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Perry Rhodan 2500 - Mein Kumpel Perry Rhodan

Perry Rhodan 2500 Mein Kumpel Perry Rhodan

Es kommt mir vor, als kennen wir uns schon ewig. Dabei muss ich nach langem Nachdenken zugeben, dass meine erste Begegnung mit dem Erben des Universums zwar bereits 1971 in der Zweitauflage eines Taschenbuchs stattfand, das sich aber im Wesentlichen auf die Agentengruppe der Abteilung III beschränkte. Ein hübsches Cover lockte mich ins Perryversum, und auch meine weiteren Kontakte beschränkten sich zunächst auf die Planetenromane, hauptsächlich von Kurt Mahr und Hans Kneifel. Rückblickend hätte ich mir vielleicht nicht unbedingt Kneifels sarkastische Helden als Vorbilder für meine Pubertätsjahre wählen sollen … quod licet Jovi, non licet Goofy!

 

Zwei Jahre später war es schließlich soweit: meine ersten Heftromane. Einer aus der zweiten Auflage, auf dessen Cover ein riesiger Pavian einen Planeten zerquetschte, der ein bisschen kleiner war als er … innendrin eine abenteuerliche Geschichte und diese Besonderheit von Perry Rhodan, eine Rißzeichnung. Der abgebildete „Flottentender der Dinosaurier-Klasse“ sagte mir zwar gar nichts – „Tender“ waren für mich diese schwarzen Anhänger von Dampflokomotiven mit der Kohle drin! - aber gleich in der nächsten Woche verirrte ich mich auch in die Erstauflage, und da spielte gerade ein solcher Dino-Tender eine große Rolle. Und da hatten sie mich. Erst mal.
Für ein paar Monate konnte ich dank jugendlicher Überredungskünste beide Auflagen nebeneinander her mit dem Taschengeld finanzieren, aber dann trat die dritte Auflage in mein Leben. Da mussten Prioritäten gesetzt werden! Also las ich in Zukunft Perry Rhodan durchgängig in der dritten Auflage und stichprobenartig die Erstauflage weiter – alle vier Wochen. Wegen der Rißzeichnung.
Als Nächstes zogen wir um, und ich wurde ein Opfer der phasenweisen Auslieferung. Wem das nichts sagt: die Hessen bekamen einen Heftroman damals, 1974, rund ein Vierteljahr früher zu lesen als die Bayern! Wo ich also eben noch (in Bayern) darauf vorbereitet wurde, dass irgendeine unheimliche Macht arkonidische Kolonien entvölkert, steckte ich eine Woche später (in Hessen) knallbums mitten in gewaltigen Abwehrschlachten an der Druuf-Front und im Atombrand auf Gray Beast.
Unversehens tat sich ein Riesenloch in der Handlung und in der Sammlung auf.

In Folge kühlte mein Enthusiasmus ein wenig ab. Außerdem hatte ich gerade auch ein paar andere faszinierende Leute kennen gelernt – die Helden von Heynes Taschenbuchromanen mit dem einen Punkt für zwei Mark achtzig: neben E.E. „Doc“ Smiths Lensmen auch Vertreter einer völlig anderen Linie: Conan den Barbaren und Fafhrd und seinen Kumpel, den Mausling. Und auch einen gewissen Tarl Cabot, später als Bosk aus Port Kar bekannt, in dem John Norman seine Phantasien auf der barbarischen Welt Gor auslebte.
 
Sicher, ich leistete mir immer noch alle vier Wochen die PR-Erstauflage mit der Rißzeichnung, und bei den Posbis stieg ich auch noch einmal für ein halbes Jahr ein … aber dann trennten sich unsere Wege nach PR 764. „Terra Fantasy“ war da, die dunkellila Taschenbücher mit der gelben Schrift, und so ließ ich Perry und seine Jungs ihrer Wege ziehen und folgte lieber Cormac Mac Art, Kull von Atlantis, Elric von Melniboné, Corum Jhaelen Irsei, Eric John Stark und Kane.

Bis 1982. Meine Wehrdienstzeit näherte sich dem Ende, das Maßband wurde immer kürzer, ich hatte mir einen Studienplatz besorgt, und im Supermarkt beim Einkaufen lag er plötzlich im Ständer: Perry Rhodan. Der Roman selbst war gar nicht so der Bringer, aber der PR-Computer auf der letzten Seite entwarf ein großes Gemälde über Raum und Zeit, und ich dachte mir: „Na ja .. vielleicht … könnte man ja … ein Auge drauf haben ...“
Ein paar Wochen später kam dann mein zweiter Heftroman nach der langen Pause, Nummer 1094.
„Der Mann aus Haiti“. Der war um Längen besser, und ich war wieder dabei.
Bis auf den heutigen Tag. Es gab Höhen und Tiefen, und die Tiefen waren manchmal richtig, richtig tief, auch von Autoren, die bis dahin mein uneingeschränktes Vertrauen genossen … und doch wurde ich immer wieder auch mit Höhepunkten belohnt, die alles wieder herausreißen. Meine erklärten Lieblingsautoren von damals sind inzwischen entweder tot oder lassen es zumindest sehr viel ruhiger angehen, und auch die zweite Generation hat schon einige Autoren an die Zeit verloren. Aber es rücken auch immer wieder neue nach, die teilweise noch gar nicht geboren waren, als mich Perry Rhodan zum Staunen brachte.
Und ich bin zuversichtlich: wenn ich ihnen die Chance gebe, werden sie mich genau so staunen lassen wie ihre Vorgänger damals vor bald vierzig Jahren.

 

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