Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Horrortrip ins Tal der Toten
Der Vampir-Horror-Roman
Horrortrip ins Tal der Toten
Horrortrip ins Tal der Toten
Mein Senf
Irgendwann im November 1974 bei Rolf Kalmuczak (zwei Wochen vor dem Einreichen des Manuskripts zu „Horrortrip ins Tal der Toten“...)
„Hey, was die anderen können, kann ich auch. Ich setz mich jetzt einfach mal hin und schreib so ein Gruselteil für den Bernhardt seine Anthologie-Serie. Kann nicht so schwer sein, ist ja ähnlich wie Krimi. Wo fangen wir an? Klar, ich verwurste meinen letzten Paristrip und die Fahrt zurück über die Alpen einfach zu einer klasse Story. Romeros Zombie-Film fand ich auch nicht schlecht...“ Und schon nahm ein weiterer Roman, den sich Pabel vielleicht hätte sparen können, Fahrt auf. Zumindest landete er nicht auf einer Poleposition.
Halt, Stopp! Hört sich jetzt irgendwie wieder negativ an (geh mal zum Arzt...), dabei waren ja auch eine Menge frischer Ideen dabei. Die Zombies faulten zwar wie üblich vor sich hin, aber sie hatten doch eine gewisse Intelligenz. Sie hatten einen Anführer und benutzten Seile um die Burg zu stürmen. Der Sprachgebrauch war frisch und jugendlich, aber auch sehr der Zeit geschuldet. Ein Fenster in die frühen Siebziger. Und die Charaktere erst. Henry Dayton, der Protagonist und Football spielende Ex-Rugbyprofi (hier wollte sich Kalmu nicht so richtig festlegen) hatte es bei den Frauen echt drauf. Die rothaarige Madeleine war ein williges Opfer, aber selbstbestimmt. Mit dem Rest der sprechenden Truppe (Zondern, der schnöselige Schlossbesitzer usw.) hätte man einen alten Edgar Wallace Film besetzen können, mit Kinski als Zondern.
Irgendwie hatte ich mich auf den Orlik gefreut. Die Romanvorschau hörte sich recht vielversprechend an. Zudem kommt der Roman von einem neuen Autoren mit frischen Ideen, wenn man Glück hat. Herausgekommen ist eine Art barockes James Bond gemischt mit spätem John Sinclair und seichten Anlehnungen an Romeros „Night of the Living Dead“ von 1968. Von der Idee her vielleicht nicht schlecht, aber warum hat Kalumczak sofort nach der Einleitung in Richtung Krimi geschrieben. Die Seiten um dem holländischen Terroristen Zondern waren durchaus nicht langweilig, vielleicht sogar der Clou des Romans, hatten aber mit der eigentlichen Geschichte wenig zu tun. Okay, Kalmu kam vom Krimi und konnte deshalb wahrscheinlich mit Horror nicht allzu viel anfangen. Das hatten wir bei anderen Autoren ja auch schon erlebt. Nichts Neues also, aber wenn er schon ein paar Seiten in diesen fiesen Holländer investiert, kann er ihm am Ende auch eine größere Rolle auf den Leib schreiben. Mit einem Bodycheck hat ihn Henry Dayton einfach aus den Seiten gekickt. Fertig, der Typ lenkt ja nur (gehörig) vom roten Faden ab, hat Kalmu wohl etwas spät festgestellt. Vielleicht nach einem Biss als Anführer der Zombies... aber die hatten ja bereits ein Zentralgehirn: Jonas Korniff. Er befehligte den muffigen Mob mit klugen Anweisungen und verliebte sich in Madeleine. Frankenstein, King-Kong und diverse andere Monster, die unter einseitiger Liebe litten, kommen einem da wieder in Erinnerung.
Was allerdings neu war, ist dieser extreme Kurzsatz-Stil, den Kalmuczak mindestens bis zur Heftmitte über die Seiten gleiten ließ. Mal ein kleines Beispiel:
...Fünfzig Plätze an der langen Tafel, Kaminfeuer. Die Scheite prasselten. Zuckende Schatten liefen über die Decke. Die Gäste tuschelten eifrig. Aber niemand sprach laut. Es gab italienische Fertiggerichte.
Es gibt bestimmt Freunde dieser Art Schreibe und am Anfang des Romans waren diese Sätzchen auch ganz witzig und interessant, aber dann gingen sie einem doch auf die Cojones. Zumindest mir. Ist wohl eine Kunstform, mit kurzen prägnanten Sätzen Spannung aufzubauen. Ähnlich einem minimalistischen Musikstück. Nun, Kalmuczak`s Variante war dann eher ein längeres Triangel-Solo bis sich die Ohrläppchen von alleine hochrollen. Allerdings ist diese Kurzsatz-Schreibe/Telegramm-Stil auch extrem ansteckend. Wenn du verstehst. Kein Überlegen. Kein Ausformulieren. Du sparst Kommas und so. Keine Sau merkt deine Schwächen bei der Zeichensetzung. Freude. Sollte man ausbauen.
Betrachtet man den Roman allerdings ohne die Vorbehalte eines Lesers, der bereits Tonnen trivialer Schreibkunst verkonsumiert hat, war der Verlauf der Geschichte recht flott geschrieben. Flott auch in dem Sinn, dass der Autor sich nicht groß mit Erklärungen – weder vorher noch nachher – aufhielt. Ein mitreisender Arzt gab eine mehr als dürftige Erklärung ab, die aber allgemein (auch vom Autor) akzeptiert wurde. Kosmische Strahlung (uiuiui) muss konzentriert auf den Ort, gelegen in einem Hochtal der Alpen und umgeben von schroffen Bergen, eingewirkt haben. Das hatte was von H.P. Lovecraft, der seine Visionen allerdings gelegentlich über eine halbe Seite ohne Punkt an den Leser brachte. Die höhere Macht, oder was auch immer, ließ Kalmuczak im Dunkeln. Genauso, wie bereits erwähnt, die Nebengeschichte um Zondern. Er war Terrorist, aber für welche Sache stand er? Der Angriff der Untoten war mehr ein leises Klopfen an verschlossene Tore und führte eigentlich zu Nichts. Der Held, Henry Dayton, trat allen chuck-norris like in den Arsch und holte die Touristen aus der Misere – auf Socken, im Winter.
Vielleicht hätte ich mir diesmal eine Nacherklärung gewünscht. Dafür gab es am Schluss ein paar rührende Sätze um den Oberzombie Jonas Korniff, der sich „unsterblich“ (welch Ironie) in die hübsche Madeleine verliebt hatte. Auch hier gewann Chuck Dayton - was ja auf Seite fünf eigentlich schon geklärt war. Das hat der Autor konsequent durchgezogen und mit dem üblichen 70er Jahre-Anschmachteleien ala Heftroman reichlich ausgeschmückt. Funktioniert heute noch nicht mal mehr in der Dorfdisko.
Madeleine: Warum sind sie keine Frau? Dann könnten wir zusammen schlafen, und ich bräuchte mich nicht zu gruseln.“
Henry meinte lächelnd: Zusammen schlafen? Da sehe ich kein Hindernis. Für das Betriebsklima ist das außerdem...“
Wie aufopfernd. Henry denkt nur an das Vorankommen der Firma. Jeder Chef sollte stolz... ne, war aber auch eine Steilvorlage von Madeleine. Zwischenmenschlich war also einiges los. Leider gingen dafür Grusel und Horror völlig unter. War auch wohl nicht beabsichtigt, denn Henry hatte ja alles im Griff. Gähn... Der Autor traute sich nicht an die ganz derben Beschreibungen ala Davenport oder Warren und ließ die Protagonisten, anders als Strassl oder Vlcek, recht simpel wirken. Vielleicht beim nächsten Mal in ca. 25 Nummern. Kalmuczak dürfte das Feetback zu seinen Pabelromanen vielleicht auch egal gewesen sein, denn er hatte seine Talente und sein Betätigungsfeld eh weit gestreut. Richtig geklingelt in der Kasse hat es dann wohl mit der TKKG-Jugendserie in Buchform, Tonträger und schließlich Film. So richtig warm bin ich mit diesen Klugscheißern nie geworden... ähnlich wie mit Micky Maus. Ich hatte es mehr mit Donald – der war näher am Leben. Die Geschmäcker sind halt verschieden.
Was gab es sonst noch?
Thole reißt alles wieder raus und zeigt uns, wie schaurig der Roman hätte sein können. So habe ich Kalmuczak´s Zombie-Truppe jedenfalls nicht gesehen. Es gab mal so ein ähnliches Cover auf einem Horror-Comic von DC/Williams anno 1974 oder so. Das konnte ich mir nur häppchenweise ansehen und habe es unter einem Stapel anderer Comics versteckt. Manche Titelbilder zeigten bei mir damals echt Wirkung. Besonders so angegammelte Typen mit Restleben und trüben Augen. Heute sehe ich ihn jeden Morgen im Spiegel...
Bei VAMPIR INFORMIERT ist heute mal wieder der Leser an der Reihe. Im Zuge der Umfrage, wie die Serie und deren Ableger (Dämonenkiller) denn nun ankommt, gingen die Meinungen einhellig in Richtung „Daumen hoch“. Man lobte die Vielseitigkeit der Serie, wünschte sich aber mehr Romane die in einer anderen Zeit spielen. Warum nicht sofort welche von damals lesen. Gab ja so einige. Birgit K. dagegen blieb lieber in der Gegenwart. Da war die Redaktion fein raus, denn die Geschmäcker sind halt verschieden. Aber bei einer Anthologie-Serie ist die Trefferquote höher und so dürfte im Laufe der fast 100 Romane für jeden geneigten Leser mal was dabei gewesen sein. Klar, am Anfang deiner gruseligen Lese-Karriere findest du fast alles gut, aber man stumpft schnell ab. In Erinnerung bleiben meist nur die richtig Guten – Pabel hat in dieser Hinsicht klasse Arbeit geleistet.
Beim nächsten „Vampire und Dirk“ sind wir zu Gast im „ Hochhaus der Vampire“ von Thomas B. Davies. Keine Seltenheit heute, wenn man sich die Mietpreise anschaut. Wahrscheinlich meint Davies aber gar nicht die Wohnungsgesellschaften, sondern echte (!!!) Blutsauger. Wer den Roman noch nicht hat, ist ja schon etwas her, sollte ihn sich vielleicht bei ebay besorgen - das Teil ist indiziert und steigt bestimmt im Wert. Ich glaube, der Roman ist nicht so halbgar wie seine zwei Vorgänger. Die Spannung steigt...
Kommentare
Wieder ein sehr schöner Beitrag. Leider viel zu selten...
Stimmt, ich muss mich mal wieder öfter blicken lassen... und Danke.
"Was allerdings neu war, ist dieser extreme Kurzsatz-Stil, den Kalmuczak mindestens bis zur Heftmitte über die Seiten gleiten ließ.
Im Grunde kann man so Kurzsätze ab und zu ja mal bringen und tut auch beim lesen nicht wirklich weh. Nur sollte man damit wirklich sparsam umgehen. Ist ja ein Roman und kein Telegramm.
Bei Klugscheißern halte ich mich aber raus, die waren mir schon immer sehr suspekt.
Weiß auch nicht. Irgendwie haben mich die Serien, Buch oder Fernsehen, um die Jungdetektive nicht so wirklich vom Hocker gerissen. Auch bei Kassetten hatte ich es eher mit Jules Verne und Co.
Zum Einschlafen...