Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

JOHN SINCLAIR revisited - Wo Atlantis draufsteht...

JOHN SINCLAIR revisitedWo Atlantis draufsteht…

...ist noch lange nicht Atlantis drin.

Der vorliegende Band 1624 ist ein gutes Beispiel dafür, wie einige Ausgaben der Sinclair - Serie dem Leser mit aussagekräftigen, interessant klingenden Titeln den Mund wässrig machen, indem sie eine bestimmte Erwartungshaltung schüren, nämlich eine Story zu einem bestimmten Themenkomplex geliefert zu bekommen, nur um dann zu offenbaren, dass dahinter leider nur heiße Luft steckt.


Ob es sich nun um Atlantis, Aibon oder etwa die Vampir – Welt handelt, am Ende ist der Titel nicht Programm, sondern es wird allenfalls vage bzw. am Rande Bezug auf das entsprechende Thema genommen. Sei es in Form eines Gegners, wie eben der Atlantis – Hexe, einer Nymphe (Aibon) oder des großen Supergegners Dracula II (Vampir – Welt).

Am Ende kann man als Leser froh sein, wenn der besagte Gegner überhaupt auftaucht, aber das was viele sich wünschen oder erhoffen, wenn Begriffe wie „Atlantis“ oder „Aibon“ im Titel enthalten sind, passiert einfach nicht. Da ist dann von Toren die Rede, die sich bald öffnen werden (JS 1626) die aber dann doch verschlossen bleiben, oder es wird kurz in die Vergangenheit umgeblendet, was aber letztlich auch nicht für eine exotische Atmosphäre sorgen kann, wenn es nur zwei Seiten des Romans in Anspruch nimmt.

Man bekommt also im Grunde genommen eine Mogelpackung vorgesetzt und um eine solche handelt es sich dann auch in der ersten Rezension dieser Ausgabe.

Die Atlantis-HexeJOHN SINCLAIR Band 1624 „Die Atlantis - Hexe“
Die Hexe Diondra taucht in London auf und macht der Staatsanwältin Purdy Prentiss das Leben schwer. Schon bald stellt sich heraus dass man sich bereits in der Vergangenheit begegnet ist und zwar in Atlantis. Prentiss wendet sich an John Sinclair und man versucht gemeinsam herauszufinden, welche Pläne die Hexe verfolgt.

Und diese Pläne, um gleich auf den Inhalt einzugehen, bilden dann auch das Hauptspannungsmoment des Romans. Der Leser erfährt tatsächlich erst gegen Ende des Heftes, was Diondra vorhat und auch wenn die Lösung nicht wirklich nachvollziehbar erscheint, so ist die ansonsten wieder mal recht dünne Handlung  zumindest nicht zur Gänze vorhersehbar.

Das was man als Leser allerdings beim Anblick des prächtigen Titelbildes erwartet oder erwarten würde, wenn man es nicht besser wüsste – nämlich einen actiongeladenen Roman der sogar noch das seit jeher beliebte Thema Atlantis behandelt, das wird einem hier leider nicht geboten.

Zwar tauchen am Ende des Romans die beiden berühmten Figuren Myxin und Kara auf, die in der Sinclair – Serie untrennbar mit dem Begriff Atlantis verbunden sind, aber dennoch wird der Themenkomplex bestenfalls angerissen. Die titelgebende Hexe hätte auch aus irgendeiner anderen Dimension oder aus der Hölle stammen können, es hätte für den Roman kaum einen Unterschied gemacht.

Was unterm Strich bleibt ist die übliche Mischung aus gestreckter bzw. kaum vorhandener Handlung, Stilblüten und inhaltlichen Widersprüchen.

Letztere halten sich zwar diesmal in Grenzen, dafür erleben wir den ersten gleich auf Seite 16, wo John bekundet, dass er sich freue, Purdy Prentiss Stimme zu hören, nachdem sie das „Panoptikum des Schreckens“ lebend überstanden hätte. Entweder ist hier nun der Geisterjäger verkalkt oder der Autor wird langsam vergesslich, denn der Fall mit der Vampir – Echse liegt ja nun gerade mal ein paar Wochen zurück, und da sind die beiden sich ja bereits wieder begegnet.

Das mag ärgerlich sein, aber wirklich schlimm wird es erst wieder zur Mitte hin, wo das bis dahin immerhin zufriedenstellende sprachliche und inhaltliche Niveau in bodenlose Tiefen abgleitet.

Da sorgt die Atlantis-Hexe nämlich in einem Gerichtssaal für eine Art Zeitriss, um einen Killer zu befreien, den Prentiss gerade in den Knast bringen möchte.

Natürlich ist sich die gute Frau durchaus bewusst, was da gerade passiert ist, schließlich ist sie der Hexe schon einmal begegnet und hatte zum Zeitpunkt des Phänomens selbst eine Art Flashback, der sie in die Vergangenheit versetzte, dennoch beschuldigt sie den Anwalt des Killers, dass er ihn habe laufen lassen und fragt ihn sogar, ob er ihm zur Flucht verholfen hätte…

Als dann der Richter von dem merkwürdigen Filmriss erzählt, fragt Prentiss ihn allen Ernstes, was sie denn damit zu tun hätte? Spätestens an dieser Stelle möchte man den Roman in die Ecke pfeffern, aber man hält sich zurück, schließlich will man nicht den Showdown verpassen…
Es folgt die unvermeidliche Begegnung mit dem Killer, der – statt zu fliehen - natürlich nichts Besseres vorhat, als Prentiss umzubringen (wobei er ihr noch die Augen ausstechen will, weil sie ihn so angestarrt hat…) und nachdem Sinclair und Suko dies im letzten Moment verhindern können, befinden wir uns auch schon fast am Ende des Romans. Soviel also zur Atlantis – Thematik.

Immerhin erfahren wir dann noch, was Diondra denn nun vorhat. Sie hat Purdy Prentiss, die ja in Atlantis eine Kriegerin war, als ihre Verbündete auserkoren, da sie „gut zu ihr passe“. Hmm, da fragt man sich natürlich, warum sie ihr dann einen gefährlichen Killer auf den Hals hetzt, aber das war, wie sich herausstellt, wohl nur ein Test. Nun ja.

Dass schließlich das „große“ Finale bei den Flammenden Steinen stattfindet und Kara und Myxin mitmischen, mag auf den ersten Blick wie eine positive Wende in dem bis dahin doch eher unspektakulären Geschehen erscheinen. Doch statt eines spannenden Showdowns erleben wir zunächst nur eine wirklich haarsträubende, unfreiwillig komische Szene (John stellt Purdy mit dem goldenen Schwert ein Bein (!), um sie aus der Gefahrenzone rauszuhalten…) bevor der Roman dann im üblichen Hauruckverfahren beendet wird: John stellt sich der Hexe im „Zweikampf“, was soviel heißt, dass er ganz locker hin marschiert und sie mit dem goldenen Schwert mal eben in zwei Hälften teilt. Gegenwehr? Fehlanzeige.

Fazit: Einfach nur grottenschlecht. Zwar ist der Roman zu Beginn noch durchaus lesbar, doch was dann folgt, ist mehr als nur ernüchternd. Dass es hier nicht wirklich um Atlantis geht, ist nur einer von unzähligen negativen Aspekten.

...dann holt dich der TeufelJOHN SINCLAIR Band 1625 - “…dann holt dich der Teufel”
Während einer Zugfahrt wird Bill Conolly von einem rothäutigen Monster mit Teufelsfratze attackiert und entdeckt kurz darauf eine übel zugerichtete Leiche in einem Abteil. Auch Kollege Sinclair wird mittels einer anderen Spur auf den Fall aufmerksam und heftet sich schließlich gemeinsam mit dem Reporter an die Fersen des Killers.

Wie so viele Romane der letzten Wochen beginnt auch dieser recht kurzweilig und ohne größere sprachliche Aussetzer. Das Erzähltempo ist okay, die Handlung wird auf zwei Ebenen zwar nicht übermäßig flott aber doch vergleichsweise zügig vorangebracht.

Leider kann der Autor dieses Niveau nicht sehr lange halten, und so kommt es schon vor der Mitte zu dem ersten und größten Ärgernis dieses Romans: Das einfach nur naive Verhalten der beiden Helden, welche sich anstellen, als hätten sie gerade ihren ersten und nicht den 1600 xten Fall zu bearbeiten.

Das beginnt schon mit dem mangelnden Spürsinn des ach so erfahrenen Reporters Bill Conolly, der nicht den leisesten Verdacht schöpft, als er im Zug - kurz nachdem er von dem Monster niedergeschlagen wurde - auf eine schöne Blondine trifft, die zuerst in Ohnmacht fällt, als sie die Leiche sieht, und anschließend völlig unbekümmert mit ihm plaudert und lacht.

Noch schlimmer: Obwohl Conolly das Monster deutlich gesehen hat, das ihn ins Reich der Träume schickte (statt ihn zu töten, wie die anderen Zeugen natürlich) fragt er sich kurze Zeit später allen Ernstes, wer denn wohl den Mann getötet haben könnte…

Und dieses Brett hat man anscheinend auch dem Kollegen Sinclair vor den Kopf genagelt, denn auf der Suche nach dem Killer zieht sich die Frage, „wer tut sowas“ durch den ganzen restlichen Roman. Auch auf die Idee, dass die Blondine eventuell in der Lage sein könnte, sich in das gesuchte Monster zu transformieren, bzw. der Marylin Monroe - Look nur Tarnung ist, will man trotz zahlreicher Hinweise einfach nicht kommen.

Ganz neu ist hier das Motiv für die Morde (Achtung Ironie): Es sollen Zeugen beseitigt werden! Entweder merkt der Autor es selbst nicht, wie oft er dem Leser das in den letzten zehn Wochen bereits zugemutet hat, oder aber er scheint zu glauben, dass es nicht weiter auffällt (womit er sogar Recht haben könnte). Tatsächlich ist der Gegner in den letzten zehn Heften sage und schreibe 6 mal (!) aktiv geworden, um lästige Mitwisser aus dem Weg zu räumen.  

Dass sich das Monster am Ende als eine „Kreatur der Finsternis“ entpuppt, eine neuere Dämonenspezies innerhalb der Serie, reißt es dann leider auch nicht mehr raus, ebenso wenig wie der „Schlusskampf“ (diesen Begriff müsste man eigentlich aus dem Sinclair – Wortschatz streichen), in dem die Kreatur der Finsternis sich selbst zerfetzt, nachdem das übermächtige Kreuz aufgeleuchtet hat.  Somit muss sich am Ende wieder mal niemand vor dem Essen die Hände waschen, da sie sich niemand wirklich schmutzig gemacht hat.

Fazit: Relativ starker Anfang, dann vermiest einem der völlige Blackout der im Dunkeln tappenden Helden den Rest des Romans, was andernfalls spätestens das Finale besorgt hätte.

"Kleine" Zitate "grosser" Leute
Der kleine Hunger…
„In ihrem Innern kochte es. Sie bewegte ihren Mund, ohne etwas zu kauen.“
(JS 1624 / S. 20)

Nicht wundern…
„Er gab einen Laut ab, der an ein akustisches Staunen erinnerte…“
(JS 1624 / S. 42)

Transforming…
„Diondra war eine Frau. Aber sie wurde zu einem Mann.“
(JS 1624 / S. 63)

Das sprechende Teufels - Tattoo…
„Hallo Mike! Na, siehst du mich?“
(JS 1625 / S. 14)

Nachtfahrt…
„Eine langweilige Gegend, meinen Sie nicht auch?“
„Ja, man sieht nicht viel.“

(JS 1625 / S. 10)

Erkenntnisse eines Reporters
„Ich hatte den Eindruck, Marylin Monroe gegenüber zu stehen. Das ist natürlich Unsinn. Sie ist tot.“
(JS 1625 / S. 37)

Nicht jugendfrei…
„Du bist scharf auf mich, wie?“
„Das kann man wohl sagen. Ich sehe in dir nur die Monroe.“
„Hast du sie schon mal nackt gesehen?“
„Nein, nicht richtig.“
„Dann weißt du ja, was dir bevorsteht.“

(JS 1625 / S. 42)

Kommentare  

#16 Cartwing 2009-10-13 08:30
Interessant. Diese Artikelserie wird dann allerdings beendet sein. Mit Band 1634 ist hier Schluss, dann kommt die Schlussbilanz.
Es sei denn, der eine oder andere ZS - Leser hätte noch nicht genug von meinen Rezis. Dann könnte es sein, dass es noch weitergeht, aber nur sporadisch (und natürlich nach Absegnung durch Harantor :-* )

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.