Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Frischer Wind bei Zamorra II - Ian Rolf Hill

Ian Rolf HillFrischer Wind bei Zamorra II
Ian Rolf Hill

Seit einiger Zeit gibt es einen neuen Redakteur bei Professor Zamorra. Und er ändert einiges. So heißt es jetzt beispielsweise "Die langlebigste Horrorserie der Welt" im Untertitel. Die frühere Leserseite wurde außerdem zur "Mystery Times" mit komplett neuem Layout. Doch damit nicht genug: es gibt auch neue Autoren!

Einer davon heißt Ian Rolf Hill.

Florian Hilleberg (Ian Rolf Hill)Ian Rolf Hill
Florian Hilleberg ist schon seit Jahren Teil der Szene. Leider sind seine ausführlichen Rezensionen im alten Bastei-Forum inzwischen nicht mehr online. Auch sein online-Portal Literra ist momentan nicht mehr vorhanden. Dafür schreibt er seit einiger Zeit Romane für den Bastei Verlag. Er veröffentlicht im Gespenster-Krimi, bei Maddrax, bei John Sinclair und neuerdings auch bei Professor Zamorra.

"Ich erblickte im Oktober 2014 das Licht der Welt als mein Alter Ego Florian Hilleberg beschloss sich mit einem Exposé und einem Roman bei seiner langjährigen Lieblingsserie JOHN SINCLAIR, mit der er gewissermaßen aufgewachsen ist, als Autor zu bewerben.

Zum Glück hat den Verantwortlichen von Bastei mein Erstling "Arena der Werwölfe" so gut gefallen, dass sie ihn am 17. März 2015 veröffentlicht haben." (Homepage des Autors)

Inzwischen sind zwei Bände bei Professor Zamorra erschienen.

Mit Band 1178 "Grabgesang" feierte Hill am 23.07.19 seinen Einstand in die "langlebigste Horrorserie der Welt". Und nur kurze Zeit später folgte am 20.08.19 mit 1180 "Der Kopf der Kreatur" auch schon sein zweiter Roman. Schauen wir doch einmal genauer hin.

Grabgesang"Grabgesang"
Das Dorf Pechern nahe der polnischen Grenze wird binnen weniger Wochen Schauplatz einiger merkwürdiger Todesfälle. Ein alter Mann wird auf der Jagd von Wölfen angefallen, ein junges Mädchen erleidet einen Reitunfall und wird vom eigenen Pferd totgetrammpelt, ihr Vater ertrinkt im Wehr. Handelt es sich um einen Familienfluch? Treibt ein "Nachzehrer" sein Unwesen? Oder geht es schlicht um materielle Interessen? Auf dem örtlichen Friedhof hört man Stimmen, die Kinderreime singen. Zamorra erfährt durch die Presse davon. Nun eigentlich macht ihn sein Bibliothekar Pascale darauf aufmerksam. Vor allem die Nennung des Nachzehrers, einer Abart des Vampirs, erregt die Aufmerksamkeit von Zamorra und Nicole. Diese Nachzehrer verlassen selten ihre Gräber, ihnen wird aber die Eigenschaft nachgesagt, ihre engsten Verwandten zu sich ins Grab zu ziehen.

Und dann gibt es noch die sechzehnjährige Lucia. Ihr Großvater, ihr Onkel und ihre Cousine gehören zu den Opfern. Und ihren Vater, der sich gerne betrinkt, fürchtet sie. Einziger Trost ist ihr schwarzer Kater Karol, der nachts regelmäßig auf Streifzug geht.

Die Nachforschungen von Zamorra gestalten sich wie ein Kriminalfall. Merlins Stern kann ihm zunächst keine weiteren Hinweise liefern. Er beschließt, sich an die Familie der Verstorbenen zu wenden. Doch dann kommt es zu einem weiteren Todesfall außerhalb der Familie. Es handelt sich um einen Kumpel von Lucias Vater.

Hier mal eine Kostprobe davon wie launig Hill die Kabbeleien zwischen dem Professor und seiner Lebensgefährtin beschreibt:

"Nicole kroch mit Knien auf das Bett, und Zamorra sah, dass sie außer dem Hemd tatsächlich keinen überflüssigen Faden am Leib trug. »Hier probier mal! Die Engländer nennen es Porridge.«
>>Ich weiß wie die Engländer das nennen. Deshalb bin ich ja so besorgt.« Er beäugte die Pampe misstrauisch. »Sieht aus, als hätte William das als Dichtungsmasse angerührt.«
»Angerührt hat es Madame Claire, aber tatsächlich nach einem Rezept von William.«
»War ja klar. Dabei sollte man meinen, dass er nach all den Jahren weiß, wie ein ordentliches Frühstück auszusehen hat. Brötchen, Croissants, Konfitüre, Eier.« (S.7)

Ein Roman, der mit einem hohen Realitätsbezug zum Thema Kindesmissbrauch punktet.

Der Kopf der Kreatur"Der Kopf der Kreatur"
Der Roman beginnt 1793 während der Französischen Revolution. Der Marquis Jean St. Clair stirbt auf dem Schafott. Er hat einen Pakt mit dem Teufel, sprich Asmodis, geschlossen. Er gab ihm vor zwanzig Jahren seine Seele und opferte jeden Neumond eine Jungfrau. Dafür erhielt er ewige Jugend, aber nicht Unverwundbarkeit. Immerhin hält Asmodis den abgeschlagenen Kopf am Leben bzw. beauftragt eine Ghoul damit.

In der Jetztzeit kommt es zu einem Angriff auf Nicole, die gerade mit ihrer Freundin April Hegdson auf Einkaufstour ist. Nur mit Mühe gelingt es ihr, sich gegen die Söldnertruppe zu behaupten. Trotzdem werden sie und April für Stunden außer Gefecht gesetzt. Gleichzeitig wird Zamorra entführt, als er nachts allein von der Dorfkneipe zum Chateau unterwegs ist.

Nicole macht sich auf die Suche nach Zamorra. Dabei nimmt sie die Hilfe des Silbermonddruiden Gryf in Anspruch. Sie verfolgen die Spur der Söldner und stoßen auf den toten Hehler Trudot und begegen dort einem Ghoul.

Zamorra kann sich unterdessen mit Hilfe eines Unsichtbarkeitstricks befreien. Seine Entführer Franka und Yves Chevalier müssen also umdisponieren. Sie töten einen der Söldner. Yves Chevalier ist nämlich niemand anders als Jean St. Clair. Franka besorgt ihm regelmäßig frische Körper, die sie enthauptet und ihnen dann seinen Kopf aufsetzt. Leider halten die so gewonnen Körper nicht allzu lange. Zamorras gut gebauter und fitter Körper kommt da wie gerufen.

Auch hier eine Kostprobe für ein Geplänkel zwischen Nicole und Gryf:

"Ich brauche deine Hilfe."
"Weißt du wie spät es ist?"
"Du meinst früh! Halb Frankreich hat auch nicht mehr alle Latten am Zaun." brummelte der Mann am anderen Ende der Leitung.
Nicole hörte eine Frau mit verschlafener Stimme etwas fragen und den Mann, den die Dämonenjägerin in ihrer Not und Verzweiflung angerufen hatte, mit nicht minder verschlafener Stimme antworten.
"Keine Sorge, Babe. Ich bin gleich wieder bei dir."
"Nein bist du nicht", rief die Französin. "Koch ihr 'nen Kaffee, besorg ihr 'ne Tüte Brötchen, und schwing deinen Hintern her."
"Eigentlich wollte ich ihr was anderes besorgen. Verdammt, Nicole, worum geht es überhaupt?"
"Zamorra ist verschwunden. Vermutlich entführt. April und ich wurden narkotisiert. Einer der Angreifer ist tot. Legionär, jetzt Söldner. Reicht das?"
Es reichte. (S.19/20)

Feine Idee mit dem unsterblichen Kopf. Hill versteht es auch die sonst eher ungeliebten Ghouls interessant rüber zu bringen. Und wie in seinem Soloband "Die Knochenkirche" bringt er wieder Söldner ins Spiel.

Meine Gedanken
Ian Rolf Hill weiß auch bei Professor Zamorra gut zu unterhalten. Mal widmet er sich einem historischen Thema, mal einer Volkssage. Beide Themen meistert er souverän.

Ihm gelingt es das besondere Verhältnis der beiden Hauptfiguren Zamorra und Nicole spritzig darzustellen. Aber auch bekannte Nebenfiguren wie Pierre Robin, Asmodis und Gryf werden gut in Szene gesetzt.

Uwe Voehl hat mit Ian Rolf Hill, Stefan Hensch und (zumindest gefühlt) Oliver Müller einige brandneue Autoren für die Serie gewonnen, die eine gute Ergänzung für die "alten Hasen" wie Adrian Doyle, Simon Borner und Manfred H. Rückert ergeben. Es scheint, als ob die "langlebigste Horrorserie der Welt" wieder richtig durchstartet und auf dem Weg zu neuen Ufern ist.

Kommentare  

#1 MHR 2019-10-14 07:05
Zitat:
die "alten Hasen" wie Adrian Doyle, Simon Borner und Christian Rückert
Wer ist "Christian Rückert"? Im PZ-Team gibt es

Christian Schwarz
Christian Humberg (= Simon Borner)
Manfred H. Rückert

Oliver Müller ist übrigens kein "brandneuer Autor", denn er schreibt seit Band 1088 mit, und der ist mittlerweile auch schon über dreieinhalb Jahre her.
#2 Myxin der Magier 2019-10-14 09:17
zitiere MHR:
Zitat:
die "alten Hasen" wie Adrian Doyle, Simon Borner und Christian Rückert

Wer ist "Christian Rückert"? Im PZ-Team gibt es

Christian Schwarz
Christian Humberg (= Simon Borner)
Manfred H. Rückert

Oliver Müller ist übrigens kein "brandneuer Autor", denn er schreibt seit Band 1088 mit, und der ist mittlerweile auch schon über dreieinhalb Jahre her.
Oha, gibt es da etwas, das wir wissen sollten? Nicht, dass die Leser denken, hinter den Kulissen geht es drüber und drunter wie bei "Sturm der Rosen". :lol: Oder wie diese Sendungen heißen. ;-)

Und musstest du am Ende noch alle erinnern, dass ich schon alt bin und nicht zu den neuen Sternen am Heftromanhimmel gehöre? :-?
#3 Hermes 2019-10-14 11:57
@ MHR

Danke für die Richtigstellung!

Im Bastei-Archiv wird für Band 1088 leider nur Manfred H. Rückert als Autor genannt. Wie eine genauere Nachprüfung zeigt, wird Oliver dort für Band 1176 zum ersten Mal als Autor (zusammen mit Manfred H. Rückert) aufgeführt.
#4 Myxin der Magier 2019-10-14 13:16
zitiere Hermes:
@ MHR

Danke für die Richtigstellung!

Im Bastei-Archiv wird für Band 1088 leider nur Manfred H. Rückert als Autor genannt. Wie eine genauere Nachprüfung zeigt, wird Oliver dort für Band 1176 zum ersten Mal als Autor (zusammen mit Manfred H. Rückert) aufgeführt.


Beim Händler mit dem großen A ist es noch chaotischer. Klickst du z.B. bei PZ 1176 auf meinen Namen, siehst du auch JS 2149. Klickst du auf meinen Namen bei JS 2149, sieht du keine anderen Werke von mir. Gibst du nur Oliver Müller ein, findest du ganz viele Werke von verschiedenen Oliver Müllers als wäre es einer. *seufz*

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.