Heyne Science Fiction Classics 5 - Ray Cummings
Die Heyne Science Fiction Classics
Folge 5: Ray Cummings
SF-Pionier der amerikanischen Pulp-Magazine
Die ersten drei Autoren, welche in den Heyne Science Fiction Classics vorgestellt wurden, waren zweifellos aus unterschiedlichen Gründen als Schwergewichte der Science Fiction-Literatur zu bezeichnen. Wie sieht es nun mit dem heute vorgestellten Ray Cummings aus?
Raymond King Cummings (1887 – 1957) war ein amerikanischer Autor, welcher bereits 1919 debütierte. Seine erste Erzählung, The Girl in the Golden Atom, kam im März 1919 in All-Story Weekly bei Frank R. Munsey heraus. Dieses Magazin, welches 1920 mit Argosy fusionierte und dann lange unter dem Titel Argosy All-Story Weekly firmierte, brachte Unterhaltungsliteratur unterschiedlicher Genres, darunter auch eine respektable Menge an SF und Fantasy, noch bevor auf diese verwandten Genres spezialisierte Magazine wie Amazing, Astounding oder Weird Tales auf den Markt kamen. Beispielsweise sind unter den Autoren, die für dieses Magazin schrieben, auch bekannte Namen wie Edgar Rice Burroughs und Abraham Merritt zu finden. Ab 1929 wurde dann wieder als alleiniger Name Argosy verwendet, unter dem das Magzin bis zur Einstellung 1979 erschien. Spätere Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
Cummings blieb bis zu seinem Lebensende aktiv und lieferte um die 750 Beiträge für diverse Magazine ab, viele davon in Fortsetzungen. Neben Science Fiction schrieb er auch Detektivgeschichten. Seltsamerweise blieb seine erste Geschichte, welche eine Reise in den Mikrokosmos schildert, seine bekannteste, und seltsamerweise wurde diese Geschichte noch nie in einer deutschen Übersetzung präsentiert. Möglicherweise ist die Tatsache, dass Cummings also einer der frühesten Autoren war, die in Pulpmagazinen Science Fiction oder was er dafür hielt veröffentlichten, dafür verantwortlich, dass von ihm zwei Werke für die Heyne Science Fiction Classics ausgewählt wurden. Wenn du schon nichts Gutes findest, dann nimm wenigstens etwas Altes. In Deutschland wurde er zuerst 1959 mit zwei Romanen in der kurzlebigen Großband-Heftreihe Der Weltraumfahrer im Semrau-Verlag vorgestellt. Im Banne des Meteors (The Man on the Meteor) und Merkur in Flammen (The Fire People) waren die beiden Titel. Dann kam mit Banditen vom Mond (Brigands of the Moon) ein Roman als Utopia Großband, welcher bald darauf unter dem Titel Raub auf Sternenstraßen eine Leihbuchausgabe erhielt. In den späten Siebzigern wurde dieser Roman auch als Utopia Classics-Taschenbuch nachgedruckt. Weiters gab es mit Schatten der Zukunft (The Shadow Girl) und Der rote Wahnsinn (A Brand New World) zwei Kurzromane im Utopia Zukunftsroman.
Nachdem auch die Utopia Classics die „Classics“ im Titel führten, sei auch eine Bemerkung dazu erlaubt, um diese Reihe richtig gegenüber den Heyne Science Fiction Classics zu positionieren. Sie erschien ab Februar 1979 vierwöchentlich bzw. monatlich und wurde wie die meisten anderen Pabel-Moewig-SF-Heft- und Taschenbuchreihen außerhalb des Perry Rhodan-Universums 1986 eingestellt. Der letzte veröffentlichte Band war die Nr. 87 im März dieses Jahres. Das Konzept der Utopia Classics war ähnlich wie bei der Heftreihe Terra Extra aus den sechziger Jahren. Die präsentierten Titel waren größtenteils Nachdrucke bzw. Neuübersetzungen. Allerdings gab es auch einige Erstveröffentlichungen, darunter etliche Komplettierungen von bereits vorher entweder in unterschiedlichen Reihen oder nur teilweise auf Deutsch veröffentlichten Kurzserien, wie beispielsweise der Jim Eden- und der Starchild-Trilogie von Frederik Pohl und Jack Williamson oder der Parazeit-Geschichten von H. Beam Piper. Der meisten der wiederveröffentlichten Titel waren früher in den Terra- und Utopia-Heftreihen oder in den Terra-Taschenbüchern herausgekommen. Neben den bereits erwähnten internationalen Autoren waren weitere prominente Namen wie beispielsweise Brian W. Aldiss, Isaac Asimov mit mehreren Kurzgeschichtensammlungen, Edmond Hamilton, Robert Silverberg, Jack Vance und A. E. van Vogt vertreten. Die deutschen Autoren wurden größtenteils von den Mitgliedern des Perry Rhodan-Teams der sechziger und siebziger Jahre gestellt, mit Ausnahme von K. H. Scheer, der mit den Utopia Bestsellern eine eigene Reihe seiner serienunabhängigen Werke hatte. Dazu kamen noch auch vier Titel des NASA-Experten Jesco von Puttkamer, welche dieser noch zu seiner Zeit als Student in Deutschland verfasst hatte, bevor er nach Amerika ging. Der Reihenname Utopia Classics muss als reiner Marketinggag verstanden werden, denn die meisten Titel sind eher als gefälliges Lesefutter zu sehen. Eine Neuauflage macht ein Werk noch lange nicht zum Klassiker. Trotzdem sind in der Reihe durchaus einige interessante Werke erschienen. Klassikerverdächtig sind für mich noch am ehesten der Planet der Affen-Vorläufer Die neuen Herrscher von L. Sprague de Camp, der Episodenroman Das Ende aller Tage von Brian W. Aldiss, der eine Prise Olaf Stapledon geschnupft hat, sowie einige Erzählungen aus den Kurzgeschichtenbänden von Isaac Asimov.
Als erster der beiden Titel von Cummings in den Heyne Science Fiction Classics erschien Eroberer der Unendlichkeit (Explorers into Infinity). Die Geschichte hatte ihre Erstveröffentlichung in Weird Tales 1927. Dort passte diese Pseudo-SF noch am ehesten hin. Unvorstellbar, dass dieses Machwerk im technisch orientierten Astounding Stories unter der Herausgeberschaft von John W. Campbell jr. eine Chance gehabt hätte. Die Idee hinter der Erzählung weist Verwandtschaft mit The Girl in the Golden Atom auf, jedoch geht es hier nicht in den Mikrokosmos, sondern in den Makrokosmos. Die Übersetzung des Titels ins Deutsche ist bereits eine großspurige Übertreibung, denn es ist schon ein gravierender Unterschied, ob Forscher in die Unendlichkeit reisen oder sie erobern. Das Myrdoskop, die Erfindung des amerikanischen Wissenschaftlers Dr. Gryce, leitet eine neue Ära der astronomischen Forschung ein. Mit Hilfe des dieses revolutionierenden Geräts gelingt es, ein Universum zu beobachten, das unserem in der Größe übergeordnet ist.
„Ich will, daß Sie mich verstehen, Frank, und deshalb müssen wir uns zuerst einmal mit der Theorie befassen. Was wir tun wollen, greift in den Aufbau unseres gesamten Universums ein. Sie wissen natürlich, daß man bisher die Materie noch unbegrenzt teilen kann?"
„Sie meinen, die Partikel können unendlich klein sein?“
„Es gibt keine Grenze für die Kleinheit“, warf Brett ein. Atom, Elektron – das sind nur Worte. In ihnen könnte sich ein All mit Sternen, Planeten, Sonnen – eigene Welten befinden. Stell dir das vor, Frank. Und stell dir auf einer dieser Welten Bewohner vor, deren Größe der ihres Universums proportional ist. Was würden sie vom Universum sehen, fühlen oder denken? Hätten sie nicht den gleichen Begriff davon wie wir von unserem All? Stell dir vor, sie hätten starke Mikroskope, mit denen sie die Materie betrachten können, aus der ihre Welt besteht. Sie würden Moleküle und Atome erkennen - sie würden in einen unendlichen Raum sehen. Ein Reich in ihrem eigenen. Und in diesem wieder eines - und so geht es in Unendlichkeit fort. Jedes dieser Reiche ist winzig – oder riesig, ganz wie man es betrachtet. Etwas wie absolute Größe gibt es nicht.“ […}
„Angenommen wir behaupten, das Sternenreich, soweit wir es erfassen können, befände sich innerhalb des Atoms eines Materieteilchens, das zu einer vergleichsweise viel größeren Welt gehört? Sofort würden wir und unsere Welt zusammenschrumpfen. Wo wir vor einem Moment noch riesig waren, sind wir nun winzig. Doch wenn wir in dieser gigantischen Welt leben könnten, die unser Universum beinhaltet, und wenn wir Teleskope hätten, die stark genug sind, dann würden wir in ein noch größeres All schauen. Wir würden uns wie Zwerge fühlen – und wir wären auch Zwerge im Vergleich mit dieser Unendlichkeit."
(Zitiert aus: Ray Cummings: Eroberer der Unendlichkeit. München 1969 Heyne SF 3712)
Der Blick durch das Gerät zeigt eine seltsame Landschaft, in dem sich ein Mädchen befindet, dem sich wie in einer Superzeitlupe ein Riese und winzigkleine Zwerge nähern, was den Eindruck macht, als würden sie Böses wollen. Bei einer späteren Beobachtung sehen die Forscher, dass sich die Szene fast unmerklich weiterbewegt hat. Der andere Zeitablauf bedeutet für die Beobachter die Erkenntnis, dass dort nicht nur der Raum eine andere Ausdehnung, sondern die Zeit auch einen anderen Ablauf hat. Ein Jahr in der Erdenwelt ist dort weniger als eine Sekunde. Dr. Gryce hat einen Transporter konstruiert, mit dem die ferne Welt erreicht werden kann. Brett und Martt, die Söhne des alten Wissenschaftlers, starten hinaus in die Unendlichkeit. Nach sechzehn Tagen kehren sie zurück. Sie berichten, dass sie ihr Ziel erreichen und die Angreifer vertreiben konnten. Brett verliebte sich dabei gleich in das Mädchen Leela. Dieses erzählte, dass ihr Volk unter ständiger Bedrohung der Riesen lebt. Nach der erfolgreichen Rückkehr zur Erde startet Brett nochmals in den übergeordneten Kosmos, um Leela und ihrem Volk zu helfen, dieses Mal aber allein. Vier Jahre vergehen ohne eine Nachricht von ihm. Der alte Gryce liegt im Sterben. Sein letzter Wunsch ist es Brett heimzuholen. Nach dem Tod des Vaters starten Martt, sine Schwester Frannie und Frank, ein Freund der Familie und gleichzeitig der Erzähler der Geschichte, mit dem zweiten Transporter, um die Suche aufzunehmen. Sie finden ebenfalls Leelas Welt und kommen gerade rechtzeitig, denn Brett und Leela stehen kurz vor ihrer Hochzeitsfeier. Da aber kommt der Überfall der Riesen, die selbst in einem lebensfeindlichen Land leben müssen und zu wenige Frauen haben, dafür aber hässliche. Deswegen entführen sie die jungen Frauen aus Leelas Volk. Auch Leela und Frannie werden geraubt. Die Erdmenschen machen sich an die Verfolgung. Der Kampf gegen die Riesen ist extrem gefährlich, weil diese Pillen haben, mit denen sie ihre Größe beliebig nach oben oder verändern können. Trotzdem werden die Angreifer besiegt, denn Brett kann sich einen Vorrat dieser Pillen beschaffen. Der Anführer der Riesen landet in einem Höllenschlund. Leela und ihre Schwester Zeela fliegen mit den Erdmenschen zur Erde, wo es drei Hochzeiten geben wird, denn nicht nur die beiden Schwestern sind mittlerweile mit den Brüdern zusammen, sondern auch Frannie und Frank sind ein Paar. Das Meisterwerk erlebte eine deutsche Neuauflage in der Reihe Terra Taschenbuch.
Um die Handlung von Besucher aus dem Jahre X (The Exile of Time) richtig einordnen können, muss man wissen, dass er etwa um 1930 geschrieben wurde und erstmals 1931 erschien. Im New York des Jahres 1935 befinden sich zwei junge Männer, George Rankin und Larry Gregory, auf dem Nachhauseweg, als sie Hilferufe hören. Die beiden befreien eine junge Frau aus dem Kellerabteil eines Hauses. Sie ist altmodisch angezogen, spricht mit seltsamem Akzent und wirkt verwirrt. George und Larry bringen das Mädchen zu einem befreundeten Psychiater. Dr. Alten versichert nach seiner Untersuchung, dass Mary Atwood vollkommen normal ist, obwohl sie eine phantastische Geschichte erzählt. Sie behauptet, aus dem Jahre 1777 zu stammen und von einem Mann aus Metall in einem Käfig entführt worden zu sein. Er handelte im Auftrag eines Mannes mit Namen Tugh, der sich für Mary interessierte, von ihr zurückgewiesen wurde und drohte, sich an ihr zu rächen. Dr. Alten kennt auch eine Geschichte über einen gewissen Tugh, der vor drei Jahren in medizinischen Blättern inserierte und Chirurgen eine Menge Geld dafür anbot, seinen missgestalteten Körper zu heilen. Nach einer Auseinandersetzung mit einer Frau und richterlicher Einvernahme stieß er wüste Drohungen gegen die Behörden und Stadt New York aus. Einige Tage später brachte er die Frau um und ist seither spurlos verschwunden. Handelt es sich um den gleichen Tugh, denn auch der des Jahres 1777 war missgestaltet? Lebt er in zwei Zeitaltern?
Die Gruppe sucht Tughs Haus auf, um mögliche Informationen zu bekommen. Da materialisiert im Hinterhof ein Käfig, aus dem ein drei Meter hoher Roboter heraustritt. Im Kampf lähmt das Metallmonster George mit einem paralysierenden roten Licht und entführt ihn und Mary durch die Zeiten. Larry und Dr. Alten sind zurückgeblieben. Da materialisiert ein zweiterer, kleinerer Zeittransporter. Zwei Menschen treten aus ihm heraus. Harl und Tina kommen aus dem New York 2930. Sie sind Wissenschaftler und berichten, dass unter Leitung des Forschers Tugh die Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, entdeckt worden ist. Ist Tugh also in einem weiteren Zeitalter tätig? In dieser Welt wird der Großteil der Arbeit von Robotern erledigt. Allerdings ist die Lage gespannt, denn die Roboter drohen zu rebellieren, und Tugh steht im Verdacht, sie angestiftet zu haben. Die Menschen des Jahres 1935 und die aus 2930 verbünden sich, um die Gefangenen zu befreien und reisen quer durch die Zeiten. Der wahnsinnige Tugh, der mit seinen geistigen Kräften die Roboter beeinflusst, holt eine Armee der Metallmänner aus der Zukunft und lässt sie im Jahr 1935 New York zerstören. Damit macht er seine Drohungen wahr, die er vor drei Jahren ausgestoßen hatte. Auch im Jahr 2930 lässt er die Roboter einen Aufstand beginnen, der aber zurückgeschlagen wird. Die Verfolgungsjagd kulminiert in der finalen Auseinandersetzung mit Tugh am Ende der Zeiten, eine Milliarde Jahre in der Zukunft. Als die siegreichen Verfolger an den Leichnam des getöteten Verbrechers treten, offenbart sich ihnen die Wahrheit: Tugh war selber ein Roboter, ein Über-Roboter aus irgendeiner unbekannten Ära, ein übermechanisierter Eindringling aus unbekannter Zeit. Zum Happy End finden zwei Paare aus unterschiedlichen Zeitaltern zusammen: George und Mary werden ihr Leben gemeinsam im Jahr 1935 fortsetzen, Larry und Tina im Jahr 2930. Aber es wird ein Wiedersehen geben, denn der Zeittransporter kann die Freunde nach Wunsch wieder zusammenbringen.
Der Roman ist zwar um Klassen besser als die unsäglichen Eroberer der Unendlichkeit, aber es ist übertrieben, ihn als Klassiker einzustufen. Die Wendung am Schluss des Romans, in der sich Tugh als Roboter herausstellt, sollte möglicherweise einen Spannungshöhepunkt liefern, verleiht der Motivation des Übeltäters allerdings Unglaubwürdigkeit. Zum Schmunzeln gibt im Vorwort zu Besucher aus dem Jahre X die Bewertung des Autors Anlass, welche sich auch auf der Rückseite des Taschenbuches wiederfindet:
„Seine Werke sind wegen der Natürlichkeit und der glaubhaften Reaktionen von Menschen bemerkenswert, die sich phantastischen Situationen gegenübersehen.“
(Zitiert aus: Robert A. W. Lowndes: Einführung zu: Ray Cummings: Besucher aus dem Jahre X. München 1970, Heyne SF 3174, S. 6)
Anschließend sind noch Kurzinfos zu den weiteren auf Deutsch erschienenen Titeln von Cummings zusammengestellt, welche sich in meiner Sammlung befinden. Auffallend ist, dass es in keinem der Romane ohne eine Liebesgeschichte abgeht. Egal ob die Mädchen von der Erde stammen oder Außerirdische sind, die Reproduktion ist kein Problem, und es finden sich praktisch immer hässliche Schurken, welche die Schönen den Helden entreißen zu versuchen. Alle Romane haben einen Erzähler, der die Geschichte in der Ich-Form berichtet.
Banditen vom Mond (Brigands of the Moon), auch unter dem deutschen Titel Raub auf Sternenstraßen erschienen, ist eine relativ geradlinige Abenteuergeschichte. Das Passagierraumschiff PLANETARA, das auf dem Flug von der Erde zum Mars ist, wird von Piraten gekapert. Das Ziel der Briganten ist es, zum Mond zu fliegen und dort die Niederlassung eines Forschers auszurauben. Dieser hatte vor kurzer Zeit riesige Vorräte des wertvollen Metalls Radioactum entdeckt, das die Wirtschaft des Sonnensystems revolutioniert hat. Die Räuber wollen sich dieses Schatzes bemächtigen. Zwei junge Offiziere des Raumschiffs stemmen sich gegen die Angreifer, unterstützt von der Schwester eines der Piraten, die sich in einen der beiden verliebt hat. Beim Landeanflug zum Mond kommt es zum Kampf, worauf das Raumschiff abstürzt. Die beiden Offiziere schlagen sich zu den Metallschürfern durch. Es kommt zu schweren Kämpfen mit den überlebenden Piraten, welche durch ein zweites Piratenraumschiff Hilfe erhalten. Doch als endlich das zu Hilfe gerufene Polizeiraumschiff von der Erde eintrifft, ist der Kampf bereits vorbei und die Piraten besiegt.
Eine ganz unwahrscheinliche Geschichte wird in Im Banne des Meteors geschildert. Ein Erdmensch, bekleidet mit einem Raumanzug, findet sich ohne Erinnerung auf einem Meteoriten wieder (gemeint ist in Wirklichkeit wohl ein kleiner Mond), welcher den Saturn umkreist. Die kleine Welt mit geringer Schwerkraft bietet eine lebensfreundliche Umgebung. Der Mann findet bald eine junge hübsche Frau mit Namen Nona. Nachdem er sich nicht an seinem Namen erinnert, nennt sie ihn Nemo. Die beiden verlieben sich bald ineinander und werden ein Paar. Sie werden dann von den einheimischen Bewohnern des Satelliten gefangengenommen, welche zwar menschenähnlich sind, aber vier Arme haben. Obwohl die beiden die einzigen Fremdlinge auf dem Satelliten sind, werden sie in die Gemeinschaft der Mariniden aufgenommen und bald Eltern eines kleinen Sohnes. Die Mariniden leben in einer Unterwasserstadt. Durch die geringe Schwerkraft ist es hier möglich, im Wasser zu atmen, was auch Nemo schnell lernt. Der Friede wird aber durch einen eifersüchtigen Einheimischen gestört, der ein Auge auf Nona geworfen hat und seinen Stamm, die Magogen, zum Krieg gegen die Mariniden aufhetzt. Als die Entscheidung fällt und Nemo, der Anführer der Mariniden im Krieg geworden ist, endlich den bösen Og besiegt, fällt der Vorhang. Ein alter Mann, der unter einer Amnesie leidet, wird auf der Straße einer amerikanischen Stadt aufgelesen und in ein Heim gebracht. Er hat zwar die Ereignisse seiner Jugend aufgeschrieben, doch was nach dem Kampf auf dem Meteor war und was in seinem weiteren Leben geschehen ist, daran kann er sich nicht mehr erinnern. Man weiß nur, dass er in seiner Jugend ein wenig bekannter Astronom war. Der Autor bat darum, informiert zu werden, falls von den Lesern jemand eine Erklärung für die offenen Fragen hätte.
Ein kosmischer Wanderer nähert sich dem Sonnensystem. Der Wanderplanet, welcher den Namen Xenophrene erhält, wird von der Gravitation der Sonne eingefangen und nimmt eine Umlaufbahn zwischen Erde und Venus ein. Die Störungen der Gravitation durch Xenophrene wirken sich katastrophal auf die Erde aus. Die Erdachse verschiebt sich in die Ebene der Ekliptik, was eine Klimakatastrophe bewirkt. Die Menschen müssen mit einem halben Jahr strengem Winter und einem halben Jahr unerträglichen Sommer leben. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Peter Vanderstuyft, der Held des Romanes, begegnet dem Mädchen Zetta, das von Xenophrene stammt, und verliebt sich natürlich an sie. Bald folgt Zetta eine Invasionsstreitmacht unter der Leitung des tückischen Graff nach, um die Erde seinem Reich einzuverleiben. Die Invasoren werden vorerst zurückgeschlagen, und Peters Vater, ein Wissenschaftler, rüstet ein Raumschiff aus, um dem Feind auf seinem Heimatplaneten entgegenzutreten. Graff landet mit einer erneuten Streitmacht auf der Erde und richtet furchtbare Verwüstungen an. Er rückt mit einer grausamen Waffe vor. Der rote Wahnsinn soll die Menschen der Erde in die Knie zwingen, wenn sie sich ihm nicht unterwerfen. Doch endlich können die Menschen die rote Strahlung neutralisieren. Der Planet Xenophrene entfernt sich wieder von der Erde und verschwindet im Kosmos. Die Erdachse wird wieder zurückschwingen und die alte Stellung einnehmen. Die Invasionsarmee ist jetzt von ihrer Heimatbasis abgeschnitten und wird ausgeräuchert. Nur eine Frau von Xenophrene bleibt auf der Erde zurück. Es ist Zetta, welche Peters Frau geworden ist.
Als Fazit bleibt zu den vorgestellten Texten zu sagen, dass die Auswahl von Cummings für die Heyne Science Fiction Classics ein kompletter Missgriff war. Der Autor hat zwar eine große Zahl von Beiträgen in der Blütezeit der Pulp-SF abgeliefert, darunter war aber nichts, was aufgrund der ausgefeilten Idee, der spannenden Handlung oder der Qualität seiner Schreibkunst großen Beifall gefunden hätte. Somit ist auch der Untertitel des Artikels geklärt, denn man kann diesen Autor keinesfalls als Klassiker der Pulp-SF bezeichnen (wie es z. B. E. E. Smith war), aber immerhin als Pulp-SF-Pionier. Es ist aber kaum zu glauben, dass Cummings an der Universität Princeton Physik studierte und 1914 bis 1918 als Thomas Alva Edisons persönlicher Assistent arbeitete, wenn man seine Bücher liest. Eroberer der Unendlichkeit dürfte der allerschlechteste Titel sein, der in den Heyne Science Fiction Classics erschienen ist, wenn ich die Titelliste durchsehe. Ich glaube zwar nicht, dass ich dieses Urteil am Ende der Artikelserie revidieren muss, werde aber nach Lesen aller Titel meine vorläufige Bewertung nochmals verifizieren.
Eigenartigerweise haben mir als Heranwachsenden seine und ähnliche Werke recht gut gefallen. Sie hatten für mich nostalgischen Charme, der mich auch mit meinem damaligen Wissen augenzwingernd über physikalischen Nonsens hinwegsehen ließ.
Anmerkung:
Es werden die Ausgaben in den Heyne Science Fiction Classics sowie die Erstausgaben der Werke angeführt.
1970