen wohl niemand mehr annimmt, dass Peckinpah jetzt noch etwas zustößt, zumal mit Tony an seiner Seite.

In der siebenten HölleEbenso wie man nicht bezweifelt, dass die Gefährten am Ende einen Ausweg aus der Hölle finden und nach hause zurückkehren, was in dem TONY BALLARD Band 81 “In der siebenten Hölle” geschildert wird. Hier geht es zunächst mit der Geschichte des Teufels Valerian weiter, welcher im Band zuvor ja bereits androhte, dass diese noch nicht beendet sei. Immerhin kommt er dann aber überraschend schnell zum Ende, so dass man fast annehmen könnte, dieses hätte in den zweiten Teil der Trilogie nicht mehr ganz hineingepasst. Die freundlichen” Teufel schließen sich Silver und Roxane an, und man schnetzelt sich durch diverse Gegnerhorden, und auch Ballard hangelt sich mit Peckinpah im Schlepptau von einer Gefahr zur nächsten, wie in den Fantasy - Mehrteilern der Serie halt üblich.

Zum Glück bringt der Autor dann noch eine dritte Ebene ins Spiel und schildert, wie es mit Kanutto weitergeht, der sich zwischenzeitlich an Ballards Freundin Vicky Bonney zu vergreifen scheint, was Ballard aus der Hölle heraus mit ansehen und sogar annehmen muss, sie verloren zu haben. In dieser passiven Beobachterrolle bleibt der Held dann über weite Strecken des Romans, bis sich das Ganze am Ende als bloße Vision entpuppt. Schließlich bekommt er - mal wieder - eine Art Teufelsdroge, die jedoch keine langfristigen Auswirkungen wie das Geisteropium hat. Was dieses betrifft, so glaubt man zunächst, der Autor hätte das Thema Marbu bei der Arbeit an der Trilogie vorübergehend vergessen, da es hier zu keinem aggressiven Aussetzer kommt, allerdings ist das ein Irrtum.

Tatsächlich ist es letztlich der Keim des Bösen, der Ballard und Peckinpah den Allerwertesten rettet. Als er am Ende nämlich Asmodis persönlich gegenübersteht und dieser ihm den Prozess machen will, merkt der Höllenfürst - so wie bereits Arma ein paar Bände zuvor - dass aus seinem Todfeind langsam aber unaufhaltsam ein potentieller Verbündeter wird (was auch hier wieder nur angedeutet wird) und er verzichtet darauf, ihn zu beseitigen, was Ballard - der trotz des sehr ähnlichen Erlebnisses mit Arma keine Parallelen erkennt - die Flucht aus der Hölle ermöglicht. Eine durchaus naheliegende Lösung, wenn auch eine etwas sehr einfache. Am Ende der “großen” Peckinpah - Trilogie hätte man dann doch etwas mehr erwartet…


Kleine Zitate - Grosser MeisterLeicht reizbar…
Panisches Entsetzen explodierte im Gesicht meiner Freundin, als sie spürte, dass sie sich in Kanuttos magischer Presse befand.
(TB 81 / S.22)

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