Lory's Dracula: Draculas Brüder (Dracula's Brothers)
Draculas Brüder (Dracula's Brothers)
Im UN-Gebäude in New York wird ein Diplomat von einem eindringenden Schwarm Fledermäusen ermordet. In der U-Bahn werden zwei Männer von Fledermäusen ermordet. Ein paar Zuhälter und andere Gäste einer Bar werden von Fledermäusen ermordet.
Sanford Proctor, ein alter Freund von Professor Harmon, ergrauter Ex-Cop mit nebulösen Verbindungen zu den Behörden von New York, bittet um Hilfe. Vampirfledermäuse haben Menschen gezielt getötet. Wie das funktioniert, ist allen ein Rätsel. Ein Erpresser verlangt eine Million Dollar. Harmon setzt Graf Dracula und seinen Familiar Ktara ein. Der Graf findet es gar nicht gut, dass man seine "kleinen Brüder" missbraucht. Bei den Ermittlungen gerät Harmons Helfer Cameron Sanchez mit Detective Navarre aneinander. Der hat seinerzeit gegen ihn wegen der untergeschoben Drogen ermittelt und ist noch immer hinter ihm her.
In der Zwischenzeit kümmert sich der alte Wissenschaftler Adrian Abelard in seinem Höhlenlabor um seine trainierten und speziell gezüchteten Fledermäuse. Er wird von seinem Zwillingsbruder August herumkommandiert. Eine Macke haben beide, aber wer von ihnen eigentlich der Erpresser ist, bleibt unklar.
Das Lösegeld soll im Central Park deponiert werden, sonst wird das UN Gebäude erneut angegriffen. Natürlich wird nicht bezahlt. Man stellt Polizeitrupps aufs Dach, Cam und Navarre sind auch da. Man hat Flammenwerfer. Trotzdem werden dreißig Polizisten getötet. Zu Cams Zorn sieht Ktara tatenlos zu, dabei hätte sie die Tiere beeinflussen können. Durch den Ablauf des Angriffs behauptet Navarre, dass Cam darin verwickelt ist, und beginnt mit Ermittlungen. Dracula verfolgt einen der vier Schwärme. Aber er muss umkehren, da sich der Tagesanbruch nähert.
Navarre ermittelt auch gegen den Professor, stößt auf eine Verbindung zu dem Fall in Bd. 1. Er verwanzt Cams Auto. Das Lösegeld wird bereitgestellt. Die dressierten Fledermäuse holen das Geld ab.
Während Cam das Signal verfolgt, bemerkt er, dass er von Cops beschattet wird. Mittlerweile ist es Mittag. Die Spur führt zu einem abgelegenen Haus. Da Cam ein unfähiger Idiot ist, wird er von einem der Abelard-Zwillinge mit einer Schrotflinte erwischt. Der Mann bringt ihn zu der Höhle, wirft ihn in einen Minenschacht und verkündet, seine Fledermäuse wieder auf den Weg zu schicken, um jemanden zu töten. Und zwar den Bürgermeister.
Cam klettert durch ein paar Gänge und findet das Lösegeld, das er versteckt. Dann stößt er auf die Zwillinge. Seine Verfolger von der Polizei kommen auch dazu und werden ebenfalls gefangen genommen. Dabei kommt heraus, dass August nichts von dem Lösegeld und den Taten seines Zwillings wusste. Adrian übernimmt das Kommando und verkündet, dass er die Fledermäuse gegen den Professor einsetzen wird, weil der sich eingemischt hat. Und den Bürgermeister.
Cam und die Bullen befreien sich. In der Zwischenzeit bricht Navarre auf der Suche nach Beweisen bei Harmon ein. Das Telefon legt er lahm, also kann Cam den Professor nicht erreichen und warnen. Er schnüffelt im Haus herum. Im Keller findet er die Flaschen mit dem künstlichen Blut für den Vampir und einen mit Erde gefüllten Sarg. Harmon ertappt ihn und sperrt ihn ein.
Während sich Cam auf den Weg zurück nach New York macht, um den Angriff zu verhindern, greifen die Fledermäuse den Professor an. Dracula rettet ihn. Der Vampir wird von dem Fledermausführer angegriffen und verbrennt ihn mit Magie. Jetzt will Dracula noch Navarre töten, was der Professor aber verbietet. Dracula setzt den Cop unter Hypnose. Harmon sorgt dafür, dass er alles über Blut und Vampire vergisst. Der Graf bricht auf, um sich anderswo Blut zu holen. Er will den Mann bestrafen, der seine "kleine Brüder" missbraucht hat.
Adrian bastelt die nächste Geldforderung, um sie beim Bürgermeister einzuwerfen, bevor er seine Fledermäuse die Villa angreifen lässt. In der Dunkelheit hat er Halluzinationen, dass ihm Dornen aus dem Park die Augen ausstechen. Dann gehorchen ihm seine Fledermäuse nicht mehr. Er will die Flucht ergreifen, entdeckt aber einen unheimlichen Mann dort, der ihn sich schnappt.
An dieser Stelle weicht das Original von der Übersetzung stark ab.
In der deutschen Ausgabe überraschen Polizisten Dracula dabei, wie er Adrian tötet. Die Szene wird aus der Sicht der Polizisten erzählt. Dracula lässt den Toten fallen und verschwindet.
Die Fledermäuse greifen die Bürgermeistervilla an. Die mit Schrotflinten bewaffneten Polizisten knallen sie ab. Während sich Proctor und Cam gegenseitig gratulieren, melden die Beamten die Ermordung Adrians, den man neben Professor Harmons Wagen gefunden hat. Sie reden etwas von einem Vampir, da man Adrian die Kehle aufgerissen hat. Cam widerspricht energisch und macht die Fledermäuse dafür verantwortlich. Proctor kann die Aussagen der Cops aber nicht vom Tisch wischen. Er vertagt die Sache.
Im Original hetzt Dracula zuerst die Fledermäuse auf Adrian, dann trinkt er ihn so gut wie leer, tötet ihn aber noch nicht. Cam findet den leerstehenden Wagen, wo Ktara schon wartet. Die Fledermäuse kommen an, Adrian gesellt sich hypnotisiert dazu und wird von zwei Polizisten festgenommen. Die Fledermäuse verharren mitten in der Luft und werden abgeschossen. Denn diesmal kontrolliert Ktara sie. So wie sie es bei dem Dachangriff laut Cam hätte tun können. Eine Fledermaus stürzt sich auf den von Polizisten gehaltenen Adrian, blendet ihn und tötet ihn. Cam reißt sie in Stücke. Als sich Proctor wundert, wo die Halsverletzungen des Toten herkommen, schiebt Cam das auf die Fledermaus, und Proctor zuckt nur mit den Schultern.
Ktara erklärt Cam, dass sie auf dem Dach wegen der Flammenwerfer nicht eingreifen konnte. Wasser und Feuer beeinflusst ihre Fähigkeiten.
Das Ende ist wieder gleich. August erhält Besuch von Dracula, bittet ihn, ihn zu seinesgleichen zu machen, wofür der Graf nur Spott übrig hat. Er tötet ihn. Ende.
Bewertung:
Das deutsche Titelbild ist das Beste an dem Roman.
Es ist ein kleines Wunder, dass die Serie diesen dritten Band überstanden hat und überhaupt noch jemand den nächsten gekauft hat. Er ist nicht nur schlecht konzipiert - Graf Dracula gegen zwei ältere Verrückte und ihre dressierten Fledermäuse. Grusel pur. Nur nicht im guten Sinn -, sondern streckenweise schwer langweilig. Bizarrerweise wird sogar Dracula in den Hintergrund gedrängt und hat nur wenig zu tun, die größte Leinwandzeit bekommt Cameron Sanchez, der Vigilant, der bis jetzt noch in jedem Band ausgeknockt und in Gefangenschaft geraten ist. Wie der auf New Yorks brutalen 70er Jahre French Connection und Death Wish-Straßen überleben konnte, bleibt ein Rätsel. Die Ermittlung ist genauso wenig interessant wie die Querelen mit Detective Navarre. Das ist schlichteste Krimikost und im Kontext der "Dracula Horror Series" nicht besonders prickelnd.
Aber trotz der Lahmarschigkeit und Blutarmut der Handlung (okay, der war lahm ) musste die Redaktion trotzdem eingreifen und das Ende umschreiben. Oder doch nicht?
Die Änderungen in den Vorbänden – vor allem in Band 2 – waren ziemlich massiv und gingen weit über das übliche Rausstreichen von Gewaltszenen hinaus. Das Gleiche lässt sich hier feststellen. Nur mit dem Unterschied, dass es keinerlei Grund gibt, die Szene gegen Ende mit Abelard und dem Tod durch Vampirfledermäuse derart aufwändig umzuschreiben. Es ist ja nicht nur ein Absatz, sondern gleich ein paar Seiten mit einem völlig anderen Szenario. Und der Tod von Abelard durch zwei Messer in die Augen – die Fledermäuse haben Klingen umgeschnallt, um besser metzeln zu können – ist in keiner Weise blutig ausgemalt. Wenn es denn Anstoß erregt hätte, hätte es genügt, einen Satz (!) zu streichen oder zu entschärfen.
Falls der Übersetzer Walter Brumm sich also nicht inspiriert gefühlt hat, das Ende umzugestalten, oder die Redaktion Kurt Luif – um mal einen Namen aus dem Hut zu ziehen – beauftragt hat, den Tod durch Fledermaus zu ändern, sagt einem die Erfahrung, dass die deutsche Redaktion hier mit einem anderen Manuskript gearbeitet hat. Wie vielleicht schon zuvor. Möglicherweise hielt der amerikanische Verantwortliche Lyle Kenyon Engel die Stories zu lahm, um sie in der Form an den Verlag weiterzureichen – womit er durchaus recht hatte, die Originalveröffentlichungen sind an den Stellen deutlich besser -, und hat sie an kurzerhand aufgemotzt, dem deutschen Verlag aber die erste Fassung geschickt. Die drei ersten Bände dürften vielleicht sogar in einem Paket nach Deutschland geschickt worden sein. Original und Fälschung liegen zeitnahe ziemlich beieinander. Wir erinnern uns: 1973 gab es weder E-Mail noch Fax. Da schickte man so etwas mit Fed-Ex über den Atlantik. Oder auch nur mit Luftpost.
Was nun stimmt, wir werden es nie erfahren. Allerdings – Spoileralarm ! - wird der nächste Band diese Theorie stützen, denn der bleibt in dieser Hinsicht unangetastet und es gibt keine umgeschriebenen Szenen.
Natürlich gibt es hier ein paar Längenkürzungen. Da hat man hauptsächlich den Anfang genommen und die U-Bahn-Szene gestrichen, die immerhin drei Seiten in Anspruch nahm. Allerdings ist die Szene arg beliebig, also ist es kein großer Verlust. Man kann auch die kompetent gemachten "Änderungen" nicht dafür verantwortlich machen, dass der Band ein Rohrkrepierer ist. Auch in amerikanischen Kritiken kommt er nicht gut weg und gilt allgemein als der schwächste Band der Serie. Was er ohne jeden Zweifel auch ist. Nur für Sammler.
Eine Frage gibt es aber noch. Wer ist Marianne Mueller-Schaeflein, die laut einigen Auflistungen das wirklich gelungene Titelbild gemalt hat? Und warum gibt es nicht mehr von ihr?
Draculas Brüder
Das Original: