Visiting »Perry Rhodan« Folge 3 - Letzte Rettungen
Visiting »Perry Rhodan«
Folge 3 - Letzte Rettungen ...
Die Kriegsschule
Nach den turbulenten Ereignissen auf dem Planeten Ollfa setzt Michael M. Thurner die Handlung um die von den Ladhonen entführten Olubfaner unmittelbar fort und liefert dem Leser gleich einen Einblick in das Leben an Bord dieser gefürchteten Raumpiraten. So erfahren wir etwa, dass es sich bei dem Raumer um ein Ausbildungsschiff handelt, auf dem die Ladhonen in speziellen Kampfsimulationen eine extrem harte Ausbildung absolvieren müssen, was sehr ausführlich aus Sicht eines Rekruten geschildert wird. Man hat es bei diesem Gegner also nicht nur mit ein paar “säbelrasselnden“ Piraten zu tun, sondern mit beinharten, gedrillten Kriegern.
Das macht den Auftrag des Siganesen Tenga, welcher das Beiboot mit den entführten Olubfanern infiltrieren und sie wenn´s geht auch gleich befreien soll, natürlich nicht leichter, auch wenn sein Schiff, die SCHOTE, unter den vielen Robotern an Bord kaum auffällt und noch dazu über einen Deflektorschirm verfügt. Hilfe erhält er in dieser zweiten von drei Handlungsebenen von seiner - äußerst gesprächigen - Schiffspositronik KORN, außerdem verfügt er noch über einen schier unerschöpflichen Vorrat an Pralinen, die er - geschmacklich immer der jeweiligen Stimmung entsprechend - etwa alle zwei Minuten einwirft. Seine zum Leichtsinn tendierende Unerschrockenheit und sein Übereifer sind zwar typisch für einen Siganesen, denen ja ein schon legendärer Ruf vorauseilt, allerdings bringt ihn das auch häufig in brenzlige Situationen.
So rettet er einem Ladhonen das Leben und gibt sich sogar zu erkennen, während die Olubfaner, die er eigentlich retten bzw. befreien soll, sich zunächst einmal gar nicht retten lassen wollen, da sie bereits selbst etwas in der Art geplant haben. Erschwerend kommt hinzu, dass man Tenga, als dieser endlich bis zu ihnen vorgedrungen ist, für einen Verräter hält, nachdem es fast zeitgleich zu einem Übergriff der Ladhonen kam, welche ihrerseits auf den Eindringling aufmerksam geworden sind. Ein ziemlich stressiger Job also für einen einzelnen Siganesen und ohne die Unterstützung seiner Schiffspositronik wohl unmöglich zu schaffen, zumal er die Gefangenen ja nicht nur aufspüren und überzeugen, sondern auch noch irgendwie aus dem Schiff schleusen muss, bevor sie dann wirklich gerettet werden können. Dies gelingt dann unter anderem, indem Tenga sich die Tatsache, dass die Rekruten an Bord gezielt von Hormonen beeinflusst werden zunutze macht, sprich - indem er einfach mal den dafür zuständigen Steuermechanismus sprengt und so für Chaos sorgt.
In der dritten Handlungsebene heftet sich Perry Rhodan mit der BJO BREISKOLL an die Fersen der Entführer, wobei dieser Abschnitt allerdings nur verhältnismäßig wenige Seiten beansprucht, zumal Rhodan selbst ja auch zunächst mal nicht allzu viel zur Befreiung der Olubfaner beitragen kann. Er muss halt zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, während unser Siganese alles andere im Alleingang bestreitet. Da die Ladhonen aber erst einmal überwiegend mit sich selbst bzw. damit beschäftigt sind, ihr inzwischen schwer angeschlagenes Schiff zu retten, welches sich überdies noch in der Nähe eines Black Holes befindet, schafft Tenga es schließlich - wer hätte etwas anderes vermutet - die Gefangenen aus dem Beiboot zu schleusen, wo sie direkt von der inzwischen eingetroffenen BREISKOLL aufgenommen werden. Aber Rhodan wäre natürlich nicht Rhodan, wenn er das Schiff der Ladhonen einfach sich selbst bzw. dem Black Hole überließe, und so werden am Ende auch sie noch gerettet. Die Überlegung, dass man eventuell in eine Falle tappen könnte, verwirft man schnell wieder, zumal sie angesichts dessen, was Tenga auf dem Schiff anrichtete, auch unsinnig ist, dafür überlegt man aber allen Ernstes, ob man sich nicht doch eventuell mit den Ladhonen zusammentun könnte, denn schließlich sind sie Feinde der Cairaner… Diese sind ja am Ende des letzten Bandes auf den Plan getreten, glänzen in diesem Roman aber durch Abwesenheit. Was die Olubfaner betrifft, kann Tenga neben der erfolgreichen Rettungsaktion auch noch Informationen über das Organoid vorweisen, welches die Cairaner einigen Olubfanern implantiert haben. So erfährt man, dass sich damit Energieströme ertasten lassen und vor allem, dass die Ladhonen offenbar gezielt Olubfaner entführen, die über ein solches Organ verfügen…
Fazit:
Der Autor hat uns in diesem Roman die Ladhonen ein wenig näher gebracht, wenn man auch noch nicht allzu viel über sie erfährt. Dass ein Mann im Alleingang ein solches Unternehmen bewältigt, könnte fragwürdig erscheinen - wenn man es nicht mit einem der legendären Siganesen zu tun hätte, wobei allerdings die Pralinennascherei etwas überstrapaziert wird. Immerhin hat der Autor sich konsequent die Mühe gemacht, sich für jede Stimmung eine eigene Pralinensorte auszudenken. Auch eine Leistung… Alles in allem wieder ein durchaus fesselnder Roman mit einem zwar vorhersehbaren aber spannend inszenierten Ende.
Das Triumvirat der Ewigen
Nach der Auseinandersetzung mit den Ladhonen und der Befreiung der Olubfaner will Perry Rhodan nun endlich zum Ephelegon - System aufbrechen um dort nach seinem alten Freund Reginald Bull zu suchen. Dass er die Olubfaner vorher noch nach hause zurückgebracht hat, davon darf man zwar ausgehen, erwähnt werden sie hier allerdings nicht mehr, abgesehen von einer geplanten Untersuchung des Organoids.
Doch wie der Titel des Romans bereits vermuten lässt, muss man den Flug ins Ephelegon - System ohnehin wieder verschieben und sich zunächst einmal mit einem “kleinen” Zwischenfall befassen. Bei diesem handelt es sich um den Notruf eines verlassenen Schiffes, auf dem das Einsatzteam Transmitter unbekannter Bauart entdeckt und eine Begegnung mit der geisterhaften Erscheinung eines alten Mannes macht. Anschließend wird auch noch Zemina Paath von ebenjener Erscheinung entführt. Die Spur der rätselhaften Dame führt zu der Extremwelt Copperworld, die wir bereits in der Nebenhandlung kennengelernt und erfahren haben, dass sich dort Menschen, Arkoniden, Aras und Ferronen in einer nach dem Weltenbrand entstandenen Zuflucht befinden, welche von dem “Triumvirat der Ewigen” gegründet wurde. Bei deren Mitgliedern handelt es sich - wie schnell klar wird - um potentiell Unsterbliche, die vor fünfhundert Jahren von den Gemeni mit Zellaktivatoren ausgestattet wurden. Dass diese möglicherweise frühzeitig ausbrennen oder Aussetzer haben könnten, wissen wir bereits seit dem letzten Zyklus.
Michael M. Thurner befasst sich in diesem Roman zum einen damit, welche Auswirkungen diese leichtfertige Vergabe der Geräte tatsächlich auf die entsprechenden Träger hatte und zum anderen damit, wie es der über die Galaxis verstreuten Menschheit nach der Flucht vor dem Weltenbrand ergangen ist. Das ist - so könnte man meinen - Stoff für mehr als nur einen Roman, zumal einige Handlungselemente mehr Raum benötigt hätten, um wirklich schlüssig und nachvollziehbar zu wirken. So hätte man die Entwicklung der Zuflucht von der Rettung der Flüchtlinge hin zum späteren totalitären System der Unterdrückung etwas ausführlicher schildern können. Ebenso die Entwicklung der drei Aktivatorträger von den Gründern dieser Zuflucht hin zu den skrupellosen Unterdrückern. Aber letztlich sind die Ereignisse auf Copperworld halt nur ein Zwischenstopp, weshalb ein Roman reichen muss. Und nachdem Rhodan mithilfe des ominösen Koffers, dem “Paau” erst einmal den Planeten erreicht hat, dauert es auch nicht wirklich lange, bis er dieses perfide System zum Einsturz bringt, den Unterdrückten die Freiheit (und ein Raumschiff) schenkt und natürlich auch Zemina Paath befreien kann.
So ganz ohne Unterstützung schafft der gute Mann das natürlich nicht, wobei man sich fragen muss, ob es überhaupt besonders schlau war, die Entführte mal eben im Alleingang befreien zu wollen, oder sich den Menschen, denen er ganz zufällig in dem Moment begegnet, als diese gerade ein altes Observatorium erkunden, zu erkennen zu geben - was natürlich letztlich zu seiner Entdeckung und Festsetzung durch das Triumvirat führt.
Immerhin ist der zurückgelassene “Koffer” schlau genug, Verstärkung zu rufen, worauf es dann sehr schnell vorbei ist mit dem Terrorregime.
Man erfährt hier ein wenig mehr über den Paau, etwa dass er sprechen und als Transportmittel genutzt werden kann, wobei man sich anschließend einfach an den Ursprungsort zurückversetzen lassen kann. Da werden Erinnerungen an den “Kran” wach, der ja gerade wegen der etwas sehr bequemen Funktion als Fiktivtransmitter durchaus umstritten war.
Fazit:
Ein Roman mit einer enormen Handlungsfülle. Das wäre genug Stoff für zwei Bände gewesen. Kein Wunder, dass er eine ziemlich beachtliche Überlänge vorweist, welcher der Innenteil und sogar die Leserseite “zum Opfer” fielen. Noch mehr Platz hätte dem Stoff auf jeden Fall gut getan, dennoch bleibt unterm Strich ein fesselnder, detailverliebter Roman, der einen interessanten Blick auf das Leben nach dem Weltenbrand wirft und die Frage beantwortet, was aus den Zellaktivatoren der Gemeni bzw. den Trägern wurde, wenn auch die Mitglieder des Triumvirats in ihrer Bosheit und Arroganz etwas überzeichnet wirken.
“Kein Ladhone kommt auf die Idee, Witze zu reißen, wie an Bord eines terranischen Schiffs.”
(Perry Rhodan 3002 / S. 18)
"Es waren nur knapp sechs Stunden vergangen, seit er sich aufgehängt und in den Schlaf gewippt hatte."
(Perry Rhodan 3002 / S. 25)
“Vergessen ist eine Gnade. Vielleicht auch das Vergessenwerden.”
(Perry Rhodan 3003 / S. 20)