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»Vampir Horror 35« vs »Dorian Hunter 4« Veränderungen in »Das Wachsfigurenkabinett«

Dämonenkiller zum 40. »Vampir Horror 35« vs »Dorian Hunter 4«
Veränderungen in »Der Puppenmacher«

45 Jahre nach der Erstauflage erschien seit kurzem im Bastei-Verlag die Abenteuer von Dorian Hunter, Coco Zamis und dem DK-Team als Heftroman zum dritten Mal unter dem Titel "Dorian Hunter - Dämonenkiller in der Zaubermond-Verlag-Version. Ich habe mal die Veränderungen zwischen dem Original und der Drittausgabe aufgelistet. Heute geht es um Dämonenkiller Nr. 4.Viel Spaß beim Vergleichslesen...

Der Dämonenkiller erscheint "Im Zeichen des Bösen" (Vampir Horror Bd. 23)Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 5, 1. Spalte, 1. Absatz
Miriam Corbey ging rascher. Die Neonreklamen spiegelten sich in den Pfützen, verwischten sich und bilde­n ein seltsames Muster, die schemenhafte Gestalt annahmen und nach ihr greifen wollten. Sie lief die wenigen Schritte zum Diamond-Klub, als wäre der Teufel hinter ihr her. Die Lichtstrahlen bäumten sich auf und hüll­ten sie ein. Dann gab der Boden nach, und die Figuren zerrannen.
Endlich hatte sie den Eingang des Klubs erreicht und blieb erschöpft an der Kasse stehen. Zwei Jugendliche verhandelten mit Joe wegen der Mitgliedskarte; die fünfzig Pence Eintritt waren ihnen zuviel; sie drehten sich um und warfen Miriam einen Blick zu

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 3, 1. Spalte, 1. Absatz
Miriam Corbey ging schneller. Die Neonreklamen spiegel­ten sich verwaschen in den Pfützen und bildeten seltsame Muster, die schemenhaft Gestalt annahmen und nach ihr greifen wollten. Sie lief die wenigen Schritte zum Diamond Club, als wäre der Teufel hinter ihr her. Endlich hatte sie den Eingang des Clubs erreicht und blieb erschöpft vor der Kas­se stehen. Zwei Jugendliche verhandelten mit Joe wegen der Mitgliedskarte; die fünfzig Pence Eintritt waren ihnen zu viel. Sie drehten sich um und warfen Miriam einen kurzen Blick zu. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 5, 2. Spalte, 2. – 5. Absatz
Joe kam aus der Kasse heraus und blieb neben Miriam stehen.
„Was hast du, Mädchen?“ fragte er.
Joe war ein kleiner, immer freundlicher Neger.
Miriam schüttelte den Kopf. 

Der Dämonenkiller erscheint "Im Zeichen des Bösen" (Vampir Horror Bd. 23)Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 3, 1. Spalte, 2. + 3. Absatz
Joe, ein kleiner, stets freundlicher Schwarzer, verließ das Kassenhäuschen und blieb neben Miriam stehen. »Was hast du, Mädchen?«, fragte er besorgt.
Sie schüttelte erschöpft den Kopf. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 5, 2. Spalte, 7. Absatz – Seite 6, 1. Spalte, 3. Absatz
„Du solltest mal ausspannen“, sagte Joe lächelnd.
„Geht nicht“, sagte Miriam. „Das ist nicht im Vertrag vorgesehen.“
Sie ging an Joe vorbei auf die Wen­deltreppe zu, die ins Innere des Klubs führte. Von drinnen hörte sie laute Musik, das Lachen von Männern, und die Stimme von Henry.
„Zieh dich aus, Puppe! Ja, so ist es gut, Rita.“
Miriam blieb sekundenlang stehen und schloß die Augen. Ich halte es nicht mehr aus, sagte sie sich. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 4, 1. Spalte, 1. – 3. Absatz
»Du solltest mal ausspannen«, sagte er lächelnd.
»Geht nicht«, sagte Miriam. »Das ist nicht im Vertrag vorgesehen.« Sie ging an ihm vorbei auf die Wendel­treppe zu, die ins Innere des Clubs führte. Von drinnen hörte sie laute Musik, das Lachen von Männern. Am lautesten aber schallte Henrys Stimme herüber: »Zieh dich aus, Puppe! Ja, so ist es gut, Rita.«
Miriam blieb sekundenlang ste­hen und schloss die Augen. Ich halte es nicht mehr aus, dachte sie bei sich. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 6, 1. Spalte, 5. – 9. Absatz
„Mach schon, Süße!“ hörte Miriam wieder die heisere Stimme Henrys.
Miriam drehte den Kopf zur Seite und sah das Publikum kurz an. Vielleicht fünfzehn Männer saßen auf den ausgedienten Kinosesseln und tranken Tee oder eine Cola; alkoholische Getränke wurden nicht ausgeschenkt, da der Klub keine Lizenz dafür hatte.
Tief bin ich gesunken, dachte Miri­am. Tag für Tag sah sie diese Gesichter, Gesichter von Männern, die ein halbes Pfund gezahlt hatten und dafür mittelmäßige Darbietungen von abgetakelten Stripperinnen vorgesetzt bekamen.
Sie griff nach der Türklinke, und ihr schwindelte. Die Klinke bewegte sich. Miriam schloß die Augen. Als sie sie wieder öffnete, bewegte sich die Klinke nicht mehr. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 4, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 4, 2. Spalte, 1. Absatz
»Mach schon, Süße!«, hörte Miriam Henry abermals rufen. Auto­matisch drehte sie sich um und warf einen kurzen Blick in das Publikum. Rund fünfzehn Männer saßen auf den ausgedienten Kinosesseln und tranken Tee oder Cola; alkoholi­sche Getränke wurden nicht ausge­schenkt, da der Club keine Lizenz dafür hatte.
Wie tief bin ich gesunken, dachte Miriam. Tag für Tag sah sie dieselben Gesichter: Männer, die ein hal­bes Pfund gezahlt hatten und dafür mittelmäßige Darbietungen abge­takelter Stripperinnen vorgesetzt bekamen. Miriam wollte den Raum verlassen. Sie ging zur Zwischentür und griff nach der Klinke. Plötzlich schwindelte ihr. Die Klinke bewegte sich. Miriam schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war alles wieder normal. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 6, 1. Spalte, 11. Absatz – Seite 6, 2. Spalte, 1. Absatz
Das Mädchen nickte, schlüpfte aus dem Mantel und setzte sich vor den Spiegel. Sie nahm das Kopftuch ab und kämmte das schulterlange, weiß blond gefärbte Haar, hatte aber Angst dabei, in den Spiegel zu sehen.  

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 4, 2. Spalte, 3. Absatz
Sie nickte mechanisch, schlüpfte aus dem Mantel und setzte sich vor den Spiegel. Dann nahm sie das Kopftuch ab und kämmte ihr schulterlanges, weißblond gefärbtes Haar. Sie vermied es jedoch, in die Scheibe zu sehen. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 6, 2. Spalte, 3. – 8. Absatz
Miriam schloß die Augen. Ihr Kör­per zitterte. Sie trat einen Schritt zurück und stöhnte.
„Mach schon!“ brüllte Max. „Rita ist fertig.“
Miriams Lippen bebten. Sie schlug die Augen auf. Die Musik war lauter geworden. Kein Blut war im Wasch­becken zu sehen.
Mühsam verließ sie die Garderobe. Rita kam ihr entgegen, sie hatte einen dünnen Morgenrock übergeworfen.
„Ein fader Betrieb heute“, sagte Rita. „Was hast du, Miriam?“
„Mir ist nicht gut“, sagte das Mäd­chen und ging hinter die Bühne. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 4, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 5, 1. Spalte, 5. Absatz
Miriam schloss die Augen. Ihr Körper zitterte. Sie trat einen Schritt zurück und versuchte sich von dem unheimlichen Anblick zu lösen.
»Mach schon!«, brüllte Max von draußen. »Rita ist fertig.«
Miriams Lippen bebten. Sie schlug die Augen auf. Die Musik war lauter geworden. Das Blut im Waschbe­cken war von einem Augenblick zum anderen verschwunden. Mühsam verließ sie die Garderobe. Rita kam ihr entgegen, sie hatte einen dünnen Morgenrock übergeworfen.
»Ein fader Betrieb heute«, sagte sie. Dann fiel ihr Blick auf die blas­sen Gesichtszüge ihrer Kollegin. »Was ist mit dir, Miriam?«
»Mir geht es nicht gut«, sagte das Mädchen und ging hinter die Bühne. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 6, 2. Spalte, 9. Absatz – Seite 7, 1. Spalte, 5. Absatz
„Na endlich!“ seufzte Max. „Mit euch Mädchen mach ich vielleicht was mit! Raus mit dir!“
‚I can't get no satisfaction`, grölten die Rolling Stones. Miriam konnte die Nummer nicht mehr hören, aber auf dem Song war ihr Programm aufgebaut.
„Und nun meine Herrschaften“, hörte sie Henrys Stimme, „kommt die süße Miriam.“
Das Mädchen schob den Vorhang zur Seite und trat auf die Bühne. Das Publikum reagierte wie immer: ge­langweilt.
Sie versuchte zu lächeln, doch es wurde ein bitteres Grinsen daraus. Der Scheinwerfer wechselte von Grün auf Blau.
Miriam fixierte einen Punkt über der Bar. Ihr Gesicht war noch immer zu einem Grinsen verzogen.
„Zieh dich aus, Puppe!“ grölte wie immer Henry, der hinter der Bar stand. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 5, 1. Spalte, 6. – 9. Absatz
»Na endlich!«, seufzte Max. »Mit euch beiden mach ich vielleicht was mit! Raus mit dir!«
»Und nun, meine Herrschaften«, hörte sie Henrys Stimme, »kommt die süße Miriam.«
Das Mädchen schob den Vorhang zur Seite und trat auf die Bühne. Das Publikum reagierte wie immer äu­ßerst gelangweilt. Miriam versuchte ein Lächeln, doch es wurde nur ein bitteres Grinsen daraus. Der Scheinwerfer wechselte von Grün auf Blau. Sie fixierte einen Punkt über der Bar, um den Leuten nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Ihr Mund war noch immer zu einem Lächeln verzogen. »Zieh dich aus, Puppe!«, grölte Henry, der hinter der Bar stand, wie immer anzüglich. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 7, 1. Spalte, 6. – 8. Absatz
Sie konnte die Gesichter der Män­ner nicht erkennen; sie wollte sie auch gar nicht sehen.
Miriam öffnete ihr knallrotes Kleid und bewegte sich dabei aufreizend. Diese Nummer führte sie seit einem halben Jahr vor; jeder Schritt, jede Bewegung, alles war Routine. Sie schlüpfte aus dem Kleid. Der Schein­werfer wechselte alle zehn Sekunden die Farbe.
Und dann erwachte der Scheinwer­fer auf einmal zu Leben und griff nach ihr. Sie trat rasch aus dem Lichtkreis heraus, doch er folgte ihr. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 5, 1. Spalte, 10. Absatz – Seite 5, 2. Spalte, 1. Absatz
Miriam öffnete ihr knallrotes Kleid und bewegte sich dabei aufreizend. Diese Nummer führte sie seit einem halben Jahr vor; jeder Schritt, jede Bewegung, alles war Routine. Sie schlüpfte aus dem Kleid. Der Scheinwerfer wechselte alle zehn Sekunden die Farbe, doch dann erwachte der Lichtstrahl auf einmal zum Leben und griff nach ihr. Als sie aus dem Lichtkegel heraustreten wollte, folgte er ihr selbständig, in welche Richtung sie sich auch be­wegte. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 7, 1. Spalte, 12. Absatz – Seite 7, 1. Spalte, 3. Absatz
Jetzt kam so etwas wie Stimmung auf. Henry, der hinter der Bar stand, sah das Mädchen fasziniert an. Die zieht ja eine neue Nummer ab, dachte er. Als würde sie sich gegen etwas wehren. Wie sie sich windet! Gar nicht schlecht.
Unsichtbare Arme griffen nach dem Mädchen.
„Nein“, schrie sie. „Nicht!“
Das Publikum sah interessiert zu, wie sich das Mädchen gegen den unsichtbaren Feind auflehnte. Ein Trä­ger ihres Büstenhalters war verrutscht und die Brustspitze lugte her­vor. Sie ging und tanzte wie in Trance und versuchte verzweifelt, dem Scheinwerfer zu entkommen.
Der rote Vorhang, der die Bühne abschloß, begann sich zu bewegen. Seltsame Gestalten erschienen darauf, Fratzen, die nach ihr schnappten, Mäuler, die spitze Zähne entblößten, die immer länger und furchtbarer wurden.
Miriam schrie wieder auf, und plötzlich war der Spuk vorbei. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 5, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 6, 1. Spalte, 1. Absatz
Plötzlich kam sogar so etwas wie Stimmung auf. Henry, der hinter der Bar stand, sah das Mädchen faszi­niert an. Die zieht ja eine richtig neue Nummer ab, dachte er. Als würde sie sich gegen etwas wehren. Wie sie sich windet! Gar nicht schlecht.
Unsichtbare Arme griffen nach dem Mädchen. »Nein«, schrie es und schlug um sich. »Nicht!«
Das Publikum sah gebannt zu, wie Miriam sich gegen den unsichtbaren Feind zur Wehr setzte. Ein Träger ihres Büstenhalters war verrutscht, und die Brustspitze lugte hervor. Sie ging und tanzte wie in Trance und versuchte verzweifelt, dem Schein­werfer zu entkommen. Der rote Vorhang, der die Bühne abschloss, begann sich zu bewegen. Seltsame Gestalten erschienen darauf, Frat­zen, die nach ihr schnappten, Mäuler, die spitze Zähne entblößten, die im­mer länger und furchtbarer wurden. Miriam keuchte und wand sich - und plötzlich war der Spuk wieder vor­bei. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 7, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 8, 1. Spalte, 1. Absatz
„So ist deine Nummer viel besser. Mach das immer!“
Miriam nickte schwach und ging in die Garderobe. Sie setzte sich und leg­te den Kopf auf den Schminktisch. Es war ihr unerklärlich, was mit ihr los war.
Ich muß zu einem Arzt gehen, sagte sie sich. Ich werde sonst noch wahnsinnig. Überall sah sie seltsame Dinge, Gegenstände verwandelten sich, in jeder Ecke lauerten Schatten, die nur darauf warteten, sie zu verschlingen.
Sie schlüpfte in ihr Kleid und stand auf. Ihr Blick fiel in den Spiegel, und sie erstarrte. Sie trat einen Schritt nä­her. Der Spiegel warf ihr Bild nicht zurück. Es war, als wäre sie unsicht­bar geworden. Sie sah ihr Kleid, den Ring, den sie an der linken Hand trug, doch ihr Gesicht und die Hände waren nicht zu sehen.
Ich bin verrückt, sagte sie sich. Das kann es einfach nicht geben. Sie trat noch näher heran und preßte beide Hände gegen den Spiegel. Das Bild änderte sich nicht. Sie war unsichtbar. Aber nur im Spiegel. Sie selbst konnte ihre Hände sehen.

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 6, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 6, 2. Spalte, 1. Absatz
»So ist deine Nummer viel besser. Das kannst du von jetzt an, jedes Mal so durchziehen!«
Sie nickte schwach und ging in die Garderobe. Dort setzte sie sich und legte den Kopf auf den Schmink­tisch. Es war ihr ein Rätsel, was dort draußen wirklich geschehen war. Ich muss zu einem Arzt gehen, sagte sie sich. Ich werde sonst noch wahnsin­nig. Überall sah sie seltsame Dinge, Gegenstände verwandelten sich, in jeder Ecke lauerten Schatten, die nur darauf warteten, sie zu ver­schlingen. Sie schlüpfte in ihr Kleid und stand auf. Ihr Blick fiel in den Spiegel, und sie erstarrte. Dann trat sie einen Schritt näher. Der Spiegel warf ihr Bild nicht zurück - als sei sie unsichtbar geworden. Sie erblickte ihr Kleid, den Ring, den sie an der linken Hand trug, doch ihr Gesicht und die Hände waren nicht zu sehen. Ich bin verrückt, sagte sie sich. Das kann es einfach nicht geben. Sie trat noch näher heran und presste beide Hände gegen die Scheibe. Der Anblick änderte sich nicht. Sie warf kein Spiegelbild. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 8, 2. Spalte, 2. Absatz
Sie war tot, da gab es keinen Zweifel. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 7, 1. Spalte, 1. Absatz
Sie war tot. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 8, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 9, 1. Spalte, 1. Absatz
„Wir sind da“, sagte Dorian Hunter und stellte den Motor ab.
Er warf einen Blick auf die zweistöckige Villa, die von seinem Standort deutlich zu sehen war. Die Straße war schmal, sie führte ein Stück in den Marble Hill Park hinein. Bis vor wenigen Stunden hatte Dorian nicht gewußt, daß es eine Beaufor Road in London gab.
Dorian Hunter war einsneunzig groß. Er wirkte sportlich, war schlank und immer ein wenig schlampig gekleidet. Seine Augen waren dunkel und durchdringend. Er trug einen dichten Oberlippenbart, dessen Enden sich ab den Mundwinkeln nach unten zogen.
Zwei weitere Wagen blieben in der Nähe des Hauses stehen, doch niemand stieg aus.
„Es ist soweit“, sagte Dorian und sah dabei Donald Chapman an.
Es hatte einige Zeit gedauert, bis er sich an den Anblick seines Freundes gewöhnt hatte.
Bei dem Abenteuer mit Roberto Copello, dem Puppenmacher, war Chapman mit dem Leben davongekommen, doch er war nur dreißig Zentimeter groß. Es hatte einige Zeit gedauert, bis der Secret-Service-Agent damit abgefunden hatte. Er hatte nicht mehr weiterleben wollen, doch dank Dorian Hunters Unterstützung hatte er wieder Mut gefaßt. Die beiden Männer waren sich in den vergangenen Tagen nähergekommen; ihre Freundschaft hatte sich vertieft.
Chapman war ein ungewöhnlich ­gut aussehender Mann, der trotz seiner kleinen Gestalt nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt hatte. Er war dreiundfünfzig Jahre alt und muskulös. Sein dunkles Haar war mit Silberfäden durchzogen, was früher sehr anziehend auf Frauen gewirkt hatte. Das war auch das Hauptproblem Chapmans: die Frauen; er hatte sie immer gemocht - und sie ihn. Damit war es nun vorbei. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 7, 1. Spalte, 2. + 3. Absatz
»Wir sind da«, sagte Dorian Hunter und stellte den Motor des Wagens ab. Er warf einen Blick auf die zweistö­ckige Villa, die von seinem Standort aus deutlich zu sehen war. Die Straße war schmal. Sie führte ein Stück in den Marble Hill Park hinein. Bis vor wenigen Stunden hatte Dorian gar nicht gewusst, dass es eine Beaufor Road in London gab. Zwei weitere Wagen blieben in der Nähe des Hauses stehen, doch niemand stieg aus.
»Es ist soweit, Don«, sagte der Dämonenkiller. Der fußgroße Agent reckte sich auf dem Sitz und nickte. Die Ereignisse um den Puppenma­cher waren gerade einmal ein paar Wochen her, doch Chapman hatte sich mit seinem Schicksal außerge­wöhnlich gut abgefunden. Er steckte eine Menge Zeit in die Arbeit mit Dorian Hunter, um nicht allzu viel über seine eigene Situation nachdenken zu müssen. Zwischen ihm und dem Dämonenkiller hatte sich während der letzten Tage fast so etwas wie eine Freundschaft entwickelt

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 9, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 9, 2. Spalte, 2. Absatz
„Alles klar, Don?” fragte Hunter, ­und der kleine Mann nickte. „Du ­dringst ins Haus ein und schaust dich um! Geh kein Risiko ein!“
Chapman nickte wieder.
Dorian beugte sich vor und öffnete die Tür einen Spalt. Chapman kroch r­über den Sitz und sprang auf die Stra­ße. Er blieb einige Sekunden im Schatten des Wagens, dann überquerte er die Straße und blieb vor dem Eisenzaun stehen, der das Grundstück umsäumte. Sekunden später war er nicht mehr zu sehen.
Dorian steckte sich eine Zigarette an und öffnete das Fenster zwei Fingerbreit.
Alles hatte vor wenigen Wochen be­gonnen, als seine Frau unter mysteriösen Umständen im österreichischen Grenzgebiet den Verstand verloren hatte. Dabei hatte er das erstemal mit der Schwarzen Familie und seinen Brüdern Bekanntschaft geschlossen.
Und seither hatte er nur ein Ziel: die Vernichtung der Schwarzen Familie. Seine Frau war in ein Sanatorium in ­Wien eingeliefert worden. Die Vorfälle auf der Hexenburg waren zuviel für sie gewesen. Und in Wien hatte er Coco Zamis kennengelernt, die ihn zuerst hatte töten wollen, ihm später aber half und nun seine Gefährtin geworden war.
Nach den Vorfällen mit dem Puppenmacher war es Dorian gelungen, in seinem Kampf gegen die Dämonen von offizieller Seite Unterstützung zu bekommen. Endlich waren die Regierungsstellen von der Existenz der Dämonen überzeugt. Donald Chapman war ein eindeutiger Beweis dafür.
Ein leitender Beamter des Secret Service hatte eine Abteilung gegründet, die Dorian Hunter unter sich hatte. Die Aufgabe dieser Abteilung war klar umrissen: die Vernichtung der Dämonen. Die Abteilung arbeitete so geheim, daß nicht einmal Dorian den Namen des Geheimdienstchefs erfuhr. Er bezeichnete ihn als Observator Inquisitor, was so viel wie Beobachtender Richter bedeutete. Innerhalb der Inquisitions-Abteilung wurde Hunter als Großinquisitor bezeichnet, doch sein Spitzname lautete Dämonen-Killer. Und die Agenten, die Dorian zur Verfügung standen, wur­den im Dienstjargon als Exekutor Inquisitor bezeichnet, was Vollstrecker bedeutete. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 7, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 7, 2. Spalte, 1. Absatz
»Du dringst ins Haus ein und schaust dich um! Aber geh kein Risiko ein!« Dorian beugte sich vor und öffnete die Tür einen Spalt. Chapman kroch über den Sitz und sprang auf die Straße. Er blieb einige Sekunden im Schatten des Wagens, dann überquerte er die Straße und blieb vor dem Eisenzaun stehen, der das Grundstück umsäumte. Se­kunden später war er nicht mehr zu sehen.
Dorian steckte sich eine Ziga­rette an und öffnete das Fenster zwei Fingerbreit. Seine Gedanken kreisten um den Secret Service, den er nach den Ereignissen in der Villa Lord Haywards tatsächlich für eine Zusammenarbeit hatte gewinnen können. Die zuständigen Leute hatten endlich den Ernst der Lage erkannt und binnen weniger Tage die Inquisitionsabteilung auf die Beine gestellt, die fortan die Mitglieder der Schwarzen Familie unter den Menschen entlarven und unschädlich machen sollte. Dorian Hunter war selbst überrascht gewe­sen, wie reibungslos und schnell sich die Details ergeben hatten. Er selbst war zum Großinquisitor ernannt worden, dem, wiederum eine Reihe einfacher Exekutor Inquisitoren im Kampf gegen die Dämonen zur Seite standen. Der Leiter der Abteilung wurde als Observator Inquisitor bezeichnet; nicht einmal Dorian kannte seinen wahren Namen. Er vermutete allerdings, dass es der Mann war, dem er kürzlich auf dem Gelände der Jugendstilvilla begeg­net war. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 9, 2. Spalte, 3. – 9. Absatz
Dorian erfuhr, daß es einige Vampirfamilien in London gab. Doch nach den Ereignissen in Haywards Villa waren diese Familien untergetaucht.
Der Secret Service hatte sich in den vergangenen. Tagen den Bekannten­kreis von Lady Hurst vorgenommen und festgestellt, daß mindestens vier­zig Personen spurlos verschwunden waren. Es war als ziemlich sicher anzunehmen, daß diese Personen nun als Vampire herumliefen.
Vor einigen Stunden hatte Dorian erfahren, daß sich im Haus in der Beaufor Road Vampire aufhalten sollten. Um ganz sicherzugehen, hatte er den dreißig Zentimeter großen Chapman als Späher ausgeschickt.
„Ich bin im Garten“, hörte Dorian Chapmans Stimme durchs Sprechgerät. „Ich muß ein Fenster zerschnei­den. Es gibt keinen anderen Weg, um ins Haus einzudringen.“
„Sei vorsichtig, Don!“ sagte Dorian.
„Das versteht sich“, sagte Chapman. „Ich melde mich später wieder.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 7, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 8, 1. Spalte, 3. Absatz
Noch ehe das Aufgabenfeld der Inquisitionsabteilung im bürokra­tischen Sinne vollständig festgelegt worden war, hatte man Dorian Hun­ter schon den ersten offiziellen Fall übertragen. Nach Lady Hursts Tod hatte man auf Verdacht ihren Be­kanntenkreis innerhalb Londons ab­geklopft und festgestellt, dass etwa vierzig Personen praktisch über Nacht spurlos verschwunden waren. Der Dämonenkiller vermutete, dass sie ebenfalls zu Vampiren geworden waren, die nach der Zerschlagung des Black-Sabbath-Clubs in der Jugendstilvilla untergetaucht waren. Jetzt galt es, diese Blutsauger ein­zeln aufzuspüren und zu vernichten.
Vor einigen Stunden hatten Mitar­beiter der Abteilung einen Hinweis erhalten, dass sich im Haus in der Beaufor Road einige der gesuchten Vampire aufhalten sollten. Um ganz sicherzugehen, hatte Dorian jetzt den nur dreißig Zentimeter großen Chapman als Späher ausgeschickt.
»Ich bin im Garten«, vernahm er die Stimme des Puppenmannes durch das Sprechgerät. »Ich muss ein Fenster zerschneiden. Es gibt keinen anderen Weg, um ins Haus einzudringen. Ich melde mich später wieder.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 10, 1. Spalte, 2. – 6. Absatz
Donald Chapman war es gelungen, eine Fensterscheibe zu zerschneiden. Er trug einen schwarzen Overall, der unzählige Taschen besaß, in denen sich eine Reihe speziell für ihn ange­fertigte Gegenstände befanden.
Chapman blieb auf dem Fenster­brett stehen und lauschte. Nichts war zu hören. Das Zimmer war völlig dun­kel. Er holte eine winzige Taschenlampe hervor und knipste sie an. Der Lichtstrahl huschte durch das Zim­mer. Der Raum war nur spärlich ein­gerichtet: einige Stühle, ein runder Tisch und ein Kasten.
Chapman klammerte sich an den Vorhang und kletterte zu Boden. Geräuschlos schlich er zur Tür und blieb wieder stehen. Die Tür war geschlossen; das war ein großes Problem für den kleinen Mann; doch auf solche Fälle war er vorbereitet.
Er nahm einen dünnen, teleskop­artigen Stab aus einer seiner Taschen und zog ihn in die Länge. An der Spitze befand sich eine Schlinge, die er über die Türklinke warf. Dann zog er mit aller Kraft am Stab. Die Tür glitt auf.
Vor ihm lag ein hellerleuchteter Gang. Er steckte den Stab ein, ließ die Tür offen und drückte sich eng an die Wand. Eine andere Tür wurde geöffnet, und er versteckte sich blitz­schnell unter einem Kasten. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 8, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 8, 2. Spalte, 2. Absatz
Chapman war es gelungen, ins Haus einzudringen. Er trug einen schwarzen Overall, der unzählige Taschen besaß, in denen sich eine Reihe speziell für ihn angefertigte Gegenstände befanden. Er blieb auf dem Fensterbrett stehen und lauschte. Nichts war zu hören. Das Zimmer war völlig dunkel. Er holte eine winzige Taschenlampe hervor und knipste sie an. Der Lichtstrahl huschte durch den Raum, der nur spärlich eingerichtet war. Es gab einige Stühle, einen runden Tisch und einen Schrank.
Chapman klammerte sich an den Vorhang und kletterte zu Boden. Geräuschlos schlich er zur Tür und blieb wieder stehen. Die Tür war geschlossen, doch auf solche Fälle war er vorbereitet. Er nahm einen dünnen, teleskopartigen Stab aus einer seiner Taschen und zog ihn in die Länge. An der Spitze befand sich eine Schlinge, die er über die Tür­klinke warf. Dann zog er mit aller Kraft. Die Tür glitt auf. Vor ihm lag ein hellerleuchteter Gang. Er steckte den Stab ein, ließ die Tür offen und drückte sich eng an die Wand.
Plötzlich wurde eine andere Tür geöffnet, und er versteckte sich blitzschnell unter einer Kommode. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 10, 2. Spalte, 1. + 2. Absatz
Zögernd kroch Chapman hinter dem Kasten hervor und ging weiter.
Die Tür, hinter der die Männer ver­schwunden waren, stand bedauerlicherweise nicht offen, und er konnte einfach nicht das Risiko eingehen, sie zu öffnen. Er preßte stattdessen den Kopf gegen die Türfüllung und hörte Stimmen. Rasch holte er ein winziges Gerät aus der Tasche und drückte es gegen die Türfüllung; dann versteck­te er sich wieder hinter dem Kasten und setzte Kopfhörer auf. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 8, 2. Spalte, 3. Absatz
Zögernd kroch der zwergenhafte Agent unter der Kommode hervor und ging weiter. Die Tür, hinter der die Männer verschwunden waren, hatten sie bedauerlicherweise hin­ter sich wieder geschlossen, und er konnte nicht das Risiko eingehen, sie zu öffnen. Stattdessen presste er den Kopf gegen die Türfüllung und hörte Stimmen. Rasch holte er ein winziges Gerät aus der Tasche und drückte es gegen die Türfüllung, dann versteckte er sich wieder unter der Kommode und setzte Kopfhörer auf. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 10, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 11, 1. Spalte, 5. Absatz
„Das ist nicht besonders schwierig“, sagte die helle Stimme. „Es gibt eine Möglichkeit. Die Catania-Beschwö­rung könnte uns weiterhelfen. Dazu benötigen wir aber frisches Eselsblut. Noch besser wäre das Blut einer Jungfrau, eines ganz jungen Mädchens. Das müßte doch zu beschaffen sein.“
„Allerdings“, sagte eine andere Stim­me. „Das sollte zu machen sein.“
Chapman war so vertieft, daß er die drohende Gefahr nicht merkte. Er hatte die Augen halb geschlossen und hörte aufmerksam zu.
Die Kellertür stand offen. Etwas Schwarzes sprang die Stufen hoch und blieb stehen. Es war eine schwarze Katze, deren Fell gesträubt war. Sie machte einen Buckel und schnüffelte am Boden; dann stellte sie den Schweif auf und schlich näher an Chapman heran.
Chapman wandte den Kopf und erschrak. Die Katze schlich auf ihn zu. Ihre grünen Augen funkelten.
Für den dreißig Zentimeter großen ­Chapman war die Katze so bedrohlich, wie für einen normalen Men­schen ein Tiger oder ein Löwe. Eine Pranke schlug nach ihm, und das Tier fauchte. Chapman preßte sich eng gegen die Wand und entging so dem Schlag des Tieres. Doch die Katze schlug immer wieder mit ihrer Tatze nach Chapman.
Schließlich holte er eine winzige Pistole aus der Tasche, ein ungewöhnliches Modell, das nicht Kugeln, sondern kleine vergiftete Bolzen verschoß. Er entsicherte die Waffe und feuerte. Der Bolzen bohrte sich in die Brust der Katze. Es war ein schnell wirkendes Pflanzengift. Innerhalb einer halben Minute lag die Katze leblos vor dem Kasten. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 9, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 10, 1. Spalte, 1. Absatz
»Das ist nicht besonders schwie­rig«, sagte die helle Stimme. »Es gibt eine Möglichkeit. Die Catania-Beschwörung könnte uns weiter­helfen. Dazu benötigen wir aber frisches Eselsblut. Noch besser wäre das Blut einer Jungfrau, eines ganz jungen Mädchens. Das müsste doch zu beschaffen sein.«
Chapman war so vertieft, dass er die sich nähernde Gefahr nicht bemerkte. Er hielt die Augen halb geschlossen und hörte aufmerksam zu, als etwas Schwarzes die Keller­stufen hochsprang und durch die geöffnete Tür in den Flur drang. Es war eine Katze, deren Fell gesträubt war. Sie machte einen Buckel und schnüffelte am Boden, dann stellte sie den Schweif auf und näherte sich Chapman. Als der Agent den Kopf hob, fuhr er erschrocken zu­sammen. Die Katze schlich auf ihn zu. Ihre grünen Augen funkelten. Er presste sich eng gegen die Wand und entging so einem Tatzenhieb des Tieres, doch es schlug immer wieder nach ihm. Schließlich holte er eine winzige Pistole aus der Tasche, ein ungewöhnliches Modell, das nicht Kugeln, sondern kleine vergiftete Bolzen verschoss. Er entsicherte die Waffe und feuerte. Der Bolzen bohrte sich in die Brust der Katze. Es war ein schnell wirkendes Pflanzen­gift. Innerhalb einer halben Minute lag die Katze leblos auf dem Boden. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 11, 1. Spalte, 6. Absatz
Das Fauchen des Tieres mußte gehört worden sein.

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 9, 2. Spalte, 2. Absatz
Dennoch musste das Fauchen des Tieres gehört worden sein. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 11, 2. Spalte, 5. – 10. Absatz
„Hiergeblieben!“ sagte der Mann und hob den sich heftig wehrenden Chapman hoch.
Der Agent starrte in ein unglaublich häßliches Gesicht mit buschigen Brauen und einer gekrümmten Nase.
„Wer bist du?“ fragte der Vampir.
Chapman gab keine Antwort. Die Hand, die ihn umklammert hielt, drückte stärker zu, und er glaubte, sein Brustkorb würde, eingedrückt werden.
„Rede!“ sagte der Vampir. „Sonst zerdrücke ich dich. Wer bist du und was willst du hier?“
Der Druck der Hand wurde stärker, und Chapman wurde vor Schmerz ohnmächtig. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 10, 2. Spalte, 4. – 7. Absatz
»Hiergeblieben!«, schrie er und hob den sich heftig wehrenden Agenten hoch. Chapman starrte in ein unglaublich hässliches Gesicht mit buschigen Brauen und einer gekrümmten Nase.
»Wer bist du?«, fragte der Vampir.
Der Agent gab keine Antwort. Die Hand, die ihn umklammert hielt, drückte stärker zu, und er glaubte, sein Brustkorb würde eingedrückt werden. »Rede!«, sagte der Vampir. »Sonst zerquetsche ich dich. Wer bist du und was willst du hier?«
Als er abermals zudrückte, wurde Chapman vor Schmerz ohnmächtig. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 11, 2. Spalte, 11. Absatz – Seite 12, 1. Spalte, 2. Absatz
Mit zwei raschen Sprüngen hatte er die Straße überquert. Das Gartentor war geschlossen. Ohne zu überlegen, kletterte er über den Zaun. Seine fünf Agenten folgten ihm.
Dorian raste aufs Haustor zu. Es war abgesperrt und ließ sich nicht öffnen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 10, 2. Spalte, 8. Absatz
Mit wenigen großen Schritten hatte er die Straße überquert. Das Gartentor war geschlossen. Ohne zu überlegen, kletterte er über den Zaun. Die fünf Agenten folgten ihm. Als er das Haustor erreichte, musste er erkennen, dass es abgesperrt war. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 12, 2. Spalte, 3. – 11. Absatz
Der grauhaarige Vampir zog den Vorhang an Seite und quetschte sich dabei den ohnmächtigen Chapman an die Brust. Er öffnete das Fenster und warf einen Blick in den Garten. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, als er einen von Hunters Männern erkann­te, der eben seine Luftdruckpistole abfeuerte und einem schwarzhaarigen Vampir den Bolzen ins Herz schoß. Der Vampir brach tot zusammen.
Jetzt war auch Geschrei auf dem Gang zu hören.
Der grauhaarige Vampir sah sich ge­hetzt um. Chapman bewegte sich leicht.
„Ihren Brüdern geht es an den Kra­gen“, sagte Hunter kalt.
Der Vampir starrte ihn haßerfüllt an.
„Lassen Sie mich frei“, sagte er. „Und befehlen Sie sofort Ihren Männern, daß sie das Schießen einstellen sollen!“
Hunter zögerte.
„Gehen Sie!“ schrie der Vampir.
Dorian Hunter trat auf den Gang hinaus. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 11, 2. Spalte, 1. – 4. Absatz
Der grauhaarige Vampir zog den Vorhang zur Seite, öffnete das Fenster und warf einen Blick in den Garten. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, als er einen von Hunters Männern erkannte, der eben seine Luftdruckpistole abfeu­erte und einem schwarzhaarigen Vampir den Bolzen ins Herz schoss. Der Blutsauger brach tot zusammen. Jetzt war auch Geschrei auf dem Gang zu hören. Der grauhaarige Vampir sah sich gehetzt um. Chapman bewegte sich leicht.
»Jetzt geht es Ihnen an den Kra­gen«, sagte Hunter kalt.
Der Vampir starrte ihn hasserfüllt an. »Lassen Sie mich frei«, sagte er. »Und befehlen Sie Ihren Männern, dass sie das Schießen einstellen sollen!«
Hunter zögerte, dann aber siegte die Vernunft, und er trat auf den Gang hinaus. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 12, 2. Spalte, 3. – 11. Absatz
„Murray“, sagte Hunter, „gehen Sie hinaus und sagen Sie den Männern, sie sollen nicht mehr auf die Vampire schießen! Einer von ihnen hat Chap­man gefangengenommen.“
Er zeigte auf das Zimmer und zog eine Grimasse. Murray sah ihn aufmerksam an. Dorian kniff die Augen zusammen, und der Agent wußte, daß der Befehl keine Gültigkeit hatte.
„Verstanden“, sagte er und ging in den Garten.
Dorian kehrte zum grauhaarigen Vampir zurück.
„Ich gab den Befehl“, sagte er.
Der Vampir nickte. Das Fenster stand offen, und er stand mit dem Rücken davor.
Hunter kam einige Schritte näher.
„Bleiben Sie stehen!“ schrie der Vampir.
Dorian folgte augenblicklich. Chap­man schlug die Augen auf. Die linke Hand des Vampirs umklammerte sei­nen Kopf. Chapmans Augen waren weit aufgerissen. Dem Vampir würde es keine Schwierigkeit bereiten, ihm den Kopf abzureißen.
„Sie lassen mich jetzt frei“, sagte der Vampir.
Shorter kam ins Zimmer.
„Ihr Befehl kam zu spät“, sagte er langsam. „Wir töteten fünf Vampire.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 11, 2. Spalte, 1. – 5. Absatz
»Murray, Sie gehen hinaus und sagen den Männern, sie sollen nicht mehr auf die Vampire schießen!«, befahl Dorian. »Einer von ihnen hat Chapman gefangengenommen.« Er zeigte auf das Zimmer und gab dem Exekutor Inquisitor heimlich ein Zeichen. Murray begriff und machte sich auf den Weg.
Dorian kehrte zum grauhaarigen Vampir zurück. Dieser hatte das kurze Gespräch mit angehört und nickte jetzt. Er stand noch immer mit dem Rücken zum offenen Fenster. Hunter kam einige Schritte näher.
»Bleiben Sie stehen!«
Dorian folgte augenblicklich. Chapman schlug die Augen auf. Die linke Hand des Vampirs umklammerte seinen Kopf. Wenn er wollte, würde er ihn mühelos töten können.
Jetzt betrat Shorter das Zimmer. »Zu spät. Die anderen Blutsauger sind bereits tot.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 13, 1. Spalte, 11. Absatz – Seite 13, 2. Spalte, 7. Absatz
„Das werden Sie büßen!“ schrie er.
Hunter grinste. „Das glaube ich nicht. Sie haben keine Chance.“
„Das werden wir sehen!“ keuchte der Grauhaarige. „Das werden wir sehen!“
Der Vampir war sehr unklug, stellte Dorian fest. Er sah die Bewegung am Fenster, dann erkannte er Murrays Gesicht. Hinter ihm standen zwei weitere Agenten.
Jetzt bewährte sich das System, das er ausgearbeitet hatte. Durch Handbe­wegungen und Schließen und Öffnen der Augen erteilte er seine Befehle. Er ballte seine linke Hand zur Faust und hob sie leicht; dann kniff er das linke Auge zu, spannte seine Muskeln an und öffnete ruckartig das Auge wie­der.
Die drei Agenten handelten sofort. Drei Waffen wurden in Anschlag gebracht, und drei Bolzen drangen dem Vampir in den Rücken.
Dorian sprang auf den tödlich ge­troffenen Vampir zu und schlug auf dessen rechte Hand. Chapman fiel zu Boden. Er landete auf Händen und Füßen und rollte sich zur Seite.
Der grauhaarige Vampir richtete sich noch einmal auf. Seine Hände verkrallten sich in seiner Brust. Ein Zuc­ken ging durch seinen ganzen Körper. Seine Augen traten aus den Höhlen und wurden glühend rot, dann brach er zusammen.
„Danke“, sagte Chapman und stand auf.
Er sah den toten Vampir an, mit dem eine erschreckende Veränderung vor sich ging. Seine Haut wurde faltig, verschwand, und das Fleisch und die Muskeln waren sekundenlang zu se­hen. Die Luft flimmerte, als sich der Körper auflöste.
Dorian hatte diese Verwandlung schon einige Male gesehen, doch immer wieder beeindruckte sie ihn. Sie war der sicherste Beweis, daß man es mit einem Vampir zu tun gehabt hat­te. Innerhalb einer halben Minute zer­fiel der Körper zu Staub.
„Alle sechs Vampire sind getötet“, sagte Murray.
Hunter nickte.
„Bringt die Kleider ins Haus!“ sagte er. „Wir nehmen sie mit. Und kehrt den Staub zusammen, der von den Monstern übriggeblieben ist.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 12, 1. Spalte, 6. Absatz – Seite 12, 2. Spalte, 2. Absatz
Der grauhaarige Vampir stieß einen Wutschrei aus und trat einen Schritt vor. »Das werden Sie büßen!«, schrie er.
Hunter grinste. »Das glaube ich nicht. Sie haben keine Chance.«
»Das werden wir sehen!«, keuchte der Grauhaarige. »Das werden wir sehen!«
Er achtete nicht auf das Fenster hinter sich, in dessen Rahmen jetzt Murrays Gesicht auftauchte. Hinter ihm standen zwei weitere Agenten. Sie handelten augenblicklich, brach­ten ihre Waffen in Anschlag, und drei Bolzen drangen dem Vampir in den Rücken. Dorian sprang auf den tödlich getroffenen Blutsauger zu und entriss ihm Donald Chapman. Der Zwerg fiel zu Boden, landete auf Händen und Füßen und rollte sich zur Seite. Der grauhaarige Vampir richtete sich noch einmal auf. Seine Hände verkrallten sich in seiner Brust. Ein Zucken ging durch seinen ganzen Körper. Seine Augen traten aus den Höhlen und wurden glutrot, dann brach er zusammen. Chapman und Dorian verfolgten, wie eine er­schreckende Veränderung mit ihm vor sich ging. Seine Haut wurde fal­tig und verschwand. Das Fleisch und die Muskeln waren nur für Sekunden zu sehen. Die Luft flimmerte, dann löste sich der Körper endgültig auf. Nur ein winziges Aschehäufchen blieb von dem Blutsauger zurück. Dorian hatte eine solche Verwand­lung schon einige Male gesehen, doch sie beeindruckte ihn immer wieder. Sie war der sicherste Beweis, dass man es mit einem Vampir zu tun gehabt hatte. Innerhalb einer halben Minute zerfiel der Körper zu Staub.
»Bringt ihre Kleider ins Haus!«, sagte er jetzt. »Wir nehmen sie mit. Und kehrt die Asche zusammen, die von den Monstern übriggeblieben ist.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 13, 2. Spalte, 9. Absatz - Seite 14, 2. Spalte, 4. Absatz
Coco Zamis befand sich mit Phillip Hayward, dem Hermaphroditen, in der Jugendstil-Villa in der Baring Road. Nach dem Tod von Phillips Eltern war Dorian Hunter als sein Vormund eingesetzt worden, und die Inquisitions-Abteilung hatte ihren Sitz in dieser Villa.
Coco befand sich in Phillips Zimmer und sah ihm verständnislos zu.
Der Hermaphrodit saß auf dem Boden, vor sich eine Lackdose, in der er mit einem Pinsel herumrührte. Und immer wieder kroch er über den Boden, den Pinsel in der rechten Hand, und beschmierte alles mit schwarzer Farbe.
Coco sah einige Zeit zu. Sie wußte, daß ihr Phillip etwas mitteilen wollte, doch sie hatte keine Ahnung, was es war. Der Hermaphrodit war so etwas wie ein lebendes Orakel.
Coco war groß für eine Frau, über ein Meter siebzig. Ihr Haar war pechschwarz und fiel in weichen Wellen über ihre schmalen Schultern. Ihr Gesicht war attraktiv; die Backenknochen traten hervor, und die Augen schimmerten wie zwei dunkelgrüne Bergseen. Sie trug ein tiefausgeschnittenes rotes Minikleid, das sich um große, beinahe zu üppige Brüste schmiegte. Der kurze Rock ließ alles von ihren tadellos geformten Beinen sehen.
Sie kniete neben Phillip und sah ihm ratlos zu.
Phillip Hayward hatte eine unglaublich blasse Haut, und die vollen, sinnlichen Lippen leuchteten wie ein rotes Signal in seinem schmalen, kalkweißen Gesicht. Das blondgelockte Haar, wirr und ungekämmt, hing ihm bis auf die schmalen Schultern herunter. Sein Gesicht war glatt, ein Engelsgesicht, wie es Künstler seit Jahrhunderten darstellen. Jede seiner Bewegungen hatte etwas Feminines an sich. Er wirkte albinoid, doch seine tief in den Höhlen liegenden Augen schimmerten nicht rötlich, sondern hatten einen goldenen Glanz. Der Hermaphrodit hatte die grazilen Hände eines Künstlers. Sie waren ständig in Bewegung. Es schien, als führten sie ein eigenes Leben.
„Was willst du mir sagen, Phillip?“ drängte Coco.
Doch der Junge antwortete nicht. Er kroch weiter auf dem Boden herum, tupfte mit dem Pinsel herum und zog schwarte Linien und Punkte.
Coco schüttelte den Kopf. Sie konnte sich nicht erkennen. was ihr der Junge mitteilen wollte.
Er trug eine weite Hose und ein blusenartiges Hemd. Deutlich zeichneten sich darunter zwei kleine mädchenhafte Brüste ab.
Plötzlich blieb der Junge sitzen und starrte Coco an. Er hatte die Augen weit aufgerissen, und sein Mund bewegte sich. Coco beugte sich vor, doch sie konnte nicht verstehen, was der Junge sagte. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 12, 2. Spalte, 3. Absatz
Nachdem alle Spuren der Vampire beseitigt waren, fuhren die Agenten zurück zur Jugendstilvilla in der Baring Road, in der die Inquisitionsabteilung nach dem Tod von Lord Hayward ihr Domizil aufgeschlagen hatte. Dorian Hunter hatte man zusätzlich als Vormund für Phillip, den Hermaphroditen, eingesetzt. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 14, 2. Spalte, 5. Absatz - Seite 15, 1. Spalte, 1. Absatz
Die drei Wagen fuhren zu Baring Road. Chapman saß neben Hunter. Einige Minuten hing fuhren sie schweigend dahin.
„Die Vampire sprechen von einem Schatten“, sagte Chapman schließlich. „Sie hatten Angst vor ihm. Sie be­ratschlagten gerade, wie sie den Schat­ten ausschalten könnten und wollten eine Catania-Beschwörung durchfüh­ren. Was ist das?“
Hunter schüttelte den Kopf. „Viel­leicht kann uns da Coco weiterhelfen. Als ehemaliges Mitglied der Schwar­zen Familie weiß sie über viele Dinge Bescheid, von denen wir keine Ah­nung haben.“
„Die Vampire behaupteten weiter, daß sie die einzigen seien, die noch nicht unter dem Bann des Schattens stünden. Wer oder was ist dieser Schatten?“
„Keine Ahnung“, sagte Dorian.
Vor der Villa hielt er an und stieg aus. Chapman folgte ihm.
Die Villa lag inmitten eines Parks, der verwahrlost war. In den vergange­nen Tagen war zwar das Laub vom Herbst entfernt worden, doch der Garten wirkte noch immer verwildert. Die Villa selbst befand sich in einem ähnlichen Zustand. An vielen Stellen war der Verputz abgeblättert, und die roten Ziegel sahen wie Wunden darunter hervor. Früher war die Villa imposanter Jugendstilbau gewesen, jetzt machte sie einen trostlosen Eindruck. Sie wirkte wie ein Überbleibsel aus einer Zeit, die lange vorbei war. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 12, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 13, 1. Spalte, 4. Absatz
Im vordersten Wagen befanden sich Dorian Hunter und Chapman. Eine Weile herrschte Schweigen, dann sagte Don: »Die Vampire sprachen von einem Schatten. Sie hatten Angst vor ihm. Um ihn aus­zuschalten, hat einer von ihnen eine Catania-Beschwörung vorgeschla­gen. Weißt du, was das ist, Dorian?«
Der Dämonenkiller schüttelte den Kopf. »Vielleicht kann uns Coco weiterhelfen. Als ehemaliges Mitglied der Schwarzen Familie weiß sie über viele Dinge Bescheid, von denen wir keine Ahnung haben.«
»Die Vampire behaupteten weiter, dass sie die Einzigen seien, die noch nicht unter dem Bann des Schattens stünden. Wer oder was ist dieser Schatten?«
»Keine Ahnung«, sagte Dorian.
Vor der Villa hielt er an und stieg aus. Chapman folgte ihm. Nach Hay­wards Tod hatte Dorian einige Gärt­ner bestellt, die damit begonnen hat­ten, den verwahrlosten Garten des Grundstücks in Ordnung zu bringen. In den vergangenen Tagen war das Laub entfernt worden, doch wirkte der Garten noch immer verwildert. Auch die Villa selbst befand sich in einem schlechten Zustand. An vielen Stellen war der Verputz abgeblät­tert, und die Ziegel darunter sahen wie blutrote Wunden aus. Früher war die Villa ein imposanter Jugendstilbau gewesen, jetzt machte sie einen eher trostlosen Eindruck. Sie wirkte wie ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 15, 1. Spalte, 2. - 10. Absatz
Sie traten ein, und Dorian ging gleich ins Obergeschoß. Er war sicher, daß sich Coco bei Phillip aufhalten würde. In der zweiten Etage öffnete er eine Tür nahe der Treppe.
Coco sah auf.
Dorian blieb überrascht stehen.
„Was hat denn das zu bedeuten?“ ­fragte er und trat näher.
Verwundert sah er sich um. Das Zimmer war voller Farbkleckse.
Das Mädchen stand auf.
„Seit mehr als zwei Stunden macht er das nun schon“, sagte sie und zeigte auf Phillip, der reglos in der Mitte des Zimmers saß und die Augen geschlossen hatte. Nur seine Lippen bewegten sich, formten Worte, die nicht zu verstehen waren.
„Er will uns etwas sagen. Phillip“, ­sagte Dorian und sah den Jungen an, doch der reagierte nicht.
Dorian ging langsam im Zimmer auf und ab. Dann bückte sich der Dämonen-Killer und starrte die schwarzen Linien und Punkte, die der Junge hingeschmiert hatte, genauer an. Er kniff die Augen zusammen und richtete sich schließlich wieder auf. Nachdenklich strich er über den Oberlippenbart und sah Coco an.
„Wirst du daraus klug, Dorian?“ fragte das Mädchen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 13, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 13, 2. Spalte, 2. Absatz
Nachdem Dorian und Chapman eingetreten waren, begab sich der Dämonenkiller gleich ins Oberge­schoss. Er war sicher, dass sich Coco bei Phillip aufhalten würde. In der zweiten Etage öffnete er eine Tür nahe der Treppe - und blieb über­rascht stehen.
»Was hat denn das zu bedeuten?«, fragte er und trat näher.
Die Wände des Zimmers waren von Farbklecksen übersät. Inmitten des Chaos hockte Phillip, der Hermaphrodit, und rührte mit einem geschwärzten Pinsel in einer Farbdose herum. Ihm gegenüber stand Coco und schaute dem Treiben ratlos zu. Sie trug ein tiefausgeschnittenes rotes Minikleid, das ihre Figur be­tonte und viel von ihren makellosen langen Beinen sehen ließ.
Als sie Dorians fragenden Blick bemerkte, zuckte sie mit den Schul­tern. »Seit mehr als zwei Stunden macht er nichts anderes«, erklärte sie. »Ich vermute, dass er uns etwas mitteilen will.«
Phillip saß jetzt reglos in der Mitte des Zimmers und hielt die Augen ge­schlossen. Nur seine Lippen beweg­ten sich, formten Worte, die nicht zu verstehen waren. Dorian stupste ihn an, doch Phillip reagierte nicht. Schließlich widmete der Dämonen­killer seine Aufmerksamkeit den Formen, die der Hermaphrodit auf die Wände und den Fußboden ge­schmiert hatte. Nachdenklich strich er sich über den Oberlippenbart und sah Coco an. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 15, 1. Spalte, 12. Absatz – Seite 15, 2. Spalte, 7. Absatz
„Hm“, sagte Hunter.
Er blieb vor der hohen Stehlampe stehen, knipste sie an und nickte.
„Fällt dir nichts auf, Coco?”
Das Mädchen stellte sich neben ihn und schüttelte den Kopf.
„Nein”, sagte sie.
„Der Junge hat überall dort Farbkleckse hingemalt, wo Gegenstände Schatten werfen.“
„Du hast recht“, sagte Coco.
Dorian packte die Stehlampe und rückte sie etwas zur Seite. Sofort kam Leben in den Hermaphroditen. Er stöhnte auf, kroch über den Boden, packte den Pinsel, tauchte ihn in die Lackdose und zog eine Linie, die ge­nau mit dem Schatten abschloß, den das Bett warf. Dorian veränderte nochmals die Stellung der Lampe. Diesmal zog Phillip einen langen Strich.
„Es hat etwas mit Schatten zu tun“, sagte Dorian nachdenklich. „Und das ist sehr seltsam. Chapman hörte die Unterhaltung der Vampire. Sie sprachen von einem Schatten. Will uns vielleicht Phillip dazu etwas sagen? Aber was?“
Dorian starrte den Jungen an, der macht wieder ruhig auf dem Boden saß und die Lippen bewegte.
„Phillip“, sagte Coco, „sag mir, was du uns mitteilen willst!“
Doch der Junge reagierte nicht. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 13, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 14, 1. Spalte, 3. Absatz
Plötzlich kam ihm eine Idee, und er knipste das Deckenlicht an.
»Tatsächlich«, meinte er, »Phillip hat überall dort Farbkleckse hin­gemalt, wo Gegenstände Schatten werfen.«
Jetzt fiel es auch Coco wie Schup­pen von den Augen. Der Dämonen­killer hatte recht.
Dorian machte die Probe aufs Exempel, packte die Stehlampe und rückte sie etwas zur Seite. Sofort kam Leben in den Hermaphrodi­ten. Er stöhnte auf, kroch über den Boden, packte den Pinsel, tauchte ihn in die Lackdose und zog eine Linie, die genau mit dem Schatten abschloss, den das Bett warf. Dorian veränderte nochmals die Stellung der Lampe. Diesmal zog Phillip einen langen Strich.
»Es hat etwas mit Schatten zu tun«, sagte Dorian nachdenklich. »Und das ist sehr seltsam. Chapman hat die Unterhaltung der Vampire belauscht. Sie sprachen von einem Schatten. Will Phillip uns vielleicht etwas dazu sagen? Aber was?« Er starrte den Jungen an, der wieder ruhig auf dem Boden saß und stumm die Lippen bewegte.
»Phillip, sag mir, was du uns mit­teilen willst«, bat Coco, doch der Junge reagierte nicht. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 15, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 16, 1. Spalte, 4. Absatz
„So kommen wir nicht weiter“, meinte Dorian. „Ich rufe den O.I. an.“ Dorian verwendete immer die Abkürzung O.I., wenn er vom Observator Inquisitor sprach, dem Leiter der Geheimdienstabteilung.
Er hob den Hörer ab, setzte sich aufs Bett und wählte eine Nummer. In kurzen Worten gab er seinen Bericht durch. Der O.I. hörte schweigend zu.
Als Dorian geendet hatte, sagte er nach einigen Sekunden: „Ich habe etwas für Sie, Hunter. Fahren Sie ins Grosvenor Hospital. Einer meiner Männer wird Sie erwarten. Es ist Tony Burnett, den Sie bereits kennen. Er wird Ihnen etwas Interessantes zeigen.“
„Und das ist?“ fragte Dorian neugierig.
„Ein totes Mädchen“, sagte der O.I. „Ich möchte, daß Sie sich damit beschäftigen.“
„Woran starb das Mädchen?“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Fahren Sie hin und sehen Sie selbst! Burnett wird Sie begleiten und Ihnen eventuelle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen.“
Der O.I. hatte aufgelegt, und Dori­an starrte auf den Hörer.
Coco hatte zugehört. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 14, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 14, 2. Spalte, 1. Absatz
»So kommen wir nicht weiter!«, meinte Dorian. »Ich rufe den Observator Inquisitor an.« Er hob den Hörer ab, setzte sich aufs Bett und wählte eine Nummer. In kurzen Worten gab er seinen Bericht durch.
Der 0. I. hörte schweigend zu. Als Dorian geendet hatte, sagte er: »Ich habe etwas für Sie, Hunter. Fahren Sie ins Grosvenor Hospital. Einer meiner Männer wird Sie er­warten. Tony Burnett, Sie kennen ihn bereits. Er wird Ihnen eine Frau zeigen, deren Leiche vor kurzem dort eingeliefert wurde. Ich möchte, dass Sie sich mit dem Fall beschäftigen.«
»Woran starb sie?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Fahren Sie hin und sehen Sie selbst! Burnett wird Sie unterstützen.« Mit diesen Worten legte der 0. I. auf.
Dorian starrte ratlos den Hörer an, dann legte er ihn auf die Gabel zurück. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 16, 1. Spalte, 5. – 12. Absatz
„Hast du eine Ahnung, Coco, was eine Catania-Beschwörung ist?“ frag­te er sie.
Coco nickte. „Ja, das kann ich dir sa­gen. Diese Beschwörung dient dazu, ein Schattenwesen zu vernichten. Man benötigt Eselsblut, noch besser ist das Blut eines jungen Mädchens, ei­ner Jungfrau. Zu dieser Beschwörung müssen aber bestimmte Voraussetzun­gen geschaffen werden, soll sie Erfolg haben. Man braucht dreizehn Perso­nen, einen völlig dunklen Raum sowie den Schädel eines Mannes, der minde­stens hundert Jahre tot ist.“
„Und was ist so ein Schattenwe­sen?“ fragte Dorian weiter.
Coco hob die Schultern.
„Das ist schwer zu sagen“, meinte sie. „Es gibt unzählige Arten von Schattenwesen. Es kann der Geist ei­nes Ermordeten sein, aber auch ein lebender Mensch, der sich in einen Schatten verwandeln oder andere Menschen zu schattenlosen Wesen ma­chen kann. Ich müßte wissen, welche Art von Schattenwesen vernichtet werden soll.“
„Das weiß ich leider auch nicht“, sag­te Dorian nachdenklich. „Phillip überdeckt die Schatten mit schwarzer Far­be. Was er wohl damit ausdrücken will?“
Coco gab keine Antwort.
„Bring Phillip ins Bett!“ sagte Dori­an. „Ich fahre jetzt ins Grosvenor Hospital.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 14, 2. Spalte, 1. – 5. Absatz
»Coco, weißt du, was eine Catania-Beschwörung ist?«, fragte er nach kurzem Überlegen.
Sie nickte. »Sie dient dazu, ein Schattenwesen zu vernichten. Man benötigt das Blut eines Esels, besser noch das einer Jungfrau. Weiter­hin müssen bestimmte Vorausset­zungen geschaffen werden, soll die Beschwörung Erfolg haben. Man braucht dreizehn Personen, einen völlig dunklen Raum sowie den Schädel eines Mannes, der mindes­tens hundert Jahre tot ist.«
»Und was ist so ein Schattenwe­sen?«, fragte Dorian weiter.
Coco hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen«, meinte sie. »Es gibt unzählige Arten von Schat­tenwesen. Es kann der Geist eines Ermordeten sein, aber auch ein lebender Mensch, der sich in einen Schatten verwandeln oder andere Menschen zu schattenlosen Wesen machen kann. Ich müsste wissen, welche Art von Schattenwesen ver­nichtet werden soll.«
»Ich habe leider selbst keine Ah­nung«, sagte Dorian nachdenklich. »Phillip überdeckt die Schatten je­denfalls mit schwarzer Farbe, aber ich weiß nicht, was er damit aus­drücken will.« Er wandte sich zur Tür. »Ich werde jetzt erst einmal ins Grosvenor Hospital fahren. Der 0. I. will, dass ich mir dort etwas ansehe.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 16, 2. Spalte, 1. – 4. Absatz
Einer­seits war ihr Schlupfwinkel in der Ba­ring Road recht günstig gewählt; der Nachteil war nur, daß sich die Villa am Stadtrand von London befand und es einige Zeit dauerte, bis man das Zentrum erreicht hatte.
Er überquerte die Westminster Bridge, fuhr an den Houses of Parlament vorbei und bog dann in die Mill­bank Street ein, die direkt parallel zur Themse lief. Nach einigen Minuten er­reichte er die Grosvenor Road und blieb kurz vor dem Dolphin Square ste­hen. Er stieg aus und das Dutzend Stu­fen hoch, die zum Besuchseingang des Spitals führten.
Neben der Portierloge erwartete ihn bereits Tony Burnett. Er faltete die Evening News zusammen und kam Dorian entgegen.
Burnett war alles andere als das, was man sich gemeinhin unter einem Geheimagenten vorstellte. Er war klein und kugelrund und lächelte ununterbrochen; seine Stimme war zart und wohlklingend und er trug einen hoffnungslos veralteten Mantel und einen zerbeulten Hut. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 14, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 15, 1. Spalte, 2. Absatz
So gesehen war ihr Schlupfwinkel in der Baring Road recht günstig gewählt; der Nachteil war nur, dass sich die Villa am Stadtrand von London befand und es einige Zeit dauerte, bis man das Zentrum erreicht hatte.
Er überquerte die Westminster Bridge, fuhr an den Houses of Parliament vorbei und bog dann in die Millbank Street ein, die parallel zur Themse verlief. Nach einigen Minu­ten erreichte er die Grosvenor Road und blieb kurz vor dem Dolphin Square stehen. Er stieg aus und eilte das Dutzend Stufen hoch, die zum Besuchseingang des Spitals führten. Neben der Portierloge erwartete ihn bereits Tony Burnett. Er faltete die Evening News zusammen und kam Dorian entgegen. Der Exekutor In­quisitor trug einen hoffnungslos ver­alteten Mantel und einen zerbeulten Hut und war alles andere als das, was man sich gemeinhin unter einem Geheimagenten vorstellte. Er war klein und kugelrund und lächelte ununterbrochen; seine Stimme war zart und wohlklingend. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 16, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 17, 2. Spalte, 3. Absatz
„Hier ist das Mädchen“, sagte Bur­nett.
Er blieb vor einer fahrbaren Bahre stehen. Ein Tuch war über die Leiche gebreitet worden. Ein weißgekleide­ter Mann kam aus einer kleinen Kammer, nickte Dorian flüchtig zu und zog das Tuch zurück.
Hunter trat einen Schritt näher. Das Mädchen war völlig nackt.
Ihre Haut wirkte wie uraltes Perga­ment; sie war faltig und schimmerte seltsam.
„Greifen Sie mal das Mädchen an, Mr. Hunter!“ sagte Burnett.
Dorian streckte zögernd seine rech­te Hand aus und berührte kurz den Bauch des Mädchens. Erschrocken zog er die Hand zurück. Der Körper des Mädchens war eiskalt. Dorian hat­te schon oft Tote gesehen und sie auch berührt, aber so etwas hatte er noch nie gespürt. Der Körper des Mädchens war wie ein Eisblock.
„Versuchen Sie die Hände der Toten zu bewegen!“ sagte Burnett.
Dorian packte eine Hand der Toten und versuchte sie zu bewegen, doch es gelang ihm nicht. Sie war eine Eissta­tue.
„Woran ist sie gestorben?“ wandte sich Dorian an Burnett.
Der dicke Mann hob die Schultern und ließ sie fallen. „Keine Ahnung. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Es ist aber noch etwas merkwürdig.“
Neben dem Mädchen lag ein Skal­pell. Burnett nahm, es und reichte es Dorian.
„Versuchen Sie mal die Haut zu ver­letzen!“ sagte der Agent.
Dorian probierte es, doch das schar­fe Instrument glitt immer wieder ab. Er warf das Skalpell neben das Mäd­chen und wandte sich Burnett zu.
„Wer ist die Tote?“ fragte er.
„Miriam Corbey“, sagte Burnett. „Eine Stripteasetänzerin. Fünfundzwanzig Jahre alt. Sie trat in drei Lo­kalen in Soho auf. Seit einiger Zeit soll sie sich seltsam verhalten haben. Vor kurzem verschwand eine Freun­din von ihr, mit der sie gemeinsam eine Wohnung gemietet hatte. Heute rann­te sie plötzlich aus einem Klub, in dem sie einen Auftritt hatte, auf die Straße und brach zusammen. Die Polizei verständigte uns, da so seltsame Fälle in unseren Aufgabenbereich fallen. Scot­land Yard hat es gut. Wir haben im­mer diese merkwürdigen Fälle zu be­arbeiten.“
Dorian nickte geistesabwesend. Auf­merksam sah er die Tote an. Sie muß­te einmal recht hübsch gewesen sein; jetzt war sie es nicht mehr; das ver­zerrte Gesicht war eine häßliche Frat­ze.
„Ich möchte mir die Wohnung des Mädchens ansehen“, sagte Dorian. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 15, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 16, 1. Spalte, 3. Absatz
»Hier ist das Mädchen«, meinte er, nachdem er vor einer fahrbaren Bahre stehen geblieben war. Ein Tuch war über die Leiche gebreitet worden. Ein weiß gekleideter Mann kam aus einer kleinen Kammer, nickte Dorian flüchtig zu und zog den Stoff zurück. Der Dämonen­killer trat einen Schritt näher. Das Mädchen war völlig nackt. Ihre Haut wirkte wie uraltes Pergament; sie war faltig und schimmerte selt­sam. Zögernd streckte Dorian seine Hand aus und berührte den Bauch des Mädchens. Erschrocken fuhr er zurück. Der Körper des Mädchens schien fast gefroren. Dorian hatte schon oft Tote gesehen und sie auch berührt, aber so etwas hatte er noch nie gespürt. Der Körper des Mäd­chens war wie ein Eisblock.
»Versuchen Sie, die Hände der Toten zu bewegen!«, sagte Burnett.
Dorian ergriff den Unterarm der Toten. Es gelang ihm nicht. Der Kör­per war hart wie eine Statue.
»Woran ist sie gestorben?«, wandte sich Dorian an Burnett.
Der dicke Mann hob die Schul­tern. »Keine Ahnung. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Das ist aber noch längst nicht alles.« Mit diesen Worten ergriff Burnett ein Skalpell, das auf der Bahre lag, und strich damit über die Haut der Toten. »Sehen Sie? Die Schneide dringt kei­nen Millimeter tief ein!« Er legte das Skalpell wieder zur Seite und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
»Wer ist die Tote?«, erkundigte sich Dorian.
»Miriam Corbey, eine Striptease­tänzerin. Fünfundzwanzig Jahre alt. Sie trat in drei Lokalen in Soho auf. Seit einiger Zeit soll sie sich seltsam verhalten haben. Vor kurzem ver­schwand eine Freundin von ihr, mit der sie gemeinsam eine Wohnung gemietet hatte. Nach einem Auf­tritt rannte die Corbey heute Abend plötzlich aus einem Club und brach tot auf der Straße zusammen.«
Aufmerksam betrachtete Dorian die Tote. Sie musste einmal recht hübsch gewesen sein, doch jetzt war ihr Gesicht nur noch eine verzerrte, hässliche Fratze.
»Ich möchte mir die Wohnung des Mädchens ansehen«, sagte der Dämonenkiller.

 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 17, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 18, 1. Spalte, 5. Absatz
Zehn Minuten später blieb Dorian vor einem neuerbauten Haus am Belgrave Square stehen. Das Haustor stand offen. Mit dem Aufzug fuhren sie in den vierten Stock. Ein unifor­mierter Polizist stand vor der Woh­nungstür. Burnett zeigte seinen Aus­weis vor, und der Polizist ließ sie in die Wohnung.
Es war eine Dreizimmerwohnung, die überraschend geschmackvoll eingerichtet war. Die Mädchen hatten viel Geld in die Einrichtung investiert. Dorian ging durch alle Räume und sah sich flüchtig um. Die Polizei hatte alles auf den Kopf gestellt.
Schließlich ging er systematisch vor. Er begann mit der Diele, öffnete alle Kästen und Schränke, fand aber nichts Besonderes. Nur die üblichen Dinge, die in einem Vorzimmer aufbe­wahrt werden. Die Küche und das Badezimmer untersuchte er nur flüch­tig.
„Rufen Sie mal bei Scotland Yard an, Burnett“, sagte Dorian, „und fragen Sie, ob etwas Besonderes entdeckt wurde!“
Burnett nickte und ging telefonie­ren. Dorian nahm sich indessen das Schlafzimmer vor. Er sah in die Schränke, fand aber nur Kleidungs­stücke und Wäsche. Im Wohnzimmer entdeckte er eine erstklassige Stereo­anlage. Dorian sah sich flüchtig die Platten durch und war erstaunt, daß es mit ganz wenigen Ausnahmen nur klassische Musik war. Unter den Bü­chern in der Schrankwand lagen eini­ge Prospekte, die er flüchtig durch­sah und auf den Tisch legte, um sie später genauer anzusehen. Die Bü­cher waren hauptsächlich Taschenbuchausgaben von Bestsellern der ver­gangenen Jahre.
Burnett kam ins Zimmer zurück.
„Scotland Yard entdeckte nichts Be­sonderes“, sagte er. „Sie nahmen auch nichts mit.“
„Was ist mit der Freundin des toten Mädchens?“ fragte Dorian.
„Sie heißt Kathy Boucher und arbei­tete ebenfalls als Stripperin. Sie verschwand vor drei Wochen völlig spur­los und tauchte seither nicht mehr auf. Scotland Yard beschäftigt sich nicht mehr mit dem Fall. Er wurde uns offiziell übertragen.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 16, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 16, 2. Spalte, 4. Absatz
Burnett nickte, und gemeinsam verließen sie das Hospital. Nur wenige Minuten später erreichten sie ein neu erbautes Haus am Belgrave Square. Das Haustor stand offen. Mit dem Aufzug fuhren sie in den vier­ten Stock. Ein uniformierter Polizist stand vor der Wohnungstür. Burnett zeigte seinen Ausweis vor, und der Beamte ließ sie ein. Die Wohnung besaß drei Zimmer und war überra­schend geschmackvoll eingerichtet. Die beiden Mädchen hatten viel Geld in die Einrichtung investiert. Dorian ging durch alle Räume und sah sich flüchtig um. Die Polizei hatte alles auf den Kopf gestellt. Schließlich ging er systematisch vor. Er begann mit der Diele, öffnete alle Kästen und Schränke, fand aber nichts Be­sonderes. Nur die üblichen Dinge, die in einem Vorzimmer aufbewahrt werden. Die Küche und das Bade­zimmer untersuchte er nur flüchtig.
»Rufen Sie mal bei Scotland Yard an, Burnett«, sagte Dorian, »und fragen Sie, ob etwas Besonderes entdeckt wurde!«
Während der Agent zum Telefon ging, nahm sich Dorian das Schlafzimmer vor. Er sah in die Schränke, fand aber nur Kleidungsstücke und Wäsche. Im Wohnzimmer entdeckte er eine erstklassige Hi-Fi-Anlage und unzählige Platten und CDs. Erstaunt registrierte er, dass die beiden Frauen offenbar klassische Musik bevorzugt hatten. Neben den Büchern in der Schrankwand lagen einige Prospekte, die er flüchtig durchsah und auf den Tisch legte, um sie später genauer anzusehen. Die Bücher waren hauptsächlich Ta­schenbuchausgaben von Bestsellern der vergangenen Jahre.
Burnett kam ins Zimmer zurück. »Scotland Yard hat nichts Besonderes entdeckt«, meldete er. »Sie haben auch nichts mitgenommen.«
»Was ist mit der Freundin des toten Mädchens?«
»Sie heißt Kathy Boucher und arbeitete ebenfalls als Stripperin. Vor drei Wochen ist sie spurlos verschwunden. Scotland Yard beschäf­tigt sich nicht mehr mit dem Fall. Er wurde uns offiziell übertragen.«

 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 18, 1. Spalte, 6. Absatz – Seite 18, 2. Spalte, 3. Absatz
Dorian zog einige Laden der Schrankwand auf. In einer entdeckte er ein Fotoalbum und eine Dokumen­tenmappe. Er sah die Fotos genau an, doch sie ergaben nichts Aufregendes. Es waren Fotos, die hauptsächlich Miriam und ein anderes Mädchen zeig­ten, von dem Dorian später erfuhr, daß es Kathy Boucher war. Auch die Dokumente waren nicht besonders aufschlußreich. Die beiden Mädchen hatten ihre Geburtsurkunden, Zeugnisse, etc. gemeinsam in dieser Mappe aufbewahrt. Miriam stammte aus Liverpool und Kathy aus Bristol. Die Wohnung hatten sie vor zwei Jahren gekauft. Dorian fand einige Möbel­rechnungen. Die Mädchen hatten tatsächlich viel Geld investiert. Auf einem Sparbuch, das auf Corbeys Namen lief, waren trotzdem noch mehr als tausend Pfund.
Doch er fand keinen Kalender, keinerlei Briefe oder ein Tagebuch; keinerlei Hinweise auf die Familie der Mädchen oder Bekannte und Freun­de.
Als letztes nahm er sich den Stoß Prospekte vor, die er auf den Tisch ge­legt hatte. Er blätterte sie durch. Hauptsächlich handelte es sich um Werbeschriften von Wintersport­arten in Frankreich, der Schweiz und Österreich. Doch dazwischen lag ein Prospekt, der überhaupt nicht dazupaßte. Er schlug die Werbeschrift auf und sah sie genau an.
Es war ein billiger Prospekt, auf schlechtem Papier gedruckt, mit drittklassigen Bildern. Auf der Vordersei­te stand in großen Blockbuchstaben: DAS WACHSFIGURENKABINETT DER MADAME PICARD. Auf der Rückseite hatte jemand mit Bleistift das Datum des gestrigen Tages ge­schrieben und darunter Sonderfüh­rung. Das Wort war dreimal unterstri­chen und ein großes Fragezeichen und ein kleines Rufzeichen daneben ge­malt.
Dorian steckte den Prospekt ein.

 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 16, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 17, 1. Spalte, 1. Absatz
Dorian zog einige Laden der Schrankwand auf. In einer ent­deckte er ein Fotoalbum und eine Dokumentenmappe. Die Fotos zeigten hauptsächlich Miriam und ein anderes Mädchen, von dem er vermutete, dass es sich um Kathy Boucher handelte. Auch die Do­kumente waren nicht besonders aufschlussreich. Die beiden Mäd­chen hatten ihre Geburtsurkun­den, Zeugnisse etc. gemeinsam in dieser Mappe aufbewahrt. Miriam stammte aus Liverpool und Kathy aus Bristol. Die Wohnung hatten sie vor zwei Jahren gekauft. Dorian fand einige Möbelrechnungen. Die Mädchen hatten tatsächlich viel Geld investiert. Auf einem Spar­buch, das auf Corbeys Namen lief, befanden sich trotzdem noch mehr als tausend Pfund. Ein Adressbuch, Briefe, ein Tagebuch oder sonst et­was, das ihm über die Familie der Mädchen oder ihre Bekannten und Freunde hätte Auskunft geben kön­nen, fand er nicht. Als Letztes nahm er sich den Stoß Prospekte vor, die er auf den Tisch gelegt hatte, und blätterte sie durch. Hauptsächlich handelte es sich um Werbeschriften von Wintersportorten in Frank­reich, der Schweiz und Österreich. Dazwischen lag ein Prospekt, der überhaupt nicht dazu passte. Er war auf schlechtem Papier gedruckt. DAS WACHSFIGURENKABINETT DER MADAME PICARD stand in großen Blockbuchstaben auf der Vorderseite. Auf die Rückseite hatte jemand mit Bleistift das Datum des gestrigen Tages geschrieben und darunter SONDERFÜHRUNG. Das Wort war dreimal unterstrichen, und dahinter stand ein Fragezeichen. Dorian steckte den Prospekt ein. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 18, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 19, 1. Spalte, 2. Absatz
„Burnett“, sagte er. „Ich möchte alle verfügbaren Unterlagen über das Wachsfigurenkabinett der Madame Picard haben. Das Kabinett befindet sich in Forest Hill. Scheint ein ziem­lich müdes Ding zu sein, nach der Gegend zu schließen. Dorthin verirrt sich doch kaum ein Fremder.“
„Das würde ich nicht sagen“, meinte Burnett. „Immerhin liegt da auch das Horniman Museum, das recht interes­sant ist. Es ist durchaus möglich, daß einige Touristen sich auch dieses Wachsfigurenkabinett ansehen, ob­zwar ich davon noch nie etwas gehört habe.“
„Ich habe auch noch nie etwas da­von gehört. Madame Tussauds ist ein Begriff, doch Madame Picard sagt mir gar nichts. Haben Sie die Adressen der Lokale, in denen Miriam aufgetre­ten ist?“
„Ja, die habe ich“, sagte Burnett und reichte Dorian ein Blatt Papier, auf dem sie vermerkt waren.
Dorian entdeckte in einer Lade noch einen Fotoapparat. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 17, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 17, 2. Spalte, 2. Absatz
»Ich möchte alle verfügbaren Unterlagen über das Wachsfigurenkabinett der Madame Picard haben, Burnett. Es befindet sich in Forest Hill. Scheint ein ziemlich müdes Ding zu sein, nach der Gegend zu schließen. Dorthin verirrt sich doch kaum ein Fremder.«
»Das würde ich nicht sagen. Im­merhin liegt da auch das Horniman Museum, das recht interessant ist. Es ist durchaus möglich, dass einige Touristen sich auch dieses Wachsfigurenkabinett ansehen.«
»Ich habe jedenfalls noch nie da­von gehört. Haben Sie die Adressen der Lokale, in denen Miriam aufge­treten ist?«
Burnett reichte Dorian ein Blatt Papier. Der Dämonenkiller steckte es ein und sah sich noch einmal flüchtig um. In einer Lade entdeckte er noch einen Fotoapparat. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 19, 1. Spalte, 6. Absatz – Seite 19, 2. Spalte, 8. Absatz
Nur wenige Leute waren auf den Straßen. Das Wetter war unfreundlich - keine Jahreszeit für Touristen - und den Einheimi­schen bot Soho nur noch wenig Reize. Eine Spielhalle war offen, und lautes Lachen drang auf die Straße heraus, doch die meisten der billigen Nachtlo­kale, von denen es oft mehr als zehn in den kurzen Gassen gab, waren zuge­sperrt.
Endlich erreichte Dorian den Dia­mond-Klub. Er blieb vor dem Schaufenster stehen, das sich in nichts von Schaufenstern anderer Klubs unter­schied. Einige dürftig bekleidete Schönheiten sollten zum Besuch des Lokals animieren.
Dorian steckte sich eine Zigarette an und sah nach rechts und links. Die Straße war menschenleer. Er trat an die Kasse, und der Neger, der dahinter saß, grinste ihm freundlich zu.
„Fünfzig Pence“, sagte der Schwar­ze und schob Dorian eine Mitgliedskarte hin.
Auch eine dumme Sache, diese Mit­gliedskarten. Zutritt zu solchen Lokalen hatten nur Mitglieder, doch jeder konnte Mitglied werden. So einfach war es, bestehende Gesetze zu umge­hen.
Dorian holte eine Einpfundnote her­aus und schob sie dem Farbigen hin. Als dieser ihm das Wechselgeld her­ausgeben wollte, winkte Dorian ab.
Er stieg die schmale Treppe hin­unter, die ins Lokal führte. Es war vie­le Jahre her, seit er das letztemal so eine miese Bude betreten hatte. Sie war absolut letztklassig. Vor vielen Jahren waren solche Lokale noch ein Geschäft gewesen, doch jetzt nicht mehr. Das Publikum war verwöhnt und hatte kaum noch etwas für bil­ligen Striptease übrig.
Dorian stellte sich an den schmutzi­gen Tresen, bestellte eine Tasse Tee mit Milch, setzte sich dann und sah auf die Bühne, auf der sich ein blon­des Mädchen gelangweilt entblätterte. Außer ihm waren nur noch vier Gä­ste im Lokal, die sich spöttisch über die nicht vorhandenen Qualitäten der Stripperin unterhielten, die das aber überhaupt nicht störte.
Dorian nahm seine Teetasse, tropfte etwas Milch hinein, rührte einmal um und trank die Tasse auf einen Zug leer. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 17, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 18, 1. Spalte, 3. Absatz
Nur we­nige Leute befanden sich auf den Straßen. Die Touristensaison war vorüber, und den Einheimischen bot Soho nur noch wenig Reize. Eine Spielhalle war offen, und lautes Lachen drang auf die Straße heraus, doch die meisten der billigen Nachtlokale, von denen es oft mehr als zehn in den kurzen Gassen gab, waren dunkel. Endlich erreichte Dorian den Diamond Club. Er blieb vor dem Schaufenster stehen, das sich in nichts von denen anderer Clubs un­terschied. Einige dürftig bekleidete Schönheiten sollten zum Besuch des Lokals animieren.
Dorian steckte sich eine Player's an und sah sich um. Die Straße war menschenleer. Er trat an die Kasse. Der Schwarze hinter der Scheibe grinste ihn freundlich an. »Fünfzig Pence«, sagte er und schob eine Ein­trittskarte durch die Öffnung.
Dorian holte eine Einpfundnote heraus und schob sie dem Farbigen hin. Als dieser ihm das Wechselgeld herausgeben wollte, winkte Dorian ab. Dann stieg er die schmale Treppe hinunter, die ins Lokal führte. Es war einige Jahre her, seit er das letzte Mal so eine miese Bude betre­ten hatte. Sie war absolut letztklassig. Früher war mit solchen Lokalen noch ein Geschäft zu machen gewe­sen. Inzwischen war das Publikum jedoch einigermaßen verwöhnt und hatte kaum noch etwas für billigen Striptease übrig. Der Dämonenkiller setzte sich an den Tresen und be­stellte eine Tasse Tee mit Milch. Auf der Bühne entblätterte sich gerade gelangweilt ein blondes Mädchen. Außer Dorian waren nur noch vier Gäste im Lokal, die sich spöttisch über die nicht vorhandenen Qualitäten der Stripperin unterhielten. Die Frau störte sich daran allerdings wenig. Dorian goss etwas Milch in seinen Tee, rührte um und trank die Tasse dann in einem Zug leer. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 19, 2. Spalte, 10. Absatz – Seite 20, 2. Spalte, 4. Absatz
„So, Sie wollen Max sprechen“, sag­te der Mann und beugte sich vor. „Weshalb?“
Dorian warf dem Mann einen Blick zu, und der Barkeeper zuckte erschrocken zurück. Dieser Mann ist gefährlich, sagte er sich.
„Sagen Sie Shulburg, daß ich einige Fragen habe, Miriam Corbey und Kathy Boucher betreffend.“
„Polizei?” fragte der Barkeeper, und Dorian nickte. „Kommen Sie mit!“
Dorian folgte ihm. Sie gingen durch das Lokal und verschwanden im Gang, der zu den Garderoben der Stripperinnen führte. Vor einer Tür blieb der Barkeeper stehen und klopfte. Dann trat er ein, und Dorian folgte.
Hinter einem kleinen Schreibtisch saß ein rotgesichtiger Mann, der unwillig aufsah.
„Was gibt es, Henry?“ fragte er knurrend.
„Polizei, Max“, sagte Henry.
Max stand auf. Er war ein kleiner Mann, der Dorian kaum bis ans Kinn reichte. Sein Schädel war völlig kahl, sein Gesicht aufgedunsen und feuerrot.
„Polizei?” fragte Max erschrocken.
„Es geht um Miriam und Kathy“, sagte der Barkepper.
„Setzen Sie sich, bitte!“ sagte Max und zeigte auf einen alten Stuhl.
Dorian setzte sich.
„Hau ab, Henry!“
Der Barkeeper verschwand.
Der Raum war spartanisch eingerichtet. Das Mobiliar mußte von einem Altwarenhändler stammen. Die Wände waren mit Mädchenbildern beklebt.
Max verlangte keinen Ausweis, und Dorian wunderte sich nicht darüber. Er beugte sich vor und fixierte den Klubbesitzer.
„Was wollen Sie wissen?” fragte die­ser nervös.
Dorian konnte kaum ein Grinsen unterdrücken. Er wußte über diese schmierigen Typen Bescheid. Sie hatten alle Angst vor der Polizei. Fast je der hatte seine Hände in irgendwelchen schmutzigen Geschäften. Einige dieser Besitzer führten die Klubs nur, um ihre anderen Tätigkeiten zu tarnen.
„Wir wollen mal eines klarstellen, Shulburg“, sagte Dorian kalt. „Mich interessiert nicht, was Sie so alles treiben, ob Sie mit Rauschgift handeln oder Pornofilme verkaufen. Ich bin nur an Informationen über Kathy und Miriam interessiert. Wenn ich aber den Eindruck gewinne, daß Sie meine Fragen zögernd beantworten, dann kann ich auch anders. Dann nehmen wir Sie und Ihren Saftladen. unter die Lupe, verstanden?“
Max war bleich geworden. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
„Verstanden“, hauchte er tonlos

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 18, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 19, 1. Spalte, 3. Absatz
»So, Sie wollen Max sprechen«, entgegnete der Mann und beugte sich vor. »Weshalb, wenn ich fragen darf?«
Der Dämonenkiller blickte ihn nur kurz an; das reichte, um den Fettsack ängstlich zusammenzucken zu lassen. Dorian kannte seine Wirkung auf andere Menschen. Nicht selten machte er auf Fremde einen kalten, wenn nicht sogar unheimli­chen Eindruck.
»Sagen Sie Shulburg, dass ich einige Fragen habe, Miriam Corbey und Kathy Boucher betreffend.«
»Polizei?«, fragte der Barkeeper. »Dann folgen Sie mir!«
Sie gingen durch das Lokal und verschwanden im Gang, der zu den Garderoben der Stripperinnen führte. Vor einer Tür blieb der Bar­keeper stehen und klopfte. Als sie eintraten, erblickte Dorian einen Mann, der hinter einem kleinen Schreibtisch saß. Er schien nicht gerade erfreut über die Störung zu sein.
»Was gibt es, Henry?«, fragte er knurrend.
»Polizei«, erwiderte Henry lapi­dar.
Max stand auf. Er war ein klei­ner Mann, der Dorian kaum bis ans Kinn reichte. Sein Schädel war völ­lig kahl, sein Gesicht aufgedunsen und feuerrot. »Polizei?«, fragte er erschrocken.
»Es geht um Miriam und Kathy«, sagte der Barkeeper.
Max nickte und zeigte auf einen alten Stuhl. »Setzen Sie sich doch.« An Henry gewandt fuhr er fort. »Du kannst verschwinden.«
Dorian nahm Platz, während sich der Barkeeper zurückzog. Der Raum war spartanisch eingerichtet. Das Mobiliar musste von einem Altwa­renhändler stammen. Die Wände waren mit Mädchenbildern beklebt. Max verlangte keinen Ausweis, und Dorian wunderte sich nicht darüber. Er beugte sich vor und fixierte den Clubbesitzer, dem sein Erscheinen einen gehörigen Schreck eingejagt zu haben schien. Dorian konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. Er wusste über diese schmierigen Ty­pen Bescheid. Sie waren meist nur kleine Fische und hatten alle Angst vor der Polizei. Fast jeder hatte seine Hände in irgendwelchen schmutzi­gen Geschäften.
»Wir wollen zunächst eines klarstellen, Shulburg«, sagte der Dämonenkiller. »Mich interessiert nicht, was Sie so alles treiben, auch nicht, wenn es illegal ist. Ich bin nur an Informationen über Kathy und Miriam interessiert. Wenn ich aber den Eindruck gewinne, dass Sie nicht ehrlich zu mir sind, dann kann ich auch anders. Dann nehmen wir Sie und Ihren Saftladen genauestens unter die Lupe, verstanden?«
Max wurde blass, Schweiß perlte auf seiner Stirn. »Verstanden«, sagte er. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 20, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 21, 1. Spalte, 3. Absatz
„Seit wann waren die Mädchen bei Ihnen beschäftigt?“
„Kathy seit etwa einem Jahr. Miriam erst seit einem halben. Die beiden waren befreundet. Sie hatten eine ge­meinsame Wohnung.“
Dorian nickte. „Erzählen Sie mir alles, was Sie über die Mädchen wissen!“
„Das ist nicht viel“, meinte Max. „Sie waren anders als die anderen Mädchen. Sie schlossen sich zusammen und beachteten die anderen kaum. Diese Stripperinnen sind doch alle Huren, aber die zwei waren eine Ausnahme. Sie waren lesbisch, das stand eindeutig fest, aber mit den anderen Mädchen ließen sie sich nicht ein, obwohl es einige probierten. Und Männer interessierten sie überhaupt nicht. Bei den meisten Mädchen ist es doch so, daß sie nach Ende der Vorstel­lung mit irgendeinem Mann in ein Hotel gehen. Das ist ja ihr Hauptverdienst. Aber Miriam und Kathy machten da nicht mit. Sie paßten überhaupt nicht in diesen Betrieb.“
„Probierten Sie mal, bei den Mädchen zu landen?“ fragte Dorian.
Max nickte.
„Ja“, sagte er heiser. „Doch ich hatte keinen Erfolg damit. Sie wollten von Männern nichts wissen.“
„Sind Ihnen die Mädchen in letzter Zeit verändert vorgekommen?“
„Allerdings. Es fing mit Kathy an. Sie war oft völlig geistesabwesend. Wenn ich sie ansprach, zuckte sie zusammen. Und dann verschwand sie. Vor drei Wochen. Sie hat nichts mitgenommen. Alle ihre Kleider, ihren Schmuck, alles, was ihr gehörte, sie zurück. Wohin sie verschwand, weiß niemand. Und seit dem Verschwinden war Miriam ebenfalls verändert. Sie fühlte sich schwach und sah überall Gespenster. Sie behauptete, daß verschiedene Gegenstände zum Leben erwachen würden und sie packen wollten. Hirngespinste, ich weiß, aber sie sagte es. Und heute, bei ihrem zweiten Auftritt hier, wirkte sie besonders seltsam. Sie brachte eine neue Nummer, doch wenn ich es mir jetzt so überlege, war es keine neue Nummer.“
„Was meinen Sie damit?”
Max preßte die Lippen zusammen. „Das ist schwer zu sagen. Ich kann es nicht in Worte fassen. Zuerst zog sie ihre Nummer wie üblich ab, doch dann ... Es war so, als würde sie mit einem Unsichtbaren kämpfen, verstehen Sie? Sie wand und drehte sich und rief dabei: ‚Nicht!' und ‚Nein!' Es sah gut aus. Mal was anderes, aber vielleicht steckte doch mehr dahinter. Ich lese gern Geisterstories und da - naja, da passieren auch so seltsame Dinge. Ich weiß natürlich, daß es so was nicht gibt, aber sie verhielt sich so anders, so ganz anders. Und alles begann mit ­dem Verschwinden von Kathy. Vielleicht war sie wahnsinnig. Ich kann es nicht sagen.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 19, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 20, 1. Spalte, 1. Absatz
»Schön. Seit wann waren die Mädchen bei Ihnen beschäftigt?«
»Kathy seit etwa einem Jahr, Miriam erst seit einem halben. Die beiden waren befreundet. Sie hatten eine gemeinsame Wohnung.«
Dorian nickte. »Erzählen Sie mir alles, was Sie über die Mädchen wissen.«
»Das ist nicht viel«, meinte Max. »Sie waren anders als die anderen Mädchen und beachteten diese kaum. Die meisten Stripperinnen sind Huren und gehen nach der Vorstellung mit einem der Gäste ins Bett, aber nicht so Kathy und Miriam. Für Männer haben sie sich nie interessiert. Vielleicht waren sie ja lesbisch, ist mir auch egal. Jedenfalls passten sie im Grunde überhaupt nicht in diesen Laden.«
»Sind Ihnen die Mädchen in letz­ter Zeit verändert vorgekommen?«
»Allerdings. Es fing mit Kathy an. Sie war oft völlig geistesabwesend. Wenn ich sie ansprach, zuckte sie zusammen. Und dann verschwand sie. Vor drei Wochen. Sie hat nichts mitgenommen. Alle ihre Kleider, ih­ren Schmuck, alles, was ihr gehörte, ließ sie zurück. Seitdem war Miriam ebenfalls verändert. Sie fühlte sich schwach und sah überall Gespenster. Sie behauptete, dass verschiedene Gegenstände zum Leben erwachen würden und sie packen wollten. Hirngespinste, ich weiß, aber sie sagte es. Vielleicht hat sie irgend­welche Drogen genommen. Heute, bei ihrem zweiten Auftritt, wirkte sie besonders seltsam. Sie brachte eine neue Nummer, doch wenn ich es mir jetzt so überlege, könnte das gar kein Theater gewesen sein.«
»Was meinen Sie damit?«
Max presste die Lippen zusam­men. »Das ist schwer zu sagen. Ich kann es nicht in Worte fassen. Zuerst lief alles normal. Sie zog sich aus, wie immer halt. Aber plötzlich wurden ihre Bewegungen heftiger. Es schien so, als würde sie mit eitlem Unsicht­baren kämpfen, verstehen Sie? Sie wand sich und rief immer wieder, dass man sie in Frieden lassen solle. Klar, dass die Leute darauf abfuh­ren. Mal was anderes. Aber vielleicht steckte doch mehr dahinter. Ich lese gern Geisterstorys und da - na ja, da passieren auch so seltsame Dinge. Ich weiß natürlich, dass es so was nicht gibt, aber sie verhielt sich so anders, so ganz anders. Und alles begann mit dem Verschwinden von Kathy. Vielleicht war sie wahnsin­nig. Ich kann es nicht sagen.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 21, 1. Spalte, 6. Absatz – Seite 22, 1. Spalte, 2. Absatz
„Ja, das wäre eigentlich alles. Sie sagte, sie sähe Schatten, überall Schatten, die in allen Ecken lauerten und sie verschlingen wollten. Das ist natürlich Unsinn.“ Er schwieg. „Oder vielleicht doch nicht?“
Er sah Dorian an, der interessiert zugehört hatte. Überall stieß er auf Schatten. Die Vampire machten sich Sorgen wegen eines Schattens. Phillip überpinselte die Schatten mit schwarzer Farbe, und der Klubbesitzer sprach nun ebenfalls von Schatten. Dorian war ziemlich sicher, daß zwi­schen diesen Vorfällen ein Zusammenhang bestand.
„Ich möchte mit einer der Stripteasetänzerinnen sprechen“, sagte er.
„Das läßt sich machen“, meinte Max und stand auf.
Fünf Minuten später kam er mit dem Mädchen zurück, das bei Dorians Eintritt mit ihrer Nummer begonnen hatte. Sie war eine dreißigjährige Frau, deren Gesicht auch die dick aufgetragene Make-up-Schicht keinen Reiz verlieh. Unter der Puderschicht zeichneten sich die Tränensäcke und tiefen Falten deutlich ab. Die Haarwurzeln waren dunkel und das Haar honigfarben gefärbt. Sie trug einen weißen, schmutzigen Morgenrock, der über dem Busen weit offenstand und ihre schweren Brüste sehen ließ. Sie setzte sich und überkreuzte die dicken Beine.
„Was gibt's, Süßer?“ fragte sie und sah Dorian gleichgültig an.
„Was können Sie mir über Miriam und Kathy erzählen?“
„Über die beiden wollen Sie was wissen?“ Sie verzog verächtlich die Mundwinkel. „Ich kannte die beiden kaum. Die hatten doch nur Augen für sich. Waren ganz schön scharf aufeinander. Ich überraschte sie mal in der Garderobe. Sie trieben es ganz schön bunt. Wollen Sie Einzelheiten darüber hören?“
Dorian schüttelte den Kopf. „Nein, ich will wissen, wie sie zu den anderen Mädchen standen.“
„Da kann ich Ihnen nicht helfen, Mister“, sagte sie. „Keine Ahnung. Sie grüßten uns zwar, aber sonst wollten sie nichts mit uns zu tun haben. Waren ziemlich eigenartig die beiden. Sie paßten überhaupt nicht zu uns. Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich sprach kaum zehn Worte mit den beiden.“
Dorian fuhr nachdenklich zurück in die Villa in der Baring Road. Alle schliefen schon. Coco bewegte sich, als er ins Schlafzimmer trat. Er zog sich in der Dunkelheit aus und legte sich ins Bett. Lange konnte er nicht einschlafen. Seine Gedanken beschäftig­ten sich mit dem seltsamen Tod des Mädchens.

 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 20, 1. Spalte, 3. Absatz – Seite 20, 2. Spalte, 7. Absatz
»Das war eigentlich alles. Miriam sagte, sie sehe Schatten, überall Schatten, die in allen Ecken lauerten und sie verschlingen wollten. Das ist natürlich Unsinn.« Er schwieg. »Oder vielleicht doch nicht?«
Er sah Dorian an, der interessiert zugehört hatte. Überall stieß er auf Schatten. Die Vampire machten sich Sorgen wegen eines Schattens, Phillip überpinselte die Schatten mit schwarzer Farbe, und der Clubbesit­zer sprach nun ebenfalls von Schat­ten. Dorian war ziemlich sicher, dass zwischen diesen Vorfällen ein Zusammenhang bestand.
»Ich möchte mit einer der Strip­tease-Tänzerinnen sprechen«, sagte er.
»Das lässt sich machen«, meinte Max und stand auf. Fünf Minuten später kam er mit dem Mädchen zurück, das bei Dorians Eintritt mit ihrer Nummer begonnen hatte. Sie war eine dreißigjährige Frau, deren Gesicht auch die dick aufgetragene Make-up-Schicht keinen Reiz ver­lieh. Unter dem Puder zeichneten sich die Tränensäcke und tiefen Falten deutlich ab. Die Haarwurzeln waren dunkel, die Spitzen jedoch blond gefärbt. Sie trug einen weißen, schmutzigen Morgenrock, der über dem Busen weit offenstand und ihre schweren Brüste sehen ließ. Als sie sich Dorian gegenübersetzte, versuchte sie, einen möglichst gleich­gültigen Eindruck zu machen.
»Was gibt's, Süßer?«, fragte sie und überkreuzte lässig ihre Beine.
»Was können Sie mir über Miriam und Kathy erzählen?«
»Über die beiden wollen Sie was wissen?« Sie verzog verächtlich die Mundwinkel. »Ich kannte sie kaum. Die hatten doch nur Augen für sich. Waren ganz schön scharf aufein­ander. Ich überraschte sie mal in ihrer Garderobe. Sie trieben es ganz schön bunt. Wollen Sie Einzelheiten wissen?«
Dorian schüttelte den Kopf. »Nein, aber mich interessiert, wie sie zu den anderen Mädchen standen.«
»Da kann ich Ihnen nicht helfen, Mister«, sagte sie. »Keine Ahnung. Sie grüßten uns zwar, aber sonst wollten sie nichts mit uns zu tun haben. Waren ziemlich eigenartig, die beiden. Sie passten überhaupt nicht zu uns. Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich habe in all der Zeit kaum zehn Worte mit ihnen gewechselt.«
Dorian bedankte sich und verließ den Club. Nachdenklich fuhr er in die Baring Road zurück. 

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Seite 22, 1. Spalte, 3. Absatz – Seite 22, 2. Spalte, 2. Absatz
Als er kurz nach neun Uhr das Früh­stückszimmer betrat, lag ein dicker Briefumschlag auf dem Tisch. Dorian setzte sich und riß das Kuvert auf.
Obenauf lag ein Bericht über das Wachsfigurenkabinett der Madame Picard, den er vorerst zur Seite legte. Außerdem war mit einer Büroklam­mer ein Zettel an fünf Farbfotos befe­stigt.
Die Fotos sind sehr interessant, O.I. stand darauf.
Dorian nahm sich die Fotos vor. Das erste zeigte eine Porträtaufnahme von Miriam, das zweite eine von Ka­thy. Beim dritten Bild hielt Dorian unwillkürlich den Atem an. Es zeigte Kathy vor einem Haus. Sie stand ne­ben einer Laterne, die einen deut­lichen Schatten warf, doch Kathy warf keinen Schatten. Auf dem näch­sten Foto war wieder das Mädchen zu sehen. Diesmal hatte sie drei Schat­ten, von denen einer höchst seltsam ge­formt war. Aber das letzte Foto brach­te die größte Überraschung. Nach dem Kleid zu urteilen, mußte es sich wieder um Kathy handeln. Doch dort, wo sich ihr Kopf hätte befinden sol­len, war nichts außer einem hellen Fleck; und durch diesen Fleck konnte man undeutlich den Hintergrund erkennen.
Dorian sah sich die Fotos genau an und nahm sich dann den Bericht über Madame Picard vor. Mit richtigem Na­men hieß sie Suzanne Fletcher und war vor achtundzwanzig Jahren in London geboren. Das Wachsfigurenkabinett hatte sie vor einem halben Jahr eröffnet. Es fand aber nicht viel Zuspruch, da die Wachsfiguren nicht die Qualität von Madame Tussauds er­reichten. Suzanne Fletcher war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekom­men. Ein Foto von ihr war dem Be­richt beigefügt. Es zeigte eine nicht un­hübsche schwarzhaarige Frau mit großen nachtschwarzen Augen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 20, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 22, 1. Spalte, 1. Absatz
Als Dorian am nächsten Morgen um kurz nach neun Uhr das Frühstückszimmer betrat, lag ein dicker Briefumschlag auf dem Tisch. Er setzte sich und riss das Kuvert auf. Obenauf lag ein Bericht über das Wachsfigurenkabinett der Madame Picard, den er vorerst zur Seite legte. Außerdem war mit einer Büroklam­mer ein Zettel an fünf Farbfotos be­festigt. Schauen Sie sich die Bilder an. Sie sind sehr interessant. 0. I., stand darauf.
Dorian nahm sich die Fotos vor. Das erste war eine Porträtauf­nahme von Miriam, das zweite eine von Kathy. Beim dritten Bild hielt Dorian unwillkürlich den Atem an. Es zeigte Kathy vor einem Haus. Sie stand neben einer Laterne, die einen deutlichen Schatten warf. Nur Kathys Schatten fehlte. Auf dem nächsten Foto war wieder das Mädchen zu sehen. Diesmal hatte sie drei Schatten, von denen einer höchst seltsam geformt war. Das letzte Foto jedoch brachte die größte Überraschung. Nach dem Kleid zu urteilen, musste es sich wieder um Kathy handeln, doch dort, wo sich ihr Kopf hätte befinden sollen, war nichts außer einem hellen Fleck, und durch diesen Fleck konnte man un­deutlich den Hintergrund erkennen.
Nachdem er die Fotos nochmals durchgesehen hatte, nahm er sich den Bericht über Madame Picard vor. Mit richtigem Namen hieß sie Suzanne Fletcher und war vor acht­undzwanzig Jahren in London gebo­ren. Das Wachsfigurenkabinett hatte sie vor einem halben Jahr eröffnet. Es fand aber nicht viel Zuspruch, da die Wachsfiguren nicht die Qualität von Madame Tussaud's erreichten. Suzanne Fletcher war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Ein Foto von ihr war dem Bericht beigefügt. Es zeigte eine hübsche schwarzhaarige Frau mit großen, nachtschwarzen Augen.

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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Dorian lehnte sich nachdenklich zurück. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, was dieses Wachsfigurenkabi­nett mit dem Schatten zu tun hatte, doch es war eine der wenigen Spuren, die er hatte.
Als die Tür geöffnet wurde, sah Do­rian auf. Coco kam mit einem großen Tablett ins Zimmer.
„Guten Morgen“, sagte sie fröhlich. Sie stellte das Tablett ab und küßte Dorian auf den Mund.
„Sieh dir das an, Coco!“ sagte Dorian und schob dem Mädchen die Fotos hin.
Coco sah sich die Fotos genau an. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Als sie aufblickte, merkte Dori­an, daß ihr Blick seltsam verschleiert war.
„Wir haben es mit einem gefähr­lichen Gegner zu tun“, sagte sie. „Er kann Menschen zu Schatten verwan­deln, und diese Schattengeschöpfe sind kaum zu töten.“
„Und du bist sicher, daß wir es mit solchen Schatten zu tun haben, Coco?“
Das Mädchen sah die Bilder noch­mals an.
„Ziemlich sicher“, sagte sie. „Es ist eine seltene Fähigkeit, die unglaublich viel Kraft und Kenntnis erfor­dert. Unser Gegner ist stark. Wir müs­sen aufpassen, sonst können wir einige unliebsame Überraschungen erleben.“
Dorian gab ihr einen kurzen Be­richt über das tote Mädchen und das Wachsfigurenkabinett. Coco wollte mitkommen, doch Dorian war dage­gen. Er wollte als harmloser Besucher zu Madame Picard gehen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
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Dorian lehnte sich nachdenklich zurück. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, was dieses Wachsfigurenkabinett mit dem Schatten zu tun hatte, dennoch würde er der Spur nachgehen. Als die Tür geöffnet wurde, sah er überrascht auf. Coco kam mit einem großen Tablett ins Zimmer.
»Guten Morgen«, sagte sie fröh­lich, stellte das Geschirr ab und gab Dorian einen Kuss.
»Sieh dir das an«, sagte er und schob ihr die Fotos hin.
Coco studierte die Bilder auf­merksam. Als sie fertig war, hob sie den Kopf. »Wir haben es mit einem gefährlichen Gegner zu tun«, meinte sie. »Er kann Menschen zu Schatten verwandeln, und diese Schattenge­schöpfe sind kaum zu töten. Es ist eine seltene Fähigkeit, die unglaub­lich viel Kraft und Kenntnis erfor­dert. Unser Gegner ist stark. Wir müssen aufpassen, sonst könnten wir einige unliebsame Überraschun­gen erleben.«
Dorian gab ihr einen kurzen Be­richt über das tote Mädchen und das Wachsfigurenkabinett. Coco schlug vor, ihn zu begleiten, aber er lehnte ab. Er vermutete, dass ihr Name innerhalb gewisser Kreise der Schwarzen Familie bekannt war, und er wollte als harmloser Besucher bei Madame Picard erscheinen. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 23, 1. Spalte, 3. Absatz – Seite 23, 2. Spalte, 4. Absatz
Dorian parkte den Wagen vor dem Museum. Er rauchte noch eine Zigarette, dann stieg er aus und schlender­te die Honor Oak Road entlang. Das Wachsfigurenkabinett befand sich in einem Backsteinhaus in der Benson Road.
Dorian ging langsam darauf zu, durchquerte den Vorgarten und stieg die zwei Stufen zum Eingang hinauf. Er öffnete die Tür. Vor ihm lag ein winziger Raum. Hinter einer Kasse saß eine alte Frau mit weißen Ringellöckchen und einem schönen Spitzen­kragen. Die Brille war ihr weit über die Nase gerutscht, und sie strickte. Jetzt sah sie auf und lächelte.
„Einmal“, sagte Dorian und nahm das Billett in Empfang.
Ein weißer Pfeil wies auf eine Tür. Zum Wachsfigurenkabinett stand dar­auf.
Die alte Frau mit den Ringellöck­chen blickte dem Besucher zufrieden nach. Als dieser verschwunden war, nahm sie einen Zettel und schrieb ein paar Worte darauf. Dann steckte sie den Zettel in eine Schublade und nahm ihre Strickerei wieder auf.
Dorian gelangte in einen großen Raum, der in mehrere Gänge unter­teilt war. Er sah sich kurz um, doch was er zu sehen bekam, entzückte ihn nicht. Die Figuren waren dilettan­tisch ausgeführt. Neben der Tür stan­den einige Monster, die allesamt aus einem SF-Roman der Dreißigerjahre stammen konnten.
Dorian ging weiter. Der abgehackte Kopf von Robespierre grinste ihm aus einer blutbeschmierten Schale ent­gegen, daneben kniete Maria Stuart auf dem Schafott. In einer Nische stand ein ausgestopfter Gorilla, der ein nacktes Wachsmädchen auf den Armen trug. Dieses Mädchen war besonders schlecht ausgeführt.
Doch dann blieb Dorian plötzlich überrascht stehen. Auf einem Bett lag ein alter Mann, die Hände wie in Ab­wehr ausgestreckt, die Augen weit aufgerissen, mit einem Ausdruck, der das Grauen widerspiegelte. Seine Keh­le war durchgebissen. Über ihn ge­beugt stand Dracula. Das Monster war besonders gut getroffen.
Fasziniert starrte Dorian die zwei Gestalten an. Sie paßten gar nicht zu den anderen Wachsfiguren. Rasch blickte er sich um und trat dann nä­her heran. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 22, 1. Spalte, 7. Absatz – Seite 23, 1. Spalte, 1. Absatz
Dorian parkte den Wagen ein Stück von dem Museum entfernt. Er rauchte noch eine Zigarette, dann stieg er aus und schlenderte die Honor Oak Road entlang. Das Wachsfigurenkabinett befand sich in einem Backsteinhaus in der Benson Road. Er ging langsam darauf zu, durchquerte den Vorgarten und stieg die zwei Stufen zum Eingang hinauf. Hinter einer Kasse saß eine alte Frau mit weißen Ringellöckchen und einem schönen Spitzenkragen. Die Brille war ihr weit über die Nase gerutscht, und sie strickte. Jetzt sah sie auf und lächelte.
»Einmal«, sagte Dorian und nahm das Billett in Empfang. Ein weißer Pfeil wies auf eine Tür. Zum Wachsfigurenkabinett, stand darauf. Die alte Frau mit den Ringellöckchen blickte dem Besucher zufrieden nach. Als dieser verschwunden war, nahm sie einen Zettel und schrieb ein paar Worte darauf. Dann steckte sie das Notizblatt in eine Schublade und nahm ihre Strickerei wieder auf.
Dorian gelangte in einen großen Raum, der in mehrere Gänge unter­teilt war. Er sah sich kurz um, doch was er zu sehen bekam, entzückte ihn nicht. Die Figuren waren dilet­tantisch ausgeführt. Neben der Tür standen einige Monster, die allesamt aus einem SF-Roman der Dreißiger Jahre hätten stammen können. Der Dämonenkiller ging weiter. Der abgehackte Kopf von Robespierre grinste ihm aus einer blutbeschmier­ten Schale entgegen, daneben kniete Maria Stuart auf dem Schafott. In einer Nische stand ein ausgestopf­ter Gorilla, der ein nacktes Wachs­mädchen auf den Armen trug. Beide Figuren waren besonders schlecht gearbeitet.
Dann aber blieb Dorian plötzlich überrascht stehen. Auf einem Bett lag ein alter Mann, die Hände wie in Abwehr ausgestreckt, die Augen weit aufgerissen, mit einem Ausdruck, der das Grauen widerspiegelte. Seine Kehle war durchgebissen. Über ihn gebeugt stand Dracula. Der Vampir sah erschreckend echt aus. Fasziniert starrte Dorian die zwei Gestalten an. Sie passten gar nicht zu den anderen Wachsfiguren. Rasch blickte er sich um und trat dann näher. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 23, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 24, 1. Spalte, 7. Absatz
Ein junges Paar betrat den Raum und sah die Figuren an. Ihren Kommentaren entnahm Dorian, daß beide von den Schaustücken wenig begeistert waren.
Dorian verließ den Raum und blieb vor der Kasse stehen.
„Ich würde gern mit Madame Pi­card sprechen“, sagte er zu der Alten. „Läßt sich das machen?“
Die alte Frau nickte.
„Ja“, sagte sie und drückte auf einen Knopf, der vor ihr aus der polierten Tischplatte ragte. „Madame Picard wird sofort kommen.“
Eine halbe Minute später trat eine hochgewachsene Frau aus einer Tür und kam auf Dorian zu. Er drehte sich um und musterte sie genau. Die Ähnlichkeit mit dem Foto, das er vom O.I. erhalten hatte, war nur gering.
Madame Picard trug einen weiten schwarzen Rock, der bis zum Boden reichte. Ein schwarzes Mieder spann­te sich um ihre festen Brüste; sie trug eine tiefausgeschnittene schneeweiße Bluse mit weiten Ärmeln. Schwere Ringe funkelten an ihren Fingern. Um den Hals wand sich eine geflochte­ne Goldkette mit einem riesigen Me­daillon. Das pechschwarze Haar hatte sie in ihrem Nacken zu einem großen Knoten geschlungen, in dem eine Gold­nadel steckte. An ihren Ohren baumel­ten schwere Goldringe. Ihr Gesicht war braun, es war aber ein Braun, das durch Schminke hervorgerufen wor­den war. Ihre Lippen waren mit ei­nem blassen Lippenstift nachgezogen, die Wimpern und Brauen dunkel ge­schminkt, was ihre großen schwarzen Augen noch mehr betonte. Die Frau strahlte eine seltsame Sinnlichkeit aus. Sie wirkte ordinär, doch viel­leicht beruhte gerade darauf ihre un­zweifelhafte Anziehungskraft.
Sie blieb vor Dorian stehen und lä­chelte.
„Madame Picard?“ fragte der Dämo­nen-Killer.
„Ja“, sagte sie. Ihre Stimme klang heiser.
„Mein Name ist Dorian Hunter“, sag­te er. „Ein Freund erzählte mir etwas von einer Sonderführung.“
Sie nickte. „Kommen Sie, bitte, mit!“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 23, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 23, 2. Spalte, 5. Absatz
Ein junges Paar betrat den Raum und betrachtete die Figuren. Ihren Kommentaren entnahm Dorian, dass beide von den Schaustücken ebenfalls wenig begeistert waren. Er selbst verließ den Raum und blieb vor der Kasse stehen.
»Ich würde gern mit Madame Picard sprechen«, sagte er zu der Alten. »Lässt sich das machen?«
Die Frau nickte und drückte auf einen Knopf, der vor ihr aus der po­lierten Tischplatte ragte. »Sie wird sofort kommen.«
Eine halbe Minute später trat eine hochgewachsene Frau aus einer Tür und näherte sich dem Dämonenkil­ler. Er drehte sich um und musterte sie genau. Die Ähnlichkeit mit der Person auf dem Foto, das er vom 0. I. erhalten hatte, war nur gering. Madame Picard trug einen weiten schwarzen Rock, der bis zum Boden reichte. Ein schwarzes Mieder spannte sich um ihre festen Brüste, darüber trug sie eine tief ausgeschnit­tene, schneeweiße Bluse mit weiten Ärmeln. Schwere Ringe funkelten an ihren Fingern. Um den Hals wand sich eine geflochtene Goldkette mit einem riesigen Medaillon. Das pechschwarze Haar hatte sie in ih­rem Nacken zu einem großen Knoten geschlungen, in dem eine Goldnadel steckte. An ihren Ohren baumelten große Goldringe. Ihr Gesicht war dunkel, aber die Tönung wurde durch Schminke hervorgerufen. Ihre Lippen waren mit einem blassen Stift nachgezogen, die Wimpern und Brauen dunkel geschminkt, was ihre großen schwarzen Augen noch mehr betonte. Die Frau strahlte Sinnlich­keit aus, obgleich sie unzweifelhaft ordinär wirkte. Sie blieb vor Dorian stehen und lächelte.
»Madame Picard?«, erkundigte er sich.
»Ja«, erwiderte sie mit tiefer, rau­chiger Stimme.
»Mein Name ist Dorian Hunter«, sagte er. »Ein Freund erzählte mir etwas von einer Sonderführung.«
Sie betrachtete ihn von oben bis unten, dann nickte sie. »In Ordnung, kommen Sie bitte mit!« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 24, 1. Spalte, 8. Absatz – Seite 25, 1. Spalte, 6. Absatz
Dorian folgte ihr. Das Zimmer, das sie betraten, war schlauchartig und für Dorians Geschmack zu aufdring­lich eingerichtet. Die Wände waren mit dunklen Holzplatten belegt, wozu die weiße Ledergarnitur einen zu star­ken Kontrast bildete, und der hohe giftgrüne Spannteppich wirkte geschmacklos.
„Nehmen Sie Platz!“ sagte sie mit rauchiger Stimme.
Dorian setzte sich. Madame Picard blieb stehen und musterte ihn genau.
„Im Augenblick finden keine Son­derführungen statt“, sagte sie. Sie setz­te sich Dorian gegenüber. „Sie sahen sich die Figuren an, nicht wahr? Was halten Sie davon?“
Dorian überlegte, was sie für eine Antwort erwartete.
„Der Vampir und sein Opfer sind großartig gelungen“, sagte er. „So etwas habe ich bisher noch nie gese­hen.“
Sie lächelte. „Und die anderen Figu­ren?“
„Wollen wir es mal so sagen: sie sind nicht so gut gelungen.“
Madame Picard lachte.
„Sie drücken sich vorsichtig aus“, sagte sie. „Sehr vorsichtig. Ich will Ihre ehrliche Meinung hören.“
„Sie sind dilettantisch“, sagte Dori­an hart. „Kitsch. Mißlungene Gebilde.“
Die Frau lachte wieder. „Sie haben völlig recht. Diese Figuren stammen auch nicht von mir. Nur der Vampir und sein Opfer. Ich bin eine Künstle­rin und will nicht, daß irgendwelche Banausen meine Kunstwerke begaf­fen. Meine wahren Kostbarkeiten zei­ge ich nur bei Sonderführungen. Aber es dürfen nur Leute daran teilneh­men, die ich längere Zeit kenne, die be­wiesen haben, daß sie Kunstverständ­nis besitzen.“
Dorian nickte.
„Das ist mir bekannt“, sagte er. „Ich hörte von Ihrer unglaublich eindrucksvollen Sammlung und möchte sie gern sehen.“
„Da müssen Sie noch einige Zeit warten, Mr. Hunter“, sagte, Madame Picard. „Ich muß Sie erst näher ken­nenlernen.“
„Stimmt es, daß Sie auch auf Bestel­lung Wachsfiguren anfertigen?“
„Ja, das stimmt. Aber nur, wenn mir das Modell gefällt. Wenn es mir nicht gefällt, dann können Sie mir noch so viel Geld anbieten. Das Geld spielt bei mir erst in zweiter Linie eine Rolle. Wichtig ist die Freude an der Arbeit.“
Dorian dachte an Phillip, den Her­maphroditen. Vielleicht erreichte er etwas, wenn er den Jungen hierher brachte.
„Wann darf ich mit dem Modell vor­beikommen?“ fragte Dorian. „Es ist ein Junge.“
„Morgen Vormittag würde es gut passen“, sagte Madame Picard. Sie stand auf. „Sie gefallen mir, Mr. Hun­ter. Ich hoffe, wir werden uns noch öf­ter sehen.“
Nachdenklich verließ Dorian das Wachsfigurenkabinett und ging zu seinem Wagen. Irgendetwas störte ihn an dieser Madame Picard, die ja richtig Suzanne Fletcher hieß.
Er stieg in den Wagen und fuhr am Wachsfigurenkabinett vorbei. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 23, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 24, 2. Spalte, 3. Absatz
Dorian folgte ihr. Das Zimmer, das sie betraten, zog sich einige Meter in die Länge und war für Dorians Geschmack zu aufdringlich eingerichtet. Die Wände waren mit dunklen Holzplatten belegt, wozu die weiße Ledergarnitur einen zu starken Kontrast bildete, und der hohe giftgrüne Spannteppich wirkte geschmacklos.
»Nehmen Sie Platz!« Er setzte sich. Madame Picard blieb stehen und musterte ihn genau. »Im Augen­blick finden keine Sonderführungen statt«, sagte sie dann und setzte sich Dorian gegenüber nieder: »Sie wa­ren doch schon im Kabinett, oder? Was halten Sie von den Figuren?«
Dorian überlegte, was für eine Antwort sie erwartete. »Der Vam­pir und sein Opfer sind großartig gelungen«, sagte er. »So etwas habe ich bisher noch nie gesehen.«
Sie lächelte. »Und die anderen Figuren?«
Er entschied sich, mit der Wahr­heit nicht hinter dem Berg zu halten. »Sie sind dilettantisch«, sagte er. »Kitsch. Misslungene Gebilde.«
Die Frau lachte auf. »Sie haben völlig recht. Diese Figuren stammen auch nicht von mir. Nur der Vampir und sein Opfer. Ich bin eine Künstle­rin und will nicht, dass irgendwelche Banausen meine Kunstwerke begaf­fen. Die wahren Kostbarkeiten zeige ich nur bei Sonderführungen. Aber es dürfen nur Leute daran teilneh­men, die ich längere Zeit kenne, die bewiesen haben, dass sie Kunstverständnis besitzen.«
»Stimmt es, dass Sie auch auf Be­stellung Wachsfiguren anfertigen?« Sie hob die Schultern. »Nur, wenn mir das Modell gefällt. Andernfalls können Sie mir noch so viel Geld anbieten; das Finanzielle spielt bei mir erst in zweiter Linie eine Rolle. Wichtig ist die Freude an der Ar­beit.«
Dorian dachte an Phillip, den Her­maphroditen. Vielleicht erreichte er etwas, wenn er den Jungen hierher brachte. »Wann darf ich mit dem Modell vorbeikommen? Es ist ein Junge.«
»Morgen Vormittag würde es gut passen. Wissen Sie was, Mr. Hunter? Sie gefallen mir. Ich hoffe, wir wer­den uns noch öfter sehen.«
Nachdenklich verließ Dorian das Wachsfigurenkabinett und ging zu seinem Wagen. Irgendetwas störte ihn an dieser Madame Picard. Er stieg ins Auto und fuhr am Wachsfigurenkabinett vorbei. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 25, 1. Spalte, 7. Absatz – Seite 26, 1. Spalte, 8. Absatz
„Ich habe eine Aufgabe für Sie, Shor­ter“, sagte er. „Und auch für Sie, Murray.“
Die beiden Männer setzten sich.
Daniel Shorter war siebenundvier­zig Jahre alt; ein verschlossener Mann, der immer einen bitteren Zug um den Mund hatte. Er war groß und kräftig, und Dorian hatte festgestellt, daß er unglaublich brutal vorgehen konnte. Und er schien keine Angst zu kennen; es war ihm egal, ob er einen schwierigen Auftrag überlebte oder nicht.
Ronny Murray war das genaue Gegenteil von Shorter; ein mittelgro­ßer junger Mann, der das Leben liebte und gern und oft lachte; ein fröhlicher Bursche von vierundzwanzig, mit lan­gem, dunkelblondem Haar und weit auseinanderstehenden braunen Au­gen. Dorian hatte den Eindruck, daß Murray sein ganzes Geld für modi­sche Kleidung ausgab.
„Ich möchte, daß Sie ein Haus beob­achten und von allen Personen, die es betreten, Fotos machen.“
Die beiden Männer nickten.
„Es handelt sich um das Wachsfigu­renkabinett der Madame Picard“, sag­te Dorian.
Shorter wurde plötzlich bleich und beugte sich angespannt vor.
„Das Wachsfigurenkabinett der Ma­dame Picard?“ fragte er und ballte die Hände zu Fäusten.
„Ja. Was haben Sie, Daniel?“
Shorter stieß rasselnd den Atem aus. Er schloß die Augen und seine Lippen bebten.
„Sie wissen es nicht, Dorian“, sagte er leise. „Ich erzählte es niemandem, aber...“
„Reden Sie, Daniel!“ sagte Hunter sanft.
Shorter nickte und schluckte. „Vor mehr als vier Monaten war ich mit meiner Frau und meiner siebenjäh­rigen Tochter in diesem Wachsfigurenkabinett. Als wir es verlassen woll­ten, kam die Besitzerin, diese Madame Picard, gerade aus einem Zimmer. Sie sah meine Tochter fasziniert an und bat mich, Susi modellieren zu dürfen. Meine Frau war begeistert, doch ich wollte nicht. Ich weiß nicht, wieso ich es ablehnte, aber die ausgestellten Fi­guren waren alle zu dilettantisch ge­wesen. Meine Frau lag mir danach die ganze Zeit in den Ohren, ich solle doch mit Susi hingehen, aber ich wollte nicht.“
Shorter schwieg und knetete seine Hände. Dorian wußte, daß dies nicht alles gewesen sein konnte.
Shorter biß sich auf die Lippen und hob den Blick. Sein Gesicht war verzerrt, als litte er Schmerzen.
„Und dann... Ja - eine Woche spä­ter verschwanden meine Frau und Susi spurlos. Sie tauchten seither nicht mehr auf.“
Jetzt wurde Dorian das teilweise seltsame Verhalten des Mannes klar.
„Und Sie glauben, daß Madame Pi­card etwas mit dem Verschwinden Ihrer Familie zu tun hat, Daniel?“ fragte Dorian.
Shorter schüttelte den Kopf. „Nein, das will ich damit nicht sagen. Doch die Erwähnung von Madame Picard brachte die Erinnerung wieder zurück und ich wollte alles verges­sen.“
Dorian lehnte sich zurück. Kathy Boucher war ebenfalls spurlos verschwunden. Er überlegte, ob er Shor­ter und Murray von seiner Vermu­tung etwas erzählen sollte, ließ es dann aber sein. Er wollte nicht, daß Shorter vielleicht etwas Unüberleg­tes tat, und das war bei ihm nicht aus­geschlossen.
Er instruierte Shorter und Murray genau, dann fuhren beide Männer los.

 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 24, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 25, 2. Spalte, 3. Absatz
»Ich habe eine Aufgabe für Sie, Shorter«, erklärte Dorian, nach­dem er in die Villa zurückgekehrt war und seine beiden Mitarbeiter hatte rufen lassen. »Und auch für Sie, Murray.«
Die beiden Männer setzten sich. Daniel Shorter war siebenundvierzig Jahre alt; ein verschlossener Mann, der immer einen bitteren Zug um den Mund trug. Er war groß und kräftig, und Dorian hatte festgestellt, dass er unglaublich brutal vorgehen konnte. Er schien keine Angst zu kennen; es war ihm egal, ob er einen schwierigen Auftrag überlebte oder nicht. Ronny Murray schien hingegen das genaue Gegenteil zu sein: ein mittelgroßer junger Mann, der das Leben liebte und gern und oft lachte; ein fröhli­cher Bursche von vierundzwanzig, mit langem, dunkelblondem Haar und weit auseinanderstehenden, braunen Augen. Dorian hatte den Eindruck, dass er sein ganzes Geld für modische Kleidung ausgab.
»Ich möchte, dass Sie ein Haus beobachten und von allen Personen, die es betreten, Fotos machen. Es handelt sich um das Wachsfigurenkabinett der Madame Picard.«
Shorter wurde plötzlich blass und beugte sich angespannt vor. »Das Wachsfigurenkabinett?«, fragte er und ballte die Hände zu Fäusten.
Dorian nickte. »Was ist daran so besonders?«
Shorter stieß rasselnd den Atem aus. Er schloss die Augen und seine Lippen bebten. »Sie wissen es nicht, Dorian«, sagte er leise. »Ich habe es kaum jemandem erzählt, aber ... vor mehr als vier Monaten war ich mit meiner Frau und meiner siebenjährigen Tochter in diesem Kabinett. Als wir es verlassen wollten, kam die Be­sitzerin gerade aus einem Zimmer. Sie sah meine Tochter fasziniert an und bat mich, Susi modellieren zu dürfen. Meine Frau war begeistert, doch ich wollte nicht. Ich weiß nicht, weshalb ich ablehnte. Vielleicht weil die meisten der anderen Figuren so erbärmlich gestaltet waren. Meine Frau lag mir danach die ganze Zeit in den Ohren, ich solle doch mit Susi hingehen, aber ich wollte nicht. Dann aber, eine Woche später, verschwanden meine Frau und Susi spurlos. Sie sind seither nicht mehr aufgetaucht.«
Jetzt wurde Dorian das seltsame Verhalten des Mannes klar. Anscheinend hatte er mit diesem Fall direkt in ein Wespennest gestochen. »Und Sie glauben, dass Madame Picard etwas mit dem Verschwinden Ihrer Familie zu tun hat, Daniel?«
Shorter schüttelte den Kopf. »Nein, das will ich nicht unbedingt sagen. Aber die Erinnerung ... Ich bemühe mich seit Monaten nur, über den Schmerz hinwegzukommen. Jetzt wurde alles wieder aufgewühlt.«
Dorian nickte und lehnte sich zu­rück. Kathy Boucher war ebenfalls spurlos verschwunden. Er überlegte, ob er Shorter und Murray etwas von seiner Vermutung erzählen sollte, ließ es dann aber sein. Er wollte nicht, dass Shorter vielleicht etwas Unüberlegtes tat, und das war bei ihm nicht ausgeschlossen. Dorian instruierte die beiden, dann machten sie sich auf den Weg. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 26, 1. Spalte, 9. Absatz – Seite 26, 2. Spalte, 8. Absatz
Während des Mittagessens unter­hielt sich Dorian mit Coco über das Wachsfigurenkabinett. Das Mädchen hörte interessiert zu.
„Ich werde am Nachmittag vorbeise­hen und mich mit Madame Picard unterhalten“, sagte das Mädchen. „Und was versprichst du dir von?“ fragte Dorian.
„Nicht besonders viel“, sagte Coco, „aber ich möchte wissen, ob sie zur Schwarzen Familie gehört. Ich habe zwar den Großteil meiner Fähig­keiten verloren, aber mir doch einige erhalten. Und mein Besuch kann auf keinen Fall schaden, oder?“
Dorian schüttelte den Kopf. „Scha­den kann er sicherlich nicht. Und unser einziger Anhaltspunkt ist dieses Wachsfigurenkabinett. Shorter und Murray beobachten es. Übrigens - wie verhält sich Phillip? Kleckst er noch immer herum?“
Coco nickte. „Ja. Er ist davon nicht abzubringen. Das Zimmer sieht entsetzlich aus. Es ist über und über mit schwarzem Lack beschmiert.“
„Wenn ich nur wüßte, was uns Philipp sagen will“, meinte Dorian. „Es hat sagen mit dem Schatten zu tun, das ist mir klar, aber was will er uns speziell sagen? Ich werde mich noch­mals mit dem Jungen unterhalten. Vielleicht bekomme ich doch etwas heraus.“
Bevor Coco antworten konnte, läute­te das Telefon; Dorian hob ab. Der Ob­servator Inquisitor, der Chef des Se­cret Service, war am Apparat. Er hör­te schweigend zu, als ihm Dorian be­richtete, was er unternommen hatte.
„Ich glaube auch, daß diese Madame Picard eine Rolle spielt“, sagte der O.I. schließlich. „Ich lasse alle Fälle untersuchen, wo plötzlich Personen verschwanden. Aber was Sie interes­sieren wird, Hunter.“ Der Observator Inquisitor machte eine kurze Pause. „Der Leichnam Miriam Corbeys ist spurlos verschwunden.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 25, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 26, 1. Spalte, 3. Absatz
Während des Mittagessens un­terhielt sich Dorian mit Coco über das Wachsfigurenkabinett. Sie hörte ihm interessiert zu, und als er geen­det hatte, meinte sie: »Ich werde am Nachmittag vorbeisehen und mich mit Madame Picard unterhalten.«
»Und was versprichst du dir da­von?«, fragte Dorian.
»Ich möchte wissen, ob sie zur Schwarzen Familie gehört. Auch wenn ich die meisten meiner Fähig­keiten verloren habe, dürfte ich das immer noch sehr schnell feststellen können. Und mein Besuch kann auf keinen Fall schaden, oder?«
Dorian schüttelte den Kopf. »Das Kabinett ist bis jetzt der einzige Anhaltspunkt. Bis auf Phillip jedenfalls.«
An dem Verhalten des Hermaph­roditen hatte sich nichts geändert. Er kleckste immer noch in seinem Zimmer herum, und jedes Mal wenn Coco oder Dorian das Licht verstell­ten, sprang er auf, um die veränder­ten Schatten an den Wänden und auf dem Boden nachzumalen. Das Zim­mer sah inzwischen entsetzlich aus. Es war über und über mit schwarzem Lack beschmiert.
»Wenn ich nur wüsste, was er uns sagen will«, meinte Dorian. »Es muss mit dem Schatten zu tun haben, aber in welcher Form?«
Das Läuten des Telefons unter­brach ihr Gespräch. Als Dorian abhob, meldete sich der 0. I. am anderen Ende der Leitung. Schwei­gend nahm er den Bericht des Dä­monenkillers entgegen und meinte schließlich: »Ich glaube auch, dass diese Madame Picard eine wichtige Rolle spielt. Ich lasse alle Vermisstenmeldungen durchgehen. Aber ich habe noch etwas, das Sie interessieren wird, Hunter.« Er machte eine kurze Pause und meinte dann: »Der Leichnam Miriam Corbeys ist spurlos verschwunden.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 26, 2. Spalte, 9. Absatz – Seite 27, 1. Spalte, 13. Absatz
„Aber wie ist das möglich?“ fragte Dorian überrascht.
„Das kann ich Ihnen leider nicht sa­gen“, meinte der O.I. „Heute morgen, als die Ärzte sich die Leiche nochmals vornehmen wollten, war sie spurlos verschwunden. Die Leichenkammer war abgesperrt gewesen. Ein Einbruch scheidet also aus. Da steckt mehr dahinter. Viel mehr.“
„Das glaube ich auch“, sagte Dorian nachdenklich. „Konnten Sie etwas über die Vampirfamilien feststellen?“
„Leider nicht. Sie sind auch spurlos verschwunden. Vielleicht war es doch unklug von Ihnen, gestern alle sechs Vampire zu töten. Vielleicht wäre es besser gewesen, einen leben zu lassen, dann hätten Sie unter Umständen mehr erfahren.“
Dorian biß sich auf die Lippen. Der O.I. hatte recht; er mußte noch viel lernen.
„Stimmt“, gab Dorian widerstre­bend zu. „Das war ein Fehler, den ich in Zukunft nicht mehr machen wer­de.“
„Kränken Sie sich nicht, Hunter!“ sagte der O.I. lachend. „Sie sind eben kein ausgebildeter Geheimagent, aber Sie werden es schon noch lernen. Beschäftigen Sie sich mit dem Wachsfigurenkabinett, aber keine Einzelaktionen, wenn ich bitten darf.“
„Coco möchte am Nachmittag vor­beisehen“, sagte Dorian. „Ich verspreche mir zwar nicht viel davon, aber es kann nichts schaden.“
„Dieser Meinung bin ich auch“, meinte der O.I. „Bis später, Hunter!“ Er legte auf.
Dorian sah Coco an.
„Du gehst wirklich zu brutal vor, Do­rian“, sagte Coco. „Du mußt dich be­herrschen.“
„Um Himmels willen!“ brüllte Dori­an. „Bitte, fang nicht auch du noch da­mit an. Ich weiß selbst, daß ich einen Fehler begangen habe. Die Vampire zu vernichten, war nicht besonders ge­scheit, aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern.“
Sein Oberlippenbart sträubte sich. Es war besser, den Mund zu halten, sonst würde Dorian noch explodieren. Sie schwieg. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 26, 1. Spalte, 3. Absatz – Seite 26, 2. Spalte, 9. Absatz
Dorian verschluckte sich fast. »Aber wie ist das möglich?«, fragte er überrascht.
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen«, meinte der 0. I. »Heute Morgen, als die Ärzte sich die Tote nochmals vornehmen wollten, war sie fort. Die Leichenkammer war abgesperrt gewesen. Ein Einbruch scheidet also aus. Da steckt mehr dahinter. Viel mehr.«
»Das glaube ich auch«, sagte Dorian nachdenklich. »Konnten Sie etwas über die Vampirfamilien herausfinden?«
»Leider nicht. Sie bleiben ver­schwunden. Vielleicht war es doch unklug von Ihnen, gestern alle sechs Vampire zu töten. Wenn Sie einen am Leben gelassen hätten, wären wir jetzt möglicherweise schon schlauer.«
Dorian biss sich auf die Lippen. Der 0. I. hatte recht; er musste noch viel lernen.
»Aber grämen Sie sich deswegen nicht, Hunter!«, sagte der 0. I. lachend. »Sie sind kein ausgebildeter Geheimagent. Beschäftigen Sie sich inzwischen mit dem Wachsfigurenkabinett. Aber keine Einzelaktionen, wenn ich bitten darf!«
»Coco möchte am Nachmittag dort vorbeisehen«, sagte Dorian. »Ich verspreche mir zwar nicht viel davon, aber es kann nichts schaden.«
»Dieser Meinung bin ich auch«, meinte der 0. I. »Bis später, Hunter.«
Nachdem der Dämonenkiller auf­gelegt hatte, blickte er Coco an. Sie konnte ihm einen leichten Vorwurf nicht ersparen. »Du gehst wirklich zu brutal vor. Du musst lernen, dich besser zu beherrschen.«
»Um Himmels willen!«, sagte er verärgert. »Bitte fang nicht auch du noch damit an. Ich weiß selbst, dass ich einen Fehler begangen habe. Die Vampire zu vernichten, war nicht besonders gescheit, aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern.«
Sein Oberlippenbart sträubte sich. Vielleicht war es besser, gar nichts mehr zu sagen, sonst würde er noch explodieren. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 27, 2. Spalte, 1. Absatz – Seite 28, 1. Spalte, 6. Absatz
Er öffnete die Tür und trat ein.
Der Hermaphrodit saß auf dem Bett und stierte eine Zeitung an. Dorian blieb stehen. Es war ein klarer Winter­tag. Der Himmel war hellblau, und ein Sonnenstrahl fiel ins Zimmer. Phillip hatte gründliche Arbeit gelei­stet und das Zimmer fast völlig be­schmiert.
Dorian kam näher. Coco hielt sich dicht hinter ihm.
„Phillip“, sagte Dorian und setzte sich neben den Jungen aufs Bett. „Ich will mit dir sprechen, Phillip.“
Doch der Junge hörte ihn nicht. Er pfiff vergnügt vor sich hin. Vor ihm lag die Zeitung. Der Junge griff da­nach und breitete sie aus. Er blätterte sie rasch durch, dann sah er Dorian an. Sein Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln, doch sofort wand­te er sich wieder der Zeitung zu. Seine Finger huschten über das Blatt, und er lachte.
„Farbe“, sagte Phillip und starrte die Zeitungsseite an. „Farbe.“
Dorian warf Coco einen Blick zu. Sie nahm den Pinsel und die Lackdose und reichte sie dem Hermaphroditen.
Phillip stellte die Dose aufs Bett und tauchte den Pinsel in die Dose. Er rührte einmal um, zog den Pinsel dann heraus und bewegte die Hand leicht. Einige Tropfen fielen auf die Zeitung. Er bewegte die Hand stärker, und innerhalb einer Minute war die Zeitungsseite fast völlig mit schwar­zen Punkten bedeckt. Nach zwei Mi­nuten schob Phillip Dorian die Zei­tung hin. Dorian ergriff die Zeitung und sah die Seite an. Es war nichts mehr zu lesen - außer einer Anzeige für ein Musical im Saville. Heute war Galapremiere.
„Was hältst du davon?“ fragte Dori­an und reichte Coco die Zeitung.
Sie studierte die Seite kurz, dann sah sie Dorian an. „Ich würde sagen, wir sollten hingehen. Ich glaube, daß uns Phillip einen Hinweis geben will.“
„Das denke ich auch“, sagte Hunter. „Ich werde versuchen, Karten zu bekommen.“ Er wandte sich wieder Phil­lip zu. „Phillip, sieh mich an!“
Doch der Junge folgte nicht. Sein Blick war wieder nach innen gerichtet.
Der Junge war für Dorian noch im­mer ein Rätsel. Manchmal war er völlig normal, doch dann kamen Zeiten, in denen er wie ein Wahnsinniger wirkte. Er reagierte auf nichts und saß oft stundenlang nur da und glotz­te die Wand an, als würde er einem interessanten Fernsehprogramm zu­sehen.
„Zwecklos“, sagte Coco.
Dorian stand seufzend auf.

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
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Oben an­gekommen, riss er die Tür auf und blickte auf das Bett. Der Hermaph­rodit saß regungslos da und stierte auf eine Zeitung, die er vor sich aus­gebreitet hatte. Er hatte gründliche Arbeit geleistet; das Zimmer war fast völlig beschmiert.
»Phillip, hörst du mich? Ich will mit dir sprechen.«
Der Junge reagierte nicht, sondern pfiff nur vergnügt vor sich hin. Unvermittelt griff er nach der Zeitung und ließ seine feingliedrigen Hände über das Papier streifen. Er blätterte ein paar Seiten um, dann blickte er Dorian auffordernd an. »Farbe.«
Der Dämonenkiller warf Coco einen verständnislosen Blick zu. Sie aber ergriff den Farbeimer und reichte ihn Phillip. Der Hermaph­rodit stellte ihn auf das Bett und tauchte den Pinsel ein. Anschließend hielt er ihn über die Zeitung. Einige Tropfen Farbe fielen auf das Papier. Er bewegte die Hand stärker und tauchte den Pinsel zwischendurch immer wieder ein. Nach etwa einer Minute war die Zeitungsseite fast vollständig mit schwarzen Tupfern bedeckt. Phillip ließ den Pinsel in den Eimer fallen und hielt. Dorian und Coco die Zeitung hin. Es war nichts mehr zu lesen — außer einer Anzeige für ein Musical im Saville. Heute war Galapremiere.
»Was hältst du davon?«, fragte der Dämonenkiller.
Coco zuckte die Achseln. »Ziem­lich eindeutig. Ich würde sagen, wir sollten hingehen.«
Dorian nickte. »Ich werde versuchen, Karten zu bekommen.« Er wandte sich wieder dem Hermaphroditen zu. Vielleicht ließ er sich noch einen weiteren Hinweis entlocken. »Phillip, sieh mich an!«, verlangte er, doch der Junge folgte nicht. Sein Blick war wieder nach innen gerichtet. Er war für Dorian immer noch ein Rätsel. Manchmal war er völlig normal, doch dann kamen Zeiten, in denen er wie ein Wahnsinniger wirkte. Er reagierte auf nichts und saß oft stundenlang nur da und starrte die Wand an, als würde er einem interessanten Fern­sehprogramm zusehen.
»Zwecklos«, sagte Coco und wandte sich seufzend ab. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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Madame Picard führte Coco in ihr Zimmer, und Coco setzte sich.
Coco war vor gar nicht so langer Zeit eine Hexe gewesen, eine Hexe mit unglaublichem Talent, doch als, sie sich in Dorian verliebte, waren ihre Fähigkeiten erloschen. Teilweise wa­ren sie jedoch noch immer vorhanden. Sie bemerkte Dinge, die einem norma­len Menschen niemals aufgefallen wären. So wußte sie augenblicklich, daß Madame Picard nicht zur Schwarzen Familie gehörte. Doch die Frau war beeinflußt worden. Ebenso wie die alte Frau mit den Ringellöckchen. Coco spürte die Ausstrahlung ganz deutlich.
Auf dem Boden lagen einige schwar­ze Haare. Coco war sicher, daß sie Madame Picard gehörten. Sie bückte sich und hob eines der Haare auf, drehte es zwischen dem Daumen und dem Zei­gefinger der rechten Hand und wickel­te es schließlich um den kleinen Fin­ger. Dann hob sie die Hand und fuhr mit dem Haar über die Lippen.
„Was wollen Sie von mir?“ fragte Madame Picard und setzte sich.
Coco lächelte, murmelte etwas völ­lig Unverständliches vor sich hin, hielt das Haar zwischen Zeigefinger und Daumen und hob es dann hoch. Das Haar begann zu glühen, zuerst weiß, dann dunkelrot. Sie hielt es Madame Picard vors Gesicht.
Die schwarzhaarige Frau sah das glühende Haar an. Ihre Augen waren weit aufgerissen und wurden immer starrer. Die Iris weitete sich und ihr Körper wurde steif.
Das war für Coco ein weiterer Be­weis, daß diese Frau auf keinen Fall der Schwarzen Familie angehörte. Niemand aus der großen Familie wäre durch diese primitive Magie hyp­notisiert worden.
Coco wickelte sich das Haar wieder um den kleinen Finger, es glühte noch immer rot. Sie stand auf, ging zur Tür, die am Ende des langgestreckten Rau­mes lag, drehte den Schlüssel herum und wollte sie schon aufstoßen, zuckte dann jedoch zurück. Es war, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen.
Die Tür war verhext, das war klar, und mit normalen Mitteln konnte sie den Bannspruch nicht aufheben.
Sie setzte sich wieder. Wenigstens hatte sie den Beweis erhalten, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging.
Madame Picard saß noch immer reg­los auf der Couch.
„Kennen Sie Miriam Corbey?“ frag­te Coco.
„Ja“, sagte Madame Picard tonlos. „Und Kathy Boucher?“
„Ja, die kenne ich auch.“
„Sie wissen, daß Kathy Boucher ver­schwunden und Miriam Corbey tot ist?“
„Ja, das weiß ich“, sagte die schwarz­haarige Frau.
„Wo ist Kathy Boucher?“ fragte Coco weiter.
Madame Picards Lippen bewegten sich. Sie wollte etwas sagen, doch kein Wort kam aus ihrem Mund.
„Antworten Sie!“ keuchte Coco und beugte sich vor.
Schweiß perlte auf Madame Pi­cards Gesicht. Sie stöhnte.
„Nein“, rief sie. „Nein! Ich darf nicht antworten.“
Es war so, wie es Coco vermutet hat­te; Madame Picard stand unter dem Einfluß eines Unbekannten; und die­ser Einfluß war zu stark; Coco konnte ihn mit ihren bescheidenen Mitteln nicht außer Kraft setzen.
„Was hat es mit der Sonderführung auf sich?“ bohrte Coco weiter.
„Das darf ich nicht sagen“, keuchte Madame Picard.
Coco stellte noch einige Fragen, doch sie bekam keine Antworten. Madame Picards Gesicht war rot gewor­den. Ihre Augen flackerten.
Coco stand auf. So kam sie nicht wei­ter. Sie überlegte kurz. Vielleicht wür­de eine Beschwörung helfen, aber die konnte sie nicht hier durchführen; dazu benötigte sie einige Gegenstän­de.
Sie beugte sich über Madame Pi­card und riß ihr einige Haare aus. Sorgfältig wählte sie fünf besonders lange Haare, die sie aus verschiede­nen Stellen der Kopfhaut riß. Dann suchte sie nach einer Schere, fand schließlich auch eine, kniete vor Mada­me Picard nieder und schnitt von ihren Fingernägeln ein Stück ab. Die Na­gelstücke verstaute sie gewissenhaft in einem Briefumschlag. Dann durch­suchte sie rasch die Schreibtischla­den, fand aber nichts Besonderes. In ei­nem Schrank entdeckte sie Unterwäsche, die von Madame Picard stammte und die sie in eine Plastiktragtasche packte.
Schließlich blieb sie abermals vor Madame Picard stehen und befahl ihr, Cocos Besuch in tunt Minuten zu ver­gessen. Dann verließ sie das Zimmer, ging unbeachtet an der Kasse vorbei und auf die Straße.
Ihr Besuch bei Madame Picard war nicht so verlaufen, wie sie erhofft hat­te, doch er hatte immerhin ein ganz gutes Ergebnis gezeigt. Madame Picard hatte auf jeden Fall etwas mit den geheimnisvollen Vorfällen zu tun.
Vor dem Wachsfigurenkabinett sah sie Daniel Shorter, der sie nicht beachtete. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
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Madame Picard führte Coco in ihr Zimmer, und Coco setzte sich. Sie spürte augenblicklich, dass die Frau nicht zur Schwarzen Familie gehörte, wohl aber beeinflusst worden war, ebenso wie die alte Frau mit den Ringellöckchen. Coco spürte die Aus­strahlung ganz deutlich. Sie schaute sich unauffällig um und erblickte, auf dem Fußboden einige schwarze Haare, die nur Madame Picard ge­hören konnten. Sie bückte sich, hob eines von ihnen auf und drehte es zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann hob sie die Hand und fuhr mit dem Haar über die Lippen.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte Madame Picard und setzte sich.
Coco lächelte und ließ sich nicht stören. Sie murmelte etwas völlig Unverständliches, und plötzlich begann das Haar zu glühen, zuerst dunkelrot, dann weiß. Sie hielt es Madame Picard vors Gesicht. Die Augen der Frau weiteten sich und wurden immer starrer. Dass die Besitzerin des Wachsfigurenkabinetts durch diese schwache Magie zu hypnotisieren war, stellte für Coco den endgültigen Beweis dar, dass sie nicht der Schwarzen Familie ange­hörte. Die ehemalige Hexe stand auf und ging zur Tür, die zum Kabinett führte. Sie drehte den Schlüssel herum und wollte sie schon aufstoßen, doch dann zuckte sie erschro­cken zurück. Es war, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekom­men. Die Tür war verhext, und mit normalen Mitteln konnte sie den Bannspruch nicht aufheben. Also setzte Coco sich wieder. Immerhin wusste sie nun, dass es hier wirklich nicht mit rechten Dingen zuging.
Madame Picard saß noch immer reglos auf der Couch.
»Kennen Sie Miriam Corbey und Kathy Boucher?«, fragte Coco.
»Ja«, erwiderte Madame Picard tonlos.
»Sie wissen, dass Miriam Corbey tot ist? Und Kathy Boucher ist spurlos verschwunden.«
»Ja, das weiß ich.«
»Wo finde ich Kathy? Antworten Sie!«
Madame Picards Lippen beweg­ten sich. Sie wollte etwas sagen, doch kein Wort kam aus ihrem Mund. Schweiß perlte auf ihrem Gesicht. Sie stöhnte. »Nein«, rief sie. »Nein! Ich darf nichts verraten.«
Es war so, wie Coco vermutet hatte: Die Frau stand unter einem fremden Einfluss, und dieser Ein­fluss war zu stark. Coco konnte ihn mit ihren bescheidenen Mitteln nicht außer Kraft setzen. »Was hat es mit der Sonderführung auf sich?«, bohrte die ehemalige Hexe weiter.
»Das darf ich nicht sagen.«
Coco stellte noch einige weitere Fragen, doch sie bekam keine vernünftige Antwort mehr. Madame Picards Gesicht war rot geworden. Ihre Augen flackerten. Coco stand auf. So kam sie nicht weiter. Sie überlegte kurz. Vielleicht würde eine Beschwö­rung helfen, aber die konnte sie hier nicht durchführen; dazu benötigte sie einige magische Gegenstände. Sie beugte sich über Madame Picard und riss ihr einige Haare aus. Sie muss­ten besonders lang sein, damit die Beschwörung sicher ihre Wirkung erzielte. Anschließend schnitt sie der Frau mit einer Schere, die sie in der Schublade des Schreibtisches gefunden hatte, einige winzige Stü­cke ihrer Fingernägel ab und ver­staute diese gewissenhaft in einem Briefumschlag. Bevor sie den Raum verließ, durchsuchte sie noch rasch die Schreibtischschubladen, fand aber nichts Besonderes. In einem Schrank entdeckte sie Unterwäsche und stopfte diese in eine Plastiktra­getasche. Schließlich blieb sie aber­mals vor Madame Picard stehen und befahl ihr zu vergessen, dass Coco jemals hier gewesen war. Der Bann des fremden Dämons war nicht son­derlich stark, so dass die ehemalige Hexe keine Mühe hatte, Madame Picard zu beeinflussen. Danach verließ sie das Zimmer, ging unbeachtet an der Kasse vorbei und auf die Straße.
Ihr Besuch war nicht so verlaufen, wie sie es sich erhofft hatte, aber im­merhin hatten sich einige Hinweise ergeben. Madame Picard hatte auf jeden Fall etwas mit den geheim­nisvollen Vorfällen zu tun. Als sie das Grundstück verließ, erblickte sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite Daniel Shorter, der in seinem Wagen saß und das Haus beobachtete. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 29, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 30, 1. Spalte, 2. Absatz
„Was hast du vor?“ fragte Dorian.
„Ich möchte eine Beschwörung vor­nehmen“, sagte die ehemalige Hexe. „Ein Versuch kann nicht schaden. Vielleicht kann ich die Sperre durch­brechen und Madame Picard in mei­nen Bann ziehen.“
Dorian fühlte sich immer unbehag­lich, wenn er an Cocos Vergangenheit erinnert wurde. Noch zu deutlich wa­ren ihm seine Erlebnisse in Wien im Gedächtnis, wo ihn Coco verhext hat­te.
„Muß das wirklich sein, Coco?“ frag­te er.
„Ja“, sagte sie fest. „Es ist ein Ver­such. Wir wissen, daß sie etwas mit diesen Fällen zu tun hat. Möglicher­weise kann die Beschwörung uns weiterhelfen.“
Coco zog sich in ihr Zimmer zurück. Sie holte ein Stück Stearin aus einer Tasche, nahm es zwischen beide Hän­de und wartete, bis es weich geworden war. Dann begann sie langsam eine kleine Statue zu formen, die einen übergroßen Kopf, unglaublich breite Hände und riesige Brüste hatte. Sie stellte die Figur auf einen Tisch, über den sie ein schwarzes Tuch gebreitet hatte, holte das Kuvert hervor, preßte die fünf Haare in den Kopf der Statue, bohrte die abgeschnittenen Fingerna­gelstücke rund um die Figur. Schließ­lich verdunkelte sie den Raum und zündete eine dicke Kerze an. Sie kau­erte vor dem Tisch nieder, spreizte die Beine, legte die Handflächen nach oben auf den Tisch und stieß seltsame Worte aus. Mehr als eine halbe Stunde lang konzentrierte sie sich auf die Fi­gur, die nach einigen Minuten von selbst zu leuchten begann. Mit weißer Kreide zog sie noch ein Pentagramm um die Figur. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 31, 1. Spalte, 3. Absatz – Seite 31, 2. Spalte, 1. Absatz
»Was hast du jetzt vor?«, erkundigte er sich.
»Ich möchte eine Beschwörung vornehmen«, sagte die ehemalige Hexe. »Ein Versuch kann nicht scha­den. Vielleicht kann ich die Sperre durchbrechen und Madame Picard in meinen Bann ziehen.«
Dorian fühlte sich immer un­behaglich, wenn er an Cocos Ver­gangenheit erinnert wurde. Nur zu deutlich entsann er sich seines Erlebnisses in Wien, als Coco ihm mittels ihrer Hexenkräfte den Kopf verdreht hatte. »Muss das wirklich sein?«, fragte er.
»Ja«, sagte sie fest. »Es ist ein Versuch. Wir wissen, dass Madame Picard etwas mit diesen Fällen zu tun hat. Möglicherweise kann die Beschwörung uns weiterhelfen.«
Ohne ihm Gelegenheit zu wei­terem Widerspruch zu geben, zog sich Coco in ihr Zimmer zurück. Dort holte sie ein Stück Stearin aus einer Tasche, nahm es zwischen beide Hände und wartete, bis es weich geworden war. Dann begann sie eine kleine Statue zu formen, die einen übergroßen Kopf, unglaublich breite Hände und riesige Brüste hatte. Sie stellte die Figur auf einen Tisch, über den sie ein schwarzes Tuch gebreitet hatte, holte das Ku­vert hervor, presste die fünf Haare in den Kopf der Statue und bohrte schließlich auch die abgeschnittenen Fingernagelstücke in den Leib der Wachsfigur. Schließlich verdunkelte sie den Raum und zündete eine dicke Kerze an. Sie kauerte vor dem Tisch nieder, spreizte die Beine, legte die Handflächen nach oben auf den Tisch und stieß seltsame Worte aus. Mehr als eine halbe Stunde lang kon­zentrierte sie sich auf die Figur, bis diese von innen heraus zu leuchten begann. Auf dem Höhepunkt der Anstrengung zog Coco wie in Trance ein Pentagramm um die Figur. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 30, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 30, 2. Spalte, 4. Absatz
Das Saville war ein altes Theater, kein besonders großes, aber ein ehrwürdiges Haus, das von der glor­reichen Vergangenheit nicht mehr leben konnte. Es hatte sich dem Trend der Zeit angepaßt. Fast ausschließlich wurden moderne Stücke gespielt und Musicals, die den größten Erfolg hatten.
Dorian hatte beschlossen, nicht mit Coco ins Theater zu gehen. Zwei der Agenten begleiteten sie. Einer hatte ei­nen Platz im Parterre, der andere einen im ersten Rang. Coco saß in ei­ner Loge des Balkons. Sie war eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstel­lung gekommen und hatte sofort ih­ren Platz eingenommen. Mit ihrem Opernglas beobachtete sie genau die ankommenden Besucher, doch ihr fiel nichts Verdächtiges auf. Das Theater füllte sich langsam. Von ihrem Platz aus konnte sie auch die beiden Agenten sehen.
Coco trug ein hübsches Abendkleid, zu dem ihre große Handtasche sehr schlecht paßte; doch sie war gezwun­gen gewesen, so eine große Tasche mitzunehmen, da sie darin die fünfund­zwanzig Zentimeter lange Spezialpistole trug und ein Sprechgerät, mit dem sie mit den beiden Agenten in Verbindung treten konnte.
Coco versprach sich nicht viel von diesem Abend. Es konnte auch Zufall gewesen sein, daß Phillip gerade diese Anzeige nicht bekleckst hatte, wenn sie auch nicht daran glaubte. Sie hatte jedoch keine Ahnung, worauf sie warten sollte, was sich ereignen könnte. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 31, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 32, 1. Spalte, 3. Absatz
Das Saville war ein altes Theater. Es war kein besonders großes, aber da­für ein sehr ehrwürdiges Haus, das von der glorreichen Vergangenheit jedoch kaum mehr leben konnte. Es hatte sich deshalb dem Trend ange­passt. Fast ausschließlich moderne Stücke und Musicals, die den größ­ten Erfolg hatten, wurden gespielt.
Dorian hatte beschlossen, nicht mit Coco ins Theater zu gehen. Zwei Agenten begleiteten sie, das musste reichen. Einer hatte einen Platz im Parterre, der andere einen im ers­ten Rang. Coco saß in einer Loge des Balkons. Sie war eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung gekommen und hatte sofort Ihren Platz eingenommen. Mit ihrem Opernglas beobachtete sie genau die ankommenden Besucher, doch ihr fiel nichts Verdächtiges auf. Das Theater füllte sich langsam. Von ih­rem Platz aus konnte sie auch die beiden Agenten sehen.
Die ehemalige Hexe trug ein hüb­sches Abendkleid, zu dem ihre große Handtasche sehr schlecht passte. Irgendwo aber musste sie schließ­lich die fünfundzwanzig Zentimeter lange Spezialpistole und ein kleines Funkgerät unterbringen, mit dem sie mit den beiden Agenten in Verbin­dung treten konnte. Dabei versprach sie sich eigentlich nicht allzu viel von diesem Abend. Es konnte auch Zu­fall gewesen sein, dass Phillip gerade diese Anzeige nicht bekleckst hatte. Und selbst wenn nicht, so wusste sie immer noch nicht, worauf sie wartete. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 30, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 31, 1. Spalte, 5. Absatz
Wie gesagt, Coco machte sich nicht viel aus solchen Stücken; vor allem störte sie, daß sich die jugendlichen Schauspieler und Sänger auf der ei­nen Seite so progressiv gaben und dem Establishment den Spiegel vors Gesicht halten wollten, auf der ande­ren Seite aber selbst im Jaguar vor­fuhren; und der jugendliche Autor hatte sich mit seinen Stücken bereits ein Landhaus und einen Rolls Royce zusammengeschrieben.
Plötzlich zuckte Coco zusammen. Ein Dämon hatte den Zuschauerraum betreten. Sie spürte die Ausstrahlung. Gerade ging die Deckenbeleuchtung langsam aus, und der eiserne Vorhang hob sich. Nur ein dünner Lichtstrahl zuckte über die Bühne; der Zuschauer­raum war dunkel.
Das Mädchen beugte sich vor und starrte durch das Opernglas. Leise Musik erklang, die allmählich lauter wurde.
Coco konzentrierte sich. Sie wollte die Richtung bestimmen, woher die Ausstrahlung kam. Die Musik irritier­te sie ein wenig, doch schließlich ge­lang es ihr, den Ausgangspunkt festzu­legen.
Der Dämon mußte sich im zweiten Rang befinden. Von ihrem Platz aus konnte sie aber nicht gut dorthin sehen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 32, 2. Spalte, 1. + 2. Absatz
Die Darsteller und auch der Autor waren so damit beschäftigt, den Spießbürgern einen Spiegel vors hässliche Gesicht zu halten, dass sie gar keine Zeit fan­den zu bemerken, dass sie selbst sich von ihren Feindbildern nur noch in Nuancen unterschieden. Einige von ihnen waren im Jaguar vor das The­ater gefahren, und der Autor hatte sich mit seinen kritischen Stücken bereits ein Landhaus und einen Rolls Royce zusammengeschrieben.
Plötzlich zuckte Coco zusammen. Ein Dämon hatte den Zuschauerraum betreten. Sie spürte die Aus­strahlung Gerade ging die Decken­beleuchtung langsam aus, und der Vorhang hob sich. Nur ein dünner Lichtstrahl zuckte über die Bühne; der Zuschauerraum war dunkel. Die ehemalige Hexe beugte sich vor und starrte durch das Opernglas. Leise Musik erklang, die allmählich lauter wurde. Coco konzentrierte sich. Sie wollte die Richtung bestimmen, aus der die Ausstrahlung kam. Die Musik störte sie ein wenig, doch schließlich gelang es ihr, den Ausgangspunkt festzulegen. Der Dämon musste sich im zweiten Rang befinden. Von ih­rem Platz aus war er jedoch nicht zu erkennen. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 31, 2. Spalte, 2 – 7. Absatz
Sie wartete noch zehn Minuten, dann stand sie auf und verließ die Loge. Sie ging an einem uniformier­ten Wärter vorbei, der ihr neugierig nachstarrte. Ein schmaler Gang führ­te rund ums Theater. Sie kam zu den Toiletten und erreichte die Stufen, die in den zweiten Rang führten. Lang­sam stieg sie die Treppe hinunter. Nie­mand war auf dem Gang. Die Aus­strahlung des Dämons wurde immer mehr spürbar. Vor der Loge Nummer sechs war sie am stärksten. Hier muß­te sich der Dämon befinden; es gab kei­nen Zweifel.
Rasch ging sie zurück, verschwand in der Toilette, holte ihr Sprechgerät hervor, drückte einen Knopf und war­tete zehn Sekunden.
„Ein Dämon befindet sich im Thea­ter“, sagte sie rasch. „Zweiter Rang, links, Loge sechs. Henry, beobachten Sie die Loge und geben Sie mir eine Beschreibung der Leute, die dort sitzen! Gehen Sie auf die Toilette! Ende.“
Sie schaltete das Gerät aus und steckte sich einen Kopfhörer ins Ohr, der so winzig war, daß man ihn kaum erkennen konnte.
Fast fünf Minuten mußte sie war­ten, bis sich Henry Collins endlich meldete.
„Zwei Frauen und ein Mann sitzen in der Loge“, sagte er. „Es ist jedoch zu dunkel. Ich könnte kaum Details er­kennen. Der Mann ist groß, trägt einen dunkelblauen Smoking und ist unheimlich mager und blaß.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 33, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 33, 2. Spalte, 1. Absatz
Sie wartete noch zehn Minuten, dann stand sie auf und ging hinaus. Am Ausgang traf sie auf einen uniformierten Wäch­ter, der ihr neugierig nachstarrte. Ein schmaler Gang führte rund um den Zuschauersaal. Sie kam zu den Toiletten und erreichte die Stufen, die in den zweiten Rang führten. Die Treppe war leer. Je höher sie stieg, desto stärker wurde die Ausstrah­lung des Dämons. Er musste sich in der sechsten Loge befinden, daran gab es keinen Zweifel mehr.
Rasch ging sie zurück, verschwand in der Toilette und holte ihr Sprechgerät hervor. Zusätzlich steckte sie sich einen Knopf ins Ohr, über den sie Henrys Stimme vernehmen konnte. »Ein Dämon befindet sich im Theater«, sagte sie leise. »Zwei­ter Rang, links, Loge sechs. Henry, werfen Sie mal einen Blick hinüber und geben Sie mir eine Beschreibung der Leute, die dort sitzen. Bevor Sie mich anfunken, gehen Sie am besten auf die Toilette. Ende.«
Fast fünf Minuten musste sie warten, bis der Agent sich wieder meldete. »Zwei Frauen und ein Mann sitzen in der Loge«, sagte er. »Es ist jedoch zu dunkel. Ich konnte kaum Details erkennen. Der Mann ist groß, trägt einen dunkelblauen Smoking und ist unheimlich mager und blass.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 31, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 32, 1. Spalte, 6. Absatz
„Gut“, sagte Coco. „Beobachten Sie ihn weiter! Sobald sich etwas Verdächtiges ereignet, geben Sie mir so­fort Bescheid!“
Sie steckte das Sprechgerät in die Tasche, kehrte in ihre Loge zurück und gab sich den Anschein, als würde sie zusehen, doch ihre Gedanken waren weit fort. Sie beschäftigten sich mit dem Dämon. Was wollte er wohl im Theater? War er nur gekommen, um sich das Stück anzusehen, oder steckte mehr dahinter?
Endlich war der erste Akt vorbei. Coco verließ kurz die Loge, doch Henry meldete sich nicht.
Der zweite Akt des Stückes begann mit schriller Musik. Coco beugte sich weit vor, und es gelang ihr, die Loge zu sehen, in der der Dämon saß.
„Dürfte ich Sie bitten, mit mir den Platz zu tauschen?“ bat Coco ihren Nachbarn.
Es war ihr sehr unangenehm, mit ihm zu sprechen, doch von seinem Sitz aus hatte sie einen weit besseren Über­blick. Der junge Mann war nur zu gern bereit.
Sie richtete das Opernglas auf die Loge des Dämons. Der Mann war tatsächlich hager. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Rechts neben ihm saß eine junge blonde Frau, links neben ihm eine alte. Unwillkürlich hielt Coco den Atem an. Die Frau kannte sie. Es war Lady Hurst. Das gekräuselte, grellrot gefärbte Haar war unver­kennbar. Die wulstigen Lippen hat­ten die Farbe der Haare. Sie trug ein giftgrünes Abendkleid, das viel welke Haut entblößte. Lady Hurst war ein Vampir. Sie hatte einige Zeit im Haus von Phillip, dem Hermaphroditen ge­wohnt. Und da hatte Coco sie auch gesehen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 33, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 34, 1. Spalte, 1. Absatz
»Gut. Beobachten Sie ihn weiter. Sobald sich etwas Verdächtiges ereignet, geben Sie mir sofort Be­scheid.« Sie steckte das Sprechge­rät in ihre Tasche, kehrte in ihre Loge zurück und tat so, als würde sie dem Stück interessiert folgen. In Wirklichkeit jedoch war sie mit den Gedanken ganz woanders. Was wollte der Dämon hier? War er nur gekommen, um sich die Vorstellung anzusehen, oder steckte mehr da­hinter?
Endlich war der erste Akt vorbei. Coco verließ kurz die Loge, doch Henry meldete sich nicht. Der zweite Akt des Stückes begann mit schriller Musik.
»Dürfte ich Sie bitten, mit mir den Platz zu tauschen?«, bat sie ihren Nachbarn. Es kostete sie Überwindung, mit ihm zu sprechen, doch von seinem Sitz aus hatte sie einen weit besseren Überblick. Der junge Mann war nur zu gern bereit. Sie setzte sich auf seinen Platz und richtete das Opernglas auf die Loge des Dämons. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben. Rechts neben ihm saß eine junge blonde Frau, links eine wesentlich ältere. Unwillkürlich hielt Coco den Atem an. Die Frau kannte sie. Es war Lady Hurst. Das gekräuselte, grellrot gefärbte Haar war unverkennbar. Die wulstigen Lippen hatten die Farbe der Haare. Sie trug ein giftgrünes Abendkleid, das viel welke Haut entblößte. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 32, 1. Spalte, 7. Absatz – Seite 32, 2. Spalte, 6. Absatz
Das Mädchen ließ die Loge nicht mehr aus den Augen, und der Mann neben ihr wurde zudringlicher. Er hat­te wohl ihre Bitte falsch verstanden und legte nun eine Hand um ihre Hüf­ten; die andere tastete über Cocos Schenkel.
Eine Zeitlang ließ sich Coco die Be­rührung gefallen, dann schlug sie die Hände zur Seite. Doch der Mann war unermüdlich. Schließlich hatte Coco genug. Sie öffnete ihre Handtasche kramte darin herum, holte eine winzi­ge Spraydose hervor, richtete die Öff­nung auf den Mann neben ihr und drückte zu. Ein hauchfeiner Strahl traf das Gesicht des Mannes. Er brach bewußtlos zusammen. Coco stützte ihn blitzschnell, damit er nicht vom Sitz rutschte. Er war für mindestens eine halbe Stunde ausgeschaltet.
Sie konzentrierte sich wieder auf die Loge unter ihr. Plötzlich stand das blonde Mädchen auf, und Lady Hurst folgte ihr. Der Dämon blieb weiterhin in der Loge sitzen.
Die beiden haben etwas vor, sagte sich Coco. Sie sprang auf und lief aus der Loge. Der weite Rock behinderte sie ziemlich stark. Sie raffte ihn hoch, rannte die Stufen zum zweiten Rang hinunter und sah, wie die zwei Frauen gerade noch um eine Biegung des Gan­ges verschwanden.
Coco riß ihr Sprechgerät heraus.
„Henry“, sagte sie leise, „kommen Sie sofort in den zweiten Rang! Die beiden Frauen haben die Loge verlas­sen. Sie gehen auf die rechte Seite. Versuchen Sie ihnen den Weg abzuschnei­den! Die beiden haben sicherlich etwas vor.“
Coco folgte den Frauen, doch die Verfolgung war nicht einfach, da sie immer wieder an Platzanweisern vor­beikam. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 33, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 34, 1. Spalte, 3. Absatz
Ehe die ehemalige Hexe sich weitere Gedanken machen konnte, spürte sie eine Bewegung neben sich. Der Mann wurde zudringlicher. Er hatte ihre Bitte anscheinend falsch verstanden und sich unnötig geschmeichelt gefühlt. Jetzt wollte er eine Hand auf ihren Schenkel legen, doch sie schlug seine Finger beiseite. Selbst das brachte ihn nicht zur Be­sinnung. Schließlich hatte sie genug, nahm eine Spraydose aus ihrer Ta­sche und sprühte ihm einen hauch­feinen Strahl mitten ins Gesicht. Er sackte bewusstlos zusammen. Coco stützte ihn, damit er nicht vom Sitz rutschte.
Als sie sich wieder auf die Loge konzentrierte, sah sie gerade noch, wie das blonde Mädchen aufstand. Wenig später folgte ihr Lady Hurst. Der Dämon blieb weiterhin in der Loge sitzen. Coco erhob sich eben­falls und ging nach draußen. Sie lief die Stufen zum zweiten Rang hinunter und sah, wie die zwei Frauen um eine Biegung des Gan­ges verschwanden. Die ehemalige Hexe nahm das Sprechgerät aus der Tasche. »Henry, kommen Sie sofort in den zweiten Rang! Die beiden Frauen haben die Loge verlassen. Sie gehen auf die rechte Seite. Versu­chen Sie ihnen den Weg abzuschnei­den.« Den Vampirinnen zu folgen, war nicht gerade einfach, da Coco immer wieder an Platzanweisern vorbeikam.

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Seite 32, 2. Spalte, 7. Absatz – Seite 33, 1. Spalte, 9. Absatz
„Hier Henry“, hörte sie die Stimme des Agenten in ihrem Kopfhörer. „Die beiden Frauen sind mir eben ent­gegengekommen. Sie gehen die Stu­fen zum ersten Rang hinunter. Ich warte einstweilen.“
Coco lief rascher. Sie erreichte die Treppe und hastete hinunter.
„Fred“, sagte sie in das Gerät. „Kom­men Sie auch herauf!“
Fred Martens gab ihr keine Ant­wort, doch sie hörte ein Summen und wußte, daß er verstanden hatte.
Inzwischen erreichte sie Henry Col­lins. Gemeinsam liefen sie weiter.
„Die beiden Frauen gingen nach rechts“, sagte Collins. „Was wollen die hier?“
„Keine Ahnung“, keuchte Coco. „Aber sicherlich nichts Gutes.“
Sie liefen den Gang entlang. Die Frauen waren verschwunden.
Plötzlich blieb Collins stehen.
„Sehen Sie!“ sagte er und zeigte auf einen auf dem Boden liegenden Platzanweiser, der ohnmächtig geworden war.
Coco nickte. Sie huschte von Loge zu Loge. Vor der Ehrenloge hörte sie ein Keuchen. Ohne zu zögern, riß Coco die Tür auf, griff in ihre Handtasche und holte die Spezialwaffe heraus.
Lady Hurst umklammerte eine fül­lige Frau. Eine Hand hatte sie auf deren Mund gepreßt, und ihr Mund nä­herte sich der Kehle der Frau. Neben der fülligen Frau saß ein kleiner Mann, der eine Halbglatze und Froschaugen hatte, die unnatürlich gewei­tet waren. Die blonde Frau hielt seinen Mund zu und versuchte mit ihren Zäh­nen seine Kehle zu erreichen.
Henry Collins tauchte neben Coco auf. Er zog sofort seine Pistole und schoß. Der dicke Bolzen drang Lady Hurst in die Brust. Sie ließ die füllige Frau los, die ohnmächtig zu Boden fiel.
Die blonde Frau hatte die Kehle des Mannes so stark zusammengedrückt, daß auch er ohnmächtig wurde. Coco hob ihre Waffe und drückte ab. Sie hatte gut getroffen. Der Bolzen bohrte sich genau ins Herz der blonden Frau, die sich aufbäumte, aber sonst keine Reaktion zeigte. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 33, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 34, 1. Spalte, 3. Absatz
Plötzlich vernahm sie Henrys Stimme in ihrem Kopfhörer. »Die beiden Frauen sind mir eben entgegengekommen. Sie gehen die Stufen zum ersten Rang hinunter. Ich warte einstweilen.«
Coco lief rascher. Sie erreichte die Treppe und hastete hinunter. »Fred«, sagte sie in das Gerät. »Kommen Sie auch herauf!« Eine knappe Antwort sagte ihr, dass er verstanden hatte. Inzwischen erreichte sie Henry Collins. Gemeinsam liefen sie weiter.
»Sie sind nach rechts gegangen«, sagte er. »Haben Sie eine Ahnung, was sie vorhaben?«
»Leider nicht«, keuchte Coco. »Aber sicherlich nichts Gutes.«
Sie liefen den Gang entlang. Die Frauen waren verschwunden. Plötz­lich blieb Collins stehen. »Sehen Sie!« Er zeigte auf einen auf dem Boden liegenden Platzanweiser. Bei näherer Betrachtung stellten sie fest, dass er nur ohnmächtig war. Coco und Henry huschten jetzt von Loge zu Loge. Vor der Ehrenloge hörte sie ein Keuchen. Ohne zu zögern, riss Coco die Tür auf, griff in ihre Handtasche und holte die Spezial­waffe heraus. Lady Hurst umklam­merte gerade eine füllige Frau. Eine Hand hatte sie auf deren Mund ge­presst, und ihr Mund näherte sich ihrer Kehle. Neben dem Opfer saß ein kleiner, froschäugiger Mann mit einer Halbglatze. Die jüngere Vampirin hielt auch ihm den Mund zu und versuchte mit ihren Zähnen seine Kehle zu erreichen. Da tauchte Henry Collins neben Coco auf. Er zog sofort seine Pistole und schoss. Der dicke Bolzen drang Lady Hurst in die Brust. Sie ließ die füllige, Frau los, die ohnmächtig zu Boden fiel.
Die andere Vampirin hatte die Kehle des Mannes so stark zusammengedrückt, dass auch er bewusst­los zusammenbrach. Coco hob ihre Waffe und drückte ab. Sie hatte gut getroffen. Der Bolzen bohrte sich genau ins Herz der blonden Frau. Sie torkelte durch die Wucht des Aufpralls zurück, zeigte aber sonst keine Reaktion. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 33, 1. Spalte, 11. Absatz – Seite 33, 2. Spalte, 9. Absatz
Die beiden Frauen rissen sich die Bolzen aus den Leibern und stürzten sich auf Coco und Collins. Sie wollten sie jedoch nicht angreifen, sondern nur entkommen; und das ge­lang ihnen auch.
Coco warf dem Ohnmächtigen einen Blick zu und erkannte ihn. Er war ein bekannter Politiker. Wahrscheinlich hatten die beiden Vampire den Politiker und dessen Frau zu Vam­piren machen sollen.
Collins folgte den beiden Frauen. Coco sah zu der Loge hin, in der der Dämon gesessen hatte. Sie war leer. Der Dämon hatte wahrscheinlich die Vorgänge beobachtet und die Flucht ergriffen.
Coco rannte auf den Gang hinaus und folgte Collins. Während des Laufens holte sie das Sprechgerät hervor.
„Fred!“ rief sie. „Sofort zum Aus­gang! Verfolgen Sie den hageren Mann! Er hat seine Loge verlassen.“
„Verstanden, Coco“, meldete sich Fred Martens.
Collins war etwa fünfzig Meter vor Coco. Nur noch wenige Meter trennten ihn von den beiden Frauen, die jetzt das Foyer erreichten. Vom Dämon und Martens war nichts zu se­hen.
Sie kamen an den Garderoben vor­über. Zwei der Garderobenfrauen sprangen überrascht auf, als die vie­len Personen an ihnen vorbeirasten. Collins erreichte Lady Hurst und packte sie an der Schulter. Er riß sie an sich und schlug ihr die geballte Faust unters Kinn. Sie fiel zu Boden, und er raste weiter und erreichte das blonde Mädchen gerade noch, als sie nach der Tür griff. Mit beiden Hän­den umklammerte er sie und drückte sie zu Boden. Das Mädchen wehrte sich heftig, aber plötzlich erlosch ihre Gegenwehr. Ihr Körper sackte in sich zusammen, die Schultern lösten sich unter Collins Händen auf.
Mit weit aufgerissenen Augen ver­folgte der Agent, wie das Mädchen vor seinen Augen verschwand. Ein Abend­kleid, Schuhe, eine Halskette und ein Ring lagen nur noch auf dem Boden.
Collins drehte sich um und blieb vor Lady Hurst stehen. Ihre Augen flac­kerten schwach; dann wurde ihr Kör­per durchsichtig und löste sich ebenfalls auf. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 35, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 35, 2. Spalte, 1. Absatz
Die beiden Frauen rissen sich die Bolzen aus den Leibern und stürmten vor. Sie beachteten Coco und Henry jedoch gar nicht weiter, sondern flohen aus der Loge. Coco warf dem Ohnmächtigen einen Blick zu und erkannte, dass es sich um einen bekannten Politiker handelte. Vermutlich hatten die Vampire ihn zu ihrer Marionette machen wollen. Während Collins den Blutsaugern folgte, sah Coco zu der Loge hinüber, in der der Dämon gesessen hatte. Er hatte die Flucht ergriffen. Die ehe­malige Hexe rannte auf den Gang hinaus und folgte Collins. Während des Laufens holte sie das Sprechge­rät hervor.
»Fred! Sofort zum Ausgang! Ver­folgen Sie den hageren Mann! Er hat seine Loge verlassen.«
»Verstanden.«
Henry Collins war ihr etwa fünfzig Schritte voraus. Nur noch wenige Meter trennten ihn von den beiden Frauen, die jetzt das Foyer erreichten. Weder vom Dämon noch von Fred Martens war etwas zu se­hen. Collins erreichte Lady Hurst und packte sie an der Schulter. Er riss sie herum und schlug ihr die geballte Faust unters Kinn. Sie fiel zu Boden. Er rannte weiter und er­reichte die blonde Vampirin kurz vor der Ausgangstür. Mit beiden Händen packte er sie und warf sich auf sie. Das Mädchen wehrte sich heftig, aber plötzlich erlosch ihre Gegenwehr. Ihr Körper sackte in sich zusammen, und sie löste sich unter Collins Händen auf. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte der Agent das unheimliche Schauspiel, während Lady Hurst hinter ihm dasselbe Schicksal ereilte. Ihr Blick begann zu flackern, dann wurde auch ihr Körper durchsichtig und verschwand. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 34, 1. Spalte, 1. – 6. Absatz
„Holen Sie mir meinen Mantel!“ sag­te das Mädchen.
Die Garderobenfrauen waren wie gelähmt. Sie trauten ihren Augen nicht. Collins hatte keine Zeit zu ver­lieren. Er sprang einfach über die Barriere, schnappte sich die Mäntel und folgte Coco.
Coco war es in der Zwischenzeit ge­lungen, mit Martens Verbindung aufzunehmen.
„Ich folge dem Dämon“, teilte Mar­tens mit. „Wir fahren gerade die Tottenham Court Road in Richtung Nor­den entlang.“
„Wir kommen nach“, sagte Coco. „Geben Sie uns laufend durch, wohin Sie fahren!“
„Verstanden“, sagte Martens. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 35, 2. Spalte, 1. – 4. Absatz
Die ehemalige Hexe holte sich ihren Mantel von der Garderobe und nahm anschließend mit Fred Martens Verbindung auf.
»Ich folge dem Dämon«, sagte er. »Wir fahren gerade die Tottenham Court Road in Richtung Norden entlang.«
»Wir kommen nach. Geben Sie uns laufend ihre Position durch!«
Eilig machten sich Coco und Henry Collins auf den Weg. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 34, 1. Spalte, 7. Absatz – Seite 34, 2. Spalte, 2. Absatz
Er hatte sich mit Ronny Murray abgewechselt und auch eini­ge Stunden vor dem Eingang in der Honor Oack Road gewartet und jeden Besucher unauffällig fotografiert; doch es waren nicht viele Besucher gekommen.
Jetzt war es kurz nach zehn Uhr. Alle Fenster waren dunkel, doch Madame Picard befand sich noch im Haus.
Shorter war das Warten gewöhnt; es gehörte zu seinem Beruf. Er hing seinen Gedanken nach, die sich heute besonders mit seiner verschwunde­nen Frau und seiner Tochter beschäf­tigten. Er vermißte Mabel sehr und beinahe noch mehr seine Tochter. Die beiden waren sein Lebensinhalt gewe­sen, und nun waren sie verschwunden und sein Leben war leer und inhalts­los geworden. Er hoffte noch immer, daß die beiden irgendwann auftauch­ten, obwohl er insgeheim wußte, daß diese Hoffnung sinnlos war. Mabel und Susi waren sicherlich einem Ver­brechen zum Opfer gefallen. Er hatte mit dem Leben abgeschlossen, doch nicht den Mut zum Selbstmord aufge­bracht.
Er saß im Wagen, den Sitz weit zurückgeschoben, und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Gelegent­lich stellte er das Radio an. Und jede halbe Stunde setzte er sich über Funk mit Ronny Murray in Verbindung. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 35, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 36, 1. Spalte, 2. Absatz
Er hatte sich mit Ronny Murray abgewechselt und da­bei auch den zweiten Eingang nicht aus den Augen gelassen. Es waren nicht viele Besucher gekommen, und er hatte jeden von ihnen fotografiert.
Jetzt war es kurz nach zehn. Alle Fenster waren dunkel, doch Madame Picard befand sich noch im Haus.
Shorter war das Warten ge­wöhnt; es gehörte zu seinem Beruf. Er hing seinen Gedanken nach, die sich heute besonders mit seiner verschwundenen Frau und seiner Tochter beschäftigten. Er vermisste die beiden sehr. Sein Leben war ohne sie leer und inhaltslos geworden. Er hoffte noch immer, dass sie irgend­wann wieder auftauchen würden, aber insgeheim wusste er, dass er damit einer Illusion nachhing. Ver­mutlich waren sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Er hatte mit dem Leben abgeschlossen, doch nicht den Mut zum Selbstmord aufgebracht. Jetzt saß er im Wagen, hatte den Sitz weit zurückgeschoben und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Gelegentlich stellte er das Radio an, und jede halbe Stunde setzte er sich über Funk mit Ronny Murray in Verbindung. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 34, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 36, 1. Spalte, 3. Absatz
„Verstanden“, sagte Shorter.
Er blieb aber sitzen und starrte wei­ter das Haus an. Zwar hatte er von Do­rian Hunter keinen Auftrag erhalten, das Haus zu durchsuchen, doch die Ge­legenheit kam ihm günstig vor. Denn je länger er nachgedacht hatte, umso sicherer war er geworden, daß Mada­me Picard etwas mit dem Verschwin­den seiner Familie zu tun hatte.
Er wartete noch einige Minuten, dann stieg er aus. Die Straße war leer. Kein Mensch war zu sehen, kein Auto fuhr vorbei. Er hatte auch die anderen Häuser in der schmalen Straße beob­achtet: alle Fenster waren dunkel.
Shorter überquerte die Straße und blieb vor der Tür stehen, die ins Wachsfigurenkabinett führte. Er sah sich nochmals um und nahm sich dann das Türschloß vor. Innerhalb einer halbe Minute hatte er es geöff­net. Vorsichtig stieß er die Tür auf und huschte in den Vorraum. Er zog die Tür hinter sich zu, blieb stehen, holte seine Stablampe heraus und schirmte den Lichtstrahl mit der Hand ab.
Die Kasse war leer. Völlige Ruhe herrschte; nur seine Schritte hallten in der Stille. Die Tür zum Wachsfigu­renkabinett war nur angelehnt. Er stieß sie auf, ließ den Strahl der Lam­pe durch die Gänge huschen und ging dann an den Figuren vorbei. Gelegent­lich blieb er stehen und sah die eine oder andere genauer an. Im Schein der Lampe wirkten sie recht ein­drucksvoll.
Shorter erreichte schließlich eine Tür, die versperrt war. Sekundenlang überlegte er, ob er sie öffnen oder das Wachsfigurenkabinett wieder verlassen sollte. Dann entschied er sich, die Tür zu öffnen.
Das Schloß war nicht einfach. Er ar­beitete mehr als fünf Minuten lang, ehe die Tür endlich aufsprang. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 36, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 36, 2. Spalte, 3. Absatz
»Verstanden«, sagte Shorter, doch er dachte gar nicht daran, das Feld zu räumen und starrte weiter das Haus an. Zwar hatte er von Dorian Hunter keinen Auftrag erhalten, das Kabinett zu durchsuchen, doch die Gelegenheit konnte kaum günstiger sein. Außerdem war er sich inzwischen sicherer denn je, dass Madame Picard etwas mit dem Verschwinden seiner Familie zu tun hatte. Er war­tete noch einige Minuten, dann stieg er aus. Die Straße war leer. Kein Mensch war zu sehen, kein Auto fuhr vorbei. Er hatte auch die anderen Häuser in der schmalen Straße be­obachtet; alle Fenster waren dunkel.
Shorter überquerte die Straße und blieb vor der Tür des Wachsfigurenkabinetts stehen. Er sah sich nochmals um und nahm sich dann das Türschloss vor. Es dauerte eine halbe Minute, bis er es geknackt hatte. Vorsichtig stieß er die Tür auf und huschte in den Vorraum. Er zog die Tür hinter sich zu, blieb stehen, holte seine Stablampe heraus und schirmte den Lichtstrahl mit der Hand ab. Die Kasse war leer. Völlige Ruhe herrschte; nur seine Schritte hallten in der Stille. Die Tür zum Ka­binett war nur angelehnt. Er stieß sie auf, ließ den Strahl der Lampe durch die Gänge huschen und ging dann an den Figuren vorbei. Gelegentlich blieb er stehen und betrachtete die eine oder andere Gestalt genauer. In Schein der Lampe wirkten sie alle recht eindrucksvoll.
Bald erreichte er die nächste ver­sperrte Tür. Sekundenlang überlegte er, ob er sie öffnen oder das Wachsfigurenkabinett wieder verlassen sollte, und entschied sich gegen einen Rückzieher. Diesmal bereitete ihm das Schloss allerdings erhebli­che Schwierigkeiten. Er brauchte mehr als fünf Minuten, bis die Tür endlich aufsprang. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 36, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 36, 2. Spalte, 2. Absatz
In diesem Moment hörte er ein Ge­räusch hinter sich. Blitzschnell drehte er sich um. Nichts war zu sehen; alles war ruhig. Doch er wußte, daß er sich nicht getäuscht hatte. Er hatte ein Ge­räusch gehört.
Er blieb ruhig stehen, knipste die Ta­schenlampe aus und lauschte angestrengt. Und wieder war das Ge­räusch zu hören. Shorter wartete und knipste schließlich die Lampe wieder an.
Er stieß einen überraschten Schrei aus. Der Vampir, der über den Mann gebeugt gestanden hatte, war zum Le­ben erwacht. Er schlich den Gang entlang, und seine roten Augen funkel­ten wie Rubine. Sein Mund stand offen, und er fletschte die Zähne. Der Vampir trug ein schwarzes Cape, das seine hohe Gestalt völlig einhüllte. Er ging langsam; es sah so aus, als müßte er erst Gewalt über seine Glieder be­kommen.
Shorter riß seine Spezialwaffe her­aus und hob sie. Er wartete bis der Vampir fünf Schritte vor ihm war, dann zog er den Abzug durch, und der dicke Holzbolzen bohrte sich in die Brust des Vampirs. Shorter hatte gut getroffen; der Bolzen hatte das Herz durchbohrt; der Vampir ging aber unbeirrt weiter.
Shorter stieß die Tür auf, die er so­eben mühsam aufgesperrt hatte. Der Vampir ging jetzt schneller. Seine Au­gen leuchteten stärker. Shorter wich zurück und blickte sich rasch um. Die Wachsfiguren in diesem Raum waren wesentlich besser ausgeführt. Sie sa­hen wie zu Wachs erstarrte Menschen aus; wie Figuren, von denen man er­wartete, daß sie jeden Moment zum Leben erwachten. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 36, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 37, 1. Spalte, 3. Absatz
Nichts war zu sehen, und auch das Geräusch war verstummt, doch er wusste, dass er sich nicht getäuscht hatte. Shorter blieb regungslos stehen, schaltete die Taschenlampe aus und lauschte mit angehaltenem Atem. Nach weni­gen Sekunden erklang das Geräusch erneut. Er knipste die Lampe wieder an — und stieß einen überraschten Schrei aus.
Der Vampir, der über den Mann gebeugt gestanden hatte, war zum Leben erwacht. Er schlich den Gang entlang, und seine roten Augen funkelten wie Rubine. Über seinen Schultern trug er ein schwarzes Cape, das seine hohe Gestalt völlig einhüllte. Er ging langsam; es sah so aus, als müsse er erst Gewalt über seine Glieder bekommen. Shorter zog seine Spezialwaffe und wartete, bis der Vampir noch fünf Schritte entfernt war, dann zog er den Abzug durch. Der dicke Holzbolzen bohrte sich in die Brust des Monstrums. Er hatte gut getroffen, dennoch ging der Vampir unbeirrt weiter.
Shorter ging rückwärts durch die Tür, die er soeben mühsam aufgesperrt hatte. Der Vampir be­wegte sich jetzt schneller, und seine Augen leuchteten stärker. Shorter wich weiter zurück und blickte sich gehetzt um. Die Wachsfiguren in diesem Raum waren wesentlich besser ausgeführt. Sie sahen fast wie erstarrte Menschen aus; wie Figuren, von denen man erwartete, dass sie je­den Moment zum Leben erwachten. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 36, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 37, 1. Spalte, 1. Absatz
Der Vampir riß das Maul noch wei­ter auf, gab aber keinen Laut von sich. Shorter lud die Waffe nach und schoß einen weiteren Bolzen ab, der wieder gut traf, aber keine Wirkung erzielte. Der Vampir war nicht zu töten.
Mir bleibt nur die Flucht, sagte sich Shorter. Das Biest kann ich nicht töten.
Er steckte die Waffe ein und rannte los. Der Raum, in dem er sich befand, war riesig. Der Lichtstrahl huschte über Dutzende von Wachsfiguren, die unglaublich perfekt aussahen.
Der Vampir war noch immer hinter ihm. Es gab für Shorter keine Möglichkeit, nach links oder rechts auszu­weichen; er befand sich in einem schnurgeraden Gang, der auf die rote Stirnwand zuführte.
Eine Hand griff nach ihm. Es war der Vampir. Er konnte die Hand abschütteln und raste weiter. Sein Herz hämmerte wild.
Es war eine gespenstische Verfol­gungsjagd. Nur das Keuchen des Agenten war zu hören, der Vampir gab keinen Laut von sich.
Das Monster wurde immer schnel­ler und immer wieder griffen seine kalten Hände nach Shorter. Endlich erreichte er das Ende des Ganges und bog nach links ab, doch nirgends war eine Tür zu sehen.
Der Vampir packte ihn an den Hüf­ten und riß ihn um. Die Taschenlampe fiel aus Shorters Hand und kullerte über den Boden. Der Vampir kniete über Shorter, und seine Hände drück­ten seinen Oberkörper herunter Der Agent schlug auf das Monster ein, doch es reagierte nicht. Der Vam­pir schnappte nach Shorters Fingern und riß sie blutig. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 37, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 37, 2. Spalte, 1. Absatz
Der Vampir riss das Maul noch weiter auf, gab aber keinen Laut von sich. Shorter lud die Waffe nach und schoss einen weiteren Bolzen ab, der wieder gut traf, aber ebenso wenig Wirkung erzielte. Der Vampir war auf diese Art nicht zu töten. Shorter blieb nur die Flucht. Er steckte die Waffe ein und rannte los. Der Raum, in dem er sich befand, war riesig. Der Lichtstrahl huschte über Dutzende von Wachsfiguren, die unglaublich perfekt aussahen. Der Vampir war noch immer hinter ihm. Der Agent besaß keine Möglichkeit, ihm aus­zuweichen; er befand sich in einem schnurgeraden Gang, der auf die rote Stirnwand zuführte. Shorters Herz hämmerte wild. Es war eine gespenstische Verfolgungsjagd. Nur das Keuchen des Agenten war zu hören, der Vampir gab keinen Laut von sich. Endlich erreichte Shorter das Ende des Ganges und bog nach links ab, doch nirgends war eine Tür zu sehen. Der Blutsauger packte ihn an den Hüften und riss ihn um. Die Taschenlampe entfiel Shorters Hand und kullerte über den Boden. Der Vampir kniete über ihm und drückte seinen Oberkörper hinunter. Shorter schlug auf das Monster ein, doch es reagierte überhaupt nicht auf seine Hiebe. Stattdessen biss es nach sei­nen Fingern und riss sie blutig. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 37, 1. Spalte, 2. – 10. Absatz
Shorter nahm seine ganze Kraft zu­sammen und schnellte sich hoch. Mit beiden Beinen trat er nach dem Vam­pir. Dann schleuderte er ihn zur Seite, sprang auf, griff nach der Taschen­lampe und rannte weiter.
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als einen der langen Gänge zurückzulaufen, die zur Eingangstür führten. Hinter sich hörte er die Schritte des Monsters. Shorter lief rascher. Sein Puls hämmerte, und seine Lungen drohten zu zerplatzen.
Der Lichtstrahl huschte vor ihm her. Kurz bevor er die Tür erreichte, kam er an zwei Figuren vorüber, die ihn erstarren ließen. Es dauerte eine Sekunde, ehe Shorter reagierte. Sein Gesicht verzerrte sich, und seine Au­gen quollen aus den Höhlen hervor.
„Mabel!“ schrie er entsetzt. „Susi!“
Seine Frau und Tochter standen auf einem Sockel und waren so perfekt nachgebildet, daß sie wie lebendig wirkten.
Er vergaß die Gefahr, die der Vam­pir darstellte; er hatte nur noch Augen für die beiden Figuren.
Also war es Madame Picard doch ge­lungen, sie zu modellieren, dachte er. Und plötzlich schrie Shorter.
Seine Frau schlug die Augen auf, und ihre Hände bewegten sich. Sie stieg vom Podest herunter und kam auf ihn zu. Die Hände streckte sie weit von sich. Ihr Gesicht war völlig starr. Seine Tochter folgte ihr. Sie hatte ebenfalls die Hände ausgestreckt. Und die Hände griffen nach Shorter.
Er schrie und schrie. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 37, 2. Spalte, 1. Absatz – Seite 38, 1. Spalte, 3. Absatz
Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte gelang es Shorter schließlich, sich aufzubäumen und den Blutsau­ger zur Seite zu schleudern. Keu­chend sprang er auf, griff nach der Taschenlampe und rannte weiter. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als einen der langen Gänge zurückzu­laufen, die zur Eingangstür führten. Hinter sich hörte er die Schritte des Monsters. Sein Puls hämmerte, und seine Lungen drohten zu zerplatzen. Kurz bevor er die Tür erreichte, kam er an zwei Figuren vorüber, deren Anblick ihn erstarren ließ. Es dauerte eine Sekunde, ehe Shorter reagierte. Sein Gesicht verzerrte sich, und seine Augen quollen aus den Höhlen hervor.
»Mabel!«, schrie er entsetzt. »Susi!«
Seine Frau und Tochter standen auf einem Sockel und waren so perfekt nachgebildet, dass sie wie lebendig wirkten. Er vergaß die Ge­fahr, die der Vampir darstellte; er hatte nur noch Augen für die beiden Figuren. Also war es Madame Picard doch gelungen, sie zu modellieren. Und dann fühlte er plötzlich, wie das Grauen nach ihm griff. Ein Abgrund der Angst tat sich vor ihm auf und drohte ihn zu verschlingen. Seine Frau schlug die Augen auf, und ihre Hände bewegten sich! Sie stieg vom Podest herunter und kam auf ihn zu, die kalten Hände weit von sich ge­streckt. Ihr Gesicht war völlig starr. Hinter ihr bewegte sich jetzt auch Susi. Shorter schrie und schrie. Es dauerte lange, bis das Grauen für ihn ein Ende fand. Für immer. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 37, 2. Spalte, 3. – 10. Absatz
Collins reihte sich in den starken Abendverkehr ein und erreichte die Charing Cross Road, die er in Rich­tung Norden entlangfuhr. Er über­querte die Oxford Street und fuhr dann die Tottenham Court Road ent­lang.
Martens meldete sich.
„Der Unbekannte fährt einen schwarzen Bentley. Kennzeichen RBX 345. Er ist etwa hundert Meter vor mir. Wir fahren eben am Parliament Hill vorbei über die Highgate Street in Richtung Norden. Ich glaube, der Kerl will raus aus London.“
„Fred“, sagte Coco, „geben Sie uns laufend Bescheid, wo Sie sich befinden! Sie haben einen Vorsprung von mehr als drei Minuten. Wir werden uns bemühen, aufzuholen.“
„Verstanden“, sagte Martens.
Coco drehte sich zu Chapman um und gab ihm einen kurzen Bericht von den Vorfällen im Theater. Dann wand­te sie sich an Collins. „Ist Ihnen auch aufgefallen, daß die beiden Frauen keinen Schatten warfen?“
Collins nickte. „Ja. Jetzt, wo Sie da­von sprechen, erinnere ich mich.“
„Wir müssen vorsichtig sein“, sagte Coco. „Wir dürfen kein Risiko eingehen. Gegen diesen Dämon sind wir zu schwach. Wenn er uns entdeckt, sind wir verloren.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 38, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 38, 2. Spalte, 6. Absatz
Collins fädelte den Wagen in den starken Abendverkehr ein und erreichte die Charing Cross Road, die er in Richtung Norden ent­langfuhr. Er überquerte die Oxford Street und fuhr dann die Tottenham Court Road entlang.
Plötzlich meldete sich Martens. »Der Unbekannte fährt einen schwarzen Bentley«, teilte er mit und nannte ihnen das Kennzeichen. »Er ist etwa hundert Meter vor mir. Wir fahren eben am Parliament Hill vorbei über die Highgate Street in Richtung Norden. Ich glaube, der Kerl will raus aus London.«
»Sie haben einen Vorsprung von mehr als drei Minuten«, meinte Coco. »Wir werden uns bemühen, aufzuholen.«
Sie drehte sich um und berich­tete Chapman von den Vorfällen im Theater. Dann wandte sie sich an Collins. »Ist Ihnen auch aufgefal­len, dass die beiden Frauen keinen Schatten warfen?«
Er nickte. »Ja. Jetzt, wo Sie davon sprechen, erinnere ich mich.«
»Wir dürfen kein Risiko eingehen. Gegen diesen Dämon sind wir im Augenblick zu schwach. Wenn er uns entdeckt, sind wir verloren.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 38, 1. Spalte, 2. – 14. Absatz
„Der Bentley fährt jetzt die Land­straße 331 entlang“, meldete sich Martens. „Ich folge ihm weiter. Der Wa­gen bleibt plötzlich stehen. Ich werde jetzt...“
Martens schwieg.
„Fred!“ rief Coco aufgeregt. „Fred!“ Sie hörten durch das Funkgerät lautes Krachen, danach war es still.
Coco war bleich.
„Fred?“ fragte sie.
Doch sie bekam keine Antwort.
Das Mädchen biß sich auf die Lip­pen und unterbrach die Verbindung. Collins warf ihr einen flüchtigen Blick zu.
„Der Dämon hat ihn entdeckt“, sag­te sie fast unhörbar. „Ich glaube, Fred wird tot sein.“
Collins fuhr verbissen weiter. Er war mit Martens befreundet gewe­sen - schon seit vielen Jahren; und er befürchtete, daß Coco mit ihrer Vermutung recht hatte.
Schließlich erreichten sie die schma­le Landstraße, und nach hundert Me­tern sahen sie Martens Wagen. Mar­tens war direkt gegen einen Baum gefahren. Vom schwarzen Bentley war nichts zu sehen.
Collins hielt an und Coco und er sprangen heraus.
Martens war herausgeschleudert worden. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 38, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 39, 1. Spalte, 5. Absatz
»Er fährt jetzt die Landstraße 331 entlang«, meldete sich Fred. »Ich folge ihm weiter. Halt, jetzt bleibt er plötzlich stehen. Ob er etwas be­merkt hat? Ich werde wohl besser ...« Seine Stimme verstummte wie abgeschnitten.
»Fred!«, rief Coco aufgeregt. »Fred!«
Sie hörten durch das Funkgerät lautes Krachen, danach war es still.
Collins war bleich geworden. Sie riefen weiterhin aufgeregt nach dem Agenten, bekamen jedoch keine Antwort mehr. Schließlich unterbrach Coco die Verbindung.
»Der Dämon hat ihn entdeckt. Wahrscheinlich hat er ihn getötet.«
Collins fuhr verbissen weiter. Er war mit Martens befreundet gewesen, und hoffte, dass Coco sich irrte, doch tief im Innern ahnte er, dass sie mit ihrer Vermutung recht hatte.
Sie erreichten die schmale Land­straße, und nach hundert Metern sahen sie Martens Wagen. Der Agent hatte ihn frontal gegen einen Baum gelenkt. Von dem schwarzen Bentley war nichts zu sehen. Collins hielt an und verließ zusammen mit Coco das Auto. Martens war aus seinem Wagen geschleudert worden. Er lag auf dem Rücken; sein Genick war ge­brochen. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 38, 2. Spalte, 2. – 14. Absatz
Collins kniete neben seinem Freund nieder. Coco ging langsam zum Wa­gen zurück und setzte sich hinein.
„Martens ist tot“, sagte sie zu Chap­man, der sich aufgestellt hatte und durchs Fenster sah. „Der Dämon hat gemerkt, daß er verfolgt wurde.“
Coco griff nach dem Sprechgerät und rief Dorian Hunter, der sich fast augenblicklich meldete. Sie informier­te ihn kurz über die Vorfälle und wartete auf neue Anweisungen.
Dorian war über den Tod Martens sehr betroffen. Er schwieg mehr als eine Minute.
„Ich verständige die Polizei“, sagte er schließlich. „Sie sollen den Unfall von Martens aufnehmen. Einen Au­genblick! Ich nehme nur eine Karte zur Hand.“
Coco klappte das Handschuhfach auf und holte ebenfalls eine Karte her­vor.
„Die Landstraße 331 führt direkt in ein kleines Dorf“, sagte Dorian. „Es heißt Grayville. Ich nehme an, daß sich der Dämon dort aufhalten wird und schlage vor: fahrt hin und seht euch um! Vielleicht mietet ihr euch ein Zimmer. Es sollte nicht schwerfal­len, den schwarzen Bentley zu entdec­ken. Ich werde außerdem den O.I. einschalten. Vielleicht kann er uns weiterhelfen. Alles klar?“
„Ja“, sagte Coco. „Alles klar. Wir mel­den uns später wieder. Gibt es sonst noch etwas?“
Dorian knurrte: „Ja. Shorter ist ver­schwunden. Murray verfolgt Madame Picard. Shorter sollte zu mir kom­men, doch er traf bis jetzt nicht ein.“
„Vielleicht ist er auf ein Bier gegan­gen“, meinte Coco.
„Das sieht ihm aber gar nicht ähn­lich. Ich mache mir Sorgen.“
„Es wird schon nichts geschehen sein“, meinte Coco, ohne selbst dran zu glauben. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 39, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 39, 2. Spalte, 5. Absatz
Während Collins neben der Leiche kniete, ging Coco zum Auto zurück.
»Wir sind zu spät gekommen«, sagte sie zu Chapman, der sich aufgestellt hatte und durchs Fenster sah. Sie griff nach dem Sprechgerät und rief Dorian Hunter, der sich fast augenblicklich meldete. In knappen Sätzen informierte sie ihn über das Erlebte.
Der Dämonenkiller schwieg be­troffen. »Ich verständige die Polizei«, sagte er schließlich. »Sie sollen den Unfall aufnehmen. Einen Augen­blick! Ich hole mir eine Karte der Gegend, in der ihr euch befindet.«
Coco klappte das Handschuhfach auf und holte ebenfalls eine Karte hervor.
»Die Landstraße 331 führt direkt in ein kleines Dorf«, sagte Dorian. »Es heißt Grayville. Ich nehme an, dass sich der Dämon dort aufhalten wird. Fahrt hin und seht euch um. Vielleicht mietet ihr euch ein Zimmer. Es sollte nicht schwerfallen, den schwarzen Bentley zu entde­cken. Ich werde außerdem den 0. I. einschalten. Vielleicht kann er uns weiterhelfen.«
»Alles klar«, meinte Coco. »Gibt es sonst noch etwas?«
»Allerdings. Shorter ist ver­schwunden. Murray ist Madame Picard gefolgt, als sie das Kabinett verließ. Shorter sollte hierher in die Villa fahren, doch bis jetzt ist er nicht eingetroffen.«
»Ihm wird schon nichts geschehen sein«, meinte Coco, ohne allerdings recht dran zu glauben. Dann unter­brach sie die Verbindung. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 38, 2. Spalte, 13. Absatz – Seite 39, 1. Spalte, 8. Absatz
Nach drei Minu­ten Fahrt tauchten die ersten Häuser von Grayville auf. Es war ein kleines, verschlafenes Dorf, in dem kaum fünfhundert Leute wohnen konnten. Die meisten Häuser lagen an der Landstraße und waren dunkel.
Collins fuhr langsam, doch sie konn­ten den schwarzen Bentley nicht ent­decken. Nach einer Minute Fahrt er­reichten sie den Marktplatz von Grayville. Um einen mittelalterlichen Brunnen gruppierten sich einstöckige, uralte Häuser. Hier herrschte noch ein wenig Betrieb. Einige Leute verlie­ßen ein Lokal, das eben geschlossen wurde.
Collins blieb unweit des Brunnens stehen.
„Ein ziemlich hoffnungsloses Unter­fangen“, sagte er böse. „Der Wagen kann in einer Garage stehen, und dann finden wir ihn niemals.“
„Wir könnten einen der Männer fra­gen“, meinte Coco. „Der Bentley könn­te jemandem aufgefallen sein.“
„Aber mit so einer Frage könnten wir uns verdächtig machen“, warf Chapman ein.
„Ach nein!“ sagte Coco. „Fragen Sie einen der Männer, Henry! Sagen Sie, daß uns der Bentley geschnitten und einen anderen Wagen in den Straßengraben gedrückt hätte. Irgendetwas in dieser Richtung.“
„Gut“, seufzte Collins.
„Noch etwas!“ sagte Coco. „Fragen Sie, wo wir hier übernachten können!“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 39, 2. Spalte, 9. Absatz – Seite 40, 1. Spalte, 4. Absatz
Nach wenigen Minuten Fahrt tauchten die ersten Häuser von Grayville auf. Es war ein kleines, verschlafenes Dorf, in dem kaum fünfhundert Leute wohnten. Die meisten Häuser lagen an der Landstraße; die Fenster wa­ren allesamt verdunkelt. Der Agent fuhr langsam, doch sie konnten den schwarzen Bentley nirgends ent­decken. Nach einer Minute Fahrt erreichten sie den Marktplatz. Um einen mittelalterlichen Brunnen gruppierten sich einstöckige, uralte Häuser. Hier herrschte noch ein we­nig Betrieb. Einige Leute verließen ein Lokal, das eben geschlossen wurde. Collins stoppte den Wagen unweit des Brunnens. »Ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen«, sagte er böse. »Der Wagen kann in einer Garage stehen, und dann finden wir ihn niemals.«
»Wir könnten einen der Männer fragen«, meinte Coco. »Vielleicht ist der Bentley jemandem aufgefallen.«
Chapman schüttelte den Kopf. »Wenn wir nachfragen, machen wir uns doch nur verdächtig.«
»Dann lassen wir uns halt eine Ausrede einfallen. Fragen Sie einen der Männer, Henry! Sagen Sie, dass uns der Bentley geschnitten und einen anderen Wagen in den Stra­ßengraben gedrückt hätte. Irgendet­was in dieser Richtung. Und fragen Sie auch, wo wir hier übernachten können.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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Coco beobachtete ihn. Collins unterhielt sich mit einem Mann, dann mit einem zweiten.
„Das sind aber unfreundliche Leu­te“, berichtete er, als er zurückkam und sich wieder hinters Steuer setzte. Wütend zog er die Tür zu. „Auf meine Frage nach dem Bentley gingen sie nicht ein. Und angeblich kann man hier nirgends übernachten.“
„Was hatten Sie für einen Eindruck von den Männern, Henry?“ erkundigte sich Coco.
„Ich sagte doch, sie waren unfreund­lich“, brummte Collins.
„Ja. Aber hatten Sie den Eindruck, daß mehr dahintersteckt als bloße Unfreundlichkeit?“
„Allerdings“, sagte Collins. „Es kam mir so vor, als dürften und wollten sie nichts sagen.“
Die Gruppe löste sich auf. Die Lich­ter im Lokal erloschen.
„Fahren wir weiter!“ sagte Coco.
Sie suchten alle Straßen ab, doch das Dorf war wie ausgestorben.
„Es ist hoffnungslos“, meinte Col­lins.
„Probieren wir noch diesen Feld­weg da aus“, sagte Coco und zeigte auf einen schmalen Weg, der zwischen zwei Häusern hindurchführte.Collins fuhr langsam weiter. Die Schweinwerfer des Wagens erfaßten einen halbzerfallenen Bauernhof. Der Weg führte daran vorbei. Aus den Fahrspuren schloß Coco, daß der Weg oft befahren wurde. Trotzdem kamen sie nur langsam voran; der Weg war unglaublich schlecht und vor einer hohen Scheune endete er plötzlich. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
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Coco und Chapman beobachteten ihn aufmerksam. Erst unterhielt er sich mit einem großen, schwarzhaarigen Mann, dann noch mit zwei anderen. Als er zurückkam, zuckte er nur die Schultern. »Un­freundliche Leute.« Wütend zog er die Tür zu. »Auf meine Frage nach dem Bentley sind sie überhaupt nicht eingegangen. Und angeblich kann man hier nirgends übernachten.«
Draußen löste sich die Gruppe langsam auf. Die Lichter im Lokal erloschen. Während der nächsten Minuten suchten Coco und die bei­den Agenten alle Straßen ab, doch das Dorf war wie ausgestorben. »Es ist hoffnungslos«, meinte Collins schließlich.
»Probieren wir noch diesen Feld­weg da aus«, sagte Coco und zeigte auf einen schmalen Weg, der zwi­schen zwei Häusern hindurchführte. Collins fuhr langsam weiter. Die Scheinwerfer des Wagens erfassten einen halbzerfallenen Bauernhof. Der Weg führte daran vorbei. Aus den Fahrspuren schloss Coco, dass der Weg oft befahren wurde. Trotz­dem kamen sie nur langsam voran. Vor einer hohen Scheune endete die Straße plötzlich. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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„Da kann man nichts machen“, meinte sie und stieg aus.
„Ich komme mit.“
Collins folgte dem Mädchen. Die Scheinwerfer des Autos erfaßten ein Scheunentor, das nicht abgesperrt war. Collins zog es auf. Das Tor quietschte durchdringend in den An­geln. Collins knipste seine Taschen­lampe an und entdeckte tatsächlich den schwarzen Bentley.
Vorsichtig schlichen sie näher her­an. Der Wagen war leer. Collins ließ den Strahl der Lampe in der Scheune herumwandern. Sie war bis auf einige landwirtschaftliche Geräte völlig leer.
„Den Wagen haben wir nun“, sagte Collins. „Aber wo steckt der Dämon?“
„Jedenfalls nicht in der Nähe“, sagte Coco. „Ich spüre seine Ausstrahlung nicht.“
Collins ging am Wagen vorbei und ruderte plötzlich mit den Armen. Der Boden unter ihm gab nach - so schien es ihm zumindest. Er konnte nicht mehr vor und nicht zurück.
„Verdammt!“ brüllte er. „Ich bin in eine magische Falle geraten. Helfen Sie mir, Coco!“
Das Mädchen nickte, beobachtete Collins kurz, kreuzte dann die Hände vor der Brust und murmelte ein paar Worte.
Collins konnte sich aus der Falle be­freien. Erleichtert blieb er neben Coco stehen.
„Es ist zu gefährlich, jetzt weiterzu­suchen“, sagte das Mädchen. „Der Dämon hat wahrscheinlich unzählige Fallen aufgestellt. Wir müssen rasch fort. Wahrscheinlich hat er unser Auf­tauchen schon bemerkt.“
Sie liefen zum Wagen zurück und Collins wendete. Dann starb der Motor plötzlich ab. Er startete nochmals, doch der Motor sprang nicht mehr an.
„Wir sind schon wieder in eine Falle geraten“, sagte Coco leise.
Sie griff nach dem Funkgerät, doch auch das funktionierte nicht mehr. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 40, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 41, 1. Spalte, 7. Absatz
»Da kann man wohl nichts ma­chen«, erwiderte sie und stieg aus.
Collins folgte ihr. Die Schein­werfer des Autos waren auf das Scheunentor gerichtet. Es war nur angelehnt und quietschte in den Angeln, als es von Coco geöffnet wurde. Henry knipste seine Taschenlampe an und ließ den Strahl durch den Innenraum wandern. Dort stand der schwarze Bentley. Vorsichtig schlichen sie näher heran. Der Wagen war verlassen. Collins suchte mit dem Lichtstrahl die Wände der Scheune ab. Hier und da hingen ei­nige Gartengeräte, ansonsten war der Schuppen leer.
»Schön, den Wagen haben wir«, sagte Collins. »Aber wo steckt der Dämon?«
»Jedenfalls nicht in der Nähe. Ich kann seine Ausstrahlung nicht spüren.«
Collins ging am Wagen vorbei und ruderte plötzlich mit den Armen. Der Boden unter ihm schien nach­zugeben, und er konnte nicht mehr vor und nicht zurück. »Verdammt!«, brüllte er. »Ich bin in eine magische Falle geraten. Helfen Sie mir, Coco!«
Das Mädchen nickte, kreuzte die Hände vor der Brust und murmelte ein paar Worte. Schweißgebadet konnte sich der Agent aus der Falle befreien. Erleichtert blieb er neben Coco stehen. »Es ist zu gefährlich, jetzt weiterzusuchen«, sagte sie. »Der Dämon hat wahrscheinlich unzählige Fallen aufgestellt. Wir müssen rasch fort. Wahrscheinlich hat er unser Auftauchen schon be­merkt.«
Sie liefen zum Wagen zurück, und Collins wendete. Dann starb der Motor plötzlich ab. Er versuchte ihn wieder zu starten, aber das Gefährt gab keinen Mucks mehr von sich.
»Eine weitere Falle«, murmelte Coco. Sie griff nach dem Funkgerät, um Dorian Bescheid zu geben, wo sie sich befanden, doch es funktionierte ebenfalls nicht mehr. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 40, 1. Spalte, 9. Absatz – Seite 40, 2. Spalte, 9. Absatz
Ronny Murray hatte den weißen Morris von Madame Picard bis in die Catford Hill Road verfolgt. Sie fand vor einem indischen Restaurant einen Platz, stieg aus und ging direkt ins Lo­kal, ohne sich umzusehen.
Murray wartete. Nach einer Viertel­stunde stieg auch er aus. Er ging am Lokal vorbei, doch er konnte nicht hin­einsehen; die Vorhänge waren zu dicht zusammengezogen. Er beschloß daher, einzutreten. Damit ging er kein besonderes Risiko ein, da ihn Madame Picard noch nie gesehen hatte.
Das Lokal war ein langgezogenes Rechteck. Es war gut besucht; kein Tisch war frei. Murray sah sich ge­langweilt um und erkannte Madame Picard, die ganz am Ende des Lokals allein an einem Tisch saß. Sie hatte bei seinem Eintreten nicht aufgese­hen.
Ein Kellner kam auf ihn zu.
„Guten Abend, Sir“, sagte der Inder in tadellosem Englisch. „Haben Sie einen Tisch bestellt?“
„Leider nein“, sagte Murray bedau­ernd.
„Ich habe keinen Tisch mehr frei“, sagte der Kellner, „aber ich könnte Sie wo dazusetzen, wenn Sie es wün­schen, Sir.“
Murray schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
Er drehte sich um und warf Mada­me Picard noch einen Blick zu. Sie war in ihr Essen vertieft.
Er verließ das Lokal wieder, setzte sich in den Wagen und wartete. Eine halbe Stunde später kam Madame Pi­card heraus. Sie stieg in ihren Wagen, fuhr los und bog sofort nach links ab. Murray folgte ihr, hatte sie jedoch sofort aus den Augen verloren. Flu­chend fuhr er einige Straßen ab. Der weiße Morris blieb verschwunden.
Er setzte sich mit Hunter in Verbin­dung. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 41, 1. Spalte, 8. Absatz – Seite 42, 1. Spalte, 1. Absatz
Ronny Murray hatte den weißen Morris von Madame Picard bis in die Catford Hill Road verfolgt, wo die Besitzerin des Wachsfigurenkabinetts vor einem indischen Restaurant geparkt hatte. Jetzt be­obachtete der Agent, wie sie ausstieg und sich direkt in das Lokal begab, ohne sich noch einmal umzusehen. Murray wartete eine Viertelstunde, dann stieg er aus und schlenderte unauffällig am Restaurant vorüber. Die Vorhänge waren zugezogen, so dass er nicht hineinsehen konnte. Deshalb beschloss er, das Lokal zu betreten. Er ging kein Risiko ein, da Madame Picard ihn noch nie gesehen hatte.
Die Wirtsstube besaß die Form eines langgezogenen Rechtecks. Sie war gut besucht; kein Tisch war mehr frei. Murray sah sich gelangweilt um und erkannte Madame Picard ganz am anderen Ende des Lokals. Sie saß allein an einem Tisch und sah bei seinem Eintreten nicht einmal auf.
Ein Kellner kam auf ihn zu und begrüßte ihn in tadellosem Englisch. »Guten Abend, Sir. Haben Sie einen Tisch bestellt?«
»Leider nein«, sagte Murray be­dauernd.
»Nun, ich könnte schauen, ob Sie sich irgendwo dazusetzen könnten, Sir.«
Der Agent lehnte dankend ab. Be­vor er das Lokal wieder verließ, warf er Madame Picard noch einen kur­zen Blick zu. Sie hatte ihn auch jetzt nicht bemerkt. Gerade bekam sie ihr Essen serviert. Murray ging hinaus, setzte sich in seinen Wagen und wartete weiter. Eine halbe Stunde später kam Madame Picard heraus. Sie stieg in ihr Auto, fuhr los und bog an der nächsten Kreuzung links ab.
Murray folgte ihr, hatte sie jedoch plötzlich aus den Augen verloren. Rasch fuhr er die nächsten Straßen ab, doch der weiße Morris blieb verschwunden. Fluchend setzte Murray sich mit Hunter in Verbindung. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 40, 2. Spalte, 10. Absatz – Seite 41, 2. Spalte, 1. Absatz
„Madame Picard gelang es, mich ab­zuschütteln“, sagte er.
„Machen Sie sich nichts draus!“ trö­stete ihn Hunter. „Ich mache mir Sorgen um Shorter. Er ist noch immer nicht aufgetaucht. Ich befürchte, er hat etwas auf eigene Faust unternom­men. Sehen Sie mal auf dem Rückweg in der Benson Road vorbei.“
Murray fuhr los. Er ärgerte sich ge­waltig, daß es Madame Picard gelungen war, zu entkommen. Er fluch­te leise vor sich hin, erreichte schließlich die Honor Oak Road und bog in die Benson Road ein.
Shorters Volkswagen stand vor dem Wachsfigurenkabinett.
„Daniels Wagen steht noch da“, sagte Murray ins Mikrophon. „Das Wachsfigurenkabinett ist dunkel.“
Hunter seufzte. „Genau, wie ich es mir dachte. Steigen Sie aus, Ronny, und probieren Sie, ob die Tür zum Wachsfigurenkabinett offen ist! Wenn ja, dann unternehmen Sie nichts, sondern geben mir nur Be­scheid. Verstanden?“
„Ja, verstanden“, sagte Ronny Mur­ray.
Er wartete zwei Minuten, dann stieg er aus, warf den Zigarettenstummel fort, schlenderte langsam auf das Haus zu, betrat den Vorgarten und stieg die Stufen hoch. Es war ruhig. Kein Geräusch drang aus dem Haus. Auf der Honor Oak Road fuhren eini­ge Autos vorbei; irgendwo wurde eine Wagentür zugeschlagen.
Murray griff nach der Türklinke und drückte sie nieder. Die Tür schwang geräuschlos auf. Undurch­dringliche Dunkelheit lag vor ihm. Doch bevor er noch die Tür wieder zu­ziehen konnte, war der Vorraum mit der Kasse plötzlich in gleißendes Licht getaucht.
Madame Picard stand vor ihm und hielt in der rechten Hand eine 357 Magnum, deren Hahn gespannt war.
„Treten Sie ein!“ sagte sie. „Ich habe Sie erwartet.“
Murray wollte zurückspringen, doch er reagierte einen Augenblick zu spät. Eisige Hände griffen nach ihm, umklammerten seine Schultern und rissen ihn in den Raum hinein. Er woll­te schreien, doch er konnte es nicht. Eine eiskalte Hand preßte sich auf sei­nen Mund. Und der Druck um seinen Hals wurde stärker. Rote Kreise dreh­ten sich vor seinen Augen, Er konnte nicht erkennen, wie viele schemenhafte Gestalten ihn festhielten.
Madame Picard blickte ihn spöt­tisch an; das war sein letzter Ein­druck, bevor er ohnmächtig zusammenbrach.
Das Licht erlosch, und das Haus war wieder dunkel.
Eine Minute später öffnete sich die Eingangstür, und zwei Gestalten verließen das Wachsfigurenkabinett. Ihre Bewegungen waren seltsam ungelenk. Sie überquerten die Straße. Eine der Gestalten setzte sich in Murrays Wagen, die andere sperrte Shor­ters VW auf und kroch hinters Steuer. Dann fuhren die Wagen los. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 42, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 42, 2. Spalte, 4. Absatz
»Machen Sie sich nichts daraus«, tröstete ihn der Dämonenkiller, nachdem der Agent berichtet hatte. »Ich mache mir weitaus mehr Sorgen um Shorter. Er ist noch immer nicht aufgetaucht. Ich befürchte, er hat et­was auf eigene Faust unternommen. Sehen Sie mal auf dem Rückweg in der Benson Road vorbei.«
Murray fuhr los. Er ärgerte sich gewaltig über seinen Fauxpas. Leise vor sich hin fluchend erreichte er schließlich das Wachsfigurenkabinett. Shorters Volkswagen stand tatsächlich noch immer davor.
»Er scheint noch da zu sein«, sprach Murray ins Mikrophon. »Aber im Kabinett ist alles dunkel.«
Hunter seufzte. »Genau wie ich es mir dachte. Sehen Sie doch bitte mal nach, ob die Tür des Kabinetts offen ist. Wenn ja, dann unterneh­men Sie nichts, sondern geben mir nur Bescheid.«
Der Agent wartete zwei Minuten, dann stieg er aus und schlenderte langsam auf das Haus zu. Er durch­querte den Vorgarten und stieg die Stufen hoch. Es war ruhig; kein Ge­räusch drang aus dem Gebäude. Auf der Honor Oak Road fuhren einige Autos vorbei; irgendwo wurde eine Wagentür zugeschlagen. Murray griff nach der Klinke und drückte sie nieder. Die Tür schwang geräuschlos auf. Undurchdringliche Dunkelheit lag vor ihm, doch bevor er die Tür wieder zuziehen konnte, wurde der Vorraum mit der Kasse plötzlich in gleißendes Licht getaucht. Madame Picard stand vor ihm und hielt in der rechten Hand eine 357 Magnum, de­ren Hahn gespannt war.
»Treten Sie ein!«, sagte sie. »Ich habe Sie erwartet.«
Der Agent wollte zurückspringen, doch er reagierte einen Augenblick zu spät. Kräftige Hände griffen nach ihm, umklammerten seine Schultern und rissen ihn in den Raum hinein. Er wollte schreien, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Eiskalte Hände legten sich um seinen Hals und pressten zu. Rote Kreise dreh­ten sich vor seinen Augen. Er konnte nicht erkennen, wie viele schemen­hafte Gestalten ihn festhielten. Der spöttische Blick Madame Picards war das letzte, was er wahrnahm, bevor ihn eine gnädige Ohnmacht umfing.
Das Licht erlosch, und das Haus lag urplötzlich wieder im Dunkeln. Eine Minute später dann öffnete sich die Tür ein weiteres Mal, und zwei Gestalten verließen das Wachsfigurenkabinett und überquerten die Straße. Ihre Bewegungen waren selt­sam ungelenk. Eine der beiden setzte sich in Murrays Wagen, die andere sperrte Shorters VW auf und kroch hinters Steuer. Zeitgleich fuhren die Autos los.

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 41, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 43, 1. Spalte, 1. Absatz
Collins versuchte, die Wagentür zu öffnen, doch es war, als würde eine un­sichtbare Kraft dagegenpressen. Das Fenster ließ sich auch nicht herunterkurbeln.
„Wir sind gefangen“, keuchte Col­lins.
Coco nickte.
„Wenn wir die Fenster einschlagen, können wir vielleicht entkommen“, meinte Chapman.
„Das ist sinnlos“, sagte das Mäd­chen. „Ich weiß, wie man so einer Fal­le entfliehen kann, aber ich weiß nicht, ob ich die Kraft aufbringe, die dazu notwendig ist.“
„Versuchen Sie es!“ drängte Collins.
„Natürlich werde ich es versuchen.“
Coco kramte in ihrer Handtasche herum, holte ein Stück Wachs heraus und knetete es zwischen ihren Fin­gern, bis es weich geworden war. Dann brach sie ein Stück ab und reich­te es Collins; Chapman gab sie ein kleineres Stückchen.
„Verstopft euch die Ohren damit!“ sagte Coco. „Möglichst tief reinstecken. Aber vorher tauschen wir noch den Platz“, sagte sie zu Collins. Sie kletterte über ihn rüber und klemmte sich hinters Steuer. „Sobald ihr das Wachs in den Ohren habt, schließt die Augen und öffnet sie erst wieder, wenn ich euch das Wachs aus den Ohren hole! Verstanden?“
Collins nickte, und Coco warf dem kleinen Chapman einen Blick zu. Das Mädchen stopfte sich das Wachs so tief es nur ging in die Ohren.
Chapman schloß die Augen, und Col­lins folgte seinem Beispiel.
Die Falle war nicht besonders stark, aber kein normaler Mensch hätte sich daraus befreien können; und der Dä­mon rechnete wahrscheinlich nicht damit, daß irgendjemand, der mit Ma­gie vertraut war, in so eine plumpe Falle gehen würde. Hätte Coco ihre Fä­higkeiten von früher besessen, hätte sie über diese Falle nur mitleidig gelä­chelt, doch jetzt war ihr nicht zum La­chen zumute. Mit ihren beschränkten Fähigkeiten konnte sich diese Falle als unüberwindbar entpuppen - und dann waren sie verloren.
Coco holte ein Stück Kreide aus der Tasche. Die Kreide hatte bei magischen Beschwörungen eigentlich kei­ne besondere Bedeutung, sie diente nur als Konzentrationshilfe.
Es gab verschiedene Möglichkeiten, dieser Falle zu entfliehen. Sie entschied sich für einen Spruch, der von Albertus Magnus aus dem dreizehnten Jahrhundert stammte. Mit Kreide schrieb sie in Blockbuchstaben auf die Windschutzscheibe: Ofano, 0 bia­mo, Opsergo. Dazu schloß sie die Augen und wiederholte laut die drei Na­men. Dann löschte sie sie wieder aus, wozu sie ein weißes Stofftuch nahm. Anschließend schrieb sie: Hola noa massa. Und dann: Light, Beff, Cletema­ti, Adonai auf die Scheibe.
Sie merkte bald, daß ihre Beschwö­rung etwas nützte. Die Luft vor dem Auto begann zu flimmern. Rotes Licht strahlte aus dem Boden. Dann war ein seltsames Sausen zu hören, das immer stärker wurde. Die Luft über dem Auto kochte.
Coco startete, und der Motor sprang an. Sie raste auf die rotglühende Wand zu und durchdrang sie. Im Rückblickspiegel sah sie, daß die flimmernde Luft in sich zusammenfiel. Der Spuk war vorbei.
Rasch fuhr sie weiter, denn sie fürchtete in eine neue Falle zu gera­ten; doch ihre Befürchtung bewahr­heitete sich nicht. Sie erreichte den Ort, fuhr am Marktplatz vorbei und dann die Landstraße entlang. Schließ­lich blieb sie stehen und gab dem ne­ben ihr sitzenden Collins einen Schubs und griff nach Chapman.
Es war ziemlich schwierig, das Wachs aus den Ohren herauszubekommen.
„Wir hatten Glück“, sagte Coco, als sie wieder hören konnten. „Aber der Dämon ist jetzt gewarnt. Es wird schwierig sein, sich unbemerkt an ihn heranzumachen. Ich schlage vor, wir suchen uns ein Hotel am Stadtrand und fahren morgen zeitig hierher zurück.“
„Ihr Vorschlag hat etwas für sich“, sagte Collins. „Wir wissen jetzt, daß sich der Dämon ständig hier aufhält, sonst hätte er sicherlich nicht die magischen Fallen errichtet.“
Coco nickte. Es war nach Mitter­nacht, und sie dachte daran, daß ihre Bemühungen, Madame Picard in die Gewalt zu bekommen, vergeblich gewesen waren, da sie nicht den zweiten Teil der Beschwörung hatte durchführen können.
Das Mädchen fuhr langsam weiter. Sie hatte Angst, denn sie wußte über die Gefährlichkeit des Dämons Be­scheid. Da er ein Schattenbeherrscher war, verfügte er über einige unglaub­liche Fähigkeiten. Es war durchaus möglich, daß er sie beobachtete, ohne daß sie etwas davon merkten.
Collins versuchte Dorian Hunter zu erreichen, doch bekam keine Verbindung.
Sie kamen an den Stadtrand von London, suchten nach einem Hotel und fanden schließlich ein Motel. Col­lins stieg aus und kam nach kurzer Zeit zurück. Es waren noch Zimmer frei.
Das Mädchen stellte endlich die Ver­bindung mit Hunter her. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 42, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 44, 1. Spalte, 3. Absatz
Collins versuchte, die Wagentür zu öffnen, doch es war, als würde eine unsichtbare Kraft von außen dage­gen drücken. Auch das Fenster ließ sich nicht herunterkurbeln. »Wir sind gefangen«, keuchte der Agent verzweifelt.
»Warum schlagen wir nicht die Fenster ein?«, fragte Chapman.
»Das ist sinnlos«, sagte Coco. »Ich weiß, wie man so einer Falle entfliehen kann. Aber ich weiß nicht; ob ich die Kraft aufbringe, die dazu notwendig ist.« Sie kramte in ihrer Handtasche herum, holte ein Stück Wachs heraus und knetete es zwischen ihren Fingern, bis es weich geworden war. Dann brach sie ein Stück ab und reichte es Collins; Chapman gab sie ein kleineres Stückchen. »Teilt es und stopft es euch in die Ohren«, sagte sie und fuhr an Henry gewandt fort: »Aber vor­her wechseln wir noch die Plätze.« Sie kletterte über ihn hinweg und setzte sich hinters Steuer. »Sobald ihr das Wachs in den Ohren habt, schließt die Augen. Ihr dürft sie erst wieder öffnen, wenn ich euch auch das Wachs herausnehme.«
Sie warf den beiden Agenten noch einen kurzen Blick zu und stopfte sich dann selbst einen Teil des Wachses so tief wie nur irgend möglich in die Ohren. Die Falle war nicht besonders stark, aber kein normaler Mensch hätte sich daraus befreien können. Wahrscheinlich rechnete der Dämon nicht damit, dass jemand, der mit der Schwar­zen Magie vertraut war, in so eine plumpe Falle lief. Früher hätte Coco über einen solchen Zauber nur müde gelächelt. Jetzt aber war ihr nicht zum Scherzen zumute. Wenn es ihr nicht bald gelang, den Bann zu brechen, waren sie alle verloren. Die ehemalige Hexe holte ein Stück Kreide aus der Tasche und schrieb einen magischen Spruch, der auf Albertus Magnus zurückging, auf die Windschutzscheibe: Ofano, Oblamo, Opsergo. Dabei schloss sie die Augen und wiederholte laut die drei Namen. Dann löschte sie sie wieder aus, wozu sie ein weißes Stofftuch nahm. Anschließend schrieb sie die Worte Hola noa massa. Light Beff, Cletemati, Adonai auf die Scheibe. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Die Luft vor dem Auto begann zu flimmern. Rotes Licht strahlte aus dem Boden. Dann war ein seltsames Sausen zu hören, das immer stärker wurde. Die Luft über dem Wagendach kochte. Abermals versuchte Coco den Motor zu starten, und diesmal gelang es. Sie raste auf die rotglühende Wand zu und durch­drang sie. Im Rückspiegel erkannte sie, dass die flimmernde Luft in sich zusammenfiel. Der Spuk war vorüber.
Rasch fuhr sie weiter, denn sie fürchtete sonst in eine neue Falle zu geraten. Sie erreichte den Ort, fuhr am Marktplatz vorbei und dann die Landstraße entlang. Schließlich blieb sie stehen, gab dem neben ihr sitzenden Collins einen Schubs und tippte gleichzeitig Chapman an. Es war nicht einfach, das klebrige Wachs aus den Ohrmuscheln herauszubekommen.
»Wir hatten Glück«, sagte sie, als sie wieder hören konnten. »Aber der Dämon ist jetzt gewarnt. Es wird schwierig, sich ihm unbemerkt zu nähern. Ich schlage vor, wir suchen uns ein Hotel und fahren morgen zei­tig hierher zurück. Immerhin wissen wir jetzt, dass der Dämon sich ständig hier aufhält. Sonst hätte er kaum diese magischen Fallen errichtet.«
Es war nach Mitternacht, als sie den Ort verließen. Auf dem Rückweg nach London dachte Coco an ihre Bemühungen, Madame Picard in ihre Gewalt zu bekommen. Der Bann wirkte jetzt nicht mehr, da sie nicht dazu gekommen war, den zweiten Teil der Beschwörung auszuführen. Coco fürchtete den unbekannten Dämon, denn sie wusste über seine Gefährlichkeit Bescheid. Da er ein Schattenbeherrscher war, verfügte er über starke magische Fähigkeiten. Es war durchaus möglich, dass er sie beobachtete, ohne dass sie etwas da­von merkten.
Am Stadtrand fanden sie tatsäch­lich bald ein Hotel. Collins stieg aus, um sich nach freien Zimmern zu er­kundigen, und kam bald mit guter Nachricht zurück. Nachdem sie ihre Räume bezogen hatten, stellte Coco noch einmal die Verbindung zu Dorian Hunter her. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 43, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 43, 2. Spalte, 7. Absatz
Dorian Hunter saß in der großen Halle der Villa. Vor sich auf dem Tisch hatte er das Funkgerät. Schwei­gend hörte er dem Bericht von Coco zu. Und je länger er lauschte, umso größer wurde sein Unbehagen. Ihm wurde klar, mit welch gefährlichem Gegner sie es zu tun hatten.
Dorian war einverstanden, daß Coco, Collins und Chapman im Motel übernachteten und am Morgen nach Grayville zurückkehrten. Er berichte­te Coco nichts vom Verschwinden Shorters und Murrays.
Als Murray sich auch nicht mehr ge­meldet hatte, hatte Dorian Sam Pattison schweren Herzens hingesandt, ihm jedoch verboten, dem Wachsfigurenkabinett zu nahe zu kommen. Er sollte nur einmal um den Häuserblock fahren und alle Beobachtungen an ihn weitergeben.
Dorian stand auf, steckte sich eine Zigarette an und ging im Zimmer auf und ab. Er versuchte die bisherigen Fakten zu ordnen. Schließlich setzte er sich wieder hin, griff nach einem Blatt Papier und schrieb die Namen der Leute auf, die verschwunden oder tot waren oder sonst etwas mit diesem Fall zu tun hatten. Die Liste war recht eindrucksvoll. Verschwunden waren Kathy Boucher, Shorter, dessen Frau und Tochter und nun auch noch Murray. Tot war Miriam Corbey. Und alle Fäden liefen im Wachsfigurenkabinett zusammen.
Durch das Auftauchen des Dämons wurde die ganze Angelegenheit noch geheimnisvoller. Dorian war ziemlich sicher, daß er der Mann im Hintergrund war. Wahrscheinlich war er auch jener Schatten, von dem die sechs Vampire gesprochen hatten.
Das Sprechgerät schlug an. Dorian drückte auf eine Taste.
„Hier Sam“, hörte er die Stimme des Agenten. „Ich bin dreimal um den Häuserblock gefahren, doch keine Spur von Shorters oder Murrays Auto. Soll ich weitersuchen?“
„Nein. Kommen Sie zurück, Sam! Sa­hen Sie irgendetwas Verdächtiges?“
„Nein. Nichts. Das Wachsfigurenka­binett ist dunkel. Soll ich nicht doch ei­nen Blick hineinwerfen?“
„Nein!“ verbot Dorian heftig. „Mir genügt schon das Verschwinden von Shorter und Murray. Kommen Sie so­fort zurück!“
„Verstanden“, sagte Sam. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 44, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 44, 2. Spalte, 6. Absatz
Der Dämonenkiller befand sich im­mer noch in der Villa. Schweigend lauschte er Cocos Bericht. Je länger er zuhörte, umso größer wurde sein Unbehagen. Ihm wurde klar, mit welch gefährlichem Gegner sie es zu tun hatten. In jedem Fall be­fürwortete er Cocos Vorschlag, am Rande der Stadt zu übernachten und am Morgen in aller Frühe nach Grayville zurückzukehren. Kurz er­zählte er der ehemaligen Hexe vom Verschwinden der beiden Agenten Shorter und Murray, aber sie konnte ihm in dieser Sache auch nicht weiterhelfen.
Als Murray sich auch nicht mehr gemeldet hatte, hatte Dorian schwe­ren Herzens auch noch Sam Pattison hingesandt, ihm jedoch verboten; dem Wachsfigurenkabinett zu nahe zu kommen. Er sollte nur einmal um den Häuserblock fahren und alle Beobachtungen an ihn weitergeben.
Der Dämonenkiller stand auf, steckte sich eine Player's an und ging im Zimmer auf und ab. Er versuchte die bisherigen Fakten zu ordnen. Schließlich setzte er sich wieder hin, griff nach einem Blatt Papier und schrieb die Namen der Leute auf, die verschwunden oder tot waren oder sonst etwas mit die­sem Fall zu tun hatten. Die Liste war recht eindrucksvoll. Kathy Boucher, Daniel Shorter, dessen Frau und Tochter und nun auch noch Murray. Tot waren Miriam Corbey und Fred Martens. Und alle Fäden liefen im Wachsfigurenkabinett zusammen. Das Auftauchen des Dämons hatte die Angelegenheit allerdings noch zusätzlich verkompliziert. Dorian war sicher, dass er der Mann im Hintergrund war. Wahrscheinlich war er auch jener Schatten, von dem die sechs Vampire gesprochen hatten.
Das Sprechgerät schlug an. »Hier Sam«, hörte er die Stimme des Agenten. »Ich bin dreimal um den Häuser­block gefahren, doch keine Spur von Shorters oder Murrays Auto. Soll ich weitersuchen?«
»Nein. Kommen Sie zurück. Gab es sonst irgendetwas Verdächtiges?«
»Nein. Nichts. Das Kabinett ist dunkel. Soll ich nicht doch noch einen Blick hineinwerfen?«
»Mir genügen zwei verschwun­dene Agenten. Kommen Sie sofort zurück.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 43, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 44, 2. Spalte, 3. Absatz
Dorian drückte die Zigarette aus und sah überrascht auf. Phillip, der Hermaphrodit, kam die Treppe her­unter. Sein Gesicht war eine Maske. Die Augen hatte er geschlossen. Auf dem Treppenabsatz blieb er stehen, und seine Lippen bewegten sich.
„Schatten“, sagte der Junge. „Schat­ten. Überall Schatten.“
Dorian trat neben den Jungen und faßte ihn sanft an der Schulter.
„Geh zurück in dein Zimmer, Phil­lip!“ sagte er.
Doch der Hermaphrodit hörte nicht auf ihn. Er trug einen dünnen Schlafanzug, und seine Füße waren nackt.
„Schatten“, sagte der Junge wieder. „Schatten.“
Zögernd machte er einen Schritt. Dorian wollte ihn zurückhalten, doch Phillip schob seine Hand weg und ging weiter.
Dorian folgte ihm. Wahrscheinlich wollte ihm der Junge etwas zeigen. Er verfügte über unglaubliche Fähig­keiten, die aber nur selten zum Durchbruch kamen. Der Junge lebte in einer Welt, die eigene Gesetze hatte, die nor­male Menschen nicht verstehen konn­te. Nicht einmal Coco verstand die Gedankengänge des Jungen.
Phillip durchquerte die Halle. Dori­an hielt ihn zurück, als er die Eingangstür öffnen wollte. Er holte Schuhe hervor, zog sie dem Jungen an und leg­te ihm einen Mantel um die Schultern.
Der Junge öffnete die Tür und mar­schierte los. Und je näher sie dem Gartentor kamen, umso rascher ging er. Schließlich öffnete er das Gartentor und trat auf die Straße. Dorian folgte ihm. Sie gingen einige Meter, dann blieb Phillip plötzlich unbeweglich stehen. Sein Gesicht war bleich. Er hob die rechte Hand und zeigte über die Straße.
Dorian fluchte leise vor sich hin. Shorters VW und Murrays Mini waren am Straßenrand geparkt.
Dorian lief über die Straße und blieb vor den Autos stehen. Sie waren unversperrt und der Zündschlüssel steckte. Zähneknirschend begann er die beiden Wagen zu durchsuchen, fand jedoch keinen Hinweis, der ihm weiter geholfen hätte. Er richtete sich also wieder auf und stellte sich neben Phillip.
Der Hermaphrodit stand noch im­mer wie eine Statue da. Er hatte gemerkt, daß jemand die beiden Autos gebracht hatte und Dorian darauf aufmerksam machen wollen. Der Unbekannte hatte demnach ihren Schlupfwinkel entdeckt. Er konnte jederzeit zuschlagen, und Dorian hatte kein Mittel zur Hand, um erfolgreich Wi­derstand zu leisten.
Bevor er noch in den Garten zurück­kehren konnte, fuhr Sam Pattisons Wagen vor. Der Agent stieg aus. Er war ein hünenhafter Mann, fast zwei Meter groß, mit gewaltigen Schultern, die seinen Trenchcoat sprengen wollten. Sein Gesicht war mit Narben be­deckt, die von einem Säureattentat stammten.
„Verdammt!“ sagte Sam, als er Shor­ters und Murrays Wagen erkannte. „Wo stecken die beiden?“
„Keine Ahnung“, sagte Dorian grim­mig. „Phillip führte mich heraus, und da sah ich die Autos.“
Dorian wollte Phillip ins Haus zurückbringen, doch der Junge wehr­te sich. Angestrengt starrte er die Stra­ße hinunter.
„Schatten“, sagte er. „Schatten.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 44, 2. Spalte, 7. Absatz – Seite 46, 1. Spalte, 5. Absatz
Dorian unterbrach die Verbin­dung und drückte die Zigarette aus. Plötzlich sah er überrascht auf. Phillip, der Hermaphrodit, kam die Treppe herunter. Sein Gesicht war starr wie eine Maske. Die Augen hatte er geschlossen. Auf dem Trep­penabsatz blieb er stehen, und seine Lippen bewegten sich. »Schatten«, sagte er leise. »Schatten. Überall Schatten.«
Dorian trat neben den Jungen und fasste ihn sanft an der Schul­ter. »Geh zurück in dein Zimmer, Phillip!«
Der Hermaphrodit hörte nicht auf ihn. Er trug einen dünnen Schlafanzug, und seine Füße waren nackt. »Schatten. Überall Schatten.« Zö­gernd machte er einen Schritt nach vorn. Dorian wollte ihn zurückhalten, doch Phillip schob seine Hand weg und ging weiter. Der Dämonen­killer folgte ihm. Wahrscheinlich wollte der Hermaphrodit ihm wieder einmal etwas zeigen.
Sie durchquerten die Halle, und Dorian musste ihn zurückhalten, als er die Eingangstür öffnen wollte. Er holte Schuhe hervor, zog sie dem Jungen an und legte ihm einen Man­tel um die Schultern. Phillip öffnete die Tür und marschierte los. Je nä­her sie dem Gartentor kamen, umso rascher ging er. Schließlich trat er auf die Straße. Sie gingen einige Meter, dann blieb Phillip plötzlich unbeweglich stehen. Sein Gesicht war bleich. Er hob die rechte Hand und deutete auf zwei Wagen, die am Bordstein standen. Es waren Shorters VW und Murrays Mini. Dorian lief fluchend über die Straße und blieb vor den Autos stehen. Sie waren nicht versperrt, und die Zündschlüssel steckten. Zähneknir­schend begann er die beiden Wagen zu durchsuchen, fand jedoch keinen Hinweis, der ihm weitergeholfen hätte. Der Unbekannte hatte dem­nach ihren Schlupfwinkel entdeckt. Er konnte jederzeit zuschlagen, und Dorian hatte ihm nichts entgegen­zusetzen.
Bevor er in den Garten zurück­kehren konnte, fuhr Sam Pattisons Wagen vor. Der Agent stieg aus. Er war ein hünenhafter Mann, fast zwei Meter groß, mit gewaltigen Schultern, die fast seinen Trench­coat sprengten. Sein Gesicht war mit Narben bedeckt, die von einem Säureattentat stammten. »Verdammt!«, rief er, als er die Autos erblickte. »Wo stecken die beiden?«
»Keine Ahnung«, sagte Dorian grimmig. »Phillip hat mich auf die Wagen aufmerksam gemacht. Ich weiß nicht, wie lange sie schon hier stehen.«
Dorian wollte Phillip ins Haus zurückbringen, doch der Junge wehrte sich. Angestrengt starrte er die Straße hinunter. »Schatten«, sagte er. »Schatten.« Dann schwieg er wieder. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 44, 2. Spalte, 4. Absatz
Er hörte leise Stimmen, die gedämpft an sein Ohr drangen. Sein Hals schmerzte, und sein Kopf brummte, als nistete ein Wespen­schwarm darin. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 46, 1. Spalte, 6. Absatz – Seite 46, 2. Spalte, 1. Absatz
Gedämpft drangen leise Stimmen an sein Ohr. Sein Hals schmerzte, und ihm brummte der Schädel, als niste ein ganzer Bienen­schwarm darin. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 44, 2. Spalte, 7. Absatz – Seite 45, 2. Spalte, 1. Absatz
Kurz erkannte er Madame Picard, dann fiel sein Blick auf ein seltsames Wesen. Es trug einen Smoking, doch aus den Ärmeln ragten keine Hände hervor, und das Gesicht des Mannes war ein konturenloser weißer Fleck, den seine dunkelbraunen Haare um­rahmten.
Doch plötzlich erschienen in der wei­ßen Fläche zwei winzige Augen, die immer größer wurden. Es waren schmale, weit auseinanderstehende Augen, deren Iris glühendrot leuchte­te.
Murray wollte schreien. Die Augen saugten sich in den seinen fest, und er glaubte, in einen endlosen Schacht zu fallen. Danach hatte er den Eindruck, als würde sein Körper in Stücke geris­sen. Der Schmerz war unerträglich. Er konnte nicht mehr denken. Sein In­neres wurde aus seinem Körper gerissen, und zurück blieb eine grenzenlose Leere.
Irgendwann starb er. Sein nutzloser Körper lehnte wie ein Brett an der Wand.
Das Gesicht des unheimlichen Man­nes nahm Konturen an. Es war ein hageres Gesicht mit einer leicht ge­krümmten Nase und einem kleinen, häßlichen Mund. Der Unheimliche hatte den Geist und die Seele Murrays in sich aufgesogen. Er wandte sich jetzt Madame Picard zu, die bewe­gungslos auf der Couch saß und deren Blick verschleiert war. Der Mann im Smoking beugte sich vor und berühr­te leicht die Schulter der Frau. Augen­blicklich erwachte sie aus ihrer Er­starrung.
Der Unheimliche setzte sich neben sie und zog sie an sich. Sein Blick flackerte, und sie drängte sich ihm ent­gegen.
„Ich muß dir einige Instruktionen geben“, sagte er.
„Ich höre, Elmer.“
Doch er sagte nichts. Er sah nur in ihre Augen, und ihr Gesicht veränderte sich. Er konnte ihr in einer Art von Telepathie Befehle erteilen. Madame Picard nickte immer wieder, dann löste der Unheimliche seine Hände von ihren Schultern, lächelte zufrieden und warf dem toten Agenten einen langen Blick zu.
Nach einer halben Minute stand er auf, und Madame Picard folgte ihm. Er ging auf ihr Schlafzimmer zu, und ihre Augen leuchteten auf und ihr Mund verzerrte sich in Erwartung der kommenden Genüsse. Sie atmete rascher, als er die Schlafzimmertür aufstieß. Madame Picard war dem Mann völlig hörig; seine willige Skla­vin, die jeden seiner Befehle wider­spruchslos ausführte. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 46, 2. Spalte, 2. Absatz – Seite 47, 2. Spalte, 1. Absatz
Kurz erkannte er Madame Picard. Neben ihr stand ein äußerst seltsames Wesen. Es trug einen Smo­king, doch aus den Ärmeln ragten keine Hände hervor, und das Gesicht des Mannes war nichts weiter als ein konturloser, weißer Fleck, einge­rahmt von dunkelbraunen Haaren. Murray blinzelte erschrocken. Jetzt erschienen in der weißen Fläche zwei winzige Augen, die immer größer wurden. Sie standen weit ausein­ander, die Iris leuchtete glühendrot. Der Agent wollte schreien, als sich die fremden Blicke auf ihn richte­ten. Er glaubte, in einen endlosen Schacht zu fallen. Danach hatte er den Eindruck, als würde sein Körper in Stücke gerissen. Der Schmerz war unerträglich. Er konnte nicht mehr denken. Sein Inneres wurde nach außen gedreht, und zurück blieb eine grenzenlose Leere. Irgendwann starb er. Sein nutzloser Körper lehnte wie ein Brett an der Wand.
Das Gesicht des unheimlichen Mannes nahm Konturen an. Es war ein hageres Antlitz mit einer leicht gekrümmten Nase und einem kleinen, hässlichen Mund. Der Un­heimliche hatte den Geist und die Seele Murrays in sich aufgesogen. Er wandte sich jetzt Madame Picard zu, die bewegungslos auf der Couch saß. Ihr Blick war verschleiert. Der Mann im Smoking beugte sich vor und berührte leicht ihre Schulter. Augenblicklich erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Der Unheimliche setzte sich neben sie und zog sie an sich. Sein Blick flackerte, und sie drängte sich ihm entgegen.
»Ich muss dir einige Instruktionen geben«, sagte er.
»Ich höre, Elmer.«
Doch er sagte nichts. Er sah nur in ihre Augen, und ihr Gesicht veränderte sich. Er konnte ihr in einer Art von Telepathie Befehle ertei­len. Madame Picard nickte immer wieder, dann löste der Unheimliche seine Hände von ihren Schultern, lächelte zufrieden und warf dem toten Agenten einen langen Blick zu. Schließlich stand er auf, und Madame Picard folgte ihm. Er ging auf ihr Schlafzimmer zu, und ihre Augen leuchteten auf. Ihr Mund verzerrte sich in Erwartung der kommenden Genüsse. Sie atmete rascher, als er die Schlafzimmertür aufstieß. Madame Picard war ihm völlig hörig; seine willige Sklavin, die jeden seiner Befehle wider­spruchslos ausführte. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 45, 2. Spalte, 3. – 7. Absatz
Dorian versuchte nochmals, den Hermaphroditen in den Garten zu ziehen, doch der Junge wehrte sich. Er sah noch immer die Straße hinunter, als würde er auf etwas warten.
„Komm ins Haus, Phillip!“ drängte Dorian. „Komm!“
„Schatten“, sagte Phillip. „Überall sind Schatten.“
„Wo siehst du Schatten?“ fragte Do­rian.
„Schatten. Überall Schatten.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 47, 2. Spalte, 2. – 4. Absatz
Dorian versuchte ein weiteres Mal, den Hermaphroditen in den Garten zu ziehen, doch der Junge wehrte sich. Er sah noch immer die Straße hinunter, als würde er auf etwas warten.
»Komm ins Haus, Phillip!«, drängte Dorian.
»Schatten«, sagte der Junge nur immer wieder. »Überall sind Schatten.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 45, 2. Spalte, 10. Absatz – Seite 46, 2. Spalte, 5. Absatz
Dorian holte sein Taschentuch her­vor und wischte dem Jungen die Tränen ab. Und dann sahen sie eine Ge­stalt näher kommen. Es war der Gang eines Betrunkenen. Bei jedem Schritt ging die Gestalt tief in die Knie und kam dann torkelnd wieder hoch.
Der Junge schloß die Augen und be­wegte die Lippen.
Die seltsame Gestalt kam immer nä­her. Noch konnten sie keine Einzelheiten erkennen, doch dann fiel der Schein einer Straßenlampe auf das Gesicht des Mannes.
„Murray!“ schrie Pattison und setz­te sich in Bewegung.
Dorian folgte ihm. Sie rannten dem Agenten entgegen, erreichten ihn und blieben entsetzt stehen.
Murrays Gesicht war ausdruckslos, die Augen hatte er geschlossen.
„Ronny“, sagte Dorian, „was ist mit Ihnen los?“
Der Agent torkelte weiter. Dorian packte ihn und zuckte zurück. Seine Haut war eiskalt, wie die von Miriam Corbey, die er gestern berührt hatte.
Murray blieb schließlich stehen. Sei­ne Lider hoben sich, und leere Augenhöhlen starrten Dorian und Sam an.
Pattison stieß einen Schrei aus. Der Agent löste sich vor ihren Augen auf. Zuerst verschwand das Gesicht, dann zerflossen die Hände und schließlich der ganze Körper. Nur seine Kleidung blieb am Boden liegen.Dorian und Sam sahen einander schweigend an und zuckten zusammen, als sie das höhnische Lachen hör­ten, das über ihnen erscholl. Dorian blickte auf, doch er konnte nichts er­kennen. Das Lachen verebbte; danach war es wieder still.
Sam sammelte die Kleidung auf. Sie war alles, was von Murray übriggeblieben war.
Phillip stand noch immer dort, wo sie ihn verlassen hatten. Er sah angestrengt in die Luft und bekreuzigte sich. Seine Augen waren weit aufgerissen.
Von irgendwoher drang ein Schmer­zensschrei zu ihnen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen des Her­maphroditen. Dann drehte er sich um und betrat den Garten. Er ging rasch auf das Haus zu und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hoch.
„Phillip!“ rief Dorian ihm nach. „Phillip! Ich will mit dir sprechen.“
Der Junge ging weiter.
Dorian hob wütend die Schultern. Phillip wußte viel mehr, doch er sagte nichts. Was bedeuteten das zufriede­ne Lächeln und der laute Schmerzensschrei, den er gehört hatte? Und das Lachen? Der seltsame Tod Murrays? Nichts als Fragen, auf die er keine Ant­wort bekam. Aber eines war sicher, der Unbekannte spielte mit ihnen. Er hätte sie längst erledigen können. Nur der Hermaphrodit war eine Gefahr für die Schwarze Familie; eine große Gefahr. Dorians ganze Hoffnung ruh­te auf Phillip. Vielleicht konnte der Hermaphrodit ihnen helfen.
Dorian fühlte sich müde, doch er wollte nicht schlafen gehen. Er war zu unruhig. Lange starrte er vor sich hin. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 47, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 48, 2. Spalte, 4. Absatz
Dorian holte sein Taschentuch hervor und wischte ihm über das Gesicht. Plötzlich aber hielt er inne. Eine Gestalt näherte sich auf dem Bür­gersteig. Sie hatte den Gang eines Betrunkenen. Bei jedem Schritt ging sie tief in die Knie und kam dann torkelnd wieder hoch. Phillip schloss die Augen und bewegte die Lippen. Die seltsame Gestalt kam immer nä­her. Noch konnte der Dämonenkiller keine Einzelheiten erkennen, doch dann fiel der Schein einer Straßen­lampe auf das Gesicht des Mannes.
»Murray!«, schrie Pattison und setzte sich in Bewegung.
Dorian folgte ihm. Sie rannten dem Agenten entgegen, erreichten ihn und blieben entsetzt stehen. Sein Gesicht war ausdruckslos, und er hielt die Augen geschlossen.
»Ronny«, sagte Dorian, »was ist mit Ihnen los?«
Murray wollte an ihm vorüber­gehen. Der Dämonenkiller wollte ihn packen, zuckte aber erschrocken zurück. Die Haut des Agenten war eiskalt - wie die von Miriam Corbey. Murray blieb stehen. Seine Lider hoben sich, und leere Augenhöhlen starrten Dorian und Sam an. Dann löste er sich von einer Sekunde zur anderen vor ihren Augen in Luft auf. Pattison stieß einen entsetzten Schrei aus, als er das unheimliche Geschehen verfolgte: Zuerst ver­schwand das Gesicht Ronny Murrays, dann zerflossen die Hände und schließlich der ganze Körper. Nur seine Kleidung blieb am Boden liegen.
Dorian und Sam sahen einander schweigend an und zuckten zusammen, als sie das höhnische Lachen hörten, das über ihnen erscholl. Der Dämonenkiller blickte auf, doch er konnte nichts erkennen. Das Lachen verebbte; danach war es wieder still.
Sam sammelte die Kleidung auf. Phillip stand noch immer dort, wo sie ihn verlassen hatten. Er sah ange­strengt in die Luft und bekreuzigte sich. Seine Augen waren weit auf­gerissen. Von irgendwoher drang ein Schmerzensschrei zu ihnen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen des Hermaphroditen. Dann drehte er sich um und betrat den Garten. Er ging rasch auf das Haus zu und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hoch.
»Phillip!«, rief Dorian ihm nach. »Phillip! Ich will mit dir sprechen.«
Der Junge ging weiter. Dorian zuckte wütend mit den Schultern. Phillip wusste viel mehr, doch er sagte nichts. Was bedeuteten das zufriedene Lächeln und der laute Schmerzensschrei, den er gehört hatte? Und das Lachen? Der seltsame Tod Murrays? Nichts als Fragen, auf die er keine Antwort bekam. Eines aber war sicher: Der Unbekannte spielte nur mit ihnen. Er hätte sie längst erledigen können. Nur der Hermaphrodit war eine Gefahr für die Schwarze Familie, eine große Gefahr. Er war im Augenblick Dorians einzige Hoffnung.
Der Dämonenkiller und Pattison kehrten ins Haus zurück, und Dorian begab sich auf sein Zimmer. Er fühlte sich müde, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Zu vieles ging ihm durch den Kopf. Lange Zeit lag er auf dem Bett und starrte nach­denklich vor sich hin. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 46, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 47, 2. Spalte, 1. Absatz
Coco wurde um sieben Uhr ge­weckt. Sie schlug die Augen auf und schnupperte. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft. Er war kaum wahrnehmbar, doch Coco kannte diesen Ge­ruch. Ein Dämon war vor kurzer Zeit in ihrem Zimmer gewesen.
Sie stand auf und fühlte sich höchst unbehaglich. Angestrengt suchte sie nach magischen Fallen, doch sie fand keine.
Sie wusch sich rasch und schlüpfte in ihre Kleider. Der Dämon hatte sie entdeckt, und sie wußte nicht, ob es noch viel Sinn haben würde, sich auf die Suche nach ihm zu machen. Sie trat auf den Gang und klopfte an Col­lins Zimmertür. Der Agent öffnete, und Coco trat ein. Chapman hatte bei Collins im Zimmer übernachtet; sie hatten den kleinen Mann hereinge­schmuggelt.
„Guten Morgen“, sagte Collins miß­mutig.
Coco nickte flüchtig und schnupper­te. Der Dämon hatte auch Collins und Chapman einen Besuch abgestattet.
„Was haben Sie, Coco?“ fragte Chap­man.
„Wir hatten Besuch heute nacht“, sagte sie. „Der Dämon war hier und auch in meinem Zimmer.“
„Prost Mahlzeit!“ sagte Collins und schüttelte sich. „Er hat uns also entdeckt. Da können wir gleich unser Unternehmen aufgeben.“
„Nein“, sagte Coco. „Wir suchen ihn. Es bleibt uns gar keine andere Wahl.“
„Das sehe ich nicht ganz ein“, mein­te Collins stur.
„Was wollen Sie denn tun, Henry?“ fragte Coco spöttisch. „Wollen Sie dar­auf warten, bis er Sie tötet?“
„Das nicht“, sagte der Agent, „aber wir können doch nichts gegen ihn unternehmen. Das sagten Sie doch selbst, oder?“
„Unsere Möglichkeiten sind be­schränkt, das stimmt“, meinte das Mädchen und setzte sich aufs Bett. „Ich habe aber keine Lust, darauf zu warten, bis der Dämon etwas unter­nimmt. Ich will mich meiner Haut so gut es geht wehren. Und vielleicht fin­det sich doch noch eine Möglichkeit, den Dämon auszuschalten.“
Collins sah sie skeptisch an.
„Es bleibt uns wohl keine andere Wahl“, sagte er und versteckte Chapman unter seinem Mantel.
Sie gingen in die Empfangshalle, und Coco zahlte die Rechnung. Auch in der Halle spürte Coco die Ausstrah­lung des Dämons. Draußen war es noch dunkel. Collins fuhr los.
„Wir fahren jetzt nach Grayville“, sagte Coco, „und sehen uns dort etwas um. Ein ausgiebiges Frühstück wäre wohl keine schlechte Idee. Sie müssen aber leider im Wagen bleiben, Don. Wir bringen Ihnen etwas mit.“

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 48, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 48, 2. Spalte, 1. Absatz
Coco wurde um sieben Uhr ge­weckt. Sie schlug die Augen auf und schnupperte. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft und vergiftete die Atmosphäre kaum wahrnehmbar. Ein Dämon war vor kurzer Zeit in ihrem Zimmer gewesen. Coco stand auf und sah sich misstrauisch um. Sie fühlte sich höchst unbehaglich, doch auch nach mehrmaligem Nach­schauen konnte sie keine magischen Fallen entdecken. Danach wusch sie sich rasch und schlüpfte in ihre Kleider. Da der unbekannte Dämon sie entdeckt hatte, machte es viel­leicht überhaupt keinen Sinn mehr, sich noch auf die Suche nach ihm zu begeben. Sie trat auf den Gang und klopfte an Collins' Zimmertür. Der Agent öffnete, und Coco trat ein. Chapman hatte bei ihm im Zimmer übernachtet; sie hatten den kleinen Mann hereingeschmuggelt.
»Guten Morgen«, begrüßte Henry sie missmutig.
Coco nickte flüchtig. Wieder spürte sie die Aura. Der Dämon hatte auch Collins und Chapman einen Besuch abgestattet. Als die Agenten ihr einen fragenden Blick zuwarfen, erklärte sie es ihnen.
»Prost Mahlzeit!«, sagte Collins und schüttelte sich. »Er hat uns also entdeckt. Da können wir gleich un­ser Vorhaben aufgeben.«
»Nein«, sagte Coco. »Wir suchen ihn. Es bleibt uns gar keine andere Wahl.«
»Das sehe ich nicht ganz ein«, meinte Collins stur.
»Was wollen Sie denn tun, Henry?«, fragte Coco spöttisch. »Wollen Sie tatenlos darauf warten, dass er Sie tötet?«
Sie gingen in die Empfangshalle, und Coco zahlte die Rechnung. Auch hier spürte Coco die Ausstrahlung des Dämons. Sie setzten sich in den Wagen und verließen den Parkplatz des Hotels.
»Fahren wir nach Grayville«, sagte Coco, »Dort können wir aus­giebig frühstücken. Sie müssen leider im Wagen bleiben, Don. Wir bringen Ihnen etwas mit.«

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 47, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 52, 2. Spalte, 6. Absatz
Weit im Hintergrund erkannte man einen kleinen bewaldeten Hügel, der schneebedeckt war. Krähen flogen vor ihnen her.
Collins fuhr rascher, und die ersten Häuser tauchten auf. Bei Tageslicht wirkte der ganze Ort trostlos. Die Häu­ser sahen alt und verwahrlost aus. Man hatte den Eindruck, als wäre das Dorf unbewohnt. Eine Geisterstadt.
Sie erreichten den Marktplatz, und Collins hielt an. Das Dorf schlief noch, obwohl es fast acht Uhr war. Ein schot­tischer Schäferhund trottete über den Platz, schnupperte an ihrem Auto und ging weiter.
„Das Dorf kommt mir sehr seltsam vor“, sagte Collins. „Um diese Zeit herrscht doch überall schon Betrieb. Da ist etwas faul.“
Coco schloß sich seiner Ansicht an. Die wenigen Bewohner, denen sie ge­stern begegnet waren, hatten sich sehr abweisend und merkwürdig verhalten. Ob da der Dämon seine Hand mit im Spiel hatte?
„Warten wir noch“, fragte Collins, „oder machen wir uns gleich auf die Suche nach dem Dämon?“
Bevor Coco noch antworten konnte, meldete sich Dorian Hunter. Er erzählte die Ereignisse der vergangenen Nacht, und das Unbehagen im Wagen wurde größer. Coco knabberte nervös an ihren Lippen herum.
„Was hältst du von dem allen, Coco?“ fragte Dorian abschließend.
Das schwarzhaarige Mädchen zö­gerte mit einer Antwort.
„Der Schattendämon kann jederzeit zuschlagen“, sagte sie stockend. „Und wir haben kein Mittel gegen ihn.
Unsere ganze Hoffnung ist Phillip.“
„Kennst du keinerlei Möglichkeit, wie wir uns schützen können?“ fragte Dorian ängstlich.
„Nein“, sagte Coco. „Ich weiß keine. Der Schattendämon kennt uns. Er kann uns jederzeit erreichen. Egal, wo wir uns verstecken, er kann zu uns. Er kann seinen Körper in einen Schatten verwandeln und sich blitzschnell vorwärtsbewegen; hundert Kilometer kann er in wenigen Minuten zurücklegen.“
„Dann verstehe ich aber nicht, wie­so er gestern mit einem Wagen fuhr?“ fragte Dorian.
„Das kann ich mir auch nicht erklä­ren. Wahrscheinlich hatte er den Wagen genommen, weil sich Lady Hurst und der andere weibliche Vampir in seiner Gesellschaft befanden.“
„Das wird es wohl sein“, meinte Do­rian. „Ich gehe mit Phillip um zehn Uhr ins Wachsfigurenkabinett. Hof­fentlich leben wir bis dahin noch.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 49, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 50, 1. Spalte, 4. Absatz
Weit im Hintergrund erkannte man einen kleinen bewaldeten, schnee­bedeckten Hügel. Krähen flogen vor dem Wagen her. Collins fuhr rascher, und die ersten Häuser tauchten auf. Bei Tageslicht wirkte der ganze Ort trostlos. Die Häuser sahen alt und verwahrlost aus. Man hatte den Eindruck, als sei das Dorf gänzlich unbewohnt. Eine Geisterstadt. Sie erreichten den Marktplatz, und Collins hielt an. Ein schottischer Schäferhund trottete über den Platz, schnupperte an ihrem Auto und ging weiter.
»Sonderbar«, bemerkte Collins, »um diese Zeit herrscht normalerweise überall schon Betrieb. Da ist etwas faul.«
Bevor Coco antworten konnte, meldete sich Dorian Hunter. Er berichtete von den Ereignissen der vergangenen Nacht, und das Unbehagen im Wagen wurde größer. Die ehemalige Hexe knabberte nervös an ihren Lippen herum.
»Was hältst du davon, Coco?«, fragte der Dämonenkiller abschließend.
Sie zögerte mit einer Antwort. »Der Schattendämon kann jederzeit zuschlagen. Er kennt uns und kann uns überall erreichen, egal wo wir uns gerade verstecken. Er kann seinen Körper in einen Schatten verwandeln und sich blitzschnell vorwärts bewegen; hundert Kilo­meter kann er in wenigen Minuten zurücklegen.«
»Dann verstehe ich aber nicht, wieso er gestern mit einem Wagen fuhr«, entgegnete Dorian.
»Wahrscheinlich deshalb, weil sich Lady Hurst und der andere weibliche Vampir in seiner Gesell­schaft befanden.«
»Mag sein. Ich gehe mit Phillip um zehn Uhr ins Wachsfigurenkabinett. Hoffentlich leben wir bis dahin noch.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 52, 1. Spalte, 8. Absatz – Seite 52, 2. Spalte, 12. Absatz
Collins starrte sie ängstlich an. Chapman hatte die Augen geschlossen. Die Drohung hing wie eine dunk­le Wolke über ihnen. Jeden Moment konnte der Dämon zuschlagen, und sie konnten sich nicht wehren.
Von einer Sekunde zur anderen ver­änderte sich dann plötzlich das Bild im Dorf. Leute kamen aus den Häu­sern, und einige Geschäfte wurden geöffnet. Jetzt herrschte ein ganz norma­les Treiben. Nur eines war seltsam, fand Coco: die Leute wirkten wie Pup­pen. Sie verrichteten ihre Arbeit, doch sie sprachen nicht miteinander. Sie gingen aneinander vorbei, grüßten sich nicht, beachteten einander nicht. Das war in einer Großstadt wie London ein normaler Zustand, doch in einem Dorf von fünfhundert Einwohnern war das nicht üblich. Da kannten sich die meisten Menschen von Kindheit an und waren miteinander befreun­det.
Coco stieg aus und betrat einen Ta­bakladen. Hinter dem Pult stand ein weißhaariger Mann, der aufsah, als sie eintrat. Auf ihren Gruß reagierte er nicht.
„Eine Schachtel Dunhill“, verlangte Coco.
Der Mann holte die Packung aus ei­nem Regal und legte sie vor das Mädchen. Sie holte eine Pfundnote heraus, und der Alte gab ihr schweigend das Wechselgeld zurück.
„Wo bekommt man hier ein Früh­stück?“ fragte sie.
„Das weiß ich nicht“, sagte der Alte.
„Sie müssen doch wissen, wo man hier etwas zu essen bekommt?“
„Ich weiß es nicht“, sagte er un­freundlich; er drehte sich um und verschwand hinter einem Vorhang.
Coco kehrte verwundert zum Wa­gen zurück. Sie war nun ganz sicher, daß das Dorf unter dem Einfluß des Dämons stand. Die Menschen gingen ihren Geschäften nach, waren aber nichts anderes als willenlose Puppen.
Sie winkte Collins zu, und dieser stieg aus. Gemeinsam überquerten sie den Marktplatz.
„Coco, ist Ihnen aufgefallen, daß kei­ne Kinder zu sehen sind?“ fragte er.
„Ja, das fiel mir auch auf, aber ich nehme an, sie werden in der Schule sein.“
„Das glaube ich nicht“, sagte er. „Se­hen Sie sich mal die Schule an!“
Die Schule befand sich auf der rech­ten Schmalseite des Platzes. Die Jalousien waren heruntergelassen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 50, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 50, 2. Spalte, 13. Absatz
Henry Collins starrte sie ängstlich an. Der Puppenmann Don Chapman hatte die Augen geschlossen. Die Drohung hing wie eine dunkle Wolke über ihnen. Jeden Moment konnte der Dämon zuschlagen, und sie konnten sich nicht wehren.
Von einer Sekunde zur anderen veränderte sich dann plötzlich das Bild im Dorf. Leute kamen aus den Häusern, und einige Geschäfte wurden geöffnet. Jetzt herrschte ein ganz normales Treiben. Nur eines war seltsam, fand Coco: Die Leute wirkten wie Marionetten. Sie ver­richteten ihre Arbeit, doch sie spra­chen nicht miteinander. Sie gingen aneinander vorbei, ohne sich zu grü­ßen, beachteten einander überhaupt nicht. In London wäre das normal gewesen, hier nicht. In einem Dorf wie Grayville kannten sich die meisten Menschen von Kindheit an und waren miteinander befreundet.
Coco stieg aus und betrat einen Tabakladen. Hinter dem Pult stand ein weißhaariger Mann und schaute von seiner Zeitung auf, als sie ein­trat. Auf ihren Gruß reagierte er nicht.
»Eine Schachtel Dunhill«, ver­langte sie.
Der Mann holte die Packung aus einem Regal und legte sie auf den Ladentisch. Coco reichte ihm einen Geldschein, und der Alte gab ihr schweigend das Wechselgeld zurück.
»Wo bekommt man hier ein Früh­stück?«, fragte sie.
»Das weiß ich nicht«, sagte der Alte.
»Sie müssen doch wissen, wo man hier etwas zu essen bekommt?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er un­freundlich, drehte sich um und verschwand hinter einem Vorhang.
Coco kehrte zum Wagen zurück. Sie war nun ganz sicher, dass das Dorf unter dem Einfluss des Dämons stand. Die Menschen gingen ihren Geschäften nach, waren aber nichts anderes als willenlose Puppen. Sie winkte Collins zu, und dieser stieg aus. Gemeinsam überquerten sie den Marktplatz.
»Coco, ist Ihnen aufgefallen, dass keine Kinder zu sehen sind?«, fragte er.
»Sie werden in der Schule sein.«
»So? Dann sehen Sie sich mal die Schule an!«
Der Agent hatte recht. Das Schul­gebäude befand sich am südlichen Ende des Marktplatzes. Die Jalou­sien waren heruntergelassen. Nir­gends brannte Licht. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 52, 2. Spalte, 15. Absatz – Seite 53, 2. Spalte, 6. Absatz
Coco nickte. Sie erreichten einen Gasthof und traten ein. Es war ein altes Wirtshaus, das mehr als dreihun­dert Jahre alt sein mußte. Die Wände waren aus dunklem Holz, die Einrich­tung - aus dem gleichen Holz angefertigt - bestand aus Tischen und klobi­gen Stühlen.
Das Lokal war leer bis auf den Mann hinter der Theke, der eine wei­ße Schürze um den Bauch
gebunden hatte.
Coco und Collins nahmen Platz. Der Wirt, um den es sich handeln mußte, kam auf sie zu. Sein Ausdruck war ab­weisend. Er blieb bewegungslos vor ih­nen stehen und starrte sie an.
„Zweimal Schinken mit Ei“, bestell­te Coco, „Toast, und eine große Kanne Tee.“
Der Wirt drehte sich um und schwankte in die Küche.
„Die Leute hier sind alle verhext“, sagte Coco. „Sie haben keinen eigenen Willen mehr. Jeder erfüllt nur seine Aufgabe, die er wahrscheinlich vom Dämon zugeteilt bekommen hat.“
Der Wirt kam mit einer großen Kan­ne Tee, zwei Tassen und einer Zucker­dose zurück. Er stellte alles auf den Tisch.
„Sagen Sie mal“, wandte sich Coco an den Wirt, „seit wann sind Sie eigentlich schon verhext?“
Collins hielt den Atem an, doch der Wirt reagierte nicht. Er drehte sich einfach um und ging zurück in die Kü­che.
Coco öffnete ihre große Handta­sche, holte ein Holzkreuz hervor und legte es auf den Tisch. Collins sah interessiert zu, wie sie mit einem Stück Kreide ein Pentagramm auf den Boden malte.
Fünf Minuten später kam der Wirt mit zwei Tellern und einem Körbchen voll Toast zurück. Er reagierte über­haupt nicht auf das Pentagramm, und das Kreuz störte ihn nicht. Ungerührt stellte er sich wieder hinter die Theke und sah starr vor sich hin.
Coco ließ das Kreuz liegen.
„Er zeigt keine Reaktion“, meinte Collins verwundert.
„Das dachte ich mir“, sagte Coco. „Der Mann steht unter einer Art Hypnose, die aber nicht mit normalen ma­gischen Mitteln zu durchbrechen ist.“
Das Mädchen griff nach dem Be­steck und begann zu essen. Collins folgte ihrem Beispiel, obzwar er kei­nen Appetit hatte. Innerlich bewun­derte er Coco, die keine Angst zeigte und mit gutem Appetit aß.
„Haben Sie keine Angst, Coco?“ frag­te er.
Das Mädchen legte das Besteck auf den Teller und wischte sich die Lippen mit einer Serviette ab.
„Natürlich habe ich Angst“, sagte sie leise. „Wahrscheinlich viel größere als Sie. Wir müssen etwas für Chap­man besorgen“, wich sie aus.
Sie schenkte sich noch eine Tasse Tee ein und warf einen flüchtigen Blick auf den Platz hinaus. Ihre Hand begann zu zittern.
„Sehen Sie auf den Platz, Henry!“

 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
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Coco nickte wortlos. Sie erreich­ten einen Gasthof und traten ein. Es war ein altes Wirtshaus, das mehr als dreihundert Jahre alt sein musste. Die Wände waren aus dunklem Holz, die Einrichtung bestand aus einfa­chen, groben Tischen und klobigen Stühlen. Das Lokal war leer bis auf den Wirt hinter der Theke. Er trug eine weiße Schürze um seinen ausladenden Bauch. Nachdem Coco und Henry sich gesetzt hatten, kam er auf sie zu und musterte sie mit abweisendem Blick.
»Zweimal Schinken mit Ei«, be­stellte Coco, »dazu Toast und eine große Kanne Tee.«
Der Wirt drehte sich um und ging in die Küche.
»Die Leute hier sind alle verhext«, sagte die ehemalige Hexe. »Sie haben keinen eigenen Willen mehr. Jeder erfüllt nur seine Aufgabe, die er wahrscheinlich vom Dämon zu­geteilt bekommen hat.«
Der Wirt kam mit einer großen Kanne Tee, zwei Tassen und einer Zuckerdose zurück. Er stellte alles auf den Tisch.
»Sagen Sie mal«, wandte sich Coco an ihn, »seit wann sind Sie eigentlich schon verhext?«
Collins hielt den Atem an, doch der Wirt reagierte nicht. Er drehte sich einfach um und verschwand wieder in der Küche. Coco öffnete ihre Handtasche, holte ein Holz­kreuz hervor und legte es auf den Tisch. Collins sah interessiert zu, wie sie mit einem Stück Kreide ein Pentagramm auf den Boden malte. Fünf Minuten später kam der Wirt mit zwei Tellern und einem Körbchen voll Toast zurück. Er reagierte über­haupt nicht auf das Pentagramm, und auch das Kreuz störte ihn nicht. Ungerührt stellte er sich wieder hin­ter die Theke und sah starr vor sich hin. Coco steckte das Kreuz vorerst nicht wieder ein.
»Keine Reaktion«, sagte Coco. »Das dachte ich mir. Der Mann steht unter einer Art Hypnose, die aber nicht mit normalen magischen Mitteln zu durchbrechen ist.«
Sie griff nach dem Besteck und begann zu essen. Collins folgte ihrem Beispiel, obgleich er keinen Appetit verspürte. Insgeheim bewunderte er Coco, da sie keinerlei Angst zu kennen schien. Auf seine Frage hin jedoch legte sie das Besteck auf den Teller, wischte sich die Lippen mit der Serviette ab und schüttelte den Kopf. »Natürlich habe ich Angst, wahrscheinlich noch viel mehr als Sie«, erwiderte sie zögernd. Dann sagte sie ausweichend: »Wir müssen noch etwas für Chapman mitneh­men.« Sie schenkte sich eine zweite Tasse Tee ein und warf einen flüch­tigen Blick auf den Platz hinaus. Ihre Hand begann zu zittern. »Sehen Sie, Henry, dort draußen!« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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Dann drängten mehr der unheimlichen Leute ins Lo­kal. Keiner sagte ein Wort. Sie starr­ten Coco und Collins nur an.
„Was haben die vor?“ raunte Collins Coco zu.
„Keine Ahnung“, sagte Coco und setzte sich. Die Spezialpistole ließ sie vor sich auf dem Tisch liegen.
Der Wirt stand bewegungslos hinter der Theke, und die unheimlichen Gestalten regten sich auch nicht; nur ihre trüben Augen starrten Coco und Collins an.
Das Mädchen musterte die Gestalten genau. Sie wirkten wie Vampire, doch das konnte nicht möglich sein, da sie sich ja den Sonnenstrahlen ausgesetzt hatten. Auf jeden Fall waren es Schattenwesen, Wesen, die keine See­le mehr hatten und auch keinen eige­nen Willen.
„Ich möchte sehen, wie sie reagie­ren, wenn ich aufstehe“, sagte Coco leise.
Collins nickte.
Das Mädchen stand auf und blieb kurz stehen. Die Schattenwesen bewegten sich nicht. Nur ihre Blicke folgten ihr. Sie ging zur Tür, griff nach der Türklinke und stieß einen lauten Schrei aus. Die Hand war mit Brandblasen bedeckt.
Collins sprang auf und trat neben Coco.
„Wir kommen nicht raus“, sagte Coco. „Wir sitzen in der Falle. Der Dämon hat einen Brandvorhang ums Haus gelegt. Der Vorhang ist unsichtbar, aber man verbrennt sich, wenn man ihn berührt, und will man hin­durchgehen, geht der Körper in Flam­men auf. Dieser magische Vorhang ist zu stark für meine Kräfte. Ich kann ihn nicht durchdringen.“
Coco sah ihre Hand an. Die Blasen waren aufgeplatzt, und das Fleisch sah hervor. Die Hand begann uner­träglich zu schmerzen.
„Das ist das Ende“, wisperte sie lei­se, und Collins nickte.
Sie setzten sich wieder und warte­ten. Die unheimlichen Schattengeschöpfe ließen sie nicht aus den Au­gen. Der Marktplatz war menschen­leer.
Das Warten wurde allmählich uner­träglich. Coco sah immer wieder auf den Platz hinaus und plötzlich sah sie eine schemenhafte Figur neben ihrem Auto auftauchen. Sie war kaum eine Sekunde lang zu sehen gewesen. Dann wurde die Eingangstür von selbst aufgestoßen. Der magische Vor­hang stand in Flammen, die aber so­fort erloschen. Deutlich spürte sie die Ausstrahlung des Dämons, der in der Tür auftauchte. Die Ausstrahlung war so stark, daß Coco übel wurde. Schwarze Kreise drehten sich vor ihren Augen, und sie atmete rascher. Sie sah alles wie durch einen Schleier.
Der Dämon trug einen schwarzen Anzug. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
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Dann drängten mehr und mehr der unheimlichen Leute ins Lokal. Keiner sagte ein Wort. Sie starrten Collins und die ehemalige Hexe nur schweigend an.
»Was haben die vor?«, raunte er Coco zu.
»Keine Ahnung.« Sie setzte sich wieder hin. Die Spezialpistole ließ sie vor sich auf dem Tisch liegen.
Der Wirt stand weiterhin bewe­gungslos hinter der Theke. Niemand regte sich, niemand sagte ein Wort. Nur die trüben Augen der Dämonendiener starrten Coco und Collins durchdringend an. Die ehemalige Hexe musterte die sonderbaren Menschen unverhohlen. Sie wirkten wie Vampire, doch konnten sie keine sein, da das Sonnenlicht ihnen nichts ausgemacht hatte. Auf jeden Fall aber waren es Schattenwesen, die keine Seele mehr hatten und auch keinen eigenen Willen.
»Ich möchte sehen, wie sie re­agieren, wenn ich aufstehe«, sagte Coco leise, und Collins nickte. Sie erhob sich und blieb kurz stehen. Die Gestalten bewegten sich nicht. Nur ihre Blicke folgten ihr. Sie ging zur Tür, griff nach der Türklinke und stieß im nächsten Moment einen lau­ten Schrei aus. Ihre Hand war mit Brandblasen bedeckt. Collins sprang auf und eilte zu ihr.
»Wir kommen nicht raus«, sagte sie. »Der Dämon hat einen Brand­vorhang ums Haus gelegt. Er ist un­sichtbar, aber man verbrennt sich, wenn man ihn berührt, und wenn man hindurchgehen will, geht der Körper in Flammen auf. Ich kann ihn nicht durchdringen.« Coco sah ihre Hand an. Die Blasen waren aufge­platzt, und das Fleisch sah hervor. Die Hand begann unerträglich zu schmerzen. Die ehemalige Hexe schloss ergeben die Augen. »Das ist das Ende«, sagte sie leise.
Sie setzten sich wieder und war­teten. Die unheimlichen Schattengeschöpfe ließen sie nicht aus den Augen. Der Marktplatz war menschenleer. Das Warten wurde fast unerträglich. Coco sah immer wieder auf den Platz hinaus. Plötzlich sah sie eine schemenhafte Figur neben ihrem Auto auftauchen. Sie war kaum eine Sekunde lang zu sehen ge­wesen. Dann wurde die Eingangstür aufgestoßen. Der magische Vorhang stand in Flammen, die aber sofort erloschen. Deutlich spürte Coco die Ausstrahlung des Dämons, der in der Tür auftauchte. Die Aura war so stark, dass ihr übel wurde. Schwarze Kreise drehten sich vor ihren Augen, und sie atmete rascher. Sie sah alles wie durch einen Schleier.
Der Unheimliche trug einen schwarzen Anzug. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 54, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 55, 2. Spalte, 4. Absatz
„Guten Tag“, sagte der Dämon mit kratzender Stimme. „Herzlich willkommen in Grayville!“
Collins hob seine Spezialpistole. „Nicht schießen!“ schrie Coco.
Doch es war bereits zu spät. Collins zog den Abzug durch. Der Bolzen ra­ste auf den Dämon zu, drang durch sei­ne Brust hindurch, bohrte sich aber nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, in die Türfüllung, sondern zog eine Kurve und kam wie ein Bume­rang zurück.
Collins riß die Augen auf. Der Bol­zen raste auf ihn zu. Er ließ sich fallen, doch der Bolzen änderte die Richtung. Collins hechtete durch den Raum auf den Dämon zu und in diesem Moment traf ihn der Bolzen. Er durchbohrte sein Herz. Collins brach tot zusam­men. Er lag auf dem Bauch, und die Spitze des Bolzens ragte aus seinem Rücken heraus. Blut quoll aus der Wunde und tropfte auf den Boden.
Coco schloß die Augen, und Chap­man zitterte.
Die Schattenwesen bewegten sich noch immer nicht.
Der Dämon kam langsam näher und blieb vor Coco stehen. Sein Ge­sicht nahm langsam Form an. Es war bleich und hager, fast wie ein Toten­schädel; die dünne Haut spannte sich um die hohen Backenknochen, und die grauen Augen sahen Coco mitleid­los an.
„Es freut mich, deine Bekannt­schaft zu machen, Coco Zamis“, sagte der Dämon. „Du warst eine von uns, doch du wurdest ausgestoßen. Ich füh­le mich zwar nicht sehr mit der Schwarzen Familie verbunden - ich habe meine eigenen Pläne und Vor­stellungen -, doch ich hasse Verräter. Und du bist eine Verräterin. Ich habe viel mit dir vor, meine Teuerste. Viel. Sehr viel.“
Er starrte sie an. Coco versuchte dem Blick auszuweichen. Dieser Dämon war unglaublich stark. Das Pen­tagramm und das Kreuz störten ihn nicht. Seine Augen wurden langsam größer. Coco zitterte am ganzen Leib. Die Augen wurden wieder kleiner.
„Mein Name ist Elmer Landrop“, sagte der Dämon. „Du siehst, wie sehr du mir ausgeliefert bist, daß ich dir so­gar meinen richtigen Namen nenne.“
Coco zuckte zusammen. Elmer Landrop, das war einer von Dorian Hunters Brüdern. Er stammte aus Südafrika, wie sie von Dorian erfah­ren hatte.
„Du weißt über mich Bescheid, nicht wahr?“
Coco nickte.
„Ich gehöre der Schwarzen Familie an, aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Sie werden mich verstoßen. Doch das stört mich nicht. Die Schwar­ze Familie ist mir nur lästig. Dieses Dorf war der erste Versuch, und er glückte. Alle Bewohner gehorchen mir. Und diese Schattengeschöpfe ebenfalls. Es sind Vampire. Die letz­ten Vampire, die es noch in London gibt. Ich raubte ihre Seelen. Die Kör­per sind nur noch leere Hüllen, durch die das Licht fällt. Sie sind unver­wundbar, außer ich will sie töten. Sonst werden sie erst bei meinem Tod zerfallen.“
Coco sah den Dämon an. Sie wußte, daß sie keine Chance hatte. Er war zu stark, zu mächtig.
Dein gestriges Eingreifen im Thea­ter paßte mir gar nicht“, fuhr Landrop fort. „Ich wollte den Politiker in meine Gewalt bekommen. Er sollte eines meiner Geschöpfe werden. Aber du vereiteltest meinen Plan. Doch das ist nicht so wichtig. Ich amüsierte mich sehr über dich und Dorian. Eure Bemühungen, mir auf die Spur zu kommen, fand ich erheiternd. Ich spielte mit euch, aber jetzt bin ich die­ses Spiels müde geworden. In wenigen Minuten tappt Dorian in eine Falle, und ich werde ihn vernichten. Er muß sterben und dieser verdammte Her­maphrodit ebenfalls. Dich werde ich eine Zeitlang am Leben lassen, meine Süße. Ich liebe schöne Frauen, und du bist schön. Ich werde dich zu meinem willenlosen Spielzeug machen. Du wirst so wie sie werden.“ Er zeigte auf die Schattengeschöpfe. „Sie beschützen mich.“
Der Schattendämon lachte und kam einen Schritt näher. Seine Augen wurden wieder größer. Coco versuchte, die Augen zu schließen, und den Kopf abzuwenden, doch es gelang ihr nicht. Schweiß perlte auf ihrer Stirn.
„Sieh mich an!“ sagte Landrop. „Sieh mich an!“
Coco wurde müde. Ihre Wider­standskraft erlosch. Der Blick des Dä­mons saugte sich in ihren Augen fest. Cocos Gesicht entspannte. Sie saß unbeweglich wie eine Statue vor dem Dä­mon und war ihm hilflos ausgeliefert. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 52, 2. Spalte, 5. Absatz – Seite 54, 1. Spalte, 4. Absatz
»Guten Tag«, ertönte die kratzige Stimme des Dämons. »Herzlich willkommen in Grayville.«
Collins hob seine Spezialpistole.
»Nicht schießen!«, schrie Coco, doch es war bereits zu spät. Der Agent zog den Abzug durch. Der Bolzen raste auf den Dämon zu und drang durch seine Brust. Doch er bohrte sich nicht wie zu erwarten in die Türfüllung hinter ihm, sondern zog eine Kurve und kam wie ein Bu­merang zurückgeschossen. Collins riss die Augen auf. Er ließ sich fallen, doch der Bolzen änderte die Rich­tung. Der Agent hechtete durch den Raum auf den Dämon zu, um dem Geschoss auszuweichen. Vergeblich. Er wurde in Brusthöhe durchbohrt und brach tot zusammen. Als er bäuchlings auf die Erde stürzte, sah Coco die Spitze des Bolzens aus seinem Rücken ragen. Blut quoll aus der Wunde und tropfte auf den Boden.
Die ehemalige Hexe schloss die Augen, und Chapman begann zu zittern. Die Schattenwesen um sie herum bewegten sich noch immer nicht. Jetzt kam der Dämon lang­sam näher und blieb vor Coco stehen. Sein Gesicht nahm Formen an. Es war bleich und hager, fast wie ein Totenschädel; dünne Haut spannte sich um die hohen Backenknochen, und die grauen Augen sahen Coco mitleidlos an.
»Es freut mich, deine Bekannt­schaft zu machen, Coco Zamis«, sagte der Dämon. »Du warst eine von uns, doch du wurdest ausgesto­ßen. Ich fühle mich der Schwarzen Familie zwar kaum verbunden, da ich eigene Pläne habe. Dennoch hasse ich Verräter. Du kannst dir vorstellen, dass ich mit dir noch einiges vorhabe, meine Teure. Sehr viel, um genau zu sein.«
Er starrte sie an, und Coco ver­suchte dem Blick auszuweichen. Dieser Dämon war unglaublich stark. Das Pentagramm und das Kreuz störten ihn nicht. Seine Au­gen wurden langsam größer. Coco zitterte am ganzen Leib. Sie konnte sich seinem suggestiven Blick nicht widersetzen. »Mein Name ist Elmer Landrop«, sagte er. »Du siehst, wie sehr du mir ausgeliefert bist, dass ich dir sogar meinen richtigen Namen nenne.«
Coco presste die Lippen zusam­men. Elmer Landrop, das war einer von Dorian Hunters Brüdern. Er stammte aus Südafrika, wie sie von dem Dämonenkiller erfahren hatte.
»Du weißt über mich Bescheid, nicht wahr? Ich gehöre der Schwar­zen Familie an, aber wahrscheinlich nicht mehr lange. Sie werden mich verstoßen, doch das stört mich nicht. Die Schwarze Familie ist mir nur lästig. Dieses Dorf war der erste Versuch, und er ist geglückt. Alle Bewohner gehorchen mir, ebenso diese Schattengeschöpfe. Es sind Vampire. Die letzten Vampire, die es noch in London gibt. Ich raubte ihre Seelen. Die Körper sind nur noch leere Hüllen, durch die das Licht fällt. Sie sind unverwundbar, außer durch meine Hand. Erst bei meinem Tod würden sie zu Staub zerfallen.« Sein Blick richtete sich wieder auf Coco. »Dein gestriges Eingreifen im Theater passte mir gar nicht«, fuhr Landrop fort. »Ich wollte den Poli­tiker in meine Gewalt bringen. Er sollte eines meiner Geschöpfe wer­den. Doch das ist nicht so wichtig. Ich habe mich sehr über dich und Dorian amüsiert. Eure Bemühungen, mir auf die Spur zu kommen, fand ich erheiternd. Ich habe mit euch gespielt, aber jetzt bin ich dieses Spiels müde geworden. In wenigen Minuten tappt Dorian in eine Falle, und ich werde ihn vernichten. Er muss sterben und dieser verdammte Hermaphrodit ebenfalls. Dich werde ich eine Zeitlang am Leben lassen, meine Süße. Ich liebe schöne Frauen und werde dich zu meinem willen­losen Spielzeug machen. Du wirst so wie sie werden.« Er zeigte auf die Schattengeschöpfe. »Sie beschützen mich.« Der Schattendämon lachte und kam einen Schritt näher. Seine Augen wurden abermals größer.
Coco versuchte, die Augen zu schließen und den Kopf abzu­wenden, doch es gelang ihr nicht. Schweiß perlte auf ihrer Stirn.
»Sieh mich an!«, sagte Landrop. »Sieh mich an!«
Die ehemalige Hexe wurde müde. Ihre Widerstandskraft erlosch, ihre Gesichtszüge entspannten sich. Sie saß unbeweglich wie eine Statue vor dem Dämon und war ihm hilflos ausgeliefert. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 55, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 56, 2. Spalte, 6. Absatz
Seit mehr als einer halben Stunde sprach er auf Phillip ein, der aber, wie fast stets, keine Reaktion zeigte. Dorian konnte nicht beurteilen, ob ihn der Junge verstanden hatte.
„Gefahr“, sagte Phillip plötzlich. „Coco! Gefahr!“
Dorian ging ans Sprechgerät und versuchte, mit Coco Verbindung aufzunehmen, hatte aber kein Glück; es meldete sich niemand.
„Der Schatten“, sagte Phillip weiter. „Gefahr!“
Der hünenhafte Sam trat in die Hal­le. „Es ist soweit, Dorian“, sagte er. „Wir können losfahren.“
Dorian hatte Angst um Coco, doch er mußte zu Madame Picard. Es wäre völlig sinnlos gewesen, jetzt nach Grayville zu fahren. Er konnte dem Mädchen nicht helfen, wie er sich zäh­neknirschend eingestand.
„Phillip“, sagte er. „Wir gehen.“
Doch der Hermaphrodit blieb sit­zen. Er lauschte wieder den unsichtbaren Stimmen.
Phillip wirkte heute verändert. Sei­ne sonst grellroten Lippen waren bleich wie die Haut, und das Gesicht hatte etwas von seiner Engelhaftig­keit verloren. Dunkle Ringe zeich­neten sich unter den Augen ab.
„Phillip!“ sagte Dorian drängend. „Wir müssen gehen.“
Der Junge sah ihn all, und sein Blick ging durch Dorian hindurch. Aber plötzlich stand er auf und war ganz normal.
„Wohin fahren wir?“ fragte er.
„Zu Madame Picards Wachsfiguren­kabinett“, sagte Dorian.
„Dort will ich hin“, sagte der Junge.
Sam Pattison saß hinter dem Steuer, und Dorian und Phillip nah­men im Fond des Wagens Platz.
„Sie warten draußen, Sam“, sagte Dorian, als sie losfuhren. „Ich gehe mit Phillip hinein. Sollte ich Sie benö­tigen, dann drücke ich den Notruf. Sie werden ein lautes Summen hören.“
Der Agent nickte, und Dorian legte einen winzigen Empfänger auf den Beifahrersitz.
„Wäre es nicht besser, wenn ich gleich mit hineingehe, Dorian?“ fragte Sam.
Dorian schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Ich kann es aller­dings schwer beurteilen. Doch nehme ich an, daß Madame Picard über uns informiert ist. Ich vermute, wir wer­den in eine Falle geraten, aber...“
„Falle“, sagte der Hermaphrodit. „Der Schatten. Falle.“
„Wenn er nur vernünftig reden wür­de“, seufzte Dorian ungehalten.
Phillip bewegte lautlos die Lippen. Sein blasses Gesicht bekam wieder Farbe. Dorian kannte dieses Zeichen; es bedeutete, daß der Junge unter höchster Spannung stand, daß er ange­strengt nachdachte und sich konzentrierte. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 54, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 55, 1. Spalte, 8. Absatz
Seit mehr als einer halben Stunde sprach er auf Phillip ein, der jedoch keine Reaktion zeigte. Der Dämonenkiller hatte keine Ah­nung, ob der Junge ihn überhaupt verstand.
»Gefahr«, sagte der Hermaphrodit plötzlich. »Coco! Gefahr!«
Dorian ging sofort ans Sprechge­rät und versuchte, mit Coco Verbindung aufzunehmen. Es meldete sich niemand.
»Der Schatten«, sprach Phillip weiter. »Gefahr!«
Der hünenhafte Sam trat in die Halle. »Es ist so weit, Dorian. Wir können losfahren.«
Der Dämonenkiller machte sich große Sorgen um Coco, doch vor­erst konnte er nichts für sie tun. Er musste dringend zu Madame Picard. Es wäre völlig sinnlos gewesen, jetzt nach Grayville zu fahren. Wenn Coco dem Dämon in eine Falle ge­gangen war, würde er sich höchstens ebenfalls darin verfangen.
»Komm, Phillip, wir gehen.«
Doch der Hermaphrodit blieb sit­zen. Er lauschte wieder den unsichtbaren Stimmen. Im Gegensatz zum Vorabend wirkte er leicht verändert. Seine sonst grell roten Lippen waren bleich wie die Haut, und das Gesicht hatte etwas von seiner Engelhaftigkeit verloren. Dunkle Ringe zeichne­ten sich unter den Augen ab.
»Phillip!«, drängte Dorian. »Wir müssen gehen.«
Der Junge sah ihn an, doch sein Blick ging durch den Dämonenkiller hindurch. Dann jedoch stand er auf und verhielt sich plötzlich ganz nor­mal. »Wohin fahren wir?«, fragte er.
»Zu Madame Picards Wachsfigurenkabinett.«
»Das ist gut. Dort möchte ich hin.«
Sie verließen das Haus. Sam Pattison setzte sich hinters Steuer; Dorian und Phillip nahmen im Fond des Wagens Platz.
»Sie warten draußen, Sam«, sagte Dorian, als sie losfuhren. »Ich gehe mit Phillip hinein. Sollte ich Sie be­nötigen, dann benachrichtige ich Sie über Funk. Es gibt eine Notruftaste. Sie werden dann ein lautes Summen hören.« Dorian legte einen winzigen Empfänger auf den Beifahrersitz.
»Wäre es nicht besser, wenn ich gleich mit hineingehe?«, fragte Sam.
Der Dämonenkiller schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Wahrscheinlich ist Madame Picard bereits über uns informiert. Es kann sein, dass wir in eine Falle geraten werden, aber ...«
»Falle«, sagte der Hermaphrodit. »Der Schatten. Falle.«
»Wenn er nur vernünftig reden würde«, seufzte Dorian ungehalten.
Phillip bewegte lautlos die Lip­pen. Sein blasses Gesicht bekam wieder Farbe. Dorian kannte diese Anzeichen bereits; sie deuteten darauf hin, dass der Junge unter höchster Anspannung stand, dass er angestrengt nachdachte und sich konzentrierte. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 56, 2. Spalte, 6. Absatz – Seite 57, 1. Spalte, 4. Absatz
Sam fuhr rasch. Nach einigen Minu­ten erreichten sie Forest Hill und fuhren die Honor Oak Road entlang. Sam bog in die Benson Road ein und blieb vor dem Wachsfigurenkabinett ste­hen.
„Wir sind da, Phillip“, sagte Dorian.
Er öffnete die Wagentür, und Phil­lip folgte ihm. Der Junge blieb kurz stehen, schloß die Augen und muster­te dann das Wachsfigurenkabinett. Einige Autos fuhren vorbei. Sie über­querten die Straße. Phillip ging vor, und Dorian hatte Mühe, ihm zu fol­gen.
Die Eingangstür war abgesperrt. Heute war kein Besuchstag.
Dorian drückte auf die Klingel und wartete. Er warf Phillip einen Blick zu. Der Junge bewegte sich unruhig auf der Stelle. Dorian hatte den Eindruck, daß er es kaum erwarten konn­te, ins Wachsfigurenkabinett zu kommen.
Endlich wurde die Tür geöffnet. Ma­dame Picard öffnete selbst. Die alte Frau mit den Ringellöckchen war nicht zu sehen.
„Nett, daß Sie gekommen sind“, sag­te Madame Picard und lächelte. „Treten Sie, bitte, ein!“
Sie sah Phillip entzückt an. „Das ist das Modell, von dem Sie eine Wachsfi­gur haben wollen, nicht wahr?“
Dorian nickte.
Madame Picard versperrte die Tür und ließ Phillip nicht aus den Augen. Phillip war stehengeblieben und hat­te wieder die Augen geschlossen. Sein blondgelocktes Haar war sorgfältig gekämmt und fiel über seine schma­len Schultern. Nach einer Weile schlug er die Augen auf und musterte Madame Picard. Seine goldfarbenen Augen strahlten.
„Ein hübscher Junge“, sagte Mada­me Picard begeistert. „Ich modelliere ihn gern.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 55, 1. Spalte, 9. Absatz – Seite 55, 2. Spalte, 5. Absatz
Nach einigen Minuten erreichten sie die Honor Oak Road, bogen von dort in die Benson Road ein und blieben vor dem Kabinett stehen. Dorian öffnete die Wagentür, und Phillip folgte ihm. Der Junge blieb kurz stehen, schloss die Augen und musterte dann das Wachsfigurenkabinett. Einige Autos fuhren vorüber. Der Hermaphrodit wartete, bis sie fort waren, dann überquerte er die Straße. Dorian hatte Mühe, ihm zu folgen.
Die Eingangstür des Kabinetts war verschlossen. Heute war kein Besuchstag. Der Dämonenkiller drückte auf die Klingel und wartete. Er warf Phillip einen kurzen Blick zu. Der Junge bewegte sich unruhig auf der Stelle. Dorian hatte den Eindruck, dass er es kaum erwarten konnte, das Haus zu betreten.
Endlich wurde die Tür geöffnet. Madame Picard selbst zeigte sich im Rahmen. Die alte Frau mit den Ringellöckchen war nirgends zu se­hen. »Nett, dass Sie gekommen sind. Treten Sie bitte ein!« Sie sah Phillip entzückt an. »Das ist also das Mo­dell, von dem Sie gesprochen haben, nicht wahr?«
Dorian nickte. Madame Picard versperrte die Tür und ließ den Hermaphroditen nicht aus den Augen. Er war stehen geblieben und hielt wieder die Augen geschlossen. Sein blond gelocktes Haar war sorgfältig gekämmt und fiel über die schmalen Schultern. Nach einer Weile schlug er die Augen auf und musterte Ma­dame Picard strahlend.
»Ein hübscher Junge«, sagte sie begeistert. »Ich würde ihn gern mo­dellieren.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 57, 1. Spalte, 14. Absatz – Seite 57, 2. Spalte, 4. Absatz
Unwillkürlich hielt Dorian den Atem an. In dem Raum standen Wachsfiguren von einer unglaub­lichen Vollendung. Meisterwerke. Er kam an einer Gruppe nackter Mäd­chen vorbei und blieb stehen. Die drei Mädchen sahen so perfekt aus, daß er erwartete, sie würden sich jeden Augenblick bewegen und von ihren Soc­keln heruntersteigen.
Phillip wandte sich nach links. Dori­an folgte ihm, drehte sich um und sah Madame Picard an, die noch immer den Kopf schüttelte.
Dorian hätte gern länger die Figu­ren betrachtet, doch dazu hatte er jetzt keine Zeit.
Phillip erreichte eine andere Tür und öffnete sie. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 56, 1. Spalte, 6. + 7. Absatz
Drinnen hielt der Dämonenkiller unwillkürlich den Atem an. In dem Raum standen Wachsfiguren von einer unglaub­lichen Vollendung. Meisterwerke. Er kam an einer Gruppe nackter Mädchen vorbei und blieb stehen. Die drei Gestalten sahen so perfekt aus, dass er erwartete, sie würden sich jeden Augenblick bewegen und von ihren Sockeln heruntersteigen.
Phillip wandte sich nach links. Dorian folgte ihm, drehte sich um und sah Madame Picard an, die noch immer den Kopf schüttelte. Er hätte die Figuren gern länger betrachtet, doch dafür war keine Zeit. Der Hermaphrodit erreichte eine andere Tür und öffnete sie.

 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 57, 2. Spalte, 13. Absatz – Seite 58, 2. Spalte, 13. Absatz
„Was meinst du damit?“
Dorian bekam keine Antwort; als er Madame Picard ansah, verstand er jedoch Phillips Aufforderung.
Der Blick der Frau war verschleiert.
„Wer steckt hinter dem allem?“ frag­te er rasch.
Ihre Lider zuckten, ihr Mund öff­nete sich halb. Die Lippen formten Worte, die nicht zu verstehen waren.
„Antworten Sie!“ brüllte Dorian ungehalten.
„Der Schatten“, sagte sie stam­melnd. „Der Schatten.“
„Was ist mit dem Schatten?“
„Er tauchte vor fünf Monaten auf.“ Ihre Augen waren unnatürlich geweitet.
„Weiter!“ keuchte Dorian. „Erzäh­len Sie weiter!“
„Der Schatten besuchte das Wachsfi­gurenkabinett, und er war sehr beein­druckt. Ich zeigte ihm die anderen Fi­guren, die ich nicht ausstelle, und er bot mir an, mit mir zusammen zu ar­beiten. Er wollte es mir ermöglichen, besonders künstlerische Figuren an­fertigen zu können. Ich ging auf sei­nen Vorschlag ein. Er gab mir Geld, viel Geld. Und ich modellierte ver­schiedene Leute, die er mir brachte.“
„Sprechen Sie weiter!“ drängte Dori­an. „Der Schatten will uns in eine Falle locken. Was wissen Sie darüber?“
„Nicht viel“, sagte sie. Ihre Lider zuckten stärker. „Er will herkommen und Sie vernichten. Mehr weiß ich nicht.“
„Wissen Sie den Namen des Schat­tens?“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 56, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 57, 1. Spalte, 6. Absatz
Zuerst wusste der Dämonenkiller nicht, was Phillip damit meinte, doch als er abermals einen Blick auf Ma­dame Picard warf, verstand er. Ihr Blick war jetzt völlig verschleiert. Ihre Lider zuckten, ihr Mund öff­nete sich halb. Die Lippen formten Worte, die nicht zu verstehen waren.
»Wer steckt hinter all den rät­selhaften Vorgängen?«, wollte er wissen. Als sie nicht sofort antwor­tete, schrie er entnervt: »Reden Sie endlich!«
»Der Schatten«, entgegnete sie stammelnd. »Der Schatten ... Er tauchte vor fünf Monaten auf.« Ihre Augen waren unnatürlich geweitet.
»Weiter!«, keuchte Dorian. »Er­zählen Sie weiter!«
»Der Schatten besuchte das Wachsfigurenkabinett, und er war sehr beeindruckt. Ich zeigte ihm die anderen Figuren, die ich nicht ausstelle, und er bot mir an, mit mir zusammenzuarbeiten. Er wollte es mir ermöglichen, besonders schöne Figuren anzufertigen. Ich ging auf seinen Vorschlag ein. Er gab mir Geld, viel Geld. Und ich model­lierte verschiedene Leute, die er mir brachte.«
»Der Schatten will uns in eine Falle locken. Was wissen Sie dar­über?«
»Nicht viel«, sagte sie. Ihre Lider zuckten stärker. »Er will herkommen und Sie vernichten. Mehr weiß ich nicht.«
»Kennen Sie seinen Namen?« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 58, 2. Spalte, 2. - 9. Absatz
Zwischen einer älteren Frau und einem ganz jungen Mädchen stand Daniel Shorter, der gestern verschwun­dene Agent. Es gab keinen Zweifel. Wahrscheinlich waren die beiden Frauen seine Frau und seine Tochter.
Dorian streckte seine rechte Hand aus und ergriff Shorters linke Hand. Er kratzte daran, doch kein Wachs lö­ste sich ab. Die Figur bestand nicht aus Wachs.
Phillip stand noch immer reglos da. Sein Gesicht war rot. So hatte es Dori­an noch nie gesehen.
„Gefahr!“ schrie er auf einmal und brach halb zusammen.
Es war, als hätte er mit einem un­sichtbaren Hammer einen gewaltigen Schlag bekommen. Seine Augen ver­drehten sich und er ging in die Knie. Verzweifelt versuchte er, wieder hoch­zukommen.
Dorian packte ihn an den Schultern und riß ihn hoch, doch immer wieder brach der Junge zusammen. Sein Ge­sicht war bleich, und sein Körper wur­de von Krämpfen geschüttelt.
Dann tauchte plötzlich Madame Pi­card in der Tür auf. Und hinter ihr die alte Frau mit den Ringellöckchen, ihre Helfershelferin. Die beiden schlu­gen die Hände zusammen, und danach war die Hölle los.
Die Wachsfiguren erwachten, be­wegten sich leicht und wandten sich Dorian und Phillip zu. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 57, 1. Spalte, 10. Absatz – Seite 57, 2. Spalte, 3. Absatz
Zwischen einer älteren Frau und einem ganz jungen Mädchen stand Daniel Shorter. Es gab keinen Zwei­fel. Wahrscheinlich waren die beiden seine Frau und seine Tochter. Der Dämonenkiller streckte seine rechte Hand aus und ergriff die Linke des Agenten. Er kratzte daran, doch kein Wachs löste sich ab. Phillip stand noch immer reglos da. Sein Gesicht war rot. So hatte Dorian ihn noch nie gesehen.
»Gefahr!«, schrie der Hermaph­rodit auf einmal und krümmte sich zusammen. Es war, als hätte er mit einem unsichtbaren Hammer einen gewaltigen Schlag bekommen. Seine Augen verdrehten sich, und er ging in die Knie.
Dorian packte ihn an den Schul­tern und riss ihn hoch, doch der Junge sackte immer wieder durch. Sein Gesicht war bleich, und sein Körper wurde von Krämpfen ge­schüttelt. Dann tauchte plötzlich Madame Picard in der Tür auf, und hinter ihr die alte Frau mit den Rin­gellöckchen. Die beiden klatschten in die Hände. Gleich darauf erwach­ten die Wachsfiguren, bewegten sich leicht und wandten sich Dorian und Phillip zu. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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Der Dämon wandte seinen Blick ab, und Coco blieb unbeweglich sitzen. Er wandte sich Chapman zu. Der kleine Mann konnte ihm kaum Widerstand leisten. Innerhalb weniger Sekunden war er willenlos.
Elmer Landrop kicherte leise. Er hatte immer schon eine Schwäche für schöne Frauen gehabt, und dank sei­ner Fähigkeit hatte er jede Frau bekommen, die er gewollt hatte. Coco Za­mis fand er besonders reizvoll. Sie trug noch immer das Abendkleid, das ihre Schultern entblößte und ihre vollendete Figur betonte. Ihr schwarzes Haar war jetzt zerrauft, und sie war nicht geschminkt, trotzdem wirkte sie aufregend auf Landrop. Einen zusätzlichen Reiz gewann sie für ihn durch die Tatsache, daß sie aus der Schwar­zen Familie stammte. Bis jetzt hatte er nur sehr selten Erfolg mit Frauen aus der Familie gehabt. Sie verhielten sich ihm gegenüber abweisend und reserviert. Die Schwarze Familie liebte ihn nicht besonders. Er galt als Außenseiter.
Er war aus Südafrika weggezogen, da ihn das Land nicht gereizt und er dort nicht die Möglichkeiten wie in England gehabt hatte. Landrop hatte große Pläne, und er war auf dem be­sten Weg, diese ehrgeizigen Pläne zu verwirklichen. So hatte er zum Bei­spiel schon die Vampire in seine Ge­walt bekommen; sie waren Geschöp­fe, die ihm bedingungslos gehorchten. Und es war ihm gelungen - darauf war er besonders stolz - das Dorf Grayville auf einen Schlag in seine Hand zu bekommen und alle Men­schen zu willenlosen Puppen zu machen. Diesen Test würde er dem­nächst wiederholen; nur würde er sich eine größere Stadt vornehmen; vielleicht Bedford oder Luton. Und dann Liverpool, Bristol und schließlich London. Er würde alle Menschen in Großbritannien zu willenlosen Sklaven machen. Er hatte die Macht dazu, und kaum jemand konnte ihn aufhalten.
Elmer Landrop war höchst zufrie­den. Alles hatte bis jetzt so geklappt, wie er es erhofft hatte. Er hatte Mada­me Picard und viele andere Frauen zu seinen Dienerinnen gemacht, die mei­sten als Spielzeuge für seine Lust verwendet, und wenn er ihrer überdrüs­sig geworden war, sie Madame Picard übergeben, die sie dann in Wachsfigu­ren verwandelt hatte, in ganz speziel­le Figuren, die auf seinen Befehl hin zum Leben erwachten. Er konnte auch jederzeit über viele Kilometer hinweg mit seinen Geschöpfen Ver­bindung aufnehmen und ihnen Befeh­le erteilen.
Elmer Landrop trat auf Coco zu und sah sie an. Das Mädchen weckte seine Begierde. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 57, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 58, 2. Spalte, 2. Absatz
Als er den Blick abwandte, blieb sie unbeweglich sitzen. Jetzt konzentrierte er seine Aufmerk­samkeit auf Donald Chapman. Der Puppenmann konnte ihm kaum Wi­derstand leisten. Innerhalb weniger Sekunden war auch er willenlos.
Elmer Landrop kicherte leise. Er hatte immer schon eine Schwäche für schöne Frauen gehabt, und dank seiner Fähigkeit hatte er jede Frau bekommen, die er gewollt hatte. Coco Zamis fand er besonders reiz­voll. Sie trug noch immer das Abend­kleid, das ihre Schultern entblößte und ihre vollendete Figur betonte. Ihr schwarzes Haar war jetzt zer­rauft, und sie war nicht geschminkt, trotzdem wirkte sie aufregend auf ihn. Einen zusätzlichen Reiz gewann sie für ihn durch ihre Abstammung aus der Schwarzen Familie. Bis jetzt hatte er nur sehr selten Erfolg mit Frauen aus der Familie gehabt. Sie verhielten sich ihm gegenüber abweisend und reserviert. Die Schwarze Familie liebte ihn nicht besonders. Er galt als Außenseiter.
Er war aus Südafrika weggezo­gen, da ihn das Land nicht gereizt und er dort nicht die Möglichkeiten wie in England gehabt hatte. Landrop hatte große Pläne, und er war auf dem besten Wege, sie zu verwirk­lichen. Die Vampire von London hatte er bereits unter seine Kontrolle gebracht; sie waren Geschöpfe, die ihm bedingungslos gehorchten. Und es war ihm gelungen - darauf war er besonders stolz —, sich das Dorf Grayville auf einen Schlag untertan zu machen und seine Bewohner zu versklaven. Diesen Test würde er demnächst wiederholen, nur wollte er dann eine größere Stadt wählen. Vielleicht Bedford oder Luton.
Und dann Liverpool, Bristol und schließlich London. Er würde alle Menschen in Großbritannien zu willenlosen Sklaven machen. Er hatte die Macht dazu, und kaum jemand konnte ihn aufhalten.
Elmer Landrop war höchst zufrie­den. Alles hatte bis jetzt so geklappt, wie er es sich erhofft hatte. Er hatte Madame Picard und viele andere Frauen zu seinen Dienerinnen ge­macht, die meisten als Spielzeuge für seine Lust verwendet, und wenn er ihrer überdrüssig geworden war, sie Madame Picard übergeben, die sie dann in Wachsfiguren verwandelt hatte, in ganz spezielle Figuren, die auf seinen Befehl hin zum Leben erwachten. Er konnte auch jeder­zeit über viele Kilometer hinweg mit seinen Geschöpfen Verbindung aufnehmen und ihnen Befehle ertei­len. Jetzt trat er auf Coco zu und sah sie an. Das Mädchen weckte seine Begierde. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 59, 2. Spalte, 4. Absatz – Seite 60, 1. Spalte, 3. Absatz
„Steh auf!“ befahl er Coco, und das Mädchen gehorchte augenblicklich.
Der Schatten legte seine Hände auf ihre nackten Schultern, schob die schmalen Träger runter und zog dann das Oberteil über ihre Brüste.
„Zieh das Kleid aus!“ befahl er.
Coco folgte. Sie öffnete den Reißver­schluß auf dem Rücken und stieg aus dem Kleid. Darunter trug sie nur eine Strumpfhose und ein winziges Höschen.
Der Dämon konnte sich an ihren Brüsten nicht satt sehen. Verlangend zog er Coco an sich, und seine Hände glitten über ihren halbnackten Kör­per. Coco ließ sich die Berührung wil­lenlos gefallen.
Ihr Hirn war tot.
Verlangend küßte Landrop ihre warmen Lippen und preßte seinen Körper enger an das Mädchen.
„Zieh dich völlig nackt aus!“ sagte er heiser, und das Mädchen gehorchte wieder.
Du bist schön“, sagte der Dämon.
Seine Augen leuchteten, und seine Lippen wanderten über ihre Schultern und saugten sich an den hohen Brüsten fest. Er drängte das Mädchen auf die Holzbank und legte sich auf sie. Doch plötzlich zuckte er zusam­men und sprang auf. Sein Gesicht ver­zerrte sich. Er schloß die Augen und dann war er verschwunden.
Der Schatten tauchte kurz auf dem Platz auf, dann huschte er weiter. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 58, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 59, 1. Spalte, 2. Absatz
»Steh auf!«, befahl er der ehe­maligen Hexe, und sie gehorchte augenblicklich.
Der Schatten legte seine Hände auf ihre nackten Schultern, schob die schmalen Träger runter und zog dann das Oberteil über ihre Brüste. »Zieh das Kleid aus!«, befahl er.
Coco öffnete den Reißverschluss auf dem Rücken und stieg aus dem Kleid. Darunter trug sie nur eine Strumpfhose und ein winziges Höschen. Der Dämon konnte sich an ihren Brüsten nicht sattsehen. Verlangend zog er Coco an sich, und seine Hände glitten über ihren halbnackten Körper. Coco leistete keinerlei Widerstand. Verlangend küsste Landrop ihre warmen Lippen und presste seinen Körper enger an das Mädchen.
»Zieh dich ganz aus!«, sagte er heiser, und die ehemalige Hexe gehorchte wieder. »Du bist schön«, sagte er. Seine Augen leuchteten, und seine Lippen wanderten über ihre Schultern und saugten sich an ihren Brüsten fest. Er drängte das Mädchen auf die Holzbank und legte sich auf sie. Plötzlich jedoch zuckte er zusammen und sprang auf. Sein Gesicht verzerrte sich. Das Wachsfigurenkabinett! Dorian Hunter war in die aufgestellte Falle gegangen! Das hatte natürlich Vorrang. Der Dämon schloss die Augen, und kurze Zeit später war er verschwunden. Er, tauchte noch einmal kurz auf dem Marktplatz auf, dann huschte er weiter. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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Dorian schoß dreimal auf Shorter. Die Kugeln bohrten sich in die Brust der Figur, doch sie konnten dem Ge­schöpf nichts anhaben.
Shorters Hände griffen nach seiner Kehle. Dorian konnte sie zur Seite schlagen. Sein Blick fiel auf den re­gungslos daliegenden Hermaphrodi­ten. Das ist das Ende, dachte er. Jetzt ist es endgültig aus.
Kalte Hände packten seine Schultern und umklammerten seine Arme und Beine. Verzweifelt schlug er um sich. Seine Fäuste trafen immer wie­der, doch er konnte die zum Leben er­wachten Wachsfiguren nicht verlet­zen; sie waren unverwundbar.
Dorian schrie seine Wut hinaus. Mehr als fünfzehn Figuren umringten ihn. Er wurde hochgehoben und auf die Tür zugetragen. Zwei der unheimlichen Gestalten packten seine Haare und rissen den Kopf zurück.
Madame Picard lächelte, als ihn die Figuren an ihr vorbeitrugen.
Dann flimmerte die Luft, und ein Schatten erschien. Der Schatten trug einen schwarzen Anzug; mehr konnte Dorian nicht erkennen, da das Gesicht ein schemenhafter Fleck war.
Die Figuren, die ihn hielten, blieben stehen. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 59, 1. Spalte, 3. Absatz – Seite 60, 1. Spalte, 3. Absatz
Dorian schoss dreimal, doch die Kugeln konnten dem wiedererweckten Shorter nichts anhaben.
Die Hände des Agenten griffen nach Dorians Kehle. Er schlug sie zur Seite, und sein Blick fiel auf den regungslos daliegenden Hermaph­roditen. Das ist das Ende, dachte er. Jetzt ist es endgültig aus. Kalte Hände packten seine Schultern, um­klammerten seine Arme und Beine. Verzweifelt schlug er um sich. Seine Fäuste trafen immer wieder, doch er konnte die zum Leben erwachten Wachsfiguren nicht verletzen; sie waren unverwundbar. Dorian schrie seine Wut hinaus. Mehr als fünfzehn Figuren umringten ihn. Er wurde hochgehoben und zur Tür getragen. Zwei der unheimlichen Gestalten packten seine Haare und rissen den Kopf zurück.
Madame Picard lächelte, als die Figuren an ihr vorbeikamen. Dann flimmerte die Luft, und der Schat­ten erschien. Der Dämon trug einen schwarzen Anzug; mehr konnte Dorian nicht erkennen, da das Ge­sicht nur aus einem schemenhaften, verwaschenen Fleck bestand. Die Wachsfiguren blieben sofort bei seinem Eintreffen stehen. 

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Seite 60, 2. Spalte, 8. Absatz – Seite 61, 1. Spalte, 8. Absatz
Dann machte sie unter einem anderen ebenfalls Feuer und warf auch in diesen Kessel Stearinblöcke.
Eine andere Gruppe von Wachsfigu­ren tauchte auf; sie trugen Phillip. Die Gruppe blieb ebenfalls stehen.
Der Schatten lachte wieder und kam näher. Das Gesicht war noch immer nicht zu erkennen.
„Du möchtest wissen, wer ich bin, Dorian?“ fragte der Schemen.
„Ja, das möchte ich“, tobte Dorian und wollte sich losreißen, doch die Figuren hielten ihn fest.
„Ich bin einer deiner Brüder“, sagte der Schatten.
„Das dachte ich mir“, sagte Dorian grimmig. „Welcher bist du?“
„Das ist nicht so wichtig. Ich werde dich und den Hermaphroditen töten. Sobald das Stearin heiß ist, lasse ich euch hineinwerfen. Ihr werdet aber weiterleben, als Wachsfiguren. Und noch im Tod werdet ihr mir dienen. Ich habe Gewalt über die Wachsfigu­ren. Ich bin ihr Herrscher.“ Der Schat­ten lachte wieder. „Noch etwas, was dich interessieren dürfte. Coco Zamis befindet sich in meiner Gewalt. Ich werde sie zu meiner Geliebten ma­chen. Und wenn ich ihrer überdrüssig bin, dann wird sie ein Schattenge­schöpf.“ Er kicherte.
Dorian hatte die Stimme zu erken­nen versucht.
„Dir wird es noch an den Kragen ge­hen“, sagte er grimmig.
„Das glaube ich nicht, mein Bru­der“, sagte der Schatten. „Ich bin nicht so leicht zu besiegen, und der Hermaphrodit ist ohnmächtig. Er kann dir nicht helfen. Von ihm drohte mir Gefahr, aber er weiß meinen Namen nicht und wird ihn nie erfahren.“
Dorian wußte, daß einige Dämonen nur zu besiegen waren, wenn man ih­ren richtigen Namen kannte, daher nahmen sehr viele Dämonen falsche Namen an, um sich zu schützen. Doch Dorian wußte von seinen Brüdern die richtigen Namen. Er mußte nur her­ausbekommen, wer dieser Dämon war. Er hätte natürlich jetzt die Na­men aller seiner Brüder nennen kön­nen, doch das hätte der Dämon nicht zugelassen. Er hatte nur einen Ver­such zur Verfügung, sonst war alles aus.
„Was hast du vor?“ fragte Dorian.
„Hier in England gefällt es mir“, sag­te der Dämon. „Ich werde die Bevölkerung mir untertan machen. Ich ver­wandle sie in Schatten.“
Auf einmal war Dorian ziemlich si­cher, daß es sich um Elmer Landrop handelte. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 60, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 61, 1. Spalte, 2. Absatz
Dann machte sie unter einem anderen ebenfalls Feuer. Eine weitere Gruppe von Wachsfiguren tauchte auf; sie trugen Phillip und blieben ebenfalls neben den Kesseln stehen.
Der Schatten lachte wieder und kam näher. Sein Gesicht war noch immer nicht zu erkennen. »Du möchtest wissen, wer ich bin, Dorian?«
Der Dämonenkiller wollte sich losreißen, doch die Figuren hielten ihn fest.
»Ich bin einer deiner Brüder«, sagte der Schatten. »Welcher aber, das wirst du nie erfahren. Ich werde dich und den Hermaphroditen tö­ten. Sobald das Stearin heiß ist, lasse ich euch hineinwerfen. Als Wachsfiguren werdet ihr mir noch über den Tod hinaus dienen.« Der Schatten lachte wieder. »Noch et­was, das dich interessieren dürfte. Coco Zamis befindet sich in meiner Gewalt. Ich werde sie zu meiner Ge­liebten machen. Und wenn ich ihrer überdrüssig bin, dann wird sie ein Schattengeschöpf.« Er kicherte.
Dorian hatte die Stimme zu er­kennen versucht. Vergeblich. »Dir wird es noch an den Kragen gehen«, sagte er grimmig.
»Das glaube ich nicht, mein Bru­der«, sagte der Schatten. »Ich bin nicht so leicht zu besiegen, und der Hermaphrodit ist ohnmächtig. Er kann dir nicht helfen. Von ihm könnte mir Gefahr drohen, aber er kennt meinen Namen nicht und wird ihn auch niemals erfahren.«
Dorian wusste, dass einige Dä­monen nur zu besiegen waren, wenn man ihren richtigen Namen kannte. Daher hüteten sie diesen meist wie ihren Augapfel. Verzweifelt ver­suchte der Dämonenkiller zu er­kennen, welcher seiner Brüder sich unter der Maske versteckte.
»Was hast du vor?«, fragte er, um den Dämon abzulenken.
Der Schatten gab bereitwillig Auskunft. »Hier in England gefällt es mir. Ich werde mir die Bevölkerung untertan machen. Ich verwandle sie in Schatten.«
Schatten ... Plötzlich fiel es Dorian wie Schuppen von den Augen. Er dachte zurück an sein Erlebnis in Asmoda, auf dem Schloss derer von Lethian, und als er die Reihe seiner Brüder im Geiste durchging, stieß er auf jenen Großgrundbesitzer aus Kapstadt, dessen Aussehen mehr dem eines Gespenstes als dem eines lebendigen Menschen geglichen hatte. Wie ein lebender Schatten war er damals durch die Gegend gewan­delt. Das musste die Lösung sein! 

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Seite 61, 2. Spalte, 10. Absatz – Seite 61, 2. Spalte, 12. Absatz
„Du stirbst als erster, Bruder“, sagte der Dämon höhnisch.
Die Wachsfiguren setzten sich lang­sam in Bewegung. Sie gingen zum Kessel, in dem das heiße Stearin brodelte Der Hermaphrodit bewegte sich noch immer nicht. Er war bewußtlos.
„Du wirst mich nicht töten“, brüllte Dorian. „Elmer Landrop!“
Der Schatten stieß einen Wutschrei aus, und sein Gesicht kam zum Vorschein.
Der Hermaphrodit erwachte aus sei­ner Ohnmacht. Sein Körper leuchtete golden, und die Wachsfiguren ließen ihn fallen.
Das Gesicht des Dämons war vor Wut verzerrt.
Phillip kniete auf dem Boden. Die Wachsfiguren griffen nach ihm, doch sobald eine Figur seinen Körper be­rührte, schmolz ein Stück der Figur. Die meisten hatten keine Hände und Arme mehr.
Landrop wandte sich Phillip zu. Der Dämon und der Hermaphrodit standen einander gegenüber und starrten sich an. Ihre Körper waren bewegungslos, nur die Augen bewegten sich; und die strahlten in seltsamem Glanz.
Plötzlich war das Gesicht des Dä­mons schweißüberströmt. Phillip richtete sich auf und kroch auf den Knien näher. Der Dämon wich einen Schritt zurück.
Und wieder stürmten die Wachsfi­guren auf Phillip ein. Es war ein unheimlicher Anblick, wie ihre Körper langsam dahin schmolzen. Daniel Shorter hatte beide Arme verloren, doch immer wieder ließ er sich auf Phillip fallen.
Dorian war klar, was der Dämon da­mit bezweckte; er wollte den Hermaphroditen in seiner Konzentration stören, doch das gelang ihm nicht.
Der unsichtbare Kampf ging wei­ter. Landrop wich immer weiter zurück. Dann ließen die Wachsfigu­ren Dorian plötzlich los, und er krach­te zu Boden.
Aus dem Kabinett kamen noch mehr Figuren, die sich hinter dem Hermaphroditen aufstellten. Sie spran­gen Phillip an und begruben seinen Körper. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 61, 1. Spalte, 4. Absatz – Seite 61, 2. Spalte, 2. Absatz
»Du stirbst als Erster, Bruder«, sagte der Dämon höhnisch und befahl den Wachsfiguren, sich in Bewegung zu setzen. Sie traten auf den Kessel zu, in dem das heiße Ste­arin brodelte. Der Hermaphrodit bewegte sich immer noch nicht.
»Du wirst mich nicht töten, Elmar Landrop!«, brüllte Dorian.
Der Dämon stieß einen Wutschrei aus, und gleich darauf kam sein Gesicht zum Vorschein. In seinen Augen blitzte der Zorn.
Im gleichen Moment erwachte der Hermaphrodit aus seiner Ohnmacht. Sein Körper leuchtete golden, und die Wachsfiguren ließen ihn fallen. Sie versuchten wieder nach ihm zu greifen, doch wo sie ihn berührten, schmolzen ihre wächsernen Körper dahin. Die meisten hatten bald schon keine Hände und Arme mehr.
Landrop war außer sich vor Wut und wandte sich Phillip zu. Der Dämon und der Hermaphrodit standen einander gegenüber und starrten sich an. Ihre Körper waren bewegungslos, nur die Augen bewegten sich, und die strahlten in seltsamem Glanz. Plötz­lich war das Gesicht des Dämons von Schweiß überströmt. Phillip richtete sich auf und kroch auf den Knien näher. Der Dämon wich einen Schritt zurück. Wieder stürmten die Wachsfiguren auf Phillip ein, um ihren Herren zu schützen. Es war ein unheimlicher Anblick, wie ihre Körper sich immer weiter auflösten. Daniel Shorter hatte beide Arme ver­loren, doch immer wieder stürzte er sich auf den Hermaphroditen.
Dorian war klar, was der Dämon damit bezweckte. Er wollte Phillip in seiner Konzentration stören, doch das gelang ihm nicht. Der unsicht­bare Kampf ging weiter. Landrop wich abermals zurück. Dann lie­ßen die Wachsfiguren auch Dorian plötzlich los, und er prallte zu Bo­den. Aus dem Kabinett kamen noch mehr Figuren, die sich hinter dem Hermaphroditen aufstellten. Sie sprangen Phillip an und begruben seinen Körper unter sich. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 62, 1. Spalte, 2. Absatz – Seite 62, 2. Spalte, 4. Absatz
Dorian richtete sich auf. So etwas hatte er noch nie gesehen. Es war völ­lig ruhig im Raum. Die Wachsfiguren lösten sich lautlos auf. Das Wachs rann über den Boden, und einige Klei­dungsstücke begannen zu glosen.
Phillip ließ sich von den Figuren, die nach ihm griffen und sich auf ihn fallen ließen, nicht beeinflussen. Er konzentrierte sich ganz auf den Dä­mon, der immer weiter zurückgetrie­ben wurde.
Dorian trat neben Madame Picard, die fasziniert zugesehen hatte. Er packte sie und stieß sie in Richtung des Dämons. Sie versuchte, das Gleichgewicht zu halten und klammerte sich an Landrop fest.
In diesem Augenblick sprang der Hermaphrodit auf und streckte beide Hände aus. Eine unsichtbare Kraft hob Landrop hoch. Er schwebte für wenige Augenblicke in der Luft und schlug verzweifelt um sich, dann fiel er genau in einen Kessel, der mit ko­chendem Stearin gefüllt war. Er plumpste hinein und nur sein Kopf sah noch heraus.
Einige der Wachsfiguren, die erst wenig beschädigt waren, packten Dorian wieder.
„Tötet den Verräter!“ brüllte der Dä­mon, dessen Gesicht sich immer mehr auflöste. Er konnte nicht den Blick von Phillips goldenen Augen reißen.
Plötzlich füllte Rauch den Raum. Die glosenden Kleider der Wachsfiguren hatten zu brennen begonnen und ein Regal in Brand gesteckt.
Die Wachsfiguren hielten Dorian noch immer umklammert. Seine Keh­le wurde zusammengedrückt. Verzweifelt riß er die Hände zurück, die seinen Hals brechen wollten. Er ent­wickelte übermenschliche Kräfte, Kräfte, die er bis jetzt noch nie besessen hatte; aber wahrscheinlich floß et­was von der Stärke des Hermaphrodi­ten auf ihn über. Unter seinen Fin­gern zerbröselten die Wachshände, die ihn gepackt hielten. Er konnte sich befreien und schleuderte die Figuren durch den Raum.
Das Feuer breitete sich aus. Der halbe Raum stand nun in Flammen.
Landrop schrie durchdringend. Er rutschte immer tiefer in das kochende Stearin, bis sein Kopf ganz darin verschwunden war.
Und plötzlich war der Spuk vorbei. Die Wachsfiguren erstarrten. Sie stan­den wieder bewegungslos da. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 61, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 62, 2. Spalte, 2. Absatz
Der Dämonenkiller richtete sich auf. So etwas hatte er noch nie ge­sehen. Es war völlig ruhig im Raum. Die Wachsfiguren lösten sich laut­los auf. Das Wachs rann über den Boden, und einige Kleidungsstücke begannen zu glosen. Phillip aber ließ sich von den Figuren, die nach ihm griffen und sich auf ihn fallen ließen, nicht beeinflussen. Er konzentrierte sich ganz auf den Dämon, der immer weiter zurückgetrieben wurde.
Dorian Hunter packte Madame Picard und stieß sie in Richtung des Dämons. Sie versuchte, das Gleichgewicht zu halten und sich an Landrop festzuklammern, doch in diesem Augenblick sprang der Hermaphrodit auf und streckte beide Hände aus. Eine unsichtbare Kraft hob Landrop hoch. Er schwebte für wenige Augenblicke in der Luft und schlug verzweifelt um sich, dann fiel er genau in einen Kessel, der mit kochendem Stearin gefüllt war. Ein Klatschen ertönte, und eine Se­kunde später schaute nur noch sein mit Wachs bespritzter Kopf aus der Masse heraus. Diejenigen Figuren, die erst wenig beschädigt waren, griffen erneut nach Dorian.
»Tötet den Verräter!«, brüllte der Dämon, dessen Gesicht sich immer mehr auflöste. Er konnte seinen Blick nicht von Phillips goldenen Augen reißen.
Plötzlich füllte Rauch den Raum. Die glosenden Kleider der Wachs­figuren waren aufgeflammt und hatten kurze Zeit später bereits ein Regal in Brand gesteckt. Die Kör­per der Wachsfiguren wurden weich in der Hitze, selbst wenn sie nicht direkt mit dem Hermaphroditen in Kontakt kamen. Dorian konnte ihre Glieder verbiegen und sich von ih­nen befreien. Er richtete sich auf und schleuderte die letzten Gestalten, die sich noch an ihn klammerten, von sich. Das Feuer breitete sich aus. Der halbe Raum stand bereits in Flam­men. Landrop schrie durchdringend. Er rutschte immer tiefer in das kochende Stearin, bis sein Kopf ganz darin verschwunden war.
Von einer Sekunde zur anderen war der Spuk vorüber. Die Wachsfiguren, soweit sie überhaupt noch vorhan­den waren, erstarrten wieder. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 62, 2. Spalte, 9. – 14. Absatz
Er warf noch einen letzten Blick auf den Kessel und sah eine verkrampfte Hand hervorgucken.
Klirrend zersplitterten die Glas­scheiben.
Gehetzt sah sich Dorian um. Die Flammen griffen nach Madame Picard, die fassungslos in das Chaos starrte. Sie bewegte sich nicht. Ihre Haare begannen zu brennen. Neben ihr stand starr wie eine Säule die alte Frau mit den Ringellöckchen.
„Rasch!“ sagte Dorian zu Phillip, der die Augen geschlossen hatte und teilnahmslos dastand. „Komm, Phil­lip!“
Schließlich packte ihn Dorian und hob ihn hoch.
Madame Picard schrie, die Alte schrie, doch Dorian hatte keine Zeit, sich um die Frauen zu kümmern. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 62, 2. Spalte, 4. – 7. Absatz
Er warf noch einen letzten Blick auf den Kessel, aber von Elmar Landrop war nichts mehr zu sehen.
Klirrend zersplitterten die Glas­scheiben. Dorian sah sich gehetzt um. Die Flammen griffen nach Madame Picard, die fassungslos in das Chaos starrte. Sie bewegte sich nicht. Ihre Haare begannen zu brennen. Neben ihr stand starr wie eine Säule die alte Frau mit den Ringellöckchen.
»Rasch!«, sagte Dorian zu Phillip, der die Augen geschlossen hatte und wieder teilnahmslos dastand. »Komm schon. Wir müssen hier raus!« Als er nicht reagierte, packte Dorian ihn und hob ihn hoch.
Madame Picard schrie, die Alte schrie, doch der Dämonenkiller hatte keine Zeit, sich um sie zu kümmern. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 63, 1. Spalte, 2. Absatz
Das Mädchen bewegte sich leicht. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 63, 1. Spalte, 1. Absatz
Die ehemalige Hexe bewegte sich leicht. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 63, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 64, 1. Spalte, 4. Absatz
Coco konnte sich wieder bewegen. Sie stand schwankend auf. Ihr Körper blutete aus unzähligen Wunden, die ihr die Vampirschatten beigebracht hatten.
Chapman war ebenfalls aus seiner Erstarrung erwacht.
Kopfschüttelnd sah Coco die Klei­dungsstücke an, die auf dem Boden der Wirtsstube lagen. Die Schattenwe­sen waren spurlos verschwunden.
„Der Dämon ist tot“, sagte Coco.
Chapman nickte.
Das Mädchen griff nach ihrem Kleid und schlüpfte hinein. Der Wirt bewegte sich. Er preßte die Hände vor die Augen, stöhnte und sah Coco an. Langsam schüttelte er den Kopf und kam auf sie zu. Verwundert starrte er auf die auf dem Boden liegenden Klei­der.
„Wer sind Sie?“ fragte er erstaunt. „Ich fühle mich so seltsam, als wäre ich eben aus einem unendlich langen Schlaf erwacht. Ich kann mich an nichts erinnern.“
Er sah sich im Lokal um. Aus der Küche kam eine kleine dicke Frau.
Coco hatte keine Zeit für Erklä­rungen. Sie hob Chapman hoch, pack­te ihre Handtasche und lief aus dem Lokal. Den toten Collins konnte sie nicht mitnehmen. Rasch glitt sie hinters Steuer des Wagens. Chapman setzte sie auf den Beifahrersitz.
Aus allen Häusern kamen Men­schen, die aufgeregt durcheinander redeten. Coco konnte sich gut ihre Bestürzung vorstellen. Sie hatten alle ihr Gedächtnis verloren, und es war nicht sicher, ob sie es je zurückbekom­men würden.
Sie startete und fuhr los. Einige Be­wohner wollten ihr den Weg verstellen, doch sie raste rücksichtslos wei­ter, und die Männer sprangen zur Sei­te.
Es war nicht ihre Aufgabe, die Be­wohner des Dorfes Grayville über die Ereignisse aufzuklären, und sie war si­cher, daß sie auch nicht verstanden worden wäre.
„Dorian und Phillip schafften es“, sagte Coco. „Der Dämon ist tot, und der Schrecken ist vorbei.“ 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 63, 2. Spalte, 3. Absatz – Seite 64, 1. Spalte, 4. Absatz
Der Bann fiel binnen eines Au­genblicks von Coco ab. Sie stand schwankend auf. Ihr Körper blutete aus unzähligen Wunden, die ihr die Vampirschatten beigebracht hatten. Chapman war ebenfalls aus seiner Erstarrung erwacht. Kopfschüttelnd sah Coco die unzähligen Kleidungsstücke an, die auf dem Boden der Wirtsstube lagen. Die Schattenwe­sen waren spurlos verschwunden.
»Der Dämon muss tot sein«, sagte sie an Chapman gewandt.
Sie griff nach ihrem Kleid und schlüpfte hinein. Der Wirt bewegte sich. Er presste die Hände vor die Augen, stöhnte und sah Coco an. Langsam schüttelte er den Kopf und kam auf sie zu. Verwundert starrte er die auf dem Boden liegenden Kleider an.
»Wer sind Sie?«, fragte er erstaunt. »Ich fühle mich so seltsam, als wäre ich eben aus einem tiefen Schlaf erwacht. Ich kann mich an nichts erinnern.« Er sah sich im Lokal um. Aus der Küche kam eine kleine dicke Frau.
Coco hatte keine Zeit für Erklä­rungen. Sie hob Chapman hoch, packte ihre Handtasche und lief aus dem Lokal. Den toten Collins wollte sie nicht mitnehmen. Es war Sache des Secret Service, den Todesfall zu erklären.
Rasch glitt sie hinters Steuer des Wagens. Chapman setzte sie auf den Beifahrersitz. Aus allen Häusern kamen Menschen, die aufgeregt durcheinanderredeten. Coco konnte sich ihre Bestürzung vorstellen. Sie hatten alle ihr Gedächtnis verloren, und es war nicht sicher, ob sie es je zurückbekommen würden.
Sie startete und fuhr los. Einige Bewohner wollten ihr den Weg ver­stellen, doch sie raste rücksichtslos weiter, und die Männer sprangen zur Seite. Es war nicht ihre Aufgabe, die Bewohner von Grayville über die Ereignisse aufzuklären, und sie war sicher, dass man ihr auch nicht geglaubt hätte. 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 64, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 64, 2. Spalte, 6. Absatz
Doch plötzlich wichen die Flammen zurück. Sie ließen einen schmalen Gang frei, durch den Dorian laufen konnte. Hinter ihm schlossen sich die Flam­men wieder. Phillip hatte mit seinen unglaublichen Fähigkeiten wieder eingegriffen.
Dorian rannte in den kleinen Gar­ten, setzte Phillip ab und wandte sich zum Haus um. Es stand völlig in Flam­men.
In letzter Sekunde hatten sie es doch noch geschafft. Dorian war sich klar darüber, daß er ohne die Hilfe des Hermaphroditen jetzt tot sein würde. Aber Phillip hatte ihm erst helfen kön­nen, als er den Namen des Dämons ausgesprochen hatte.
Er war in seiner Aufgabe einen Schritt weitergekommen. Wieder war einer seiner Brüder tot.
Dorian griff nach Phillips Hand und zog den Jungen mit. Im Nebenhaus stand eine Tür offen, und einige Feuerwehrleute kamen in den Gar­ten.
Der Dämonen-Killer warf dem Haus noch einen Blick zu. Gerade krachte der Dachstuhl zusammen, und ein Funkenregen überschüttete ihn.
Sam Pattison kam auf ihn zu.
„Der Dämon und Madame Picard sind tot“, murmelte Dorian schwach. „Und alle Wachsfiguren verbrann­ten.“
„Erzählen Sie, bitte!“ bat Sam.
„Später“, sagte Dorian. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
Seite 64, 1. Spalte, 5. Absatz – Seite 64, 2. Spalte, 5. Absatz
Plötzlich jedoch wich das Feuer zurück. Es ließ einen schmalen Gang frei, durch den Dorian laufen konnte. Hinter ihm schloss sich die Flammenwand wieder. Phillip hatte mit seinen unglaublichen Fähigkei­ten eingegriffen.
Der Dämonenkiller rannte in den kleinen Garten, setzte Phillip ab und wandte sich noch einmal um. Das Gebäude war nicht mehr zu retten.
Er atmete auf. Sie hatten es in letz­ter Sekunde geschafft. Er war sich darüber im Klaren, dass er ohne die Hilfe des Hermaphroditen jetzt tot wäre. Phillip hatte entscheidenden Anteil an ihrem Sieg.
Während er das Grundstück verließ, dachte er daran, der Erfül­lung seiner Aufgabe einen weiteren Schritt näher gekommen zu sein. Wieder war einer seiner Brüder tot, und auch die anderen würde er fin­den und vernichten.
Er griff nach Phillips Hand und zog den Jungen mit sich. Im Ne­benhaus stand eine Tür offen, und einige Feuerwehrleute kamen in den Garten. Dorian warf dem Wachsfigurenkabinett einen letzten Blick zu. Gerade krachte der Dachstuhl zusammen, und ein Funkenregen prasselte in den Garten.
Dorian sah zum Auto und er­blickte Sam Pattison, der auf ihn zu­kam und ihn mit Fragen bestürmte.
»Der Dämon und Madame Picard sind tot«, entgegnete er matt. »Die Wachsfiguren dürften ausnahmslos dem Feuer zum Opfer gefallen sein. Ich werde es Ihnen später in allen Einzelheiten erzählen, Sam.« 

Vampir-Horror-Roman Nr. 35 (DK 4) „Das Wachsfigurenkabinett“
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„Es ist wie ein Wunder“, bestätigte Coco und sah Phillip an, der auf der Couch saß, den Boden anstarrte und seine Lippen bewegte. „Es ist ewig schade, daß Phillip so selten normal rea­giert. Er muß über unglaubliche Fähigkeiten verfügen. Ohne seine Hilfe wären wir jetzt alle entweder tot oder willenlose Sklaven des Dämons.“
Dorian nickte. „Elmer Landrop war bis jetzt der stärkste Gegner, mit dem wir es zu tun hatten. Wir sind noch im­mer zu schwach. Und drei unserer Leute starben.“
Sie schwiegen, und jeder hing sei­nen Gedanken nach.
„Landrop war eine Bestie“, sagte Coco schließlich. „Ein wahrer Teufel. Es bereitete ihm Spaß, mit seinen Op­fern zu spielen, so wie zum Beispiel mit Miriam Corbey. Das Mädchen muß Entsetzliches durchgemacht ha­ben, bevor sie starb. Und wenn ich dar­an denke, daß ich jetzt seine Sklavin wäre!“
Sie erschauerte.
Dorian hatte dem O.I. Bericht er­ stattet, der alles Notwendige in die Wege leiten wollte. Die Bewohner von Grayville mußten betreut werden.
„Wenn ich daran denke“, sagte der kleine Chapman, „was Landrop alles vorhatte! Er wollte ganz England be­herrschen und alle Menschen in Schattenwesen verwandeln. Und wenn ich daran denke, wie viele andere Dämo­nen es noch auf der Welt gibt! Schau­derhaft!“
„Das kann man wohl sagen“, meinte Dorian. „Und wir wissen nicht, was diese Dämonen in Zukunft alles an­stellen werden. Wir haben keine Ahnung, hinter welchen Masken sie sich verstecken, an wieviel Unglück sie schuld sind. Es sind Bestien, Un­menschen, die wir vernichten müs­sen.“
„Der Kampf geht weiter“, sagte Coco.
Phillip murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Er wäre die ideale Waffe gegen die Dämonen gewesen, doch er war wieder in seiner eigenen Welt versunken.
Dorian wäre es lieber gewesen, er hätte auf die Hilfe anderer verzichten können, doch allein war er zu schwach.
Die Gründung der Abteilung war ein erster Schritt gewesen; andere mußten folgen. Überall lauerte die Gefahr. Jeder konnte sein Feind sein. 

Dorian Hunter Nr. 4 „Das Wachsfigurenkabinett“
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Phillip saß neben ihm auf der Couch. Er war wieder in sich gekehrt und bewegte lautlos die Lippen. »Es ist nur schade, dass er selten so normal reagiert. Er muss über unglaubliche Fähigkeiten verfügen.«
Sie schwiegen eine Weile, und jeder hing seinen Gedanken nach.
»Elmer Landrop war bis jetzt wohl unser stärkster Gegner«, sagte Dorian dann. »Wir müssen noch sehr an uns arbeiten. Und wir brauchen weitere Verstärkung für die Inquisitionsabteilung.«
»Er war ein wahrer Teufel«, sagte Coco. »Miriam Corbey und seine anderen Opfer müssen Entsetzliches durchgemacht haben, bevor sie starben. Und wenn ich daran denke, dass ich jetzt seine Sklavin wäre ...« Sie erschauerte.
Dorian hatte dem 0.I. Bericht er­stattet. Der Leiter der Inquisitionsabteilung wollte alles Notwendige unternehmen, damit der Fall nicht allzu große Kreise zog. Die Bewoh­ner von Grayville mussten betreut werden. Collins' Leiche hatte man bereits von dort fortgeschafft.
»Diese Dämonen sind Bestien«, sagte Dorian hart. »Wir müssen ih­nen die Masken herunterreißen und sie vernichten.«
Phillip murmelte unverständli­che Worte vor sich hin. Vielleicht stimmte er Dorian zu.
Dem Dämonenkiller wäre es am liebsten gewesen, er hätte auf die Hilfe anderer verzichten können, abgesehen vielleicht einmal von Phillip und Coco. Aber allein war er zu schwach. Die Gründung der Inquisitionsabteilung war ein erster Schritt in die richtige Richtung, und weitere mussten folgen.
Denn überall lauerte die Gefahr, und jeder konnte sein Feind sein.

 

Uwe: Ich lege erstmal eine kleine Pause ein. Im neuen Jahr werde ich mich weiter mit dem Vergleich weiterbeschäftigen, aber jetzt brauche ich erstmal eine Pause, damit ich mir einen kleinen Vorrat schaffen kann.

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