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Was MADDRAX definitiv richtig macht

Was MADDRAX definitiv richtig machtWas MADDRAX definitiv richtig macht

Als MADDRAX – Die dunkle Zukunft der Erde am 8. Februar 2000 startete, hatte es keiner für möglich gehalten, dass eine solche Phantastikserie auch fast 20 Jahre später noch alle zwei Wochen ein neues Heft an den Bahnhofskiosk bringen könnte.

Obligatorisch gab Erfolgsautor Wolfgang Holbein seine Prognose ab, genauso, wie er es seinerzeit bei der genialen Heftserie DIE ABENTEURER gemacht hatte.

Bei den Abenteurern hatte er zwar Recht, dass es kein jahrzehntelanges Projekt werden würde, aber die Anzahl der Hefte, die er einschätzte, wurde übertroffen. Immerhin.

Der Fluch der MaskeUnd so kam es, dass er mit Band 21 für diese Serie den FLUCH DER MASKE verfasste. Band 20, so hatte er vermutet, würde die letzte Ausgabe der Serie werden. In ähnlicher Weise gab er für MADDRAX eine Endmarke ab, doch diese wurde exorbitant überschritten und ist heute nicht mehr Ernst zu nehmen, denn die Serie hat bereits ihre fünfhundertste Fortsetzung hinter sich gelassen. Ein Ende scheint derzeit nicht in Sicht, wobei man so etwas beim Kölner Bastei-Verlag nie beschreien möchte, denn Serieneinstellungen kamen in den letzten Jahrzehnten fast immer sehr plötzlich und zuweilen sogar extrem unerwartet.

Zuletzt hatte man ja die MADDRAX-Nachdrucke beendet, die als Dreierpressung eine Art zweite Kioskauflage darstellen sollten. Intuitiv findet Redaktionsurgestein Michael Schönenbröcher ja immer die eine oder andere Lücke für seine Projekte. Aber zumindest dieses MADDRAX-Back-Up ist dieser Tage Geschichte. Am 15. Oktober 2019 erschien die letzte Ausgabe, die immerhin die Folgen 67 bis 69 noch einmal neu in die Händlerregale brachte. Und alleine die Tatsache, dass die Hauptserie nun seit beinahe zwanzig Jahren und über 500 Episoden relativ stabil läuft, ist doch schon eine kleine Meisterleistung. Denn in einem Segment wie dem Heftroman, im Speziellen der Phantastik eine solche Serie am Leben zu erhalten, das stelle ich mir wahrlich nicht einfach vor.

Gleichwohl ist ein großer Pluspunkt der Reihe, dass sie sich immer wieder neu erfindet. Welche Serie im Groschenromanbereich kann dies wirklich dauerhaft von sich behaupten? Es spielt hierbei keine Rolle, ob MADDRAX die Lokation auf „seiner“ Erde verändert, neue, in jener fernen Zukunft liegenden Kontinente bereist. Ob sie durch die Zeit reisen (in der Regel in die Zukunft), Mond und Mars erkunden oder in gar völlig unbekannte Dimensionen vorstoßen. Ein Teil des MADDRAX-Erfolgsrezeptes war es immer, dass die Reihe völlig neues Territorium erschloss und schließlich wieder zu ihren Wurzeln zurückkehrte. Dadurch können immer wieder neue Konzepte entstehen, die Serie bleibt aber für den Leser über einen langen Zeitraum erkennbar. Übrigens erlaubt das Schönenbröcher-Konzept somit regelmäßiges Abschneiden alter Zöpfe. Somit bleibt ihr ein „Wanderzirkus“ der handelnden Personen erspart. Diesen hatte man der 80er-Fantasy-Serie MYTHOR aus dem Hause PABEL-MOEWIG gerne vorgeworfen. Die immer gleichen Figuren „turnten“ über ganze Kontinente mit. All dies musste über mehrere Jahre von den Exposé-Autoren und den Co-Schriftstellern berücksichtigt werden.

Dieses Problem hat DIE DUNKLE ZUKUNFT DER ERDE nicht, auch wenn dies nicht selten zur Folge hatte, dass man sich von liebgewonnenen Figuren verabschieden musste. So manche Geschichte wurde einfach nicht weitererzählt. Allerdings hatte man als Begründung stets das große Rahmenkonzept. Der Protagonist hatte den Zeitsprung einfach nicht mitgemacht. Nun war er leider zu alt – und weg war er. Es sollte jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass Schönenbröcher dabei so manche brillante Figur auf der Strecke ließ. Nicht selten hatte man den Eindruck, dass ein Charakter eben nicht zu spannend werden durfte. Man wollte ihn ja nicht über hunderte von Heften mitschleppen.

Allerdings erlaubt diese Idee auch das Auftauchen von Figuren, die man schon gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Unvermittelt hatte ein Darsteller dann eben doch einen Zeitsprung gemacht oder war auf eine andere Weise wieder in die gegenwärtige Handlung gelangt. Dieses Figurenmanagement verhinderte ein Erzählen in die Tiefe, hielt jedoch die Zahl der handelnden Personen überschaubar.

Und genau dies ist ein weiterer Erfolgsfaktor diese Reihe. Leser haben nie den Eindruck, dass sie den Überblick verlieren könnten. Der Gedanke „Wer war das nochmal?“ - wie er bei der Ausnahme-TV-Serie GAME OF THRONES immer wieder vorkam – gab es deshalb in der dunklen BASTEI-Zukunft nur äußerst selten. Man entdeckt neue Regionen der Postapokalypse und kehrt dann wieder in den gewohnten Serienkosmos zurück.

Ebenso verhallt es sich übrigens mit den beteiligten Autoren. Einige dürfen oder wollen nicht mehr mitschreiben. Andere schreiben nach Jahren wieder einen oder mehrere neue Beiträge. Immer wieder kommen neue Schreiberlinge hinzu, die ihre eigenen Ideen zur vom Kometen Christopher-Floyd veränderten und gedemütigten Erde miteinbringen. Dadurch ändert sich nicht zuletzt der Stil, in dem die einzelnen Kapitel verfasst werden. Eine gute Grundlage für frische neue Geschichten.

Kommen wir zum Ende dieser zweiten Ausführung zum Serienkosmos, der diesmal einig die Suppe in den Haaren (???) suchte. Bereits sind erste Feedbacks zu meinem Beitrag „Warum ich MADDRAX nicht mehr lese“ eingegangen. Dieser lässt sich auf zauberspiegel-online.de noch leicht finden. An dieser Stelle möchte ich noch den Kommentar #2 von Cartwing direkt eingehen. Er kommentierte zu meinem Statement, dass „konstruktive Kritik“ … „was anderes“ sei. Dem stimme ich sofort lächelnd zu und ergänze, dass ich im besagten Text zu keinem Zeitpunkt vorgehabt hatte konstruktive Kritik zu äußern. Es handelte sich um einen emotionalen Beitrag zu einer „enttäuschten Liebe“. Emotionen sollte man aus meiner Sicht nicht empirisch belegen wollen. Das ist sicherlich unsinnig. Gleichwohl habe ich ja mit der Überschrift ausdrücken wollen: „Warum ich MADDRAX nicht mehr lese“. Aber vielleicht kommen wir ja noch zu dem Punkt „Was müsste geschehen, damit mich DIE DUNKLE ZUKUNFT DER ERDE wieder begeistert. Mal sehen… Dann würde ich auch auf weitere Zauberspiegel-Leserkommentare eingehen. Mit dem heutigen Beitrag wollte ich schonmal eine positive Sichtweise ergänzen. Und das ist doch schon ein sehr konstruktiver Schritt, oder?

Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2019-10-24 07:56
"Was M definitiv richtig macht!"
Das erscheint manchmal nur wie eine Flucht nach vorn, weil eben gewisse Erzählebenen ausgereizt sind ... und man was Neues erfinden muss, was doch irgendwie in den alten Erzählrahmen eingebettet bleiben muss, wegen des Wiedererkennungseffektes für die Leser. M muss sich eben immer wieder neu erfinden, um am Ball und am Markt bleiben zu können. Es gibt eben auch Serien, die das nicht tun müssen, weil ihr Hintergrundkanon anders ist ... so manches bei M erscheint, rein subjektiv emotional beurteilt, als überflüssig.Darum vielleicht: "Was M intuitiv richtig macht." Bzw. Herr Schönenbroicher.
#2 Cartwing 2019-10-24 21:19
Nicht stolz auf den Kommentar er war...
gelöscht er ihn hat... ;-)

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