»Dorian Hunter« revisited - Teil 47 - Die Milch macht’s…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 47 - Die Milch macht’s …
“Das Mädchen auf dem Teufelsacker”
Mit der Vorlage zu diesem Roman hat der gute Ernst Vlcek nicht nur dem Autor Roy Palmer sondern auch dem Leser einen ziemlichen Brocken aufgehalst, welcher hier eine recht krude, an den Haaren herbeigezogene Story serviert bekommt, die an ähnlich merkwürdige Romane wie “Der grausame Götze” erinnert.
Zwar ist die Grundidee mit dem Blutritual und den Bezügen zu den Ursprüngen der Magie gar nicht mal schlecht, allerdings wird das Thema hier auf eine Weise umgesetzt, die aus mehreren Gründen nicht überzeugt. Zum einen wird der Blutentzug auf diverse Arten hier einfach nur extrem überstrapaziert, wobei die gegen Untote wirksamen Blutkristalle am Ende den Höhepunkt der Merkwürdigkeiten bilden.
Und dann fragt man sich natürlich auch, warum Luguri nach der weltweiten Verkündung seiner Plagen ausgerechnet eine norwegische Insel für eine Heimsuchung auswählt. Ebensogut hätte er mit seiner Machtdemonstration in Sibirien oder in der Antarktis auftreten können.
Dabei fängt der Roman eigentlich noch sehr gut an. Palmer überrascht den Leser mit einem wirklich lesbaren, informativen Rückblick auf die bisherigen Ereignisse und bekommt die vielen Figuren, einschließlich Coco, auch ganz gut unter einen Hut. Auch die Debatte über Hunters momentanes Verhalten macht durchaus Spaß, und es kommt tatsächlich sowas wie ein Hauch von dem guten alten Dämonenkiller - Feeling auf.
Aber spätestens, als Coco und ihre Begleiter die Insel erreichen, wird es einfach nur anstrengend. Von Spannung keine Spur, weil es im Grunde nichts gibt, dem man entgegenfiebert. Luguri schickt halt eine von vielen Plagen los, egal ob diese nun sehr viel Sinn macht oder nicht, und ist dann am Ende wieder mal verschwunden, ebenso wie seine seltsame Blutwolke, welche nach Meinung des Verfassers dieser Zeilen eher in das Universum eines Dan Shocker gepasst hätte.
Einen aktiv agierenden Dorian Hunter vermisst man hier auch nicht, und das nicht nur, weil der “Dämonenhasser” Abi Flindt mit seiner ruppigen Art hier praktisch den Part übernimmt, den der Dämonenkiller früher einnahm, sondern auch, weil er mit seiner inneren Zerrissenheit und seinen ganz eigenen Problemen gerade überhaupt kein Team - Player ist.
Was Stil und Sprache betrifft, liefert Palmer wie immer solide, wenn auch etwas angestaubte Hausmannskost ab, wobei die Dialoge diesmal nicht ganz so hölzern klingen wie zuvor. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, etwa einen Monolog von Coco, der nicht nur hölzern, sondern einfach nur völlig aufgesagt bzw. abgelesen klingt:
“Ich habe an eine wunderschöne Wiedersehensszene geglaubt, aber ich bin enttäuscht worden. Von der Herzlichkeit, die man an den Tag legt, wenn man ein geliebtes Wesen nach langer Zeit wiedersieht und es wohlauf vorfindet, ist bei dir keine Spur zu merken (…) Zwischen uns steht eine Mauer, eine unsichtbare Barriere, die ich nicht zu überwinden weiß” (und so weiter)”
Solche kitschigen, gekünstelt wirkenden Dialog - Szenen findet man heute nicht mal mehr in den schlechtesten daily soaps, das sind einfach Stolpersteine, die einen völlig aus dem Lesefluss reißen würden, wenn dafür nicht bereits andere Zutaten gesorgt hätten.
Nach diesem Roman sehnt man sich wieder nach einem “richtigen” Dämonenkiller, ob allerdings der nächste (und letzte) Band von Gay D. Carson diese Sehnsucht erfüllen kann, das darf an dieser Stelle schon mal bezweifelt werden.
Kommentare
Normalerweise haben verrückte Wissenschaftler den Job, die ganze Welt zu unterjochen - jetzt ist es mal Luguri. Stand wohl im Expose. Habe ihn immer für einen Schleicher gehalten, der seine Fäden im Hintergrund zieht.
Ansonsten wieder ein sehr interessanter Artikel
Zitat: Ja, es geht nach Japan, aber auch da könnte noch der eine oder andere Magenkrampf einsetzen...
Zitat: Schleicher passt schon... vor allem, weil er sich immer so gerne davonschleicht...