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Heyne Science Fiction Classics 3 - E. E. Smith

Heyne Science Fiction ClassicsDie Heyne Science Fiction Classics
Folge 3: E. E. Smith - Lensmen & Skylark

Von den sechziger bis Anfang der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erschienen als Subreihe der Heyne Science-Fiction-Taschenbücher mehr als hundert Titel unter dem Logo „Heyne Science Fiction Classics“. Diese Romane und Kurzgeschichten werden in der vorliegenden Artikelreihe vorgestellt und daraufhin untersucht, ob die Bezeichnung als Klassiker gerechtfertigt ist.

Heyne Science Fiction ClassicsNachdem die Heyne Science Fiction Classics erfolgreich mit den drei Professor-Eggerth-Romanen von Hans Dominik gestartet war, schaute man seitens der Redaktion natürlich auch auf die andere Seite des Atlantiks und wurde schnell fündig. Als erster Autor wurde E. E. „Doc Smith“ mit seiner berühmten Lensmen-Serie für die Reihe ausgewählt. Die Wahl war durchaus logisch, denn Smith wurde als einer der Begründer der Space Opera angesehen und die Lensmen-Serie hatte auch bereits in Deutschland mit ihren Erstveröffentlichungen als Leihbuchausgaben im Balowa-Verlag und als Terra-Hefte große Erfolge erzielt.

Edward Elmar Smith (1890 – 1965) war promovierter Chemiker und arbeitete viele Jahre in der Lebensmittelindustrie. Mit seinem Roman The Skylark of Space, der 1928 im amerikanischen SF-Magazin Amazing Stories erschien, wurde er zum Star der expandierenden Science Fiction-Szene. In diesem und späteren Romanen „erfand“ Smith gigantomanische Raumschiffe, mit denen die Protagonisten weit in das Universum hinausflogen, und ließ die Kontrahenten mit Superwaffen gegeneinander antreten. Amazing-Herausgeber Hugo Gernsback war sehr darauf bedacht, den (natur)-wissenschaftlichen Anspruch in den von ihn herausgegebenen Magazinen hervorzuheben. Da kam ihm der promovierte Chemiker Smith als Autor gerade recht, und der akademische Titel wurde auf dem Cover mitgedruckt, was sonst in Amerika eher unüblich ist. Die Skylark-Serie wurde mit zwei weiteren Bänden fortgesetzt, ein weiterer vierter Band erschien erst posthum.

Noch berühmter als die Skylark-Serie wurde aber die Nachfolgeserie über die Lensmen. Diese bestand ursprünglich aus vier Romanen, welche als Fortsetzungen in den dreißiger und vierziger Jahren im amerikanischen SF-Magazin Astounding Stories herauskamen. Für die Buchausgabe der Serie, die 1948 – 1954 herauskam, wurde der Roman Triplanetary, der vorher als Einzelroman erschienen war, als erster Roman der Serie eingegliedert. Smith erweiterte den Roman nicht ungeschickt mit Anfangskapiteln, die den Beginn des Konflikts zwischen Arisia und Eddore und den Untergang der historischen Reiche der Erde schildern, und stellte auf diese Weise den Bezug zur Handlung des Lensmen-Universums her. Dazu kam noch neu der zweite Band First Lensmen, in dem erzählt wird, wie die Lens den Menschen erstmals von den Arisiern übergeben werden.

Heyne Science Fiction ClassicsMit der Lensmen-Serie hielt mehr als ein Hauch von Größe in die SF Einzug: zwei unermesslich alte Spezies, die einander seit Millionen von Jahren bekriegen, kollidierende Galaxien, Superwaffen, Hyperraumtunnels, trägheitsloser Antrieb, PSI-Kräfte, Weltraumpiraten und vieles mehr. Die Geschichte beginnt vor 2000 Millionen Jahren, als zwei Galaxien einander durchkreuzen. In beiden Galaxien gibt es zu diesem Zeitpunkt jeweils nur eine intelligente Art. Die eine sind die entfernt menschenähnlichen Arisier, welche bereits eine hochstehende technische Zivilisation entwickelt haben. Nachdem diese ihren Höhepunkt erreicht hat, widmen die Arisier sich der Erforschung der Möglichkeiten des Geistes. Beim Erkunden der sich nähernden zweiten Galaxis stoßen sie auf die andere Art - die Eddorier, die aus einem anderen Universum stammen und auf einer Welt mit einer für Menschen giftigen Umgebung leben. Die Eddorier haben eine Geschichte von Krieg, Unterdrückung und Gewaltherrschaft hinter sich. Sie können ihre Gestalt den jeweiligen Erfordernissen anpassen, das einzelne Wesen ist potentiell unsterblich, heimtückisch und machtgierig. Als der junge Student Emphilistor von Arisia mit ihnen gedanklichen Kontakt aufnimmt, wollen die Eddorier ihn sofort unterwerfen. Er fragt seine Älteren um Rat. Sie tilgen die Begegnung mit ihm aus dem Gedächtnis der Eddorier. Nachdem sie erkennen, dass sie mit ihren eigenen Kräften die Eddorier nicht überwinden können, entwickeln sie einen Jahrmillionenplan. Aus den Zivilisationen von intelligenten Wesen, die sich in den folgenden Epochen entwickeln werden, wollen sie Wächter hervorbringen, die die Eddorier und ihre Gefolgsleute besiegen und die Nachfolge der Arisier antreten können.

Eine der Welten, auf die beide Spezies das Augenmerk legen, ist die Erde. Sie ist Die Planetenbasis, auf welcher der Stellvertreterkrieg zwischen den Mächten Arisia und Eddore tobt. Daneben sind auch Rigel IV, Velantia III und Palain VIII Brennpunkte des Geschehens. Auf allen diesen Planeten kommt es aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen zum Untergang von Zivilisationen, für die der eddorische Beauftragte Gharlane verantwortlich ist. Für die geistige Höherentwicklung der jeweiligen Spezies ist dies aber notwendig. Auf der Erde kommt es durch einen in eine geologische Störzone fehlgeleiteten Atombombentreffer zum Untergang von Atlantis. Auch das Ende des Römischen Weltreichs wird durch die Manipulationen der Eddorier verursacht. Schließlich wird die Erde durch einen Atomkrieg auf Jahrhunderte verseucht. Gharlane von Eddore verlegt wegen seines scheinbaren Erfolgs seinen Arbeitsschwerpunkt auf die anderen Planeten und verliert die Erde aus den Augen, wodurch endlich für längere Zeit eine ungestörte Entwicklung in Gang kommt. Dadurch wird der Aufbau einer Zivilisation möglich, die zu den Sternen fliegen kann. Die Triplanetarische Liga der Erde und ihrer Schwesterplaneten wird in Kämpfe mit Piraten verwickelt, hinter denen erneut die Eddorier und ihre Hilfsvölker stehen. Durch ein Missverständnis kommt es fast zu einem Krieg zwischen den Menschen und den Nevianern, einem Volk von Wasserlebewesen, das Eisen benötigt, welches auf der Erde natürlich in rauen Mengen zur Verfügung steht. Der Krieg kann aber verhindert werden, die Menschen und die Nevianer schließen Freundschaft.

Heyne Science Fiction ClassicsVirgil Samms, der Chef des Triplanetarischen Dienstes, begreift, dass für alle polizeilichen Aktivitäten ein Erkennungssymbol notwendig ist, das vom Gegner nicht nachgeahmt werden kann. Er erhält einen Hinweis, den geheimnisvollen Planeten Arisia aufzusuchen, der bisher noch von keinem Menschen betreten konnte. Doch der Weg ist für Samms frei. Er begegnet dem Arisier Mentor, der sich ihm als riesiges Gehirn präsentiert, in Wirklichkeit aber ein geistiger Zusammenschluss von vier arisischen Zivilisationsformern ist. Virgil wird von Mentor zum ersten Lens-Träger gemacht:

„Das Ding lebt ja!“ keuchte er.

„Nein, sie lebt nicht wirklich...“ Mentor unterbrach sich, als ob er dem Erdbewohner eine Tatsache erklären wollte, die schwer zu verstehen war. „Die Lens besitzt eine Art Pseudo-Leben, das ihr die charakteristische Strahlung verleiht, während sie direkten Kontakt zu dem Lebewesen – dem Ego – hat, mit dem sie ihn Einklang steht. Und nur während dieser Kontakt besteht, leuchtet sie, und nur dann ist sie harmlos. Sie ist gewissermaßen befriedigt und erfüllt. Als nichtschimmerndes Juwel ist sie dagegen äußerst gefährlich. Dann fehlt ihr etwas, nach dem sie sich sehnt, und sie reagiert derart heftig auf jede Lebensform, mit der sie nicht im Einklang steht, daß das unglückliche Wesen in Sekundenbruchteilen vernichtet wird.“

(Zitiert aus: E. E. Smith: Die ersten Lensmen. München 1969, Heyne SF 3705)

Die Lens wird wie eine Armbanduhr am Handgelenk getragen. Sie ist ein perfekter telepathischer Sender, leuchtet in hellen Farben, wenn ihr Eigentümer sie trägt, und tötet jedes Wesen, das versucht, sie zu tragen, weil sie auf das Ego ihres Eigentümers abgestimmt ist. Mit diesem mächtigen Instrument ausgestattet, macht sich Virgil auf die Suche, weitere Kandidaten für die Lens zu suchen und sie zur Übernahme nach Arisia zu senden. Eigenartigerweise werden aber Frauen nicht als Lens-Träger akzeptiert, und seien sie auch mit noch so großen Geistesgaben und ethisch-moralischer Größe ausgestattet. Auch Vertreter von nichtmenschlichen Rassen werden als Lens-Träger ausgewählt. Die ersten von ihnen sind Dronvire von Rigel IV, Tallick von Palain VII und Worsel von Velantia, die für Menschen wie Ungeheuer aussehen. Die ersten Lensmen gründen den Galaktischen Rat und nehmen den Kampf gegen die Piraten des boskonischen Imperiums auf, welche hinter dem organisierten Verbrechen in der Galaxis stehen und die Welten mit Rauschgift überschwemmen.

Heyne Science Fiction ClassicsDer junge Kimball Kinnison, Sprössling einer berühmten Familie, wird als der Beste von 100 Kadetten, welche die extrem schwierige Ausbildung bestanden haben, in die Galaktische Patrouille aufgenommen und erhält die Lens als Zeichen seiner Mitgliedschaft. Nur 100 von einer Million Kandidaten eines Jahrgangs schaffen die Ausbildung. Die Galaktische Patrouille wurde von Virgil Samms und den anderen Mitgliedern des galaktischen Rats als interstellare Polizeieinheit gegründet, um das organisierten Verbrechen zu bekämpfen. Denn seit der Erfindung des trägheitslosen Antriebs ist es ja möglich, dass Verbrecher in Blitzesschnelle den Ort ihrer Taten verlassen und sich viele Lichtjahre entfernt verbergen. Kinnison erhält sein erstes Kommando. Die BRITANNIA ist mit einer neuen Waffe ausgerüstet und soll gegen die Piraten eingesetzt werden, welche die galaktische Zivilisation in immer stärkerem Ausmaß bedrohen. Bei einer Raumschlacht gegen Piratenschiffe wird die BRITANNIA vernichtet, die Besatzung versucht sich mit den gewonnenen Erkenntnissen über die neuesten technischen Entwicklungen der Piraten in Rettungsbooten durchzuschlagen. Kimball landet auf der Flucht vor den Piraten mit seinem Kameraden vanBuskirk, einem umweltangepassten menschlichen Kolonisten von einem Planeten mit hoher Schwerkraft, auf dem Planeten Delgon. Dort müssen sich die Flüchtlinge den psychischen Angriffen der sadistischen Overlords erwehren, welche sich von den schwindenden Lebenskräften ihrer gefolterten Opfer ernähren. Unterstützung erhalten die beiden vom Velantier Worsel, einem drachenähnlichen Wesen, dessen Volk von den Overlords versklavt wird. Worsel wird später einer der berühmtesten Lens-Träger. Helmuth, der Anführer der boskonischen Piraten, kommt auf die Spur des geheimnisvollen Planeten Arisia und dringt bis zur Sperrzone vor dem Planeten vor. Doch er muss erkennen, dass er es mit einer weit überlegenen geistigen Kraft zu tun hat und sich wieder zurückziehen. In der Zwischenzeit wird Kinnison zum Freien Lens-Träger ernannt, was bedeutet, dass er außerhalb der militärisch-hierarchischen Organisation der Galaktischen Patrouille steht und über nahezu unbegrenzte Vollmachten verfügt. Bei einem Einsatz zur Auffindung der Zentrale der Boskonier wird Kimball schwer verwundet und von der Krankenschwester Clarissa MacDougall gepflegt, einer Nachfahrin von Virgil Samms, dem ersten Lensman. Sie wird später seine Gefährtin und die Mutter der gemeinsamen fünf Kinder. Wieder gesundheitlich hergestellt erkennt Kimball als erster Lensmen, dass die Linse weit mehr als ein Erkennungszeichen und telepathischer Sender ist, und er reist nach Arisia, um sich dort weiter ausbilden zu lassen. Er wird er einer Behandlung unterzogen, die nur ein außerordentliches Gehirn ertragen kann und die ihm die geistige Kraft gibt, Feinde zu bekämpfen, die ebenfalls mit den Waffen des Geistes arbeiten können. Bei den weiteren Kämpfen gegen die boskonischen Piraten gelingt es ihm mit seinen erweiterten Fähigkeiten endlich, ihre Operationszentrale zu erobern und ihren Anführer Helmuth zu töten.

Heyne Science Fiction ClassicsDoch die Hoffnung, dass die Piratenorganisation endgültig zerschlagen ist, war trügerisch, denn Helmuth bekam seine Befehle von einem Wesen mit Namen Eichlan, das dem Rat von Boskone angehört. Die grauen Herrscher, wie die aufgrund ihrer grauen Uniformen genannten Freien Lens-Träger auch genannt werden, stoßen unter Kinnisons Befehl auf ihrer weiteren Suche mit dem mit Superwaffen ausgerüsteten Patrouillenraumschiff DAUNTLESS unter Kinnisons Befehl in eine andere Galaxis vor, den Lundmark-Nebel. Dort befreien die Patrouillenleute einen ganzen Planeten von den Boskoniern. Die befreiten Medoniten haben einen trägheitslosen Antrieb für ihren Planeten entwickelt und machen sich mit ihm auf dem Weg in unsere Milchstraße, um den die ganze Lundmark-Galaxis beherrschenden Boskoniern zu entkommen. Die neun Eich, die den Rat von Boskone bilden, beschließen, Arisia anzugreifen, werden aber von den unglaublich starken Geisteskräften der Arisier zurückgeworfen, wobei der oberste Eich und ein anderes Ratsmitglied getötet werden. Kinnison ist mittlerweile undercover als Erzschürfer unterwegs, um die Koordinaten der neuen boskonischen Zentrale in der Galaxis und ihres Hauptquartiers im Lundmark-Nebel herauszufinden. Die Geheimdienstarbeit ist erfolgreich, der Stützpunkt in der Milchstraße wird ausgeschaltet und eine Expedition dringt nach Jarnevon vor, dem Sitz der Eich. Kinnison wird gefangengenommen und von den mit den Eich verbündeten Overlords auf unverstellbare Weise gefoltert. Worsel befreit ihn, aber kann der schwerstens verstümmelte Kinnison überleben? Jarnevon wird von den Kräften der Patrouille vernichtet, indem sie zwei Planeten von zwei Seiten auf den Zentralplaneten knallen lassen, worauf eine kleine Sonne ihr Licht auszubreiten beginnt. Die Eich und die Overlords haben ihr Ende gefunden. Der schwerverletzte Kinnison wird wieder von einer schönen rothaarigen Krankenschwester gepflegt. Durch die Neuentdeckungen auf dem Gebiet der Medizin wachsen dem Amputierten neue Arme und Beine, die wie die alten zu gebrauchen sind. Kimball und Clarissa „Mac“ werden endlich ein Paar. Aber sind die Kräfte des Feindes endgültig besiegt?

Der Roman ist eines der vielen amüsanten Beispiele für die Alterung von SF-Romanen, die einige Jahrzehnte nach ihrer Entstehung seltsam anachronistisch und dadurch komisch wirken. In der in ferner Zukunft spielenden Erzählung erreichen die Raumfahrer mittels trägheitslosem Antrieb problemlos andere Galaxien, während eine einfache Abfrage in einer Datenbank mit einigen Kriterien recht aufwändig ist:

„Unsere Unterlagen haben mit einer gewöhnlichen Kartei wenig zu tun. Beispielsweise ist jeder Wissenschaftler mit einer bestimmten Indexzahl bewertet. Diese Zahl kann zum Schlüssel für die Auswahl gemacht werden, sodass nur die Karten ausgeworfen werden, die über einer bestimmten Einstufung liegen. Wenn wir die Grenze bei siebenhundert ziehen, bleiben nur die Besten der Besten übrig.“ […]

In den nächsten Tagen wurden unzählige Karten durch die Maschine geschickt – mehrere Tausend in der Stunde. Von Zeit zu Zeit wurde eine Karte ausgeworfen.

(Zitiert aus: E. E. Smith: Die grauen Herrscher. München 1969, Heyne SF 3710/11. S. 101)

Eine einfache SQL-Abfrage mit einigen Verknüpfungen würde in der heutigen Realität wahrscheinlich nur einige Sekunden dauern, um das gewünschte Gesamtergebnis geliefert zu bekommen. Nicht verwunderlich, dass Rechenschieber unentbehrliche Utensilien für die Wissenschaftler in diesem Roman sind.

Heyne Science Fiction ClassicsAuch nach Vernichtung des Zentralplaneten der Eich geht der Kampf gegen Das Zweite Imperium weiter. Das irdische Sonnensystem wird in eine Festung verwandelt. Als eine riesige Raumflotte der Boskonier auftaucht, sind die Verteidiger wohl gerüstet, und es entbrennt eine Raumschlacht unvorstellbaren Ausmaßes. Die Angreifer werden vernichtend zurückgeschlagen. Bei der Verfolgung eines boskonischen Raumschiffes landet Kinnison auf Lyrane, dem Planeten der Frauen. Hier werden Männer nur zur Zeugung von Kindern gebraucht, sind verachtet und werden nach Erfüllung ihrer Reproduktionsaufgabe getötet. Kimball kommt nicht weiter, obwohl er die Amazonen vor einem boskonischen Überfall rettet. Er entwickelt eine neue Strategie. Clarissa wird nach Kimballs Wunsch die erste weibliche Lens-Trägerin und übernimmt die weitere Ermittlungsarbeit auf Lyrane. Sie findet heraus, dass hier Overlords ihr unheilvolles Wirken aufgenommen haben und Bewohnerinnen entführern und foltern. Sie lässt das Nest der sadistischen Wesen ausräuchern. Mittlerweile dient sich Kinnison auf einem Hauptplaneten der Boskonier wieder einmal undercover bis zum Diktator hoch und enttarnt in einem erbitterten Geisteskampf den wahren Herrscher, einen entarteten Arisier, der im wesentlichen wie ein Gehirn aussieht, das von schwachen Gliedmaßen gestützt wird. War das Boskone in Person und sind damit die Piraten endgültig ausgeschaltet?

Recht spannend in diesem Roman ist die Schilderung, wie ein bisher unter der Diktatur Boskones stehender Planet in die freie galaktische Zivilisation eingegliedert wird:

Unter dieser Regierung begann die demokratische Regierungsform langsam Gestalt anzunehmen. Zuerst wurden nur geringe Fortschritte gemacht, doch als die Bevölkerung die Motive der Patrouille zu erkennen und zu würdigen begann, wuchs die allgemeine Zustimmung. Die Invasoren führten bisher unbekannte Prinzipien der freien Rede und der freien Aufenthaltswahl ein und setzten sich rücksichtslos gegen jeden Versuch durch, auf dem Rücken der alten Diktatur eine neue Gewaltherrschaft aufzubauen.

Es gab natürlich eine starke Opposition, die sich vorwiegend aus den Bürgern zusammensetzte, die vom alten System besonders profitiert hatten. Eine weitere Gefahr waren die Massen der Gleichgültigen, der Abgestumpften, die den Druck von oben so lange gewohnt gewesen waren, daß sie sich in der neuen Welt nicht zurechtfanden. Sie standen der Zivilisation zwar nicht feindlich gegenüber, doch sie waren apathisch und konnten daher neuen Machtbestrebungen besonders leicht zum Opfer fallen.

(Zitiert aus: E. E. Smith: Das zweite Imperium. München 1969, Heyne SF 3713/14, S. 149)

In deutschen Landen könnte man an die Nachkriegszeit in der Bundesrepublik oder an die Zeit nach der Wende in der Ex-DDR denken.

Heyne Science Fiction ClassicsKimball und Clarissa Kinnison bekommen fünf Kinder. Christopher, genannt Kit ist der Älteste, dann kommen die beiden Zwillingspaare Kathryn und Karen sowie Camilla und Constance. Die Kinnison-Kinder verfügen über noch überragendere geistige Fähigkeiten als ihre Eltern, denn es stellt sich heraus, dass sie das Ergebnis eines Zuchtprogrammes sind, das die Arisier bei den Menschen seit Jahrtausenden verfolgt und dessen beide Zweige durch die Kinnison-Kinder zusammengeführt haben. Kimball ist als einziger Mensch ein Lens-Träger Zweiter Ordnung, diesen Status haben auch seine nichtmenschlichen Kollegen Worsel, Tregonsee und Nadreck. Kimball erfährt nie, dass er nicht einen entarteten Arisier besiegt hatte, wie ihm Mentor vorgegaukelt hatte, sondern einen Eddorier, ein Mitglied des innersten Zirkels des unheimlichen Feindes. Die Kinnison-Kinder werden die ersten Lens-Träger Dritter Ordnung und treten somit Das Erbe der Lens an. Damit wird es endlich möglich, dass die Patrouille mit dem Galaktischen Koordinator Kimball Kinnison als Anführer die Zentrale der boskonischen Piraten in der Zweiten Galaxis vernichten kann, hinter denen das Volk von Ploor als wichtigstes Hilfsvolk der Eddorier steht. Zum Schluss dringen die Kinnison-Kinder mit Unterstützung von Mentor, ihrem arisischen Helfer, und der geistigen Kraft aller anderen Arisier bis nach Eddore selbst vor, der Zentrale des Bösen. Die gemeinsame geistige Kraft der Kinnison-Kinder zusammen mit derjenigen der Arisier zerschmettert die Eddorier ins Nichts. Wissend, dass er in diesem Universum nicht mehr benötigt wird, verabschiedet sich Mentor von den Kinnison-Kindern und wechselt als letzter der Arisier in die nächste Existenzebene über.

„Ich werde mich jetzt für immer zurückziehen. Es wird vielleicht die Zeit kommen, da Ihre Abkömmlinge wie wir erkennen werden, daß sie ihre Funktion als Wächer der Zivilisation nicht mehr erfüllen können. In diesem Fall werden sie auch wissen, daß die Zeit gekommen ist, in den hoffnungsvollsten Rassen neue Wächter zu entwickeln. Und dann werden auch sie, wie es meine Artgenossen getan haben und wie ich es jetzt tun werde, freiwillig in die nächste Existenzebene überwechseln. Aber das liegt in der allerfernsten Zukunft. Was Sie betrifft, meine Kinder – Ihre Zweifel und Ihr Zögern sind verständlich. Sie dürfen mir glauben, wenn ich sage, daß nach dem Abgang der Arisier alles in Ordnung gehen wird – mit Ihnen, mit uns und mit der Galaktischen Zivilisation.“

Die tiefe, wohltönende Pseudostimme schwieg, und die fünf Kinnisona wußten, daß Mentor, der letzte Arisier, für immer von ihnen gegangen war.

(Zitiert aus: E. E. Smith: Das Erbe der Lens, München 1969, Heyne SF 3716/17, übersetzt von Thomas Schlück, S. 237f)

Obwohl die neu übersetzten Heyne-Ausgaben wesentlich weniger gekürzt waren als die vorherigen Leihbuch- oder gar die Terra-Heftausgaben, ist es bemerkenswert, dass in der Taschenbuchausgabe der Epilog als vermeintlich überflüssig weggelassen wurde, welcher eine Brücke zu weiteren – nie geschriebenen - Abenteuern schlägt:

EPILOG

Du, der du diesen Bericht gelesen hast, sei nochmals gegrüßt. Da ich nur ein Jüngling bin und daher nicht im entferntesten ahnen kann, wann es nötig wird, daß dieser Behälter geöffnet wird, weiß ich nicht, welche Gestalt du hast und welche geistigen Fähigkeiten. Letztere müssen groß sein; sonst hättest du diesen Behälter nicht öffnen können.

Du weißt, daß die Zivilisation wieder ernsthaft bedroht ist. Du weißt, daß wir, die Wächter, darauf gesehen haben, daß UNSERE Zivilisation nicht zusammengebrochen ist. Wisse jetzt, daß es die Aufgabe deiner Rasse ist, uns bald zu ersetzen und darüber zu wachen, daß die Zivilisation weiter erhalten bleibt.

Sobald du die hier aufgezeichneten Tatsachen aufgenommen und geistig verarbeitet hast, wird sich einer von uns mit dir in Verbindung setzen. Bereite deinen Geist auf den Kontakt vor. Christopher K. Kinnison

(Zitiert aus: E. E. Smith: Das Erbe der Lens, München 1962, Terra 222, S. 60f, übersetzt von Botho Rainer Doddenhof)

Heyne Science Fiction ClassicsEin weiterer Roman, der im Lensmen-Universum spielt, aber einen eigenständigen Handlungfaden hat, ist The Vortex Blaster, auf Englisch auch als Master of the Vortex erschienen. Auf Deutsch erschien der Roman zuerst als Terra-Nova-Heft unter dem Titel Der Wirbeltöter und wurde später unter dem Titel Wächter des Mahlstroms als siebter Band der Lensmen-Serie in den Heyne Science Fiction Classics angeschlossen. Der Roman gehört aber nicht wirklich zur Serie, die Verbindung zu den Lensmen beschränkt sich auf eine Zusammenarbeit des Protagonisten mit den Lens-Trägern. Die Menschheitszivilisation wird in immer stärkerem Ausmaß von Energiestrudeln bedroht, die sich aus freien Atomwirbeln entwickeln. Nachdem seine ganze Familie durch einen dieser Mahlströme ums Leben kommt, widmet sich Dr. Neal „Sturm“ Cloud der Bekämpfung dieser gefährlichen Erscheinungen. Er wird zum vorerst einzigen Wirbeltöter der Galaxis. Überall wo diese Wirbel auftauchen greift er ein und bringt sie mit seinen besonderen Fähigkeiten zur Explosion und zum Erlöschen. Aber entscheidende Fortschritte erzielt er erst, als ihm mit Joan Janowick eine Telepathin an die Seite gestellt wird, die ihm das Gedankenlesen lehrt. Schließlich findet er heraus, dass alle Wirbel künstlich ausgelöst worden sind und durch fremdartige Intelligenzen verursacht werden. Die Cahuiter bestehen aus reiner Energie, die Atomwirbel sind ihre Kinder. Nachdem es Sturm und Joan gelingt, telepathischen Kontakt mit den Energiewesen herzustellen, siedeln diese ihre Sprösslinge auf Planeten über, die für die Galaktiker wertlos sind. „Sturm“ Cloud, Wirbeltöter, ist arbeitslos.

Eine echte Fortsetzung der originalen Serie sind aber die drei Romane von David A. Kyle, der ein enger Freund von Smith war und deswegen seine Überlegungen zu weiteren Erzählungen über die Lensmen gut kannte. Mit Erlaubnis der Erben von Smith schrieb er die Lebensgeschichten der nichtmenschlichen Lens-Träger Worsel von Velantia, Tregonsee von Rigel IV und Nadreck von Palain VII. Diese drei Romane wurden auch auf Deutsch in der Heyne SF und Fantasy-Reihe herausgebracht, aber richtigerweise nicht in der Ausgabe in den Heyne Science Fiction Classics, sondern anschließend an eine Neuausgabe der Serie in den neunziger Jahren mit anderer Aufmachung.

Heyne Science Fiction ClassicsDurch den Erfolg der Lensmen-Serie konnte es nicht ausbleiben, dass auch die Skylark-Serie in die Reihe der Heyne Science Fiction Classics aufgenommen wurde. In Deutschland war 1958 war der erste Band der Serie bereits als Geheimformel QX 47 R in der kurzlebigen Heftreihe Der Weltraumfahrer im Semrau-Verlag in Hamburg herausgekommen. Einige Jahre später wurden dann alle drei bis dahin erschienenen Bände der Skylark-Serie in der Terra-Reihe publiziert, der zweite Band hatte auch eine Leihbuchausgabe. Der abschließende vierte Skylark-Band erschien in den USA posthum 1966 und in Deutschland erst viele Jahre später im Rahmen der kompletten Neuausgabe als Taschenbuch bei Heyne.

Protagonist der Skylark-Serie ist der Physiker Richard Seaton, der die Umwandlung von Kupfer in reine Energie entdeckt, ohne dass dabei radioaktive Strahlung frei wird. Damit ist die Möglichkeit gegeben, die Energieumwandlung für einen Raumschiffsantrieb zu verwenden und zu den Sternen vorzustoßen. Mit finanzieller Hilfe des Millionärs M. Reynolds Crane baut Seaton das Raumschiff SKYLARK. Sein Gegenspieler ist der skrupellose Wissenschaftler Marc DuQuesne, der ihm die Entdeckung abjagen will, vorerst aber noch scheitert. Der geplante Coup gelingt aber dann doch noch im zweiten Anlauf, und DuQuesne macht sich sofort an den Bau eines eigenen Raumschiffes. Er entführt die Verlobte Seatons und nimmt sie zum Probeflug mit, bei dem der Antrieb außer Kontrolle gerät und es das Raumschiff weit in die Galaxis verschlägt, wo es von einer überschweren schwarzen Sonne eingefangen wird. Damit beginnen so richtig Die Abenteuer der Skylark, denn Seaton macht sich mit seinem Raumschiff an die Verfolgung, um Dorothy aus den Händen des Schurken zu befreien und den Verbrecher dingfest zu machen. Das Unternehmen gelingt, aber durch den Schwung der Anziehungskraft der schwarzen Sonne wird die SKYLARK in eine unbekannte Gegend in der Galaxis geschleudert, und die Raumfahrer landen auf einigen Planeten. Im Grünen System unterstützen sie die einheimischen Kordalier in einem Bürgerkrieg gegen die Mardonalier. Die Kordalier bauen für die Erdmenschen eine neue SKYLARK, welche eine Panzerung aus Arenak hat, einem Metall, das fünfhundertmal so widerstandsfähig ist wie der härteste irdische Stahl. Mit diesem Raumschiff werfen Seaton und seine Freunde die Invasoren zurück. DuQuesne hat bis jetzt stillgehalten, aber nach der Rückkehr zur Erde entwischt Seatons Kontrahent und kann weiter seine üblen Ränke spinnen.

Heyne Science Fiction ClassicsDer zweite Band der Serie, Die Skylark und die Schlacht von Osnome, führt die Weltraumfahrer nochmals ins Grüne System, das sie bereits im ersten Abenteuer erreicht hatten. Über dem Planeten Osnome stoßen sie auf die Fenachroner, eine grausame Spezies, die plant, die gesamte Galaxis zu erobern. Um sie besiegen zu können, beenden Seaten und sein Freund Mart Crane zuerst den Bürgerkrieg. Dann suchen sie nach alten Rassen, deren Technologie sie zur Bekämpfung des Feindes nutzen können. Auf dem Planeten Dasor begegnen sie Wasserbewohnern, denen sie helfen, ihr Energieproblem zu lösen. Auf ihrer weiteren Suche können sie auch den Norlaminern helfen, die ihnen als Gegenleistung ihr Wissen im Bereich der Strahlentechnik zur Verfügung stellen. Sie bauen ein neues Raumschiff, die SKYLARK III, das aus reinem Neutronium besteht, drei Kilometer lang ist und im dem das Vorgängerschiff als Beiboot Platz hat. Mit den neuen Strahlenwaffen pusten Seaton und seine Freunde die Invasionsflotte der Fenachroner aus dem Universum.

Heyne Science Fiction ClassicsIn einer weiteren Reise stößt die Besatzung der SKYLARK OF VALERON, dem wiederum neu erbauten Nachfolgemodell, in den Leerraum zwischen den Milchstraßen vor. Dort treffen die Menschen auf einen seltsamen Planeten, der sonnenlos seine Bahn durch das All zieht. Es kommt zur Begegnung Die Skylark und die Sternenwanderer, denn diese Welt ist von einer uralten Rasse hochentwickelter Geistwesen bewohnt, die mit ihrem Planeten als Raumschiff das Universum auf der Suche nach weiterem Wissen durchstreifen. Es kommt zur Konfrontation mit den Erdmenschen. Die SKYLARK OF VALERON hat bereits unglaubliche 1000 km Durchmesser. Dieses Raumschiff ist mit den denkbar stärksten Antrieben und den mächtigsten Strahlenwaffen bestückt, die intelligente Wesen je erdacht zu haben. Diese sind auch notwendig, denn es gilt, in den Tiefen des intergalaktischen Raumes eine Rasse von hochintelligenten amöbenartigen Lebewesen, die jede Gestalt annehmen können und alles Leben vernichten, wo immer sie darauf stoßen, in ihre wohlverdienten Schranken zu weisen. Der Gegenspieler Seatons, der Oberschurke Marc DuQuesne, taucht wie in allen anderen Bänden auf und macht allerhand Schwierigkeiten. Im dritten Band entmaterialisiert Seaton den Körper seines Rivalen und schickt ihn als Geistwesen auf eine vermeintliche Reise ohne Wiederkehr in die Ewigkeit hinaus.

Heyne Science Fiction ClassicsZum Showdown im letzten Band Die Skylark und der Kampf um die Galaxis gelingt es DuQuesne aber, aus der Verbannung zurückzukehren und wieder kräftig mitzumischen, bevor er nach Zerstörung einer ganzen Galaxis aus der heimatlichen Milchstraße auswandert, um in der Ferne eine eigene Dynastie zu gründen.

Abgesehen von der Lensmen- und der Skylark-Serie sind aus Smiths Werk in Deutschland nur zwei weitere Romane erschienen. Die Ersten der Galaxis (The Galaxy Primes) kam in der Heyne-SF-Taschenbuchreihe 1969 etwa zur gleichen Zeit wie die Lensmen heraus. Der Roman handelt von der ersten Sternexpedition der Menschheit, bei der zwei mit überragenden wissenschaftlichen Kenntnissen ausgestattete und mit PSI-Kräften begabte Paare die Nachbarzivilisationen in der Milchstraße aufsuchen und mit den dortigen „Ersten“ eine galaktische Organisation gründen. Für Nachpubertäre ist dieses Wunscherfüllungs-Machtspielchen komplett ungenießbar.

Spacehounds of the IPC, auf Deutsch zweimal als Terra Nova-Heft Die interplanetarische Gesellschaft und später als Bastei-Taschenbuch Die Jagdhunde der IPC erschienen, ist ein typisches Garn aus der „Super-Science-Zeit“ Anfang der dreißiger Jahre. Ein Raumschiff, das von der Erde zum Mars unterwegs ist, wird von einer aggressiven Spezies vom Jupiter angegriffen und in Teile auseinandergeschnitten, die Überlebenden in den Wrackteilen entführt. Ein überlebender Wissenschaftler entkommt zusammen mit einer jungen Frau, in die er sich prompt verliebt. mit einer kleinen Kapsel. Die beiden schaffen es, von einem Jupitermond aus in wenigen Monaten ein funktionsfähriges Raumschiff zu bauen, sich mit ebenfalls von den bösen Hexanern bedrohten einheimischen menschlichen Intelligenzen zu verbünden und die Freunde auf der Erde anzufunken. Diese kommen umgehend zu Hilfte und blasen mit den von ihnen gewonnen Erkenntnissen über die Angreifer, aufgrund derer sie binnen kurzer Zeit Superwaffen bauen können, die Aggressoren in die Luft bzw. ins Vakuum. Das wiederhergestellte Raumschiff ARCTURUS kommt schließlich mit 446 Tagen Verspätung auf dem Mars an.

Die beiden weiteren Serien um den Weltraumzirkus der Familie d'Alembert sowie über Lord Tedric, die Smith angeblich mit den Co-Autoren Stephen Goldin und Gordon Eklund verfasste, kann man getrost vergessen, denn hier wurde (sein damals noch) verkaufsträchtiger Name nur als Vehikel benutzt. Die Romane stammten allein von den beiden Co-Autoren. Von Smith selbst gab es nur einen minimalen Serienhintergrund durch ein paar Kurzgeschichten über die Familie d'Alembert und Tedric.

Aus Sicht eines heutigen Lesers wirken die Lensmen mit ihrer Technikgigantomanie und Schwarzweißcharakterisierung der Personen zwar antiquiert, aber setzt man die genrehistorische Brille auf, so haben sie zweifelsfrei ihren Platz im SF-Himmel als Meilenstein in der Entwicklung der Space Opera gefunden. Die Aufnahme der Serie in die Heyne Science Fiction Classics ist daher logisch und berechtigt. Schwer zu schlucken sind allerdings die infantil wirkenden Dialoge, ein Charakteristikum, das sich durch Smiths ganzes Werk zieht:

Aber stur, eine breite Bahn der Vernichtung hinter sich lassend, kämpften sich Kinnison und vanBuskirk voran.

„Ist das ein Riesenspaß!“ schimpfte der Sergeant und durchtrennte mit einem gewaltigen Axthieb den Ast eines Baumes. „Aber wir sind ja auch kein schlechtes Team, Boß – Köpfchen und Muskeln gehören zusammen – wie?“

„Hmm“, sagte Kinnison und schwang seine Waffe. „Wie Krieg und Frieden, Mord und Totschlag, Eier und Bratkartoffeln.“

(Zitiert aus: E. E. Smith: Galaktische Patrouille. München 1969, Heyne SF 3708/09, S. 64)

Für Werke wie die von Smith ist vielleicht die Bezeichnung „Klassiker der Pulp-SF“ treffend. Dabei steht die Lensmen-Serie weit über der Skylark-Serie, weil hier der Weltentwurf wesentlich großzügiger konzipiert ist. Die Skylark-Serie schildert im wesentlichen nur die Abenteuer eines Wissenschaftlers mit seinem Raumschiff und den auf die Dauer nur Langeweile erzeugenden Kampf gegen einen schurkischen Konkurrenten. Außerdem strotzen die Romane nur so von seitenweisen pseudowissenschaftlichen Erklärungen, die einem die Füße einschlafen lassen – ein typischen Kennzeichen der SF aus der Gernsback-Ära:

„Alle normalen Vibrationen – alle molekularen und materiellen Wellen wie Licht, Hitze, Elektrizität, Funkwellen und dergleichen – werden umfassend Wellen der ersten Ordnung genannt, um sie von den Wellen der zweiten Ordnung zu unterscheiden, die von Partikeln zweiter Ordnung ausgstrahlt werden. Bei Ihnen sind diese Partikel als Protonen und Elektronen bekannt und bilden Atome. Ihr Wissenschaftler Millikan entdeckte entdeckte diese Strahlen, und in Ihrer Sprache heißen sie Millikanstrahlen oder kosmische Strahlen.

Als einige Zeit später Subelektronen der ersten und zweiten Ordnung gefunden worden, nannte man die Energien, die bei der Verbindung oder Trennung dieser Partikel auftraten, Strahlen der dritten und vierten Ordnung. Diese Strahlen sind am interessantesten und nützlichsten; ja sie erledigen hier unsere sämtlichen mechanischen Arbeiten. Als Gruppe werden sie Protoelektrizität genannt und stehen im selben Verhältnis zur Elektrizität wie die Elektrizität zur Drehkraft – beides sind reine Energieformen, die ineinander umwandelbar sind. Doch im Gegensatz zur Elektrizität kann die Protoelektrizität durch Kraftfelder in viele verschiedene Formen gebracht werden – etwa dem Verfahren vergleichbar, durch das in einem Prisma weißes Licht in Farben zerlegt wird – oder noch besser: so wie Wechselstrom durch Motor und Generator in Gleichstrom umgewandelt wird. [...]

(Zitiert aus: E. E. Smith: Die Skylark und die Schlacht von Osnome. München 1977, Heyne SF 3491, S. 133)

Ein Leser meiner Kolumne hat dankenswerterweise die heutige Lesbarkeit als Kriterium für die Berechtigung der Aufnahme von Werken in die Klassikerliste in die Debatte eingeworfen. Obwohl ich dieses Argument sehr schätze, tu ich mich damit schwer. Denn jedes Werk und jeder Autor sind Kinder seiner Zeit. Geschmäcker ändern sich, Prioritäten werden anders gesetzt. Sind die Klassiker der deutschen Literatur Goethe und Schiller heute – über einen eng gefassten akademischen Zirkel von Germanisten und Theaterwissenschaftlern hinaus – für ein einigermaßen breites Publikum heute noch freiwillig lesbar oder nur von Deutschprofessoren in den Gymnasien getrieben? Damit will ich natürlich nicht einen Autor von trivialer Unterhaltungsliteratur wie Smith mit den Heroen der deutschen Sprache gleichsetzen (Heinrich, mir graut vor dir!), sondern nur die Problematik verdeutlichen. Ich darf aber auf jeden Fall die Anregung zum Anlass nehmen, bei den in der weiteren Artikelserie vorzustellenden Werken immer eine Notiz zur heutigen Lesbarkeit zu machen.

Falls Ihnen der Text dieses Artikels zumindestens zum Teil bekannt vorkommt, ist das kein Wunder. In meiner Artikelserie über Flottenkadetten, Flaggschiffe und Flops, in welcher ich zwischen Herbst 2016 und Frühjahr 2017 die Klein- und Miniserien in den Utopia- und Terra-Heften vorgestellt habe, wurde E. E. Smith mit der Lensmen- und der Skylark-Serie erstmals präsentiert. Auch wenn dieses Mal die Betrachtungsweise von einer anderen Seite kommt, bleibt der Inhalt der Bücher doch derselbe. Im weiteren Verlauf dieser Artikelserie werden wir noch ähnliche Begegnungen mit John W. Campbell jr., Edmond Hamilton, L. Sprague de Camp und Gordon R. Dickson haben.

Titelliste von E. E. Smith

Anmerkung:
Es werden die Ausgaben in den Heyne Science Fiction Classics, weitere Ausgaben im Heyne-Verlag sowie die Erstausgaben der Werke angeführt.

Lensmen-Zyklus

1969

3704 Die Planetenbasis (Ü.: Thomas Schlück)
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1985, HSF 4185
Originalausgabe: Triplanetary, 1934/1948 (Magazin-/Buchausgabe)
deutsche Erstausgabe: Balve 1960, Balowa (Ü.: Botho Rainer Doddenhof)

3705 Die ersten Lensmen (Ü.: Thomas Schlück)
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1985, HSF 4186
Originalausgabe: First Lensmen, 1950)
deutsche Erstausgabe: Balve 1961, Balowa (Ü.: Botho Rainer Doddenhof)

3708/09 Galaktische Patrouille (Ü.: Thomas Schlück)
Nachdruck als 3708
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1985, HSF 4187
Originalausgabe: Galactic Patrol, 1937/1950 (Magazin-/Buchausgabe)
deutsche Erstausgabe: Balve 1961, Balowa (Ü.: Botho Rainer Doddenhof)

3710/11 Die grauen Herrscher (Ü.: Thomas Schlück)
Nachdruck als 3710
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1985, HSF 4188
Originalausgabe: Gray Lensmen, 1939/1951 (Magazin-/Buchausgabe)
deutsche Erstausgabe: Balve 1961, Balowa (Ü.: Botho Rainer Doddenhof)

3713/14 Das zweite Imperium (Ü.: Thomas Schlück)
Nachdruck als 3713
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1985, HSF 4189
Originalausgabe: Second Stage Lensmen, 1941/1953 (Magazin-/Buchausgabe)
deutsche Erstausgabe: Balve 1961, Balowa (Ü.: Botho Rainer Doddenhof)

3716/17 Das Erbe der Lens (Ü.: Thomas Schlück)
Nachdruck als 3716
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1985, HSF 4190
(Children of the Lens, 1947/54 (Magazin-/Buchausgabe)
deutsche Erstausgabe: Balve 1961, Balowa (Ü.: Botho Rainer Doddenhof)

1977

3717 Wächter des Mahlstroms (Ü.: Thomas Schlück)
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1985, HSF 4233
Originalausgaben: The Vortex Blaster, 1941/1960 (Magazin-/Buchausgabe), auch als: Master of the Vortex, 1968
deutsche Erstausgabe als: Der Wirbeltöter, München 1969, Terra Nova 68/69 (Ü.: Birgit Reß-Bohusch)


Skylark-Zyklus

1976

3479 Die Abenteuer der Skylark (Ü.: Thomas Schlück)
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1991, HSF 4777
Originalausgabe: The Skylark of Space, 1928
deutsche Erstausgabe als: Geheimformel QX 47 R, Hamburg 1958, Semrau, Heftreihe Der Weltraumfahrer 1 (Ü.: H. G. Zimmerhäckel)

3491 Die Skylark und die Schlacht um Osnome (Ü.: Thomas Schlück)
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1991, HSF 4778
Originalausgabe: Skylark Three, 1930
deutsche Erstausgabe als: Aus den Tiefen des Alls, Balve 1962, Balowa (Ü.: Heinrich R. Arenz)

3503 Die Skylark und die Sternenwanderer (Ü.: Thomas Schlück)
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1991, HSF 4779
Originalausgabe: Skylark of Valeron, 1934
deutsche Erstausgabe als: Im Jenseits verschollen, München 1964, Terra Heft 338/39 (Ü.: Walter Ernsting)

3515 Die Skylark und der Kampf um die Galaxis (Ü.: Thomas Schlück)
Neuausgabe mit veränderter Aufmachung: 1991, HSF 4780
Originalausgabe: Skylark DuQuesne, 1966

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2020-03-19 13:11
Wie immer ein schöner Artikel!

Ich würde noch weiter gehen und statt Meilensteine Fundament sagen.

Smith hat mit Lensmen und Skylark die Formel für jede spätere Space Opera entwickelt. Jedes größere Werk auf diesem Sektor, der letztlich auch noch fast 90 Jahren funktioniert, heute mehr auf dem Bildschirm als im Buch, lässt sich auf Smith und seine Ideen zurückführen. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Dialoge und die Figurenklischees auch schon zur Entstehungszeit nicht besser als ein Kinofilm a la Im Zeichen des Zorro waren.

Die Liste ist endlos. Stan Lees Fantastic Four und ihre Personendynamik ist nichts anderes als die Skylark, der ewige (und schnell öde) Kampf Seaton und DuQuesne sind Richards und Dr. Doom. Von Perry Rhodan und seinem Erbe der Lens will ich eigentlich gar nicht erst anfangen. 8) Ich habe letztens noch mal das Original von Triplanetary angelesen und hatte das ständige Deja Vu, eine Zusammenfassung von Irgendwas in der Perrypedia zu lesen.

Insofern finde ich die Frage der Lesbarkeit bei Smith weniger relevant als bei anderen Klassikern. Klar ist vieles doof bis lächerlich, und seine kernigen Helden wirken meistens nur noch albern. Aber sie sind nun mal von einem Mann in damals recht fortgerücktem Alter geschrieben worden, dessen Sicht nicht durch 70 Jahre permanenten Fortschritt und Wandel geprägt war. Das hat aber keinen Einfluss auf seine wüste Ideenflut. Wo Captain Future noch im Sonnensystem rumgurkte, ging es bei ihm schon um andere Universen und Galaxien.
#2 Heiko Langhans 2020-03-19 14:15
Doc Smith wird gewiss am häufigsten als Urvater der Space Opera heranmgezogen und mag der "erfolgreichste" gewesen sein. Andererseits waren die Beiträge von Edmond Hamilton (der mehr konnte und machte als nur Captain Future) und dem massiv unterschätzten Jack Williamson (der langsamer, aber auch intensiver an seinen Texten arbeitete als Hamilton) für dieses Sub-Genre wenigstens genauso wichtig.

Smith hat viele überschattet, aber nie etwas anderes geschrieben. Die eine Formel wurde ausgereizt, und die Nachkömmlinge konnten nur noch wiederholen.
#3 Andreas Decker 2020-03-19 16:56
zitiere Heiko Langhans:
Beiträge von Edmond Hamilton (der mehr konnte und machte als nur Captain Future) und dem massiv unterschätzten Jack Williamson (der langsamer, aber auch intensiver an seinen Texten arbeitete als Hamilton) für dieses Sub-Genre wenigstens genauso wichtig.

Smith hat viele überschattet, aber nie etwas anderes geschrieben. Die eine Formel wurde ausgereizt, und die Nachkömmlinge konnten nur noch wiederholen.


Stimmt, das mit Future war unfair ;-) Hamilton hat bedeutend mehr erreicht.

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