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Perry Rhodan 2500 - DER TERRANER

Perry Rhodan 2500 DER TERRANER
zum 2500. Geburtstag von PERRY RHODAN

Ich gebe zu, das ist so nicht ganz korrekt. Perry Rhodan feiert im aktuellen Jahr 1347 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) tatsächlich seinen 2998. Geburtstag, zumindest in jenem Universum, in dem seine Abenteuer zu dem Zeitpunkt spielen, da ich diese Zeilen verfasse. In unserem Kosmos würde er tatsächlich seinen 73. Jubeltag begehen, wäre er eine reale Person. Oder demnächst – nämlich im Jahre 2011 – den fünfzigsten, ganz davon abhängig, wie man zählt.


Ich vermute, ich habe nicht-Rhodanisten an dieser Stelle bereits hinreichend verwirrt? Weiterlesen kann sich dennoch lohnen, denn ich werde diese hingeworfenen Zahlen aufklären und weiterhin eine individuell gefärbte Betrachtung und Rückschau zum erfolgreichsten und dienstältesten deutschen SF-Serienhelden abliefern, der mich – zugegeben: nicht ohne Unterbrechungen – seit 32 Jahren begleitet.


Das hier ist keine akademische Auseinandersetzung mit dem Erben des Universums. Es ist eine ganz persönliche Rückschau auf meine Vergangenheit mit Perry und Co. Man möge mir eine gewisse nostalgische Verklärung ebenso vergeben wie die Fan-typische Begeisterungsfähigkeit, die ich mir glücklicherweise auch jenseits der 40 erhalten habe. Perry dürfte daran allerdings nicht ganz unschuldig sein. Dafür danke ich ihm.

Titelbild PR 337 KONTAKTE MIT UNBEKANNT
(Titel PR 337)

Ich muss so um die 12 gewesen sein, als mich der Kontakt mit Perry ereilte. Auch zuvor war ich bereits von der Science Fiction angetan, die Verantwortung hierfür trug nicht zuletzt sicher auch die Ausstrahlung der Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE – von der ich erst viel später erfuhr, dass sie tatsächlich STAR TREK heißt – im ZDF. Wir hatten ja damals nichts. Also zumindest im Fernsehen, denn die öffentlich rechtlichen Sender taten sich traditionell mit Phantastik etwas schwer – und tun das bis heute. STAR TREK hatte mich mit dem Virus SF so nachhaltig infiziert (im zarten Alter von sieben Jahren ist man formbar), dass ich in Sachen Lesegewohnheiten Karl May und Enid Blyton in die Ecke stellte und stattdessen zu solch eigenartigen Dingen wie Rolf Ulricis MONITOR- und GIGANTO-Serien griff und auch ansonsten viel jugendtaugliche Zukunftsromane verschlang. Der Arena-Verlag und auch das Schneider-Buch hatten ja bereits damals die Zeichen der Zeit erkannt und boten ein entsprechendes Programm.

Irgendwann brachte dann mein Vater mit dem Kommentar »du liest doch sowas« einen Stapel Hefte von der Arbeit mit nach Hause. Wie man unschwer erraten wird, handelte es sich um PR-Romane, die eine Kollegin las und die sie nach der Lektüre in den Papierkorb warf. Mit der Erkenntnis konfrontiert, dass es einen jugendlichen SF-Fan mit geringem bis nonexistentem Taschengeld gab, wurden die Hefte fortan gesammelt und mir alle paar Wochen zur Verfügung gestellt.

Mein erster gelesener Perry war 803: »Stätte der Vergessenen«. Ich kann mich noch immer genau an die Faszination erinnern, die von diesem Heft ausging: Ein Humanoider in einem Raumanzug mit einem schneckenförmigen Raumschiff auf dem Cover. Für mich damals völlig abgefahrene Aliens und ein weitestgehend unverständliches Setting, denn auch wenn 800 ein Jubelband war und damit den Einstieg in die aktuelle Serienhandlung erleichterte, war ich erstens gerade mal 12 und zweitens lief die »große« Handlung mit Lareninvasion in der Milchstrasse, APHILIE sowie Flucht und Verschwinden Terras bereits seit einiger Zeit (wie ich später herausfand). Dennoch hielt ich trotz massiver Hintergrundlücken durch, denn: Die zum Teil überaus schrägen Charaktere (an die Wissenden: Ich sage nur Dalaimoc Rorvic und Tatcher a Hainu oder Bjo Breiskoll) und die wechselnden Handlungsebenen mit zum einen höchst exotischen Orten und Wesen und zum anderen einer entvölkerten Erde an einem unbekannten Ort des Universums waren für einen jungen SF-Fan wahrlich unwiderstehlich und so wird es niemanden verwundern, dass meine ganz persönliche Reise mit PR begann.
1978 kam die deutsche Uraufführung von STAR WARS und mit der wurde ich natürlich noch viel tiefer in den SF-Sumpf gezogen – befreit habe ich mich nie mehr daraus.
Im September 1978 erschien dann auch der erste »Silberband«, das war eine überarbeitete Fassung der PR-Serie von eins an, die ich mir zu einschlägigen Gelegenheiten fortan schenken ließ oder selbst erwarb. Zusätzlich wurde spärlich vorhandenes Taschengeld auf Flohmärkten und in Second-Hand-Shops für Romane und Comics (die jüngeren Leser müssen mir an dieser Stelle mal glauben, dass es die damals wie Sand am Meer gab – die Shops, nicht die Comics) in gebrauchte PERRY RHODAN-Romane und andere Produkte dieser Schiene (Planetenromane, ATLAN und was es dergleichen zu ergattern gab) umgesetzt.

Titelbild PR 620 REISE DURCH DEN ZEITSTROM
(Titel PR 620)

Die Faszination PERRY RHODAN hielt an, was aber auch kein Wunder war, gab es doch so viel zu entdecken bei der Serie selbst, die seit Anfang der Sechziger existierte und so viel Möglichkeiten zum Nachholen bot und mit zahllosen mehr oder weniger sympathischen Charakteren und Antagonisten aufwarten konnte. Auch wenn manches aus dem Auge des heutigen Betrachters vielleicht unfreiwillig oder freiwillig komisch wirken mag: Wen stört das schon? Liest man die zurückliegenden Publikationen der Reihe, muss man sich immer dessen bewusst bleiben, dass die schönen Erinnerungen eine Mischung aus jugendlicher Begeisterungsfähigkeit und mangelnder Erinnerungsfähigkeit unseres Gehirns sind. Weiterhin ist ganz klar, dass sich Schreibstile nun einmal verändern und Literatur – ja, dazu zähle ich definitiv auch sogenannte Trivialliteratur – ist immer ein Abbild seiner Zeit, sowohl im Schreibstil als auch was die Inhalte angeht.

Überhaupt: Trivialliteratur, gutes Stichwort. Die Wikipedia schreibt dazu:

{bq}»Unter Trivialliteratur versteht man jene Literatur, die als einfach, für jedermann verständlich und leicht zu erfassen angesehen wird.«{bqend}

Allerspätestens mit der Einführung eines komplexen kosmologischen Überbaus hat sich die Serie PERRY RHODAN wohl definitiv davon verabschiedet, in diesem Sinne Trivialliteratur zu sein. Bei aller Unterhaltsamkeit, sind die immer wieder aufgeworfenen philosophischen Fragen zu verschiedenen Themen – vom Grund für die Existenz (des Individuums oder des Kosmos) bis zu Überlegungen über die Wichtigkeit von Rassen und Individuen und ihrem Platz in eben diesem Kosmos, allein schon ein Grund, warum sich PR über die Trivialliteratur im üblichen Sinn erhoben hat. Dazu kamen schon immer eine technologische Nomenklatur und ein Faible für komplexe technologische und physikalische Hintergründe, auch dies keine leichte Kost. Wer mir nicht glaubt, liest sich mal eine Castorsche Abhandlung zum Thema Hyperphysik durch – das ist in keinster Weise trivial.

Diese Mischung und insbesondere der überaus komplexe kosmologische Überbau mit seinem Schalenmodell der Evolution und seinen zahllosen mächtigen Wesen, Superintelligenzen, Kosmokraten und Chaotarchen macht PR für mich so interessant, die Komologie des Perryversums ist komplex, viel komplexer und phantastischer als die anderer erdachter Universen. Das führt bei mir zu dem viel beschworenen (und noch öfter missbrauchten) »sense of wonder«. Ich bin sehr sicher, dass diese überaus komplexe Kosmologie auch einer der Gründe für den langen Bestand der Serie darstellt. Und dennoch haben die Autoren immer wieder die Möglichkeit, auch »klein-klein«-Abenteuer zu beschreiben, die vollständig ohne den Überbau auskommen. Wahrscheinlich macht's die Mischung.

Wieder zurück zu meiner persönlichen Reise mit dem Erben des Universums: Einen vorläufigen Höhepunkt hatte diese mit dem Erscheinen des ersten »großen« Jubelbandes 1000 – DER TERRANER – im Oktober 1980, gut drei Jahre nach meinem Erstkontakt. Hier wurden unglaublich viele Fäden von William Voltz meisterhaft zu einem wahren Jubelband zusammengeführt, der sich bis heute im Bereich der deutschen SF definitiv nicht vor sogenannter »anspruchsvoller« Literatur zu verstecken brauchte. Leider konnte ich aufgrund meines Alters nicht am Weltcon teilnehmen. Und irgendwie schaffte ich es auch danach trotz allem Interesse nie auf einen PR-Con. Ich hoffe das in der Zukunft zu ändern, aber das ist – noch – Science Fiction. Nicht erst mit 1000 war Perry aber definitiv zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden, aber DER TERRANER festigte diese Beziehung noch einmal deutlich.

Titelbild PR 1597 ABSCHIED VON DER UNSTERBLICHKEIT
(Titel PR 1597)

Einen weiteren Reiz bezieht die Serie definitiv aus der Tatsache, dass Perry Rhodan nicht der alleinige Held ist, sondern ihm zahlreiche Protagonisten bei seinen Abenteuer zur Seite stehen. Die einen nur über einen gewissen Zeitraum, die anderen weitaus länger.
Für ein paar seiner Gefährten wurde ebenso wie für den Titelhelden die „normale“ Alterung mittels eines hoch entwickelten technischen Geräts aufgehoben: Der Zellaktivator sorgt für die biologische Unsterblichkeit. Das bedeutet: Der Zellverfall ist für den Träger eines Aktivators kein Problem mehr, er altert nicht. Biologische Unsterblichkeit bedeutet aber nicht Unverwundbarkeit: durch einen gezielten Blasterschuss ist ein Aktivatorträger ebenso schnell aus der Serie zu entfernen, wie ein »herkömmlicher«Sterblicher.
Wie bereits geschrieben, verfügen Gefährten Rhodans über so ein Gerät und können ihn auf diese Weise lange auf seinem Weg begleiten. Auf der anderen Seite werden aber auch immer wieder Charaktere beschrieben, die eben ganz normale Terraner sind und auf diese Art und Weise vermischen sich die Abenteuer von sicher auch bisweilen übermenschlich erscheinenden Helden mit denen von Menschen, die nicht im Heldensinne außergewöhnlich sind - es aber manchmal werden. Ich bin auch hier sicher, dass dies ein weiterer Punkt ist, der der Serie langjährigen Erfolg sichert: die vielfältigen Möglichkeiten, Protagonisten beschreiben zu können, sowohl seit langem bekannte wie völlig neue. Und bei aller Unsterblichkeit: Auch die Aktivatorträger sind trotz in Jahrtausenden gesammelter Erfahrung immer noch menschlich (das gilt im besonderen Maße für die nichtmenschlichen Protagonisten) mit den damit einher gehenden Schwächen - und natürlich auch Stärken

Meine Lieblingscharaktere? Oh je, das zu beantworten ist wahrlich nicht leicht, ich nenne trotzdem mal welche. Ganz sicher Atlan, der alte Arkonidenhäuptling und Freund Rhodans, der als Gegenpart auch mal draufhauen darf, während der Titelheld noch zaudert. Ronald Tekener, der Smiler mit den Lashat-Narben. Alaska Saedelaere der Einsame mit dem Cappin-Fragment und der Maske. Definitiv auch Gucky der Mausbiber, von anderen gehasst. Der VARIO-500, ein Roboter dem Zellplasma Emotionen ermöglicht.
Der Hathor Tengri Lethos, auch bekannt als »Hüter des Lichts«. Oh ja, der ganz besonders:

{bq}Erscheinungsbild

Tengri Lethos ist absolut menschenähnlich, 1,90 Meter groß und schlank. Seine Hautfarbe ist smaragdgrün. Besonders auffällig sind neben dem silbrigen Haar, das er in einer von einem grünen Band gehaltenen Löwenmähne tragt, vor allem die bernsteinfarbenen Augen, deren Iris mit grünen Punkten und Streifen durchsetzt ist. Lethos hat ein edel geschnittenes Gesicht mit einer schmalrückigen Nase, einem vollen Mund und einem wuchtig hervortretenden Kinn.

Lethos trägt stets eine eng anliegende, bernsteingelbe Kombination mit smaragdgrünen Stiefeln, die von einem Netzwerk silbrig schimmernder Fäden durchzogen ist. Es handelt sich um ein semi-organisches Gewebe, das wie ein Zellaktivator wirkt, dem Träger physische Energie zuführt und ihn unsichtbar machen kann. Diverse technische Hilfsmittel und Aggregate trägt Lethos in einem breiten Gürtel mit sich. Dazu gehören unter anderem folgende Transmitter mit Gedankensteuerung:

- Ein Mikro-Spontantransmitter, der wie ein Fiktivtransmitter funktioniert
- Ein Gedankentransmitter
- Ein Zeittransmitter
- Ein Niveautransmitter (zur Versetzung auf ein anderes Energie- bzw. Existenzniveau)

Charakterisierung

Der grundlegende Charakterzug des Hüters des Lichts ist die absolute Gewaltlosigkeit. Tengri Lethos wendet Gewalt - wenn überhaupt - nur im äußersten Notfall an, da er sie nicht als Mittel zur Lösung von Problemen oder Konflikten betrachtet.

Lethos' besondere Fähigkeiten bestehen darin, dass er Gedanken lesen und übertragen und sich mit Hilfe des Sanskari vorübergehend aus seinem Körper lösen kann.
(Zitat aus der Perrypedia){bqend}

Trotz der außergewöhnlichen Fertigkeiten des Hathor und trotz seiner fortgeschrittenen technischen Hilfsmittel – heute gelten solche oftmals offenbar als Handlungskiller – waren die Autoren in der Lage, überaus spannende Geschichten mit Tengri Lethos zu erzählen. Als der Hüter des Lichts mit Terak Terakdschan verschmolz und später eher unspektakulär entsorgt wurde, habe ich das der Redaktion damals wirklich übel genommen!

Mehr will ich eigentlich hier gar nicht zu meinen liebsten Serienfiguren berichten, sonst muss ich eine Artikelserie schreiben, statt einem Geburtstagsrückblick... :o) Es gäbe noch reichlich in vielen Epochen aufzuzählen.

Ungefähr zwischen 1250 und 1300 geschah dann aber das, womit ich eigentlich nie gerechnet hatte: PR verlor an Faszination. Es gab haufenweise andere Dinge, um die man sich kümmern konnte oder musste, die Hobbies, Freunde und insbesondere alternative Literatur wurden zahlreicher, und Perspektiven verschoben sich ebenso wie Prioritäten. Eher heimlich still und leise entschwand der Erbe des Universums aus meinem Leben, ich kann noch nicht einmal genau festlegen wann und warum. Düster erinnere ich mich allerdings an eine gewisse Unzufriedenheit mit der damaligen Handlung und ebenso an einen Anflug von Langeweile. Das ist fast 24 Jahre her, deswegen möge man mich bitte nicht zu genau festlegen...

Titelbild PR 363 NACHT ZWISCHEN DEN SONNEN
(Titel PR 363)

Ganz weg war Perry nie, auch nach meinem Ausstieg aus der Erstauflage nicht. Ich kann mich noch erinnern, auch in der »PR-freien Zeit« mit Perry auf diese oder jene Art in Kontakt getreten zu sein. Zum einen holte man immer wieder mal nostalgisch angehaucht einen älteren Roman oder ein Taschenbuch hervor. Und ich las auch bisweilen mal einen Silberband (deren Lektüre ich eigentlich schon weit vorher eingestellt hatte, ich erwähnte es bereits: die Zeit, sie mangelte).

Dennoch dauerte es lange, bis die Freundschaft zum Terraner erneuert wurde, nämlich geschlagene zehn Jahre.

Bevor es weiter geht nutze ich allerdings die PR-freie Zeit, um die Zahlen aus dem Artikelteaser zu erläutern:

2500: Klar, der Aufhänger für diesen Artikel ist der Jubelband 2500.

2998: Perry Rhodan wurde am 8. Juni 1936 in Manchester, Connecticut, geboren. In der Serie schreibt man zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels das Jahr 1347 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ), das entspricht dem Jahr 4934 nach Christus. Differenz: 2998 Jahre (und ich lasse die ca. 700 Jahre, die er mit ein paar Freunden in einem Stasisfeld verbrachte mal außen vor, pingelige Fans ziehen die nämlich ab).

73: Das Vorstehende erläutert auch diese Zahl: In unserem mehr oder weniger realen Universum wäre Perry ohne Zellaktivator heute 73 Jahre alt, wenn es ihn denn gäbe. Ganz ordentlich.

50: Der erste Roman UNTERNEHMEN STARDUST erschien am Freitag, den 8. September 1961 und damit feiert die Heftserie im Jahr 2011 ihr fünfzigjähriges Bestehen. Ich kann mir also im Prinzip jetzt schon mal überlegen, was ich im übernächsten Jahr für einen Artikel anlässlich des dann anstehenden Jubiläums schreibe... :o) Das bedeutet aberauch, dass Perry im Realuniversum 75 wird, wenn die serie den 50. feiert.

Noch Leser bei mir? Gut!

 

Titelbild PR 835 RÜCKKEHR DER VERNUNFT
(Titel PR 835)

Im Februar 1996, also fast zehn Jahre nach meinem Ausstieg, stand ich dann im Bahnhofsbuchhandel und entdeckte an einer bekannten Stelle, nämlich dort, wo die Heftromane ghettoisiert wurden, den aktuellen PERRY RHODAN. Es handelte sich um Heft 1800 und aus reiner Nostalgie sowie in dem Wissen, dass man bei Nullnummern (in diesem Fall durchaus positiv gemeint) immer relativ problemlos in die Handlung kommen kann. Zudem war mir natürlich klar, dass ich über eine PR-Grundbildung verfügte und mir somit nicht alles fremd sein würde.

Tja, was geschah, kann sich der geneigte Leser wohl denken: Seitdem hänge ich wieder dran. Auch dieser »Wiedereintritt« (glücklicherweise ohne Verglühen) ist jetzt schon wieder satte 13 Jahre her. Wie die Zeit vergeht... Und tatsächlich begleitet mich Perry Rhodan und seine Truppe seitdem wieder – durch gute wie durch schlechte Zeiten. Auch in den schwierigen Zeiten der Arbeitslosigkeit – nachdem die Firma in der ich zwanzig Jahre gearbeitet hatte aufgrund desinteressierter Erben aufgelöst wurde – ließ sich immer der Obolus für einen Perry abzweigen, auch wenn es manchmal nicht einfach war. Aber sie hatten mich halt wieder und der Lesestoff war so kurzweilig, unterhaltsam und komplex, dass ich seitdem nicht noch einmal ernsthaft über den Ausstieg nachgedacht habe (wenngleich die erste Hälfte des Sternenozeans mich eher gelangweilt zurückließ).

Nein, ich finde nicht alles kritiklos gut, was geschrieben wird und ich habe auch ganz klar bei den Autoren Favoriten. Dennoch: der weitaus größte Teil von dem, was unter dem Label PR angeboten wird, insbesondere in der Erstauflage, bietet mir nichts zu meckern. Perfekt ist nichts, so auch nicht PR, aber es wäre auch ganz ehrlich äußerst verwunderlich, wenn bei einer Serie, die von vielen verschiedenen Autoren verfasst wird, alles passen würde, oder? Dennoch tendiere ich eher zu wohlwollendem Lesen und suche auch nicht verzweifelt nach kleineren Patzern, wie andere das gern tun.
Ja, ich bezeichne mich definitiv als Fan. Aber als »ganz normalen« Fan, wenn es so etwas denn überhaupt geben sollte. Ich bin weder einer der Hardcore-Fanatiker die verzweifelt nach jedem kleinen Patzer, Druck- oder Logikfehler suchen und ihn dann gnadenlos auseinander nehmen - und das an diversen Stellen lautstark verkünden, statt sich vor ihrem Toilettenspiegel selbst anzulamentieren. Und nein, ich bin auch keiner der Fans, von denen ausschließlich Kritik kommt und die gebetsmühlenartig wiederholen, dass früher alles besser war. Denn das ist selbstverständlich Unsinn und würdigt die Schaffenskunst und Kreativität der aktuellen Exposé-Redaktion und der Autoren völlig unqualifiziert herab. Mir ist auch völlig schleierhaft, wie man diese Meinung so vehement vertreten kann. Wenn früher alles besser gewesen wäre und heute alles mies, dann gäbe es die Serie nämlich nicht mehr, gelle? Mir ist auch unverständlich, warum die Dauernörgler die Serie überhaupt noch lesen, wenn sie nach deren Ansicht so miserabel ist. Masochismus?
Eins sollte jedem klar sein: Nicht einzelne Fans – mögen sie auch noch so laut lamentieren – entscheiden über den Fortbestand der Abenteuer des Erben des Universums, sondern die Verkaufszahlen, mithin die berühmte »schweigende Mehrheit«. VPM ist ein Wirtschaftsunternehmen und muss als solches wirtschaftlich agieren; macht man Verlust, stellt man Rhodan ein (Unabhängig davon spürt man selbstverständlich, dass Redaktion und Autoren das nicht nur als Job sehen, sondern auch mit dem Herzen dabei sind., das dürfte ebenfalls ein Grund für die Langlebigkeit der Serie sein Aber das ändert an den vorsteheden Tastsachen zum Tghema Wirtschaftlichkeit nichts). Hoffen wir also, dass DER TERRANER noch möglichst lange lukrativ bleibt. Dafür kann ja auch jeder ganz persönlich und höchstselbst sorgen, indem er jede Woche zum Kiosk rennt und das aktuelle Heft erwirbt oder gleich ein Abonnement abschließt. Das ist ja einfach... :o)

Und in Richtung derjenigen, die noch nie einen Perry in der Hand hatten, sich aber grundsätzlich für SF-Anhänger halten: Jetzt ist die Gelegenheit, eine bessere kommt so schnell nicht wieder. Der Großzyklus um TRAITOR und die Negasphäre abgeschlossen, der Beginn eines völlig neuen Handlungsabschnitts. Und – mal ehrlich: Wessen Wissen um die SF ist vollständig, wenn man die älteste und erfolgreichste deutsche SF-Serie nicht zumindest mal angelesen hat? Vielleicht macht man ja den Schritt in ein neues, großes und höchst faszinierendes Universum.

Titelbild PR 81 RAUMSCHIFF DER AHNEN
(Titel PR 81)

Eigentlich wäre das soeben ja schon ein vortreffliches Wort zum Abschluss gewesen. Dummerweise habe ich noch Text im Kopf und in den Fingern Ideen, deswegen geht’s noch weiter. Ein wenig.

Bevor ich mich der möglichen Zukunft widme, noch ein Blick auf Seriencharaktere. Moment, wird der aufmerksame Leser einwerfen, das hatten wir doch weiter oben bereits. Ja und nein. Denn neben den eigentlichen Charakteren, den Protagonisten, seien es nun Menschen, Außerirdische, intelligente Roboter oder gigantische fliegende Quarzhaufen, gibt es weitere Handlungsträger in vielen SF-Serien und so auch in PR:

Raumschiffe!

Sei es die ENTERPRISE, die MILLENIUM FALCON, die NOSTROMO oder die GALACTICA, immer wieder spielen neben den Protagonisten die Raumschiffe eine zentrale Rolle in der SF und so gibt es selbstverständlich auch im Rahmen der PERRY RHODAN-Serie einige Schiffe die der besonderen Erwähnung bedürfen. Ich entschuldige mich bei den Fans eines bestimmten Schiffes bereits an dieser Stelle, weil ich deren Liebling unterschlagen habe. Aber wir erinnern uns: Das ist mein Logiksektor, der hier spricht! :o)

Ganz vorne muss natürlich die STARDUST genannt werden, jene vergleichsweise primitive Rakete der US Space Force in der Risikopilot Major Perry Rhodan am 19. Juni 1971 zusammen mit Reginald Bull, Eric Manoli und Clark G. Flipper zum Mond startet. Der armen STARDUST ist allerdings keine lange Präsenz in der Serie beschieden, denn man trifft auf dem Mond auf die außerirdischen Arkoniden und fliegt mit deren Beiboot zur Erde zurück. Kosh würde wahrscheinlich sagen »...and so it begins...«.

Ich habe den Cappin-Zyklus nie gelesen, das muss ich reumütig zugeben. Dennoch findet sich in dieser Liste die MARCO POLO. In der Perrypedia liest man:

{bq}Die MARCO POLO war 3437 das erste Ultraschlachtschiff der TRÄGER-Klasse. Für intergalaktische Flüge wurde sie mit dem neuentwickelten Dimesexta-Triebwerk anstelle des bisher üblichen Dimetranstriebwerk ausgestattet. Der Kugelraumer mit 2500 Metern Durchmesser hatte eine doppelwandige Schiffshülle aus einer rötlichblauen Ynkelonium-Terkonit-Legierung.{bqend}

Und warum zähle ich sie auf, obwohl ich ihr doch »persönlich« nie begegnet bin? In einem der PR-Risszeichnungsbände fand sich unter anderem eine Abbildung der MARCO POLO und die hat mich aufgrund der schieren Komplexität nachhaltig beeindruckt. Ich war halt jung... :o) Nein, ernsthaft: Als die Risszeichnung 1970 im Heft 465 erschien, gab es keine Homecomputer, um bei der Erstellung solcher Zeichnungen zu unterstützen. Da hatte jemand dieses gigantische Mammutding von einer Zeichnung ganz manuell am Zeichentisch wahrscheinlich mit dem Rapidographen erstellt. Das entlockt mir bis heute höchste Bewunderung!

Da ich der Reihe nach vorgehe, kommt nun mein absoluter Liebling in Sachen PR-Raumschiffe und diese Vorliebe werde ich höchstwahrscheinlich mit zahllosen anderen Lesern teilen: Die SOL. Eigentlich unspektakulär, von den schieren Ausmaßen mal abgesehen eigentlich nur zwei Kugeln mit einem Zylinder dazwischen. Perrypedia:

{bq}Die SOL ist das Fernraumschiff der Terraner und vermutlich das Schiff, das weiter geflogen ist als jedes andere Produkt der Milchstraßen-Zivilisationen. Quasi jeder Kubikzentimeter an Bord atmet kosmische Geschichte…

Die eigentliche SOL ist das zylinderförmige Mittelteil, das einen Durchmesser von 1500 m und eine Länge von ursprünglich 1500 Metern. Bei einem von Cairol II initiierten und von 1-Korrago überwachten Umbau in der Kosmischen Fabrik MATERIA um etwa 826 NGZ wurden zwei Seitenflansche, die so genannten SOL-Flansche an die SOL montiert, so dass das Mittelteil nun eine Länge von 3000 Metern aufweist.

Ein Ringwulst von 800 m Breite und 400 m Höhe zieht sich um die SOL. Im Zentrum wurde die Hyperinpotronik SENECA innerhalb einer 500 m durchmessenden Kugel im Zentrum des Mittelstücks stationiert, deren Leistungsfähigkeit an NATHAN heran reichen sollte. Im Mittelteil befindet sich auch die Hauptleitzentrale.

Die beiden SOL-Zellen 1 und 2, beides 2500 m durchmessende Kugelraumer, sind jeweils mit ihrem Heck an den beiden Enden der SOL angekoppelt. Somit hat das komplette Raumschiff eine Gesamtlänge von ursprünglich 6500, nach etwa 826 NGZ dann 8000 m. Durch den Umbau hat die SOL nun ein Gesamtvolumen von 17,6 Milliarden Kubikmetern und eine Masse von 3,67 Milliarden Tonnen.{bqend}

Kein anderer Serienraumer übt auf mich eine derartige Faszination aus. Die Abenteuer der SOL und ihrer verschiedenen Mannschaften füllte Romane mehrerer Heftserien und Bücher. Sie war ein Generationenschiff dessen Bewohner sie als Heimat sahen und brachte einen neuen Zweig der Menschheit hervor. 1975 in Band 700 vorgestellt, ist sie noch heute aktiv. Auch die SOL hätte einen eigenen Artikel auf alle Fälle verdient. Vielleicht, wenn ich mal Zeit habe...

Die BASIS. Als eines Tages der Mond »explodierte« und unzählige Komponenten ins All geschleudert wurden, wusste noch niemand, dass hier das neue Flaggschiff der Terraner entstehen sollte. Mit einer völlig abgefahrenen »Innenarchitektur« und dem Rechner »Hamiller-Tube«, von dem man später nie wusste, ob nicht doch der Geist des brillianten Wissenschaftlers Payne Hamiller darin steckte, war auch die BASIS eins der schillerndsten und interessantesten Schiffe der PR-Historie. Leider war sie durch ihre Einsätze so mitgenommen worden, dass sie nun ein eher unrühmliches Seniorendasein als Spielhölle fristet. He, Autoren! Das geht so nicht weiter! :o)

Cover PR 1595 BLICK IN DIE ZUKUNFT
(Titel PR 1595)
 
 Passend zu einem der Themen der letzten 200 Romane ist mein Ansatz für das abschließende Kapitel dieser Betrachtungen eher dualistisch. Zum einen haben wir da die konkrete Zunkunft der Serienhandlung, wie sie sich uns ab 2500 eröffnen wird. Zum anderen die Zukunft des Wirtschaftsgutes PERRY RHODAN.

Zur Handlung ab 2500 ist viel spekuliert worden, auch von mir . Es ist offensichtlich nicht so, dass sich der Fokus komplett auf das Stardust-System mit den dorthin ausgewanderten Terranern legt, denn bereits in der Vorschau erfährt man, dass der neue Zyklus im Solsystem startet.
Man darf aber davon ausgehen, dass es zumindest erst einmal deutlich bodenständiger zur Sache gehen dürfte, als in den letzten vier Jahren, in denen man mit kosmischen Zusammenhängen, Jahrmillionen überspannenden Hintergründen und höheren Entitäten nur so überhäuft wurde. Ich bin ein erklärter Anhänger gerade dieser Themen der Serie, meiner Ansicht nach ist es gerade die über Jahrzehnte gewachsene gelebte Komplexität des Universums, das PR von anderen Serien deutlich abhebt und ihr eine immense Tiefe verleiht.
Ich kann jedoch einsehen, dass man das nicht übertreiben sollte und der Leser eine Atempause braucht. Nach dem THOREGON-Großzyklus wurde ja auch erst einmal eine Verschnaufpause eingelegt.
So erwarte ich höchst gespannt, was Redaktion und Autoren für den neuen Zyklus ausgekocht haben und erwarte spannende Lesestunden mit vielleicht auch kosmischen Rätseln.

Der schnöde Mammon bestimmt über die weitere Existenz der PR-Serie als Wirtschaftsgut. Nur wenn und solange die Marke Profit abwirft wird sie weiter bestehen können. Absatzzahlen sind verständlicherweise gut gehütete Geheimnisse, aber im Moment sieht es in dieser Hinsicht wohl nicht schlecht aus, auch wenn manchmal eine Ablegerserie wie PRA auf der Strecke bleibt, dann ist  diese Konzentration auf die Kernserie eher zielgerichtet und positiv zu sehen.

Dank der Anstrengungen von Redaktion und Marketing spielt PR inzwischen nicht mehr nur auf einer Hochzeit, sondern es werden weiterhin Produkte in zahllosen Sparten neben dem Heftroman vertrieben: Hörbücher, Hörspiele, Taschenbücher in verschiedenen Verlagen und mit diversen Themen, eBooks für Reader und Mobiltelefone, Rollen- und Computerspiele, sogar Modeartikel und vieles mehr. Das Angebot an Lizenzartikeln ist breit gestreut und bestens aufgestellt. Die Markenpräsenz in den verschiedenen Gebieten dürfte für neue Leser sorgen und selbst unabhängig davon zusätzliche Einnahmen bringen. 
 
Ja, auch in Sachen der Marke Perry Rhodan am Markt sehe ich die Zukunft eher rosig und gehe davon aus, dass mich die Abenteuer des ehemaligen Risikopiloten und Ritters der Tiefe und seiner Begleiter noch lange begleiten werden.
 
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle ganz persönlich bei den Machern für zahllose kurzweilige Lesestunden. Aber über die BASIS müssen wir nochmal reden... :o)

Glückwunsch Perry! Weiter so.
 
 
Bildquellennachweis:
die Nutzungsrechte der dargestellten PR-Cover liegen bei VPM
 
 
p.s.: An Redaktion und Autoren - laßt euch vom Dauergemaule Einzelner nicht aus dem Konzept bringen. Nur konstruktive Kritik sollte wahrgenommen werden, alles andere ist eh nur heiße Luft und aufgeblasenes Ego. 

 

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